Fantasy & Horror
Verloren - unvollendet!

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"Verloren - unvollendet!"
Veröffentlicht am 30. Dezember 2010, 22 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Verloren - unvollendet!

Verloren - unvollendet!

Montag 28.11.2005

 

Der Beginn

 

Kennt Ihr die Geschichte von den vier Kindern, die auf der Suche nach Ihrem Vater waren? Nein? Nun gut, dann will ich sie hier und jetzt erzählen. Aber ich sage Euch gleich, es ist eine lange Geschichte. Ihr werdet von ihr nach und nach in ihren Bann gezogen. Wer jetzt anfängt zu lesen, der kommt von ihr nicht mehr los.

Also, überlegt es Euch gut.

Vor langer langer Zeit da lebten einst ein Mann mit seiner Frau und den vier Kindern glücklich in einem großen Haus an einem großen See. Vielleicht war es aber auch erst gestern. Wer weiß, die Zeit ist endlos und endlos ist auch beinahe die Suche der vier Kinder. In unserer Geschichte heißen sie Sabrina, Dennis, Leon und Kevin. Keiner der Vier hätte sich an jenem Montag im August vorstellen können, was da noch auf sie zukommen sollte. Ihr schlimmster Albtraum sollte wahr werden und gleichzeitig sollten sie auf die spannendste und fantastischste Reise ihres Lebens gehen.

Doch alles schön der Reihe nach.

 

„Sabrina, hilfst Du mir beim Tisch decken?“ Doreen war für jede Hilfe dankbar. Jetzt in den Ferien hatte sie den meisten Stress. Ihre Rasselbande hatte Ferien und das hieß, dass alle sechs zum Essen da waren und nicht wie sonst in der Schule aßen und Ihr Süßer sein Lunchpaket auf der Arbeit zu sich nahm. Thomas war Architekt und arbeitete für eine Firma in der Stadt. Sein Traum war es, einmal selbstständig zu sein aber erst sollte das Haus abbezahlt sein. Da wollten sie kein Risiko eingehen. Denn eine eigene Firma zu haben, birgt immer die Gefahr, im nächsten Monat nix zum Fressen zu haben, wie Thomas es immer so schön formulierte. Doreen haßte diesen Spruch und noch einige andere auch, wenn denn die Kinder anwesend waren. Irgendwie gibt’s für Kinder nichts schöneres als Schimpfwörter zu lernen. Man kann ihnen tausendmal sagen, dass sie hören sollen. Sie hören nicht. Aber wehe, man flüstert einmal so ein „Wort“, und mag es auch aus 100 Metern Entfernung gewesen sein, dass geht den Knirpsen nicht mehr aus dem Kopf.
Vier Wochen lang war „Scheisse“ so ziemlich das einzige Wort, dass Dennis sprach. Und nur, weil Thomas sich beim Hämmern auf den Daumen gekloppt hatte und dabei ein kurzes schmerzhaftes „Scheisse“ rausschrie.
Letztendlich half nur ein neues Schimpfwort, das alte zu vergessen. Dies war zwar nicht die angestrebte Ideallösung aber Doreen fand, dass Eierkopf doch wesentlich erträglicher war als „Scheisse“.
Dennis war 12 und sowieso in einem Alter, wo er es den anderen in der Klasse gleichtun musste. Trotzdem war er weit davon entfernt, ein Raufbold zu werden. Er war gut in der Schule, half der alten Frau Higgins jeden Freitag die Einkaufstüte zu tragen, was ihm regelmäßig eine Handvoll Süssigkeiten einbrachte und war wie die anderen Drei im Schulchor. Aber wenns irgendwo einmal Streiche auszuhecken gab, war er ganz vorne mit dabei. So wie letztens, als sie Frau Schulz, ihrer Biologielehrerin einen aufgeblasenen Frosch an die Tafel geklebt hatten. Da die Jungens zusammen hielten, durften sie gemeinsam eine Stunde nachsitzen und 100 Mal „Ich darf wehrlose Tiere nicht quälen“ in ihr Strafheft schreiben. Hinter dem letzten Mal schrieb Dennis „aber er hatte ein Messer“.
Als sich Frau Schulz die Arbeiten am nächsten Tag ansah und Dennis letzten Satz las, konnte auch sie sich ein Lächeln nicht verkneifen. Aber nur ein ganz kurzes, denn die Kinder sollten nicht das Gefühl bekommen, sie hätten was Lustiges gemacht.

