Krimis & Thriller
Endgame

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"Endgame"
Veröffentlicht am 26. Oktober 2007, 140 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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Über den Autor:

Fröhlich, lustig, ein bisschen schüchtern, sarkastisch, kreativ, meistens ganz lüp, eigentlich immer gut drauf und BERLINERIN!!! ^_^
Endgame

Endgame

Beschreibung

Eine CIA Agentin jagd einen russischen Spion und gerät dabei in einen Sumpf aus Lügen und Verrat. (Nicht abgeschlossen)

Prolog

Alexej hielt die kleine, alte Dose in der Hand. Sie zerfiel fast zu Staub so alt schien sie zu sein. Er öffnete sie vorsichtig. Der Geruch von Rost stieg ihm in die Nase und ein paar flocken Metall fielen auf den Boden. Alexej betrachtete das Objekt das er in der Hand hielt. Es sah aus wie eine kleine Spieldose, doch das war es nicht. Es war ein Teil von Khalid. Sie hatten es geschafft, sie waren dem ewigen Leben wieder einen Schritt näher gekommen. Was er dort in der Hand hielt war der Teil einer Maschine, die ein Mann namens Schifrin vor mehr als fünfhundert Jahren entworfen hatte. Eine Maschine, die ewiges Leben und damit unendliche Macht schenken sollte. Alexejs Auftraggeber, suchte schon seit Jahrzehnten danach, und nun waren sie ihrem Ziel wieder einen Schritt näher gekommen. Mit diesem Gerät, das eine Reihe von Geräuschen, auf Schallsequenz von sich gab, konnten sie einen Code entschlüsseln, den sie schon seit Monaten besaßen. Endlich konnte ihre Suche weitergehen. Es war auch an der Zeit, denn die Suche nach Schifrins Maschine, die in Einzelteilen überall auf der Welt verteilt war, hatte schon viele Opfer gefordert. Alexej schloss die Box wieder und steckte sie in die Tasche. Er nahm einen kleinen, silbernen Sprengsatz und heftete ihn unter den weißen Schreibtisch vor sich. Er drehte sich um und stieg über die Leiche, die vor ihm auf dem Boden lag. Dieser Mann hatte ihn angegriffen und Alexej hatte ihm das Genick gebrochen. Dieser arme Teufel hatte eigentlich nicht sterben sollen, doch er war unvorbereitet in das Labor geplatzt und hatte Alarm schlagen wollen. Alexej schlich sich jetzt aus dem Labor den Gang entlang. Er freute sich bereits darauf seinem Boss das Teil zu überbringen. Sein Boss würde sicher sehr zufrieden mit ihm sein. Er mochte es gelobt zu werden. Jeder Mensch freute sich darüber, wenn man ihm sagt, dass er einen guten Job gemacht hatte, auch Alexej. Er war gerade am Fahrstuhl angelangt, als er ein paar Wachmänner mit jeweils einer MG auf sich zukommen sah. Er lief schnell zum Treppenhaus, riss die weiße Tür mit dem kleinen Fenster auf und stürmte die Treppe hinunter. Die beiden Wachmänner hatten ihn entdeckt und rannten ihm nach. Sie waren zwei richtige Schränke. Groß, muskulös, richtig Angst einflößend. Sie zogen die Waffen und schossen wild um sich. Alexej zog eine Maschinenpistole aus seinem Gürtel und feuerte zurück. Während er die Treppe hinunter hastete, schoss er zwischen dem Geländer hindurch nach Oben. Er traf einen der Wachleute am Arm, was ihm einen klaren Vorteil verschaffte. Der Mann torkelte zurück und stieß gegen die Wand. Der Andere rannte Alexej hinterher. Im untersten Stockwerk stürmte Alexej durch die Tür hinaus in den Korridor. Er versteckte seine Maschinenpistole wieder unter der hellen Anzugsjacke und knöpfte diese zu. Er machte sich locker und marschierte durch die Eingangshalle vorbei an der Rezeption.
„Einen schönen Abend noch Monsieur“, sagte er auf Französisch zum Rezeptzionisten.
Dieser lächelte freundlich zurück und wünschte ebenfalls einen schönen Abend. Alexej verschwand aus dem Gebäude und lief schnell, aber unauffällig zu seinem schwarzen Mercedes Cabriolet. Er drehte den Schlüssel im Schloss rum und drückte aufs Gas. Mit quietschenden Reifen fuhr er los. Er spürte den Geruch von Gummi in seiner Nase und ein warmer Luftzug wehte in sein Gesicht. Im Rückspiegel sah er den Wachmann, der auf die Straße lief und ihm nachsah. Alexej zog den Fernzünder aus der Hosentasche und legte den Daumen darauf. Er sah noch einmal in den Rückspiegel, dann drückte er auf den kleinen silbernen Knopf. Hinter ihm flog eine ganze Etage in die Luft. Eine riesige Druckwälle ließ die Fenster zerbarsten und Scherben flogen durch die Luft. Die Menschen in der Umgebung schraken alle zusammen, manche warfen sich auf den Boden oder verschränkten die Arme über dem Kopf. Alexej lächelte zufrieden und bog ab auf die Hauptstraße um auf dem schnellsten Weg zum Flughafen zu gelangen, wo schon der Privatjet auf ihn wartete.

Einsatz in Kasachstan

Leila und Colin schlichen den Korridor entlang. Die beiden Wachen hatten sie ausgeschaltet, jetzt mussten sie unauffällig in das Labor eindringen. Bevor sie das Gebäude betreten hatten, hatte Colin die Überwachungskameras lahm gelegt, aber das bedeutete noch lange nicht, dass man sie nicht entdecken würde. Mit gezückten Waffen schlichen sie sich an der Wand entlang, den Blick aufmerksam auf alle Ecken und Gänge gerichtet.
Leila und Colin arbeiteten schon eine ganze Weile zusammen bei der CIA. Leila war direkt nach dem Studium von ihnen angeworben worden. Nach ihrer Ausbildung in Langley hatte man sie nach Los Angeles versetzt, wo sie Colin zum ersten Mal getroffen hatte. Er war gut vier Jahre älter als sie und hatte schon damals für die CIA gearbeitet. Nach seinem Abschluss war er beim Militär gewesen und war dann zur CIA gekommen. Leila und Colin waren ein eingespieltes Team. Sie wussten immer ganz genau was zu tun war. Natürlich hatten sie schon einige brenzlige Situationen gehabt und so manches mal waren sie gerade so mit dem Leben davon gekommen, aber bisher hatten sie immer eine Möglichkeit gefunden sich irgendwie zu befreien.
Colin gab Leila jetzt ein Zeichen. Nach einem kurzen Blick auf den Gang, huschte sie hinüber auf die andere Seite und sicherte die Lage. Niemand zu sehen. Colin folgte ihr sofort. Mit einem kleinen Gerät, das der Techniker Miles ihnen mitgegeben hatte, knackte Leila mit Leichtigkeit den Code des Türschlosses.
„Zwei Minuten“, flüsterte Leila und öffnete die Tür.
Sie hatten genau zwei Minuten, bis die Wachleute mitbekommen würden, das jemand das System geknackt hatte. Zwei Minuten um den Virus zu finden und zu zerstören und dann unbemerkt wieder zu verschwinden.
Colin und Leila durchstreiften das große Labor, auf der Suche nach dem Virus. Sie checkten eine Probe nach der Anderen, aber das Virus war nicht zu finden. Colin warf einen Blick auf seine Uhr. Nur noch fünfzig Sekunden.
„Ich hab’s!“. stieß Leila leise aus, als sie das gesuchte Virus fand.
Sie schob ihre Hände vorsichtig in die schwarzen Gummihandschuhe an dem durchsichtigen Behälter. Ihre Atmung ging schnell, ihr Herz fing an zu rasen. Sie hatte nicht viel Zeit, und ein winzig kleiner Fehler könnte bedeuten, dass sie sich mit dem Virus infizieren würde. Möglichst ruhig steckte sie die erste Ampulle in die Injektionspistole und schoss sie ab.
„Noch dreißig Sekunden“, ermahnte Colin sie zur Eile.
Leila steckte die zweite Ampulle in die Pistole und schoss sie ebenfalls ab. Vorsichtig nahm sie die letzte Ampulle und steckte auch sie in die Injektionsampulle. Als sie sie abfeuern wollte, klemmte sie jedoch.
„So ein Mist!“, fluchte sie aufgeregt und versuchte es gleich noch einmal.
„Was ist los?“, richtete sich Colin ungeduldig an seine Partnerin. „Du hast nur noch zehn Sekunden.“
„Sie klemmt.“
Leila versuchte krampfhaft die Pistole abzufeuern, aber es funktionierte nicht.
„Achtung!“, schrie Colin plötzlich laut und feuerte auf die eindringenden Wachleute.
Sie hatten das Feuer längst eröffnet und überall flogen Kugeln herum. Leila duckte sich um nicht getroffen zu werden, doch eine Kugel traf den Glasbehälter, der sofort in Tausend Stücke zerbarst. Ein paar Glassplitter trafen Leila im Gesicht und sie stürzte zu Boden. Die Injektionspistole rutschte über den hellen Linoleumboden unter einen Tisch.
Während Colin noch immer das Feuer erwiderte, kroch Leila über den Fußboden um nach der Pistole zu suchen. Ab und zu musste sie auf einen der Wachleute feuern, aber eigentlich hatte Colin sie ganz gut unter Kontrolle. Er hatte bereits drei von ihnen erledigt, jetzt waren nur noch vier übrig.
Leila hatte die Pistole fast erreicht, als einer der Wachleute wieder auf sie feuerte. Sie erwiderte das Feuer, doch ihr Magazin war leer.
„Scheiße!“, fluchte sie und versteckte sich hinter dem Metallgestelltisch.
Mittlerweile machte sich ein unerträglicher Geruch von verschiedensten Chemikalien im Raum breit. Es war kaum noch möglich richtig zu atmen. Leila warf einen kurzen Blick zu Colin, der auf der anderen Seite des Labors noch immer mit den, inzwischen nur noch zwei anderen, Wachleuten beschäftigt war.
Leila vernahm ein knirschen nicht weit entfernt von sich. Der Wachmann war sicher auf die Glasscherben getreten. Sie atmete einmal tief durch und blieb ruhig sitzen. Sie vertraute ganz auf ihr Gehör, denn sie konnte den herannahenden Angreifer nicht sehen. Während er sich langsam näherte, suchte Leila nach einer Fluchtmöglichkeit, denn wenn sie hier bleiben würde, war ihre Überlebenschance gleich null. Nach einem kurzen Augenblick entdeckte sie eine Öffnung unter dem Tisch neben sich. Das war die Gelegenheit.
Als der Wachmann am Ende des Tisches angelangt war, schnellte er schlagartig hervor und zielte mit der Waffe auf den Boden. Stutzend blieb er stehen, denn es war niemand da! Wo war die Frau geblieben?
In diesem Moment spürte er einen Schlag ins Genick. Er sank etwas benommen zu Boden. Leila warf nur einen flüchtigen Blick zu ihm nach Unten und stieg über ihn hinweg um endlich die Injektionspistole zu holen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis noch mehr Wachleute kommen würden.
Leila hatte die Pistole fast erreicht, als sie etwas am Bein packte und herunterzog. Unsanft fiel sie zu Boden, doch sie rappelte sich schnell wieder auf und verpasste dem Muskelpaket einen heftigen Tritt ins Gesicht. Blut spritze aus seinem Mund. Der Kieferbruch schien den Wachmann jedoch nicht weiter zu stören, denn er griff Leila erneut an. Als er versuchte ihr einen Schlag ins Gesicht zu verpassen, blockte sie und trat ihm in den Magen. Auch das schien ihn nicht weiter zu stören. Er packte Leila am Nacken und schlug ihren Kopf auf den Tisch. Als sei ihr Kopf ein Lappen, schob er sie über die Tischplatte und räumte damit alles ab was darauf stand. Benommen landete Leila auf dem Boden. Nur langsam rappelte sie sich wieder auf. Ihr Gesicht war ganz blutig und sie hatte Schwierigkeiten überhaupt noch klar zu sehen. Schmerzen verspürte sie allerdings keine, denn der Adrenalinschub den sie bekommen hatte wirkte wie eine Droge. Sofort ging sie auf ihn los. Er blockte jeden ihrer Tritte und Schläge. Eine Weile hielt sie auch seinen Angriffen stand, dann aber verpasste er ihr einen dermaßen harten Schlag, dass sie sofort auf den Boden schlug. Leila entdeckte seine Waffe vor sich, packte sie, und eh er sie wieder angreifen konnte, feuerte sie ein paar Mal ab und beförderte ihn ins Jenseits.
Erschöpft und angeschlagen kroch sie unter den Tisch um die Injektionspistole zu holen. Als sie sie in der Hand hielt, bemerkte sie, dass die Ampulle zersplittert war. Die Flüssigkeit war ausgelaufen.
Leila riss die Augen auf, sprang auf und stürmte auf Colin zu. Er hatte jetzt auch den letzten Wachmann erledigt. Leila packte ihn am Arm und rannte mit ihm aus dem Labor.
„Die Ampulle ist zerplatz!“, erklärte sie nur schnell.
Colin verstand den ernst der Lage sofort. Wenn die Ampulle kaputt war bedeutete das, dass sie sich möglicherweise mit dem Virus infiziert hatten. Desto weniger sie dem Virus ausgesetzt waren, umso höher war die Chance das sie sich nicht infiziert hatten.
Colin und Leila kümmerten sich jetzt nicht mehr darum unerkannt zu bleiben, denn man hatte sie sowieso entdeckt und sie mussten so schnell wie möglich aus dem Labor entkommen. Sie rannten den Gang entlang Richtung Ausgang. Ab und zu kreuzte ein Wachmann ihren Weg, den sie dann eiskalt erschossen.
Nach fünf unendlich langen Minuten erreichten sie den Ausgang, Sie sprangen in den Militärjeep und rasten davon.

Kontakt in Moskau

Zur Gleichen Zeit in Moskau

Agent Shawn Willows wartete auf dem roten Platz in Moskau auf seinen Kontakt. Er warf immer wieder prüfende Blicke zu den Passanten und hielt Ausschau nach einer schwarzhaarigen Frau. Es war bitterkalt und Willows klappte den Kragen seines schwarzen Wollmantels hoch um sich gegen den kalten Wind zu schützen. Er hatte die Hände tief in den Taschen vergraben, obwohl er Handschuhe trug. Er war diese Kälte einfach nicht gewöhnt. Die meiste Zeit verbrachte er in L.A., wo er lebte und arbeitete. Er gehörte der CIA noch nicht alt zu lange an, aber er arbeitete doch schon eine Weile dort. Er war ungefähr ein Jahr nach Leila Brooklyn dazu gekommen. Er hatte schon ein paar Mal mit ihr und auch mit Colin Rice zusammen gearbeitet. Ihn und Leila verband eine enge Freundschaft und auch ein wenig mehr. Es war nicht gestattet das Mitarbeiter etwas miteinander hatten, aber in Geheimhaltung und Vertuschung waren sie ausgebildet, also stellte es für die Beiden kein großes Problem da ihre Affäre geheim zu halten.
Während Shawn jetzt auf seinen Kontakt wartete, dachte er an Leila. Er wusste, dass sie gerade auf einem Einsatz in Kasachstan war. Er machte sich immer ein klein wenig Sorgen um sie, wenn sie auf einer Mission war. Vor allem deshalb, weil er wusste wie unvernünftig sie war. Sie wollte ihre Aufträge immer unter allen Umständen erfolgreich beenden, auch wenn dafür keine Chance mehr bestand. Zum Glück war Agent Rice bei ihr. Shawn war zwar nicht gerade sein größter Fan, aber wenigstens passte er auf Leila auf.
„Repp Smith?“, sprach Shawn plötzlich eine schwarzhaarige Schönheit auf Russisch an.
„Ja; ich bin Duncan Smith“, antwortete Shawn.
Duncan Smith war sein Deckname für diese Mission. Nina Grishenko ging davon aus das Shawn nur ein potentieller Kunde für Milanovichs Waffenhandel war. Sie wusste nicht, dass er für die CIA arbeitete und das durfte sie auch auf keinen Fall erfahren, denn dann würde sie Shawn töten. Es war allgemein bekannt das Nina Grishenko skrupellos war und alles tat was im Sinne ihres Boss, also Milanovich, war.
Shawn musterte die schöne Frau jetzt kurz. Sie war um die eins siebzig groß und gärten schlank. Ihre schwarzen Haare waren glatt und reichten ihr biss über die Taille. Sie trug einen taillierten, schwarzen Russenmantel, und hohe schwarze Stiefel. Ihre Haut war ziemlich blass, ihre Augen grün und Katzenförmig. Sie hatte sie mit einem schwarzen Kajal nachgezogen um die Form zu betonen. Auch die geschwungenen, dünnen Augenbrauen taten das.
„Kommen sie“, forderte Nina Shawn jetzt auf englisch, aber mit russischem Akzent auf.
Shawn folgte ihr, auch wenn er nicht wusste wohin sie gingen. Nina führte ihn in eine etwas entlegene, dunkle Gasse. Shawn bekam ein ungutes Gefühl, doch da war es schon zu spät. Mit einem gekonnten Griff schleuderte Nina ihn zu Boden und hielt ihm den Lauf einer schwarzen Glock an den Kopf.
„Verdammtes CIA Schwein!“, säuselte sie hasserfüllt auf Russisch. „Du hast wohl gedacht du könntest mich reinlegen“, fuhr sie wieder mit ihrem russischen Akzent fort. „Dasswidanja!“
Mit einem dumpfen Geräusch jagte sie Shawn eine Kugel in den Kopf. Sie sah sich kurz um, steckte die Waffe unter den Mantel und verschwand.
Shawn lag auf dem Boden. Blut floss aus dem kleinen Loch in seinem Kopf auf die Straße und färbte die kleinen Schneehügel in ein dunkles rot.

