Kurzgeschichte
Der Gig

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"Der Gig"
Veröffentlicht am 18. Dezember 2010, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Der Gig

Der Gig

Der Gig

Es ist Freitag  17 00 Uhr, die Arbeitswoche ist vorbei, auch heute waren es wieder acht Stunden Maloche, eigentlich bist du platt.

Aber jetzt beginnt das Leben, heute Abend spielst du mit deiner Band  im Club, und du solltest dich beeilen, sonst kommst du zu spät zum Soundcheck, dann sind die Bandkollegen sauer weil sie alles alleine machen müssen.

Also ab nach Hause, schnell duschen, einen Griff in den Kühlschrank nach irgendwas Essbarem, nebenbei anziehen und dann im Eiltempo das Equipment zusammenpacken. Scheiße, wo ist der Gitarrenständer?

Ab damit ins Auto, hoffentlich hast du nichts Wichtiges vergessen, aber  das stellt sich erst raus, wenn du  dann im Club bist, ist immer so.

Profis haben für solche Sachen ihre Roadies, die brauchen sich um sowas nicht zu kümmern, aber du bist kein Profi, du machst Mucke zum Spaß, nicht wegen der Kohle. Du bist schon seit Wochen, wenn nicht schon seit Monaten gespannt auf diesen Abend. Werden auch ein paar Leute kommen? Wie wird der Sound? Wird die Technik funktionieren?

Du kommst im Club an, 18 Uhr 30, die Bandkollegen sind auch schon da und laden die Anlage aus dem Transporter. Unser Drummer hat ne eigene Firma, da gehören mehrere Kleinbusse dazu, das ist praktisch für den Transport der PA, sonst müssten wir einen Kleinbus mieten, und das geht von der Gage ab. Unser Drummer ist spendabel, er verlangt nichts für den Transporter, ist halt ein netter Kerl.

Es ist saukalt heute Abend, und ich hoffe mich nicht noch zu erkälten, das wäre tödlich für die Stimme. Ständig in den warmen Club, dann wieder raus in die Eiseskälte, bis alles in dem Raum vor und neben, oder auch schon auf der Bühne ist. Es ist noch ein wildes Durcheinander, jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Hier gibt es wenigstens eine richtige Bühne, in vielen anderen Clubs stehst du einfach auf dem Boden, auf gleicher Höhe mit dem Publikum. Nicht in diesem Club, das ist von Vorteil, auch für die Performance.

Jetzt die Boxen aufstellen und mit den Endstufen verkabeln, das Schlagzeug steht schon fast komplett, also werden die Monitorboxen auch gleich platziert, Mikrofone angeschlossen und Instrumente und Verstärker aufgebaut.

Der Leadgitarrist ist natürlich schon fertig und spielt sich warm, die Drummikros sind auch schon verkabelt, jetzt noch den Bass anschliessen und meine Gitarre stimmen, es kann gleich losgehen mit dem Soundcheck, kurz vor 20 Uhr, ab halb neun kommen die ersten Gäste, sagt der Wirt, wir müssen uns etwas beeilen damit wir vorher fertig werden.

Irgendwas brummt noch auf der Anlage, ein störendes Feedback im Bassbereich, der Bassist sucht irgendwelche falschen Einstellungen, er kennt sich am besten aus mit der Technik.

Es war das Mikro für die Bassdrum, die Frequenzen um 400 Hertz, sagt der Bassist. Alles Klar soweit, der Drumsound steht, es sind alle Instrumente zu hören. Einen Song angespielt, wieder abgebrochen, der Monitor ist zu leise. Wir mischen unseren Sound bei Clubgigs selber auf der Bühne, es ist sowieso kein Platz im Publikumsbereich und einen Mischer könnten wir uns auch gar nicht leisten, wieder was für Profis. Den Song nochmal angespielt, der Monitor ist laut genug, aber der Gesang ist insgesamt zu leise. Wieder abgebrochen, den Gesang  etwas lauter gedreht. Beim Nächsten Versuch passt alles, da spielen wir das Stück gleich mal komplett durch, das Gitarrensolo ist auch gut Durchgekommen, alles bestens. Noch ein Stück mit der Akustikgitarre anspielen, Lautstärke passt, das wars.

Alles Unnötige wird jetzt von der Bühne geräumt, die Spannung steigt, und schon kommen die ersten Gäste zur Clubtür herein. Gutes Timing bis jetzt. Um halb Zehn soll es losgehen.

Es sind noch sehr wenig Gäste da, das sollte noch anders werden, hoffentlich hat die Werbung in der Zeitung was genützt, es sieht noch nicht danach aus. Der Veranstalter beruhigt uns, seine Gäste kommen immer erst kurz vor Zehn. Wir warten noch ein wenig, es ist schon kurz vor Zehn Uhr und das Lokal fängt an sich zu füllen. Also allerletzte Vorbereitungen für den Gig, noch schnell die Gitarre stimmen, etwas Trinkbares auf der Bühne bunkern, dann nochmal kurz auf die Toillette.

Inzwischen ist der Club annähernd voll, gleich gehts los, die Spannung ist fast nicht mehr auszuhalten, da läuft auch schon das Intro von CD, mit dem wir den ersten Song einleiten.

Der Drummer zählt ein.....  und es geht los, die erste Nummer kracht aus den Boxen, und der Sound drückt, die ersten Füße im Publikum wippen schon im Takt mit der Einsatz mit Gesang der ersten Strophe sitzt, alles bestens.

