Kurzgeschichte
Das Liebeslied des Todes

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"Das Liebeslied des Todes"
Veröffentlicht am 07. November 2007, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Fröhlich, lustig, ein bisschen schüchtern, sarkastisch, kreativ, meistens ganz lüp, eigentlich immer gut drauf und BERLINERIN!!! ^_^
Das Liebeslied des Todes

Das Liebeslied des Todes

Es war eine laue Vollmondnacht. Die Nachtigal sang ein trauriges Lied und die Sterne legten ein unwirkliches Licht über das weite Land. Ein seichter Wind schlug die Äste zart gegen die Fassade des Daches. Alles war in ein zartes Schwarz gehüllt. Die Welt schien zu schlafen.
Nur im Zimmer der jungen Elisabeth brannte noch Licht. Zwei Kandelaber mit jeweils drei weißen Kerzen erhellte das, in creme gestrichene, Zimmer. Alles war still. Nur der Gesang der Nachtigall drang an ihr Ohr.
„Mhmh“, summte sie sein Lied mit.
Ihre Stimme klang lieblich, doch melancholisch. Sie hockte auf dem Boden. Das Haar hing ihr lang, in ganz seichten Wellen, wie Goldfäden auf dem Rücken. Sie hatte nur ein paar Strähnen mit einer goldenen Spange, die mit Robinen besetzt war, zusammengenommen. Ein paar kürzere Strähnen hingen ihr in das wundervolle Gesicht. Ihre Haut war ebenmäßig und beinahe weiß, die Lippen herrlich rot und die Augen, grün wie zwei Smaragde. Wenn sie einen mit ihrem Blick so ansah, dann hatte man das Gefühl dem Teufel höchst persönlich ins Gesicht zu schauen. Und dennoch liebte ein jeder es sie anzusehen. Jeder liebte dieses wundersame Geschöpf.
Elisabeths dunkelrotes Kleid fiel wie ein Meer aus Stoff auf den Boden. Es schimmerte im seichten Licht der Kerzen.
Langsam hob Elisabeth ihren Kopf und blickte aus dem Fenster. Ihre grünen Augen funkelten jetzt dämonisch im Schein des Mondes. Sie zog den weißen spitzen Besatz am Ärmel ihres Kleides zu Recht und schloss die Augen. Sie sog die klare Sommerluft in die Nase, die von draußen hineindrang.
Sie begann zu lächeln.
Sie dachte an ihren geliebten Ludwig. Er war ein so stattlicher, junger Mann. Ein wahrer Edelmann. Er stammte aus gutem Hause, besaß Manieren und vor allem verstand er es das Herz einer Frau zu erobern. Er hatte es leicht mit seinem Aussehen. Wenn er eine Frau mit seinen Rehbraunen Augen ansah, dann musste ihr Herz einfach höher schlagen. Doch auch sein Lächeln war einfach zauberhaft. Und dann diese braunen Locken, wie sehr liebte Elisabeth seine braunen Locken. Seine charmante und humorvolle Art hatte Elisabeth sofort erweichen lassen. Sie war von Hause aus eine sehr skeptische Frau. Sie wies die Männer zuerst ab um sie näher in Augenschein nehmen zu können. Für gewöhnlich liefen ihr die jungen Herren nach, was ihr eine große Auswahl bescherte. Um den Richtigen unter ihnen zu finden, musste sie wählerisch sein. Bisher hatte sie jeden abgewiesen und ihre Mutter damit zur Verzweiflung gebracht. Sie wollte so gern das ihre Tochter heiratete. Sie war sechzehn und damit genau im heiratsfähigen Alter. Es war an der Zeit das sie einen Mann fand. Doch Elisabeth hatte sich davon nicht beirren lassen. Sie hatte die Männer weiter abgewiesen. Sie hatte immer schon von dem einen, ganz besonderen Mann geträumt. Und für diesen Mann wollte sie sich bereithalten. Sie wusste, dass er kommen würde.
