Kurzgeschichte
Die Täuschung

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"Die Täuschung"
Veröffentlicht am 25. Januar 2011, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Die Täuschung

Die Täuschung

Beschreibung

Anders ist nicht immer anders

Pauls Hände zitterten nervös, als er die Flasche Rotwein auf den kleinen Küchentresen sinken ließ. Soeben hatte er Maritas und sein Glas gefüllt. Gerade so, dass noch genügend Wein für ein drittes Glas übrig geblieben war. Jetzt saß er in seiner kleinen Küche und beobachtete genau wie Marita ein paar heimtückische Tropfen aus einem kleinen braunen Fläschchen in eben diese Flasche tröpfeln ließ. Herzklopfend zündete er sich eine Zigarette an, lehnte sich zurück und schloß die Augen. Hoffend, dass alles gut gehen würde. Heute Morgen, Paul lag noch im Bett öffnete Marita ruckartig die Tür. „Paul, Schatz, wach auf. Es ist alles so aufregend." Ihre Nachtschicht im Krankenhaus war gerade beendet und gemeinsam mit der Sonne, die erwachte platzte sie ins Schlafzimmer. „Heute Abend kommt Tobias vorbei. Du musst ihn kennenlernen." Marita, noch immer in ihrem Krankenschwesternoutfit setzte sich sogleich ans Bettende und erzählte von ihrem teuflischen Plan. Den ganzen Tag schmiedeten beide Pläne, versanken in Träumen und malten sich ihre rosige Zukunft aus. Diese Illusionen jedoch hatten so gar nichts mit der realen Situation gemein. Als Marita die Rotweinflasche fest verschloss und mit ihrem Glas auf Paul zusteuerte, wurde ihm schlagartig bewusst, dass es nur noch wenige Minuten dauern konnte. „Mach dir keine Sorgen. Es wird alles gut gehen. Glaub mir Paul. Das ist deine Chance. Unsere Chance" versuchte sie ihren Freund zu beruhigen und setzte sich kurzerhand auf seinen Schoss. Paul strich mit seiner Zunge über die trocken gewordenen Lippen und nickte nur zaghaft. „ Paul. Tobias wird hereinkommen. Ich stelle euch vor. Wir gehen gemeinsam ins Wohnzimmer. Du hast dein Glas bereits in der Hand, ich nippe auch schon eifrig dran. Natürlich wird er es uns nicht abschlagen ein Gläschen mitzutrinken." Mit aufgerissenen Augen und roten hektischen Flecken auf ihrem Dekolleté blickte sie erneut zur Flasche. „Er wird überhaupt nichts merken. Glaube mir. Er wird wegnicken. Und in dieser Zeit schnappst du dir die Unterlagen und kopierst sie. Es ist so sicher. Danach wirst du diese wunderbare Idee verbreiten." Schroffer als er es wollte schob Paul Marita von seinem Schoss. „Mir ist nicht wohl bei dieser Sache. Das ist so etwas wie Diebstahl. Außerdem gefährden wir ihn. Das ist, das ist mehr als kriminell." Er fuhr mit seinen Fingern durch seine schwarzen Haare, die ihm über der Stirn hingen. Marita grinste nur frech und überheblich. „Du bist nur feige. Ich habe dir alles erklärt. Du veränderst die Unterlagen ja. Das soll doch nur deine Gedanken etwas erweitern. Und er, ja er bemerkt doch nichts" sie nahm einen weiteren Schluck aus dem geschwungenem Weinglas und beäugte ihn unschuldig. Noch bevor Paul irgendetwas entgegnen konnte, klingelte es an der Tür. Marita sprang auf, während Paul die Tür zum Balkon öffnete und die bereits kühle nächtliche Luft tief einsog.

