Gedichte
Der Spruch

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""Freiheit ist immer die Freiheit des anders Denkenden!""
Veröffentlicht am 08. Januar 2011, 6 Seiten
Kategorie Gedichte
© Umschlag Bildmaterial: Frans Hals
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Einst brach ich auf, eine Welt zu erobern! Heut sitz ich in einem Käfig voller Narren! So kam ich zum Entschluss, "Will Hofnarr sein!" Und daran arbeite ich nun, in Berlin, das durch seine einmalige Nähe von Ost und West vielleicht schon einen Gedanken voraus ist. Mag sein, dass dieser Gedanke auch Nord und Süd einander etwas näher bringen kann.
"Freiheit ist immer die Freiheit des anders Denkenden!"

Der Spruch

Einleitung

Jedes Jahr im Januar findet er statt, der Marsch durch Berlin, hin zu den Gräbern von Karl und Rosa. 

Ein Transparent wird wohl, wie immer seit 1988 zu sehen sein.

"Freiheit ist immer die Freiheit des anders Denkenden!" (Rosa Luxemburg)


P.S.

"Das kleine Land" war die DDR, in welcher dieser Spruch, 1988 erstmals auf dem "Marsch der Sozialisten" gezeigt und sofort von der Stasi zerrissen wurde.

Das war das Vorspiel zur so genannten "Friedlichen Revolution", die, wie alle Revolutionen in Deutschland, nie vollendet wurde.





An einem, von diesen Januartagen

Wo man gedenkt der Revolution

Da sah ich Menschen ein Spruchband tragen

Kaum dass ich’s las, zerriss man es schon

 

Was ich da las, das hat mich irritiert

Und mein Weltbild infrage gestellt

Die Minderheit duldet, die Mehrheit regiert

So funktioniert doch die Welt?


Unter dem Spruch stand der Name der Frau

Zu deren Grab all die Menschen hier zogen

Das kleine Land war doch ihr Vermächtnis genau

Hat sie uns und sich selbst belogen?

 

Die, die sie einst erschlagen ließen

Weil ihre Macht in Gefahr

Hörte ich nun, wie sie diese Frau priesen

Das schien mir recht sonderbar


Der Sturm, der dann durch Europa rollte

Fegte das kleine Land hinweg

Wir haben wieder, was vergangen sein sollte

War dies nun der Worte Zweck?

 

Wieder ist einer, von diesen Januartagen

Und man gedenkt der Revolution

Der Spruch wird an der Spitze des Zuges getragen

Inzwischen schon Tradition

 

Die ein Jahr lang lobten die Frau, so beflissen

Schicken hinzu die Polizei

Das Spruchband wird von ihr nicht zerrissen

Sie fotografiert für die Staatsfeindkartei

 

Im Blitzlicht leg ich eine Nelke nieder

Auf das Grab der klugen Frau

Und in mir hallen ihre Worte wider

Die ich heute versteh, ganz genau!

                                                          PeKa

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Über den Autor

pekaberlin
Einst brach ich auf, eine Welt zu erobern! Heut sitz ich in einem Käfig voller Narren! So kam ich zum Entschluss, "Will Hofnarr sein!" Und daran arbeite ich nun, in Berlin, das durch seine einmalige Nähe von Ost und West vielleicht schon einen Gedanken voraus ist. Mag sein, dass dieser Gedanke auch Nord und Süd einander etwas näher bringen kann.

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cliffy du hast die Situation sehr gut wieder gegeben gratuliere, mehr kann man dazu nicht sagen denn das Gedicht spricht für sich

