Ein schöner Morgen. Frisch. Die gleissende Scheibe über dem Land, seit einer Stunde und wohl noch lange. (Wird sie jemals untergehen?) Sanft zittern die Gräser im lauen Wind, blumige Luft, trocken und sanft. Stille. Ein Vogel wäre ein Vogel doch kein Wurm, kein Käfer, kein Mensch zerstört das Idyll. Das Haus scheint leer, die Haustür ein Tor zu einer anderen Welt. Das Paradies ist da – wo seid ihr alle?
Höflich öffnet der Postbote das Gartentor, die Musse im Gesicht, Er sieht sich um – Haus, Garten, alles da, Baum, Blätter, Türe, Fenster, Kamin. (kein Rauch heute.)Dann der erste Schritt hinein ins Wunder, das Knirschen der Kiesel, das Rascheln des Laubes. Wild wuchern die Gräser und Blumen, noch wilder der Klee und die Hasen.
Je näher das Haus, desto grösser – altes Gesetz. Auch Hasen haben Perspektive. Die Tür scheinbar Meilen entfernt, doch sie ist. Ein zaghaftes Klopfen, die Post ist da. Ein Vogel singt – der erste seit langem – in Moll. Die Türe jetzt offen, Hallo, die Post, jaja, die Post. Ein Anflug von Gespräch, zehn Silben pro Mund – die ersten Worte seit langem. (Floskeln.)
Die Begegnung endet jäh, die Türe fällt zu. Die Post ist weg, der Bote noch da. Langsam den Rückweg antreten. (Nicht rennen.) Nur keine Angst zeigen. Souveränität als oberstes Gebot. Ein Stolpern rückwärts, welke Blumen, braunes Gras. Ein sanfter Aufprall. Ein leises Zwinkern.
Nur kurz jedoch und schwach. Erde am Bein und an der Hand. Erde am Rücken. Plötzlich – da! – ein Funke. Eine Explosion. (Da geht mein Herz) Er weicht – ein Streifen Nacht am Himmel und Wolken wie Engel. Ihr Hasen mit euren hässlichen Fratzen! – voller Ehrfurcht zurück durchs Tor. Ein sterbender Vogel zappelt im Schnee.