Und dann, eines Winterabends, da hatte er plötzlich vor ihr gestanden. In dieser herrlichen Uniform und dem charmanten Lächeln. Wie er sie mit diesem verführerischen und doch etwas naiven Blick angesehen hatte. Mit dieser Mischung aus knabenhafter Frechheit und männlichem Charme. Die Gräfin von Trojan hatte zu einem Ball geladen. Wie viele Einladungen zum Tanz hatte Elisabeth an jenem Abend schon abgelehnt? Sie wusste es nicht. Doch als der Baron auf sie zugekommen war und sie höflichst um diesen Tanz gebeten hatte, da hatte sie nur verträumt genickt und war ihm auf die Tanzfläche gefolgt. Einen Tanz nach dem Anderen hatten sie zusammen getanzt, bis ihr schon ganz schwindelig von diesem vielen Drehen war. Die Leute hatten bereits getuschelt, doch das hatte Elisabeth nicht interessiert. Sie redeten doch sowieso über sie. Darüber das sie jeden Mann abwies. Und an diesem Abend redeten sie eben darüber, dass sie den Baron verzaubert hatte.
Doch um ehrlich zu sein war es genau anders herum. Der Baron hatte Elisabeth verzaubert. Wie ein verliebtes Mädchen himmelte sie ihn an. Es war genau wie in ihren Träumen. Sie saßen zusammen auf der Terrasse des Anwesens und betrachteten den Mond und die vielen Sterne. Sie hörten das Plätschern des kleinen Springbrunnens im Park, und eine Nachtigall sang ihr herrliches Lied.
Der Baron bewunderte die einzigartige Schönheit Elisabeths. Heute Nacht sah sie aus wie eine Königin. Sie trug ein aufwendiges, weißes Kleid mit silbernen Stickerein. Es schmiegte sich herrlich an ihre kleinen Brüste und die äußerst schmale Taille. Der Stoff fiel fließend und lang auf den Boden. Im Haar trug sie eine silberne Spange, die ab und zu im Mondschein aufblitze.
Fortan gab es für Elisabeth keinen anderen Mann mehr. Sie schrieb Seiten ihres Tagebuches voll mit Liebesschwüren und Schwärmerein. Sie liebte diesen Mann. Und sie liebte ihn so sehr das es schmerzte. Sie verbrachte jede freie Minute mit ihm. Und jeden Moment den sie mit ihm verbrachte, liebte sie ihn mehr. Jede Minute die er nicht bei ihr war, schmerzte ihr kleines Herz so sehr, das sie es sich am liebsten herausgerissen hätte. Doch sie war sich ganz sicher, dass sie Beide zusammen gehörten. Sie hatten sich gefunden. Er liebte sie sicher genauso sehr wie sie ihn. Es war wie in ihrem Traum und schöner noch. Sie hatte das Glück gefunden das sie solange gesucht hatte.
Dann, eines abends, schlich sie die Treppe in die Vorhalle hinunter. Sie hatte nicht schlafen können und nun hörte sie Stimmen. Sie setzte sich auf eine der Stufen und umfasste das gusseiserne Geländer.
Die Stimmen kamen von Unten, aus der Halle. Elisabeth erkannte sie sofort. Es war ihr alter Herr Vater und Ludwig. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Konnte das wirklich sein? Würde er nun endlich den Mut finden bei ihrem Vater um ihre Hand anzuhalten? All ihre Träume würden nun war werden.
Doch sie horchte auf.
„Nein, nein Herr Graf“, unterbrach Ludwig Elisabeths Vater, der bereits in Andeutungen von einer baldigen Hochzeit mit seiner Tochter gesprochen hatte. „Ihr versteht falsch.“
„Und was verstehe ich falsch mein lieber Herr Baron? Ich sehe es doch richtig das ihr meine Tochter liebt und um ihre Hand anhalten wollt?“
Es folgte ein Moment Stille, erst dann antwortete Ludwig: „Ich bitte vielmals um Verzeihung, wenn ich diesen Eindruck erweckt habe. Ich hatte nicht vor eure Tochter zu verletzen, doch ich bin bereits verlobt.“
Elisabeth erstarrte. Das konnte nicht wahr sein. Das war alles nur ein furchtbarer Albtraum. Sie befahl sich aufzuwachen, doch so sehr sie sich auch bemühte, das tat sie nicht. Ihr wurde heiß und schwindelig. Sie hatte das Gefühl zu ersticken.
