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25. Renaissance als Wiedergeburt
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Der Begriff Renaissance (frz. Wiedergeburt) ist ein kulturelles Aufleben, eine neue Entwicklung des Menschen zu individueller Freiheit. An diesem Punkt waren die Familie Wittich endlich angelangt.
Über drei Jahrhunderte befand sich ihr Clan auf Wanderschaft. Und nun endlich hatten sie wieder ein eigenes Zuhause. Genau genommen waren sie dort angekommen, wo einst ihre Ur Ahne, Emma Wittlichs, von der Fürstin Emma zu Rappoltstein, als Mündel adoptiert worden war und als Erbe eine Lehensgift erhielt. Dies war das Erbe der Rappoltstein.
„Das hört sich ja ausgesprochen spannend und interessant an, was Sie mir da erzählen Herr Wittich!“, sagte Cardinale und nimmt einen Schluck Kaffee, den Ludolf noch in Hamburg, vom einem Feinröster, im Freihafen gekauft hatte.
„Ja, unsere Sippe führt seit über Dreijahrhunderten ein Wanderleben, als Ausgestoßene. Nirgends waren wir zuhause oder wurden ansässig!“
„Aber da haben Sie ja sicher mehr erlebt, als alle anderen!“
„Das sieht nur vordergründig so aus, Herr Cardinale. In Wirklichkeit lassen Sie immer wieder etwas zurück, wenn sie weiterreisen. Dann kommt das Gefühl der Heimatlosigkeit in einem auf, in einer fremden Welt zu sein. Man vermisst die Geborgenheit und die vertraute Umgebung!“
Wenn ich Sie so reden höre, Herr Wittich, dann fällt mir ein Gedicht ihres deutschen Dichters Friedrich, Freiherr von Schiller ein!“
„Sie, als Franzose lesen Schiller, Monsieur Cardinale?“, fragt Frederik, der mit im Kaminzimmer saß.
„Oui, Monsieur Frederik. Das Gedicht, an das ich denke, geht so:
„Das Kind in der Wiege!
Glücklicher Säugling! Dir ist ein unendlicher Raum noch die Wiege.
Werde Mann, und dir wird eng die unendliche Welt.“
„Ja“, sagte da Opa Gunther. „Es wird eng, die unendliche Welt!“, zog er den letzten Satz in die Länge und ließ ihn in den Ohren der Anderen weiterklingen. „Ich habe jetzt über 80 Jahre auf dieser Erde gelebt. Ãœberall sind wir herumgekommen, ich habe so manches Abenteuer und manchen Kampf erlebt. Doch mein größter und schwerster Kampf war, dass ich und unsere Sippe nie ein Zuhause hatten, einen Platz, wo wir hingehörten. Dieses Gefühl bemerkte ich erst, als ich erwachsen wurde und nicht mehr in einer geborgenen Wiege lag!“
Die Worte Gunthers waren langsam und voll von Traurigkeit und Wehmut gesprochen.
Es war für Minuten, als sei die Zeit im Raum stehen geblieben. Franz und Bernhard waren auch zugegen. Eine Träne bahnte sich bei Bernhard, dem ehemaligen Tippelbruder, den Weg aus seinen Augen entlang, die Nasewurzel herunter. Er selbst und auch Franz kannten das Gefühl der Heimatlosigkeit.
Cardinale unterbricht die etwas peinlich Stille.
„Voila, nicht so traurig Monsieur et Madame, Sie haben jetzt hier ein schönes Zuhause, ein eigenes Schloss! Ihre Heimat ist von nun an, das wunderschöne Alsace!“ Dabei deutet er mit seiner rechten Hand um sich herum.
Emma hatte ihren Kopf an Frederiks Schulter angelegt, als sie die Gespräche zwischen ihrem Vater Ludolf und Philippe verfolgte.
