Die im Buch erzählte Geschichte könnte auch die Geschichte zweier Menschen sein. Die sich anfangs über alles lieben. Aber nach einer Zeit getrennte Wege gehen und letztendlich wieder zu einander finden..
Diese Geschichte erzählt von der großen Liebe eines Autos zu seinem Besitzer.
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Vor dem Schaufenster eines großen Autosalons stand ein Mann und sah mit Freude im Verkaufsraum sein Traumauto stehen, so wie er es sich schon immer gewünscht hatte. Er ging hinein und kaufte sich sein Traumauto. Er war verliebt in seinen Wagen, er bewunderte seinen Wagen. Er streichelte ihn und erzählte ihm schöne Geschichten. Der Mann fühlte sich in seinem Auto so wohl, so sicher und geborgen.
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Er führte mit seinem Auto wunderbare Gespräche und wenn er in seinem Auto saß, war die Welt für ihn in Ordnung. Er wusste, er konnte sich auf seinen Wagen verlassen. Sein Auto war so zuverlässig. Fleißig fuhr sein Auto ihn überall hin.
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Sein Auto bedeutete alles für ihn. Endlich hatte der Mann den Wagen gefunden, den er sich schon so lange gewünscht hatte. Der Wagen war genauso glücklich über seinen Besitzer. Es war schön für den Wagen, wenn sein Besitzer mit ihm lachte und schöne Gespräche führte.
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Der Wagen dachte bei sich, ich will ihm treu sein! Ich will ihn beschützen und ihn überall sicher hinfahren. Ich will einfach für meinen Besitzer da sein, denn mein Besitzer ist auch immer für mich da. Mein Besitzer ist ein guter, lieber Mensch. Er liebt mich, er kennt meine Schwächen, er weiß, wann mir etwas fehlt. Er weiß, wie ich mich fühle und was ich denke. Ich bin so froh, dass ich bei ihm bin. Er ist gut zu mir. Er ist ein guter Mensch.
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Doch es kam, wie es kommen musste. Nach Jahren – der Wagen wurde älter und älter - spürte er, dass sein Besitzer ihn gar nicht mehr war nahm, nur noch seine Dienste nutzte, um sich dann anderen Dingen zuzuwenden. Wenn sein Besitzer zu ihm einstieg, nahm er nur noch die Annehmlichkeiten in Anspruch. Er fühlte nicht mehr mit seinem Auto, lachte nicht mehr mit ihm Auto und erzählte ihm auch keine Geschichten mehr.
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Der Mann sah sein Auto nur noch als Objekt an, das seine Dienste tat. Immer da war, wenn er es brauchte, keine Fragen stellte, keine Forderungen an ihn richtete und vor allen Dingen ihn in Ruhe ließ. Denn der Mann war beruflich auf einer hohen Leiter und hatte keine Zeit mehr für sein Auto. All die schöne Zeit, wo das Auto ihm Geborgenheit und Wärme gegeben hatte, war vergessen.
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Das Auto dachte an die Augenblicke zurück, wenn sein Besitzer mit Schmerzen im Rücken geplagt, sich in den Sitz setzte und das Auto ihm durch die Rückenheizung Wärme gab. Solange bis der Schmerz vorbei war. Das Auto dachte, ich tue nur noch meine Dienste. Stumm und ohne Forderung. Das Auto wurde sehr traurig und es fühlte wie seine Kraft langsam dahinschwand.
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Der Besitzer sprach nur noch in Befehlsform zu seinem Auto. Er nahm kaum noch die Annehmlichkeiten wahr, wenn er gefahren werden wollte. Obwohl er sich, wenn er im Wagen saß, wohlfühlte. Aber sobald er aus dem Auto ausstieg und den Wagen abschloss, hatte er ihn schon vergessen. Der Wagen fühlte ganz genau, dass er nur noch gebraucht wurde. Ich gebe doch alles, dachte das Auto und bekomme immer weniger zurück.
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Seinen Besitzer interessierte es nicht mehr, was sein Auto fühlte, oder dachte. Er hatte jetzt  wichtigere Dinge im Kopf, und keine Zeit für die Gefühle seines Autos. Dem geht es doch gut, dachte der Mann. Aber das war ein Fehler. Der Mann hatte sein wunderbares Herz verschlossen. Denn Gefühle konnte er sich in seinem Beruf nicht erlauben und so konnte er nicht erkennen, was im Motorherz seines Autos vorging.
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Der Mann glaubte sich auf dem richtigen Weg und dachte sein Auto spielt etwas verrückt. Er sagte sich: jetzt nach all den Jahren, fängt mein Auto an und stellt Forderungen. Und er sprach zu seinem Auto, was willst Du denn, war es nicht all die Jahre wunderschön. Dir fehlt doch nichts. Ich tue und mache alles für Dich. Las mir meine Ruhe. Er wurde so wütend über sein Auto, das so glaubte der Mann, jetzt anfinge Probleme zu machen.
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Der so sehr gestresste Mann sah nicht, dass seinem Auto langsam die Kraft ausging. Das es sich dahinschleppte, immer schwerer, immer schwerer. Denn das Herz des Mannes war verschlossen und er konnte, selbst wenn er es gewollt hätte, nicht mehr fühlen, wie weh sich sein Auto fühlte.
