Humor & Satire
Wie war das mit Murphys Gesetz?

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"Wie war das mit Murphys Gesetz?"
Veröffentlicht am 03. Dezember 2010, 10 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Wie war das mit Murphys Gesetz?

Wie war das mit Murphys Gesetz?

Ich frage mich, wie kann es sein, dass ich den ganzen Tag am Fenster stehe, mit meinem Kind den glitzernden Schnee in der Sonne beobachte, mich über verärgerte Menschen amüsiere, die verzweifelt versuchen ihre Autos freizuschaufeln, ohne selbst nur zu bemerken, dass es unaufhörlich schneit. Das wäre auch nicht weiter schlimm. Wir sitzen gemütlich im wohlig warmen zuhause, trinken Tee und essen unzählige Lebkuchen und Plätzchen. Wie gesagt es wäre nicht schlimm, wenn nicht nachdem ich die Dämmerung erfolgreich hinter mir gelassen habe das Telefon klingeln würde. „Du sag mal, wo bleibt eigentlich mein Auto?“ Für einen kurzen Moment steigt mir die Hitze den Rücken entlang. „ähm, ja, ich war grad auf dem Weg“ antworte ich schnell und knalle den Hörer einfach auf. Schließlich könnte es ja gerade eine Leitungsstörung gegeben haben und ich entgehe erfolgreich einer Diskussion. „Mama, ich hab Hunger“ hör ich mein über mit über Schokolade beschmiertes Gesichtchen hinter mir rufen. Kühlschranktür auf, wie kann es sein, dass sich nichts weiter als Fruchtzwerge und Zwiebeln im inneren befindet. Gut es ist kurz vor 18 Uhr, wenn ich mich beeile kann ich noch schnell in den Laden hüpfen, etwas Essbares besorgen und schnell zum Autotausch weiterrauschen. Dass schnell ein ziemlich dehnbarer Begriff sein wird, bemerk ich wenig später. Ich renne schnell ins Schlafzimmer, die Türklinke fühlt sich komisch an, ich achte aber nicht weiter darauf. Erst als ich uns komplett Winterfertig gemacht habe, sehe ich die Flecken. Wie kann es sein, dass ich ständig Wäscheberge zu bearbeiten habe und dennoch beschmutzt das Haus verlassen muss. Als ich uns einigermaßen sauber bekommen habe, sehe ich die Schokolade an der Türklinke kleben. ANNA!! Nachdem Anna nun fünf ihrer Lieblings geschätzten 500 Puppen unter den Arm hievt stürzen wir endlich zur Tür. Ich entkomme knapp einem Beinbruch, die Bausteine und Kuscheltüre im immer dunkler werdenden Flur hätten schon längst weggeräumt sein sollen. Lichtschalter? Warum fällt er mir erst ein, als wir die Treppen hinunter laufen? Als wir die Haustür öffnen, sehe ich erst das Chaos. Anna steht bis zu ihren Hüften im Schnee. Warum wird hier nichts geräumt? Irgendwo im Hinterkopf bekomm ich ein komisches Gefühl. Hab ich Räumdienst? Ich beschließe jetzt nicht drüber nachzudenken und packe mir mein Kind unter den Arm. Als ich sie im Auto verstaut, meine Handschuhe übergezogen habe, kann es losgehen. Freischaufeln. Vor lauter Euphorie, dass ich doch noch ziemlich gut in der Zeit liege renne ich ums Auto. Und zack, da geschieht es, ich rutsche aus. Mein Autoschlüssel liegt irgendwo unter den Schneemassen. Für den Bruchteil einer Sekunde bleibe ich liegen, frage mich warum ich tatsächlich Halbschuhe angezogen habe und ob ich nicht einfach liegen bleiben soll und warum, als ich meinen Blick abwende, habe ich das Küchenfenster offen gelassen? Nein, ich will nicht drüber nachdenken. Im inneren hör ich Anna lachen. Also wieder auf die Beine. Jetzt krieche ich auf allen vieren auf der Suche nach meinem Schlüssel. Meine Hose ist mittlerweile komplett durchnässt und auch meine Jacke wird nicht wirklich viel mehr aushalten. Endlich hab ich ihn. Jetzt kann es losgehen. Ich räume mein Auto frei, naja das geht relativ schnell. Im inneren weckt das verdächtige pfeifen und leuchten eines Tankzeichens meine Aufmerksamkeit. Verdammt, nur noch 1 km und ich stehe. Ich muss unbedingt tanken. Schnell, ganz schnell. Wenigstens läuft das dann alles unproblematisch, denke ich, denn ich werde wieder eines besseren belehrt. Ich habe kein Bargeld mehr bei mir, zumindest würde es nicht reichen meinen Tank komplett zu zahlen. Zappelig stehe ich nun vor dem EC-Casch gerät, meine Karte funktioniert immer nur dann wann sie es mag. Sie geht, und fast bin ich ein wenig traurig, als mein Stammtankwart eine Plauderei beginnen möchte und ich ihn einfach so stehen lassen muss. Ich schlittere zum Auto, jetzt noch schnell zur Bank, in den Laden und dann wirklich Auto tauschen. Mein Handy klingelt verdächtig. Ich gehe nicht ran, schließlich könnte doch der Akku leer sein oder sonstiges. Ich bekomme ein paar Meter entfernt von meiner Bankfiliale einen Parkplatz. Anna wartet schnell im Auto, ich rase hinein. Im inneren angekommen komme ich ins straucheln. Gerne würde ich mich selbst beobachten, wie ich mit wedelnden Armen und schlitternden Schuhen versuche irgendwo Halt zu finden. Nein, eigentlich