Nein
Rico ist 8 Jahre und ein ziemlich aufgewecktes Bürschen. Er ist ständig in Bewegung, um seine Welt zu entdecken. Rico ist wie ein Fohlen auf der Weide, kaum zu bändigen und wild. Für ihn gibt es keine Uhren, keine Regeln, kein du musst. Das macht ihn so schwierig. Wenn Rico etwas möchte, dann gibt es nur, "ich will...".
"Rico, du musst noch Hausaufgaben machen",sagte Hanne, seine große Schwester. "Es ist schon spät und wir wollen gleich zu Abend essen". "Mir doch egal," erwidert Rico. "Ich habe keine Lust, ich will jetzt Fußball spielen."
Rico spielt gerne Fußball. Er ist ein guter Spieler. Am liebsten ist er Stürmer. "Rico", ruft Hanne empört. "Das Fußballspielen musst du auf Morgen verschieben". Eine Tür knallt zu und Rico ist verschwunden. Hanne schaut aus dem Fenster und sieht Rico mit seinem roten Fußball über die Straße rennen. Am offenen Fenster ruft sie ihm nach. "Rico, komm zurück".
Rico dreht sich kurz um, "nein, ich will nicht".
Genervt schließt Hanne das Fenster und beginnt das Abendessen vorzubereiten.
"Wo ist Rico"? fragt die Mutter als sie von der Arbeit heim kommt. "Na wo schon, auf dem Fußballplatz", sagt Hanne. Fragend schaut die Mutter sie an. "Hat er seine Hausaufgaben fertig"? Hanne schüttelt den Kopf.
Mutter reißt das Fenster auf. "Rico, komm bitte sofort nach Hause." "Nein, ich will nicht." ruft Rico zurück.
Die Mutter schüttelt den Kopf und geht in die Küche, um Hanne zu helfen.
Langsam wird es dunkel und Rico ist noch immer nicht da. Hanne geht noch mal zum Fenster und ruft hinaus, "Rico, Rico". "Was ist"? ruft es aus der Ferne. "Komm jetzt, es wird Zeit". "Ich will noch ein bisschen spielen, ich komme gleich".
Eine halbe Stunde später ist Rico endlich da, völlig aus der Puste. Wie ein Wasserfall erzählt er. "Ich habe zwei Tore geschossen und morgen will ich wieder spielen. Da schaffe ich bestimmt noch mehr Tore".
Die Mutter schaut ihn an und sagt,"Rico, morgen wirst du nicht auf den Fußballplatz gehen. Ich will, dass du morgen deine Hausaufgaben machst, gleich nach der Schule". Rico wundert sich. "Wieso morgen, jetzt will ich meine Hausaufgaben machen". "Nein, jetzt gehst du ins Bett, sofort". Die Mutter ist sauer auf Rico und ihre Stimme wird lauter als er sagt, "ich will noch nicht ins Bett, ich will fern sehen".
Die Mutter ist empört, schnappt Rico am Arm und schiebt ihn in sein Zimmer. "Jetzt ist Schluss, du gehst ins Bett. Gute Nacht, Rico."
Rico ist plötzlich ganz still, so hat er Mutter noch nicht erlebt. Dann schläft er ein.
Am nächsten Morgen ist alles ganz anders, keiner sagt etwas. Wortlos nimmt Rico seine Schultasche und geht. Mutter schaut ihm nach und bemerkt, das er sehr traurig wirkt. Am Fußballplatz bleibt Rico plötzlich stehen, hebt einen Stock auf und schreibt etwas in den Sand. Die Mutter wird neugierig und schaut nach als Rico nicht mehr zu sehen ist. "Ich komme erst morgen wieder Fußball spielen,Rico."
Lächelnd geht die Mutter nach Hause.
Als Rico am Nachmittag aus der Schule zurück ist geht er sofort in sein Zimmer. Ganz still ist es darin. Zwei Stunden später hält Rico eine Zeichnung in der Hand. Darauf zu sehen ist ein Junge auf einem Fußballfeld. "Für dich Mutter". sagt Rico. "Meine Hausaufgaben mache ich jetzt gleich. Darf ich morgen wieder Fußball spielen"?
Die Mutter schaut ihn an, nimmt Rico in den Arm. "Natürlich, mein Großer und ich hoffe, dass du viele Tore schießt".