Ein harter Schlag

„Agent Brooklyn, Agent Rice!“, kam Director Harmann sofort auf Leila und Colin zu, als sie die Zentrale betraten.
Die Beiden waren gerade erst gelandet, aber sie mussten dem Operationsleiter einen ausführlichen Bericht erstatten, zumal nicht alles Planmäßig gelaufen war.
Leila strich sich eine Strähne ihres roten Haares hinters Ohr und sah Harmann an, der eilig auf sie und Colin zukam.
„Es freut mich zu hören dass sie in Ordnung sind“, lächelte er gespielt Anteil nehmend.
Jack Harmann gehörte zu den Leuten, die für ihren Job alles tun würden. Ihn kümmerten die Agenten nicht weiter, solange sie ihren Job machten. Wenn einer bei einem Einsatz drauf ging, dann war das eben so; so was nannte man Berufsrisiko. In Momenten wie diesen, versuchte er Anteil zunehmen, doch niemand konnte aus seiner Haut raus, auch Harmann nicht. Jeder hier wusste wie er war und versuchte das Beste daraus zu machen. Nur Colin legte sich gelegentlich mit ihm an. Der Rest des Teams hatte Respekt vor dem Director und tat meistens was er befahl. Colin ließ sich das alles nicht so leicht gefallen, ein Grund warum Harmann ihn nicht leiden konnte. Allerdings machte Colin seinen Job zu gut um das Harmann etwas hätte sagen können. Nur aus diesem Grund ließ er ihn gewähren.
„Wir wurden sofort durchgecheckt“, erklärte Leila kurz. „Wir waren dem Virus nicht lange genug ausgesetzt.“
„Ein paar Minuten mehr und wir wären tot“, fügte Colin mit einem verschmitzten Grinsen hinzu.
Leila warf ihm einen kurzen Blick und ein leichtes Lächeln zu, dann wand sie sich wieder zu Harmann.
„Das Virus wurde vernichtet.“
Harmann nickte nur.
„Sir?“, sprach Leila Harmann jetzt wieder sehr ernst an. „In dem Labor habe ich eine Akte gesehen. – Wie es scheint hat Milanovich etwas mit dem Labor zu tun.“
„Milanovich?“, hakte Harmann gedankenvoll nach. „Kommen sie mit.“
Harmann forderte die beiden Agenten mit einer kurzen Geste auf ihm in den Besprechungssaal zu folgen.
Der Besprechungssaal war nur ein kleiner Raum, mit dunkelgrauem Teppich, gelben Wänden und großen Glastüren. Im hinteren Teil des Raumes stand ein großer Tisch in Form eines Us an dem ein paar Ledersessel standen. Vorne war ein großer Bildschirm aufgebaut, der dem Operationsleiter als Präsentationsfläche diente.
Als Leila, Colin und Harmann in den Raum kamen, lächelte Leila ihre beiden Kollegen Cooper und Miles freundlich an. Miles war der Techniker. Alle Gerätschaften, die Leila und ihren Kollegen auf einer Mission halfen, hatte er entworfen. Er war ein echtes Genie; dafür aber auch ein wenig verrückt. Er schien oft etwas überdreht, als hätte er zuviel Kaffee getrunken, allerdings würde er das nie tun, denn er war ein absoluter Gesundheitsfanatiker. Er rauchte nicht, trank keinen Alkohol, aber auch keinen Kaffee oder Limonade. Er aß keine Schokolade, kein Fastfood und auch alles andere das „ungesund“ war. Oft trieb er die Leute in seinem Umfeld in den Wahnsinn, aber an sich war er ein wirklich lieber Kerl, den die Meisten auch irgendwie gern hatten.
Cooper war Agent, genauso wie Leila und Colin. Oft blieb er jedoch in der Zentrale, um von dort alles zu beobachten. Cooper war schon einmal beinahe bei einer Mission gestorben. Er hatte eine Kugel abbekommen und war gerade noch so mit dem Leben davongekommen. Nachdem er, nach diesem Vorfall, eine Mission versaut hatte, weil er von Angstzuständen geplagt wurde, hatte man ihn zum Psychologen geschickt und ließ ihn nur noch Einsätze vom Computer aus verfolgen. Mittlerweile war seine Therapie aber schon so weit fortgeschritten, das er gelegentlich wieder auf Einsätzen dabei war. Allerdings hatte sich dadurch herausgestellt das er ein echter Stratege war, den der Boss lieber am Computer hatte um alles von dort zu überwachen.
Leila hatte sich jetzt mittlerweile hingesetzte und warf einen Blick zu Colin. Für gewöhnlich saß Shawn neben ihm, doch er fehlte. Vermutlich war seine Mission noch nicht beendet, was Leila allerdings wunderte. Eigentlich hätte er längst wieder hier sein müssen.
Colin und Shawn konnten sich nicht sehr gut leiden. Colin war der Einzige der von Shawns und Leilas Affäre wusste und es gefiel ihm nicht. Es gab die Regel, dass zwei Agenten keine Beziehung oder ähnliches haben durften. Die wussten schon warum sie diese Regel aufstellten. Colin missbilligte dieses Verhalten, aber er wäre nicht im Traum darauf gekommen die Beiden auffliegen zu lassen.
Colin fuhr sich jetzt mit den Fingern durch die kurzen, blonden Haare. Er wirkte müde, seine blauen Augen waren ganz trüb und ausdruckslos. Sein Gesicht war blass und auch seine Haltung zeigte jedem, dass er müde war, denn er lehnte ganz locker in seinem schwarzen Lederstuhl und starrte gebannt zu Harmann, der gerade noch ein Wort mit einer anderen Agentin wechselte.
Harmann richtete sich jetzt wieder auf und ließ seinen Blick über die Runde schweifen. Er wirkte angespannt, aber steif wie immer.
„Wir haben einen unserer wichtigsten Agenten verloren“, begann er und drückte dabei auf die kleine, schwarze Fernbedienung um ein Bild von Shawn auf dem Bildschirm erscheinen zu lassen. „Agent Shawn Willows ist von seiner Mission in Moskau nicht zurückgekehrt.“
Leila schrak innerlich auf. Sie ließ sich nichts anmerken, aber ihr Herz begann zu rasen und ihre Atmung war unglaublich schnell. Aufmerksam versuchte sie Harmann weiter zu folgen, doch ihre Gedanken drifteten immer wieder ab.
„Ein Kontakt hat uns heute Mittag bestätigt, dass er getötet wurde.“
Leila schloss für einen Moment die Augen und rief sich ein Bild des braunhaarigen Mannes ins Gedächtnis. Sie konnte es einfach nicht glauben. Shawn war tot! Jemand hatte ihn getötet. Leila starrte gebannt auf das Bild das Harmann jetzt auf dem Bildschirm erscheinen ließ. Es zeigte eine junge, hübsche, schwarzhaarige Frau. Leila musterte sie einen Moment. War sie Shawns Mörderin?
„Zuletzt hat Agent Willows eine Frau namens Nina Grishenko getroffen. Sie arbeitet für Michail Milanovich. Willows hatte sich als Waffenhändler ausgegeben, doch scheinbar ist seine Tarnung aufgeflogen.“
Harmann unterbrach für einen kurzen Moment um ein neues Bild auf dem Bildschirms erscheinen zu lassen. Ein junger Mann, von höchstens fünfundzwanzig, mit blonden Haaren und eisblauen Augen, war darauf zu sehen.
„Alexej Golodkin“, erklärte Harmann weiter. „Russischer Spion. Wir haben Grund zur Annahme, dass er ebenfalls für Milanovich arbeitet. Dieses Foto…“
Harmann wechselte das Bild erneut.
„…Wurde von einer Überwachungskamera in einem Labor in Paris aufgenommen. Kurze Zeit nachdem Golodkin das Labor verlassen hat ist eine ganze Etage in die Luft geflogen. Laut angaben wurde ein Teil entwendet, dessen Nutzen für uns unbekannt ist.“
„Ich nehme an Golodkin oder sein Auftraggeber wissen wofür es gut ist“, fiel Colin seinem Boss ins Wort.
„Ja“, nickte Harmann. „Rice, Brooklyn, ihr Auftrag lautet Milanovich zu finden.“
Harmann verteilte Akten an die beiden Agenten und warf ihnen einen kurzen Blick zu.
„Sie fliegen heute Abend um acht Uhr. Sie haben zwei Stunden um sich umzuziehen.“
Harmann warf noch einen flüchtigen Blick zu Leila, dann verschwand er.
Nach einem kurzen Blick in die Akte stand auch Leila auf um zu gehen, doch Colin packte sie am Arm und stoppte sie.
„Schaffst du das?“, fragte er sie ernst.
„Klar“, erwiderte sie abweisend.
„Du weißt was ich meine“, beharrte Colin.
Leila senkte den Blick für eine Sekunde und sah Colin dann wieder gefasst an.
„Hör zu Colin; ich schaffe das, okay.“
Mit einem genervten Blick löste sich Leila aus Colins Griff und verschwand. Colin blieb kopfschüttelnd zurück. Er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache.

Treffen in Moskau

Auf dem Weg nach Moskau gingen Colin und Leila den Einsatzplan noch einmal durch.
„Mein Deckname ist Rachel Scott“, studierte Leila alles ein.
„Und ich heiße Juliann Riley“, entgegnete Colin.
Colin schlug die Seite um und las weiter. Nach der Tarnidentität folgte jetzt der Plan. Es war nicht genug Zeit gewesen um eine ganze Einsatzbesprechung zu halten. Die Zeit hatte gerade Mal gereicht, damit sich die Beiden alles von Miles hatten erklären lassen. Die Disc die sie dabei hatten war selbstverständlich eine Fälschung. Aber da sie von Miles stammte, war sie so gut, das Golodkin auf den ersten Blick nicht sehen würde das es nicht die echte Disc war. Auch nach einer ersten Überprüfung würde er keine Zweifel hegen. Nur im Tausch gegen die Disc würden sie die Informationen bekommen die sie haben wollten. Harmann hatte recherchiert. Golodkin hatte zwar viele Verbündete, aber auch viele Feinde, was wohl daran lag das ihm niemand trauen konnte. Er arbeitete in erster Linie für sich selbst. Wenn es ihm einen Vorteil verschaffte, würde er jeden Verraten.
„Wir geben ihm die angebliche Entschlüsselungsdatei, er gibt uns die Informationen und dann verschwinden wir so schnell wir können“, fasste Colin den Plan kurz und knapp zusammen.
„Ein bisschen schwieriger wird das sicher schon“, hielt Leila dagegen. „Golodkin ist ein erstklassiger Spion, er wird sich nicht so leicht täuschen lassen.“
„Die Disc ist eine täuschend echte Kopie. Er wird eine Weile brauchen um herauszufinden das sie nicht echt ist.“
Leila nickte nur und warf einen Blick aus dem kleinen Fenster. Sie dachte an Shawn. Sie konnte noch immer nicht glauben, dass er tot war. Wie hatte das nur passieren können? Er war ein ausgezeichneter Agent gewesen. Wie hatte er sich so leicht täuschen lassen? Warum hatte er nicht geahnt, dass man ihn enttarnt hatte?
Leila warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Sie hatten noch ungefähr vier Stunden Flug vor sich. Die ideale Gelegenheit um noch ein wenig zu schlafen, bevor sie sich in die Höhle des Löwen wagten, denn Alexej Golodkin war mit Vorsicht zu genießen.

Es war frisch draußen und es regnete. Der Geruch von nasser Erde lag in der Luft. Ein schwarzer Mercedes fuhr vor den Nobelclub und ein Page rannte sofort hinüber und öffnete die Tür. Leila stieg, gefolgt von Colin aus. Sie hatten sich beide Fein gemacht. Sie trug einen engen schwarzen Blazer und eine passende Hose, Colin trug einen grauen Anzug, darunter ein weißes Hemd, die obersten Knöpfe offen. Leila hatte die Disc bei sich. Colin und Leila betraten den Club und sahen sich um. Es war voll, aber nicht überfüllt. Der Raum sah ziemlich futuristisch aus. Weiße Tische und überall beleuchtetes Glas. Leila und Colin konnten Golodkin nirgends entdecken. Sie gingen hinüber zur Bar, bestellten sich zwei Drinks und warteten. Immer wieder ließen sie den Blick schweifen, doch Golodkin war nirgendwo zu sehen. Plötzlich wurden sie von einem kräftigen Mann in schwarz angesprochen.
„Mr. Golodkin erwartet sie“, sagte er mit russischem Akzent.
Leila warf Colin einen Blick zu, dann folgten sie dem Mann. Er führte sie zu einem abgelegenen Raum an der Seite. Er war durch Lammelen von dem anderen Raum getrennt. Alexej saß an einem Tisch und schien ziemlich entspannt. Er sah sehr fein aus, in seinem schwarzen Anzug und dem blauen Hemd und Schlips. Nina stand hinter ihm, doch sie wirkte nicht so entspannt. Sie hatte einen grimmigen, gar angst einflößenden Gesichtsausdruck. Ihre langen, schwarzen Haare hingen ihr glatt neben dem Gesicht herunter und ließen ihre Haut furchtbar blass wirken. Sie trug einen kurzen dunkelroten Pullover und einen schwarzen Minirock, dazu schwarze Halterlosestrümpfe und rote Riemchenschuhe mit hohem Absatz. Als Leila sie sah stieg Hass in ihr auf. Das war die Frau die Shawn getötet hatte. Als Leila bemerkte, dass Colin ihr einen Blick zuwarf, schluckte sie ihren Hass runter, denn sie wusste, dass sie eine Mission hatte und private Gefühle hier nichts zu suchen hatten. Leila und Colin traten jetzt näher.
„Ah Ms. Scott, nicht war?“, kam Alexej auf sie zu.
Er war mittlerweile aufgestanden und schien äußerst höflich, was Leila verwirrte. Alexej bedeutete ihr sich hinzusetzten, was sie auch tat. Colin blieb hinter ihr stehen und beobachtete Nina. Alexej setzte sich Leila gegenüber wieder auf seinen Platz und sah sie lächelnd an. Sein lächeln war charmant, sein Blick aber kalt. Leila wurde richtig eisig als sie ihm in die klaren, blauen Augen sah. Er war vielleicht nicht das was man unter gut aussehend verstand, doch etwas an ihm war anziehend. Sein Blick und dieses fiese und doch charmante Lächeln zogen Leila regelrecht in einen Bann. Alexej hatte eine etwas zu breite Nase und sehr schmale, leicht verkniffene Lippen, aber gerade das schien ihn auszumachen.
„Möchten sie etwas trinken Ms. Scott?“, fragte er freundlich.
„Nein danke, ich würde gerne zum Geschäft kommen“, kam Leila gleich auf den Punkt.
„Wie sie meinen.“
Alexejs höflicher Ton wurde ernst. Nicht unhöflich, aber ernst.
„Sie schrieben, das sie etwas haben das von Interesse für mich sein könnte.“
Leila blickte zu Nina, dann wieder zu Alexej.
„Ich würde gerne mit ihnen allein sprechen“, forderte Leila ihn auf.
Alexej sah Leila musternd an, dann warf er Nina und dem Bodygarde nur einen Blick zu, woraufhin Beide sofort verschwanden. Nina sah Leila noch einmal flüchtig, misstrauisch an, dann ging sie, von Colin gefolgt nach draußen. Leila war sich nicht sicher, aber Nina gab ihr das Gefühl das sie etwas ahnte. Vielleicht würde es einfach sein Golodkin zu täuschen, aber Nina schien Leila nicht zu vertrauen.
„Sie haben mich neugierig gemacht Ms. Scott“, lächelte Alexej.
Er war seltsam. Nicht das was man sich unter einem Bösewicht vorstellte. Er wirkte nicht nur höflich, sondern auch charmant und zuvorkommend.
„Mir kam zu Ohren das sie eine Entschlüsselungsdatei benötigen. Ich kann sie ihnen geben.“
Alexej musterte Leila einen Moment. Sie gefiel ihm. Sie war äußerst hübsch, diese rötlichen Haare und dieser bestimmte Blick, sie schien ziemlich gerissen und sie begegnete ihm mit einer so kühlen, distanzierten Art, das gefiel ihm sehr. Sie schien ihn nicht zu mögen, was ihn amüsierte.
„Und im Gegenzug soll ich was tun?“
Leila sah ihn eindringlich an. Sie glaubte ihn an der Angel zu haben. Zwar zeigte er keine Regung, als sie ihm von der Datei erzählt hatte, doch Golodkin war auch ein Profi.
„Im Gegenzug sagen sie mir wo Milanovich ist.“
Alexej sah Leila an. Er schien von dem Deal nicht abgeneigt. Alexej legte seine Hand auf den Laptop, der vor ihm auf dem Tisch lag und strich mit dem Finger darüber.
„Sie wollen mir die Datei also geben, wenn ich ihnen sage wo sich Milanovich aufhält.“
„Richtig.“
Alexej lehnte sich zurück und schien über Leilas Angebot nachzudenken. Sein Blick ruhte jedoch weiterhin auf Leila. In diesem Augenblick stürmte Nina in den Raum.
„Die SVR! Wir müssen verschwinden“, rief sie Alexej auf russisch zu.
Alexej warf ihr nur einen kurzen Blick zu, dann schnappte er seinen Laptop und lief Richtung Tür.
„Es tut mir leid, aber aus dem Geschäft wird leider nichts.“
Leila sah Alexej erstarrt hinterher. Wieso wollte er die Disc nicht haben? Was sollte sie tun damit er ihr verriet wo sich Milanovich aufhielt? Ihr blieb jedoch nicht viel Zeit um darüber nachzudenken, denn Colin stürzte in den Raum.
„Leila komm! Wir müssen verschwinden!“
„Was ist los?!“
Colin zog Leila vom Stuhl Richtung Tür.
„Die SVR ist hier. Wir haben uns gerade mit Golodkin getroffen, die werden uns also für Spione halten.“
Colin zerrte Leila, die im Moment nicht ganz klar denken konnte, weil ihr nicht aus dem Kopf gehen wollte, warum Golodkin das Geschäft ausgeschlagen hatte, aus dem Raum heraus in die Bar. Sie kamen gerade heraus, als zwei Agenten sie entdeckten.
„Stoy!!!“
Leila drehte sich um. Die Agenten kamen auf sie zu gerannt, kämpften sich durch die Menge und zogen ihre Waffen. Colin zog Leila erneut weg. Er rannte mit ihr um eine Ecke und dann den Gang entlang. Alexej und Nina waren vorhin dort lang gelaufen, also musste es dort einen Ausgang geben. Leila und Colin stürmten den Korridor entlang, die Agenten dicht auf den Fersen. Sie begannen auf sie zu feuern.
„Pass auf!“, schrie Leila und drückte Colin zur Seite.
Sie zogen ihre Waffen und erwiderten das Feuer. Sie schossen, während sie zum Treppenhaus rannten, auf die Agenten, und konnten ihren Vorsprung so erweitern. Colin riss die weiße Tür zum Treppenhaus auf. Leila rannte an ihm vorbei die Treppe hinunter. Colin schoss noch einmal und traf einen der Agenten an der Schulter. Er ließ die Tür zufallen und rannte Leila hinterher. Sie stürzten die Treppe regelrecht hinunter und flüchteten durch einen Hinterausgang nach draußen.
„Das war knapp“, schnaufte Colin. „Lass und verschwinden.“

