Kurzgeschichte
Ohne Titel

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"Ohne Titel"
Veröffentlicht am 20. Dezember 2010, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Ohne Titel

Ohne Titel

Wenn sein Wecker klingelt, ist er meistens schon wach. Trotzdem muss er sich jeden Tag beeilen, um nicht zu spät im Büro zu erscheinen. Er nimmt sich zu viel Zeit am Morgen, er trödelt.

 

Die Andern machen Kaffeepause. Er nicht. Er kann es sich nicht leisten. Er arbeite nicht effizient genug, sagt sein Chef. Er liesse sich zu leicht ablenken.

 

Der Chef hat recht. Er ist wirklich oft unkonzentriert. Er ist müde, weil er nicht genug schläft. Aber er hat keine Zeit, zu schlafen, er muss arbeiten.

 

Sein Mittagessen isst er alleine. Für Gesellschaft hat er keine Zeit. Die Zeit ist sogar fürs Essen knapp. Zeit ist Geld. Er schlingt.

 

Schnelles Essen ist ungesund, aber für gesundes Essen reicht die Zeit nicht. Er hat ja Ferien, vier Wochen im Jahr. Da hat er dann Zeit, krank zu sein, sich zu erholen. Gesundheit ist Luxus.

 

Mit vollem Magen arbeitet es sich schlecht. Vielleicht sollte er mit Mittagessen aufhören. Und mit dem gesparten Geld könnte er sich eine Neue Hose kaufen. Eine schöne, schwarze.

 

Wenn er abends nach Hause kommt, wartet niemand auf ihn. Er lebt alleine. Seine Frau hat ihn schon lange verlassen, Kinder hat er keine. Er ist allein. Er sehnt sich nach Liebe.

 

Sein grösster Wunsch: Ein geselliger Abend mit Freunden. Doch er hat keine Freunde mehr. Er lädt nicht ein, er wird nicht eingeladen.

 

Freundschaften sind zeitaufwändig. Und Zeit hat er nicht. Freizeit ist für ihn ein Fremdwort. Am Abend muss er nacharbeiten, was er den Tag durch versäumt hat.

 

Wenn er sich endlich in den Sessel fallen lässt und den Fernseher einschaltet, sind die spannenden Programme schon zu Ende. Er rennt der Zeit hinterher.

 

Der Sessel ist weich und bequem. Oft ist er darin schon eingenickt. Wenn er schläft, ist die Welt für ihn in Ordnung. In seinen Träumen ist er frei, glücklich. Umso härter ist dann das Erwachen.

 

Manchmal lacht er, um sich selbst aufzuheitern. Es ist ein trockenes, böses Lachen. Er fürchtet sich vor sich selbst. Und doch liebt er sein Lachen. Sein eigenes Lachen. Sein einziges.

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fejo

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