Sie mag die Verschwiegenheit der Nacht. Fast immer schlaflos in diesen Stunden, erkennt und bewundert sie die Gnade der Dunkelheit. Nachts sind alle Katzen grau, so heißt es doch und abgesehen davon, dass grau eigentlich eine ganz nette Farbe ist, sind ihr Katzen sowieso auch lieber als Menschen.
Schlaflos und unentspannt wie in jeder Nacht. Doch einsam nicht, auf gar keinen Fall. Dafür sorgen die Gesprächspartner in der Welt hinter ihrem Blick.
Das ist in einstimmigen Momenten ganz nett, doch sehr oft kommt es zu Unstimmigkeiten, und dann ist das Chaos perfekt. Jede will was Anderes, die Diskussionen sind oft so anstrengend, dass der Körper erstarrt und zu keiner vernünftigen Tat mehr in der Lage ist.
Das äußere Umfeld will das einfach nicht begreifen und strotzt nur so von Vorwürfen und guten Ratschlägen. Niemand kann ihr folgen, deswegen hat sie beschlossen, einfach alleine weiterzurennen, gedanklich. Das weiß nur niemand, ha, sie ist ja nicht blöd, sollen alle nur glauben, sie nehme die Hilfe an, denn dann wird sie in Ruhe gelassen, dass ist nämlich die größte Hilfe.
Heute Nacht, da ist es wieder soweit.
Anfänglich hat sie es noch mit Schafe zählen versucht. (Dabei fiel ihr ein Experiment ein, welches sie mal gemacht hatte, um herauszufinden, ob diese Tiere denn wirklich dumm sind: Eine umzäunte Weide mit Schafen darin, ein Eimer mit Steinen als Futterlüge. Wäre ihr nicht kalt und langweilig geworden, sie stünde heute noch da. Also: Dumm oder einfach nur vertrauensvoll? Egal..) Zum Einschlafen reicht es jedenfalls nicht.
Die Gehirnwindungen können dem heutigen Gegenspieler nur ächzend und stöhnend standhalten. Sie schlägt ihren Kopf eine kleine Weile gegen die Wand, um den Druck aus der Situation zu nehmen. Als auch dies keine Wirkung zeigt, ritzt sie ein bischen an ihren Armen, denn der Anblick und das Gefühl des warmen Blutes beruhigt auch sehr oft.
Doch heute, heute hilft gar nichts. So muss sie wohl hinaus in die Nacht, wer weiß, vielleicht gibt es ja auch einen Auftrag?
Auf der Straße begegnen ihr nur wenige Passanten, die beim Anblick ihrer Arme und den Blutspritzern auf ihrem weißen T-Shirt verschreckt ausweichen, feige Schafe, die sie alle sind, können Wahrheiten einfach nicht vertragen, gehen immer den Weg des geringsten Widerstandes, damit das Eimerchen auch immer schön voll bleibt - und wenn es auch nur Steine sind!
Das verkündet sie auch lautstark, doch - wie immer -hört einfach keiner zu.
Irgendwann hält ein rot-weißer Transporter neben ihr. Zwei gut gebaute, weiß eingekleidete junge Männer steigen aus und nehmen sie zu einer echt coolen Party in einem großen hoch umzäunten Haus mit.
Echt save, der Club, Türen verschlossen, Türsteher - tolles Konzept. Raus kommt man zwar nur, wenn man sich aufschließen lässt, doch im Gegenzug dazu kommt die breite Masse eben auch nicht einfach so rein!
Mal sehen, sie wird noch eine kleine Weile weiterfeiern bis sie müde ist, und sich dann wieder nachhausebringen lassen,
wenn das geht.