Leila lag auf dem Bett und starrte an die Decke. Sie waren in einem kleinen Hotel untergekommen, in dem sie sicher niemand ausfindig machen würde. Es lag in einer kleinen Seitenstraße und machte keinen sehr einladenden Eindruck. Das Zimmer war nicht sehr groß. Die Wände waren in einem hässlichen, militärgrün gestrichen und der Putz bröckelte bereits herunter. Der Boden war aus dunklem Holz, das überall verschrammt war. In der Mitte stand ein alter Tisch, der so aussah, als würde er schon beim bloßen Ansehen zusammenbrechen. Das Bett auf dem Leila lag, quietschte bei jeder Bewegung und schien ebenfalls jeden Moment auseinander zufallen. Leila richtete sich auf und sah aus dem Fenster hinter sich. Man konnte nicht viel sehen. Es war dunkel draußen, es regnete und gegenüber befand sich nur ein genauso heruntergekommenes Haus, in dem sich ein Pärchen gerade liebte. Leila grinste und stand auf. Sie lief ins Bad und spritze sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Dieser Tag war anstrengend gewesen. Langsam richtete Leila sich wieder auf und sah in den Spiegel. Alexej kam ihr in den Sinn. Sein Blick. Er war so eisig gewesen, so völlig ohne Gefühl. Und doch war da etwas gewesen, das sie nicht deuten konnte.
Sie hörte plötzlich ein knacken. Sie lauschte und zog ihre Waffe aus dem Gürtel. So leise wie möglich entsicherte sie die Waffe und schlich Richtung Zimmer. An der Tür verharrte sie einen Moment. Sie atmete tief durch, dann sprang sie in den Raum und zielte auf die Person die dort stand. Sie sah ihn etwas überrascht an, hielt die Waffe aber weiter auf ihn gerichtet.
Alexej stand ruhig da, die Hände in die Luft gestreckt.
„Was wolln sie hier?“, fragte Leila gereizt.
Alexej nahm die Hände runter und steckte sie in die Hosentasche. Leila verfolgte seine Bewegung und es gefiel ihr nicht das sie seine Hände nicht mehr sehen konnte, dennoch sagte sie nichts. Sie war zu gespannt was er sagen würde.
„Ich will ihnen ein Geschäft vorschlagen.“
Leila sah ihn abwartend an. Sie konnte diesem Mann nicht vertrauen. Wer wusste was er im Schilde führte? Vielleicht war es eine Falle.
„Was für ein Geschäft?“
„Sie werden etwas für mich tun, und dafür gebe ich ihnen die Informationen die ich habe.“
„Wieso sollte ich ihnen vertrauen?“
Alexejs Blick wurde wieder starr, unbeweglich, kühl. Sein Blick war regelrecht durchdringend.
„Ms. Scott, ich erweise ihnen einen großen Gefallen, nachdem sie mich reinlegen wollten.“
Leila sah Alexej erstaunt und ertappt an. Woher wusste er, dass die Disc eine Fälschung war?
„Die Disc befand sich bereits in meinen Besitz Rachel. Ihr Plan war also leicht zu durchschauen“, entgegnete er auf ihren Blick. „Aber ich will ihnen verzeihen, wenn sie mir helfen.“
Leila dachte einen Moment darüber nach. Er hatte das Geschäft nicht angenommen, weil er wusste, dass es eine Falle war. Er war klüger, als Leila gedacht hatte. Sie hatte ihm viel zugetraut, aber das war mehr als sie erwartet hatte. Warum war er auf das Geschäft eingegangen, wenn die Disc doch die ganze Zeit in seinem Besitz gewesen war? Vielleicht sollte sie sein Angebot in Erwägung ziehen. Vielleicht würde er ihr Milanovichs Versteck preisgeben, wenn sie das tat was er verlangte. Es war eine Chance, auf einem anderen Weg würden sie Milanovich nicht finden.
„Was ist das für ein Plan?“
Alexej lächelte kaum merklich. Er lief zu dem Tisch und setzte sich auf einen der Stühle. Er zog ein kleines Stück Papier aus seiner Hosentasche und faltete es auf. Leila betrachtete ihn einen Moment. Wie konnte es sein, das ein Mann, der so charmant aussah, so böse war? Was hatte ihn dazu gebracht? Leila setzte sich zu ihm und betrachtete das Papier.
„Das ist der Plan eines Labors in St. Petersburg. Sie werden, als Wissenschaftlerin getarnt in das Labor eindringen. Dann werden sie den Hauptcomputer suchen und diesen Code eingeben…“
Alexej reichte Leila eine kleine Karte, auf der ein zehnstelliger Code stand.
„Danach werden sie die sich darauf befindende Datei Babylon herunterladen und sie mir bringen.“
Leila betrachtete den Plan, dann die Karte in ihrer Hand. Sie bemerkte, aus dem Augenwinkel, dass Alexej sie musterte. Es gefiel ihr nicht wie er sie ansah. Es war so ein ausziehender Blick, als würde er jedes Detail in sich aufnehmen. Doch obwohl es so schien, als würde er jeden Zentimeter ihres Gesichts untersuchen, bewegten sich seine Augen kein Stück. Er sah sie ganz starr an und wartete ab. Leila hingegen musste über sein Angebot nachdenken. Es war seltsam das er ihr vertraute. Was, wenn sie sich mit der Datei davon machen würde? Oder, wenn sie einen Virus darauf installieren würde? Es gab viele Möglichkeiten die Disc zu zerstören? Wieso brachte er ihr dieses Vertrauen entgegen? Vielleicht war es ja alles nur eine Falle?
„Gut“, stimmte Leila dennoch zu. „Was ist mit meinem Partner?“
„Tun sie was sie wollen. Hauptsache sie beschaffen mir die Datei.“
Alexej stand auf und ging zur Tür. Jedoch blieb er noch einmal stehen und drehte sich um.
„Für wen arbeiten sie eigentlich?“
Leilas Blick war streng. Sie wünschte sich nur, dass Alexej endlich verschwinden würde.
„Niemanden.“
Alexej lächelte. Leila verstand sein Lächeln nicht, doch die Art und Weise wie er sie dabei ansah, mochte sie ganz und gar nicht. Es war eine art wissender Blick, als wüsste er etwas, das sie nicht wusste. Sie war sich plötzlich nicht mehr sicher ob es die richtige Entscheidung war sich auf Alexej einzulassen. Wer wusste schon was das für eine Datei war? Es war ein Spiel mit dem Feuer, aber Leila musste dieses Wagnis eingehen, sie hatte keine andere Wahl.
„Viel Glück“, verabschiedete sich Alexej.
„Halten sie den Mund und verschwinden sie“, schimpfte Leila.
Alexej grinste nur wieder, dann verschwand er.

Babylon

„Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist sich auf Golodkin einzulassen“, sagte Colin kopfschüttelnd.
Leila und er saßen bereits im Flugzeug nach St. Petersburg und Leila hatte Colin gerade alle Einzelheiten mitgeteilt. Leila wusste einfach, dass sie das tun musste. Es steckte mehr hinter dieser Sache, als sie im Moment glaubten. Shawn war sicher nur das erste Opfer gewesen. Diese Organisation musste unter allen Umständen zerschlagen werden. Sie mussten Milanovich finden um ihm und seinen Leuten das Handwerk zu legen. Wenn sie Shawn enttarnt hatten, vielleicht kannten sie dann auch die Identität anderer Agenten. Sie schwebten in Lebensgefahr. Dem musste Einhalt geboten werden und wenn Leila dafür eine Datei stehlen musste, dann tat sie es, auch wenn sie es ohne offiziellen Befehl tat, denn Harmann hätte dieser Operation nie zugestimmt.
Leila sah Colin jetzt an, der ihr gegenüber in dem kleinen Privatjet saß. Alexej hatte ihnen den Flieger zur Verfügung gestellt, schließlich hatte er ein Interesse am Gelingen dieser Mission. Colin lehnte angespannt in seinem Sessel.
„Es ist unsere einzige Chance.“
„Vielleicht ist es eine Falle.“
„Das glaube ich nicht“, entgegnete Leila und warf erneut einen Blick auf die Unterlagen.
„Was lässt dich so sicher sein?“
„Golodkin hat ein Interesse an dieser Datei. Es ist doch nur logisch, das er uns dort hinschickt um die Datei zu besorgen. Das ist für ihn ein geringeres Risiko.“
„Ja vielleicht hast du Recht. Wenn wir geschnappt werden ist er fein aus dem Schneider. Andererseits werden wir uns bemühen die Disc zu bekommen da wir seine Informationen wollen.“
„Ganz genau.“
„Ich halte das trotzdem für keine gute Idee…“
Leila hörte Colin nicht weiter zu. Sie wollte sich von ihm nicht umstimmen lassen. Sie wollte Milanovich finden. Und wenn das bedeutete, dass sie in ein Labor einbrechen und eine Datei stehlen musste, dann würde sie das eben tun. Wenn Colin ihr nicht helfen wollte, dann würde sie es eben auch allein machen. Aber soweit würde es wahrscheinlich nicht kommen. Leila schnappte sich Alexejs Aufzeichnungen. Er hatte ihr genaue Anweisungen gegeben, wie sie vorzugehen hatte. Schon allein das zeigte ihr welches Interesse Golodkin am Gelingen dieser Operation hatte, denn alles war bis ins kleinste Detail von ihm vorbereitet worden. Leilas Tarnidentität war Jean Cooper, Expertin für Biochemie. Sie las noch eine Weile weiter um sich mit allem genaustens vertraut zu machen. Als der Flieger landete, griff sie Colin bei der Schulter.
„Du musst nicht mitkommen.“
„Doch, das muss ich“, entgegnete er und schob sich an ihr Vorbei zum Ausgang.
Leila sah ihm mit verwundertem Blick nach. Was hatte er damit gemeint? Leila hatte eine Ahnung, etwas das mehr als Nahe lag, aber sie wollte nicht darüber nachdenken. Sie hatte wichtigeres zu tun.

Leila und Colin betraten die Eingangshalle des Gebäudes. Sie war groß und sauber, es roch nach Reinigungsmitteln. Der Boden war aus hellem Stein, der Eingangsbereich nach außen hin gläsern. Geradezu befanden sich zwei Aufzüge, links die Rezeption. Colin und Leila liefen hinüber zum Rezeptzionisten. Leilas Absätze klapperten auf dem harten Boden. Sie trug einen engen Rock und einen dazu passenden Blazer. Sie hatte sich eine blonde Perücke aufgesetzt und sie zu einem strengen Dutt nach hinten gesteckt. Dazu trug sie eine biedere Brille auf der Nase. Colin hatte sich in einen piekfeinen Anzug geworfen und trug einen Aktenkoffer mit sich herum.
„Guten Abend“, begrüßte Leila den Mann an der Rezeption. „Mein Name ist Jean Cooper, das ist mein Assistent Alexander Horowitz. Wir kommen von der Aufsichtsbehörde.“
Der Rezeptzionist sah Leila mit großen Augen an, dann warf er einen Blick zu Colin.
„Einen Moment, ich hole ihnen eine Besucherkarte.“
Der Mann stand auf und lief auf die andere Seite des Tresens. Er werkelte einen Moment herum und legte dann zwei Ausweise auf den Tisch. Leila lächelte ihn an als sie ihren Ausweis nahm und ihn sich an den Blazer heftete. Colin und sie liefen unauffällig zum Aufzug und stiegen ein.
Oben angekommen marschierten sie den Korridor entlang und suchten nach dem richtigen Labor.
„Hier ist es!“, rief Colin leise.
Leila schlich zu ihm und trat in das Labor.
Aufgeregt setzte sich Leila an den Computer und gab den Code ein den Alexej ihr gegeben hatte.
„7539663390“, flüsterte sie während sie die Tasten drückte.
Sie atmete tief durch. Wenn Alexej ihr einen falschen Code gegeben hatte, dann würde augenblicklich das Alarmsystem aktiviert werden und Colin und sie saßen in der Falle. Nach einem kurzen Seitenblick zu Colin drückte sie auf die Entertaste. Das Fenster verschwand und eine Fülle von Dateien erschienen.
„Babylon“, hauchte sie.
Sie überflog die Dateinamen auf der Suche nach Babylon.
„Babylon, da ist es!“, rief sie leise.
Sie legte die Disc ein die Alexej ihr gegeben hatte und lud die Datei runter.
„Beeil dich!“, forderte Colin sie auf.
Er stand vor der Tür und hielt wache.
„70%“, rief ihm Leila zu.
Sie starrte angespannt auf den Bildschirm.
80%, 85%, 90%, 95%.
In diesem Moment kam ein Wachmann rein.
„Was tun sie hier?“, fragte er auf Russisch.
Leila drehte sich um und sah ihn mit großen Augen an. Er hob sein Maschinengewähr und zielte auf Leila. In diesem Augenblick packte ihn Colin von hinten und schlug ihn nieder. Jedoch war es bereits zu spät, der Wachmann hatte Alarm geschlagen.
„Wir müssen verschwinden!“
„Moment, ich hab’s gleich“, entgegnete Leila.
„Leila komm!“, forderte Colin sie noch einmal auf.
100%.
Leila nahm sofort die Disc aus dem Computer und steckte sie in die Hülle. Sie verstaute die Disc in ihrer Tasche und lief zu Colin. Sie stieg über den Bewusstlosen Wachmann und zog ihre Pistole unter dem Blazer hervor. Auch Colin entsicherte seine Waffe. Außerdem nahm er die Maschinenpistole des Wachmanns und drückte sie Leila in die Hand. Sie schlichen in den Gang, wo bisher niemand zu sehen war. Aufmerksam rannten sie den langen Korridor mit den weißen Wänden entlang Richtung Treppe. Sie hatten die Treppe gerade erreicht, als von dort drei Wachmänner auf sie zu gestürmt kamen. Colin und Leila drehten sofort um und liefen in die andere Richtung. Die Wachmänner begannen auf sie zu feuern. Leila und Colin schossen zurück.
„Da hinten gibt es noch einen Ausgang!“, rief Colin Leila zu.
Sie eilten weiter, doch die Wachmänner blieben ihnen auf den Fersen. Colin gelang es einen am Fuß zu treffen, woraufhin er zu Boden ging. Leila traf einen an der Schulter. Den Dritten erledigte Colin. Sie liefen weiter. Leila war bereits an der Tür zum Treppenhaus angekommen und hielt sie auf. Der dritte Wachmann hatte Colin aufgehalten, doch jetzt lief er ebenfalls zum Treppenhaus. Leila bemerkte, dass einer der Wachleute wieder aufgestanden war und auf Colin zielte. Leila zog schnell die Maschinenpistole und richtete sie auf ihn.
„RUNTER!!!“, schrie sie laut.
Colin warf sich auf den Boden und Leila schoss.
Sie traf den Mann genau in die linke Brust. Er fiel mit einem dumpfen Knall auf den Boden. Leila starrte ihn an. Schnaufend rannte Colin an ihr vorbei. Er packte sie am Ärmel und zog sie hinter sich die Treppe herunter. Nach einem kurzen Moment konnte Leila wieder relativ klar denken und rannte ihm nach.
Nach dem sie in Sicherheit waren, zog Leila ihr kleines, schwarzes Handy aus der Tasche und wählte Golodkins Nummer.
„Ich hab die Datei…“

