Kurzgeschichte
Außenseiter

„Guten Morgen, mein Schatz. Du musst langsam aufstehen.“ Die Mutter küsst Fabian sanft auf die Stirn. Fabian öffnet die Augen und umarmt seine Mutter ganz fest. „Zieh dich schnell an. Das Frühstück ist fertig“, sagt sie und lächelt ihn an. „Ich schmiere dir schon mal die Brote für die Schule."

Schule! Richtig, es ist ja schon wieder Montag – und das Wochenende ist vorbei. „Kann ich nicht lieber hier bleiben?“, fragt Fabian. „Ich mag gar nicht zur Schule gehen, die Mitschüler lachen mich immer aus und hänseln mich.“ „Ach, Schatz“, sagt seine Mutter. „Die Leute reden nur deshalb, weil sie es nicht anders kennen. Aber irgendwann gewöhnen sie sich an den Gedanken. Dann hört das Gerede auf. Du bist doch ein starker Junge.“ Sie verlässt das Zimmer, während Fabian sich Unterwäsche, Socken, Jeans und einen Pullover überzieht.

Langsam kommt Fabian die Treppe hinunter. Sein Vater legt die Zeitung beiseite. „Guten Morgen, junger Mann“, begrüßt er ihn fröhlich. „Hallo Papa“, antwortet Fabian. Er setzt sich an den Tisch. Fabian isst zwei Toast mit Marmelade und trinkt seinen Kakao.

„Na, was habt ihr denn heute für Fächer?“, fragt sein Vater. Fabian antwortet: „Mathe, Sport, Englisch, Deutsch und Bio. Kann ich nicht hier bleiben? Ich will nicht zur Schule. Die anderen zanken mich immer.“ „Ach, Fabian. Ich weiß, dass es nicht einfach ist, aber es ist nun mal so, wie es ist. Wir können an der Situation doch nichts ändern, bloß weil es in der Gesellschaft kritisch beäugt wird. Die Leute gewöhnen sich irgendwann daran“. Fabian nickt stumm.

Nach fünf Minuten sagt Fabian: „Ach, das ist total doof, Papa. Warum muss ich der einzige in meiner Klasse sein, der in solchen familiären Verhältnissen lebt?

Alle meine Mitschüler haben ein allein erziehendes Elternteil. Warum erzieht ihr mich denn gemeinsam?  Wenn ihr wenigstens unverheiratet wärt. .....