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Project Albagan [1x08] Zufälle

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"Project Albagan [1x08] Zufälle"
Veröffentlicht am 12. Dezember 2010, 34 Seiten
Kategorie Science Fiction
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Project Albagan [1x08] Zufälle

Project Albagan [1x08] Zufälle

Beschreibung

//Fortsetzung der Serie Project Albagan. Neue Episoden gibts in geraden Kalenderwochen Samstags ab 20.15 auf http://s-hilgert.blogspot.com //Zum Inhalt: Durch Zufall trifft ein Chibigo plötzlich auf Inistra ein, obwohl er eigentlich irgendwo ganz anders hin wollte. Während er den Menschen dort von seiner Rasse erzählt, finden Jan Ferden und der Captain heraus, dass irgendetwas nicht stimmt...

24.11.2010, 16.00 // Inistra, Küche

Abby war stinksauer. Mit kochender Wut schlug sie, ein Messer in der Hand haltend, auf ihr wehrloses Opfer ein – eine seltsame Frucht mit harter Schale, die Mary Lu letztens angeschleppt hatte. Die konnte zwar nichts dafür, dass ihr Vater seit dem Vorfall mit dem Piratenschiff zuweilen fast verging vor Sorge, aber zumindest konnte die Frucht sich nicht beschweren. Mit einem Ohr hörte sie Schritte hinter sich. Als sie sich umdrehte sah sie Jan vor sich, der erschrocken zurückwich.

Whou, Vorsicht! Ich gehöre nicht zum Essen, du musst mich nicht ausnehmen!“ mahnte er und deutete auf das lange Messer, welches sie noch immer in der Hand hielt und da sie sich weggedreht hatte nun auf ihn zeigte.

„Schade eigentlich,“ grummelte sie und legte das Messer weg.

„Was machst du hier?“ fragte sie, etwas versöhnlicher. Jan legte den Kopf schief und grinste,

„Ich wollte dir nur sagen, wenn du schon dabei bist deine helfenden Hand überall anzubringen, meine Wohnung könnte mal aufgeräumt werden.“

Für einen Moment sah man Abbys Gesicht fallen und ihre Gedanken zurückschweifen zu dem Messer.

„Er hat es nicht wirklich getan oder?“

Jan zog überrascht die Augenbrauen hoch.

„Was?“, fragte er verwirrt.

„Dieser verfluchte… Dad hat mir gesagt, dass wenn ich nicht ruhe geben würde, er mich bei der Putzkolonne eintragen würde!“

„Wir haben eine Putzkolonne?“

Looks like.“

Jan grinste.

„Du weißt aber schon, dass das nur ein Scherz war von mir, oder?“

Abby rollte mit den Augen.

„Ich hätt’s Dad zugetraut, ganz ehrlich.“

„Er ist lediglich besorgt um dich.“

„Besorgt? Willst du mich verarschen? Ich hab diese verdammten Piraten ausgetrickst, und wenn ich es nicht getan hätte wären wir unter Garantie nicht so einfach vom Schiff heruntergekommen!“

Jan seufzte.

„Ich weiß. Es war sogar noch viel knapper, als wir angenommen haben. Wir haben nämlich bei und im Physiklabor herausgefunden, dass die Dimensionsblasen der Chibigo nicht völlig autark sind, was auch physikalisch unmöglich wäre, sondern vielmehr Teile eines jeweiligen Universums sind. Sonst hätten die Piraten unser Portal ja auch direkt anwählen können, was sie vermutlich aufgrund des enormen Energieaufwandes nicht getan haben. Denn je weiter entfernt zwei Enden des Portals voneinander entfernt sind desto mehr Energie benötigen sie. Also schleusen sie sich vermutlich von ihrer eigenen Blase aus ein das Universum zu dem die Blase ihres Opfers gehört, fliegen den größten Teil der Strecke über Hyperspace oder so was, und klinken sich dann in die Blase ihres Opfers ein.“

Abby runzelte die Stirn.