möchte ich mich nicht selbst beobachten. Grade will ich mich am Automaten festkrallen, als ich mich doch noch auf den Hintern lege. Die zwei Damen am anderen Automaten blicken verwirrt. Na los, lacht oder helft mir. Das tat weh. Ich versuche mich wieder aufzurichten, was nicht weniger komisch aussieht als das Fallen an sich. Hier drinnen ist es aber auch nass, als hätte jemand Eimerweise Glibber Zeugs verschüttet. Hatte ich nun eigentlich Räumdienst – Nein ich denke nicht drüber nach. Zumindest spüre ein paar Finger meiner Hand wieder, jetzt nur noch den richtigen Pin der Karte eingeben, der mir meist nur sporadisch richtig einfällt. Ich habe Glück. Vorsichtig und langsam dahingleitend versuche ich zum Auto zu gelangen. Jetzt nur noch einkaufen. Das ganze verläuft auch ohne weitere Störungen, wenn man bedenkt, dass Kind hinterherrennen, weil jedes einzelne Regal ein und auszuräumen ist, schon zur täglichen Sportart gehört. Als wir endlich wieder im Auto sitzen und Anna genüsslich an ihrer Brezel knabbert wird mir bewusst, wie durchnässt ich wirklich bin. Ich kann es nicht definieren ob mir nur meine linke Po Hälfte weh tut, oder ob bereits mein Bein betroffen ist. Der Sturz vorhin hat echt verdammt wehgetan. Ich stelle die Heizung auf volle Power, lass mein Radio dröhnen und begebe mich auf den Weg zum Autotausch. Ich vermeide es auf die Uhr zu sehen, genauso wie ich das eindringliche klingeln meines Handys gekonnt ignoriere. Schließlich fahre ich jetzt Auto! Wir schlittern über die Straßen und bleiben stehen. Die Ampel ist rot. Ich stehe. Die Ampel ist grün. Ich stehe. Die Ampel ist rot, ich stehe. Die Ampel ist grün, ICH STEHE. Was ist da los? Die Wagen vor mir beginnen zu rangieren, also mache ich einfach mit. Sieht doch doof aus, wenn ich einfach so nichts tue. Ein unsanfter Schlag und ein komisches Geräusch geben mir zu verstehen, dass ich nicht weiter nach links lenken sollte. Das muss der Bordstein gewesen sein. Räumen die hier nicht? Und hatte ich nun Räumdienst? Prima rückwärts komme ich nun auch nicht mehr raus. Jemand sehr intelligentes hat sich so hinter mich gestellt, das gar nichts mehr geht. Die Ampel an der wir stehen leuchtet immer wieder rot, grün, rot , grün. Ich stehe. Schön. Fast kommt romantische Stimmung auf. Es ist warm hier drinnen, im Radio spielt ein guter Song und es schneit und schneit und schneit. Kerzen würden sich gut machen und während ich wirklich schläfrig werde, in Träume versinke und das vibrieren meines Handys langsam mit in den Song einarbeiten kann klopf jemand an meine Fensterscheibe. „Entschuldigen sie, würden sie bitte weiterfahren?“ Ich blicke wohl etwas entrüstet drein. Wende meinen Blick zur Ampel. Das Schleppfahrzeug, welches orange vor sich hin blinkt bringt den Übeltäter weg und tatsächlich, die anderen Autos bewegen sich auch schon wieder. Ich nicke, so freundlich wie ich kann. „Ach und hier falls sie möchten. Gute Fahrt noch“ lächelt der nette Kerl und reicht mit einen Zettel mit einer Handynummer darauf. Ich versuche weiterzufahren, wieder mehrere Minuten verloren. Ich sehe nicht auf die Uhr, ich werde nicht auf die Uhr sehen, nein ich stelle mich nicht diesem Zeitdruck. Endlich kommen wir ans Ziel, für das ich normalerweise 20 Minuten gebraucht hätte, habe ich heute fast zwei Stunden gebraucht. Ich klingel und warte. Hallo, euer Auto ist da, also macht mir auf. Ich friere. Als mir jemand öffnet und Licht auf meinen Körper dringt, habe ich das Gefühl einen Ansatz bläulicher Finger zu erkennen. Ob ich wirklich Zehen am Fuß habe spür ich nicht mehr und ob sich eine wirkliche Mimik in meinem Gesicht erkennen lässt, wage ich zu bezweifeln. „Die Leitung war vorhin plötzlich unterbrochen.“ „Ja, das wird wohl am Wetter liegen.“  „Hast du dein Handy nicht dabei, ich hab versucht anzurufen?“ „Nö, ist auf lautlos, sorry.“ „Naja, du, das Auto kannst du heute noch behalten, ich wollt dir nur sagen, dass du dich heute nicht stressen musst.“ Ich atme langsam und zähle von 12 an rückwärts. Altbewährte Beruhigungsmethode. „Macht doch nichts, ich musste eh noch einkaufen.“ Entfährt es mir, wahrscheinlich nicht ganz so freundlich, wie ich es angedacht hatte. Ich schwöre mir, jetzt immer ans Telefon zu gehen und mich jedem Mist zu stellen, den ich verzapft habe. Hatte ich nun Räumdienst? Gut, da werde ich einfach so tun, als wüsste ich von nichts. Das allerdings beschließe ich nur für mich alleine. Wir tauschen die Autos. Mit Kind unterm Arm schlittere ich also zum anderen Auto. Jetzt nichts wie heim. Als es endlich wieder schön warm im Wagen wird fällt mir mein offenes Küchenfenster ein. Ich werde wischen, meine Küche trocknen und dann die Handynummer testen. Also für den Fall, dass ich den Zettel wieder finde.