Leila ging allein zu dem Vereinbarten Treffpunkt. Zwar hatte sie Colin mitgenommen, aber wartete er draußen auf der Straße. Leila betrat den Club, in dem sie sich mit Alexej treffen sollte. Sie schmunzelte. Alexej war wirklich nicht dumm. Er traf sich mit ihr an einem öffentlichen Ort, da sie ihn hier unmöglich erschießen konnte. Er sicherte sich damit also ab. Der Geruch von Zigarettenqualm und Alkohol schlug ihr wie eine Mauer entgegen. Der Club war hell, alles war in weiß und Silber gehalten. Es wirkte futuristisch, wie in einem Sciencefiction Film. Leila setzte sich an einen Tisch und bestellte einen Drink. Sie wartete gut eine Viertelstunde bis Golodkin endlich auftauchte. Er sah nicht so edel aus wie beim letzten Mal, aber er war immer noch gut gekleidet. Er trug diesmal nur eine schwarze Hose und ein schwarzes Poloshirt. Darüber eine ebenfalls schwarze Lederjacke. Er stand locker vor Leila, die Hände in den Taschen vergraben und kniff den Mund zusammen. Dabei sah er Leila aufmerksam an.
„Sie haben die Disc?“
„Das habe ich ihnen doch schon am Telefon gesagt“, entgegnete Leila genervt.
Alexej setzte sich zu ihr an den Tisch. Er hielt den Kopf gesenkt und blickte zu Leila auf. Diese Kopfhaltung hatte etwas Fieses, Hinterhältiges. Leila musterte ihn erneut. Sie zog die Disc aus der Tasche und legte sie auf den Tisch.
Alexejs Augen funkelten auf, wie bei einem Kind das sich über sein Weihnachtsgeschenk freute. Er nahm die Disc und steckte sie in seinen Laptop. Er drückte auf ein paar Tasten und überprüfte die Datei. Er wirkte zufrieden, gar ein klein wenig glücklich.
„Was ist das für eine Datei?“, fragte Leila hoffend, dass er nicht zuviel Unheil damit anrichten konnte.
Schließlich hatte sie die Datei für ihn gestohlen. Alexej warf einen Blick zu Leila. Er bemerkte ihre Unsicherheit wegen der Datei.
„Machen sie sich keine Sorgen Rachel. Die Datei dient nur dem Verständnis anderer Dateien, die schon lange in meinem Besitz sind.“
Leila nickte mit dem Kopf. Alexej hatte was er wollte, jetzt war sie dran.
„Ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten, jetzt sind sie dran“, forderte sie Alexej mit einem bestimmten Blick auf.
Alexej klappte den Laptop zu und grinste. Es war wieder dieses fiese Grinsen, das sich jetzt zu einem beherrschten Lachen ausweitete. Leila stutze. Was war so komisch?
„Sie sollten nicht so Vertrauensselig sein Rachel.“
Wut stieg in ihr auf. Er hatte sie reingelegt. Er hatte nie vorgehabt ihr Milanovichs Aufenthaltsort zu offenbaren. Leila sprang wütend auf. Alexej reagierte und griff nach seiner Waffe, doch Leila war schneller. Sie packte seine Haare und schlug ihn mit dem Kopf auf den Glastisch. Alexej stöhnte. Leila zog ihn wieder zurück und hielt ihm ihre Pistole vor die Augen. Alexej blutete aus der Nase und riss die Augen weit auf. Man hätte meinen können er hatte Angst, dass Leila abdrückt.
„Wo ist Milanovich?!“, schrie sie ihn zornig an.
„Ich weiß es nicht“, flehte Alexej.
Leila schlug ihn erneut auf die Tischplatte. Und zog seinen Kopf dann zurück.
„Sie werden mir jetzt sofort sagen wo Milanovich ist, sie Drecksack.“
Sie drohte ihm mit der Waffe. Alexejs Blick war tatsächlich mit Angst gefüllt. Er atmete schnell und sah Leila mit weit aufgerissenen Augen an.
„Ich weiß wirklich nicht wo er ist“, verteidigte sich Alexej.
Leila entsicherte ihre Waffe.
„Kein Problem“, versuchte Alexej sie zu beschwichtigen. „Milanovich vertraut nur einem Mann. Sein Name ist Igor. Mehr weiß ich nicht.“
„Wer ist dieser Igor? Wo kann ich ihn finden?“
Alexej schüttelte ängstlich den Kopf.
„Ich weiß es nicht.“
Leila sah ihn an. Eigentlich sollte sie diesen Mistkerl umlegen, aber sie tat es nicht. Sie sah ihn noch einmal wütend an. Er sah erbärmlich aus. Wie er gefleht hatte, und sie jetzt kleinlaut ansah. Andererseits war er nur schlau. Hätte er ihr das Angebot nicht gemacht, hätte er die Disc nicht bekommen. Sagen konnte er ihr nichts, da er nichts wusste. Aber Leila hätte ihn getötet, wenn er nicht gefleht hätte, also hatte er wohl in seinem Interesse gehandelt. Dennoch war es erbärmlich. Sie schlug Alexej in den Nacken, sodass er bewusstlos auf die Bank sank. Sie betrachtete ihn noch einen Moment, dann nahm sie die Disc aus seinem Labtop und verließ sie den Club. Sie hatte eine neue Spur die sie zu Milanovich bringen würde. Und der würde sie jetzt nachgehen.
Als sie aus dem Club raus kam, wartete Colin bereits auf sie.
„Was ist passiert?“, fragte er sie, als er ihren Gesichtsausdruck sah.
„Wir müssen einen Mann namens Igor finden. Er arbeitet für Milanovich.“
„Das ist alles was er dir gesagt hat?“
Leila blieb stehen und musterte Colin. Er sah sie mit fragenden Augen an. Seine blauen Augen wirkten tief wie das Meer in der Dunkelheit. Leila hätte sich darin verlieren können in diesem Augenblick. Sie konnte es sich nicht erklären, aber sie sehnte sich danach das er sie in den Arm nehmen würde. Sie fühlte sich plötzlich so allein. Doch ihr fiel sofort auf, das es besser war nicht alt zu fiele Gefühle zu zeigen, das bereitete nur Probleme.
„Ich musste ihm die Nase brechen damit er mir etwas sagt.“
„Du hast Golodkin die Nase gebrochen?“, fragte Colin und lächelte dabei schadenfroh.
Er hatte Golodkin noch nie leiden können. Schon vom ersten Tag, als er von ihm gehört hatte. Leila ging vor. Colin nutze die Zeit um einen kurzen Anruf zu tätigen.

Gut oder Böse?

Colin und Leila saßen in der Stadtbibliothek und suchten im Internet nach Informationen über Igor. Mittlerweile hatten sie ein wirklich großes Problem am Hals, denn durch ihre Operation waren sie ins Visier der CIA geraten. Da sie die CIA nicht informiert und die Operation allein durchgeführt hatten, gingen die davon aus, das Leila und Colin mögliche Doppelagenten waren oder die Seiten gewechselt hatten. Jetzt wurden sie also auch von der CIA verfolgt, warum sie doppelt so vorsichtig sein mussten. Leila und Colin ließen ab und zu den Blick über den Raum schweifen um nach Feinden Ausschau zuhalten. Die Bibliothek war groß und die Regalreihen machten es nicht leicht einen Angreifer ausfindig zu machen. Jedoch hatten Leila und Colin einen Platz in einer guten Ecke ergattert, von wo aus sie den Eingang im Auge behalten konnten, Hereinkommende sie allerdings nicht sofort sahen. Leila wandte sich wieder zu Colin. Da sie vorsichtig sein mussten, lockte sich Colin mit einem anderen Passwort auf dem CIA Server ein. Auf diese Weise konnten sie nicht nachvollziehen das Colin zugriff auf die Daten nahm. Leila wunderte sich ein wenig darüber, woher Colin dieses Passwort hatte, aber sie dachte nicht weiter darüber nach. Von dem Server konnten sie Zugriff auf diverse Akten nehmen. Wenn dieser Igor der CIA bekannt war, dann würden sie ihn auch finden. Leila beobachtete Colins Finger und merkte sich die Tasten die er anschlug.
P.H.O.E.N.I.X.
Colin drückte auf ein paar Tasten herum und rief einige Akten auf. Doch es war nicht viel zu finden.
„…Auch in Milanovichs Akten ist nichts von einem Igor verzeichnet.“
„Was wenn es ein Deckname ist?“, fragte Leila hoffend das sie doch noch etwas herausfinden würden.
„Die CIA würde den Decknamen kennen. Es ist sogar wahrscheinlicher, dass sie den Decknamen kennen, als seinen richtigen Namen. Was denkst du wieso er einen hat?!“
Leila sah Colin entgeistert an. Wieso wirkte er plötzlich so neunmahlklug? Scheinbar vergas er manchmal, das Leila schon eine Weile bei der CIA arbeitete und er ihr nichts mehr beibringen musste. Leila drehte sich weg. Wieder war es nur eine Sackgasse. Sie würden Milanovich nie finden, wenn nicht bald ein Wunder geschehen würde.
Während sie ihren Blick abwesend schweifen lies, sichtete sie Nina. Sie war gerade durch die Eingangstür gekommen und lief jetzt an dem Rezeptzionisten vorbei zu einem Regal. Leila beobachtete sie einen Moment. Sie nahm ein Buch aus dem Regal, klappte es auf und nahm einen Umschlag heraus. Sie inspizierte den Inhalt und zückte dann ihr Handy.
„Da ist Nina“, wandte sich Leila an Colin ohne Nina aus den Augen zu lassen.
Colin drehte sich um und sah sie an. Er schaltete schnell. Er beendete sofort das Programm und riss Leila förmlich vom Stuhl.
„Wir müssen verschwinden.“
Leila und Colin schlichen hinter einem Regal Richtung Ausgang. Ninas Position befand sich jedoch genau davor, was es nicht ganz leicht machte unerkannt zu verschwinden. Während Colin nach einer Fluchtmöglichkeit suchte, schlich sich Leila etwas näher an Nina heran um ihr Telefonat zu belauschen.
„…Es ist alles vollständig. Wir sollten Golodkin besser nicht sagen wozu diese Codes wirklich dienen. Ich vertraue ihm nicht. - - - Ich glaube nicht, dass er dieselben Ziele verfolgt wie wir. - - - Wie sie meinen. Ich werde alles vorbereiten.“
Sie legte auf und steckte das Handy wieder in ihre Jackentasche. Leila wich schnell zurück, weil Nina auf sie zukam. Leila drückte sich fest an das Regal und versuchte ruhig zu Atmen. Nina lief an den Regalen vorbei. Sie blieb einen Moment stehen. Leila blieb fast das Herz stehen. Nina fasste in ihre Tasche und zog ihr Handy heraus.
„Wie geht’s der Nase?“, scherzte sie mit einem schadenfrohen Lächeln.
Nina machte ein paar Schritte nach vorn, blieb jedoch vor dem Regal stehen. Leila konnte nicht zum Ausgang gehen, weil Nina sie sonst sehen würde. In diesem Moment legte Colin ihr die Hand auf den Mund. Leila erschrak, blieb jedoch ruhig. Mit einer Fingerbewegung bedeutete er ihr ihm zu folgen. Sie schlichen geduckt durch den Korridor zwischen den beiden Regalen. Am Ende blieben sie stehen. Colin warf einen kurzen Blick zwischen die nächste Regalschlucht, dann lief er weiter. Leila tat das gleiche. Als sie niemanden sah, rannte sie zu Colin. Die Beiden stürmten durch die Bibliothek zu einem Hinterausgang.
Draußen verschnauften sie einen Moment. Leila musterte Colin. Sollte sie ihm von dem Telefonat erzählen? Sollte sie ihm sagen was sie gehört hatte? Dieses Passwort, das gestrige Telefonat und sein Verhalten hatten ihr Misstrauen geweckt. Vielleicht sollte sie ihm besser nichts davon erzählen, solange sie sich nicht sicher war auf wessen Seite Colin eigentlich stand.

Am Abend saß Leila auf dem Bett ihres Apartments. Colin hatte dafür gesorgt, dass sie eine etwas bessere Unterkunft fanden. Es war ein nicht sehr großes Apartment in einem Hotel. Colin und sie hatten hier jeweils ein eigenes Zimmer, das Bad mussten sie sich teilen. Das war aber immer noch besser als sich auch das Bett teilen zu müssen. Leila ließ ihren Blick etwas über den Raum schweifen. Das Zimmer war mit blauem Teppich ausgelegt, die Wände waren in einem freundlichen, roten Ton gestrichen. An der Seite befand sich ein Fenster zur Straße. Davor stand ein hübscher Schreibtisch. In einer Ecke stand ein weißer Schrank, in dem Leila notdürftig alles herein geworfen hatte, was sie bei sich trug. Sie stand auf und ging ins Bad. Sie musste an das denken was Nina gesagt hatte. Sie glaubte, dass Alexej nicht dieselben Ziele verfolgte und traute ihm nicht. Doch wenn er nicht für Milanovich arbeitete, für wen dann? Leila wollte gerade die Dusche aufdrehen, als sie Colin reden hörte. Sie schlich zu der Tür, die zu seinem Zimmer führte und legte das Ohr daran.
„…Melden sie ein Gespräch an, auf den Codenamen Pathfinder.“
Leila blickte durch den winzigen Türspalt und beobachtete Colin, der aufgeregt im Zimmer auf und ab lief. Er schien wirklich nervös zu sein. Leila lauschte weiter.
„Wir haben etwas über einen Mann namens Igor herausgefunden. Ich muss wissen wer das ist. - - - Nein Sir. Sie ist immer noch Ahnungslos. - - Ja Sir. Ja.“
Colin legte auf. Leila wich zurück, weil er in Richtung Tür sah. Sie drückte sich an die Badewanne und versuchte ruhig zu bleiben. Pathfinder war nicht sein Codename für die CIA, also mit wem sprach er? Colin ein Verräter?! Unmöglich. Das konnte nicht sein. Er war die ganze Zeit so nett zu ihr gewesen, hatte sein Leben für sie riskiert und das alles nur weil… Weil sie von Interesse für ihn war. Was wenn er sie nur benutze? Langsam war sich Leila nicht mehr sicher wer die Guten und wer die Bösen waren. Was wenn Golodkin vielleicht gar nicht für die Bösen arbeitete, sondern ein Doppelagent war und dafür Colin zu den Bösen gehörte? Leila atmete tief durch. Sie musste schleunigst verschwinden. Aber wie sollte sie das tun, ohne dass Colin etwas merkt? Sie stand auf und drehte die Dusche auf. Sie schlich wieder in ihr Zimmer und packte die wichtigsten Dinge zusammen. Schnell warf sie sich ihre Moosgrüne Jacke über und lief aus dem Zimmer. Colin würde die Tür nicht gehört haben, da das laufende Wasser alles übertönte. Leila lief auf die Straße. Sie wusste nicht wo sie hin sollte und sie wusste auch nicht wie es weiter gehen würde. Was sollte sie jetzt tun?
Leila entschloss sich zurück zur Bibliothek zu gehen und dort weitere Nachforschungen anzustellen. Ihr war auf dem Weg eine Idee gekommen, wie sie vielleicht doch etwas herausfinden könnte. Sie setzte sich wieder an den PC und loggte sich bei der CIA ein. Sie hatte sich das Passwort gemerkt und gab es jetzt ein.
„Phoenix.“
Zuerst wollte sie etwas über Colin herausfinden, doch sie bekam keinen Zugriff auf seine Akte. Sie versuchte es ein paar Mal, aber immer erschienen die Wörter: Access Delayed. Leila wollte sich damit nicht länger aufhalten. Sie würde früher oder später schon hinter Colins Geheimnis kommen. Jetzt kümmerte sie sich lieber darum weiter zu kommen. Sie griff erneut auf Alexejs Akte zu.
„Liste der Kontakte. Das ist es“, flüsterte sie.
Sie rief die Liste auf und las die Namen. Die CIA hatte mittlerweile einiger von Alexejs Kontakten ausfindig gemacht.
Leila musste jetzt nur noch dafür sorgen, dass sich einer dieser Kontakte mit ihr traf und ihr etwas über Alexej erzählte.

Zurück in die Höhle des Löwen

Alexej saß in einer alten Lagerhalle. Es drang nur ein gemäßigtes Licht von einer alten Industrielampe in die dunkle Ecke. Es roch noch nach Eisen und Stahl und ein kalter Luftzug fuhr durch das Gebäude. Alexej stellte die Spieldose auf den Tisch und rief ein Programm auf seinem Laptop auf. Mit ein paar kurzen Drücken auf die Tasten startete er das Programm das Leila ihm beschafft hatte. Sicher dachte sie, das er die Datei, dadurch das sie die Disc mitgenommen hatte nicht hatte, aber er hatte zuvor eine schnelle Kopie angefertigt. Ihm war klar gewesen das Leila nicht gerade erfreut darüber sein würde, wenn sie erfuhr, das er keinerlei Informationen hatte, also hatte er Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Die Spieldose spielte jetzt ihre Melodie, während der Computer die Schallsequenzen aufzeichnete. Alexej beobachtete alles ausgiebig. Dann, als die Spieldose zu ende gespielt hatte, drückte er auf die Entertaste und eine fülle an Codes lief über den Bildschirm. Wieder wartete Alexej gespannt und starrte den Computer an. Bald hatten sie es geschafft. Endlich konnten sie den Code entschlüsseln. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie das Rätsel von Schifrin entschlüsselt hatten. Endlich würde seine Arbeit belohnt werden. Doch während Alexej auf den Bildschirm starrte, beschlich ihn das ungute Gefühl, das es wieder nur ein weiterer Schritt war, der zu tausend weiteren Rätseln führte. Schon vor Ewigkeiten hatten sie geglaubt das Rätsel gelöst zu haben, aber jedes Mal stellte sich ihnen nur wieder ein neues Rätsel. Was wenn es wieder nur ein Hinweis war und keine Lösung? Würde Alexej es jemals schaffen? Er senkte für einen Moment den Blick. Als er ihn wieder hob, sah er bestimmt auf den Bildschirm. Nein, er würde sich nicht entmutigen lassen. Er hatte ein Ziel, und das würde er mit allen Mitteln verfolgen.
Der Computer beendete den Vorgang jetzt und spuckte einen Code aus. Alexej lächelte zufrieden. Endlich hatten sie den gesuchten Code, jetzt konnte ihre Suche weitergehen.
In diesem Moment klingelte Alexejs Handy. Er zog es sofort aus der Tasche und ging ran.
„Ja?! - - - Ich habe den Code. - - - Ich verstehe. Ja. Ich werde den Auftrag ausführen. Machen sie sich keine Sorgen.“
Alexej klappte das kleine schwarze Handy zu und lächelte Abwesend.