„Sehen Sie diese beiden jungen Menschen hier“, führt Philippe Cardinale seine Rede fort, und deutet auf die beiden Verliebten, „ihnen gehört die Zukunft dieses Landes und sie werden auf diesem Schloss der ehemaligen Herren von Rappoltstein später leben. Hier ist also jetzt ihre Heimat Mademoiselle. Natürlich auch die Ihre, Monsieur Ludolf und Ihrer restlichen Familie!“
Cardinale beugt sich bei seinen Worten leicht zu Frederik und Emma hinüber und spricht im vertrauten Ton: „Ich wünsche Ihnen viele, viele Kinder Mademoiselle le Wittich et Monsieur de Urslingen!“
Frederik erhebt sich vom Platz und bedanke sich bei Philippe Cardinale mit den Worten:
„Sie haben Recht Monsieur Cardinale, das sogenannte Zigeunerleben hat für Emma und ihre Familie ein Ende. Ich werde meine Emma bald heiraten und mit ihrer Familie hier das größte Weinanbaugebiet im Elsass aufbauen!“
„Gut gesprochen, junger Mann!“, lobte Cardinale die Worte Frederiks.
„Doch erzählen Sie weiter Herr Wittich, ich habe Sie soeben mit dem Gedicht von Schiller in Ihren Gedanken unterbrochen. Ich möchte gerne die ganz Geschichte Ihrer Familie erfahren. Sie sagten, sie begann mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges?“
„Eigentlich schon davor“, erklärte Ludolf. „Unsere Vorfahren waren schon immer Künstler und des Schreibens und Lesens mächtig. Sie waren Flötenspieler und Trommler, die umherzogen. Doch hatten sie damals noch eine feste Heimat, nämlich genau hier in dieser Gegend. Rechts und links des Rheins zogen sie umher und verbreiteten die Kunde der feudalistischen Herren. Nach dem Westfälischen Frieden wurden sie jedoch brotlos und begannen ihre Reisen weiter auszudehnen. Die Reisen führten sie nun ins Böhmische ebenso, wie ins Italische und bis zum dänischen Lande ganz im Norden.
Ganz Europa litt damals unter den Folgen des Krieges. Niemand mehr im Lande besaß Einkommen oder Arbeit. Räuberbanden machten von sich reden und plünderten ganze Städte. So war man gezwungen, stets auf der Hut zu sein. Irgendwann schlossen sich unsere Ahnen den Zigeunern an und daraus entstand im Laufe der Jahrhunderte unsere jenische Sprache. Alles fahrende Volk wurde für ehrlos erklärt und jedes Verbrechen hängte man ihnen an!“
Wer Ludolf Wittich kannte, wusste, dass er ein ruhiger und wortkarger Mann war. Doch heute sprach er, als hätte er nie etwas anderes getan.
„Als dann die Herren von Rappoltstein das Lehensrecht über das fahrende Volk übertragen bekommen hatten, kehrten unsere Vorfahren hierher zurück und wurden Leibeigene der Rappoltstein. Eine Tochter unserer Sippe, mit Namen Emma, wurde damals von der Herrin Emma von Rappoltstein adoptiert, da sie sich immer eine Tochter wünschte. Die Wittichs waren zu jener Zeit sehr arm, dass sie froh waren ihre jüngste Tochter Emma im Hause der Rappoltstein versorgt zu wissen. Und so erbte sie als Mündel später einen großen Teil des Vermögens der Rappoltstein, nämlich dieses hier. Aus dieser Zeit stammte diese Urkunde, die sich seit Generationen in unserem Besitz befindet, um die es Marcel Herzberger, Raoul und Chabrol gegangen war,!“
„Aber da hätten doch Sie und Ihre Vorfahren längst das Erbe dieser Emma von Rappoltstein antreten können und damit eine Heimat gehabt!“, warf Philippe Cardinale eine Bemerkung dazwischen.
„Ja, wenn nicht die Französische Revolution dazwischen gekommen wäre, Herr Cardinale!“
„Sagen Sie einfach Philippe zu mir, Monsieur Ludolf. Also, die Revolution sagtest du?“
„Ja Philippe, die französische Revolution war Schuld daran, dass wir immer noch keine Heimat hatten. Unsere Vorfahren dachten nämlich, sie seien ebenso enteignet worden, wie die Feudalherren!“
„Wie sind Sie denn eigentlich wieder darauf gekommen, dass Sie diese Urkunde über das Besitzrecht dieses Landes besitzen?“, fragte Philippe interessiert.
