Beschreibung
Mir kam heute eine Szene in den Sinn, die mich länger hat grübeln lassen. Ich habe diese ein wenig meinen Gedanken angepasst. Wer errät, woher sie ursprünglich ist, bekommt einen Keks. ;)
In einer bekannten Stadt mit Menschen, die ihrem täglichen Brot nachgehen und auch ansonsten alles so ist, wie an jedem anderen Ort auf der Welt, gibt es etwas Ungewöhnliches.
Nicht weit vom Stadtzentrum ist ein Park in dem ein großer Hügel steht. Eine Hälfte des Hügels ist jedoch weggebrochen und der Hügel sieht nun mehr wie ein Abhang aus. Dies jedoch ist nicht das Ungewöhnliche.
Auf der Spitze dieser Erhebung sitzt ein Mann. Er sitzt einfach nur da und bewegt sich nicht ein kleines Stück. Die Leute, die dort spazieren oder vorbeigehen, sehen zu ihm hin und bedauern diese arme Gestalt. "Was muss ihm nur alles wiederfahren sein, dass er so verzweifelt ist und dem normalen Leben entsagt hat", denken sich einige. Wieder andere beschweren sind darüber, dass mal wieder ein Obdachloser mehr die Umgebung verschandelt und sie daran erinnert, dass sie so auch mal enden könnten.
An manchen Tagen, wenn das Wetter besonders schlimm ist, bleiben Passanten stehen und schauen mitleidvoll zu diesem Häufchen Elend. Während sie unter Schirmen dem Regen oder Schnee entsagen, wirken die Naturkräfte widerstandslos auf den Mann auf dem Hügel ein. Doch selbst dann bleibt er da sitzen und rührt sich nicht vom Fleck. Ihm werden viele sorgenvolle Blicke geschenkt, doch keiner half ihm, weil niemand wusste, wie. Auch die Tatsache, dass man selbst Probleme hatte, denen man nachgehen musste, verhinderte weitere Gedanken an ihn.
So würde der Mann noch heute da sitzen, wenn nicht eines Tages ein junger Mann aus der Menge der Bedauernden getreten wäre und zu dem Sitzenden hinaufginge. Die Menge war verblüfft. Sie beobachteten, wie er oben ankam und diese traurige Gestalt etwas fragte. Wenige Augenblicke später saßen sie nebeneinander und bewegten sich nicht. So vergingen zwei Stunden und die Leute hatten genug davon zu warten und traten ihren Heimweg an.
Am nächsten Tag war der Hügel leer.
Mehrere Wochen später jedoch saß die trauernde Gestalt wieder an der gleichen Stelle, wie zuvor. Diesmal gingen die Leute zu ihm hin, weil ihre Neugier zu groß wurde. Sie fragten den Mann, was an dem Tag, wo der junge Mann zu ihm trat, geschehen war.
Der Mann mittleren Alters, der aus der Nähe ein freundliches, wenn auch etwas vom Wetter gezeichnetes Gesicht hatte, antwortete: "Der nette, junge Mann fragte mich damals, wie es mir ginge und warum ich hier sitzen würde. Ich sagte ihm, dass ich die Aussicht genieße. Denn jeden Morgen, wenn ein leichter Dunst auf dem Wiesenboden liegt, taucht die Sonne am Rand des Hochhauses auf und lässt ein Funkelfeuerwerk über die Gebäude und den Park nieder. Mir ist dies das erste Mal aufgefallen, als ich mir die Zeit nahm den Blick nach oben zu richten. Diesen Anblick übertrifft aber um einiges die Sonne, die aus schwarzen Wolken sticht. Versuchen sie es doch auch einmal. Der junge Mann hatte mir an jenem Tag den Hinweis für einen anderen Ort genannt, wo man die Schönheit nicht auf den ersten Blick vermutet." Die Leute schauten sich verwundert an, während der Mann aufstand und mit einem Lächeln im Gesicht und einer Geste des Abschieds einem unbekannten Ziel entgegen ging.