Beschreibung
Eine Kurzgeschichte von "Saga", die zusammen mit "Winterzauber" von "Becky" einst einen internen Wettbewerb des Wegs gewonnen hat.
Original ist hier zu finden: http://www.weg-des-stifts.de/smf/hall-of-fame/schneeelfe/
Schneeelfe
Es war eine kühle Dezembernacht, in der ich keinen Schlaf fand. Am nächsten Morgen stand eine wichtige Leistungskursklausur an, die ich jedoch noch zu verdrängen suchte.
Irgendein Gefühl, welches ich nicht zuordnen konnte, hielt mich wach.
Ich hatte mich in meine warme Bettdeckte eingemümmelt und schaute lächelnd aus dem Fenster. Durch eine Straßenlaterne wurde die Gegend davor erleuchtet und ich konnte den pummeligen, weißen Flocken dabei zusehen, wie sie sachte zu Boden rieselten.
Manche von ihnen sammelten sich auf dem Fenstersims und schienen förmlich nach mir zu rufen.
Sie lockten mich ans Fenster und ich öffnete es, um die Hand in die eisige Kälte hinauszustrecken.
Ich wollte eine von ihnen fangen und am liebsten nie wieder loslassen.
Schneeflocken waren frei und unbeschwert. Nichts, was sie in ihrem kurzen Leben belastete. Es war keine Reise von Dauer, die sie vor sich hatten, doch diese Reise musste die schönste sein, die es zu bewältigen galt. Ein jeder würde sie genießen!
"Nehmt mich doch nur ein Mal mit.", wünschte ich mir leise und spürte die Kälte, die mich umfing schon gar nicht mehr.
Plötzlich stieg der frische Duft von Rosen in die Nase und ich wunderte mich, wo er herkam.
"Komm, flieg mit uns." Als dann auch noch eine hohe, sanfte Stimme an mein Ohr drang, war es vorbei.
Ruckartig schaute ich in die Richtung, aus der die Stimme kam und musste einen erschrockenen Aufschrei unterdrücken, als ich sah, dass eine kleine, weiße Gestalt auf meiner linken Schulter saß.
"Wer bist du?" Die Gestalt sah beinahe aus, wie eine schneeweiße Elfe. Ihre Haut war weiß, ebenso wie ihr winziges Seidenkleid. Zwischen ihren Schulterblättern sprossen zwei gläserne Flügel hervor und auf ihrem kleinen Gesicht lag ein sanftmütiges Lächeln.
"Was, was meinst du mit fliegen? Wer bist du? Drehe ich jetzt durch?", platzten die Fragen aus mir heraus, aber die kleine Schneeelfe antwortete nicht.
Stattdessen kicherte sie bloß, pustete mir eine Ladung Pulverschnee ins Gesicht und noch ehe ich widersprechen konnte, wurde ich ins Land der schönsten Träume entführt.
Wovon ich träumte, weiß ich heute nicht mehr. Nur eines ist mir geblieben. Ein Gefühl von Schwerelosigkeit und Freiheit. Das schönste Gefühl, welches jemals mein Herz berührte...