Romane & Erzählungen
Louise

Ich ging. Langsam, Schritt für Schritt. Ich blieb stehen und schloss die Augen. Meine Zehenspitzen berührten die kalten Wellen des Meeres. Ich konnte s plätschern hören. Ich öffnete meine Augen wieder und trat noch etwas nach vorne. Der Saum meines langen, schwarzen Kleides saugte sich mit Wasser voll. Da sah ich das kleine Holzboot, das ein paar Meter entfernt von mir stand. Ich lief auf es zu. Langsam. Wie in meinem eigenen Trauermarsch. Ich band es los und setzte mich hinein. Nach kurzem Zögern nahm ich die Paddel und ruderte auf die Endlosigkeit des Wassers hinaus. Ich hörte einen Menschen hinter mir am Ufer meinen Namen rufen. Doch ich drehte mich nicht um. Ich rührte mich nicht. Immer weiter glitt das Boot. Ohne auch nur stehen zu bleiben. Als ich weit genug weg von dem einsamen Strand entfernt war, legte ich die Paddel neben mich ins Boot. Ich stand auf. Das Boot wackelte nicht ein einziges Mal. Ich ging auf seinen Rand zu und blickte in die Tiefe. Ich griff nach einem riesigen Stein, der sich auf dem Boot befand. Ich befestigte ihn an ein Tau und band ihn um meine Hüfte. Es war windstill. Nichts rührte ich. Noch einmal dachte ich an ihn. Doch es waren keine schönen Erinnerungen. Er, auf einem Steg, mit einer anderen. Eine letzte Träne glitt mir über das Gesicht und ich sprang in das eiskalte Wasser. Die Wellen rissen mich sofort mit sich und tauchten mich unter, bis ich keine Luft mehr bekam und mein Leben für immer hinter mir ließ.