Beschreibung
in zusammenarbeit mit meiner mittleren tochter jeannette
Es ist das Jahr des Herren 1187, der Abend des 3.Juli.
So, jetzt sitze ich hier. Was um Himmelswillen machen wir hier, in einem Land das wir nicht wollen und das uns nicht will, dachte der alte Ritter. Und blickte auf die, in der ferne aufflackernden Feuer des Feindes.
„Morgen wird wahrscheinlich unsere letzte Schlacht sein.“, flüsterte sein Nachbar, fast noch ein Knabe. Bedauernd schaute der „alte“ Ritter den Jüngling an.
Ich war auch mal so Jung wie er, damals sammelte ich meine ersten Erfahrungen als Knappe, damals lebte auch noch mein Gönner und Ziehvater, was wäre wohl ohne ihn aus mir geworden?
Langsam wanderte sein blick zurück, zu einer zeit als er noch ein kleiner 8-jähriger Knabe war.
Damals lebte ich mit meinen Eltern in einem Dorf, vor der Stadt Köln. Wir lebten mehr schlecht als recht, deshalb waren meine Eltern erleichtert, als der Lehnsherr nach Pagen suchte.
Ich freute mich, zu diesem Zeitpunkt wusste ich ja auch noch nicht, das ich meine Eltern nie wieder sehen würde.
Zuerst hat mich der Lehnsherr, der Ritter vom gelben Hahn, nicht beachtet.
War ich doch nur einer von vielen Pagen auf seiner Burg und weder geschickter noch ungeschickter wie jeder andere.
Aber bald schon, bemerkte ich, das ich öfter gerufen wurde, wenn große Veranstaltungen auf der Burg stattfanden. Die Gäste meines Lehnherrn machten sich anfangs lustig über mich, war doch das Tablett das ich trug, doch bald doppelt so groß wie ich. Dennoch gelang es ihnen nicht mich zum fallen zu bringen.
Das musste dem Ritter vom gelben Hahn, sehr beeindruckt haben.
Schon kurze Zeit später ließ er mich rufen, um mir zu sagen, das er mich dazu auserwählt hatte sein Knappe zu werden.
Natürlich erst, wenn ich eine gewisse Ausbildung hinter mich gebracht hätte.
Was blieb mir auch anderes übrig, ich war erst 10 Jahre alt.
Die erste Zeit meiner Ausbildung bestand darin, schwimmen zu lernen, die Pferde richtig zu pflegen und die Rüstung meines Herren zu Putzen.
Wäre es doch nur so weitergegangen, dann hätte ich meinen Herren zu Turnieren begleitet und meine Ausbildung abgeschlossen.
Aber eines Tages kam mein Herr von einer Zusammenkunft von Rittern, in Köln zurück.
Die Burgherrin wusste gleich, als sie den Herren sah, was in Köln passiert sein musste.
Es war ein Aufruf zum Kreuzzug, dem mein Herr natürlich nachkam.
Hektische Betriebsamkeit machte sich auf der Burg breit. Vorkehrungen mussten für die Zeit, wenn der Burgherr nicht da ist getroffen werden. Und auch dafür falls er nicht mehr zurückkehren sollte.
Damals begriff ich nichts davon, ich wusste weder wo es hin gehen sollte noch was mich erwarten sollte. Ich war, ja wie alt war ich damals eigentlich, als wir von der Burg weggingen? Wie viele Jahre bin ich schon von zu Hause fort?
Wenn ich es mir recht überlege, sind es wirklich erst 5 oder 6 Jahre. Und mir kommt es wie eine halbe Ewigkeit vor.
Mein Gott ich war erst 14 Jahre alt.
Ich wusste, was es bedeutet in den Kreuzzug zu ziehen. Aber ich wusste damals noch nicht, welches elend mir begegnen würde und was ich alles würde ertragen müssen.
Anfangs war alles nur ein großes Abenteuer.
Wir waren als große Reisegruppe unterwegs, also die Gefahr überfallen zu werden war gering.
Unterwegs schlossen sich, immer mehr Ritter mit ihrem Gefolge, uns an.
Noch nie vorher war ich mit so vielen Leuten unterwegs.
Die ersten wirklichen Gefahren die wir als Reisegruppe bestehen mussten, war die Überquerung der Alpen.
Einige von den Rittern stürzten ab oder wurden von Schneelawinen fortgerissen. So verringerte sich unsere Reisegruppe um mindestens 50 bis 60 Menschen. Viele waren aus unserer näheren Umgebung, das heißt wir kannten sie sehr gut.
