Arglistig
Gelangweilt, die Sonne geniessend, schlendert ein junger Mann durch die Fussgängerzone. Ab und zu bleibt er vor einem Bekleidungsgeschäft stehen und betrachtet im Schaufenster die neue Herrenmode. "Passt mir alles nicht, ich bin zu klein und zu dünn für diese Klamotten", denkt er und geht langsam weiter. Plötzlich bemerkt er, wie eine hübsche Blondine, die nur wenige Meter von ihm entfernt steht, ihn von oben bis unten begutachtet. Kess, wie seine Art nun einmal ist, spricht er die, in seinen Augen, ganz schön flotte Biene, an. "Wenn man von einer so attraktiven Frau, wie Sie es sind, so auffällig angeschaut wird, dann doch bestimmt nicht ohne Grund; habe ich die Pocken oder gefalle ich Ihnen!"
"Oh nein, Sie haben nicht die Pocken, Sie gefallen mir einfach," antwortet lächelnd die Schöne, bevor sie hinzufügt: "Ich wohne nur ein paar Häuser weiter, darf ich Sie zu einer Tasse Kaffee, in meiner Wohnung einladen?"
Der zunächst etwas verdutzte Jüngling zieht die Augenbrauen hoch, dann nimmt er mit den Worten: "Aber gerne", die Einladung an.
Im Wohnzimmer trinken die Beiden gemütlich ihren Kaffee, plaudern über das, seit Tagen schöne Wetter und andere belanglose Dinge. Nach einer Weile des Schweigens ergreift die junge Frau zaghaft und verlegen, trotzdem aber im Unterton bestimmend wieder das Wort: "Ziehen Sie sich doch schon mal aus, ich gehe nur noch schnell ins Schlafzimmer."
Eilig verschwindet sie, mit lächelndem Gesicht, hinter der Tür. Der überglückliche Junggeselle reisst hastig seine Kleider vom Leib und bleibt wartend, nur noch mit einem Slip bekleidet, mitten im Zimmer stehen. Nach wenigen Augenblicken kommt seine neue Errungenschaft zurück, - an der Hand ihren kleinen Sohn. Noch bevor der erschreckte, halbnackte Mann, seine Kleidung an sich reissen kann, hört er die, jetzt eindringlich, etwas lauter gewordene Stimme, der auf den Jungen blickenden Mutter: "Sieh Dir diesen kleinen, mageren
Mann an, der nichts auf den Rippen hat, sieh ihn Dir genau an, - genauso wirst Du einmal aussehen, wenn Du Deinen Teller nie leer isst!"