„Das haben wir eigentlich diesen Verbrechern zu verdanken, nicht zuletzt diesem Chabrol, der sich jetzt auf der Flucht befindet!“
„Ach ja, sie sagten es schon. Damals an ihrem Lagerfeuer, als der hier sitzende, ehrenwerte Herr Gunther Ihre Urkunde hervorholte!“
„Genau so war es!“, antwortet Ludolf und nahm sein Glas Wein, womit er Philippe zuprostete.
„Irgendwie wussten diese Ganoven von der Existenz dieser Urkunde und waren dahinter her. Ich vermute, dass auch Chabrol, alias Caprice schon lange von dieser Urkunde Kenntnis hatte!“, sagte Ludolf.
„Ja, dieser Caprice!“, sinnierte Cardinale. Er war schließlich extra deswegen aus Paris gekommen.
Die Flucht von Caprice lag inzwischen bereits drei Tage zurück und niemand wusste, dass er längst tot war, erstochen von Ferdinand in einem fairen Zweikampf, um die Ehre seiner Tochter Maralda. Da besann sich Philippe auf seine eigentlich Aufgabe
„Meine Herren, ich werde morgen nach Paris zurückfahren!“, sagte er.
„Ich hoffe, dass Madame Agatha mein schönes Auto Citroen Traction Avant heil zurückbringt!“
Cardinale hatte in den letzten drei Tagen auch Agatha von Urslingen zu Rappoltstein kennen und schätzen gelernt. Auf ihr Bitten hin hatte er ihr, für Besorgungen und weil sie gerne einmal ein nobles Auto fahren wollte, seinen schwarzen Citroen Traction Avant leihweise überlassen.
Nachdem man sich noch einige Zeit gemütlich beim Wein über die Zukunft der Wittichs unterhalten hatte, fragte Philippe:
„Frederik du sagtest, dass du diese junge Mademoiselle Emma heiraten willst. Wann soll dann diese, les faire un Mariage d`amour, eure Liebeshochzeit stattfinden?“
„In zwei Monaten, Monsieur Cardinale!“, hört Cardinale eine Stimme von der Türe her sagen.
„Madame de Urslingen!“, begrüßt Philippe die hereinkommende Agatha von Urslingen, ging ihr entgegen und küsste in französischer Manier ihre Hand.
„Kommen Sie Madame, nehmen Sie Platz und erzählen Sie!“
„Mein Sohn Frederik wird Emma in zwei Monaten heiraten!“, sagte Agatha, als sie am Tisch platz genommen hatte. „Darüber haben Frederik und ich uns in den letzten Tagen unterhalten! Hast du Emma inzwischen schon gefragt, Frederik?“
„Non Maman!“
„Wann wolltest du das denn tun?“
„Eigentlich wollte ich Emma heute fragen, aber...!“
Emma war von ihrem Sitz aufgesprungen und fragte Frederik freudig: „In zwei Monaten schon Cherie?“
„Ja, ich wollte...!“, weiter kam Frederik nicht, da Emma ihn bereits knutschte.
„Monsieur Cardinale, ich spreche bestimmt auch im Sinne der Familie Wittich, wenn ich Sie zur Hochzeit einlade!“
„Aber selbstverständlich ist Philippe zur Hochzeit eingeladen!“, sagte da Ludolf und seine Frau Hedewig nickte zustimmend.
„Wir werden die Hochzeit hier im Schloss feiern und eine entsprechende Gästeliste schreiben müssen!“, sagte Agatha, die ihr Organisationstalent als ehemalige Gräfin von Rappoltstein hiermit unter Beweis stellte.
„In zwei Monaten werde ich aus Paris wieder zurück sein!“, versprach Philippe Cardinale den beiden Hochzeitern.
Am anderen Tag fuhr er zurück nach Paris.
Philippe Cardinale war offiziell in seiner Eigenschaft als Kulturattache von Paris nach Ribeauvillè gereist. Doch seine Aufgabe war in Wirklichkeit eine ganz andere, als allen Beteiligten bekannt war.