Leila war mulmig als sie das Lokal betrat. Sie wünschte sich das Colin bei ihr wäre, doch auf den konnte sie nicht mehr zählen. Sie war seit gestern nicht mehr im Hotel gewesen. Vermutlich suchte Colin bereits nach ihr. Sie musste vorsichtig sein, da nun nicht mehr nur Alexej und Nina nach ihr suchten, sondern auch Colin und die gesamte CIA.
Sie ging jetzt in das Lokal. Es schien eine Country Bar zu sein. Leila hatte so etwas schon vermutet, als sie den Namen gehört hatte. Sie hatte sich daher sofort ein paar Cowboystiefel und einen Hut besorgt. Jetzt betrat sie, als Cowgirl verkleidet, die Bar. Der Saal war voll, es roch nach Alkohol und Zigaretten. In der Mitte des Raums stand ein Rodeopferd und ein Typ wurde gerade abgeworfen, woraufhin alle herumstehenden Leute ihn lauthals auslachten. Leila atmete tief durch. Wo war sie hier nur gelandet? Im Wilden Westen wie es schien. Sie sah sich etwas um, dann entdeckte sie ihren Kontakt. Sein Name war Sergej Mishkin. Er hatte mit Golodkin zusammengearbeitet, bis der ihn reingelegt hatte. Jetzt wollte er von ihm nichts mehr wissen. Ihn zu verraten wäre für ihn wohl eine art Genugtuung, die Leila ausnutzen konnte. Mit schwingenden Hüften und bestimmtem Blick ging Leila auf ihn zu.
„Prwjet Mishkin!“ begrüßte Leila den Mann auf Russisch.
Der Mann sah Leila abschätzend und unbeeindruckt, gar etwas missbilligend an.
„Wir sprechen hier kein russisch“, ermahnte er sie. „Wir sprechen englisch.“
„Kein Problem“, entgegnete Leila mit russischem Akzent, damit er nicht misstrauisch wurde.
Es war ein Vorteil für sie, dass sie mit dieser Sprache aufgewachsen war, daher fiel es ihr leicht mit diesem Akzent zu sprechen. Leilas Mutter war Russin. Sie und Leilas Vater waren gestorben, als Leila acht Jahre alt gewesen war. Danach war sie in einem Kinderheim groß geworden. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie wichtig es ihrer Mutter gewesen war, dass sie Russisch lernen sollte. Auch wenn sie es damals nicht verstanden hatte, jetzt war sie froh darüber.
„Was wolln sie?“
„Ich arbeite für Michail Milanovich“, erklärte Leila. „Ich habe den Verdacht, dass Alexej Golodkin nicht loyal ist. Also, für wen arbeitet er?“
Mishkin stellte Leila ein Glas Absent hin.
„Trink!“, befahl er.
Leila sah das Glas an. Sie war noch nie ein Freund von Hochprozentigem gewesen, aber wenn sie so etwas herausbekommen konnte, dann musste das Zeug eben runter. Sie nahm das Glas und schluckte es auf Ex herunter. Sie bemühte sich das Gesicht nicht zu sehr zu verziehen.
„Eine starke Frau, was?“
Leila sah ihn mit einem bestimmten Blick an. Er lächelte.
„Golodkin ist ein Mistkerl. Er ist niemandem gegenüber loyal“, erklärte Mishkin dann.
„Das nützt mir nichts. Ich muss wissen für wen er arbeitet.“
Mishkin warf einen Blick zum Rodeo.
„Wenn sie es länger als acht schaffen, sage ich ihnen was sie wissen wollen.“
Leila drehte sich zu dem Rodeopferd und verzog die Mine. Darauf?! Oh Gott, dachte sie. Sie atmete tief durch und stieg auf das Pferd. Sie klammerte sich fest und versuchte das Gleichgewicht zu halten. Mit der anderen Hand hielt sie den Hut fest und warf den Arm in die Luft. Ein paar Mal stürzte sie beinahe ab, konnte sich jedoch gerade noch fangen. Als die Zeit abgelaufen war, stieg sie ab. Sie ging zu Mishkin und sah ihn mit triumphierendem Blick an.
„Das war gut“, lobte er sie. „Also gut. Im Gegensatz zu Golodkin bin ich ein Mann der sein Wort hält. - Alexej Golodkin arbeitet für einen Mann namens Raven. Niemand weiß wer er ist.“
Genauso wie Milanovich, dachte sich Leila. Auch ihn kannte niemand persönlich. Nicht einmal Alexej, der für ihn arbeitete, wusste wo sich Milanovich aufhielt. Aber vielleicht lag das auch nur daran, dass Milanovich Alexej nicht vertraute.
Leila blickte zum Eingang und entdeckte Colin, der gerade hereinkam.
Was wollte der hier, dachte sich Leila. Wie konnte er sie so schnell finden? Woher wusste er, dass sie hier war? Vielleicht hatte er den letzten Zugriff auf den Server mit seinem Passwort überprüft. Colin war Agent, sie zu finden musste ein Kinderspiel für ihn sein.
„Trinken sie noch einen mit mir“, forderte Mishkin Leila auf.
„Tut mir leid. Ich muss gehen.“
Leila schob sich gleich durch die Menge. Sie achtete darauf, dass Colin sie nicht sah. Scheinbar steuerte er auf Mishkin zu. Sie musste verschwinden, bevor der ihm sagen konnte, das sie hier gewesen war.

Leila hatte Alexej ausfindig gemacht. Er wohnte ihm Hotel National in der Uliza Okhotny, direkt an der größten Einkaufsstraße Moskaus, der Uliza Tverskaya und in der Nähe des Manezh Square. Ein ziemlich teures Hotel, denn hier gab es keine Übernachtung unter $460. Leila trat in die Einganshalle. Sie steuerte sofort den Rezeptzionisten an.
„Ich bin mit Alexej Golodkin verabredet“, sagte sie direkt.
„Bitte warten sie, ich werde Mr. Golodkin anrufen.“
„Nein!“, rief Leila schnell.
Der Portier sah Leila skeptisch an. Er durfte Alexej auf gar keinen Fall benachrichtigen. Sie musste sich schnellstens etwas einfallen lassen.
„Wissen sie, ich möchte ihn gerne überraschen. Ich bin seine Freundin. Also bitte sagen sie ihm nichts.“
Leila sah den Portier mit großen, bittenden Augen an. Sie verdrehte die Augen so, dass er gar nicht mehr nein sagen konnte.
„Meinetwegen. Mr. Golodkin hat Zimmer Nummer 123, im zweiten Stock.“
„Danke.“
Leila lächelte den Mann noch einmal an, dann drehte sie sich um und ging zu den Fahrstühlen. Sie drückte schnell auf den Knopf, damit sie in den zweiten Stock kam, noch bevor der Portier es sich vielleicht anders überlegte und Alexej informierte. Sie stieg im zweiten Stock aus und lief den Gang entlang. Sie fand das Zimmer schnell. Sie zog ihre Waffe vorsichtshalber aus dem Gürtel und klopfte an die Tür. Als sich die Tür langsam öffnete fasste Leila fester um die Waffe. Alexej erschien hinter dem Türspalt und sah Leila fragend an. Er schien weder überrascht, noch böse über ihr erscheinen.
„Stecken sie die Waffe weg“, sagte er und öffnete die Tür weiter. Er ging, ungeachtet von Leila und was sie tun könnte, wieder zurück in den Raum.
„Schließen sie die Tür hinter sich“; bat er sie mit kühler Stimme.
Ein wenig irritiert von seiner Art tat Leila was er gesagt hatte und trat in den Raum. Alexej wohnte in einer der Suiten. Sie war unglaublich groß und luxuriös. Die Wände waren grünlich und der Boden aus feinstem Holz, und spiegelglatt. Vor der Tür, auf einem Terrakotta Teppich stand ein runder Tisch. Auf der Tischplatte befand sich eine Zeichnung, doch Leila hatte keine Zeit um sie genauer zu betrachten. Hinter einem zurück gebundenen Vorhang lag das Schlafzimmer mit einem riesigen Bett.
Alexej setzte sich auf einen der Sessel vorm Fenster und gab Leila mit einem kurzen Blick zu verstehen sich zu ihm zu setzten. Leila folgte der Aufforderung und setzte sich ihm gegenüber.
„Wie ich sehe haben sie Igor nicht gefunden“, sagte Alexej gelassen und deutete mit dem Blick auf das Glas vor Leila.
Alexej hatte ein Bein auf das andere Gelegt und tippte mit den Fingern auf der Holzlehne herum. Auch jetzt trug er wieder einen Anzug, jedoch hatte er die Krawatte weggelassen und den obersten Knopf des schwarzen Hemdes offen gelassen. Er wirkte jetzt nicht ganz so steif wie sonst, aber immer noch elegant. Er nahm das Glas das vor ihm stand und hielt es in die Luft.
„Nastrovie!“
Leila wartete einen Moment ab. Dann nahm auch sie ihr Glas, hob es in die Luft und sagte demonstrativ: „Cheers.“
Dann trank sie. Sie stellte das Glas wieder ab und sah Golodkin an.
„Wer ist Raven?“, fragte Leila ganz direkt.
Alexej wirkte unbeeindruckt. Er sah einen Moment weg, nur um danach wieder zu Leila zu sehen und sie zu mustern. Mit seiner Zunge fuhr er beinahe unmerklich über seine Schneidezähne, und ließ Leila nicht aus den Augen.
„Wir sind für eine Zusammenarbeit wie geschaffen Rachel, das glaube ich wirklich“, sagte er dann völlig aus dem Zusammenhang gerissen.
Leila wurde wütend. Er antwortete nicht auf ihre Frage und schlug ihr auch noch eine Zusammenarbeit vor!
„Das letzte mal habe ich nur mit ihnen zusammengearbeitet, weil ich eine Information haben wollte“, entgegnete Leila gereizt.
„Wissen sie, dass sie wirklich fantastisch aussehen, wenn sie wütend sind?“
Leila wurde immer zorniger. Ihre Augen leuchteten, wie immer wenn sie wütend war, in diesem rötlichen Ton und Blut schoss ihr in die Wangen. Alexej blieb gelassen. Er saß ruhig in seinem Sessel und beobachtete Leila. Es schien ihn zu amüsieren wie sie sich aufregte.
„Wer ist Raven?“, wiederholte sie ihre Frage, aber diesmal energischer.
„Sie haben einen ehemaligen Kontakt von mir ausfindig gemacht. Wie schön für sie. Aber nennen sie mir einen Grund warum ich ihnen sagen sollte was sie wissen wollen.“
Leila zog ihre Waffe wieder aus dem Gürtel und richtete sie auf Alexej.
„Weil ich sie sonst erschieße!“
Alexej grinste. Er war völlig unbeeindruckt von Leilas Waffe. Dennoch wurde er schnell wieder ernst.
„Ich habe ihnen ein Gift verabreicht.“
Sein Blick ruhte auf dem Glas vor Leila.
„Wenn ich ihnen das Gegengift nicht in weniger als fünf Minuten gebe, werden sie sterben.“
Leila nahm die Waffe herunter. Sie konnte nicht schießen, denn wenn Alexej tot war, würde sie nicht an das Gegengift herankommen und ebenfalls sterben.
„Eine zukünftige Zusammenarbeit setzt voraus, dass ich sie am Leben lasse. Also geben sie mir ihre Waffe.“
Leila schob die Waffe über den Tisch zu Alexej. Er nahm das Magazin heraus und schob die Waffe zurück. Er stand auf und lief ins Badezimmer. Er brauchte eine Minute, bis er zurückkam. Er hielt eine Spritze in der Hand und kniete sich vor Leila hin. Er schob ihren Ärmel vorsichtig hoch und setzte die Spritze an. Langsam stach er sie in ihr Fleisch. Ein kurzer Stich durchfuhr Leilas Haut. Schon nach wenigen Sekunden hatte Alexej ihr das Antiserum verabreicht. Er stand auf und setzte sich ihr wieder gegenüber.
„Eigentlich hatte ich vor ihnen ein Angebot zu machen.“
Leila sah ihn aufmerksam an.
„Was für ein Angebot?“
„In Budapest befinden sich Akten über Raven, in einem Schließfach.“
„Was sind das für Akten?“
„Akten über seine Identität. Ich möchte genauso wissen wer Raven ist wie sie.“
„Sie wissen gar nicht wer Raven ist? Aber sie arbeiten doch für ihn.“
„Eine Zusammenarbeit setzt nicht voraus, dass man sich kennt“, erklärte Alexej kühl. „ Ich könnte einen Partner gebrauchen.“
„Woher weiß ich, dass sie mich nicht wieder reinlegen?“
Leila war skeptisch.
„Sie sind misstrauisch und das ganz zu recht. Ich kann verstehen, dass sie mir nicht glauben. Aber sie können alles überwachen.“
Alexej hatte Recht. Dieses Mal würde es schwer für ihn sein sie zu täuschen. Sie musste das Risiko eingehen. Über Raven würde sie vielleicht auch an Milanovich herankommen.
„Gut“, antwortete Leila.
Alexej sah sie zufrieden an. Er hatte sein Ziel erreicht.