 

Sabrina war mit ihren 17 die Älteste im Quartet und man sollte meinen, auch die Vernünftigste. Aber weit gefehlt, denn sie war in einem Alter, wo vernünftig sein absolut uncool war. Sie kam in die 13. Klasse und sollte somit im nächsten Jahr ihr Abitur machen. Aber zur Zeit war das Abi weit entfernt und die Jungens so nah. Von daher war Doreen schon sehr froh, dass sie ihr das Zeltlager ausreden konnte, wo auch ihre besten Freundinnen dabei waren. Es kostete schon eine Menge Überredungskünste und auch einiger Tränen aber immerhin sollte Sabrinas Zimmer komplett renoviert werden und da wollte sie dann letztendlich doch dabei sein, bevor Paps ihr wieder eine Blümchentapete verpasste wie beim letzten Mal vor 5 Jahren. Da war sie zwar erst 12 aber hässlich fand sie die da schon.

 

„Mama, kann Leon oder Dennis Dir nicht helfen? Ich texte gerade mit Jill!“ Jill war Sabrinas beste Freundin und sie hielt sie natürlich ständig auf dem neuesten Stand, was Jungengeschichten im Zeltlager anbetraf. Jill war wohl schon total verknallt in einen Typen namens Alex aber Paul muß auch sehr süß sein oder Eric…

 

„Bis ich Euch alle durch habe, bin ich auch schon selber fertig!“ grantelte Doreen. „Was machst Du nur ohne Dein Handy?“

„Trommeln“ sprudelte es Sabrina sogleich raus und beide bekamen einen Lachanfall, wie ihn wohl nur Frauen kriegen können.

 

„Papa?“ Kevin war mit Thomas im Schuppen und half ihm beim Suchen einer alten Decke, die er brauchte, um sich unters Auto zu legen. Er wollte ein Loch im Auspuff kitten. Und obwohl es ihm finanziell nun auch nicht so schlecht ging, liebte er es doch, selbst Hand an zu legen und er war jedes Mal mächtig Stolz darauf, wenn es dann auch funktionierte. Seine Mutter hatte stets zu ihm gesagt, dass er 2 linke Hände hat und am besten nichts anfasst. Mit diesem Vorurteil ließ es sich eigentlich auch ganz gut leben, fragte ihn so natürlich auch Niemand, ob er beim Umzug oder Renovierung hilft.
Als er dann irgendwann flügge war und auf eigenen zwei Beinen stand, da musste er dann wohl oder übel ran und siehe da, es ging recht gut. Meistens jedenfalls.

 

„Was ist denn, mein Schatz?“ Thomas kramte gerade den alten Werkzeugkoffer beiseite, als Kevin in diesem etwas Interessantes fand.
“Papa, was ist das denn?“
“Was denn, Kevin?“ Thomas drehte sich nicht um, sondern suchte immer noch verzweifelt nach seiner Decke.
“Na, das Teil hier. Das ist doch kein Werkzeug!“ In dem Moment rief mit einer sichtlich erheiterten Stimme Doreen aus der Küche: „ E-S-S-E-N!!!“

„Geh schon mal rein und sag Mama, dass ich sofort komme. Ich will nur eben diese blöde Decke finden.“
“Papa, ´blöde` sagt man nicht“ Kevin stand auf, schaute noch mal kurz etwas ungläubisch in den Werkzeugkoffer, überlegte einen kurzen Moment, das seltsame Teil rauszunehmen und mitzunehmen, entschied sich dann aber doch dafür, es drin zu lassen. „Kann ich mir später ja noch mal genauer anschauen“ dachte er.

„Äh was?...Achja, tschuldigung. Hast recht, das sagt man nicht“ Thomas bemerkte vor lauter Sucherei gar nicht, dass Kevin bereits auf dem Weg ins Haus war und er mit der Wand sprach.

„Diese sch…(er schluckte und drehte sich kurz um) Decke muß doch hier irgendwo sein. Hab ich doch letztens erst noch hier gesehen.

 

„Papa kommt jetzt, er sucht noch seine Decke“, Kevin informierte seine Mum im Vorbeigehen. „Gehst Du bitte mal hoch und holst Dennis und Leon!“ Doreen holte den Braten aus dem Ofen. „Ach und Kevin, wasch Dir die Hände!“

Kevin rannte die alte Holztreppe rauf, auf der die 4. und 13. Stufe so tierisch knirschte. Er aber sprang galant über diese beiden Stufen wie eigentlich alle Kids im Haus. Es hatte sich irgendwie so eingebürgert, dass niemand mehr auf diese Stufen stieg.

 

Dennis saß mit Leon in seinem Zimmer und zockten mal wieder mit der Playstation. In regelmäßigen Abständen nahm Papa sie ihm weg, weil er es oft übertrieb und stundenlang nichts anderes mehr sah als seinen Bildschirm.