Die größte Anspannung ist verflogen, jetzt stellt sich Routine ein, die Stücke hat man ja oft genug geprobt. Der erste Song ist vorbei, schon zählt der Drummer den zweiten ein, one, two, three, four ...

und weiter geht es und spätestens jetzt ist der Spaß da, scheiß auf die Arbeitswoche, scheiß auf den Stress, Lampenfieber gibt es nicht, und wer braucht schon Roadies und 'nen Mischer. Alles was zählt ist der Sound, der Groove trägt dich von einem Stück zum nächsten, bis du das letzte Stück ansagst. Wir waren gut heute, zwei Zugaben werden verlangt, dann ist Schluss. Alle sind ausgepowert, wir haben alle Songs gespielt, wir sind glücklich, das Publikum auch.

Das ist es, das wahre Leben...

 

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Mukussu Re: hat mich sehr berührt -
Zitat: (Original von Boris am 18.12.2010 - 08:39 Uhr) hab auch mal als Folklorist auf der Bühne gestanden
lang, lang her....
Danke

LG JFW


Hallo Boris,

freut mich, wenn's gefällt.
Hat ne Weile gedauert mit der Antwort, aber das Leben hat mich wieder voll im Griff, ha,ha,...

Grüsse,
Art
Vor langer Zeit - Antworten
Mukussu Re: Lebendige Texte -
Zitat: (Original von Mediocre am 22.12.2010 - 17:02 Uhr) Dein Text hat etwas sehr authentisches gut zu lesen.
Angelika


Hallo Angelika,

dank auch Dir für den netten Kommentar,
sorry wegen der späten Antwort.

Grüsse,
Art

Vor langer Zeit - Antworten
Mukussu Re: Du -
Zitat: (Original von anteus am 04.01.2011 - 17:39 Uhr) hat den Alltag, die Gefühle und Empfindungeneines Musikers sehr gut und authentisch beschrieben.
Habe es gerne gelesen.
Liebe Grüße
Anteus


Hallo Anteus,

danke für den netten Kommentar,
sorry für die Späte Antwort

Gruss,
Art
Vor langer Zeit - Antworten
Mukussu Re: -
Zitat: (Original von Dara am 27.01.2011 - 17:12 Uhr) Jo, is gut geworden.
Jeder der selber iner Band spielt merkt was Sache is und auch für, die, die das nicht kenn kommts gut rüber.


Hi Dara,

danke für den netten Kommentar,
freut mich, wenn's gefällt.

Art
Vor langer Zeit - Antworten
Mukussu Re: "Wow" -
Zitat: (Original von schreiber304 am 18.01.2011 - 19:31 Uhr) Ich finde das was du geschrieben hast absolut cool!
Du hast recht, dass die Profis in der Musikszene sich um nichts mehr kümmern müssen.
Ich habe mal vor langer Zeit, dass war zu DDR Zeiten, bei einer Band das ganze Zeug mit aufgebaut und abgebaut: Man denkt oftmals, dass es in einem ziemlichen Stress ausarten kann!...Aber es ist so, weil alles passen muss. Was für eine Musik spielt Ihr?...wenn ich mal fragen darf!

Gruß

Ralf


Hallo Ralf,

danke für die Blumen und sorry wegen der späten Antwort, bin zur Zeit wieder ordentlich eingespannt.
Wir spielen mit DER Band um die es hier geht, groovelastigen Hard- und Heavyrock. Allerdings nur gecovert, was aber auch Spass macht. das sind dann Songs von Whitesnake, David Lee Roth, Thin Lizzy, aber auch Nickelback oder Creed. Quer durchs Gemüsebeet eben.
Mache in anderen Formationen auch noch bluesigeres und souligeres Material, eben alles was live richtig rockt, aber das ist ja bekanntlich immer Geschmackssache.

So long,
Art
Vor langer Zeit - Antworten
Dara Jo, is gut geworden.
Jeder der selber iner Band spielt merkt was Sache is und auch für, die, die das nicht kenn kommts gut rüber.
Vor langer Zeit - Antworten
schreiber304 "Wow" - Ich finde das was du geschrieben hast absolut cool!
Du hast recht, dass die Profis in der Musikszene sich um nichts mehr kümmern müssen.
Ich habe mal vor langer Zeit, dass war zu DDR Zeiten, bei einer Band das ganze Zeug mit aufgebaut und abgebaut: Man denkt oftmals, dass es in einem ziemlichen Stress ausarten kann!...Aber es ist so, weil alles passen muss. Was für eine Musik spielt Ihr?...wenn ich mal fragen darf!

Gruß

Ralf
Vor langer Zeit - Antworten
anteus Du - hat den Alltag, die Gefühle und Empfindungeneines Musikers sehr gut und authentisch beschrieben.
Habe es gerne gelesen.
Liebe Grüße
Anteus
Vor langer Zeit - Antworten
Mukussu Re: Guter Stil,... -
Zitat: (Original von pekaberlin am 22.12.2010 - 17:37 Uhr) ... aber zu viel Technik, zu wenig Mensch, - für meinen Geschmack!
Gruß Peter


Genau da liegt der Hase ja im Pfeffer. Wenn du Mucke machst ist es zum grossen Teil die Technik, die den Unterschied macht.
Ein gewisses Grundniveau vorausgesetzt.
Und genau mit dieser Technik hast du den Stress, wenn überhaupt.

Bin trotzdem für jeden Kommentar dankbar, freut mich.
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Guter Stil,... - ... aber zu viel Technik, zu wenig Mensch, - für meinen Geschmack!
Gruß Peter
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