Romane & Erzählungen
Grüne Daumen & Quietschenten

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"Grüne Daumen & Quietschenten"
Veröffentlicht am 04. Dezember 2010, 6 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Ich bin ein Honigkuchenpferd, Honigkuchendachs, Honigkuchen, oder einfach nur Ich. http://www.rdedition.com/ http://honigkuchendachs.wordpress.com/
Grüne Daumen & Quietschenten

Grüne Daumen & Quietschenten

Ich kann mich noch erinnern, als wir uns das erste Mal sahen. Es war August und ich war auf einem Strandfest eingeladen. Ich saß am Boden unter dem dunklen Himmel, beleuchtet von bunten Lampions, umgeben von Freunden. Als wir ins Gespräch kamen, haben wir uns auf Anhieb verstanden. Wir teilten dieselbe Art Humor, wir lachten viel. Ich weiß es noch ganz genau. Am nächsten Tag schriebst du mir und wir trafen uns. Wir saßen in einem Park auf einer Bank, tranken Bier und lachten. Da wusste ich es, du warst perfekt. Es kam der Herbst, wir waren auf vielen Parties, ich lernte deine Freunde kennen, du meine. Als wäre es von Anfang an klar gewesen, wurden wir ein Paar. Die meiste Zeit saßen wir in dem Park, gleich bei mir um die Ecke. Ich kann mich noch genau an unseren ersten Kuss erinnern, es war, als würde die Welt aufhören sich zu drehen, als gäbe es nur noch dich und mich. Uns. Du holtest mich manchmal mit deinem Moped ab und wir fuhren zum See. Dort dachten wir uns schwachsinnige Geschichten aus über die Tiere, die wir sahen. Wir lachten sehr viel und küssten uns sehr oft. Das war, als mich meine Mutter das erste mal Honigkuchenpferd genannt hat. Ich habe gestrahlt, wie lange nicht mehr. Du hast gesagt, dass du mich liebst. Ich wusste damals noch nicht, wie viel Bedeutung dieser Satz eigentlich inne hat. Wie oft er eigentlich leichtsinnig verwendet wird. Ich benutzte ihn auch leichtfertig, erwiederte deine Liebe. Mit diesen drei Worte. Nach drei Monaten konnte ich nicht mehr. Ich erzählte dir meine Geschichte, die Geschichte meiner wahren Liebe und dass ich niemanden anderen Lieben könne. Wahnsinn eigentlich, mit 16 Jahren über Liebe zu sprechen. Wir trennten uns, ich verlor den Kontakt zu dir. Ein paar Wochen später war ich mit jemanden anders zusammen. Aber auch diese Beziehung hielt nicht lang. Ich beschloss niemanden mehr das Herz zu brechen, keine Bindungen mehr einzugehen, bevor ich nicht sicher war. Aber es dauerte nicht lange, da hatte ich meine erste richtige Beziehung. Er war älter als ich, nahm Drogen und arbeitete bereits. Ich war sehr oft bei ihm, fand es total cool, wie er lebte, was für Leute er kannte, dass er Geld hatte und mir oft Geschenke machte. Aber bereits nach 4 Monaten wurde es wieder zu viel für mich und tränenreich machte ich Schluss. Doch er holte mich zurück. Für 1 Jahr waren wir eins. Bis ich schließlich erkannte, dass er mich nicht wirklich gut behandelte. Zuerst will man so etwas ja gar nicht wahrhaben, jeder hält sich selbst für so stark, dass es sich keiner eingestehen will, sollte man doch Schwäche zeigen. Schließlich haben mir alle meine Freunde geraten, aufzuhören, es zu beenden. Als ich es tat, ging es mir so gut, wie lange nicht mehr und ich war froh, aus meinem Dornröschen Schlaf aufgewacht zu sein. Jetzt denke ich zurück und denke mir, wie blöd war ich eigentlich. Mitten drin in dieser Beziehung meldetest du dich wieder. Ich war sehr glücklich, dich zurückgewonnen zu haben, du warst immer ein sehr wichtiger Freund für mich. Mein damaliger Freund war sehr eifersüchtig auf dich gewesen. Zu recht. Wir hatten wieder mehr Kontakt und trafen uns bald wieder. Du warst noch immer verliebt, warst hilflos, batest meine beste Freundin um Rat, warst verzweifelt. Ich wusste selbst nicht, was ich tat, hab dir wehgetan, viel zu wehgetan, als dass ich es jemals wieder gutmachen könnte. Aber du hast mir vergeben. Immer wieder. Langsam hasste ich mich selbst dafür und versuchte den Kontakt abzubrechen, um deinerwillen. Es funktionierte nicht, etwas verband uns zu stark. Kurz vor meinem Schulabschluss sagtest du mir, dass du mich liebst. Ich konnte es nicht erwiedern. Dann fuhr ich für längere Zeit weg und als ich wiederkam, warst du weg. Ich zog aus, in meine erste eigene Wohnung, hatte eine schlimme Zeit, nicht einmal mehr meine Freunde vermochten mir zu helfen. Ich verkroch mich in meinem Zimmer, flüchtete in eine erfundene Realität, in der alles so war, wie früher. Mit dir. Mit dir bei mir. Und plötzlich warst du wieder da. Ich war so froh. Mittlerweile waren 4 Jahre vergangen. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, deine Mutter war nicht wirklich begeistert davon, das spürte ich. Durch Zufall hatte ich erfahren, dass du auch bei ihr Rat gesucht hast, wegen mir. Wegen meinem eiskalten Herz. Das hat es mir beinahe gebrochen. Ich wollte nicht mehr so sein. Zu spät habe ich erkannt, dass ich dich liebe. Aus tiefstem Herzen, das du wieder zum Schlagen brachtest. Zu spät wurde mir klar, dass ich nur dich will, niemanden sonst. Im Laufe der Zeit lernte ich deine Freundin kennen. Sie war sehr hübsch, hatte ein sonniges Gemüt. Du liebtest sie sehr. Ich versuchte, mich für euch zu freuen, wenigstens ein bisschen. Es wollte mir nicht gelingen. Eifersucht rankte sich wie Efeu um mein Herz, drohte es zu ersticken. Ich wollte euer Glück nicht zerstören, also brach ich den Kontakt ab. Du hast noch oft versucht mich zu erreichen, aber ich habe es verhindert. Schließlich schloss ich mein Studium ab und zog in meine eigene Wohnung, von dir hatte ich nie wieder etwas gehört. Freunde haben mir einmal erzählt, du hättest ein Mädchen mit deiner Freundin bekommen: Du gabst ihr meinen Namen.

