Kurzgeschichte
Parallelen

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"Parallelen"
Veröffentlicht am 05. Januar 2011, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Parallelen

Parallelen

III

Die Bahn hält. Es ist noch dunkel, weit vor dem täglichen Pendlerschwarm, als sich die Blicke zweier junger Menschen treffen. So sehr sich ihre Gedankengänge auch grundlegend unterscheiden, so teilen sie sich in diesem einen Moment die gleiche Lösung ihrer Probleme. Eine simple Sache, die das Leben erst mit Sinn erfüllt und es lebenswert, es erträglich macht: Liebe. 

II

Zeitgleich, an einem unweit entfernten Ort. Es ist bitterkalt auf dem Bahnsteig. Jeder vorbeifahrende Zug wirbelt den in Massen angehäuften Schnee brutal auf und peitscht ihn gegen jeden wartenden Körper nahe den Schienen. Ein junger Mann schultert gerade zitternd seinen Rucksack. »Wie lange muss ich mir das eigentlich noch antun?« Deprimiert schaut er auf die beleuchtete Anzeigetafel, die eine Bahn ankündigt. »Ich habe die Schnauze endgültig voll. Es hat keinen Sinn mehr weiterzumachen. Schule ist sinnlos, wenn sich jeder über einen lustig macht und selbst die Lehrer nicht hinter einem stehen. Familie ist sinnlos, wenn mich Mom und Dad allen Ernstes für krank halten, mich sogar in Therapie schicken wollen. Das Leben... Mein Leben ist sinnlos, wenn ich nicht der sein kann, der ich nun mal bin.« Auch dieses junge Wesen hat müde Augen. Allerdings ist es keine durch Schlafmangel verursachte Müdigkeit. Sein Blick fällt zu Boden. »Viel zu lange schon habe ich das mitmachen, habe ich leiden müssen. Ich kann nicht mehr. Ich muss dem ein Ende setzen.« Entschlossen blickt er auf. Die angekündigte Bahn fährt ein, ausnahmsweise pünktlich. »Keine Schule mehr. Keine Familie mehr. Die können mich alle kreuzweise! Ich fahre zurück nach Hause, packe meine Sachen und verschwinde. Egal wohin, nur weg. Das Schicksal wird mich schon irgendwie in die richtige Richtung lenken. Hauptsache irgendwohin...«

I

»Wie lange muss ich mir das eigentlich noch antun?« Ein blonder Mittzwanziger betrachtet verschlafen ein surreales Häusermeer, das verschwommen und verzerrt am Fenster vorbeischießt. »Erst die lange, deprimierende Ausbildung samt Berufsschule, dann die zich Jahre bei der Post und jetzt das. Jeden morgen - eine Stunde hin, eine Stunde zurück. Und das seit... wie lange arbeite ich eigentlich schon da? Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit.« Seine müden Augen wandern durch die Bahn. Er ist so gut wie allein im Abteil. Viel zu früh für den täglichen Schwarm an Pendlern. Übrig gebliebene Traumfetzen fallen zu Boden, als er sich die Augen reibt. »Wozu das alles? Jeden Tag so viel Arbeit und so wenig Freizeit. Sechs Tage meines Lebens werden mir geraubt, jede Woche. Ob ich das bis ins hohe Rentenalter durchhalte? Vermutlich nicht.« Grummelig legt er sein rechtes Handgelenk frei und liest die Zeit ab. Er schüttelt den Kopf. »Wie lange muss ich noch warten? Ich weiß, ich bin aus einem bestimmten Grund hier. Ich lebe nicht grundlos, das weiß ich. Das spüre ich einfach. Wann passiert es also endlich mit mir? Wann gibt mir mein Schicksal endlich mal eine klare Antwort? Es war noch nie pünktlich, geschweige denn verlässlich. Also warte ich. Wer weiß, vielleicht passiert es ja jetzt gleich, noch bevor ich meine Haltestelle erreiche. Ein kreativer Schlag trifft mich aus heiterem Himmel und ich werde ein erfolgreicher Schriftsteller oder Künstler. Oder nein, vielleicht steigt auch jemand ein, der meine schauspielerischen Fähigkeiten erkennt und mir so zu meinem überfälligen Weltruhm verhilft.« Bei diesen naiven Gedankengängen muss der junge Mann, der übermächtigen Müdigkeit zum Trotze, leicht grinsen. »Vielleicht heute, vielleicht morgen. Hauptsache irgendwann...«

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Winston

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JaneHamilton Parallelen - Hallo Winston,
ich finde es schön geschrieben. Für mich ist es allerdings erst ein Anfang.
Wie geht es weiter?
Gruß
JH
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