Beschreibung
Geschenke sind Gaben von Herzen und nur mit Liebe gefüllt
Erzählung in 8 Teilen
Teil 7: Gundemar
Viel hat Gundemar seit dem Verlassen des Klosters erlebt: die Intrigen des Töchterleins im Hause des ersten Baumeisters; Nachstellunggen durch andere Gesellen, weil er so treu zu seiner Liebe Adelheid und zu seinem Meister steht; fehlgeschlagene Annäherungsversuche einer Meistergattin, die zu seinem Hinauswurf führten. Aber schließlich klärt sich alles auf, weil die Ehefrau ihr schlechtes Gewisssen nicht beruhigen kann und sich sowohl dem Priester als auch ihrem Ehemann anvertraut. So wird letztendlich auch Gundemar von jeglicher Schuld rein gewaschen. Sein Meister und er versöhnen sich wieder. Und immer leuchtet in seinem Herzen das Bild seiner schönen Braut Adelheid. Das kleine Päckchen, das sie ihm einst zum Abschied schenkte, hat er längst vergessen. Aber ihren Abschiedssatz hört er immer wieder und ihr letzter Kuss hat sich ihm auf den Lippen eingebrannt. Das sind die Gründe, warum er allen Versuchungen widersteht und auch nie an ihrer Treue zweifelt. Der Meister, der ihm seine letzte Arbeitsstelle gibt, ist ihm durch Ehrlichkeit und Respekt zu einem echten Freund geworden.
Viel hat Gundemar auf seinen Wanderjahren gelernt, was seinen Beruf angeht, aber auch seine Menschenkenntnis ist gewachsen und er ist reif geworden und kann jetzt beruhigt eine Familie gründen. Sein Glaube ist stark, sein Selbstvertrauen und sein Vertrauen ins Leben haben ihn durch die Wanderjahre getragen. Und das Ziel seiner Hoffnung ist nicht mehr weit: Adelheid.
Gundemar hat seine Wanderjahre hinter sich und ist jetzt auf dem Heimweg. Das Kloster hat er in guter Erinnerung behalten und so beschließt er, hier wieder vorbei zu schauen. Endlich steht er vor der Klosterpforte und betätigt wie damals den Türklopfer in Form eines Löwenkopfes. Der Bruder Pförtner öffnet einen Spalt breit die schwere Tür, leuchtet Gundemar ins Gesicht und Erstaunen steht in seinen Augen. Gundemar nennt seinen Namen, dann öffnet sich die Tür vollends, die beiden Männer umarmen sich und die Wiedersehensfreude ist riesengroß. Gundemar ist erneut herzlichst aufgenommen. Mehrere Tage bleibt er im Kloster, besucht den inzwischen völlig wieder hergestellten Bruder Baumeister und teilt mit den Brüdern ihr klösterliches Leben. Einmal in der Kirche, bei einem stillen Gebet, wird er unauffällig beobachtet. Es ist der junge Berthold, der ihn aufmerksam betrachtet. Er fühlt sich stark hingezogen zu Gundemar. Im Kreuzgang nähert er sich ihm unauffällig und spricht ihn an: „Guten Morgen, lieber Freund. Seit einigen Tagen genie0t ihr hier Gastfreundschaft. Wie ich erfahren konnte, ist dies nicht euer erster Besucht hier.“ An dieser Stelle nimmt Gundemar den Faden des Gespräches auf und erzählt einfach seine Geschichte: seinen ersten Aufenthalt hier, seine Wanderjahre und jetzt die Sehnsucht nach seiner Braut. Der junge Mann hört aufmerksam zu. Dann fragt er Gundemar, wann er aufbrechen will zum letzten Reiseabschnitt und Gundemar antwortet rasch: „Morgen nach dem Frühgottesdienst will ich das Kloster verlassen. Meine Braut Adelheid wartet bestimmt so sehnlich auf mich wie ich auf sie. Dann können wir endlich heiraten und alles wird gut.“
Berthold bittet Gundemar, hier im Kreuzgang auf ihn zu warten. Er wolle ihm zum Abschied noch eine Kleinigkeit schenken. Kurze Zeit später steht Berthold wieder vor Gundemar. Er schaut ihn noch einmal ganz aufmerksam an, lächelt und nickt. Dann überreicht er ihm ein kleines in Stoff gewickeltes Päckchen und sagt: „Zum Abschied schenke ich dir dies. Trage es immer nahe bei deinem Herzen. Euer Glaube und gegenseitiges Vertrauen, eure starke Liebe und eure gemeinsame Hoffnung, dass alles gut wird, soll euch euer ganzes Leben begleiten.“Eine warme Umarmung von beiden Seiten, ein paar Tränen in Gundemars Augen, dann trennen sich die beiden Männer, um schlafen zu gehen.
Vor dem Einschlafen nimmt Gundemar das Päckchen zur Hand, das er vorhin geschenkt bekam. Und im schwachen Schein der Kerze erkennt er, was er in Händen hält. Freudentränen rinnen ihm über die Wangen. Dann fällt er in einen tiefen und traumlosen Schlaf.
© HeiO 12-2010
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