„Ihr sollt essen kommen“, Kevin stand in der Tür und wagte einen kurzen Blick ins Zimmer auf den Monitor. „Was spielt ihr denn?“

„Nix für Dich“ entgegnete ihm Leon. „Los, mach aus“, war der kurze Befehl an Dennis. Leon sprang auf und rannte an Kevin vorbei. „Boah, hab ich nen Kohldampf“ grummelte er noch im Vorbeilaufen vor sich her.

Dennis, Befehle von „oben“ gewohnt, legte die Controller weg und schaltete Playstation und Fernseher aus. „Was habt Ihr denn nun gespielt?“ Kevin versuchte sein Glück nun bei Dennis. „Doom aber erzähl bloß Mama und Papa nix, die flippen sonst völlig aus“.

„Geht klar“ Kevin drehte bereits ab Richtung Badezimmer. Dennis begab sich nach unten und Kevin wusch sich die Hände.

 

Mittwoch, 21.Februar 2007

 

„Was gibt’s denn?“ wollte Leon schon auf halber Stufe wissen. „Komm her, dann siehst es“, erwiderte Doreen. „Wo sind die beiden anderen?“

„Hände waschen Mama“. Leon war nun unten und schwang sich auf seinen Stuhl. Kurz darauf kamen auch Dennis und Kevin die Treppe hinuntergestürmt.

„Wer zuerst sitzt…“ rief Dennis und er und Kevin stürzten dabei fast zeitgleich zu Boden. „Klasse“, sagte Sabrina, „habt ihr beide gewonnen!“ Alle mussten plötzlich tierisch lachen, selbst Dennis und Kevin, die einen Knäuel auf dem Boden gebildet hatten. „So jetzt setzt Euch mal richtig hin…..hm wo bleibt denn Papa“, Doreen mochte es überhaupt nicht, wenn das Essen heiß war und nicht alle am Tisch saßen. Sie rief durchs offene Fenster nach draussen Richtung Garage: „ Thomas, kommst Du bitte. Kannst doch nachher weitermachen. Wird doch alles kalt“. Kurzes Warten—Stille—„Schaaaatz, kommst Du?“. Wieder nichts.

„Verdammt, wieso antwortet der nicht?“, Doreen wurde langsam sauer.

 

„Leon, geh mal bitte Deinen Vater holen. Sonst kann er seinen Braten kalt essen.“

Leon stand auf und lief zur Garage. Kurz darauf rief er: „ Mama, hier ist Papa nicht! …Paaaaapaaaa“. „Kevin, hast Du nicht gesagt, Papa sei in der Garage?“ wunderte sich Doreen nun doch. „Papa war ja auch in der Garage….mit mir sogar. Er hat was gesucht, ich glaube eine Decke“, verteidigte sich Kevin.

 

„Okay, selber Schuld, fangt an zu essen, Kinder.“ Doreen wollte nicht mehr warten. „Leon, komm rein, hat Papa halt Pech gehabt.“
Alle hauten mächtig rein. Ihr Braten war jedes Mal eine Köstlichkeit. Nur Doreen selber stocherte nur in ihrem Essen herum. War doch schon etwas merkwürdig. Wo sollte Thomas denn sein und wieso antwortete er nicht. Hier am See konnte man kilometerweit hören. Sie schob den Teller beiseite und stand auf. „Esst ihr nur weiter, ich hab keinen Hunger. Ich schau noch mal nach Papa. Wird ja wohl nicht geplatzt sein.“ Ein leicht gequältes Lächeln huschte über ihr Gesicht aber von den Kiddies schaute eh niemand hoch. Alle waren viel zu beschäftigt mit dem tollen Essen.

 

Doreen ging zur Garage, wo Thomas ja wohl zuletzt war. Niemand drin. Sie ging ums Haus, rief aber nicht, denn sie wollte es sich den Kindern gegenüber nicht anmerken lassen, dass sie sich nun doch ziemliche Sorgen machte. Sie ging weiter den kleinen Weg in den Wald hinein, so ca. 100 Meter. Nichts, keine Spur von ihm. Sie kehrte um und ging zum See. Auch hier nichts. Das kleine Ruderboot, welches sie Beide gemeinsam damals gezimmert hatten, lag dort im Sand, Spielsachen der Kinder aber kein Thomas.

Sie ging noch einmal zurück zur Garage, ein seltsames Gefühl begleitete sie dorthin. Sie betrat die Garage, die eigentlich mehr ein Schuppen war. Ihr Auto passte schon lange nicht mehr rein, so viel Zeugs stand dort rum.