Es gibt den Mythos, dass der Titel des Kulturattachés oft als Tarnung für Geheimdienstmitarbeiter, die diplomatische Immunität erhalten sollen, genutzt wird. So war es auch bei Philippe Cardinale. Er sollte nämlich von vornherein nach diesem Caprice, Alias Chabrol spüren. Es waren nämlich neue Akten in Paris über die ehemalige Legion Condor aufgetaucht, die Philippe Cardinale, nicht nur wegen den Morden an Raoul und Marcel Herzberger, nach Ribeauvillè führten. Doch kam ihm die Handschrift dieser Morde sehr bekannt vor.
Nun war er wieder zurück in seinem Amtssitz, in der Landeshauptstadt Paris. In seiner Eigenschaft als Kulturattache hatte er obendrein Beziehungen, die bis ganz oben in die Reierungskreise reichten. Diese wollte er nun für einen anderen, aber guten Zweck nutzen.
Auf dem Jagdschloss und im gesamten Parkgelände der Familie Wittich, als auf dem Weingut der Urslingen zu Rappoltstein, ging es die Tage sehr rege und geschäftig zu. Alle halfen bei den Vorbereitungen für die Traumhochzeit von Emma und Frederik.
Bernadette und Maria waren ganz gerührt und tuschelten darüber, wie ihre eigene künftige Hochzeit einmal aussehen würde. Wobei Bernadette immer häufiger mit Wilhelm Wittich zusammen war.
Da hört man Pferdegetrappel die Kopfsteinpflasterauffahrt zum Schloss heraufkommen. Ludolf blickt die Auffahrt entlang und erkennt die Zigeunersippe Rose den Weg entlang kommen. Ein Fuhrwerk nach dem anderen erreicht das Schloss.
„Hallo alter Freund und Haudegen Ludolf!“, begrüßt Ferdinand seinen Freund. „Ich dachte schon ich käme zu spät, Euch wäre etwas Schlimmes passiert!“
„Wie kommst du darauf? Wenn du allerdings eine Hochzeit als etwas Schlimmes empfindest, dann hast du Recht!“
Nein, ich meinte was anderes. Aber davon erzähle ich dir später! Heiratet etwa Emma diesen jungen Frederik, der mit dem Weingut?“
„Ja, es sind nicht mehr ganz drei Wochen bis zur Hochzeit! Ihr bleibt doch hier und feiert mit uns?“
„Wenn doch meine Tochter Maralda auch so einen tollen Burschen kennen lernen würde, dann müsste ich mir weniger Sorgen um sie machen!“ überlegt Ferdinand laut. „Sie wäre vor einigen Tagen fast vergewaltigt worden!“
„Was sagst du da, vergewaltigt? Das musst du mir erzählen, komm mit ins Haus. Deine Leute können inzwischen hier ihre Wagen auffahren und Campieren wo sie immer Platz finden!“
Gemeinsam gehen Ludolf und Ferdinand ins Haus. Dort setzen sie sich in der Küche, in der Notburga, Hedewig und Maria sich bei der Küchenarbeit befinden, an den Tisch.
„Nun erzähl mal das mit der beinahe Vergewaltigung deiner Tochter!“
Die Köpfe der drei Frauen drehen sich abrupt um. „Vergewaltigung?“, fragen sie und setzten sie zu den beiden Männern an den Tisch.
„Also, das war so. Wir sind kurz vor Village-Neuf, da steht ein Mann mitten auf der Straße. Ich dachte mir, den kennst du doch und sprach ihn an. Er erzählte, dass er von Ribeauvillè komme, sein Auto jedoch kaputt sei und er dringend in einer privaten Angelegenheit nach Genf müsse!“
„Aus Ribeauvillè, sagtest du? Beschreib mir den Mann!“ Ludolf musste unwillkürlich an Chabrol denken. Ferdinand gibt Ludolf die gewünschte Beschreibung von Caprice ab.
