Einleitung
Es ist eine Geschichte aus meiner Kinderzeit, die ich hier mal wieder zum Besten geben möchte.
Weihnachten im Dreimäderlhaus
Wenn ich zurückblicke auf meine Kinderzeit und besonders zur Weihnachtszeit, muss ich letztendlich gestehen, auch wenn es nicht viel gab, es war doch eine schöne Zeit.
Wir wohnten zusammen mit meiner Großmutter in der zweiten Etage eines Geschäftshauses, die wir nun nach langem Kampf mit den örtlichen Behörden allein bewohnten. Vom Hauswirt wurden wir nur das Dreimäderlhaus genannt. Wir hatten zwei Schlafzimmer (eines für Oma und eines für meine Mutti und mich), ein Wohnzimmer und eine große Küche. Bad und Toilette gab es damals nicht. Die Toilette war eine Tagesreise
weit im Hinterhof. Also mal dringend müssen - das ging gar nicht, das musste man schon einige Zeit vorher einplanen.
Und Freitags vor Weihnachten wurde die Küche zur Badestube umfunktioniert. Dazu wurde eine große Zinkwanne vom Boden geholt, der Küchenherd angeheizt und sämtliche, möglichst große Töpfe, die es im Haushalt gab, mit Wasser gefüllt daraufgestellt. Wenn es heiß war, wurde es in die Wanne gegossen und dann kam so viel kaltes Wasser dazu, bis die richtige Badetemperatur erreicht war.
Nun durfte ich, als Kleinste, zuerst baden, danach meine Mutter und zuletzt kam Oma an
die Reihe. Ob diese hinterher auch noch sauber war, kann ich nicht mehr mit Bestimmtheit sagen.
Es war auch immer wieder eine Prozedur, die Wanne zu leeren, da diese keinen Abfluss hatte. Nein, sie musste mit einem Topf wieder leer geschöpft werden und nur den letzten Rest konnte man unter mühsamen Anheben der Wanne in das Waschbecken entleeren. Ja nun waren wir alle sauber und für das Weihnachtsfest gerüstet.
Ob es einen Weihnachtsmann gab, konnte ich nicht mit Bestimmtheit sagen…. Hätte aber durchaus sein können. Zu sehen bekam ich ihn aber nie. Dafür durfte ich manchmal tagelang nicht in die „gute Stube“, da passte
Oma auf, wie ein Heftelmacher. Oma war überhaupt für mich die Respektsperson. Wenn sie drohend ihre Augen "rausdrehte", wußte ich, "Da habe ich was falsch gemacht" und manchmal gabs auch eine Ohrfeige. Meine Mutter respektierte ich nicht so sehr. Ich sah sie ja kaum, weil sie den ganzen Tag auf Arbeit war.
Aber ich schweife ab:
Zum heiligen Abend erstrahlte dann die sogenannte "gute Stube" Stube in hellem Lichterglanz und Punkt fünf Uhr gab es die obligatorischen Linsen mit Bratwurst und viele andere „Leckereien“. Die Linsen kochte Oma immer süßsauer, aber da hatte sie nicht
mit mir gerechnet.
Süßsaure Linsen waren nichts für meinen Appetit. Damit war geregelt, dass sie nur wie „normaler“ Eintopf gekocht wurden und jeder machte sich Essig und Zucker nach Belieben dazu.
Danach kam die Bescherung. Am meisten bekam wahrscheinlich ich. Oma hatte wieder an meiner Puppenstube gebastelt, neue Lämpchen verlegt oder neues Inventar gekauft. Manchmal saß auch ein Teddy darin oder eine neue Puppe. Da war die Freude natürlich groß. Manchmal war ich aber auch traurig, weil ich kein Geld hatte, um für Oma und Mutti Geschenke zu kaufen, denn Taschengeld gab es keines.
Das mit den Geschenken konnte ich erst später nachholen, als ich selber Geld verdiente.