Ihr Blick schweifte suchend umher. Da, in der Ecke, da war doch was. Ein leichtes bläuliches Schimmern bemerkte sie dort in der hintersten Ecke. Sie musste über Kartons klettern und wäre beinahe mit einem von ihnen umgekippt. Als sie die Kartons hinter sich gelassen hatte, sah sie es deutlicher. Es kam ein blaues Licht aus der Werkzeugkiste. Ungläubig und mit Zittern in den Beinen bewegte sie sich darauf zu. Und plötzlich wie aus heiterem Himmel, als hätte ihr jemand einen Gedanken mit dem Hammer ins Gehirn befördert überkam sie es. In ihrem Kopf kreiste nur noch ein Gedanke. „Welcher Tag ist heute? Das kann doch alles nicht wahr sein.“ Längst vergessene Alpträume stießen aus dunkelsten Gassen ihrer Erinnerung plötzlich wieder ans Tageslicht. Sie öffnete die Kiste, wohlwissend, was sie dort fand. Es war tatsächlich passiert. Nach all den Jahren. Thomas hatte wirklich recht behalten.

Ihr wurde schwarz vor Augen und plötzlich verschwamm die Welt um sie herum zu einem schwarzen großen Loch. Sie versank ohnmächtig in einen der vielen Kartons, der ihren Sturz zum Glück auffederte.

 

Donnerstag,1.März 2007

 

Wie alles begann

 

Ein Aufreisser wie die anderen in seiner Clique war er nie gewesen. Wenn samstagnachts die Diskotheken ihre Schleusen öffneten, dann war Thomas meist zuhause in seiner kleinen Bude. 1983 war er von zuhause ausgezogen, mit 18. Viel zu früh, wie seine Mutter meinte aber er war verliebt, ganz frisch noch und da brauchte er einfach ein eigenes Heim, wo er sein eigener Herr sein konnte. Wo er all die Sachen machen konnte, die bei Mutter immer nur unter Aufsicht gingen. Hätte er sich nicht verliebt, hätte es auch noch wahrscheinlich ein paar Jährchen gedauert, bis er die Füsse unter Mutters Tisch weggezogen hätte.
Doch jetzt war da diese Frau, die er im Supermarkt getroffen hatte, als ihr die Tüte mit dem Obst gerissen war. Er stand zufällig daneben und damals, als er die fallenden Äpfel auf den Fußboden rollen sah, dachte er noch für einen kurzen Moment, ob er einfach weitergehen sollte. Doch dann sah er sie und es gab für ihn keine andere Entscheidung mehr. Er half ihr die Äpfel aufzuheben. Verlegen und geblendet von ihrer Schönheit. Ihm war in diesem Moment klar, dass er die Frau fürs Leben gefunden hatte. Doreen erlebte diesen Moment völlig anders. Sie hatte Stress mit ihrer Mutter gehabt, weil sie vergessen hatte, ihre Medizin aus der Apotheke abzuholen. Ihre Mutter litt an Bluthochdruck und brauchte die Pillen dringend. „Ich hol sie dir gleich nach dem Einkaufen“, versuchte sie ihre Mutter am Telefon zu beruhigen. „Ich habs gestern abend wirklich vergessen, tut mir leid.“

Sie wusste, dass nun die üblichen Flüche kamen von wegen, dass sie nur sich selbst im Kopf hat und ihre Mutter sei ja eh nur lästig. Sie wusste, wo sie ihre Tochter treffen konnte. Auch wenns mit der Zeit nervte, es wirkte doch immer. „Mutti, noch mal, es tut mir sehr leid und ich komm noch vor der Arbeit heute Mittag vorbei. Großes Ehrenwort. Ich hab Dich lieb!“ Genervt von den ewig gleichen Sprüchen und doch mit Schuldgefühlen machte sie sich also auf den Weg zum Supermarkt.

„Danke, dass ist echt nett von Dir. Diese blöden Tüten halten aber auch nichts aus.“ Sie musterte ihn nur ganz oberflächlich. Er sah nicht schlecht aus aber diesen Gedanken dachte sie noch nicht einmal zuende, denn in ihrem Kopf schwirrte heute ausser ihrer monatlichen Migräne noch die Worte ihrer Mutter. Sie erhob sich wieder, verabschiedete sich noch kurz und packte die Äpfel um in eine andere Tüte.