lieben Gruß Jenny
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Schön,
dass es noch Menschen gibt, die dieses Gedicht lesen und verstehen.
Aber, dein Name, er so spricht ja auch für sich!
Jenny, das war doch die kluge, schöne Frau an der Seite von einem gewissen Karl, die auch von Heine so sehr verehrt wurde.
Dieser Karl wiederum wurde wohl am besten von jener Rosa, der dieses Gedicht gewidmet ist, verstanden. Besser jedenfalls als von einem Wladimir, einem Joseph, einem Walter oder Erich. Ja, ich denke, der größte Mann aller Marxisten war eine Frau!
Vielen Dank und liebe Grüße
Peter
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Nun, ich habe damals nicht allzu viel dazu geschrieben, das möcht ich jetzt nachholen.
Es ist immer wieder die Herrschaft des Menschen über den Menschen, die mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gefestigt werden soll. Dazu bedient man sich des Glaubens oder auch anderer Arten der Verdummung, aber auch der Verbreitung von Angst und Schrecken. Es ist aber immer wieder eine Sache der Erziehung in Elternhaus und Schule, welche Wege Menschen einschlagen.
Warum Heine an den Schulen nicht mehr gelehrt wird, gehört auch dazu. Man hat Angst davor, dass Menschen selber denken, hinterfragen.....Heine, obwohl jüdischer Herkunft zählte meiner Meinung nach eher zu den Atheisten, die kritisch die Welt so sahen, wie sie wirklich ist. Auch Lessing gehörte dazu. Sein "Nathan der Weise" erklärt auf eine zwar etwas komplizierte Art, welche Religion die rechte ist - nämlich keine.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Danke, Bärbel!
Dein ausführlicher Kommentar, zeigt mir wie gerade auch dieses Gedicht zu den jüngsten Entwicklungen passt. Obwohl ich wirklich die Situation der Wende und die kluge Einschätzung Rosa Luxemburgs zu den Fehlern der russischen Revolution und aller folgenden vor dem Auge hatte. Aber eben auch die "Friedliche Revolution" wie auch die "Bunten Revolutionen" weltweit oder der "Arabische Frühling" haben "Den Spruch" nicht gehört. Und so geht es weiter mit: "Teile und herrsche!"
Als Ergänzung oder konsequente Weiterführung von Lessings "Nathan", sehe ich ja "Der kaukasische Kreidekreis" von Brecht.
Die wahre Mutter reißt ihrem Kind nicht den Arm aus!
In diesem Sinne, liebe Grüße
Peter
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Ich finde, heutzutage wird wieder viel zu viel polarisiert, wen wundert´s, wenn Menschen aufeinander losgehen. Manchmal glaube ich schon wieder im finsteren Mittelalter zu sein.
Der Mensch braucht doch nicht viel zum Überleben: Nahrung, Kleidung und ein Dach über den Kopf, alles andere ist doch nur "schmückendes Beiwerk", doch eben auf dieses wird der Neid gelenkt.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Albatros99 Ganz super geschrieben, Gratulation. Hoffe, es beteiligen sich noch mehr an solchen Themen, ich habe es auch versucht mit "mitten unter uns". Heute geht der Prozess in Hoyerswerda weiter, ich ahne fast, was rauskommt. Weiter so, ich klinke mich jetzt öfter bei dir ein. Ganz herzliche Grüße Christine
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Ja, Christine,
das politisch, gesellschaftskritische Gedicht ist ein wenig aus der Mode geraten. Vielleicht weil es all zulang mit dem erhobenen Zeigefinger daherkam. Aber Politik zeigt sich eben auch und gerade in ihrer Auswirkung, durch die Entwicklung in der Beziehung der Menschen (Menschheit) untereinander. Hier die Verwerfungen aufzuzeigen scheint mir viel wirkungsvoller, für das "Selberdenken" der Akteure und Leser. Und der Mensch ist eben nicht nur rational, sondern zum guten Teil auch emotional gestrickt, und eben dort abzuholen.
Heinrich Heine hat es uns vorgemacht wie auch Tucho oder Bert Brecht; Johannes R. Becher und viele Andere. Weniger politische Dichter als fragende Philosophen.
Vielen Dank und liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
Albatros99 Bin völlig auf deiner Wellenlänge, und da du gerade Heine erwähnst, meinen Lieblingsdichter, seine erste Strophe vom "Wintermärchen" würde ich ja heute schon wieder vielen Artikeln oder bei Demos auf Transparenten voranstellen. Aber wer kennt denn heute noch Heine? Aus den Schulbüchern ist er verschwunden, bei keinem von meinen vieren war er mehr drin. Vermute mal, weil er Jude war. Und meine Ahnungen mit dem Urteil von Hoyerswerda haben mich nicht getäuscht, es ist einfach eine Schande. Ich frage mich, wer das Volk ist, wenn Urteile in dessen Namen gesprochen werden. In meinem Namen sprechen die jedenfalls nicht. Aber ich kenne die "Justiz" (meine Schwester) leider auch persönlich zu gut und könnte schon darüber ein Buch schreiben. Mich wundert nichts mehr.Liebe Grüße Christine
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Nun, Christine,
Heines jüdische Herkunft spielt heute sicher keine Rolle mehr.
Es ist eben diese fragende philosophische Art, die Logiken entwickelt, die heute, nach wie vor, gelten und die ihm Einsichten abforderten, die ihn auch ängstigten. So hat er schon hundert Jahre im Voraus erkannt wohin der deutsche Nationalismus führen wird. Und er hat erkannt, dass die kommunistische Idee diesen Nationalismus zertreten wird (trotzdem fürchtete er den Kommunismus, wegen der Nichtbeachtung dieses Spruches von R. L.). Und er hatte Recht! Es war die Sowjetunion, die dieses Gewürm zertrat, unter unsäglichen Opfern und Leid. Ohne die Schlachten von Stalingrad, Moskau, im Kursker Bogen, ohne den Widerstand der Leningrader, hätten die Westalliierten keinen Fuß auf' europäische Festland gesetzt. Das weiß heute jeder Militärhistoriker oder auch jeder General.
Aber, sollten sie es öffentlich zugeben, auch Politiker?
Du siehst ja: 27. Januar, Gedenktag für die ermordeten Juden! Aber nur am Rande die Bemerkung, dass die Rote Armee an diesem Tage das Lager Auschwitz befreite (nach dreieinhalb Jahren Kampf und Millionen Gefallenen, Verwundeten, Gefangenen).
Würde man Heine heute ehren wie er es verdient, hieße es, neben den Verwerfungen der kommunistischen Idee, die es zu benennen gilt, aber auch den Heldenmut ihrer Anhänger und ihre Menschlichkeit zu ehren.
Wer will das?
Wir haben doch Stauffenberg! Was brauchen wir Millionen Kommunisten, die ihren Arsch schon hinhielten, als jener noch Karriere im Raubkrieg machte.
Deswegen, Christine, immer noch, oder eher schon wieder kein Heine in Schulbüchern!
Übrigens: Er ist auch mein Lieblingsdichter unter den Deutschen!
Und: "Die schlesischen Weber" ist für mich das stärkste Kampfgedicht aller Zeiten.
"... Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch! ..."
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Man könnte anders formulieren: Die eigene Freiheit beinhaltet stets auch die Unfreiheit der Anderen! Ist für mich schwer, als jemand, der nicht dabei gewesen ist, ein Urteil zu fällen. Der Text ist großartig - fast überflüssig, das zu sagen. Und obwohl ich nicht so viel über Rosa weiß, glaube ich doch, annehmen zu dürfen, dass der kleine Apparatschik-Spießer Erich kaum Gnade vor ihren Augen gefunden haben dürfte...

Hab Dir lieb

Icke = TePer
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