Feuchte Erde fällt auf mein Gesicht. Ich höre Schritte und Keuchen. Das Geräusch von Spatenstiche in feuchte Erde. Wieder fällt Erde auf mein Gesicht, fällt mir in die Augen, in den Mund. Ich kann mich nicht bewegen nicht weglaufen nicht schreien. Weiche Erde bettet mich ein. Mein Blut hat aufgehört zu fließen. Es ist kalt.
Erde in meinem Gesicht ich versuche zu atmen. Alles tut weh. Es ist Dunkel. Ich höre immer noch Schritte und Spatenstiche und immer mehr feuchte Erde fällt auf mich.
Alles schmerzt. Meine Beine meine Arme mein Hals ich kann nicht schlucken. Spucke rinnt mir aus dem Mund ich kann ihn nicht schließen. Lass es bald vorbei sein. Ich versuche meine Hand durch die Erde zu graben. Vergebens die Last ist zu schwer. Ich versuche besser Luft zu bekommen, doch meine Rippen schmerzen, und immer mehr Erde dringt in meine Nase und in meinen Mund. Ich rieche feuchte Erde, Moos und Gräser. Ich höre ihn noch keuchend die Erde auf mich schütten. Voller Hast. Er hat mich einfach weggeschmissen. Wie Müll. Und jetzt muss er mich los werden. Vergraben war sein einziger Ausweg. Vergraben und Vergessen.
Samstagabend.
Tom und ich gehen aus. Wir treffen uns in einer kleinen Disco im Nachbar Ort. Ich hab mich für Tom hübsch gemacht, aber er bemerkt es nicht. Wir gehen in der kleinen Disco an die Bar. Es ist eine kleine gemütliche Kneipe mit vielen Einheimischen. Ich trinke Mineral er Cola. Unsere Freunde treffen ein. Joe und Steffi. Joe und Tom beginnen über Männersachen zu reden und Steffi will tanzen. Ich geh mit Steffi tanzen. Die Spots blenden mich die Musik ist viel zu laut und die Tanzfläche ist voll. Der künstliche Nebel wurde eingeschalten und gibt mir den Rest.
Ich geh auf die Toilette um wieder Luft zu bekommen und um auch wieder etwas zu sehen. Kaltes Wasser spritze ich mir ins Gesicht und sehe mich im Spiegel an. Rotblondes Haar, grüne Augen und blass.
Die letzte Zeit mit Tom hat mir zugesetzt. Seine Eifersucht. Seine Aussetzer. Aber er wird sich bessern! Hat er gesagt. Er entschuldigt sich auch immer. Das Letzte Mal hat er im Krankenhaus sogar geweint, als er mich besuchte. Rosen hat er mir mitgebracht. Und ICH LIEBE DICH gesagt. Ich konnte meine Augen aber nicht richtig öffnen. Mein Gesicht war zugeschwollen. Und ich konnte auch nicht richtig laufen. Er hat mir in den Bauch getreten.
Aber das war alles schon vier Wochen her. Und er liebt mich doch! Und er sagte doch er würde sich Bessern. Als mich damals seine Mutter nach dem Krankenhaus Aufenthalt gesehen hatte, traten mir Tränen der Scham in meine Augen. Ich wollte nicht das Sie mich so sieht! Aber Sie sagte nur zu mir: „Das ist das Los der Frau.“ Ich schluckte meine Tränen.
Jetzt sind wir das erste Mal wieder miteinander aus. Ich hab mich so auf diesen Abend gefreut!
Ich höre draußen laute Stimmen, auch die Stimme von Tom! Was ist da los? Ich geh raus da schreit mich Tom an: „Und? Wo ist jetzt dein Stecher?“ ich schau ihn verwirrt an und sag: „Tom, hör auf! Du weißt dass ich dir treu bin!“ „Was machst du sonst so lange auf dem Klo? Da ist sicher noch ein Kerl drin!“ Er schreit mich an, alle Leute schauen zu uns manche lachen. „Du bist eine Schlampe! Eine Hure!“ Mir wird heiß und ich gehe rückwärts von Tom weg. „Du weißt dass das nicht stimmt! Ich liebe dich Tom! Du weißt es!“
„Hau ab du Hure!“ schreit er mich immer noch an.
Am liebsten wäre ich nach Hause gelaufen. Wie er mich angesehen hat! Ich geh zu den Dartautomaten und überlege was ich jetzt tun soll. Joe hat Tom überredet mit ihm an die Bar zu gehen und zu trinken. Und Steffi interessiert sich nicht für mich. Ich wische mir die Tränen aus meinem Gesicht, und alle starren mich an. Ich überhöre das Getuschel über mich.
