Sonstiges
Suicide or Redemption?

Prolog

Seit nun schon 2 Tagen war sie wieder zu Hause. Verkroch sich in ihrem Zimmer, verweigerte jedes Gespräch, jede Mahlzeit. Stunde um Stunde weinte sie, bereute es, nicht ins Heim gegangen zu sein. Sie hörte ihre Eltern trotz der lauten Musik diskutieren.
„Das kann so nicht weitergehen!“, brüllte ihr Vater immer wieder.
Sie drehte ihre Musik noch lauter; Wollte nichts von alledem hören, was sich im unteren Teil des Hauses abspielte.
Ihre Eltern diskutierten Tag für Tag lautstark,  wurden sogar Handgreiflich. Seit mehreren Jahren geht es nun schon so. Seit sie nur noch schwarz trägt, nicht mehr das liebe Mädchen ist, was sich ihre Eltern immer gewünscht haben.
„Du hast nicht ein Fünkchen Respekt vor uns!“, schrie ihr Vater mal. Sie bekam nur Aufmerksamkeit, wenn sie etwas Schlimmes anstellte. Sei es, das sie angefangen hatte, sich selbst zu verletzen oder schlechte Noten mit nach Hause brachte. Immer nur dann wurde sie beachtet. Sonst war sie alleine. Ihre Mutter saß Tag für Tag am Computer. Las ihre Twilight-Geschichten und vernachlässigte ihre Familie. Ihr Vater trank jedes Wochenende.
Auch in der Schule wurde sie nur beachtet, wenn sie negativ auffiel. Und das tat sie durch ihre Kleidung, durch ihre Musik. Metal, Gothic, Folk. Alles nicht sehr beliebt, aber sie liebte die Musik, diese tiefsinnigen Texte. Oder die hämmernden Beats von Industrial. Es lenkte sie von Lärm der Außenwelt ab. Von der Gesellschaft, die sie so sehr verachtete wie Nichts auf der Welt.

Langsam glitt die Klinge in ihren Arm, hinterließ einen tiefen Schnitt. Eine Gänsehaut durchzog sie, dann das Kribbeln und das aufkommende Glücksgefühl. Niemand verstand, warum sie es tat. Aber es war wie eine Droge für sie. Es war bereits eine Sucht für sie. Es tat gut. Es vertrieb den seelischen Schmerz, den körperlichen nahm sie dafür gern in Kauf. Der Druck, der sich in ihr aufgebaut hatte, sank stetig. Ein weiterer Schnitt folgte. Und sie fühlte sich gut. Das Blut floss langsam ihren Arm hinab, hinterließ eine rote Spur, gleich einem Faden. Die klebrige Hitze auf ihrer Haut war angenehm, vertrieb den Gedanken an die gescheiterte Therapie.

Alles ging wie in Zeitlupe an ihr vorbei. Sie war wie in Trance, bemerkte nicht, wie sie langsam in den Schlaf glitt.