„Okaaaay,“ sagte sie gedehnt, „aber was hat das mit unserer Rettungsaktion zu tun?“

„Naja, ich vermute, dass die Piraten nicht besonders viel Energie mit sich führen, wenn sie auf Reisen gehen. Hätte die Rettungsaktion also noch ein wenig länger gedauert, hätte es sein können, dass die Energie für eine Rückkehr nicht mehr gereicht hätte.“

„Vielleicht solltest du das mal euerm tollen Captain erzählen.“

Jan seufzte.

„Abby, ich weiß es ist schwierig, aber da musst du jetzt durch. ER ist nun mal dein Vater und das Risiko dich hier her zu holen ist bei weitem nicht so gering wie wir den General glauben gemacht haben. Davon abgesehen, hab ich es ihm bereits gesagt, dass du uns eine Menge Ärger erspart hast.“

„Und, wie hat er reagiert?“

Jan lachte.

„Er war sozusagen not amused.“

Abby wollte gerade etwas erwidern, als ein wohlklingendes Pling ertönte und an der gegenüberliegenden Wand eine blaue Kugel zu leuchten anfing.

„Was ist denn das?“ fragte Abby verwirrt.

„Das Stadtweite Informationssystem. Es zeigt an, dass sich gerade von irgendwoher ein Portal mit Inistra verbunden hat.“

Abby legte den Kopf schief, dann warf sie das Messer von sich und meinte,

Let’s go check it out.“

Damit verließ sie den Raum, einen interessierten Physikdoktor und eine halb fertige Frucht in der Küche zurücklassend.

Kurz bevor Abby mit dem Zug nach unten abfahren konnte, gesellte sich auch Jan zu ihr. Gemeinsam mit ein paar Soldaten fuhren sie nach unten, um wenige Minuten später am Portalraum anzukommen. Dort stand ein verwirrt aussehender Mann mittleren Alters, gekleidet in einen Lederharnisch und eine fest aussehende Stoffhose. Um den Hals trug er einen silbernen Ring auf dem Symbole eingraviert waren. Als er den Trupp Menschen sah, der auf ihn zutrat legte er die Hand auf seine Brust, und sagte,

Groth Tadag. Alsa Georeg, alsa mal Aiwa Semta.“

„Was sagt er?“ raunte Abby Jan zu.

„Er grüßt uns und sagt, sein Name sei Georeg, vom Planeten Semta.“

„Nie gehört.“

„Ich auch nicht.“

Jan trat auf den Mann zu und legte seinerseits eine Hand vor die Brust.

Groth Tadag. Alsa Jan, alsa mal Blou Aiwa. Vektröm ak Inistra, Georeg.”  Guten Tag. Ich bin Jan vom Planeten Erde. Willkommen auf Inistra, Georeg.

Zugegebenermaßen etwas steif, fand Jan, aber er war ja auch kein Experte in diesen Dingen. Der kam gerade mit dem Zug an, in Gestalt von Mary Lu Rosenthal, zusammen mit Captain Hedgefield. Jan sah, wie sein Blick auf seine Tochter fiel, die er Früchteschnippelnd in der Küche wähnte, und für einen Moment leuchtete Ärger in seinem Gesicht auf. Dann besann er sich jedoch auf den eigentlichen Zweck seines Daseins und schritt mit Mary Lu zusammen auf den Mann zu.

Kurze Zeit später, nachdem die beiden sich ebenfalls vorgestellt hatten und in Hedgefield als Hulvan eine Autoritätsfigur gefunden war, fanden sie heraus, warum der Mann so verwundert geguckt hatte, nachdem er dem Albagan entstiegen war: An seinem Ursprungspunkt hatte er eine andere Adresse eingegeben, als die von Inistra. Der Captain lächelte jovial, versicherte, dass alles in Ordnung sei, und man ihn gerne an seine Zieladresse weiterleiten würde. Ob er nicht zum Tee bleiben wollte. Das wiederum brachte den Fremden zum Lächeln, und sie stiegen alle gemeinsam in den Zug in die Stadt.