Betrogen und Geschnappt

Leila und Alexej betraten das Bankgebäude. Es war eine große Bank, die nur ausgewählte Kunden unterhielt und das spürte man auch schon beim betreten der Eingangshalle. Alles sah edel und sauber aus. Der Boden war aus hellem Marmor und auch die Wände waren hell. Alexej steuerte sofort selbstsicher auf die Rezeption zu. Leila folgte ihm.
„Guten Tag, mein Name ist David Wheeler, und das ist meine reizende Assistentin Rita Johnson.“
Alexej legte seine Hand auf Leilas rücken und schob sie ein Stück nach vorn. Leila lächelte freundlich, obwohl sie Alexej am liebsten eine Reingehaunen hätte, weil er sie anfasste. Sie hatte ihn von Anfang an nicht gemocht, doch nachdem er ihr das Gift in den Drink gemixt hatte, konnte sie ihn noch weniger ausstehen.
„…Die Unterlagen die sich in diesem Koffer befinden sind für mich von sehr großem Wert, daher kam nur ihre Bank für mich in Frage.“
„Die Sicherheitsvorkehrungen ihrer Bank sollen ganz außerordentlich sein“, mischte sich jetzt auch Leila ein.
„Ja Miss, das sind sie. Wir legen sehr viel Wert auf unsere Sicherheit“, erklärte der Bankier. „Bitte folgen sie meinem Kollegen nach Untern, dort bekommen sie dann ihr Schließfach.“
Ein etwas älterer Mann, mit grau durchsetztem Haar kam auf sie zu und bat sie mit einer einladenden Geste nach Unten. Alexej folgte ihm sofort und auch Leila lief ihnen nach. Leila musste lächeln, Alexej war wirklich beeindruckend. Der Bankier hatte sicher gedacht, dass Alexej ein reicher Mann war, der bestimmt viel Geld in der Bank lassen würde. Sicher dachte er nicht im Traum daran was Alexej wirklich tat. Obwohl man zugeben musste, das Alexej über Geld nicht gerade klagen konnte. Durch seine Operationen hatte er viel Geld gemacht. Nicht umsonst konnte er sich eine Suite im National leisten.
Die drei stiegen in einen Fahrstuhl und fuhren ein Stockwerk in den Keller. Dort stiegen sie aus und liefen einen kleinen Korridor entlang zu einer art Save. Der Bankier öffnete die Tür und wartete. Alexej blieb stehen und ließ Leila, ganz Gentlemanlike, den Vortritt. Als Leila eintrat, bewunderte sie den Raum. Sie hatte noch nie einen so großen und sicheren Save gesehen. Lauter kleine und größere Schließfächer, die nicht so leicht zu überwinden schienen, und das alles hinter einer extrem dicken Stahltür. Der Bankier trat an Alexej und Leila vorbei und öffnete eines der Schließfächer. Er überreichte Alexej eine kleine Karte mit einer Zahlenkombination.
„Unsere Schließfächer sind nicht mit Schlüsseln gesichert, sondern mit Zahlencodes. Sie müssen nur diesen Code eingeben und ihr Schließfach ist offen.“
„Vortrefflich. Das erhöht die Sicherheit“, sagte Alexej und warf Leila einen kurzen Blick zu.
„Wenn sie dann ihren…“
Alexej hatte in einem Blitztempo eine Pistole gezogen und dem Mann eine Betäubungskapsel in den Hals geschossen. Leila fing den armen Mann auf und ließ ihn sanft zu Boden sinken.
„Wie äußerst nett von ihnen“, scherzte Alexej als er Leila beobachtete.
Für gewöhnlich hätte er den Mann vermutlich erschossen, da er sich möglicherweise an Alexejs Gesicht erinnern könnte, aber Leila zuliebe hatte er es nicht getan. Er brauchte sie für diese Operation und sie wäre mit seiner Vorgehensweise sicher nicht einverstanden. Alexej legte jetzt den schwarzen Aktenkoffer auf den Stahltisch und öffnete ihn. Er klappte den Laptop darin auf und tippte wild auf den Tasten herum. Mit Geschick hakte er sich in den Zentralcomputer der Bank und ließ eine Zeitschleife laufen. Kaum hatte er das erledigt, warf er Leila ein kleines Gerät zu.
„Schließfach Nummer 37“, rief er ihr leise zu.
Leila fing das Gerät auf und heftete es an das Schließfach. Sie drückte auf einen kleinen grünen Knopf und eine Reihe von Zahlenkombinationen lief auf einem kleinen Display. Nach nur wenigen Sekunden blieb die erste Zahl stehen, darauf folgte die Zweite.
„Na los“, bangte Leila.
Alexej hatte sich mittlerweile dem Bankier gewidmet. Er zog ihn in eine Ecke, wo ihn niemand sehen konnte. Schon zuvor hatte er dafür gesorgt, dass er in einem toten Winkel stand, damit die Kamera den Übergriff nicht sehen konnte.
„Wieso ist ihr Freund eigentlich nicht hier?“, fragte Alexej beiläufig.
Leila sah irritiert zu ihm. Alexej sah sie ebenfalls an. In seinem Blick lag wieder etwas so eisiges. Leila antwortete nicht auf seine Frage und warf lieber wieder einen Blick auf den Display, der mittlerweile drei Zahlen anzeigte. Zwei fehlten noch.
„Es ist kein schönes Gefühl, wenn man niemandem mehr vertrauen kann.“
Leila sah wieder zu ihm. Er stand an seinem Laptop und überwachte den Eingangsbereich und den Fahrstuhl über den Bildschirm. Leila musterte Alexej. Wie er das gesagt hatte. Er schien aus Erfahrung zu sprechen. Leila musterte ihn weiter. Sie hatte sich schon oft gefragt wieso Alexej für Milanovich, oder auch Raven arbeitete. Wieso tötete und stahl er? Was hatte ihn dazu gebracht? Leilas Aufmerksamkeit wurde durch ein leises Piepen von Alexej zum Schließfach gelenkt. Das Gerät hatte den Code geknackt. Leila öffnete schnell den Save und nahm die Papiere heraus. Alexej hatte nicht gelogen. Es schienen Akten über Raven zu sein. Leila lief schnell zu Alexej und legte die Akten in seinen Koffer. Jetzt mussten sie nur ruhig bleiben und einfach wieder rausspazieren. Das war der Plan. Leila und Alexej starrten plötzlich gebannt auf den Bildschirm des Laptops, von wo aus sie den Computer am Empfang sehen konnten. Der Bankier hatte gerade eine Mail geöffnet, in der zwei Fotos von Leila und Alexej zu sehen waren. Irgendwie musste man auf sie aufmerksam geworden sein, denn sie wurden gesucht. Die Sicherheitsleute wussten also bescheid und stürmten jetzt Richtung Save.
„Kommen sie“, forderte Alexej Leila auf. Er schloss den Koffer, schnappte Leila und verschwand. Sie liefen durch den Korridor, zur Treppe. Doch kaum waren sie angekommen, kamen auch schon zwei Wachleute auf sie zu. Weitere kamen vom Fahrstuhl. Alexej zog seine Waffe und begann zu schießen. Er konnte zwei Wachleute erschießen, doch es schienen zu viele zu sein. Alexej stürmte in die Entgegengesetzte Richtung. Er wusste, dass dort ebenfalls eine Treppe war. Zwar führte sie nicht zum Ausgang, aber aufs Dach. Leila rannte ihm hinterher. Sie stürmten die vielen Stufen hinauf, gefolgt von den Wachmännern und der bereits angerückten Polizei. Leila und Alexej rannten aufs Dach. Von dort war kein Entkommen.
Alexej zog ein Seil aus seinem Koffer und heftete es an seinen Gürtel.
„Es tut mir leid, ich würde sie ja gerne mitnehmen, aber das Seil hält nur einen.“
Leila sah ihn geschockt an. Was sollte sie jetzt tun? Alexej hatte sie schon wieder reingelegt.
„Aufwidersehen Leila“, sagte er und sprang vom Dach.
Leila sah ihm verdutz nach. Woher wusste er ihren richtigen Namen? Bisher hatte er sie immer Rachel genannt, so wie sie sich ihm vorgestellt hatte. Wieso hatte er sie die ganze Zeit Rachel genannt, wenn er doch gewusst hatte wer sie wirklich war? Und woher wusste er das überhaupt? Leila hatte nicht die Zeit weiter darüber nachzudenken, denn kaum war Alexej gesprungen, rückten auch schon die Wachmänner an. Sie richteten ihre Waffen auf Leila.
„Werfen sie ihre Waffe weg!“, rief einer der Männer.
Leila tat was er sagte und warf ihre Waffe zu ihm.
„Auf die Knie und Hände hinter den Kopf.“
Langsam sank Leila auf die Knie und legte die Hände hinter den Kopf. Sofort stürmten zwei Männer auf sie zu und legten ihr Handschellen an. Der zweite Mann half ihr sich aufzurichten, als plötzlich ein junger Mann, mit schwarzem Anzug und Sonnenbrille aufs Dach kam.
„Agent Rice, CIA“, rief er den Beamten zu. „Wir übernehmen.“
„Ein zweiter Agent, der Sekunden später hinter Colin aufgetaucht war, packte Leilas Arm.
„Ich nehme sie wegen Verrats an ihrer Regierung fest.“
Leila sah ihn mit großen Augen an. Colin? Die CIA? Sie wurde wegen Verrats festgenommen? Die ganze Sache war völlig aus dem Ruder gelaufen.
„Colin“, versuchte sie ihm alles zu erklären und ihn dazu zu bewegen sie wieder frei zu lassen, da er sie doch besser kennen musste.
Doch Colin kümmerte sich nicht weiter um sie und ließ sie von dem zweiten Agenten wegbringen.

Leila saß in dem völlig leeren Verhörzimmer. Sie starrte gebannt auf den Spiegel vor ihr. Ihr war klar das dort hinter einige Agenten standen, die sie beobachteten. Der Raum war unerträglich dunkel, nur eine kleine Lampe über dem Tisch erhellte den kleinen Raum. Noch immer konnte Leila nicht verstehen wie sie hatten wissen können, dass sie dort gewesen war. Wie konnten sie sie für eine Verräterin halten?
Es war schon irgendwie seltsam, dass ausgerechnet Colin dort aufgetaucht war. Zum dutzensten Mal war Alexej entkommen. Steckten die Beiden vielleicht unter einer Decke? Das würde erklären wie Colin davon gewusst haben konnte und warum nur Alexej geflohen war.
Leila warf einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zur Tür, als sie sich öffnete und Director Harmann herein kam. Ohne ein Wort zu sagen zog er den Stuhl vom Tisch und setzte sich hin. Er musterte Leila eine ganze Weile ohne etwas zu sagen.
„Was haben sie sich dabei gedacht?“
Leila antwortete nicht, da sie keine gute Ausrede hatte. Sie hatte ihre Gründe gehabt, aber die würden Harmann nicht überzeugen.
„Sie haben eine nicht genehmigte Operation mit einem international gesuchten Terroristen durchgeführt“, erklärte Harmann Leila ihre Lage. „Sie haben sich der Spionage verdächtig gemacht. Das sind alles Gründe um sie nach Comparer bringen zu lassen, wo man sie hinrichten lassen wird. - - - Um Himmelswillen, jetzt sprechen sie endlich.“
Harmann verlor selten die Fassung, aber jetzt schien er wirklich mit der Geduld am Ende zu sein. Dennoch schwieg Leila weiter.
Harmann stand auf und ließ Leila niedergeschlagen zurück. In was für einen Mist hatte sie sich da nur reinmanövriert? Das war die Hölle. Sie wurde für eine Terroristin gehalten und sollte in Comparer hingereichtet werden. Das geschah ihr ganz recht. Warum hatte sie das auch getan? Aber da war dieses Gefühl, das sie immer wieder vorantrieb. Ein Gefühl, das sie nie zuvor verspürt hatte. Es war, als hätte sich eine Tür geöffnet. Eine Tür die all die Jahre nur verschlossen gewesen war. Es kam ihr vor, als sei dies ihr wahres Ich, während sie die vergangenen Jahre nur eine Lüge gelebt hatte. War es vielleicht so? Hatte sie nur eine Lüge gelebt?
In diesem Moment kam ein Mann herein. Er trat hinter Leila und öffnete ihre Handschellen.
„Sie können gehen.“
Leila sah ihn verdutzt an. Ihr blieb jedoch keine Zeit ihn zu fragen, warum sie plötzlich gehen konnte, denn er verschwand sofort wieder. Leila fragte sich zwar, warum sie so plötzlich gehen konnte, obwohl man sie doch für eine Terroristin hielt, aber sie hatte noch viel vor, also wollte sie so schnell wie möglich verschwinden.
„Leila!“, erklang jetzt die Stimme von Cooper. „Folge mir.“
Leila war nicht ganz wohl dabei. Sie hätte lieber schnellstens den Ausgang gesucht und wäre allein gegangen, denn sie misstraute diesen Agenten. Dennoch hatte sie wohl keine andere Wahl als Cooper zu folgen.
„Wir werden dich in ein sicheres Haus bringen“, erklärte Cooper.
„In ein sicheres Haus?“, hakte Leila nach.
„Wir haben Grund zu der Annahme, das Golodkin dich wieder aufsuchen wird. Du bist in großer Gefahr, also werden wir dich rund um die Uhr bewachen.“
„Das ist wirklich nicht nötig“, hielt Leila dagegen, weil ihr das nicht gefiel.
„Keine Widerrede. Befehl vom Boss.“
Cooper blieb stehen und sah Leila ein wenig böse an.
„Du hast dich ganz allein in diese Scheiße geritten, also lass mich jetzt meinen Job machen.“
Leila musterte Cooper. Sie hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Er war immer unheimlich nett zu ihr gewesen, die Beiden hatten sich gut verstanden. Warum war er so wütend auf sie? Gut, was sie getan hatte war nicht richtig gewesen, aber was hatte er damit zu tun?
Leila folgte Cooper jetzt widerwillig. Es hatte durchaus seine Vorteile, denn jetzt brauchte sie sich keinen sorgen machen das ihr etwas passieren würde. Doch andererseits, bedeutete das auch, dass sie ihre Nachforschungen einstellen musste. Sie musste Alexej diesen Verräter finden um mehr herauszufinden. Er wusste mehr als er zugeben wollte. Wenn es sein musste, dann würde Leila die Informationen aus ihm rausprügeln, aber sie brauchte sie. Aber jetzt musste sie das erst mal auf Eis legen.
Als sie und Cooper das Gebäude verließen, entdeckte Leila Colin. Er stand vor dem Gebäude und sah zu ihr rüber. Sie wich seinem traurigen Blick sofort aus und stieg in den schwarzen Wagen. Sie wollte nichts mehr mit ihm zutun haben, er war ein Verräter.
Zuerst kam es ihr nicht in den Sinn, aber dann fragte sie sich, warum Colin diese Operation geleitet hatte? Wieso war er da gewesen? Es hatte die ganze Zeit Stillschweigen zwischen ihnen und der CIA geherrscht. Er hatte die Mission genauso mitgemacht wie sie. Warum hatte man ihn nicht verhört? Warum wurde er nicht auch in ein sicheres Haus gebracht? Das war alles sehr merkwürdig.

Während Leila sich auf dem Weg ins sichere Haus befand, stellte sich Colin seiner Aufgabe diese Operation zu rechtfertigen. Er hatte so ziemlich gegen alle Vorschriften verstoßen, die es gab. Er brauchte einen wirklich guten Grund, damit man ihn nicht vors Gericht zerrte. Er hatte wirklich ärger am Hals, und das nicht zuletzt, weil Leila so ein verdammter Dickkopf war. Er konnte sich nicht erklären was in sie gefahren war. Er wusste nicht warum sie plötzlich einfach verschwunden war. Bisher hatte sie immer das getan was er gesagt hatte, aber diesmal hatte er versagt und das musste er irgendwie rechfertigen.
Colin betrat jetzt die Zentrale und schlich angespannt ins Besprechungszimmer. Als er hereinkam war noch niemand da. Er setzte sich auf einen der Sessel und starrte gebannt vor sich her. Er fühlte sich miserabel. Er hatte Angst seinen Job zu verlieren und auch davor vor Gericht zu landen. Außerdem machte er sich sorgen um Leila. Er wusste zwar nicht warum sie das getan hatte, aber sicher war er Schuld daran gewesen. Wenn sie ihm doch nur mehr vertraut hätte. Sie hatte ja keine Ahnung worum es hier wirklich ging.
Durch das leise Klappen der Tür wurde Colin aus seinen Gedanken gerissen. Prüfend sah er zu Harmann und der jungen Frau, die ohne Zweifel vom weißen Haus kam.
„Agent Rice das ist Agent Gloria Hamilton.“
Die etwas ältere Dame mit den streng nach hinten gekämmten Haaren und dem engen, schwarzen Rock setzte sich Colin gegenüber ohne ein Wort zu sagen. Sie schien nicht wirklich gut auf ihn zu sprechen zu sein, was Colin nervös machte. Zum Glück war er für solche Dinge trainiert worden, er konnte seine Nervosität gut verstecken. Während Agent Hamilton einen Block in die Hand nahm um sich Notizen machen zu können, ging Harmann zum Fenster rüber und drehte Colin den Rücken zu.
„Sie haben ein ziemliches Problem am Hals Agent Rice“, sagte Harmann ernst.
Harmann war keiner dieser Typen, von dem man erwarten konnte, dass er einen aus dem Mist wieder rausholte. Er würde Colin verrecken lassen, da war er sich sicher. Innerlich verabschiedete Colin sich schon von seinem Job und seiner Freiheit. Diese Vogelscheuche vor ihm würde ihm die Hölle heiß machen und Harmann würde ruhig dabei zu sehen.
„Ja Sir!“, antwortete Colin standesgemäß.
„Agent Rice“, begann nun Hamilton mit ihrer Befragung. „Warum haben sie eine Operation im Auftrag eines international gesuchten Terroristen ausgeführt, ohne die CIA zu informieren?“
Colin sah Agent Hamilton nachdenklich an. Es war nicht gut, wenn er lange zögerte, denn das würde sie als Lüge einstufen, andererseits konnte er nicht schnell antworten, weil er nach den richtigen Worten suchen musste. Wie sollte er ihr das erklären, so dass sie es verstand?
„Mein Auftrag war es Michail Milanovich zu finden“, versuchte er jetzt zu erklären. „Die Operation ist fehlgeschlagen. – Meine Kollegin, die keine Ahnung von dem eigentlichen Auftrag hat, bekam dieses Angebot. Hätte ich die CIA informiert hätte Golodkin es erfahren und wir hätten diese einmalige Chance vergeben.“
„Was haben sie erfahren?“
Colin warf Hamilton einen skeptischen Blick zu. Warum wollte sie das wissen? Sie hatte doch keine Ahnung von der Mission, und eigentlich gingen sie Einzelheiten auch nichts an.
Allerdings drehte sich auch Harmann jetzt interessiert zu Colin und sah ihn auffordernd an.
„Nichts das uns weiter bringt“, gab Colin zu.
Er konnte jetzt nicht lügen und er konnte auch nichts verschweigen, auch wenn er Agent Hamilton nicht vertraute. Sie machte einen seltsamen Eindruck, aber das schien Harmann nicht zu bemerken. Ohnehin schien es einen Maulwurf bei der CIA zu geben, doch bisher hatte man nicht herausfinden können wer dieser Maulwurf war.
„Sie haben also etwas für Alexej Golodkin entwendet und dafür keine bedeutende Information bekommen.“
„Er hat uns reingelegt“, entgegnete Colin ein wenig genervt von der Befragung.
„Was haben sie gedacht Agent Rice?!“, erhob sich Hamilton über Colin. „Er ist ein Terrorist.“
Colin hätte ihr ins Gesicht springen können, doch er blieb ruhig und sagte lieber nichts mehr. Sie würde ihm sowieso jedes Wort im Mund verdrehen.
„Agent Rice“, fuhr sie fort, als Colin nichts mehr sagte. „Wir haben ihre Kollegin, Agent Brooklyn, verhaftet, als sie zusammen mit Golodkin etwas aus einem Bankschließfach entwendete. – Wem gilt ihre Loyalität?“
„Ich kann nicht für Agent Brooklyn sprechen“, entgegnete Colin und unterdrückte dabei seine Wut. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie für den Feind arbeiten würde.
„Und sie?“
„Ich bin der CIA gegenüber loyal.“
„Aber dennoch…“
„Das reicht“, stoppte Harmann das Verhör. „Agent Rice hat alle wichtigen Fragen beantwortet.“
Colin sah Harmann überrascht an. Ergriff er gerade Partei für ihn? Wie äußerst seltsam. Agent Hamilton warf Harmann einen bösen Blick zu. Es schien ihr nicht zu passen das er sie unterbrach.
„Ich werde sie beobachten“, drohte sie Colin noch einmal, dann verschwand sie.
Colin blieb ein wenig beruhigt sitzen. Er wagte es nicht sich bei Harmann für seine Unterstützung zu bedanken, da er sich nicht sicher war aus welchen Gründen er das getan hatte.
Harmann kam jetzt näher und setzte sich auf den Stuhl, auf dem Agent Hamilton zuvor gesessen hatte.
„Wir müssen herausfinden wer Igor ist“, sagte er jetzt einfach, aber bestimmt.
„Sir“, entgegnete Colin, als hätte die Befragung zuvor gar nicht stattgefunden. „Ich glaube, dass Leila mehr weiß als ich. Sie hat mit Michkin gesprochen.“
Harmann warf Colin nur einen Blick zu, entgegnete aber nichts mehr. Er war natürlich über alles informiert. Hamilton hatte das alles nicht wissen müssen, es war gut, dass Colin nichts gesagt hatte.
Harmann stand jetzt auf und sah Colin, der ebenfalls aufgestanden war, einen eindringlichen Blick zu.
„Was haben sie bei den Marines über die Befehlskette gelernt?“, fragte Harmann ihn scharf.
Colin sah Harmann, der als junger Mann bei der Army gewesen war an.
„Das man die Befehlskette unter keinen Umständen brechen darf, Sir“, antwortete militärisch.
„Dann tun sie das beim nächsten Mal auch nicht Rice“, flüsterte Harmann bissig und ging.
Colin sah ihm kurz nach. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn Harmann seine Wut nicht ausgedrückt hätte. Andererseits hätte Colin dann etwas gefehlt. Colin zog den Mundwinkel leicht hoch und verließ, ein wenig erleichtert, das Büro. Er hatte zwar immer noch eine Menge ärger am Hals, aber dank Harmann war es nur noch halb so schlimm.