„Ja, das ist er. Das ist der, den wir kennen und uns als falscher Commissairè Schwierigkeiten wegen unserer Urkunde gemacht hat. Er nannte sich Chabrol, heißt aber in Wirklichkeit Caprice und ist ein langgesuchter Kriegsverbrecher!“
„Bei uns nannte er sich Eduard Cardinale. Ich ließ ihn aufs Fuhrwerk aufsteigen und nahmen in mit, bis wir Lager machten. Als Maralda dann Wasser vom Rhein holen wollte, schlich er ihr hinterher, hat sie aufgelauert und versucht sie zu vergewaltigen!“
„Ist Maralda etwas passiert?“
„Zum Glück konnte sich Maralda aus seinen Armen befreien und kam ins Lager gelaufen. Meine Jungs sind dann sofort zum Rhein und haben sich den Nabelo (synonym für Diabolos = Teufel) geschnappt und zu mir gebracht. Den Rest kannst du dir wahrscheinlich denken!“
„Also hat er dein Tschuri zu spüren bekommen!“, sagte Ludolf, da er die Sitten und Gebräuche der Zigeuner, in so einen Fall kannte.
„Ihr also dieses Schwein moulo (Moulo, steht in der Zigeunersprache für, tot-kaputt-platt etc.) gemacht!“, mischte sich Notburga dazwischen.
„Ja, er hat mit mir mit dem Messer gekämpft und hatte den ersten Stich, aber er hat verloren! Wir haben ihn dann einfach in den Rhein geworfen!“
„Richtig! Dann ist es ihm genau so ergangen, wie diesem Herzberger und Raoul!“
„Wie, die Beiden sind auch tot?“, fragte Ferdinand verwundert.
„Sie wurden von diesem Caprice meuchlings ermordet und in den Rhein geworfen!“, klärt Hedewig, Ferdinand auf.
„Ah, darum war er auf der Flucht!“ bemerkte Ferdinand.
Nun erzählte ihm Ludolf die ganze Geschichte.
„Dann hab ich ja der Welt einen guten Dienst erwiesen!“, meinte Ferdinand beruhigt.
Inzwischen kommen auch Emma und Frederik in die Stube und hören, was mit Chabrol geschehen war.
„Dann ist ja von diesem Scheusal keine Gefahr mehr zu erwarten!“, meinte Emma erleichtert und fasste sich instinktiv ans Genick.
„Lass und am besten diese Geschichte ganz vergessen, mein Schatz!“, sagte Frederik und nimmt Emma in den Arm. „Wir haben ab jetzt viel Besseres zu tun!“
Bis zur Hochzeit waren wirklich noch etliche Vorbereitungen zu treffen.
Die Roses hatten ihre Wagekolonne ganz hinten im Park des Jagdschlosses aufgestellt und halfen ihrerseits bei den Vorbereitungen zum Fest mit.
Der gesamte Park wurde von ihnen gepflegt, morsche Äste von den Bäumen abgesägt, wildwuchernde Büsche entfernt und die Grünfläche mit der Sense gemäht. Zum Schluss legten die Roses einen wunderschönen Steingarten, aus den umherliegenden Fels und Steinbrocken, an.
Bis zur Hochzeit waren es jetzt nur noch drei Tage hin. Da kommt eine schwarze Limousine die Auffahrt heraufgefahren. Es ist der Citroen Traction Avant von Philippe Cardinale, dem Kulturattache aus Paris.
Cardinale parkte seine Nobelkarosse wie gewohnt direkt vor dem Eingang des Schlosses.
„Bonjour Monsieur et Madame!“, begrüßt er die vor dem Portal wartenden Ludolf, Hedewig, Emma, Frederik, Maria und Bernadette.
„Bin ich vielleicht schon zu spät!“, fragt er, als er Frederik und Emma, Hand in Hand, wie ein längst verheiratetes Ehepaar vor dem Portal des Schlosses stehen sieht.
„Non Monsieur Philippe! », lachte Ludolf, hiermit seine wenigen französischen Kenntnisse an den Mann bringend. „In drei Tagen ist die Hochzeit!“
„Und ich befürchtete schon, ich komme zu spät Ihnen meine Aufwartung zu machen, und ein besonders Geschenk zu überbringen! Ihr Schloss und ihre Parkanlage sind ja nicht wieder zu erkennen!“, bemerkte er mit einem anerkennendem Blick.
„Kommen Sie ins Haus, Monsieur, Sie werden nach so einer langen fahrt von Paris hierher bestimmt Hunger haben!“, sagte Emma und bat Philippe ins Haus.