Kurze Zeit später saß eine große Gruppe Erdlinge zusammen mit dem Fremden im Konferenzraum, während eine von Lukas‘ Mitarbeiterinnen irdischen Tee und Kaffee brachte.

„Ihr kommt also vom Blauen Planeten?“, vergewisserte sich der Chibigo, was Rosenthal für alle übersetzte. Sie fungierte als Dolmetscherin für den Fremden, und bestätigte seine Frage.

„Interessant. Dass es nach all den Jahren dort nun eine solche Zivilisation gibt… Habt ihr euer Albagan selbst errichtet, oder funktioniert das alte noch?“

Verwunderte Blicke auf allen Gesichtern.

„Das… alte?“ fragte Rosenthal vorsichtig.

„Oh, ja“, bestätigte Georeg, „zumindest in allen Realitäten die wir bereist haben existierte auf dem Blauen Planeten ein Albagan. Es kann natürlich sein, dass es inzwischen zerstört ist, aber es war sehr massiv gebaut. Und groß, eines der ersten Modelle, noch mit zwei Kreisen gebaut. Seid ihr sicher, dass ihr es nicht kennt?“

Jan überlegte. Es lag ihm auf der Zunge, ein uraltes Rätsel eigentlich, aber konnte das wirklich sein? Er sah Rosenthal an, die Expertin, und wusste, dass er Recht hatte. Es war ihm ja sofort aufgefallen, die Ähnlichkeit war schließlich frappierend.

„Aber das ist doch…“ murmelte er.

„Was?“ schaltete sich der Captain ein, der den Blick auf seinem Gesicht gesehen hatte.

„Das Stonehenge, Captain.“

„Aber das hat doch nur fünf Trilithe, das Albagan braucht sechs“, überlegte Rosenthal. In dem Moment schaltete sich Abby ein, und sagte,

„Warum überprüfen wir es nicht einfach und zeigen ihm ein Bild?“

„Hast du eins?“ fragte ihr Vater. Abby grinste.

Du hast eins. Als Desktophintergrund auf deinem Laptop!“

„Woher kennst du meinen Desktophintergrund?“ fragte der Captain etwas indigniert.

Abby stoppte mitten in der Bewegung und murmelte etwas von wegen, das sei doch jetzt unwichtig und verschwand. Keine drei Minuten später war sie wieder da und reichte Rosenthal das Gerät. Diese drehte es um und zeigte es dem Fremden.

„Ja, das ist es, wenn auch in einem furchtbaren Zustand. Damit seid ihr nicht hergekommen.“

„Woher weißt du das?“

Der Fremde deutete auf die Trilithe.

„Die Projektoren sind abgebaut. Das erste Modell der Albagane ist bereits viele Tausende von Sonnenumläufen alt, und bestand aus fünf Projektoren, und mehreren Rücklaufverstärkern, weshalb man zwei Kreise verwendete. Hier aber fehlen sowohl die Verstärker als auch die Projektoren, vermutlich wurden sie abgebaut, damit niemand das Albagan benutzen konnte. Aber sagt, wie seid ihr dann hier hergekommen?“

Rosenthal erklärte es ihm. Dabei wurde sein Gesicht immer finsterer.

„Das Harrata-Projekt. Lange Zeit dachte ich, es handle sich dabei nur um einen Mythos, aber offensichtlich ist dem nicht mehr so. Nun, sei es wie es sei, das Ergebnis kommt gute zweitausend Sonnenumläufe meiner Welt zu spät.“

„Wie lange dauert so ein Sonnenumlauf deines Planeten?“

„287 Tage“, antwortete er.