Ich hab doch gar nichts getan! Warum macht er nur sowas? Ich steh an der Bar und beobachte die bunten Lichter am Dartautomaten, und überlege ob ich überhaupt eine Taxinummer eingespeichert im Handy habe.
Auf einmal werde ich brutal an meinem Haar nach hinten gerissen. Ich schreie: „Lass los!!!“ ich höre die Stimme von Tom: „ Du benimmst dich wie Müll?! Dann sollst du auch wie Müll behandelt werden!“ Ich verliere den Boden unter meinen Füßen. Tom nimmt darauf keine Rücksicht, er schleift mich quer über den Boden Richtung Ausgang. Ich schreie will mich los reißen, flehe andere an mir zu helfen, doch keiner fühlt sich betroffen. Er beschimpft mich fürchterlich und zerrt mich ins Auto, zwingt mich einzusteigen. Ich will weglaufen! Er geht um das Auto um einzusteigen, ich öffne die Beifahrertür und will aussteigen, hab mein Bein schon draußen, da läuft Tom wieder zurück und hat mir die Beifahrertür mit voller Wucht auf mein Bein. Schmerz durchfährt meinen Körper der mir die Träne in die Augen treibt. Er nimmt noch einmal Schwung und haut mir die Tür noch ein zweites Mal auf mein Bein. „Weglaufen? Was?! Du Schlampe! Du Hure! DU setzt mir keine Hörner auf! DU nicht! Miststück!“ Er lehnt sich zu mir ins Auto und flüstert mir ins Gesicht: „ Und wenn ich dir jeden einzelnen, gottverdammten Knochen in deinem Leib brechen muss.“ Wir fahren los.
Wie gelähmt sitze ich im Auto und höre Tom schreien, fluchen und mich beschimpfen. Einmal versuchte ich ihn zu beruhigen, er schlug mir sofort mit der Faust in mein Gesicht. Ich habe Angst! Er fuhr mit mir nicht nach Hause sondern ins Naturschutzgebiet. Wir bleiben stehen. Ich traute mich nicht zu fragen. Er stieg hastig aus, rannte zu der Beifahrertür und zerrte mich aus dem Auto. Mein Bein schmerzte mein Gesicht schmerzte und ich schmeckte Blut in meinem Mund.
Ich jammerte und weinte und wenn ich versuchte ihn zu beruhigen bekam ich seine Faust in mein Gesicht. Er zerrte mich ein Stück in den Wald, stieß mich zu Boden. Meine Lippen waren aufgesprungen, mein Auge schwoll langsam zu und ich hatte Nasenbluten. Mein Bein schmerzte fürchterlich meine Rippen und mein Arm taten auch weh. Was hat er vor? Ich krümmte mich vor Schmerz auf dem Waldboden und wimmerte. Er ging neben mir auf und ab. „Wieso machst du das?!“ schrie er mich an. „Wieso machst du das?!“ und trat mich bei jedem einzelnem Wort mit voller Wucht. „Du bist Schuld! Du machst mich wahnsinnig! Du gottverdammte Hure!“ Ich konnte nur noch wimmernd am Boden zusammen gekauert liegen. Tränen liefen mir über mein Gesicht ich konnte nicht mehr richtig atmen. Ich spucke Blut.
Auf einmal riss er mich brutal auf den Rücken und setzte sich auf meinen schmerzenden Körper. Streckte meine schmerzenden Arme aus und nahm meinen Kopf in seine Hände und streichte mit seinen Daumen über meine Augen. Ich konnte nur noch winseln, ich fürchtete mich so sehr wie noch nie in meinem Leben!
Tom kam mit seinem Gesicht ganz nah zu meinen und flüsterte: „Du bist ein hübsches Ding!“ Mit diesen Worten drückte Tom mir meinen Kopf ganz fest mit seinen Händen zusammen. Es schmerzte. „Aber, wenn ich dich nicht haben kann, dann wird dich auch niemand anderer haben können!“ schrie er! Und mit diesen Worten bohrten sich seine Daumennägel in meine Augen, ich schrie vor Schmerz! Ich fühlte Blut über mein Gesicht fließen und dachte nur daran dass er mir mein Augenlicht genommen hatte! Ich war blind! Ich schrie um Hilfe! Jammerte, flehte! Seine Hände griffen meinen Hals und drückten zu. Ich versuchte mich zu befreien, strampelte wild, kein Entrinnen! Meine Bewegungen wurden langsamer und schließlich hörten sie auf. Er drückte mir immer noch die Kehle zu, ließ aber dann doch aus.
Er holte Spaten und Handschuhe aus dem Auto und fing an zu graben.
Ich höre ihn immer noch keuchend Erde schaufeln. Mein Körper versucht sich noch einmal zu wehren und ich fange an zu Husten. Ein Spatenstich beendete mein Leiden.
© Lisa11