Ich kann mich an alles erinnern: wie wir unter dem sternenbedeckten Himmel saßen und über Quietschenten sprachen. Wie ich dich schubste und du mich mit zu Boden zogst. Wie du meinen Daumen grün bemaltest, weil ich es sogar vermag, Kakteen vertrocknen zu lassen. Wie wir beim Autofahren so laut lachten, dass sogar dein bester Freund Angst vor uns bekam. All diese Erinnerungen sind mein Schatz, ich werde ihn auf ewig hüten.

Jetzt stehe ich vor deinem Haus. Ich habe die Collage in der Hand, die du von uns beiden gemacht hast. Dann werfe ich sie in deinen Briefkasten, dreh mich um und geh langsam weg. Ich hoffe darauf, dass du zu Hause bist, mich siehst, hinauslaufst und mich festhältst. Und nie mehr loslässt. Aber die Tür bleibt verschlossen.

Ich steige in mein Auto, lasse den Motor an und lenke aus der Einfahrt. Die Landschaft zieht an mir vorbei, ich dreh den Radio lauter und rauche eine Zigarette. Dann schnippe ich sie aus dem Fenster und übersehe eine Kurve.  100km/h. Ich bin sofort tot. Ich liebe dich.

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Honigkuchenpfe
Ich bin ein Honigkuchenpferd, Honigkuchendachs, Honigkuchen, oder einfach nur Ich.

http://www.rdedition.com/
http://honigkuchendachs.wordpress.com/

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Honigkuchenpfe Re: -
Zitat: (Original von violoniste am 19.03.2011 - 16:34 Uhr) Wow! .....fällt mir als erstes dazu ein und lässt mich abermals über die Liebe/das Leben nachdenken...

spricht mich sehr an!