Das sichere Haus

Leila lag auf der Couch und starrte genervt an die Decke. In was für eine dumme Situation hatte sie sich da nur gebracht. Sie war in CIA Haft gewesen und saß jetzt in einem sicheren Haus fest. Wie hatte es nur dazu kommen können?
Sie musste irgendwie hier rauskommen und Golodkin aufsuchen. Nur er konnte ihr helfen. Sie war sich sicher, dass er mehr wusste als er zugab. Er hatte sie schon zwei Mal verraten, aber sie musste das Risiko eingehen, denn nur so würde sie in ihrem Vorhaben weiterkommen.
Leila fragte sich plötzlich, warum man sie eigentlich so plötzlich hatte gehen lassen. Man hatte ihr damit gedroht sie nach Comparer zu bringen und dann hatte man sie gehen lassen? Sie, die vermeintliche Terroristin? Das war doch irgendwie unlogisch. Eigentlich war die ganze Angelegenheit seltsam. Irgendetwas stimmte nicht. Etwas war hier mächtig faul.
Leila hörte plötzlich ein Geräusch. Auch wenn sie hier bewacht wurde, hatte sie ein ungutes Gefühl. Sie vertraute den Leuten vom CIA nicht. Wer wusste schon ob sie ihr gut oder schlecht gesonnen waren. Leila stand auf. Sie zog ihren schwarzen Pullover zu Recht und schlich Richtung Tür. Sie hatte nichts außer ihren Händen um sich zu wehren, aber sie konnte diverse Kampfsportarten.
Leila versteckte sich hinter der Tür, als sie sich öffnete. Im ersten Moment stutze sie, denn wie es schien war nur ein Agent hereingekommen. Wie es aussah wollte er sich wohl vergewissern ob es Leila gut ging. Sie wollte gerade aus ihrem Versteck kommen, als sie misstrauisch wurde. Warum sagte dieser Kerl nichts? Warum sah er sich suchend um, rief aber nicht einmal nach ihr? Vorsichtig machte Leila einen Schritt nach Vorn um mehr sehen zu können. Sie wich jedoch gleich wieder zurück, da der Mann sich zu ihr umgedreht hatte. Vielleicht hatte er etwas gehört. Leila wagte einen neuen Versuch. Diesmal sah er in eine andere Richtung und Leila bekam die Chance ihn zu mustern. Sie schrak leicht zusammen, versuchte jedoch ruhig zu bleiben. Es war Golodkin, der da im Raum stand. Was wollte er hier? Er hatte sie in der Bank hängen lassen, also warum war er jetzt hier? Wollte er sie vielleicht beseitigen, weil sie zuviel wusste? Wie war er überhaupt hier rein gekommen? Überall wimmelte es von Agenten. Leila hatte keine andere Wahl, als ihn auszuschalten und zu fliehen. Eigentlich brauchte sie ihn zwar um Informationen zu kriegen, aber im Moment hatte sie keine andere Wahl, denn er würde sie sicher töten.
Leila wartete einen günstigen Moment ab, dann sprang sie aus ihrem Versteck und versuchte Alexej zu überraschen. Jedoch reagierte er blitzschnell, schnappte Leilas Hand und drehte sie ihr auf den Rücken. Er sah sie unbeeindruckt an.
„Werden sie mich wieder angreifen, oder kann ich sie los lassen?“
Leila nickte.
Wie er es gesagt hatte, ließ er sie los. Jedoch beobachtete er aufmerksam jede ihrer Bewegungen um sicher zu gehen, dass sie ihn nicht wieder angreifen würde.
„Was wollen sie hier?“, wollte Leila wissen.
Sie klang etwas wütend und zornig, aber Alexej blieb gelassen.
„Wir können hier nicht reden“, entgegnete Alexej leise, wobei er immer mal wieder seinen Blick über den Raum schweifen ließ. „Alles wird von der CIA überwacht.“
„Warum sollte ich ihnen je wieder vertrauen?“
Alexej zog die Augenbrauen leicht zusammen und sah Leila nur an. Scheinbar war er für einen Moment sprachlos, zumindest hatte Leila das Gefühl. Vielleicht war es aber auch nur eine Taktik, die Leila noch nicht durchschaute. Sie verstand Alexejs Beweggründe nicht und hatte das Gefühl sie nie verstehen zu werden.
„Sie haben mich in der Bank hängen lassen“, fuhr sie jetzt fort um endlich eine Regung bei ihm zu erreichen.
„Ich hatte keine andere Wahl“, antwortete er nun doch. „Ich konnte uns da nicht beide rausholen und es hätte niemandem etwas genützt, wenn wir Beide in CIA Haft gelandet wären.“
„Na wenigstens haben sie ihren Hintern gerettet.“
Alexej grinste unmerklich. Scheinbar gefiel es ihm, wie Leila sich aufregte. Leila hingegen wusste nicht, wie sie diesen Gesichtsausruck wirklich deuten sollte. Vielleicht führte er auch nur wieder etwas im Schilde.
„Was denken sie warum ich hier bin?“, fragte er sie jetzt. „Ich habe vor sie hier rauszuholen.“
„Oh wie überaus freundlich von ihnen. – Woher soll ich wissen das sie mich nicht wieder reinlegen?“
„Ich habe sie nicht reingelegt. Zumindest nicht so wie sie denken. Ich hatte keine Ahnung das die CIA auftaucht.“
„Das ist wirklich tröstlich.“
„Kommen sie; wir müssen verschwinden“, drängte Alexej nun ein wenig, da ihm klar wurde, das er schon viel zu lange hier war
Er hatte die Kameras präpariert, doch ewig würde das auch nicht funktionieren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie herausfinden würden, dass er kein Agent sondern ein international gesuchter Terrorist war. Seine Tarnung würde bald auffliegen und dann hätte er ein echtes Problem. Er musste Leila hier rausschaffen, aber wenn sie nicht bald freiwillig mitkommen würde, musste er das Problem wohl mit Gewalt lösen.
„Nennen sie mir einen Grund warum ich mitkommen sollte“, forderte Leila Alexej auf.
Alexej sah sie mit großen, blauen Augen an. Leila wurde eisig, als sie ihn ansah. Es lag keinerlei Gefühl in seinen Augen und dennoch war da etwas, das sie nicht erklären konnte.
„Weil sie nicht anders können“, antwortete er nun.
Leila staunte leicht. Sie musste einen Moment nachdenken, aber umso länger sie das tat, umso bewusster wurde ihr, das er recht hatte. Sie konnte nicht anders. Durch ihn würde sie ihr Ziel vielleicht erreichen und sie musste es tun. Sie wusste nicht warum, aber irgendetwas hatte sie dazu veranlasst all das zu tun. Sie hatte sich in große Schwierigkeiten gebracht. Früher wäre ihr so etwas nie in den Sinn gekommen, aber irgendein Gefühl hatte ihr gesagt mit Golodkin zusammen zu arbeiten. Ohne weiter darüber nachzudenken schnappte sie sich ihre Jacke und bedeutete Alexej damit, dass sie bereit war zu gehen. Alexej packte ihre Hand und zog sie ein Stück hinter sich her, bis sie verstand was sie tun sollte. Vorsichtig öffnete Alexej die Hintertür und steckte seinen Kopf hinaus. Als die Luft rein war, schob er die Tür weiter auf und schickte Leila an sich vorbei. Obwohl Alexej versuchte es zu verhindern, entdeckte Leila den toten Wachmann hinter der Tür. Alexej schien ihn kaltblütig erschossen zu haben. Leila versuchte den Gedanken sofort beiseite zu schieben. Sie hatte wichtigeres zu tun.
„Kommen sie“, rief Alexej leise.
Er öffnete die Tür des schwarzen Autos und ließ Leila einsteigen. Eilig lief er auf die andere Seite, stieg ebenfalls ein und drückte aufs Gas.
Während Leila während dieser Flucht das Herz in die Hose gerutscht war, da man ihr schon einmal mit Comparer gedroht hatte, schien Alexej ganz ruhig geblieben zu sein. Er war einfach ein Profi. Er verstand etwas von dem was er da tat. Ihn schien so leicht nichts zu beeindrucken. Obwohl Leila ihn auch schon anders erlebt hatte. In gewissen Situationen, wenn es ihm ans Leder ging, dann schien er sehr schnell eingeschüchtert. Aber ansonsten schien er nicht mal Angst davor zu haben von der CIA geschnappt zu werden, obwohl er wissen müsste, das man ihn hinrichten lassen könnte. Leila interessierte zwar, warum ihm das alles keine Angst machte, aber sie fragte nicht weiter nach.

Alexej brachte Leila in ein kleines Hotel. Eine schäbige Absteige, die jedoch immer noch einladender aussah, als das Zimmer von Colin und Leila in Moskau. Das Zimmer war in rot gehalten, war nicht sehr groß, aber sauber. An der rechten Wand stand ein großes Doppelbett, an der Linken eine alte, rote Couch. Sie war verdreckt und der Stoff war bereits verbleicht, was wohl daran lag, dass sie direkt vor dem Fenster stand. Die Luft in dem Raum war ein wenig stickig, aber wenigstens roch es nicht nach Müll, so wie in Moskau.
Einen kurzen Moment fragte sich Leila, warum Alexej sich mit einer solchen Absteige zufrieden gab, wo er doch zuvor in einem Nobelhotel gewohnt hatte. Die Antwort lag jedoch auf der Hand. Es war einfach zu gefährlich in einem großen, bekannten Hotel unterzutauchen. Dort würden die Agenten bestimmt zu erst suchen. Von Absteigen wie diesen gab es viele, ganz besonders in Los Angeles. Sie würden vermutlich Tage brauchen um herauszufinden wo Alexej untergekommen war, und das würde ihm genug Zeit verschaffen um erneut zu fliehen. Er wusste schon was er tat, das musste man ihm lassen.
Leila setzte sich jetzt aufs Bett. Die durchgelegene Matzrate gab unter ihrem Gewicht nach und ein etwas muffiger Gestank drang ihr in die Nase.
Während sie auf dem Bett saß, beobachtete sie Alexej, der sich nicht weiter um den Geruch oder die schlechte Verfassung des Zimmers zu kümmern schien. Er zog seine schwarze Anzugsjacke aus und legte die Krawatte ab. Wie’s schien war er froh sie los zu sein, denn er machte einen entspannteren Anschein, als zuvor. Er zog einen Laptop aus einer schwarzen Tasche und stellte ihn auf den Tisch vor der Couch. Ohne Leila weiter zu beachten setzte er sich auf die Couch und tippte auf den Tasten herum. Eine Weile beobachtete Leila das einfach nur, aber dann irgendwann war es ihr zu dumm. Sie wollte endlich wissen was hier gespielt wurde.
„Okay“, sagte sie bestimmt und stand auf.
Alexej hob den Blick, sein Ausdruck war aber eher unbeeindruckt.
„Erklären sie mir jetzt endlich was dass alles soll?“
Alexej rührte sich kaum.
„Wir werden heute Nacht hier bleiben. Alles Weitere erkläre ich ihnen morgen.“
Ohne sie weiter zu beachten widmete Alexej sich wieder seinem Laptop. Was auch immer er dort tat, es schien wichtig zu sein.
„Wer ist Raven?“, versuchte Leila es nun ganz direkt.
Alexej reagierte nur mit einem flüchtigen Blick aus dem Augenwinkel.
„Sie haben die Akten doch, also wissen sie auch wer Raven ist“, beharrte Leila weiter.
Irgendwie musste aus diesem Kerl doch etwas rauszuholen sein.
Alexej legte jetzt die Hand auf den Laptop und drückte ihn zu. Er seufzte dabei unmerklich und stand dann auf. Er mustere Leila aus dem Augenwinkel, dabei lief er zum Fenster und warf dann einen Blick nach draußen.
„Ich darf ihnen nicht viel über Raven sagen“, erklärte er nun endlich.
„Darf?“, hinterfragte Leila.
Alexej drehte sich nun doch endlich zu ihr um und sah sie aufmerksam an.
„Ich habe sie belogen, als ich sagte ich wüsste nicht wer Raven ist.“
Leila schrak innerlich auf. Wieder war sie auf ihn reingefallen. Bei diesem Mann war einfach alles eine Lüge. Er log, sobald er den Mund aufmachte.
„Es war aber in ihrem Interesse.“
„Das ist ja wohl immer noch meine Entscheidung“, entgegnete Leila trotzig.
Alexej lächelte wieder leicht. Leila konnte immer noch nicht verstehen warum er es immer wieder belustigend fand, wenn sie sich über ihn aufregte und wütend wurde. Schon allein wegen des Grinsens hätte sie Golodkin gerne eine Reingehauen, aber sie ließ ihn weiter sprechen.
„Raven wollte sie nur auf die Probe stellen, aus diesem Grund habe ich sie mit nach Budapest genommen.“
Während Alexej Leila das erzählte, lief er angespannt im Raum auf und ab, ließ Leila dabei aber kaum aus den Augen.
„Ich hatte den Auftrag die Akten zu stehlen, weil sie Ravens Identität verraten könnten. – Es ging nie darum herauszufinden wer sie ist.“
Leila stutze plötzlich. Hatte er gerade „Sie“ gesagt? Aber war Raven denn nicht ein Mann? Bisher hatten immer alle von „ihm“, Raven, gesprochen.
„Sie?“, hakte Leila jetzt nach.
Alexej blieb endlich stehen und sah Leila an.
„Ja“, antwortete er ruhig. „Raven ist eine Frau. Sie zieht es jedoch vor für einen Mann gehalten zu werden, da Frauen als Autoritätspersonen von Männern nur selten anerkannt werden.“
„Wie’s scheint haben sie damit kein Problem“, stellte Leila fest, wobei jedoch ein seltsamer Unterton mitschwang.
Alexej lächelte nur wieder verräterisch. Leila hatte noch immer nicht durchschaut was dieses Lächeln zu bedeuten hatte. Jedoch schien es so, als diente alles was Alexej tat, einem gewissen Sinn und Zweck. Ein Gefühl sagte Leila, das er mit diesem Lächeln nur zeigen wollte, das er nichts tat, ohne selbst etwas davon zu haben. Scheinbar brachte es ihm also einen Vorteil mit Raven zusammen zu arbeiten.
„Das ist ja alles schön und gut“, stand Leila jetzt wieder auf und baute sich vor Alexej auf, wobei sie es aber nicht schaffte ihm standhaft in die Augen zu sehen. „Aber sie haben mir immer noch nicht gesagt wer Raven ist.“
Alexej schien amüsiert darüber, dass Leila es nicht schaffte ihm in die Augen zu sehen. Das deutete auf eine gewisse Unsicherheit. Ein Vorteil für ihn.
„Im Augenblick kann ich ihnen das nicht beantworten. In ihrem eigenen Interesse.“
Leila wand ihren Blick jetzt doch wieder zu ihm. Jedoch hatte sie bereits ein paar Schritte zurück gemacht, wobei es ihr jetzt nicht mehr so schwer fiel ihm ins Gesicht zu sehen.
„Ich weiß, dass es ihnen schwer fällt, aber vertrauen sie mir.“
Leila riss nun ein wenig die Augen auf. Das sollte wohl ein Scherz sein. Er konnte doch nicht allen ernstes glauben, das sie ihm jetzt noch vertrauen würde, nach allem was er getan hatte.
„Ich weiß, dass ich sie bisher immer hintergangen habe, aber es war zu ihrem Besten. Das werden sie bald noch merken.“
Leila misstraute der ganzen Sache, Irgendetwas war faul. Warum sollte sie ihm vertrauen? Er war ein international gesuchter Terrorist. Warum sollte er also die Wahrheit sagen? Woher sollte sie wissen, dass er wirklich zu ihrem Besten gehandelt hatte. Was wenn das alles nur wieder ein großer Schwindel war?
Alexej warf einen Blick zur Tür, dann wieder zu Leila. Er würde sie also gehen lassen. Sie war nicht gefangen, wie sie es gedacht hatte. Nun gut, sie war schließlich auch freiwillig mit ihm mitgegangen. Sie musste sich jetzt also entscheiden. Wenn sie gehen würde, dann hätte sie wohl alle gegen sich. Die CIA, Golodkin und Raven. Dazu kam das, wenn Milanovich davon erfuhr, das sie hinter ihm her war, würde auch er sie noch jagen. Wenn sie jetzt aber blieb, dann hatte sie mit Golodkin und Raven einen mächtigen Verbündeten, auch wenn sie vielleicht vorhatten sie zu verraten. Sie musste dieses Risiko eingehen, denn allein waren ihre Chancen viel geringer.
Leila setzte sich wieder aufs Bett und sah Alexej zustimmend an. Er schien sich über ihre Entscheidung zu freuen, zumindest hatte Leila den Eindruck. Zufrieden ließ sich Alexej auf die Couch fallen und musterte Leila, die ihn prüfend ansah.
„Wieso arbeiten sie eigentlich für Raven und für Milanovich?“
„Ich halte mir gerne alle Möglichkeiten offen“, lächelte er.
„Aber Milanovich vertraut ihnen nicht“, entgegnete Leila, die sich an das Telefonat von Nina erinnerte.
„Nina Grishenko vertraut mir nicht, das ist ein bedeutender Unterschied.“
„Sie wissen das?“
Es erstaunte Leila, dass er das wusste. Wieso arbeitete er noch für Milanovich, wenn er das wusste? Leila war tatsächlich etwas verwirrt.
„Natürlich weiß ich das“, antwortete er nach einem kurzen Moment. „Aber solange Nina meine Pläne nicht durchkreuzt ist es mir egal.“
Leila ließ es weiter nachzufragen, sie würde ihn ja doch nicht verstehen. Alexej war ihr wirklich ein Rätsel. Sie verstand nichts von dem was er tat. Es war nicht so das sie es nicht verstand, weil sie nicht wusste was ihn dazu trieb, sondern sie verstand die Logik die dahinter steckte nicht. Warum arbeitete er noch mit Milanovich und Nina zusammen, wenn er ganz genau wusste, dass Nina ihm misstraute. Die Gefahr entlarvt zu werden war doch so nur viel größer. Dazu kam, dass er doch eigentlich einen ganz anderen Auftraggeber hatte.
„Sie schienen nicht mal Angst davor zu haben in das sichere Haus einzubrechen. Ich meine, wenn die CIA sie gefangen genommen hätte… Haben sie davor keine Angst? Davor das sie sie nach Comparer bringen?“
Alexej grinste wieder leicht, was Leila wirklich verwirrte.
„So weit wird es nie kommen“, antwortete er und löste damit ein gewisses Staunen bei Leila aus. „Sie sollten sich eines merken Leila: Meine Loyalität ist flexibel. - - Damit erspare ich mir eine Menge ärger. Und letztlich vertrete ich damit meine Interessen.“
„Ich verstehe; wenn die CIA sie gefangen nimmt, dann geben sie ihnen wichtige Informationen, und fordern im Gegenzug Straffreiheit.“
„Dazu kam es bisher nicht. Soweit geht nicht mal die CIA. Jedoch ermöglichte es mir bisher immer der Todesstrafe zu entgehen und das wiederum ermöglichte mir die Flucht.“
„Sie waren schon mal in Gefangenschaft?“
Alexej grinste. Das bedeutete wohl, dass er nicht nur einmal in Gefangenschaft der CIA gewesen war. Dieser Kerl schien ziemlich gerissen zu sein. Wenn er es immer wieder geschafft hatte zu fliehen, dann musste er weitreichende Kontakte und eine Menge Geschick haben.
„Es wundert mich, dass sie davon nichts wussten“, lächelte Alexej merkwürdig.
Leila sah ihn nur an. Was meinte er damit? Obwohl es stimmte, es war seltsam das sie davon nichts wusste. Ob Colin das gewusst hatte? Warum hatte man ihr vorher kaum etwas über Golodkin erzählt? Wenn sie recht darüber nachdachte, dann waren ihre Informationen sowieso mehr als dürftig. Nur warum?
Leila wollte nicht weiter auf diese Frage eingehen, zumal sie ohnehin glaubte, dass die Frage rein rhetorisch gemeint gewesen war. Alexej hatte sie damit nur auf etwas aufmerksam machen wollen. Vielleicht war er tatsächlich nicht ihr Feind, obwohl er sicher auch nicht ihr Freund war.
Leila stellte jetzt die Beine aufs Bett und lehnte sich an die Wand. Sie starrte einen Moment nachdenklich auf den Boden, dann sah sie wieder zu Alexej.
„Was wissen sie über Shawn Willows?“
Alexejs Blick blieb kühl wie immer. Es gab keinerlei Gefühlsregung.
„Er war Agent beim CIA und Nina hat ihn beseitigt.“
„Er muss enttarnt worden sein“, stellte Leila ihre Behauptung abwartend in den Raum.
Alexej grinste nur wieder leicht.
Während Leila noch einen kurzen Moment über Shawn nachdenken musste, kam ihr wieder der Gedanke, warum Alexej das eigentlich alles tat. Wie wurde jemand, wie er zum Terroristen? Er schien sehr intelligent zu sein. Aus ihm hätte sicher viel werden können. Aber warum hatte er sich dazu entschieden einen solchen Weg einzuschlagen?
„Warum tun sie das eigentlich alles?“, fragte Leila leise.
Alexej sah jetzt zu ihr rüber. Sie fragte ihn allen ernstes warum er das alles tat? Das war nicht mal eben in einem Satz zu erklären. Sein ganzes Leben hing damit zusammen. Eigentlich sprach er selten über sein Leben, aber vielleicht sollte er es Leila erzählen. Auf diese Weise konnte er ihr Vertrauen gewinnen. Andererseits reichte es vielleicht mit einem Satz ihr Interesse zu wecken, ohne ihr alles erzählen zu müssen.
„Ich wurde, als ich noch sehr jung war, auf eine Schule in London geschickt, auf der man lernte sich auf sich selbst zu verlassen. Ich entwickelte früh Ambitionen. – Was ich will ist, was ich nie hatte.“
„Und was ist das?“, fragte Leila ungeachtet dessen, dass Alexej scheinbar nicht mehr über sich erzählen wollte.
Alexej sah einen Moment nachdenklich auf den Boden. Er wirkte plötzlich sehr verletzlich. Jedoch wich dieser Ausdruck sofort wieder aus seinem Gesicht und er warf Leila nur einen Blick zu, der ihr aber keine Antwort gab.
„Sie sollten jetzt ein wenig schlafen“, forderte Alexej Leila nahezu mütterlich auf.
Leila warf ihm einen kurzen Blick zu, dann stellte sie die Beine aufs Bett und legte sich hin. Sie zog sie alte Decke über sich und beobachtete Alexej dabei, wie er versuchte es sich auf der ollen Couch gemütlich zu machen. Erst als sie glaubte, dass er schlief, schloss auch Leila ihre Augen. Sie hatte das Gefühl ihm vielleicht doch trauen zu können, denn schließlich begab er sich ebenso in große Gefahr. Während er schlief, konnte Leila jederzeit seine Waffe stehlen und ihn erschießen. Sie war genauso in solchen Dingen ausgebildet wie er. Andererseits gab er ihr überhaupt keine Chance etwas in der Art zu tun, denn wenn sie es recht bedachte, dann hielt er seine Waffe in der Hand und hatte sie unter das Kissen gelegt, auf dem er schlief. Wie hätte sie ihm die Waffe rauben sollen, wenn er darauf lag? Er war wirklich gerissen. Er gab ihr keine Chance etwas zu tun, das nicht in seinem Interesse lag. Genauso wenig hätte sie sich den Laptop schnappen können um Informationen zu kriegen, denn den hatte er ebenfalls unter das Kopfkissen gelegt. Alexej war wirklich raffiniert. Leila blieb wohl nichts anderes übrig als ihm zu vertrauen. Langsam erlag Leila ihrer Müdigkeit. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen und sie wusste, dass die nächsten nicht besser werden würden.

