Beschreibung
Wie jedes Jahr um diese Zeit, werde ich mich auf den Weg in die Kölner Heimat begeben. Grund genug, um mal ein paar "kölsche" Reime zu versuchen. Da das kleine Stück in rheinischer Mundart geschrieben ist, habe ich auch gleich die hochdeutsche Übersetzung aufgeschrieben. Für alle Fälle. ;-)
Colonia Claudia Ara Agrippinensium
Stellt üch vüür oder auch nit
Den Dom zu Köln, den jööv et nit
Dämm Vatter Ring sing Promenaad
M’r wär’ am schenge, nää, wär’ dat schaad
Agrippina, dat Jüngere, wor et einst
Waröm Claudia Colonia hück so heißt
Selvs der Franke wor hier ens staats
Chlodwig, met Verlaub, dat is „weng fad“
Napoleon schuf, Jott will’et verjelten
Kölnisch Wasser un fies Matenten
Nää, wat han m'r ens ald erleevt
Noh dämm hück kei’ Hahn mieh kräht
Der halve Hahn, ens em Vertraue
Vüür Manchen zuckend Augenbraue
Und och der Köbes – kollosal
Kei' Kölsch weed hee nit schaal
Ei’mol im Johr, do fiere m’ir
Elf der Räte närrisches Pläsier
Do sinn’mer im Veedel doheim
Un verzälle un klüngele janz fein
En paar Meter wigger, d’r Ring eraff
Op d’r räächte Sick, do is’n Stadt
Dat könn’mer nit, die wolln m’r nit
Herzlichkeit vüür die?!? Die han m’r nit!
Sinn m’r och manchmol jet jeck
Un is ons och dat Jedächtnis verreck’
So sinn m’r doch im tiefe Hätze
Met Freud und Poesie echt Kölsch’ Jewächse
Hochdeutsche Übersetzung (ohne Reime)
Man stelle sich vor oder auch nicht
Den Dom zu Köln, den gäbe es nicht
Die Promenade des Vater Rhein
Wir würden uns beklagen, denn das wäre sehr schade
[Der Rhein wird im Kölner Volksmund als Vater angesehen, da er das Leben der Stadt manchmal maßgeblich gestaltet. Vor allem Wasser-Gestaltungen über 10 Meter sind nicht so unser Ding. Eine der liebsten Beschäftigungen der Kölner ist es jedoch, an den Rheinpromenaden spazieren zu gehen und sich die Zeit dort zu vertreiben.]
Agrippina, die Jüngere, war es einst
Warum Claudia Colonia heute so heißt
Selbst die Franken war hier einst sehr groß
Chlodwig, mit Verlaub, das klingt ein wenig fade
[Agrippina war Mutter von Nero und Gattin von Kaiser Claudius. Sie wurde in Köln geboren, wonach die Stadt am Rhein schlussendlich als Römische Kolonie benannt wurde. Richtiger wäre es allerdings von Colonia Claudia Ara Agrippinensium zu sprechen.
Noch heute finden sich zahlreiche Straßen und Plätze, die nach der Zeit der Franken im Rheinland benannt sind; der bekannteste zuweil ist wohl der Chlodwigplatz im Süden der Stadt. „Weng fad (ein bisschen fad)“: Anspielung auf den heute gesprochenen fränkischen Dialekt, der für den gewöhnlichen Rheinländer z.T. etwas seltsam anmutet.]
Napoleon schuf, Gott will es vergelten
Kölnisch Wasser und so genannte Fiese Matenten
Nein, was haben wir alles erlebt
Wonach heute zum Glück kein Hahn mehr kräht
[Die Napoleonischen Soldaten gehörten eine nicht unbedeutende Zeit zum Kölner Stadtbild. Zum Teil haben sich die Produkte wie das Echt Kölnische Wasser, 4711, gehalten. Aber auch in der Mundart finden sich heute noch Begriffe wie „Parapluie“ und „Trottoir“, die von Alteingesessenen gesprochen werden. So auch „Fiese Matenten“. Was heute eher böswillige Machenschaften ausdrückt, war einst der Begriff für das Anheuern junger Mädchen durch französische Soldaten, die die Damen in ihr Zelt (frz.: Tent) entführten und *zensiert* mit ihnen anstellten.]
Der „Halbe Hahn“, im Vertrauen gesagt
Verursacht bei Manchem nur zuckende Augenbrauen
Und auch der Köbes – kollosal
Sorgt immer für ein neues, frisches Kölsch
[Der halbe Hahn ist ein belegtes Brötchen mit Käse. Der Legende nach soll es einen Gast in der Kölner Altstadt gegeben haben, der ein solches bestellt hat. Der Wirt, der Köbes, soll sich darauf hin recht lustig gemacht haben und gerufen haben: Der will ein Halbes haben. Zu Kölsch: D’r will nen halven han.
Üblicherweise braucht man rund um Köln kein Kölsch bestellen - man bekommt es einfach bzw. man erhält immer ein neues, wenn das Glas leer ist. Ist doch gut, oder? ;-)]
Einmal im Jahr feiern wir
Den Elferrat und die Narretei
Da sind wir im (Stadt) Viertel zuhause
Und erzählen und klüngeln fein
[Als „die“ Karnevalshochburg schlechthin in Deutschland, gehört der so genannte Elferrat zum Heiligtum der so genannten „Session“. Er ist eine Parodie auf die französische Besatzung und die Einführung der französischen Gerichtsbarkeit. Daher wird noch heute auf den Karnevalssitzungen nach einer Büttenrede gefragt, ob das Publikum denn zufrieden mit der Anhörung gewesen sei. Natürlich heute in etwas umgänglicheren Form.
Der Kölner Karneval ist besonders in seinen Stadtvierteln zuhause und besonders liebenswert. Und da der gemeine Kölner eine Veranlagung zum ausgiebigen Schwätzchen und Verabredungen diverser Art hat, musste der Klüngel einfach erwähnt werden. Konrad Adenauer hat als ehrenwerter Kölner Bürger den Satz geprägt „Man hilft sich“. Das gilt noch heute.]
Einige Meter weiter den Rhein hinunter
Befindet sich auf der rechten Seite eine Stadt
Mit der können wir es nicht. Mit denen wollen wir es nicht.
Herzlichkeit für die?!? Die geben wir nicht!
[Wie in beinahe jeder Region gibt es gesunde Nachbarschaftsrivalität. So auch zwischen der Domstadt Köln und der Landeshauptstadt Düsseldorf. Für den Kölner an sich ist Düsseldorf eher Beiwerk und im wahrsten Sinne ein „Dorf“, das nicht der Rede wert ist. Man sollte es jedoch in beiden Städten tunlichst vermeiden, in den Altstädten etwas anderes als das ortsübliche Bier zu bestellen, um dem Lokalverbot zu entgehen. In Köln trinkt man inzwischen beide Biersorten gern; aber in „Düsseldorf“... ;-)))]
Sind wir auch manchmal etwas verrückt
Und ist uns auch unser Stadtarchiv verreckt
So sind wir doch tief im Herzen
Mit Freude und Poesie echte Kölner Gewächse
[Dieser Abschnitt erfordert keine weitere Kommentierung...]