Thomas stand da, von seinen Gefühlen noch völlig überwältigt und unfähig, sich zu bewegen oder einen Laut heraus zu bringen. Sein Verstand appelierte an ihn, doch endlich das Maul aufzumachen aber vergebens. Er blieb stumm, wohlwissend, dass er dort die Frau seiner Träume ziehen ließ, ohne auch nur überhaupt ein Wort mit ihr gewechselt zu haben.

Völlig deprimiert richtete auch er sich wieder auf, ging aus dem Laden ohne was gekauft zu haben und schloss sich 2 Tage zuhause in seiner Wohnung ein, völlig enttäuscht von sich und frustriert über die ganze Welt. Er hatte Liebeskummer ohne das Doreen jemals auch nur einen weiteren Gedanken an ihn verschwendet hatte. Ja sie hatte ihn schon längst wieder vergessen.

 

 

Samstag, 26.April 2008

 

Am dritten Tag raffte er sich endlich wieder auf, wohl auch, weil seine Vorräte längst aufgebraucht waren. Also duschte er, zog sich an und machte sich auf den Weg zum Supermarkt. Er ging zu Fuss, weil es nur 2 Blocks weiter war. Auf dem Weg dorthin kam er an der kleinen Apotheke vorbei, dort wo der alte Klimm seit Jahren seine Mitarbeiter schikanierte und niemand auch nur in die Nähe seiner Mixturen liess. Klimm, mittlerweile wohl auch schon geschätzte 70 Jahre alt, konnte wohl auch nicht ohne seine Arbeit und so mixte er weiter seine Tinkturen, während vorne im Lokal zwei Damen die Kundschaft bedienten.

Thomas warf einen flüchtigen Blick ins Fenster während er vorbeiging. Er wollte gerade seinen Kopf wieder dem Weg zuwenden, als er ein Winken warnahm. Er wurde kurz langsamer, stockte einen Moment und sah nochmal genauer ins Lokal. Wieder dieses Winken. Es kam von weit hinten und es war, als er die Hand an die Scheibe hielt um besser sehen zu können, der alte Klimm höchstpersönlich, der ihm dort zuwinkte. Er kannte Klimm eigentlich nur als unfreundlichen, exentrischen alten Greis, der seine Mitarbeiter anbrüllt, wann immer die ihm einen Anlass dafür gaben. Leicht widerwillig winkte Thomas zurück. Er wollte nicht unhöflich wirken. Doch gerade, als er weiter gehen wollte, da erst merkte er, daß es kein Winken als Gruss war, sondern das der Alte ihn mit winkenden Gesten aufforderte, zu ihm zu kommen. Völlig verduzt betrat Thomas die Apotheke. " Meinen Sie mich?" rief er vorsichtig zu Klimm hinüber. Die Angestellten schauten ihn verstört an. Sie hatten das Winken nicht mitbekommen und fragten sich beide gerade, ob sie gemeint waren. Doch die Auflösung folgte eine Sekunde später auf den Fuss. "Natürlich Sie, hab ich sonst noch jemandem gewunken?" polterte Klimm drauf los. "Kommen Sie her, ich muss mit ihnen reden", sein Ton klang schroff und bestimmend. Thomas gefiel der Ton nicht und eigentlich sagte eine Stimme in ihm, er solle einfach wieder den Laden verlassen. Was bildet dieser alte Sack sich ein? Ich bin nicht sein Untergebener.

Doch im selben Augenblick holte ihn seine gute Erziehung wieder ein und er sagte: "In Ordnung Herr Klimm. Ähm, wo muss ich lang?" Die Frage war berechtigt, denn der gesamte Laden war von einer Theke durchzogen und trennte so Kunden und Personal. "Rita macht Ihnen die Klappe auf."

Rita gehorchte natürlich sofort. "Guten Morgen" kam aus ihrem Mund, wie auswendig gelernt. "Hallo", stammelte Thomas immer noch ziemlich überfordert mit der Situation, wusste er doch überhaupt nicht, was man von ihm wollte. Er ging nun auf Klimm zu, der wiederum schon wieder in seiner Kammer verschwunden war. An der Schwelle blieb Thomas stehn. "Kommen Sie schon rein, ich beisse nicht", er klang wie ein alter verbitterter Greis und Thomas fragte sich zum ersten Mal, was diesen Menschen in seinem langen Leben so geprägt haben musste, daß er so war wie er war. Garstig und schroff.

 

Er sah sich um. Beeindruckend. Er fühlte sich fast wie in einer Hexenkammer. Überall Tinkturen, kleine Fässer, Flaschen, Mörser und ein alter Tisch. Er fragte sich, ob man in der heutigen Zeit nicht mit moderneren Geräten arbeitet aber bevor er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, faucht ihn auch schon der alte Klimm an.

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