„Davon ausgehend, dass die Tageslänge ähnlich sein könnte wie auf Inistra oder der Erde, dürfte es sich um über eineinhalbtausend Erdjahre handeln.“

Der Captain wollte gerade etwas sagen, als jemand zur Tür hereinkam und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Sein Gesicht brachte in etwa eine Sonnenfinsternis zum Ausdruck, als er sich seinerseits zu Jan vorbeugte und ihn bat ihm nach draußen zu folgen.

„Was ist denn?“ fragte Jan sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte.

„Das Portal funktioniert nicht mehr. Ich denke Sie sollten sich das mal ansehen, Doktor.“

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Portalraum. Dort angekommen trat Jan auf den Diensthabenden Techniker zu und fragte ihn was passiert sei. Der Mann zuckte mit den Schultern. Kurz darauf traf auch Laura ein, und zu dritt sahen sie sich das Problem an.

„Dr. Lunovitch hatte eigentlich mit ein paar Kollegen nach Aiwa Sagha reisen wollen, um dort ein paar Pflanzenproben zu nehmen. Doch als wir die Verbindungssequenz starteten bekamen wir folgende Fehlermeldung auf dem Schirm“, erklärte der Techniker und drückte ein paar Knöpfe. Ein rotes X erschien auf dem Bildschirm, darunter einige technische Bezeichnungen und eine unmissverständliche ansteigende Kurve.

„Das Portal zieht zu viel Energie“, stellte Jan fest.

„Aber warum?“, wunderte sich Laura. Sie wandte sich an den Techniker.

„Habt ihr in letzter Zeit irgendwas verändert?“, fragte sie. Der Techniker schüttelte den Kopf.

„Nichts. Gestern war noch alles in Ordnung, da hatten wir Datenaustausch mit der Erde, und alles hat problemlos geklappt.“

„Könnte es mit dem Fehler zusammenhängen, der diesen Georeg hier hergebracht hat?“ fragte Laura.

Jan überlegte.

„Möglich,“ sagte er, „aber der Fehler der ihn hier hertransportiert hat liegt wenn dann am anderen Ende. Und das sich ein Fehler durch das Portal weiterleitet scheint mir unwahrscheinlich…“

„Ein Virus?“

„Möglich, aber wer sollte ihn geschrieben haben und warum?“

„Die Piraten vielleicht?“

„Aus Rache? Unwahrscheinlich. Wenn sie den Planeten Angreifen wollen müssen sie auch wieder auf ihr Schiff zurück und das geht per Albagan am besten. Aber ich hätte da noch eine andere Idee…

 

In der Zwischenzeit ging die Diskussion im Konferenzraum weiter. Abby hatte sich ein Herz genommen und nach dem seltsamen Halsband des Fremden gefragt. Er hatte gelächelt, und erklärt, dass es sich um ein uraltes Ritual handle.

„Das Halsband symbolisiert für gewöhnlich die Zugehörigkeit eines Chibigo zu seinem Herrn. Es wurden Name und Initialen des Fuetron auf dem Halsband eingraviert, und die Zeremonie des Kolerk Chibigo, also des Anlegens dieses Halsbandes eine große Feierlichkeit. Sie geschah meist, wenn ein Chibigo Volljährig wurde, mit 14 Jahren der Fuetronwelt Thibida. Das entspricht etwas weniger als 17 Jahre meiner Welt und dürfte ziemlich gleich sein mit 14 Jahren eurer Welt.“

Abby machte große Augen.

„Volljährig mit vierzehn?“

Der Fremde nickte.

„Volljährig mit 14, das heißt aber auch, dass dieser Chibigo offiziell als Sklave seines Herrn geführt werden konnte. Volljährigkeit hat bei den unfreien Chibigo genauso wenig etwas mit Freiheit zu tun wie alles andere.“

„Aber warum trägst du dann auch ein Halsband?“ fragte Abby.

