Gedichte
Einmal Kindheit

Einmal Kindheit, Einbahnstraße,

Papas Eltern längst schon tot,

andrer Opa mag die Schwester,

Oma sieht bei mir gleich rot.

Alte Tische, Ledersessel,

Reichtum seh ich überall,

auf der Koppel stehen Pferde,

Rittmeister, mit eig‘nem Stall.

Kleiner Bruder, süße Schwester,

Beide von mir heiß ersehnt,

doch zum Spielen ungeeignet,

das nur mal am Rand erwähnt.

Mama, Papa überfordert,

Geld war knapper als gefühlt.

Vor dem Fenster lag die Butter,

Winter hat sie eisgekühlt.

Blüten, Blätter schön gezaubert,

Wunder einer kalten Nacht.

Mutti sagt das war ein Engel

Der, so schöne Dinge macht.

Hefeteig und Butterstreusel,

leck mir heut‘ die Finger noch,

denk an manche Kuschelstunde,

und wie gut die Mama roch.

Rote Wangen, dicke Ärmchen,

ja dann war das Kind gesund,

wenn ich mich auf Bilder sehe,

find ich mich schlicht kugelrund.

Opa, Tanten und Cousinen,

groß war der Familienkreis,

viel zu oft wurde gestritten,

manches ich noch heute weiß.

Gartenbank und Rosenbeete.

Händchenhalten war verpönt,

wollte wer mal Küsschen geben,

wurde er sogleich verhöhnt.

Schäfer, Schafe, Pferdewagen,

mit dem Eimer zog ich los,

in der Hand das kleine Schüppchen,

meine Scham war riesengroß.

Mehlklößchen und Erbsensuppe,

Leibspeis immer noch für mich,

in Gedanken denk ich Mutti,

gern kocht‘ ich  sie heut für dich.

Einmal Kindheit, Einbahnstraße,

tief vergraben in mein Herz,

Ich will sie nicht wieder leben,

drinnen wohnt auch ganz viel Schmerz.

© Ute AnneMarie Schuster 26.12.2010