„Baron von Versen“, sprach Elisabeths Vater weiter. „Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr meiner Tochter nichts von eurer Verlobten erzählt habt?“
Wieder folgte ein Moment der Stille.
„Ja Herr Graf. Doch ich verschwieg dies nicht in der Absicht ihr wehzutun. Seht; sie ist doch noch ein Kind in meinen Augen. Ein liebreizendes Mädchen. Ich habe sie wirklich sehr gern. Ich hatte nie die Absicht ihr wehzutun.“
Elisabeth schluchzte. Doch sie versuchte ihr Schluchzen mit der Hand zu ersticken, schließlich durfte niemand wissen, dass sie das Gespräch mit anhörte.
„Ich verstehe“, gab der Graf als Antwort. „Ich glaube euch, dass ihr sie nicht verletzen wolltet, doch ich glaube es wäre das Beste, wenn ihr ihre Gegenwart ab sofort meiden würdet.“
„Aber es würde sie sicher noch mehr verletzen, wenn ich gehen würde, ohne mich von ihr zu verabschieden.“
Einen Moment herrschte Schweigen.
„Nun gut. Denkt euch eine Geschichte aus, wegen der ihr uns verlassen müsst und dann lasst euch nie wieder hier sehen. Habt ihr verstanden?“
„Jawohl Herr Graf.“
Elisabeth hörte die Tür klappen. Sie brachte es kaum fertig sich zu bewegen. Sie starrte nur vor sich hin und versuchte zu begreifen was sie gehört hatte. Hatte sie sich wirklich so täuschen können? Sie hatte geglaubt er würde sie lieben. Wie hatte sie sich so irren können? Wenn er sie mit seinen rehbraunen Augen angesehen hatte, dann war sie sich ganz sicher gewesen. Als sie die Schritte ihres Vaters hörte, sprang sie schnell auf und lief zurück auf ihr Zimmer. Weinend warf sie sich in ihr Bett. Rasch drehte sie sich auf die Seite und zog die Decke über sich. Die Tür ging leise auf und ihr Vater trat näher. Sie spürte wie sich die weiche Matratze unter seinem Gewicht wölbte, als er sich darauf Kniete. Seine rauen Lippen berührten ihre Wange.
„Mein armer Engel“, flüsterte er und ging.
Elisabeth schluchzte wieder. Sein Herz gehörte also einer anderen Frau. Das war der fürchterlichste Gedanke daran. Das es eine andere Frau gab, die er liebte, der er sein Herz geschenkt hatte. Das Herz das eigentlich Elisabeth gehören sollte. Sie verfluchte diese Frau, obwohl sie sie nicht einmal kannte. Doch Ludwig gehörte ihr. Sie liebte ihn und er sollte auch sie lieben. Sie weinte wieder.

Am nächsten Abend empfing Elisabeth ihn. Er hatte ihr mitteilen lassen das er sie unbedingt sehen müsste, es wäre dringend. Elisabeth wusste ja wieso er kommen wollte. Sie hatte ihr schönstes Kleid aus dem Schrank genommen und sich die Haare so gebunden wie sie es am liebsten mochte. Möglichst offen. Sie liebte Natürlichkeit. Als Ludwig eintrat, war er erstaunt über ihren Anblick. Bisher waren ihre Kleider immer hell gewesen, verspielt, so wie die eines jungen Mädchens. Doch dieses hier, es war einfach ein herrlicher Anblick. In diesem dunklen rot wirkte sie viel älter. Ihre kleinen Brüste sprangen beinahe aus dem Dekollete, aber dennoch wirkte es nicht anstößig. Verführerisch schritt sie auf ihn zu. Dieser Blick war dämonisch. Einschüchternd und doch anziehend. Ludwig konnte seinen Blick nicht von ihr wenden.
„Wein?“, fragte sie, als sie vor ihm stand.
Erschrocken erwachte er aus dieser art Trancezustand in der er sich gerade befunden hatte und starrte sie an, wie sie ihm das Weinglas entgegenhielt.
„Danke“, entgegnete er verwirrt.
Er schwitze. Er konnte sich nicht erklären wieso, doch er schwitze. Es war unerträglich heiß in diesem Zimmer.