„Manche Stämme der Chibigo wollten nicht von der alten Tradition zur Volljährigkeit absehen und führten das Halsband ein, welches ich nun trage. Anstelle des Namens eines Herrn tragen wir das Halsband der Freiheit. Die Initialen sind immer AF, für alsa firy, ich bin frei. Manche Welten gravieren auch den Namen der Welt dazu, aber die meisten verpflichten sich nur der Freiheit selbst. Es ist zu einem Symbol unserer Freiheit selbst geworden.“

Zur gleichen Zeit im Kontrollraum

„Wir haben ein Problem“, erklärte Jan, „Das Albagan verfügt über ein hochentwickeltes Kontrollsystem und Laura und ich haben ein System entwickelt, welches zumindest einen großen Teil davon analysieren kann und in für uns sinnvolle Informationen umschreibt. Ich muss nämlich zugeben noch nicht komplett durch das System der Chibigo durchzusteigen, aber egal. Dieses System zeigt uns nicht nur wie viel Energie für den Transport nötig war, sondern kann inzwischen auch daraus schließen, wie viele Personen transportiert wurden.“

„Und was bringt uns das?“ fragte Laura, „ich meine, wir haben schließlich gesehen, dass eine Person hier angekommen ist, nämlich dieser komische Georeg.“

„Das dachte ich auch“, sagte Jan, „und jetzt schaut euch das hier mal an.“

Er deutete auf ein Feld auf dem Display seines Laptops. In einem zweiten Fenster rechts daneben lief das Video der kleinen Überwachungskamera. Eine Welle zeichnete sich links ab, während eine Figur aus der blauen Kugel schritt. Jan hatte den Ausschnitt so vergrößert, dass man ein leichtes Kräuseln an der Oberfläche der Kugel sehen konnte, welches der Körper des Fremden beim Ausstieg verursacht hatte. Alle starrten auf das Display. Dann, plötzlich war links eine weitere Welle zu sehen. Rechts jedoch passierte nichts. Einige Sekunden später fiel die Kugel in sich zusammen, und der Fremde stand da, so verloren, wie sie ihn dort selbst vorgefunden hatten.

„Ein Fehler?“ fragte der Captain, „ich meine, die Energie war da, aber es ist niemand durchgekommen.“

Jan nickte.

„Das habe ich auch gedacht,“ sagte er, „aber schauen Sie sich das mal an.“

Er spulte ein Stück zurück.

„Achten Sie auf die Oberfläche der Kugel.“

Mike Hedgefield fixierte die glatte Oberfläche der Kugel. Bei vierfacher Vergrößerung sah er was Jan gemeint hatte: Zeitgleich mit der Kurve kräuselte sich die Oberfläche. Aber man sah niemanden der durch das Tor trat.

„Ein Unsichtbarer?“

„Ich sagte doch wir haben ein Problem.“

Konferenzraum

Rosenthal war begeistert. Während Gundal nach wie vor ausgesprochen verschlossen war, was die Geschichte der Chibigo betraf, wirkte Georeg geradezu froh sein Wissen unter die Leute zu bringen. Ein Teil der Gruppe hatte sich bereits wieder verflüchtigt um ihren drängenden Aufgaben nachzugehen, aber es saßen nach wie vor gut dreißig Menschen im Konferenzraum. Trotzdem gab es ein Thema, zu dem er lieber schweigen wollte, und zwar ausgerechnet zu der Frage, warum man Inistra verlassen hatte.

„Es tut mir Leid,“ erkläre er, „aber alle sind verpflichtet darüber zu schweigen. Ich kann euch alles Mögliche erzählen, ich bin Historiker, ich erzähle euch gerne etwas über unsere Geschichte, aber nicht das.“

Rosenthal seufzte.

„Schade,“ sagte sie, „aber vielleicht kannst du etwas Licht in die Frage bringen, wie das Verhältnis zwischen Fuetron und Chibigo zustande kam?“

„Das ist sogar ganz einfach,“ lächelte Georeg, „die Fuetron haben uns erschaffen.“

Für einen Moment nahm dieser Satz in all seiner Schlichtheit allen den Atem. Rosenthal bemerkte, dass ihr Unterkiefer herabgesunken war, mit allem hatte sie gerechnet aber damit nicht.

