Beschreibung
Der Kampf einer jungen Frau um Ihr Leben
Der Schmerz Ihrer Krankheit fuhr wie ein Blitz, so überraschend und gnadenlos, in den ausgemergelten Körper, mit einer solchen Wucht und Kraft als habe Zeus selbst ihn geschleudert und die ganze Wut seiner längst vergangenen Göttlichkeit in diese letzte Geste der Macht gelegt.
Wie loderndes Feuer breitete sich die Hitze des Einschlages durch Ihre Eingeweide, erfaßte den Körper und zog unaufhaltsam weiter wie über eine ausgetrocknete Steppe bis in die letzte Zelle dieser einmal Mensch gewesenen Hülle.
Die Augen weit aufreißend, in Dunkelheit starrend und jeder weiteren Bewegung unfähig,überkam Sie die Erkenntnis das dies der schlimmste Anfall war seit diese gierige Bestie vor scheinbar endloser Zeit von Ihr Besitz ergriffen hatte.
Glühendem Lava gleich, das sich nach einer Eruption zäh fließend den rauhen Felsen hinunter ergoß, pulsierte Ihr Blut durch Adern wie aus dünnem Pergament die diesem Ansturm nur noch notdürftig Stand halten konnten.
Ein Schrei der Qual formte sich in Ihrem Innern, wollte nach außen dringen um der Welt das Leid und Elend das Sie in dieser Nacht ertragen mußte kundzutun.
Doch wie sehr Sie sich auch mühte, es gelang Ihrem Willen nicht mehr die Herrschaft über die Funktionen Ihres Körpers zu erlangen, selbst Ihre Stimmbänder waren nicht mehr in der Lage auch nur das leiseste Geräusch über die verdorrten Lippen zu bringen.
Schweißüberströmd und damit auch die letzte Lebensenergie verlierend, wie ein flüchtiges Tier das erkannte das ein bleiben an diesem Ort sinnlos geworden war, sank Sie scheinbar noch tiefer in die Kissen Ihrer Ruhestätte und zum ersten mal glaubte Sie wirklich das dieses Zimmer das Ende Ihrer Reise bedeuten würde.
Vor noch nicht all zu langer Zeit war es Ihr möglich gewesen,über Wiesen zu rennen und auf Bäume zu klettern, in Seen zu schwimmen und Berge zu besteigen.
Doch dann, plötzlich wie ein feiger Überfall aus einem Hinterhalt heraus, ergriff diese Bestie Krebs von Ihr Besitz und beanspruchte seinen Tribut, forderte Ihr Leben und zwang Sie nun schon seit Wochen hier zu liegen um all die sinnlosen Rettungsversuche über sich ergehen zu lassen.
Denn Sie wollte leben !
Sich nicht kamplos dem Feind und seinen immer zahlreicher werdenden Horden ergeben.
In dieser Nacht jedoch würde der Kampf ein Ende finden und Sieger würde es keine geben denn Ihr Tod würde auch die Bestie in Ihrem Innern zerstören und Sie fragte zum wiederholten male nach dem Sinn und wußte doch das nichts und niemand Ihr darauf eine Antwort geben konnte.
Aber noch war es nicht so weit, noch wehrte sich ein letzter verzweifelter Rest Ihres Überlebenswillens und gab Befehl die letzte Schlacht aufrecht und in Ehren zu schlagen, nicht zurück zu weichen so lange noch ein Funke Kraft übrig war.
Knochige Finger einer verdorrten Hand krallten sich in das Bettlacken und versuchten dieses menschliche Bündel nach vorne zu ziehen.
So sehr Sie sich auch bemühte, mit eisernen Willen, Ihren Muskeln und Sehnen Order zu erteilen die Lage der Gliedmaßen zu verändern oder den Rücken auch nur um einen einzigen Zentimeter aus der Tiefe zu erheben, es wollte einfach nicht gelingen.
Hilflos, bewegungslos lag Sie da !
Dem unvorstellbaren Schmerz ausgeliefert, wie ein rechtloser Sklave den Launen seines Herren.
Ströme salzigen Wassers stiegen empor und suchten ihren Weg über die Tränenkanäle nach draußen, nur fort aus diesem Tümpel des Elends.
Wie wilde, durch kein wischen einer Hand gebremste, Bäche rannen die Tränen über ausgehölte Wangen, durch zerklüftete Täler und stürzten hinab auf die wiche Unterlage Ihres Lagers.
Die Augen weit aufgerissen und doch nichts als Schwärze sehend in der Dunkelheit dieses Zimmers rang Sie nach Atem und versuchte wenigstens für eine Sekunde Ihr Leiden zu verdrängen.
Und plötzlich, wie ein heftiger Erdrutsch der nach langem Tauwetter in Täler und Flüsse sich ergießt, war der Schmerz verschwunden.
Wie von einer Woge des Lichtes getragen gelang es Ihr unter Aufbringung von letzten unerklärlichen Reserven den einstmals schön gewesenen Körper zu erheben.
Wohlige Wärme und ein nie gekanntes Glücksgefühl durchströmten jede Faser Ihres geschundenen Leibes.
Mit einem wunderbarem Lächeln auf Ihren Lippen sank Sie zurück, jetzt konnte Sie sich beruhigt und friedvoll ganz der Nacht hingeben den Sie hatte noch einmal Liebe und Geborgenheit verspürt.
Als die ersten grauen Strahlen draußen vor dem Fenster den Beginn des neuen Tages ankündigten, verließ der letzte Hauch des Lebens diesen Ort, wie in einem Akt der Barmherzigkeit.
Der Kampf war zu Ende, Die Schlacht geschlagen und darüber die Nacht vergangen.