Phoenix
Der Blick von oben machte alles so wunderbar klar. Der Abstand, diese Distanz, die alles zum Unwesentlichen werden lässt. Es gibt nur noch dich, und das ist es was zählt.
Frei wie ein Vogel fühlst du dich, erhaben und stolz. Doch warte, es sticht.
Du erinnerst dich. An den Schmerz. An den Verlust? Du weißt es nicht mehr genau.
Du willst darüber eigentlich gar nicht nachdenken. Die Narbe schmerzt. Sie pocht, will deine Aufmerksamkeit.
Na gut, was ist? Ja es war furchtbar. Allein gelassen zu werden. Dem Grau des Alltags überlassen zu werden. Mit dem Gesicht zur Wand gedrängt zu werden.
Wie oft hast du dich gefragt, warum. Aber keine Antwort weit und breit.
Gemacht hast du, was du gefühlt hast. Mutig und bereit Konsequenzen zu tragen, die du dir gar nicht auszumalen vermochtest.
Es war hart. Wie oft musstest du den Staub schlucken, als du wieder mal am Boden lagst.
Es muss weitergehen, und du standest wieder auf.
Menschen kamen und gingen. Suchtest du etwa einen Ersatz? Natürlich nicht. Wer würde wagen das zu denken, geschweige denn auszusprechen. Du fandest sowieso nie das, was du so verzweifelt gesucht hast.
Und irgendwann, da konnstest du nicht mehr. Es war aus. Jegliche Energie versiegt. Du bliebst liegen.
Und ließt dein altes Ich hinter dir. Befreit von deinem Ego. Gestorben.
Und jetzt fühlst du dich wie neu. Bereit zu fliegen. Dem Ballast für immer entsagt.
Und aus diesem Abstand, dieser Distanz, die alles zum Unwesentlichen werden lässt, gibt es nur noch dich, und das ist es was zählt.
Und die Narbe, die dich ab und zu erinnert. Freundlich, aber bestimmt. Damit du nie vergisst, wer du bist und woher du kommst.