„Geht das auch ein bisschen genauer?“, fragte Abby, die als erste ihre Sprache wiedergefunden hatte.

„Eines Tages, vor vielen Millionen Sonnenumläufen, fanden die Fuetron bei der Erkundung der Universen einen Planeten, der von einer höchst interessanten Spezies bewohnt wurde…“

Rosenthal dämmerte etwas.

„Nein…“ flüsterte Abby.

„Sie fanden heraus, dass diese Spezies über gehöriges Potential verfügte, und beschlossen in einem ausgesprochen aufwändigen Prozess an dieser Spezies zu experimentieren. Dafür richteten sie eine dauerhafte Basis dort ein, und gaben dem Planeten aufgrund seiner reichhaltigen Wasservorkommen den Namen Blou Aiwa, Blauer Planet.“

Portalraum

„Dr. Ferden, ich gebe zu, ich habe hier schon verdammt viel erlebt, aber ich meine come on, ein Unsichtbarer? Ist das physikalisch überhaupt möglich?“

Jan nickte.

„Nicht unbedingt im eigentlichen Sinne, aber es ist möglich jemanden per Phasenverschiebung unsichtbar zu machen, indem er sich sozusagen auf einer anderen Wellenlänge befindet. Das Licht, welches wir sehen, wird dadurch nicht zurückgeworfen und wir können die Person nicht sehen.“

„Wir haben es also mit einem unsichtbaren Feind zu tun. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal erleben würde…“

„Sie hätten vermutlich auch nie gedacht auf einem anderen Planeten zu arbeiten, aufgrund einer künstlichen Krankheit beinahe frühzeitig zu sterben oder von einem alten Freund beinahe umgebracht zu werden. Insofern ist es also gar nicht so extrem ungewöhnlich für unsereiner, oder?“

Der Captain lachte.

„Da ist was dran. Was schlagen Sie vor, wie wir fortfahren sollten?“

Jan legte den Kopf schief.

„Wissen Sie, ich glaube, das ist ernsthaft das erste Mal, dass Sie mich nach meiner Meinung fragen…“

Er lachte, und wurde sofort wieder ernst.

„Zuerst sollten wir diesen Georeg befragen. Es kann sein, dass er unschuldig ist und nichts von der Gestalt weiß die mit ihm hier hergekommen ist, aber es kann genauso gut sein, dass er nur als Ablenkungsmanöver hier ist.“

Der Captain nahm sein Funkgerät.

„Hier spricht der Captain, ich rufe Sergeant Charleston, bitte kommen.“

„Charleston hier, hallo Captain. Gibt’s ein Problem?“, knisterte es aus dem Gerät.

„Sergeant, haben wir hier in der Stadt auch eine Art Gefängniszelle?“

Man hörte Charleston am anderen Ende lachen.

„Captain, das hier ist eine Stadt, es gibt im Berg ein ganzes Gefängnis!“

„Gut. Nehmen Sie sich ein paar Soldaten und schließen Sie unseren Gast weg, wir glauben, dass er ein Verräter ist. Schicken Sie außerdem Williamson und Rosenthal in den Portalraum. Und wenn Sie fertig sind kommen Sie auch her.“

Yes, sir.“

„Captain Hedgefield ruft die Medizinische Station, Dr. Carabezzoni, sind Sie da?“

Es knackte im Funkgerät, dann sagte eine weibliche Stimme,

„Hier ist Dr. Jennifer Marlowe, Dr. Carabezzoni befindet sich gerade im Konferenzraum. Was gibt es, Captain?“

„Rufen Sie den Doktor und bereiten Sie die Station auf mögliche medizinische Notfälle vor, wir haben einen Eindringling in der Stadt.“

Er räusperte sich, dann ging er hoch in den Kontrollraum. Er drückte ein paar Knöpfe, die das Stadtweite Interkom steuerten.

