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Texte und Skizzen der Autorin
© Hollabrunn, 2008
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Diane Legenstein
Franzosenweg 3
2020 Hollabrunn
02952/90413
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www.dianelegenstein.at.ttÂ
Potschochters Weihnachtsbaum
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Es war Montagvormittag. Potschochter hatte viel zu tun. Er wurde beauftragt, für die Familie dieses Jahr den Weihnachtsbaum zu besorgen. Etwas ängstlich machte er sich auf den Weg.
Er hatte wirklich ein mulmiges Gefühl dabei. Denn bisher hatte seine Familie Potschochters Entscheidungen immer für mies gehalten und hatte etwas zu beanstanden.
Diesmal wollte er es aber richtig und allen recht machen.
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Eingemummt stapfte Potschochter durch unberührte Winterlandschaft. Es kostete ihm sehr viel Mühe einen Fuß nach den anderen zu setzen, so tief sackte er in den Schnee. Endlich gelangte er zu dem Wald, der die schönsten Bäumchen beherbergte. Auf Potschochters Nasenspitze glitzerte gefrorener Schweiß. Die Schneeflocken auf seiner dicken Daunenjacke
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hatten alle Mühe sich festzuhalten, um nicht runter zu fallen.
Seinen Augen bot sich ein fantastischer Anblick. Ein Tannenbäumchen schöner und stolzer als das andere. Dicke Stämme trugen dichte Zweige und silbriggrüne Nadeln. Alle Bäume wollten als Christbaum gekrönt werden.
Potschochter war hin und her gerissen. Er konnte sich kaum entscheiden, welchen Baum er nun für seine Familie mit nach Hause nehmen sollte.
Potschochter glaubte ein wildes Durcheinander an Rufen zu vernehmen.
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„Mich, bitte nimm mich. Schau mich an, wie schön ich bin!“
„Ich würde Deinen Kindern am besten gefallen“, schrie ein anderer Baum.
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„Pah, was wollt ihr Anderen. Ich bin der schönste und meine Zweige sind symmetrisch angeordnet. Und erst meine Spitze! Sie ist die Krönung meines stattlichen Wuchses“, näselte eine Douglasfichte dazwischen.
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„Ja, Dich werde ich nehmen. Du bist wirklich wunderschön!“, entschied sich Potschochter für die Douglasfichte.
Umständlich kramte er seine Säge aus dem Rucksack hervor und kniete neben der Auserkorenen nieder. Kurz bevor Potschochter seine Säge an der Douglasfichte ansetzen
konnte, drang ein verzweifeltes Schluchzen zu ihm.
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„Nanu, wer weint denn da?“, hielt Potschochter inne.
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„Ach nichts! Vergiss es! Komm schon und vollende dein Werk“, befahl die Douglasfichte ungeduldig. Sie konnte es kaum mehr erwarten von Menschenhand geschmückt und von Kindern bestaunt zu werden.
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Potschochter erhob sich und blickte suchend um sich. Woher kam dieses Schluchzen bloß?
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Langsam und behutsam setzte er nun ein paar Schritte weg von der Fichte und entdeckte ein kleines weinendes Tannenbäumchen.
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„So sag doch mal, warum weinst Du? Was ist passiert?“, drang Potschochter in das Bäumchen.
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„Ach, ich bin so klein. Die anderen Bäume sind viel schöner und Ehrfurcht gebietender als ich. Mich wird niemals jemand erwählen, um an Heilig Abend die Menschenherzen zu erfreuen“, schluchzte das Bäumchen verzweifelt.
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„Aber nicht doch. So wein doch nicht!“
„Schau dir doch mal meine Spitze an, immer wieder hat man sie gestutzt, damit ich nur ja nicht zu groß werde und den anderen vielleicht die Schau stehle. Und jetzt schau mich an, ich bin krank und werde diesen Winter wohl nicht mehr überleben“, führte das Bäumchen die Situation seinem Gegenüber vor Augen.
Potschochter hatte sofort Mitleid mit dem Bäumchen und beschloss ihm seinen letzten Wunsch zu erfüllen.
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„Was ist denn jetzt mit dir? Komm schon ich will nicht ewig warten“, rief die Douglasfichte zu Potschochter. Dieser drehte sich in ihre Richtung und entgegnete, immer darauf bedacht, niemanden zu verletzen:
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„Liebe Douglasfichte. Du bist wahrlich wunderschön. Aber ich werde dich nicht mitnehmen. Denn ich habe keinen Schmuck, der deiner würdig wäre.“
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„Tja, Pech gehabt mein Lieber“, schüttelte die Fichte arrogant den Schnee von ihren Zweigen und fügte sich in ihr Schicksal.
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Nun wandte sich Potschochter dem kranken Baume erneut zu und sprach:
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„Lieber kleiner Baum. Da es dein inniger Wunsch ist, als Weihnachtsbaum zu enden, so will ich dir gerne dabei helfen.“
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Vor lauter Rührung vergoss das Bäumchen ein paar Tropfen frischen Harzes, ehe es sich der Menschenhand hingegeben hatte.
