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Genesis des Genesis

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"Genesis des Genesis"
Veröffentlicht am 02. November 2007, 12 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Bin irgendwie manchmal da, manchmal nicht
Genesis des Genesis

Genesis des Genesis

Beschreibung

Ein bisschen ein Spagat zwischen Blaphemie und Unterhaltung. Wer religiös beleidigt ist, bitte keine Selbstmordattentate auf mein haus, wir haben erst dieses Jahre Solarzellen draufgemacht und die brauchen 5 Jahre, bis se sich abbezahlt haben.

Der Untergang verlief eigentlich ganz unspektakulär. Keine Ströme aus Blut, keine riesigen Armeen, nichts, was an die Apokalypse erinnern würde. Es gab keine Reiter, kein Donnergrollen, oder was man sich sonst so Großartiges vorstellt. Wie bei den meisten Dingen im Leben ist auch das Ende richtiggehend prosaisch. Es gab wohl die eine oder andere Prophezeiung, die das Ende der Welt verkündet hat, aber so langweilig, wie die Wirklichkeit, konnten diese nicht sein, sonst hätte es niemand geglaubt. Das Wunder ist eben immer noch das beste Mittel, um Fakten zu verkaufen. Man stelle sich nur einmal vor, die Offenbarung Kapitel 1, Vers 1: „Die Welt geht unter und damit war es auch getan“. Wer hätte dies gelesen, gekauft, oder gar geglaubt? Niemand. Das ist eben nun auch mein Problem: Ich meine; Prophezeiung nun weit genug von der Wahrheit entfernen, damit der Text nicht zwischen die Mahlwerke der Jahrhunderte fällt, aber die Nachricht sollte dennoch ankommen. Ich muss also quasi eine eigene Religion erschaffen. Vorlagen besitze ich ja genug. In Sachen Kreativität war das letzte Zeitalter wirklich herausragend. Naja, zugegebenermaßen fehlt mir etwas die Vergleichsmöglichkeit. Ich beginne jetzt einfach mal bei 0, um ihnen die Geschichte komplett näherzubringen. Meine Welt war nach unserer Zeitrechnung knappe 2050 Jahre alt. Dazu sollte man sagen, dass unsere Zeitrechnung mit der Geburt von einem Menschen begann, dessen Religion nachträglich gesehen, die Entstehung der Welt am besten erklärt hat. Leider wurde sie, wie so ziemlich alles, falsch interpretiert und mit jeder Übersetzung esoterischer. Es war im August 2022 nach der obigen Zeitrechnung, als einfach alles weg war, was wir bisher kannten. Häuser, Autos, also Maschinen, die uns bewegt haben, Straßen und sonst auch einfach alles, was unsere Zivilisation geschaffen hatte. Plötzlich standen die Menschen im gefühlten Nichts. Mitten in der unberührten Natur, umgeben von bizarren Pflanzen, unbekannten Tieren und das alles ohne jede Technologie. In der alten Überlieferung nannten die es, die Vertreibung aus dem Paradies. Entweder war dies purer Zynismus, oder die Nachricht hat sich mit der Zeit verändert. Meine Welt war kein Traumland, kein Garten Eden, wo Milch und Honig floss. Es war keine perfekte Welt, es war eher das, was meine Vorfahren als Hölle kannten. Regen, der die haut angriff, Luft, die nur gefiltert ertragbar war, riesige gebiete toten Landes, Pandemien unter den Armen, eine Sonne deren Strahlen die ungeschützte Haut innerhalb weniger Stunden dauerhaft schädigen konnte; kurz: Es war nichts das Paradies. Wir waren auch nicht nur zu zweit, es war eher das Gegenteil: Es gab mehr Menschen, als Nahrungsmittel, korrupte Oligarchen, deren Entscheidungen gleich Millionen ins Verderben stürzten und so weiter. (Diese wurden übrigens direkt nach dem Weltende von wütenden Menschen getötet.) Wir standen nun in unserer „neuen Welt“ und innerhalb der ersten Jahre starben die meisten. An sich fast alle. Es ist auch wenig verwunderlich, da unsere Zivilisation sich so weit von der Natur entfernt hatte, dass wir hier einfach nicht lebensfähig waren. Man muss natürlich sagen, dass dies alles kein großer Verlust war; die Vorzüge waren einfach grandios. Jedes dieser Opfer starb in der sicheren Gewissheit, dass es etwas gibt, das alles regelt, eine höhere Macht und deshalb auch mit der Gewissheit, eines Lebens nach dem Tod. Man darf dies nie vergessen, auch wenn ich mir sicher bin, dass nach spätestens zehn Generationen sowieso niemand mehr ernsthaft dem Geschwätz der alten Leute glauben wird. Als ich aufgewachsen bin, hatten wir ein Buch, das nannte man die Bibel. Ich habe oben schon daraus zitiert. Dies ist übrigens das einzige Buch, das es noch gibt. Ich gehe erstmal neutral davon aus, dass dies reiner Zufall ist, aber egal. In diesem Buch waren die Stammväter der Menschheit fast unsterblich; sie starben erst nach mehreren Jahrhunderten und ich, der schon lange aufgehört hat, die Jahre zu zählen werde mich auch langsam in diesem „biblischen Alter“ befinden. Ich habe mein Leben lang nicht an dieses Buch geglaubt und nun werde gerade ich auserwählt, als einer der wenigen lange zu