Attention everybody this is the Captain. Wir haben einen Eindringling auf der Basis, der vermutlich über die Fähigkeit verfügt sich unsichtbar zu machen. Es ist wahrscheinlich, dass dieser jemand das Portal sabotiert hat. Alle Sicherheitstrupps in Alarmbereitschaft, DEFCON 2. Das ist keine Übung, ich wiederhole wir stehen unter DEFCON 2, dies ist keine Übung.“

Ein weiterer Knopfdruck beendete den Rundspruch.

„Und jetzt?“ fragte Jan. Der Captain wollte gerade antworten, als er wie von Geisterhand durch die Luft flog. Blitzartig drehte Jan sich um, doch außer ihm und dem Captain war niemand sichtbares im Raum. Jan fluchte bitterlich, dann traf auch ihn ein Schlag aus dem Nichts und er schlitterte in den Gang hinaus.

Konferenzraum

Rosenthal spürte, dass ihr Mund trocken war. Jetzt machte auch das Sinn, was sie bisher über das Verhältnis der Chibigo und der Fuetron gewusst hatten. Die Heiligen, die vom Himmel gestiegen waren. Die, die sie zu dem machten was sie waren. Sie verstand, warum die Chibigo die Fuetron angebetet hatten, und warum sie es teilweise nach wie vor taten.

„Es ist geradezu die Definition einer Rasse von Göttern…“ sagte sie leise. Georeg nickte ernst.

„Die Fuetron experimentierten so lange, bis unsere Rasse dabei herauskam. Den größten Teil nahmen sie mit auf ihre eigene Welt, doch eine kleine Gruppe ließen sie zurück, als fortlaufendes Experiment. Man errichtete eine neue Forschungsstation mit dem letzten dort gebauten Albagan weit entfernt von der ursprünglichen Forschungsstätte, das war etwa eine Million Sonnenumläufe später. Doch während der ersten Rebellion, gute zweihunderttausend Jahre später wurden die Aufzeichnungen zerstört und die Forschungsstation auf dem Blauen Planeten zerstört. Die Rebellion scheiterte zwar, aber zumindest konnten nun nicht mehr so einfach Experimente durchgeführt werden.“

„Und wir konnten uns ungestört entwickeln. Wobei, müsste es nicht dann auch eine Realität geben, in der die Forschungsstation überlebt hat?“

„Das stimmt. Seltsamerweise hat man sie aber nie gefunden. Denn selbst wenn sie existiert, ohne die Koordinaten ist es fast unmöglich diese Welt zu finden. Und glücklicherweise hat sich nie jemand von dort gemeldet. Möglicherweise existiert diese Realität auch gar nicht. Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen, ist –“

In diesem Moment stürmte ein Trupp Sicherheitsleute, allen voran Sgt. Williamson, den Raum und nahm den Mittelpunkt des Geschehens in Gewahrsam. Williamson hielt dem Mann ihre Pistole an den Kopf, drei weitere Soldaten taten dasselbe, sodass sich eine Viereck aus Waffen um den Fremden bildete. Der wurde plötzlich kreidebleich. Zoe nickte einem ihrer Männer zu, der daraufhin das Interkom an der Wand kurzerhand mit Zoes Funkgerät verband. Diese klopfte darauf, vergewisserte sich damit, dass man sie überall hören konnte, dann sagte sie auf überraschend gutem Chibigo,

„Hier spricht Sergeant Zoe Williamson, zweiter Sicherheitskommandeur der Stadt. Wir wissen, dass sich jemand auf der Basis befindet, der die Fähigkeit besitzt sich unsichtbar zu machen. Wir wissen auch, dass dieser jemand das Albagan gestört hat. Und wir wissen, dass dieser jemand in Verbindung mit Georeg von Semta steht. Wir haben Georeg im großen Konferenzraum des Hauptgeschosses unter unserer Kontrolle. Aus vier Winkeln sind Waffen auf ihn gerichtet, sodass er sofort sterben wir, sobald der Saboteur uns angreift. Du hast fünf Minuten um dich im Konferenzraum zu ergeben. Die Zeit läuft.“

Damit beendete sie die Verbindung.