Eine halbe Stunde war vergangen, in der sich die drei über allgemeine Themen unterhielten. Woher Marita Tobias kannte. Wie lange sie sich schon kannten und wie Tobias zu seiner Tätigkeit gekommen war. Allmählich nahm Paul auch die Nervosität seiner Freundin wahr. Immer wieder schwenkten ihre Blicke zwischen Tobias und Paul und fanden einfach keinen ruhigen Punkt. Noch immer stand die Flasche Wein unberührt vor ihnen. „Tobias, komm trink einen Schluck mit uns mit. Wie unhöflich." Endlich schraubte Marita die Flasche auf. Paul kaute nervös auf den Innenseiten seiner Wangen und hoffte, Tobias würde nicht bemerken, dass seine Finger zitternd immer und immer wieder über seine Oberschenkel glitten. Selbst Marita gelang es nicht, den Wein mit ruhiger Hand einzuschenken und verschüttete prompt ein wenig von der dunkelroten Flüssigkeit. „Paul, könntest du kurz einen Lappen holen?" lächelte sie ihn zuckersüß an. Um dieser geladenen Atmosphäre zu entkommen sprang er nur allzu gerne auf und vernahm noch das nachrufen seiner Freundin : „Bring doch einfach gleich noch eine Flasche mit." Paul hatte wieder Platz genommen. Eine bis zum Bersten geladene Spannung hatte sich eingestellt. Marita, die zwischen Tobias und Paul saß beobachtete beide genau. Sie sah den Schweiß, der sich auf Pauls Oberlippe gebildet hatte und auch Tobias schien nachdenklicher geworden zu sein. „Also lasst uns anstoßen" rief sie kurzerhand aus und erhob ihr Glas. Sie nippte ein wenig daran, während Paul das Glas in einem Zug leerte. Tobias sah ihn lachend an. „Ich trink den letzten Rest immer so, dann wird er nicht zu warm" rechtfertigte sich Paul, dem man seine angespannten Bewegungen ansehen konnte. Jetzt schwiegen sich alle drei erneut an. Immer wieder ließ Marita ihre Blicke zwischen Paul und Tobias schweifen. Warum zum Teufel wurde Tobias nicht müde? Erneut nahm dieser einen Schluck und lehnte sich kurz zurück, nur um zu seiner Aktentasche zu greifen, die auf dem Sofa neben ihm Platz gefunden hatte. Verschwörerisch dreinblickend und fast schon zärtlich legte er diese auf den Tisch und streichelte behutsam ihr schwarzes Leder. Kurz blinzelte er Marita zu. Pauls Nervosität wechselte allmählich in Angst. Schon fast Panik. Stoßweise musste er mittlerweile atmen. Den Blicken von Tobias und Marita konnte er schwer standhalten. Seine Hände wurden feucht und Übelkeit stieg in ihm auf. Verdammt nochmal. Was war hier los? Tobias Glas war gerade geleert und die neue Flasche geöffnet, als sich Pauls Welt zu drehen begann. Die Gläser auf dem Tisch verschwammen allmählich, sein Mund wurde trocken und innerhalb weniger Sekunden wurde er müde. Eine bleierne Müdigkeit, die es ihm kaum ermöglichte, sich zu bewegen. Als Tobias endlich die Tasche öffnete und ein schwarz glänzender Gegenstand zum Vorschein kam, dämmerte es Paul langsam. Angewidert starrte er Marita an, die nur noch ein Schulterzucken für ihn übrig hatte. Paul versuchte aufzustehen, doch seine Beine gaben nach und ließen ihn unsanft auf den Boden fallen. Verschwommen konnte er beobachten, wie Marita sich nah an Tobias schlich. Sich an ihn schmiegte. Die beiden tuschelten und verfielen in einen innigen Kuss. Paul versuchte weiter gegen seine schwer gewordenen Glieder zu kämpfen, aalte sich wie ein Fisch, der auf dem Trockenen lag und starrte ungläubig zu den beiden hinüber. Endlich stand Marita auf. Hielt das schwarz glänzende Etwas in den Händen und richtete es genau auf Paul. Sie grinste hämisch, als sie die Sicherung löste. „Mari…!" entfuhr es Paul, eher wimmernd als erbost. „Paul du meinst nicht wirklich, dass ich länger mit einem Feigling zusammenleben werde! Du hattest deine Chance! Du hättest einfach schneller die neue Flasche Wein holen sollen, dann hättest du auch die kleine Verwechslung mit den Gläsern bemerkt. Es tut mir Leid. Das mit uns ist vorbei, oder sollte ich besser sagen, das mit dir!" mit eiskaltem Blick und ohne jegliche Mimik zu verziehen zog sie den Abzug der kleinen eleganten Pistole. Paul vernahm noch einen Knall, dann wurde alles hell.

