Es war schon abgekühlt, als Darius Thomsen an seiner alten Mauer auf einem Stuhl in die Ferne sah. Er dachte rückblickend auf den vergangenen Sommer. Wie konnte das nur alles passieren ?
Die Geschäfte liefen schlecht, die Freundin hat ihn verlassen, Kater Bodo war verstorben, nach 8 langen Jahren, und der Salat wollte auch nicht wirklich wachsen. Darius nahm einen Schluck Wein, den er sich mit nach draußen genommen hatte. Wie begann doch alles wunderbar und änderte sich doch drastisch.
Ein Schwarm Vögel flog über das Tal, auf das er schon minutenlang starrte. Wie viele das wohl sind? Sie flogen eine Kurve und sahen wie ein schwarzes Tuch am Himmel aus. Darius war Maler und hatte sich vor ein paar Jahren dieses Hausgekauft. Es liegt auf einem hohen Berg, der ein kleines Dorf am Fuße hat und abends auf einen wunderbaren Sonnenuntergang blickt. Er hatte damals die Ruhe und Idylle gesucht, um sich inspirieren zu lassen. Jetzt wäre er um etwas mehr Trubel und weniger Einsamkeit dankbar.
. Er zog sich einen der vier Holzstühle näher und legte sein Bein darauf ab. Wie soll das hier noch weiter gehen? Wer kommt schon auf die Idee auf einem Berg, in einer nahezu perfekten Ruine, einem einsamen Mann einen Auftrag zu geben? Viele sind es jedenfalls nicht, das stand mal fest. Er verkaufte in den letzten Monaten so wenig Bilder wie schon lange nicht mehr. Er seufzte und nahm das Glas mit dem regionalem Wein in die andere Hand zu wechseln. Ein Geschenke eines Winzers im Dorf, der wahrscheinlich Mitleid hatte. Was Maja wohl gerade macht?
Sie verließ ihn vor ca. zwei Wochen. Egal. Richtig begonnen hatte es gar nicht erst, also konnte auch gar nichts vorbei sein. Verzweifelnd und verkrampft versuchte er alle Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben, die da völlig durcheinander rumschwirrten. Er stockte plötzlich, ohne dass er etwas davor getan hatte. Er dachte an Bodo, den alten Perserkater, der ihn acht Jahre begleitet und zum lachen gebracht hatte. Sein Freund war vor drei Tagen verstorben.
Der sonst so kalt und hart wirkende Künstler spürte, wie ihm bei dem Gedanken, seinen treusten Freund überhaupt nie wieder zu sehen, eine angenehm warme Träne über die Backe lief. Sein dicker, grauer und auch fauler Freund fehlte ihm in dieser Zeit sehr. All diese schönen Tage im Sommer im Garten mit Bodo und auch mit Maja, waren eine schöne Erinnerung. Aber eben auch nicht mehr. Darius fuhr sich durch sein lockiges Haar und trank das Glas mit einem Mal leer. Er griff zur Flasche. Die war nicht mehr allzu voll. „Und dann braucht man auch kein Glas mehr“, dachte sich der Maler missmutig und trank einen Schluck. „Was mache ich hier eigentlich?“,
entgegnete sich Darius, stellte die Flasche weg und ging an der rissigen Mauer entlang, an den sehr kleinen Salatköpfen vorbei und verschwand ins Haus. Er schnappte sich eine Leinwand und malte ein Portrait von Bodo in schwarz weiß. Darunter schrieb er „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ und gab ihm den Titel „Unverkäuflich“.