Mein Tannenbäumchen erzählt Eine Weihnachtsgeschichte
Es war am heiligen Abend, ich war aufgeregt wie immer an diesem Tag. Wann wird endlich die Bescherung sein. Mutti und Vati taten so geheimnisvoll, dazu der Duft nach selbst gebackenen Plätzchen und Pfefferkuchen, nach Äpfeln und anderen Naschereien. Unseren Weihnachtsbaum kannte ich ja schon, hatte ich ihn ja mit meinem Vati zusammen ausgesucht. Aber wie wird er jetzt aussehen? Wird er immer noch der schönste Baum sein, den ich je gesehen habe? Endlich hörte ich das Glöckchen, das Zeichen, dass ich ins Wohnzimmer durfte. Das erste, was ich sah war unser Baum. Er war wunderschön geschmückt mit Lametta, Strohsternen und bunten Kugeln. Dazu die weißen Kerzen, die leicht flackerten, als würden sie mir zuzwinkern. Erst dann sah ich die Geschenke, ein neues Puppenhaus mit vielen kleinen Möbeln, Gardinen an den Fenstern und winzigen Töpfen auf dem Küchenherd. Da waren aber noch viele andere Geschenke, die ich erst auspacken musste. Aber immer wieder musste ich unseren Baum anschauen, so gut gefiel er mir. Dabei kam mir noch ein Wunsch in den Sinn und ich fragte meine Eltern beim Abendessen, ob ich denn diese Nacht im Wohnzimmer bei unserem Baum und meinen Geschenken schlafen dürfe. Die beiden sahen sich an, schmunzelten und sagten schließlich ja. Es dauerte dann auch nicht mehr lange, ich wurde müde vom Spielen und Mutti machte mir mein Bett auf der Couch. Ich war auch schon fast am Einschlafen, da hörte ich ganz leise eine Stimme. ?Kindchen, Kindchen!? flüsterte sie und ich wusste nicht, wo die Stimme herkam. Ich wollte schon meine Mutti rufen, da war die Stimme wieder da. ?Kindchen, ich bin´s, dein Weihnachtsbäumchen. Soll ich dir meine Geschichte erzählen?? ?Oh ja, bitte!? flüsterte ich. Da fing mein Bäumchen an zu erzählen: ?Ich komme aus einem großen Wald inmitten von Bergen und Tälern. Ich wurde wohl behütet von meinen Tanten, alles Bäume wie ich, nur dass sie viel größer sind und aus ihrer Höhe bis in die Dörfer und Städte der Menschen schauen können. Sie passten alle sehr gut auf mich auf, dass mir nichts passieren sollte, wenn vielleicht ein Sturm käme. Ich fragte sie, warum sie denn um mich so besorgt sind, da bekam ich von den Tanten die Antwort: ?Weil du etwas ganz besonderes bist, du hast einmal eine große Aufgabe zu erfüllen, du sollst einmal ein Menschenkind, das so alt ist wie du, sehr glücklich machen.? ?Warum gerade ich?? wollte ich wissen. ?Du bist nicht allein, aber wenn die Zeit gekommen ist, dann wirst du es wissen.? Nun fragte ich: ?Warum seid ihr es denn nicht, die ein Kind glücklich machen können?? ?Dafür sind wir zu alt und zu groß, wir haben auch andere Aufgaben. Du aber wirst dich von deinen Wurzeln trennen und in die Stadt kommen, wo dich ein Kind auswählen wird und du wirst zu ihm in ein warmes Zimmer kommen. Keine Angst, es wird nicht weh tun, denn du wirst durch die Freude des Kindes geheilt sein.? So kam es dann auch, vor ein paar Tagen kamen Arbeiter, schnitten mich von meinen Wurzeln und ich wurde mit anderen kleinen Bäumen in die Stadt gebracht. Dort sah ich dich zum ersten Mal und ich wusste, dass du das Kind sein wirst, dass ich glücklich machen soll. Dein Vati trug mich nach Hause und deine Eltern schmückten mich ganz besonders schön. Dass ich dir gefalle, haben mir deine Augen verraten, deshalb durfte ich auch heute mit dir reden. Aber nun ist es genug, schlaf jetzt schön, Kindchen, gute Nacht.? Ich wollte dann noch mehr von meinem Bäumchen wissen, aber es sagte kein Wort mehr. Müde und glücklich schlief ich ein. Aber in jedem Jahr danach sah ich unseren Weihnachtsbaum an, als würden wir uns lange kennen, wenn die Kerzen sanft flackern, als würden sie mir zuzwinkern.
Peter Jaekel
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