„Gibt es etwa wieder Gulyás hús? Ich bin extra die ganze Strecke von Paris hierher gefahren, um Gulyás hús zu essen! Hm, Bouillon Gulyás hús, Fomidable! », lachte Philippe.
Inzwischen gesellte sich auch Ferdinand Rose zu ihnen, der bei seinen Zigeunern bei der Ankunft von Philippe gewesen war. Er wurde Cardinale vorgestellt.
„Es freut mich sehr Sie kennen zu lernen, Monsieur Roses. Ich habe schon viel von Ihnen gehört!“, begrüßte Philippe Cardinale ihn nun seinerseits.
„Ich glaube Philippe, mein Freund Ferdinand kann dir einiges über den Verbleib von Caprice berichten!“, sagte Ludolf zu dem Abgesandten von Paris.
Ludolf hatte sich diesbezüglich vorher mit Ferdinand besprochen, dass es sich in diesem Fall um eine Notwehr gehandelt hat, er also keine juristische Verfolgung zu befürchten habe.
„Ja ich weiß, was aus diesem Caprice oder Chabrol geworden ist!“, sagte Ferdinand. „Er ist tot!“
„Tot?“, fragte Philippe überrascht.
Ferdinand Rose erzählte nun haarklein, was in Village-Neuf vorgefallen war. Er ließ auch nicht den Messerkampf aus.
„Da trifft Sie keine Schuld, Monsieur. Dieser Mörder musste eines Tages so enden. Ein Wunder, dass es ihn nicht schon früher erwischt hatte, bei dem was er alles auf dem Gewissen hat. Ich werde also die Akte Caprice und Legion Condor schließen können. Voila! Ich bin im Ãœbrigen nicht ganz dienstlich hier, sondern privat!“, antwortete der Kulturattache Philippe Cardinale, von dem immer noch keiner wusste, ob er Geheimdienstmitarbeiter der französischen Regierung war, oder nicht.
Es ist Montag der 22. Juliet 1952. Die Sonne scheint und viele festlich gekleidete Menschen sind zu sehen. Um 10 Uhr hörte man die Glocken um Ribeauvillè läuten.
Frederik von Urslingen zu Rappoltstein und Emma Wittich geben sich, in den Bergen der westlich Stadt liegenden Wallfahrtskirche Notre-Dame de Dusenbach, das Jawort.
Der Priester hält die übliche Predigt und endet mit den Worten....“Und so schuf er sie als Mann und Frau!“
Nach der Trauung fahren sie zurück zu ihrem Schloss im Strengbachtal. Schaulustige und Passanten aus Ribeauvillè folgen dem Hochzeitszug.
Am Schloss angekommen werden Sie von der Fanfarengruppe der Pfiffer aus Ribeauvillè mit musikalischer Begleitung begrüßt. Der Standartenführer liest das Lid der Pfiffer:
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„Fahnen flattern aus den Fenstern, und in kühngeschwung'nem Bogen
haben jungfräuliche Hände der Guirlande Kranz gezogen.
Ungeziert und unbehangen ist kein Erker wohl zu schauen:
Ihre Gäste hoch zu ehren wissen Rappoldsweiler Frauen......“
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Da tritt Philippe Cardinale aus der Masse der Gäste hervor, erhebt seine Stimme und spricht laut: „Monsieur et Madame! Meine Damen und Herren! Ich komme als Abgesandter der französischen Regierung auf dieses besondere Fest. Heute ist ein Tag der Widergeburt, ein kulturelles Aufleben alter Traditionen! Eine Renaissance! Hiermit verkündige ich ...!“ Bei diesen Worten bringt Philippe Cardinale eine Urkunde hervor und liest:
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„Im Namen der Regierung von Frankreich!
Hiermit werden, als besondere Ausnahmegenehmigung und Auszeichnung der französischen Regierung,
 Die Titel des ehemaligen Hauses Rappoltstein, wieder mit Recht tragen dürfen,
als das Erbe von Rappoltstein:
Diese sind:
Emma Gräfin zu Rappoltstein & Frederik Graf zu Rappoltstein
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Copyright: Ernst G. Dierking
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