LG violoniste


ja das zu-viel-nachdenken ergibt ja erst diese texte, da ist es nur fair und gerecht, wenn die dann wieder denselben effekt haben :)
der kreislauf des lebens sozusagen.

freu mich sehr über das positive feedback!

liebe grüße
honig
Vor langer Zeit - Antworten
violoniste Wow! .....fällt mir als erstes dazu ein und lässt mich abermals über die Liebe/das Leben nachdenken...

spricht mich sehr an!

LG violoniste
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Ist ja richtig... -
Zitat: (Original von Honigkuchenpfe am 06.12.2010 - 16:21 Uhr) Wann hab ich denn schon wieder am Thema vorbeigeschrieben?! Und was ist "nett"? Bitte präzisieren, Mister :P

Hihihi, da war doch mal irgendwas, wo du so'n bissl was anderes geschrieben hattest, als das Thema eigentlich wollte. Da ging's um Themenfindung oder so. Weiß nicht mehr. Mehr zum Thema "nicht nett" erlesen Sie bitte hier:

http://www.buch-schreiben.net/forum/2493-Projekt-Schoene-Bescherung--Weihnachten-mal-anders.htm

Also, mal ran an die Tasten. Hübsche brünette (!) Teilnehmerinnen kann man ja nie genug haben. :-D
Vor langer Zeit - Antworten
Honigkuchenpfe Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Ist ja richtig... - Wann hab ich denn schon wieder am Thema vorbeigeschrieben?! Und was ist "nett"? Bitte präzisieren, Mister :P
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Re: Re: Re: Re: Ist ja richtig... -
Zitat: (Original von Honigkuchenpfe am 06.12.2010 - 16:17 Uhr) Da kennt mich jemand eindeutig zu gut :-P

Und weil ich dich zu gut kenne, gleich noch 'nen Hinweis, wenn auch etwa offtopic: Solltest du an der Weihnachtssache mitschreiben wollen, dann bitte nichts "Nettes". Nicht, dass du wieder am Thema vorbeischreibst. ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
Honigkuchenpfe Re: Re: Re: Re: Re: Ist ja richtig... - Da kennt mich jemand eindeutig zu gut :-P
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Re: Re: Ist ja richtig... -
Zitat: (Original von Honigkuchenpfe am 06.12.2010 - 16:04 Uhr) im Optionalfall beides kombiniert :D

Zum Beispiel in 'nem alten Bus irgendwo in Alaska? ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
Honigkuchenpfe Re: Re: Re: Ist ja richtig... - im Optionalfall beides kombiniert :D
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Ist ja richtig... -
Zitat: (Original von Honigkuchenpfe am 06.12.2010 - 15:47 Uhr) stimmt, ganz im unterschied zu meinen sonstigen happy holiday texten :-D
jaja fehler mach ich gerne. siehe text. bzw inhalt.
So schauts in meinem Leben nicht aus, keine Bange, ich machs mir nur gelegentlich schwerer, als es sein muss. Aber ich glaube doch an ein gutes Ende, ganz im Gegensatz zu meinem lyrischen Ich!
Ich glaub, man weiß einfach nie genau, was Liebe ist. Das ist ja das schlimme dran, es tut einem weh und dennoch kann mans nicht genau definieren.

Klar müssen alle sterben! Entweder das oder das Land verlassen. Kennst mich ja.

Liebe Grüße
la C

Stimmt, sterben oder das Land verlassen, das passt zu dir, du Dramaqueen! :-D
Vor langer Zeit - Antworten
Honigkuchenpfe Re: Ist ja richtig... - stimmt, ganz im unterschied zu meinen sonstigen happy holiday texten :-D
jaja fehler mach ich gerne. siehe text. bzw inhalt.
So schauts in meinem Leben nicht aus, keine Bange, ich machs mir nur gelegentlich schwerer, als es sein muss. Aber ich glaube doch an ein gutes Ende, ganz im Gegensatz zu meinem lyrischen Ich!
Ich glaub, man weiß einfach nie genau, was Liebe ist. Das ist ja das schlimme dran, es tut einem weh und dennoch kann mans nicht genau definieren.

Klar müssen alle sterben! Entweder das oder das Land verlassen. Kennst mich ja.

Liebe Grüße
la C
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