„Kann mir mal jemand erklären, was hier los ist?“, verlangte Rosenthal zu wissen.

„Habt ihr den Rundspruch des Captains nicht mitbekommen?“ fragte Williamson überrascht.

Rosenthal warf einen Blick auf das Interkom an der Wand. Dann stöhnte sie auf.

„Nein, das System hier steht seit der letzten Sitzung noch auf Nur Senden.“

„Gibt es noch mehr solcher Nur Senden Geräte?“ verlangte Zoe zu erfahren.

Mary Lu schüttelte den Kopf.

„Nein,“ sagte sie, „soweit wir wissen ist das hier das einzige.“

Zoe nickte und erklärte den Anwesenden die Situation. Es folgte geschockte Stille. Noch bevor jemand Fragen stellen konnte knickte plötzlich einer der Soldaten ein. Mit einem mal war alle Ordnung dahin, alle schrien plötzlich durcheinander, wissend, dass sich ein unsichtbarer Gegner unter ihnen befand. Einer der Soldaten schoss im Affekt auf Georeg, obwohl es eigentlich anders abgesprochen gewesen war. Der Chibigo war sofort tot. Die anderen Soldaten, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatten schossen plötzlich mit Leuchtspurgeschossen durch den Raum, während Zoe brüllte,

„Alle auf den Boden!“

Ein Knopfdruck verriegelte die Tür, während ein zweiter Soldat durch die Luft flog. Ein ohrenbetäubender Lärm lag in der Luft, gemischt mit dem Geruch nach Angst, Schweiß und heiß gewordenem Metall und Plastik. Plötzlich sah Zoe zwei Leuchtspurgeschosse im Nichts verschwinden. Sofort zog sie ihre Pistole durch und leerte das halbe Magazin auf die Stelle. Ein dumpfer Schlag war zu hören, ein Keuchen, das nicht von dieser Welt schien. Zoe ging aufs Ganze und leerte auch den Rest ihres Magazins. Ein brizzeln war zu hören, und eine gekrümmte Gestalt erschien da, wo sie ihr Magazin hin geleert hatte. Plötzlich, da alle aufgehört hatten zu schießen, war eine unheimliche Stille im Raum.

Rosenthal, die sich auf dem Boden möglichst klein gemacht hatte, stand auf und besah sich das Opfer.

„Ein Fuetron“, stellte sie fest. Sie wollte ihn gerade nähergehend untersuchen, als Zoe sie plötzlich wegschubste. Verärgert wollte sie fragen, was das solle, als plötzlich mit einem Knall der Körper des Fuetron in tausend Stücke zerrissen wurde. Gleiches Geschah mit dem Körper des Chibigo, mit dem Ergebnis, das alle Anwesenden mit einer glibberig matschigen Schicht aus Körperüberresten bedeckt war.

„Aus der Tatsache, dass der Chibigo auch gesprengt wurde, können wir wohl schließen, dass er kein Verbündeter war, oder?“, fragte Rosenthal, nachdem sie ihren Ekel halbwegs überwunden hatte.

„Das fürchte ich auch. Was mir aber viel mehr Sorgen macht, ist die Tatsache, dass die Fuetron nicht nur wissen, dass wir hier sind, sondern uns als gefährlich genug einzustufen scheinen, damit sie einen Spion senden. Und die Tatsache, dass wir den eliminiert haben dürfte ihnen auch nicht sonderlich gefallen.“

Rosenthal nickte sorgenvoll.

„Ich denke,“ sagte sie, „wir sollten uns darauf vorbereiten mehr von denen zu sehen.“

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