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Während Potschochter an dem kleinen kranken Bäumchen sägte, fragte er sich, wie er seiner Familie diesen Baum erklären sollte.
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„Eigentlich verbindet mich sehr viel mit diesem Bäumchen hier“, erkannte Potschochter.
„Der Kleine da wurde stetig von oben zurechtgestutzt und konnte sich nie frei
entfalten. Doch bei näherer Betrachtung, erkennt man, dass neben seiner vernarbten Spitze immer wieder neue Triebe hervorstehen. Bei mir ist es ja auch ähnlich. Ständig nörgelt man an mir herum. Häufig wird versucht mich klein zuhalten. Aber wie der Baum, so versuche auch ich stetig weiter zu wachsen, mich zum Himmel empor zu strecken.“
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Schließlich verstand Potschochter, dass eigentlich alles nur dazu da ist, um zu wachsen. So auch die Menschen. Auch sie sollen durch ihr Leben und ihre Erfahrungen wachsen. Vielleicht sogar so heranwachsen, dass Gott Freude mit ihnen hat.
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Da Potschochter beim Reden noch nie so gut war, beschloss er eine kleine Geschichte über das Erlebnis zu schreiben, damit seine Familie nachvollziehen kann, warum ausgerechnet dieser Baum neben der weihnachtlichen Krippe, in Potschochters Hause, wachen soll.
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Sobald Potschochter nach Hause kam, begann er zu schreiben:
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Es war Montagvormittag....
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Potschochters Begegnung mit Jesus
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Der kleine Potschochter stapft Nase bohrend durch sein Leben. Er ist ein bisserl eigensinnig und nicht so gescheit wie all die anderen. Er trägt das was ihn wärmt und sich angenehm anfühlt. Er läuft oftmals im Schatten, wo er trotz seiner wärmenden Kleidung friert. Auf Potschochters Weg sind immer wieder Bänke wo er sich setzen und von der Sonne wärmen lassen kann. So viele Menschen laufen durch das Leben und nehmen die Sitzgelegenheiten und die Sonne erst gar nicht wahr. Sie hasten um nur ja schnell ans Ziel zu gelangen. Aber Potschochter geht träumend durch sein Leben. Er übt sich im „Löcher-in-die-Luft-starren“.
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Plötzlich springt Gott in sein Leben. Er setzt den kleinen Potschochter, den er ganze Zeit in seinen Händen trug vor sich ab und will sich mit ihm unterhalten und ihn umarmen. Aber Potschochter ist leider nicht so intelligent, versteht das nicht und will weiterlaufen.
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Da Gott ein persönlicher Schöpfer ist und somit auf seine Werke individuell eingeht, schnappt er sich einfach eines seiner Meisterstücke und durchdringt es für kurze Zeit. Durch diesen Menschen erst, schafft Gott es, zu Potschochter durchzudringen und ihm seine Liebe und Ansehen zu schenken. Dieses Meisterstück hat sehr tiefgehende Augen die sprechen können. Diese Sprache ist nicht laut, nicht aufdringlich, aber so deutlich, dass sich Potschochter Gottes Liebe, die durch die Augen dieses Gegenübers dringen, nicht entziehen kann. Das will der kleine Wicht auch gar nicht. So gelingt es Gott, den kleinen Nasebohrer dazu zu bewegen, auf der Bank Platz zu nehmen, um sich von seiner Wärme bestrahlen zu lassen.
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Nach langem Zwiegespräch, in dem der kleine Wicht seinem Gegenüber all die Probleme und Nöte seines kleinen Herzens anvertraut, beginnt Potschochter plötzlich hinter das Antlitz dieses menschlichen Gegenübers zu blicken. Nur mit seinem Herzen kann der kleine Träumer erfühlen mit wem er da eigentlich zusammen ist. Potschochter ist zutiefst gerührt darüber zu erfahren wie sehr er
doch geschätzt und von Gott geliebt wird, dass er sich zusammen reißen muss, um nicht dem hohen Wasserdruck in seinen Augen nachzugeben. Nervös blickt er zu Boden.
Jedoch tief im Inneren des kleinen Nasebohrers entspringt plötzlich eine Thermalquelle aus Buchstaben, die sich zu Worten und dann zu Sätzen bilden. Diese schwellen derartig an, dass
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der kleine Eigenbrötler es nicht mehr schafft die Worte für sich zu behalten. Er muss es einfach aufschreiben. Wenn er das nicht täte würde er zerplatzen vor Freude und Liebe die beinahe seinen kleinen Brustkorb bersten lässt.
Also eilt Potschochter nach Hause und setzt sich vor den PC um zu schreiben:
„ Der kleine Potschochter stapft Nase bohrend.........“
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Potschochters Loblied
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Eines Vormittags, Potschochter kam gerade vom Einkaufen zurück, als sein Blick auf den prächtigen Dom fiel, an den er sonst immer nur vorbeigelaufen war.
„Ich habe noch ein wenig Zeit. Heute werde ich einfach wieder mal in die Kirche hineingehen“, beschloss er und stapfte zögernd durch die große Eingangstür.