leben. Darüber hinaus soll ich die Chronik dieser neuen Welt schreiben. Ehrlich gesagt wirkt dies alles recht sinnlos für mich, so wie es ausschaut, wird diese Welt genau das gleiche Ende finden, wie die Meinige. Jetzt erwartet man von mir Sätze wie „am Anfang war die Tat“, oder ähnliche Worthülsen. Im Stile von: „ich muss es nur aufschreiben, andere können das göttliche darin suchen“. Bevor sie jetzt auf die Idee kommen, ich sei nicht gläubig: Ich bin es, ich habe ihn sogar schon einmal erlebt. Es war kein brennender Dornenbusch, keine Engelsgleichen Wesen haben ihn umkreist und er hatte keinen Bart. So nun habe ich hoffentlich dieser Welt den schlimmsten Kitsch erspart. Achso: Engel sind keine kleinen dicken Kinder, soviel Respekt haben die schon verdient. Damit wäre das auch abgehakt. Die Menschheit hat sich stark dezimiert in der letzten Zeit, ist aber allgemein lebensfähiger geworden. Jeder Neugeborene hat wieder eine Chance, die Pubertät zu erreichen. Das wird wohl in den späteren Generationen zynisch klingen, ist es aus meiner Sicht auch, aber es ist deutlich besser, als am Anfang. Es haben sich Stammesähnliche Gruppen zusammengefunden, die sich nach den ersten Anarchiejahren gebildet haben. Als ich jung war, haben wir solche Völker als unzivilisiert verspottet und uns überheblich über sie gestellt. Es gab Schauergeschichten von Menschen fressende Menschen, die tief in den Urwäldern leben. Da ich schon mehrere kannibalische Akte gesehen und auch teilweise miterlebt habe, darf ich sagen, dass zwar die späteren Generationen die Nasen rümpfen werden, es aber dennoch eine sehr gruppenfördernde Erfahrung ist. Richtig gelesen ihr Nachfahren: Eure Vorfahren haben Menschen gegessen. Aber das wird wohl noch eines der geringsten Gräuel sein, das diese Welt erleben wird, meine Welt zumindest hat viel Schlimmeres gesehen. Das könnte womöglich auch der Grund sein, warum diese schon vor der vom Herrn bestimmten Zeit beendet wurde. Genau kann ich dies auch nicht sagen, ich könnte aber eine alternative Idee anbieten. In der oben genannten Bibel stand die ebenfalls schon erwähnte Vertreibung aus dem Paradies; also die Beendigung der vorletzten Welt, die ja anscheinend von den Überlebenden als Paradies angesehen wurde. Dort heißt es, die Bewohner hätten vom Baum der Erkenntnis gegessen, der nur Gott vorbehalten war. Diese Menschen hatten also etwas entdeckt, was direkt darauf das Ende der Welt bedeutet hatte. Was liegt näher, als dass dies bei meiner Welt nicht genauso war. Falls dies der Fall war, ist die gesamte Geschichte erklärbar. Es gab dort eine Kirche, die viele Jahrhunderte lang den Fortschritt im Keim erstickte, die Wissenschaftler ausgrenzte und sie und ihre Werke verbrannte. Es wäre wohl effektive gewesen, die Quellen der Öffentlichkeit preiszugeben, aber über einen sehr großen Zeitraum der Geschichte hatten sie die Welt geschützt. Im Nachhinein ist es schon etwas ironisch, dass jene, die als Rückständig, weltfremd und teilweise auch unsozial angesehen wurden, das einzig richtige gemacht hatten. Wir haben ihnen vorgeworfen, die Ausbreitung von Krankheiten zu unterstützen, die Armut zu steigern und vieles mehr. Letzten Endes haben diese es zwar nicht geschafft, den Fortschritt aufzuhalten, aber dies lag wohl auch an den vielen unnötigen kriegen, an denen oftmals auch die Kirche nicht ganz schuldlos war. Es gibt keinen besseren Nährboden für die Forschung, als blutige, hasserfüllte Kriege. Jetzt habe ich mich etwas verzettelt. Schließlich hat wohl irgendjemand auf meiner Welt etwas entdeckt, das den Mensch auf eine höhere Stufe gehoben hätte. In meiner Welt gab es Techniken, die theoretisch Macht über das Leben, konstruktiv wie destruktiv, verleihen konnten. Deshalb mein Aufruf an alle, die nach mir kommen, alle, die dies hier lesen, alle, die diese Welt bevölkern. Ihr seid doch glücklich, lasst den Fortschritt, lebt ein gemütliches Stammesleben, heiratet auch mal außerhalb eures Stammes, jagt was ihr braucht. Lasst alles Überflüssige überflüssig bleiben. Die Welt ist schön, macht sie euch nicht kaputt. Macht euch nicht abhängig von Werkzeugen, Maschinen, Religion und anderen Menschen und opfert euch nicht dem Götzen Mammon, oder einem anderen Ersatzgötzen. Falls ihr mich in Erinnerung behalten wollt, dann nur durch das Wort und zur Not durch die Schrift, da alles andere unter die Definition von Überflüssig fallen würde.
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Myshkin
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Dragonfly *deleted* nix zu meckern.. nur den Hut zu ziehen... - kritisch - ironisch - mit einer erhobenen Augenbraue geschrieben scheint mir.
Das beste seit langem hier.
Meinen Respekt Thomas!
Gruss
Stefan
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