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Das Auto selbst erkannte jetzt, dass es keinen Zweck mehr hatte zu klagen. Es wurde still, stiller, immer stiller, es wurde traurig und auch ein Auto hat ein Herz. Das Herz des Autos ist sein Motor und dieser Motor krampfte sich zusammen.
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Der Mann mit dem geschlossenen Herzen erkannte dieses alles nicht. Er war nur wütend über das Auto, das nicht mehr so richtig seine Dienste tat und dachte manchmal schon daran das Auto abzuschaffen.
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Das Auto wurde schwächer und hatte nur noch einen Wunsch: wenn doch jemand käme, der mich so mag wie ich bin und mich mitnimmt.
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Da geschah es eines Tages. Der Mann stellte den Wagen zum parken an die Strasse. Ohne seinem Wagen noch weitere Beachtung zu schenken, ging er zu einer geschäftlichen Verabredung. An den Wagen dachte er nicht mehr.
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Der Wagen stand allein. Da kam ein Mann daher und blieb bei dem Wagen stehen. Wohlwollend betrachtete er den Wagen und der hörte ihn sagen: Das ist ein wunderschönes Auto, das mir noch viel Gutes tun kann. Diese Worte taten dem Auto so gut und es fühlte eine warme Welle vom Motor bis zum Heck, durch sich strömen. Es tat ihm so gut, dass es noch jemand gab, der das Auto schön fand und dem es so wie es war gefiel. Das Auto entriegelte die Türen, der Mann stieg ein und fuhr glücklich mit dem Wagen davon.
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Müde, ausgelaugt und abgekämpft von der Verhandlung, kam später der Mann zu seinem Parkplatz. Aber sein Auto war nicht mehr da. Der Mann wurde wütend, weil er seinen Wagen brauchte. Er schimpfte, weil er jetzt auf die Bequemlichkeit verzichten musste. Aber sein Herz war geschossen und so dachte er nicht an den symbolischen Wert seines Autos.
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Er besorgte sich einen Leihwagen und fuhr mit diesem auf Geschäftsreisen. Schon nach kurzer Fahrt fing er an, seinen guten alten Wagen zu vermissen. Mit einemmal vielen ihm all die wunderschönen Erlebnisse ein, die er mit seinem Wagen erlebt hatte.
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Er dachte an die schöne Musik, die er während der Fahrten im Auto gehörte hatte. Dachte an die wundervollen Gespräche, die er mit seinem Auto geführt hatte. Er dachte an die vielen Augenblicke, wo es ihm nicht gut ging und sein Wagen immer liebevoll und aufopfernd für ihn da war. Er vermisste seinen Wagen so sehr.
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Da endlich öffnete sich sein Herz und eine Welle der Liebe strömte durch seinen Körper. Tränen liefen ihm über die Wangen. Er weinte und schluchzte so sehr. Denn in diesem Augenblick, wurde ihm bewusst, was er verloren hatte. Er weinte viele, viele Tränen. Immer wieder sagte er sich: warum war ich nur so stur und wollte einfach nicht sehen, wie mein Auto seelisch litt. Jetzt ist es zu spät. Mein schönes, wundervolles Auto sehe ich nie wieder. Ich habe alles erreichen wollen und habe die Liebe dabei vergessen.
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Dann sagte er: Könnte ich mein Auto noch einmal wieder haben, ich würde alles anders machen. Ich würde meinem Auto mein Herz schenken und mit ihm in Liebe und Achtung alt werden. Der Mann hatte erkannt, was das wichtigste im Leben ist.
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Es war an einem sonnigen Tag. Der Mann ging mit einem trauernden Gefühl durch einen Park sein Herz und seine Sehnsucht galt seinem Auto. Er kam aus dem Park und bog auf die Straße. Da sah er – und glaubte es kaum!  „sein Auto“. Es strahlte und glänzte. Er ging auf sein Auto zu und ganz zärtlich streichelte er über die Motorhaube. Dort wo das Herz des Autos schlägt.
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Seine Hand streichelte langsam und weich darüber. Der Mann spürte Vibrationen in seiner Hand, er fühlte wie das Auto erregt zitterte. Leise und zärtlich sprach er zu seinem Auto und Tränen liefen ihm über das Gesicht. Das Auto wusste, dass es sein Besitzer ehrlich mit ihm meinte und schnurrte mit seinem Motor liebevoll. Da öffnete sich die Fahrertür und lud dem Mann zum einsteigen ein.
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Der Mann war überglücklich, setzte sich hinein und streichelte über das Armaturenbrett. Der Schlüssel steckte und der Mann fuhr los. War das ein Gefühl, wieder in seinem alten Auto zu sitzen. Dieses Auto gab ihm Liebe und Geborgenheit und der Mann fühlte, wie er eins wurde mit seinem Auto. Er war so glücklich und dankbar und er schwor sich, nie wieder sein Auto zu vernachlässigen.
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Beide wurden eine wundervolle Gemeinschaft. Stark und erfolgreich und alle Menschen lobten und bewunderte die Beiden.
 Lady von Fleysten