Als Marita die Schlafzimmertür öffnete und diese direkt gegen den Schrank dahinter knallte, saß Paul erschrocken im Bett. „Oh Schatz, das tut mir leid. Ohje, so schlimm? Ich wollte dich nicht erschrecken." Die Sonne schien bereits hell und durchflutete das gesamte Zimmer. „Nein, nicht so schlimm. Nur ein ziemlich übler Traum" schüttelte sich Paul noch immer benommen und rieb sich sein Gesicht. „Na, dann weiß ich was. Paul, Schatz, es ist alles so aufregend." Dieser Satz löste ein beklemmendes Gefühl in ihm aus. „Heute Abend kommt Tobias vorbei. Du musst ihn kennenlernen" fuhr sie weiter fort und setzte sich sofort an das Bettende. Pauls Magen zog sich einen kleinen Moment zusammen, die Übelkeit war stärker. Er sprang auf und schaffte es gerade noch die Toilette zu erreichen. Während er sich übergab nahm er die zwei Flaschen Rotwein in Maritas Händen wahr. „Schatz, die hab ich gerade gekauft. Der Abend wird Wahnsinn werden."

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Hörbuch

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Altspund Re: Re: schön und spannend -
Zitat: (Original von swordy am 10.04.2011 - 23:22 Uhr) Guten Abend der Herr,

mein Gott wie peinlich das ist, ich habe das irgendwie überhaupt nicht gesehen, dass diese Story kommentiert wurde. Tut mir leid :( Ich war auch ewig nicht mehr hier.

Aber ich freue mich, denn beinahe optimal heißt ja nicht schlecht.



Dankeschön
und liebe Grüße
Sarah

Zitat: (Original von Altspund am 03.02.2011 - 20:51 Uhr) diese Geschichte mit dem Groundhog-Schluß.

Wenn das jetzt noch stärker in Absätze gegliedert wäre und somit klarer zu lesen , fänd ich's beinah optimal.

Aber trotzdem, ich fand's interessant und unterhaltsam zu lesen.

Lieben Gruß,
Herbert


Gute Nacht die Dame, grins,

ist mir auch peinlich, dass ich nicht früher dazu kam, der Dame zu antworten (huch, wie gestelzt!) lach...

"beinahe optimal" will heißen: mir hat's sehr gut gefallen!
Allein die Form könnte noch Feilarbeit vertragen, damit sie dem Inhalt angepasst rüberkommt.
(bin aber auch ein Korinthenkacker, ts ts ts...grins)

Lieben Gruß,
Herbert
Vor langer Zeit - Antworten
swordy Re: schön und spannend - Guten Abend der Herr,

mein Gott wie peinlich das ist, ich habe das irgendwie überhaupt nicht gesehen, dass diese Story kommentiert wurde. Tut mir leid :( Ich war auch ewig nicht mehr hier.

Aber ich freue mich, denn beinahe optimal heißt ja nicht schlecht.



Dankeschön
und liebe Grüße
Sarah

Zitat: (Original von Altspund am 03.02.2011 - 20:51 Uhr) diese Geschichte mit dem Groundhog-Schluß.

Wenn das jetzt noch stärker in Absätze gegliedert wäre und somit klarer zu lesen , fänd ich's beinah optimal.

Aber trotzdem, ich fand's interessant und unterhaltsam zu lesen.

Lieben Gruß,
Herbert

Vor langer Zeit - Antworten
Altspund schön und spannend - diese Geschichte mit dem Groundhog-Schluß.

Wenn das jetzt noch stärker in Absätze gegliedert wäre und somit klarer zu lesen , fänd ich's beinah optimal.

Aber trotzdem, ich fand's interessant und unterhaltsam zu lesen.

Lieben Gruß,
Herbert
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