„Könnten wir das Fenster öffnen?“, bat er mehr als das er fragte.
Elisabeth lächelte und öffnete wie gewünscht die Fenster. Die klare Luft drang in den Raum und das Lied der Nachtigall war zu hören. Was für ein herrlicher Gesang. Elisabeth begann mitzusummen. Sie tanzte auf Ludwig zu und ließ sich in seine starken Arme fallen. Schläfrig vom Wein sah sie ihn verträumt an. Wieder konnte er den Blick nicht von ihren grünen Augen wenden. Was war nur los mit ihm? Und wieso war sie so verändert? Wo war das liebliche Mädchen geblieben? Jetzt sah er nur noch diese äußerst reizende Frau. Er war bereit all seine guten Manieren zu vergessen und ihr die Kleider vom Leib zu reißen.
„Tu es“, hauchte sie plötzlich. „Ich gehöre dir.“
Seine Atmung ging schnell, sein Herz raste. Er konnte sich kaum noch beherrschen. Noch immer lag sie in seinen Armen. Das Haar floss wie Seide herab und ihre Augen funkelten wie zwei Smaragde. Und ihre Lippen, in diesem herrlichen rot, Ludwig konnte einfach nicht wiederstehen. Schlagartig beugte er sich über sie und berührte ihre Lippen. Erst vorsichtig, zärtlich, dann wild und fordernd. Elisabeth ergab sich ihm ganz. Er ließ seine Hände über ihre festen Brüste gleiten und wurde immer fordernder. Dann schob er seine Arme unter ihre Beine und hob sie an. Er warf sie förmlich aufs Bett und fiel über sie her. Mit den Lippen glitt er über ihre samtweiche Haut, bis hin zu ihrem Dekollete. Sie öffnete sein Hemd und streichelte seine männliche, leicht beharrte Brust. Hastig schob er ihren Unterrock hoch und tastete sich vor.
Plötzlich hielt er inne. Er starrte Elisabeth starr in die Augen.
„Ich liebe dich“, hauchte sie unter Tränen.
Er stöhnte und röchelte leicht, Blut floss ihm aus dem Mund. Noch immer starrte er sie regungslos an, dann kippte er zur Seite. Elisabeth hielt den Dolch noch immer fest in der Hand. Sie konnte sich nicht bewegen, sie war wie versteinert. Nur langsam richtete sie sich auf und betrachtete Ludwig, der mit weit aufgerissenen Augen auf dem Bett lag.
„Du hättest alles haben können, ich hätte dir alles gegeben“, schluchzte sie.
Sie strich über sein Gesicht und küsste ihn. Langsam stand sie auf und wankte durch den Raum. Ihre Tränen ließen alles vor ihr verschwimmen, bis sie beinahe ohnmächtig auf den Boden sank. Noch immer umklammerte sie den Dolch, an dem Ludwigs Blut haftete. Dann drang der Gesang der Nachtigal wieder an ihr Ohr. Als würde sie wissen was sie fühlte, war ihr Liebeslied nun tragisch, melancholisch.
„Mhmhm“, summte Elisabeth abwesend, als befände sie sich bereits in einer anderen Welt.
„Sie sollte dich nicht haben“, hauchte sie plötzlich. „Wenn ich dich nicht haben kann, dann soll dich niemand bekommen. – Aber nun ist es Zeit Schluss zu machen. Die Zeit ist gekommen.“
Noch immer liefen Tränen über ihre zart geröteten Wangen. Nun legte sie auch noch die andere Hand um den Dolch und hielt die Spitze an ihre Brust.
„Ich habe es aus Liebe getan“, flüsterte sie schläfrig. „Ich will, dass du das weist.“
Dann stach sie die Spitze des Dolches so tief in ihr Herz wie sie nur konnte. Blutend kippte sie nach Hinten und blieb leblos liegen.

- ENDE -
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Cheza
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franziw2000 Das Liebeslied des Todes - Wieder eine sehr spannende Geschichte bei der man unbedingt wissen will wie sie aus geht.
LG Franzi
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Rehmann Das Liebeslied d.......... -
Spannend und sehr mitreissend geschrieben.
Das sind glatte fünf Sterne.
LG
H. Rehmann
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