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Altspund Re: Re: Wenn so nicht erlebt, -
Zitat: (Original von swordy am 04.12.2010 - 02:40 Uhr)
Zitat: (Original von Altspund am 04.12.2010 - 02:10 Uhr) dann wohl mindestens ansatzweise, (kann man sich das alles ausdenken?) Jedenfalls sehr gut ausgebaut.

Ich hab gegrinst von Anfang bis Ende.

Da waren mir 9 Seiten nicht zuviel, hätten auch mehr sein können...

Lieben Gruß,
Herbert



Danke, wollts tatsächlich mal probieren, ob ich auch mal was zum 'Lachen hinbekomme.

Ist leider tatsächlich haargenau so passiert. :)
Anbei bemerkt ich humpel immer noch leicht und die Handynummer liegt wohl im anderen Auto :)...

Ich hätte auch ewig weiterschreiben können, aber wusst nicht ob das hier überhaupt bisi ankommt.

Vielen Dank :)

Liebe Grüße
Sarah

Du wirst es an der Anzahl der Leser und Kommentare sehen, dass längere Texte hier nicht unbedingt der Renner sind. Die Leute, mich eingeschlossen, wollen in erster Linie kurze, knappe Texte, die nicht aufhalten. Dann einen kurzen, knappen Kommi dazu, und 'habe fertisch'.
Verübeln kann man das keinem, so 'kurzweilig' sind wir heutzutage nun mal 'erzogen'.
Ich glaube auch, dass viele es bedauern, nicht mehr Zeit zu haben, um mehr und länger, ab und an mal auch ihnen unbekannte Autoren zu lesen.
Man weiß mit der Zeit, dass man, egal wie man's macht, auf jeden Fall was versäumt.

So macht man, wie überall im Leben, Kompromisse und liest nach 'Gefühl', ich hab' mir das jedenfalls so angewöhnt mittlerweile.

Und nach deinen ersten zwei Seiten hab' ich gefühlt, dass ich weiterlesen möchte.

Das Schöne hier ist, dass es so viel Abwechslung gibt. Jeder ist auf seine Weise spannend, und du weißt nie, was dich im nächsten Text erwartet.

Ich wünsche dir einen schönen 2. Advent und mach weiter so. Schreib', wie es dir gefällt.

Lieben Gruß,
Herbert
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swordy Re: Wenn so nicht erlebt, -
Zitat: (Original von Altspund am 04.12.2010 - 02:10 Uhr) dann wohl mindestens ansatzweise, (kann man sich das alles ausdenken?) Jedenfalls sehr gut ausgebaut.

Ich hab gegrinst von Anfang bis Ende.

Da waren mir 9 Seiten nicht zuviel, hätten auch mehr sein können...

Lieben Gruß,
Herbert



Danke, wollts tatsächlich mal probieren, ob ich auch mal was zum 'Lachen hinbekomme.

Ist leider tatsächlich haargenau so passiert. :)
Anbei bemerkt ich humpel immer noch leicht und die Handynummer liegt wohl im anderen Auto :)...

Ich hätte auch ewig weiterschreiben können, aber wusst nicht ob das hier überhaupt bisi ankommt.

Vielen Dank :)

Liebe Grüße
Sarah
Vor langer Zeit - Antworten
Altspund Wenn so nicht erlebt, - dann wohl mindestens ansatzweise, (kann man sich das alles ausdenken?) Jedenfalls sehr gut ausgebaut.

Ich hab gegrinst von Anfang bis Ende.

Da waren mir 9 Seiten nicht zuviel, hätten auch mehr sein können...

Lieben Gruß,
Herbert
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