Humor & Satire
Fress- und Scheißmaschinen auf Abwegen

Wie lange ist es her, dass ich einen ruhigen Nachmittag hatte? Ich glaube der Letzte war, als die Medikamente und Alk mich flachgekriegt haben und das ist Jahre her. Nicht, dass der Nachmittag damals ruhig war, aber in diesem Zustand würde nicht einmal eine Neutronenbombe jemanden wach bekommen. 
Bedauerlicherweise musste ich die Medikamente bald wieder absetzen. Die Dinger sind verdammt teuer, auch wenn der psychosomatische Lärmstress damit gedämpft wird.
Woher der Lärm kommt, der mir die Nachmittage bei Sonnenschein auf dem Balkon verhagelt und vergraut? Es sind Fress- und Scheißmaschinen auf Amokkurs! Ich hatte diese Entwicklung erst bemerkt, als es unvermeidbar wurde, sonst wäre vielleicht noch der Frieden möglich gewesen. Für Verteidigungsanlagen war es zu diesem Zeitpunkt leider schon zu spät.
Aber diese Dinger haben es verdammt geschickt angefangen. Zuerst haben sie ihre Erbauer dermaßen mit unschuldigen Blicken (Blicke, die jedem Raubtier Konkurrenz machen könnten) eingelullt, dass die Sicherheitsvorgaben entschärft wurden und nicht nur die heimische Werkstatt zum Erkundungsobjekt erklärt wurde, sondern auch noch das nähere äußere Terrain. Wie konnten diese experemtierfreudigen Individuen verkennen, was es für Auswirkungen auf die Flora und Fauna hätte. Haben sie denn nichts aus Jura-sick Dark gelernt?
Die Vögel, die früher immer den Morgen begrüßt haben, piepen nun mäuschenstill in unsichtbaren Kronen, das saftige, duftend grüne Gras ist von deren Fortbewegungsextremitäten vergilbt und plattgetreten, und wo früher Blumenpracht die Wege säumte, blühen nun McDonalds und BurgerKing-Verpackungen auf.
Aber immerhin sind es zukunftsweisende Projekte, wird mir immer vorgehalten. WO DENN BITTE?! Wenn so die Zukunft aussieht, will ich wenigstens die Gegenwart in Ruhe genießen. Viele Erbauer wissen doch nicht einmal mit diesen Maschinen umzugehen und dann sollen sie diese so programmieren und aufrüsten, dass sie die Zukunft zum Besseren verändern? Da hätte ein Affe mit Kernspaltung weniger Probleme. Ok, das ist vielleicht hoch gegriffen, aber so würden sie auch reagieren, wenn eine Alarmsirene mit einer glassprengenden Frequenz auf 200 Dezibel an mehreren Feierabenden die Woche versucht ihnen eines der Sinnesorgane zu zerstören. Der Erbauer ist unfähig den Ausschalter zu finden und sowas soll dann dieses Ungetüm zu einer Bereicherung für die Gesellschaft entwickeln? Ich habe schon humanere Waffen und Folterintrumente gesehen. Dabei hat so gut wie jedes dieser Minimonster heutzutage ein Eingabegerät, welches es immer bei sich trägt und wahlweise auch als Radio, Player oder sogar als Kamera umfunktioniert werden kann.
Doch damit nicht genug. Manche Erbauer pflegen auch noch diese mechanischen Wirbelstürme zu Besuch mitzubringen. "Mei, ist sie nicht süß?" wird dann gefragt, während das Porzellan zu fliegenden Untertassen transformiert oder die Katze gleich mal auf ihre physische Belastungsgrenzen ausgetestet wird. Süß war es wirklich, wie die Erbauer dann die Brieftaschen zücken mussten. Die Tränen dabei haben sie sich aber gerade noch so verkeifen können, denn sie wissen nur zu gut, dass dies nicht die letzte vermeidbare Ausgabe in den nächsten 15 Jahren war.

Nun bin ich kein Unmensch und weiß auch diese Apparaturen in gewissen Situationen zu schätzen. So könnte ich mir nichts besseres vorstellen, als eines dieser ausfahrbaren Greifwerkzeuge um im Keller die hintersten Kisten von Spinnen zu befreien. Oder wo wäre ich heute bloß mit meinem Reinigungsgeschäft, wenn diese Fleckenzwerge es sich nicht zur Kunst erklärt hätten jeden erdenklichen Fleck einmal auf unbezahlbare Einzelstücke zu verewigen.

Doch möchte ich einen Aufruf an die Welt loslassen. Stopt diesen Wahnsinn! Rettet unsere Umwelt und unsere Nerven! Baut abgetrennte Abteilungen für diese Verschlinger, verhängt Ausgangssperren zu nachmittäglichen Zeiten, wo gute Bürger sich an der Natur erfreuen und gebt allen Erbauern einen Zuschuß und kontrolliert, dass sie schalldichte Quartiere einrichten. Hier geht es nicht um unsere Zukunft, sondern um unsere Gegenwart!