Mein Herr sagte dazu nur, diejenigen die auf dem Weg ins Heilige Land sterben, waren von Gott nicht auserwählt, es zu betreten und zu befreien.
Seltsamer weise wurde die Verbindung zu meinen Herren enger, bald schon meinte er, ich sei eine Art Sohnersatz für ihn. Mir war es egal, hatte ich dadurch doch nur vorteile.
Nach der Alpen Überquerung, trennte sich die Gruppe. Die eine hälfte zog in Richtung Rom und die andere, zu der mein Ritter und ich gehörten, in Richtung Konstantinopel.
Bis wir in Konstantinopel ankamen , hatte ich genügend zeit und Gelegenheit meine Ausbildung zu beenden. Ich lernte auch das Lieblingsspiel meines Herren kennen, das Schachspiel.
In Konstantinopel habe ich mein Schachspiel dermaßen vervollkommnet, das ich sogar mein Herren und andere Ritter besiegte.
Mein Herr meinte zu diesem Zeitpunkt, das es jetzt an der Zeit sei über den Bosporus zu setzen um noch näher an Palästina und an Jerusalem zu sein.
Auf der anderen Seite des Bosporus, erhielt ich mein erstes eigenes Pferd. Was für ein großartiges Geschenk meines Herren, da war ich gerade einmal 16 Jahre alt. Ich durfte die Waffen meines Herren Tragen, oh wie war ich stolz, ich war endlich ein vollwertiger Knappe.
Aber schon bald bemerkten wir das die Wege im Heiligen Land nicht mit Gold gepflastert waren, und das dort keines Wegs Milch und Honig flossen.
Schon bald hatten wir unsere ersten Scharmützel hinter uns, die wir unbeschadet überstanden.
Zumindest hatten wir bis dahin alle überlebt. Aber wie das so ist, es sollte nicht so bleiben.
Es war noch nicht einmal eine Schlacht oder ein kleines Scharmützel, sondern Lediglich eine kleine Kraftprobe zwischen Rittern des deutschen Ordens und den Tempelrittern. 10 auf der einen und15 Ritter auf der anderen Seite. Da rief mein Ritter mich zu sich heran und fragte ob ich bereit wäre, an seiner Seite als Ritter zu Kämpfen. Natürlich sagte ich voller stolz ja, hatte ich ihn doch schon bei anderen Gelegenheiten darum gebeten.
Jetzt trug ich voller stolz die Farben meines Herren, einen Gelben Hahn auf schwarzem Grund.
Die Waffen trug ich nun nicht mehr am Sattel sondern am Schultergurt und an der Hüfte. Ebenso bekam ich von ihm meine Sporen.
Wie waren noch mal seine Worte: „So mein Sohn, nun bist du also Ritter. Mach mich stolz und trag diese Farben mit stolz. Ich kann dich nicht mehr weiter unterstützen, du bist von jetzt an auf dich selbst gestellt.“ Nach diesen Worten übergab er mir noch einen Beutel mit Münzen. Ich hatte gerade noch Zeit den Beutel weg zu stecken und die Sporen anzulegen. Als der Kampf schon los ging.
Was soll ich sagen, es dauerte nicht lange.
Das Resultat war das zwei unserer Ritter starben, darunter auch mein väterlicher Beschützer, Lehrer und zum Schluss auch Freund.
Das war vor nicht ganz vier Monaten.
Es ist das Jahr des Herren 1187, der 4.Juli
Der Morgen nähert sich und auch die kommende große Schlacht gegen Saladin. Die Feuer in der Ferne wurden langsam gelöscht. Und auch ins großen Herr der Kreuzfahrer kam langsam Bewegung. Aufgeregtes Gebrumme, wie in einem Bienenstock.
Die Schlachtformation wurde eingenommen. Und dann die große Ruhe vor dem Sturm.
Es ist das Jahr des Herren 1187, der 5.Juli
Die letzte Große Schlacht der Kreuzfahrer im Heiligen Land ist geschlagen.
Die Kreuzfahrer gingen nicht als Sieger hervor.
Was wurde aus unserem Ritter, schauen wir über das Schlachtfeld, vielleicht entdecken wir die Farben unseres Ritters, den Gelben Hahn auf schwarzem Grund.
Schaut doch dort, fast genau in der Mitte des Schlachtfeldes, wo die meisten Toten liegen.
Unser Ritter war tapfer, er trug die Farben seines Gönners mit stolz.
Nur bringt ihm das nicht mehr viel, nicht einmal mehr Ruhm.