Beschreibung
Die Welt ist ausgedacht und lehnt sich an die japanischen Bräuche, Riten und Kultur an. Auch die Protagonisten sind japansich benannt.
Ich wollte mich aber nicht auf eine bestimme Periode in der Geschichte Japans festlegen um mir gewisse Freiheiten herausnehmen zu können. ;)
When the blossoms fall
Remembrance of death can chill
even winter snow.
PROLOG – Der Auftrag
Lautlos huschte die schemenhafte Gestalt über den mit Blätter verdeckten Pfad. Nur das Geräusch des fließenden Wassers durchbrach die nächtliche Stille. Zu beiden Seiten ragten hohe Kiefern empor, ab und an war das Rascheln eines Tieres im Dickicht zu hören.
All dies nahm der junge Mann kaum wahr, sein Herz hämmerte wild vor Anstrengung, das Blut dröhnte in seinen Ohren. Wie gerne würde er Rast machen, seine müden Muskeln ausruhen! Doch die Angst trieb ihn unerbittlich voran.
Der Pfad endete abrupt, ein steiler, felsiger Hang zeichnete sich in der Dunkelheit ab.
Der Mann riskierte einen Blick über die Schulter. Er ließ den schützenden Wald hinter sich, nun folgte die zweite Etappe seiner Reise. Leichtfüßig, wie er es gelernt hatte, sprang der schwarze Schatten von einem Stein zum nächsten, ohne innezuhalten.
Schulter. Er hatte den schützenden Wald hinter sich gelassen, nun folgte die zweite Etappe seiner Reise. Leichtfüßig, wie er es gelernt hatte, sprang der schwarze Schatten von einem Stein zum nächsten, ohne innezuhalten. Die Dämmerung färbte den pechschwarzen Himmel grau. Bald brach ein Tag an, der viel verändern würde. Der Reisende erklomm die Anhöhe und verfiel sogleich in Laufschritt. Er durfte keine Zeit verlieren! In diesen Höhen wehte ein kühler Wind, welcher über die kahlen Gipfel der Berge pfiff. Hier oben war der Mann in Sicherheit und gönnte sich eine Verschnaufpause in einer windgeschützten Mulde. Einige Minuten verstrichen bis sich seine Atmung regulierte. Mit einer Hand tastete er nach dem Wasserschlauch, um seine ausgedörrte Kehle zu befeuchten. Die Beine zitterten leicht, als sich der Mann schließlich erhob.
Der Pfad schlängelte sich nun auf einem schmalen Gebirgsgrat entlang. Ein Fehltritt konnte den Tod bedeuten, doch der Reisende ging mit geübten Schritten daher.
Nur eine Person, die in den Bergen aufgewachsen war, besaß diese Trittsicherheit. Hin und wieder versperrten Steine oder kleine Schneefelder den Weg.
Eine Unachtsamkeit des Wanderers löste eine kleine Gerölllawine aus. Du Narr, schalt er sich. Um ein Haar hättest du dein Leben verspielt, wegen solch törichten Fehler. Was für verheerende Folgen das gehabt hätte! Schnell verdrängte er diesen Gedanken, um einen weiteren Fehltritt zu vermeiden.
Auf dem höchsten Punkt der Reise war ein schlichter Schrein zur Ehre des Berggottes Ôyamatsumi errichtet worden. Erste Anzeichen des Verfalls spiegelten sich in dem morschen Holz und dem eingestürzten Tori, dem Torbogen am Eingang, wieder. Der Mann kniete demütig nieder, holte ein paar Reiskuchen aus dem Proviantbeutel und brachte sie als Opfergabe dar.
Dann ging es stetig bergab.
Hinter einer Biegung lag ein kreisrunder, klarer See. Erleichterung durchströmte den Mann, denn er hatte sein Ziel ohne Verspätung erreicht und hielt nun nach dem verabredeten Ort Ausschau.
Nervös ließ der er seinen Blick über die Gegend schweifen. Vereinzelte Kiefern wuchsen am Wasser. Er befand sich etwas unter der Baumgrenze.
Hier in der Nähe musste es sein, das Haus.
Der brauner Zipfel eines Daches erregte seine Aufmerksamkeit, verborgen hinter drei Kiefern.
Aufregung mit einem Hauch an Furcht stieg in ihm empor, als er auf das Gebäude zuging.
Es war ein recht ärmliches Haus mit einem braunen Strohdach, einer hölzernen Veranda und Wänden aus Lehm.
Plötzlich wurde die Tür aufgeschoben.
Ein Mann, in einen Umhang gehüllt, stand im Türrahmen. »Kommt herein, ich habe Euch bereits erwartet, Katsumi.«
Dieser kam der Aufforderung nach, zog die Schuhe aus und fand sich im einzigen Raum des Hauses wieder.
Der Unbekannte machte eine einladende Geste. »Setzt Euch.«
Als sich die beiden Männer gegenübersaßen, gab der Fremde Katsumi einen zusammengefalteten Brief. »Hier. Verwahrt ihn gut.«
»Ja, Herr.« Mit diesen Worten stand Katsumi auf und verbeugte sich.
Als er aus der Wärme des Hauses trat, ging ein Frösteln durch seinen Körper. Doch nicht nur die Kälte ließ ihn schaudern, nein, er hatte gerade seinen ersten, richtigen Auftrag erhalten. Zwar erfüllte ihn Erkenntnis mit Stolz, aber das Risiko, das er eingehen musste, um den Auftrag zu erledigen war groß.
Ohne sich umzudrehen, machte Katsumi sich an den langen Abstieg. Die Sonne quetschte sich mittlerweile zwischen den Bergen hindurch und
Gegen Mittag bemerkte der Wanderer eine kleine Ansammlung von Strohdächern, nicht allzu weit von ihm entfernt.
Ein verschmitztes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Er war daheim.
Den ganzen Weg spürte Katsumi das Knistern des Papieres unter dem Umhang. Seine Neugier wuchs mit jedem Schritt. Schließlich gab er nach, holte den Brief heraus. Hastig überflog er die kurze Botschaft:
Fujiwara Yumiko, Tochter des Generals Fujiwara Masao, Kawasaki
Sorgfältig faltete Katsumi das Papierstück zusammen und ließ es unter seinem Umhang verschwinden. Er würde sich sogleich an die Arbeit machen.