Als er da so unter dem hohen Türbogen stand, kam er sich so klein vor.
Endlich kam Potschochter in das Innere des Domes. So viele wunderbare Bilder hingen dort. Eines größer als das andere.
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Auch die Figuren aus Stein gehauen beeindruckten den kleinen Kerl sehr.
Auf den Bänken fand er roten Filz vor, der die ehrenwerten Hinterteile der Menschen etwas wärmen sollte.
So nahm auch Potschochter auf einem der Bänke Platz.
Als er seine Einkaufstasche neben sich auf die Bank gestellt hatte griff er nach dem Buch das vor ihm lag. Es war ein Gesangsbuch.
Plötzlich erinnerte er sich wieder an seine Schulzeit.
„Ja genau diese Bücher hatte ich auch.“
Behände blätterte der Wicht durch die Seiten und fand endlich sein Lieblingslied.
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Potschochter sah sich natürlich um, und bemerkte, dass er ganz alleine in der riesengroßen Kirche saß.
Er fasste sich ein Herz, und intonierte “Großer Gott, wir loben dich, Herr wir preisen Deine Stärke“.
Potschochter spürte wie im plötzlich ein Schauer über den Rücken lief.
So laut hatte er sich noch nie zu singen getraut. Wusste er doch, dass er keinen einzigen Ton richtig traf, geschweige ihn auch halten konnte.
Trotzdem machte ihm das Singen derart Spaß, dass er ein Lied nach dem anderen trällerte.
Potschochter fühlte sich so frei.
„Danke für diesen wunderbaren Gesang“, erklang eine Stimme tief drinnen in dem Sänger.
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Mit einem Mal verstummte Potschochter und wurde von einer tiefen Traurigkeit ergriffen. Er erinnerte sich nämlich daran, dass er ja jetzt in Gottes Haus war und Gott ihn ja auch hören konnte. Nun begann er sich sehr zu schämen, weil er ja so falsch gesungen hatte.
Außerdem würde er so gerne einmal draußen im Wald singen, und auch dort das Gefühl haben, dass Gott ihm nahe sei.
„Lieber Gott, warum hast Du Stubenarrest?“, dachte Potschochter.
„Wie kommst denn drauf?“, fragte eine innere Stimme.
„Na ja weil unser Lehrer immer sagte, dass man Gott in der Kirche suchen soll“, erklärte Potschochter.
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„Ja ja. Diesen Fehler machen viele!“, seufzte die Stimme tief drinnen in Potschochter.
„ich will dir das einmal erklären. Natürlich bin ich nicht in diesem Haus hier gefangen. Ich bin überall. Aber für die Menschen ist es leichter, sich auf mich zukonzentrieren, wenn sie keine Ablenkung mehr haben. Also hat man so viele Kirchen gebaut. Aber leider kommen immer weniger Leute hier herein. Da wird es dann ganz schön kalt.“
„So ist das? Jetzt bin ich aber froh, dass Du nicht hier in diesem Haus eingesperrt bist.
Ach ja, und tut mir leid, dass du mein Gejohle ertragen musstest.“, entschuldigte sich Potschochter für seinen Gesang.
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„Was heißt hier Gejohle. Mein liebes Kind, hör mir gut zu. Ich habe nichts von einem Lied, das zwar klar und rein intoniert wurde, wo aber das Herz nicht mitgesungen hat. Du, lieber Potschochter, hast mir ein wunderbares Lied gesungen, Nämlich das Lied Deines Herzens und deiner Seele. Und genau das ist es was ich bei den Menschen klingen hören will.“
„Dann darf ich also wieder singen?“, fragte Potschochter schüchtern.
„Ich bitte darum“, lächelte die Stimme aus Potschochters Herzen.
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 Nachwort
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Ja, ich weiß, ich kann nicht zeichnen. Aber für Sie, die Sie sich echt bis hierher bemüht haben, wollte ich es eben gerne versuchen. Seien Sie sich gewiss, ich habe für Sie mein Bestes gegeben.
Ich dachte, der kleine Nasenbohrer hat es verdient, in einem kleinen virtuellen Buch zu wohnen.
Aber ich hoffe, Sie hatten trotzdem Ihren Spaß damit. Sei es auch nur, dass Sie sich über meine Zeichnungen totgelacht haben.
 Herzlichst
Ihre
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Diane Legenstein
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Nachwort
 Ja, ich weiß, ich kann nicht zeichnen. Aber für Sie, die Sie sich echt bis hierher bemüht haben, wollte ich es eben gerne versuchen. Seien Sie sich gewiss, ich habe für Sie mein Bestes gegeben.
Ich dachte, der kleine Nasenbohrer hat es verdient, in einem virtuellen Büchlein zu wohnen.
Aber ich hoffe, Sie hatten trotzdem Ihren Spaß damit. Sei es auch nur, dass Sie sich über meine Zeichnungen totgelacht haben.
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Herzlichst
Ihre
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Diane Legenstein
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„ ....oooch, diese Menschen, was habe ich mir bloß dabei gedacht?!“