Bettgeflüster

Unsanft riss Alexej Leila aus dem Schlaf. Sie hatte gerade von Shawn und ihrer ersten Begegnung geträumt, als Alexej sie packte und hoch zog.
„Wir müssen verschwinden!“, rief er dabei aufgeregt.
Nur langsam verstand Leila was los war. Hektisch packte Alexej den Labtop in die Tasche, packte seine Jacke und prüfte ob er noch etwas vergessen hatte, das sie verraten könnte. Während er sich darum kümmerte, zog Leila ihre schwarzen Schuhe und ihre Jacke an. Ihre schulterlangen, roten Haare standen ihr wild vom Kopf ab und ihr weißes T-Shirt war völlig zerknautscht.
Während Leila noch immer keine Ahnung hatte was eigentlich los war, öffnete Alexej vorsichtig die Tür und inspizierte den Gang.
„Kommen sie“, forderte er Leila erneut auf und drückte ihr eine Waffe in die Hand.
Leila warf einen überraschten Blick auf die Glock in ihrer Hand. Er gab ihr freiwillig eine Waffe? Damit hätte sie ihn auf der Stelle erschießen können. Scheinbar hatte er mehr vertrauen zu ihr, als sie zu ihm. Obwohl Leila jetzt die Gelegenheit hatte die Situation auszunutzen, tat sie es nicht.
„Sie schulden mir eine Erklärung“, sagte Leila leise, als sie an Alexej vorbei auf den Gang lief.
„Später“, grinste er, als sei das alles nur ein Spiel.
Mit der Hand an der Waffe ging Alexej vor und prüfte immer wieder die Lage. Die Beiden waren schnell bis zum südlichen Treppenhaus vorgestoßen, als Alexej plötzlich stehen blieb und Leila gegen die Wand drückte.
„Verdammt!“, stieß er aus. „Schnell zum anderen Treppenhaus.“
Alexej verpasste Leila einen auffordernden Stupser und lief ihr dann nach. Sie waren kaum los gelaufen, als auch schon die ersten Schüsse fielen.
„Da sind sie!“, rief einer der Agenten.
„Stoppt sie, sie dürfen uns nicht entkommen!“
Die Agenten feuerten wild auf Alexej und Leila. Aber die Beiden waren darin ausgebildet zu töten. Alexej drehte sich schlagartig um und feuerte zurück. So schnell sie konnten liefen sie Richtung Treppenhaus, denn lange konnten sie den Agenten nicht standhalten, da sie in der Überzahl waren.
„Aufpassen!“, schrie Leila und blieb stehen.
Von der nördlichen Seite näherten sich ebenfalls fünf Agenten. Sie saßen in der Falle.
Mit vereinten Kräften versuchten sie die Agenten auszuschalten, aber es waren zu viele. Es gab keinen Ausweg mehr, der Gang war versperrt. Zum Glück gab es diese kleine Nische mit dem Fenster, wo Alexej und Leila sich zurückziehen konnten. Immer wieder schnellten sie vor um auf die Agenten zu schießen, aber auch die versteckten sich hinter einer Ecke, was es beinahe unmöglich machte einen zu treffen.
„Wir müsse hier raus“, sagte Alexej zwischen zwei Schüssen.
Während Leila sich wieder um zwei Agenten kümmerte, suchte Alexej nach einer Fluchtmöglichkeit. Es musste doch möglich sein irgendwie hier raus zu kommen.
„Leila!“, rief er die junge Frau zu sich.
Leila hörte auf zu feuern und hockte sich wieder zu Alexej.
„Ich weiß wie wir hier rauskommen.“
Leila warf Alexej nur einen Blick zu, doch er ließ ihr keine Zeit Fragen zu stellen. Er packte sie, zog sie ein Stück zurück und nahm dann Anlauf um durch das Fenster zu springen.
Die Scheibe zersprang und Alexej und Leila landeten unsanft auf dem Boden. Dennoch rappelten sie sich sofort wieder auf und flüchteten so schnell sie konnten.

Alexej hatte viele Kontakte und wusste immer wo er sich verstecken konnte. Um ihn zu finden würden sie erneut einen ganzen Tag brauchen, also konnten sie ohne Probleme in Los Angeles bleiben. Zumal die CIA vermuten würde, das sie das Land verlassen würden. Es war nur klug in der Höhle des Löwen zu bleiben, denn dort würde man sie am wenigsten vermuten.
Als Leila und Alexej in das Zimmer kamen, ließ sich Leila aufs Bett fallen und auch Alexej musste erst mal durchatmen. Das war ein regelrechter Adrenalinkick gewesen. Nach einem kurzen Moment ging Alexej ins Badezimmer und warf Leila dann ein wenig Verbandszeug aufs Bett. Leila sah ihn nur kurz an, dann widmete sie sich ihrer, vom Glas zerschnittenen Hand und den Schrammen im Gesicht.
Während Alexej sich wieder seinem Laptop widmete, musterte Leila ihn. Diese Aktion hatte ihr gezeigt, dass sie Alexej vielleicht doch vertrauen konnte. Dieses Mal hatte er sie nicht verraten. Er hatte sie mitgenommen, ihr geholfen. Er hätte sie genauso gut weiter schlafen lassen können. Das hatte er aber nicht getan. Er hatte ihr geholfen zu fliehen. Vielleicht hatte er doch nicht vor sie zu verraten. Sicher hatte er nur irgendein Interesse an ihr, er tat das sicher nicht aus Nächstenliebe, aber vielleicht hatte er damals wirklich seine Gründe gehabt sie zu verraten.
Während Leila ihn musterte, bemerkte sie, dass er sehr anziehend auf sie wirkte. Wie sie schon bei ihrem ersten Treffen festgestellt hatte, war er zwar kein sehr gut aussehender Mann, aber durchaus anziehend. Er war groß, schlank und hatte diese seltsamen Augen, diesen Blick, der sich nach irgendetwas zu sehnen schien, das er wohl nie zu bekommen glaubte. Es lag so viel Kälte in seinem Blick und doch war da etwas, das Leila anzog. Es war wie dieses Sprichwort, was sich neckt das liebt sich. Umso mehr er Leila aufregte, desto angezogener fühlte sie sich. Andersherum schien er sich davon angezogen zu fühlen, wenn sie sich über seine Art aufregte.
Als Alexej jetzt einen kurzen Blick zu Leila warf, bemerkte sie, dass eine große Schramme seine linke Stirn zierte.
Zögerlich stand Leila auf und setzte sich neben Alexej.
„Zeigen sie mal“, forderte sie ihn auf.
„Schon in Ordnung“, schlug Alexej das Angebot aus.
„Jetzt haben sie sich nicht so“, maulte Leila ein wenig, und drehte seinen Kopf zu sich.
Sie nahm das Tuch, das sie mit Desinfektionsmittel getränkt hatte und tupfte es vorsichtig auf die Wunde. Alexej zuckte nicht mal mit der Wimper, obwohl es sicher höllisch brannte. Vermutlich hatte er schon viel schmerzhaftere Dinge erlebt, Leila sprach da aus eigener Erfahrung. Sie war einmal mit einer Kugel im Arm vor sowjetischen Agenten geflohen und hatte dabei, durch den Adrenalinschub, keinerlei Schmerzen verspürt.
Während Leila vorsichtig über die Wunde strich, bemerkte sie dass Alexej sie musterte. Das war wieder dieser ausziehende Blick den sie so hasste, doch diesmal bereitete er ihr eher Herzklopfen, als das sie wütend wurde. Sie stoppte ihre Handlung und sah Alexej in die Augen. Sie waren hell wie Eis und genauso kalt. Aber irgendetwas regte sich in seinem Blick. Leila konnte nicht sagen was es war, aber etwas hatte sich verändert, jetzt wo er sie ansah. Langsam kam er etwas näher. Die Kälte schien aus seinen Augen zu weichen, etwas regte sich. Zaghaft legte er seine Hand auf Leilas Wange und strich zärtlich über ihre weiche Haut. Leila war etwas unwohl, aber sie rührte sich nicht. Er war ihr Feind, er hatte sie mehrmals betrogen und nun, nun sah er sie mit diesem unwiderstehlichen Blick an. Alexej kam noch ein Stück näher und küsste Leila. Erst vorsichtig, dann fordernd. Nach einem kurzen Zögern erwiderte Leila seinen Kuss leidenschaftlich. Alexej zog ihr hastig die Jacke aus und drückte sie mit seinem Gewicht nach unten. Leila lehnte an der Rückenlehne der Couch und krallte sich in sein Jackett.
Während Alexej sich an Leilas Hals zu schaffen machte, schlug Leila die Augen auf und starrte nachdenklich und ein wenig nervös an ihm vorbei. Plötzlich schloss sie die Augen wieder und rammte ihm eine Spritze in den Hals.
„Ah!“, schrie er kurz auf, da Leila nicht gerade vorsichtig gewesen war.
Leila schob Alexej wütend von sich, während er mit der Hand nach der Stelle griff, in die Leila die Spritze gestoßen hatte. Mit triumphierendem und ein wenig schadenfrohem Blick präsentierte Leila Alexej die Spritze.
Alexej grinste müde, als er die Spritze sah. Dieses Biest war ausgeschlafener als er dachte. Für den Fall das Leila nicht freiwillig mitkommen wollte, hatte er ein Narkosemittel bei sich gehabt. Er hatte es in seiner Jackentasche gehabt und die Jacke hatte er zum Schlafen ausgezogen. Das war sein Fehler gewesen. Eine kleine Unachtsamkeit, die sie sofort ausgenutzt hatte.
„Schlafen sie gut“, grinste Leila triumphierend, während Alexej sich nicht mehr gegen die Müdigkeit wehren konnte und einschlief.
Leila überprüfte kurz ob er auch wirklich schlief oder nur so tat, dann zückte sie ihr Handy und rief den Director an.
Es dauerte nicht lange, bis er und Agent Cooper da waren.
„Agent“, kam er wütend auf Leila zu. „Wenn sie mir nicht erzählen dass er sie mit Waffengewalt dazu gezwungen hat das Haus zu verlassen, dann haben sie ein echtes Problem.“
„Sir?“, hakte Leila nach. „Ich hab Alexej Golodkin geschnappt.“
„Und sie haben meine Anweisungen missachtet.“
„Jawohl Sir. Es tut mir leid.“
Director Harmann warf Leila einen kurzen Blick zu, dann schlug er ihr auf die Schulter.
„Gut gemacht.“
Harmann war manchmal wirklich seltsam. Er hatte wohl nur jemanden gesucht den er zusammenstauchen konnte. Leila schüttelte den Kopf und folgte Harmann und Cooper nach draußen.
„Was wird jetzt mit ihm passieren?“, fragte Leila den Director.
„Zuerst werden wir ihn verhören und wenn er uns nicht mehr von nutzen ist, dann wird er nach Comparer gebracht.“
Leila warf einen mitleidigen Blick zu Alexej, der noch nimmer Bewusstlos war.
„Sie haben doch wohl nicht etwa Mitleid mit ihm?“, maulte Harmann.
„Nein Sir“, entgegnete Leila schnell.
Harmann trat weg und ließ Leila allein zurück.
„Nein“, wiederholte sie jetzt noch einmal leise und stieg dann zu Cooper ins Auto.

Leila lag zuhause auf ihrem Bett. Nach den Strapazen der letzten Tage hatte Director Harmann sie erst mal nach Hause geschickt, damit sie etwas schlafen und sich ausruhen konnte. Leila war eigentlich ganz froh darüber, denn sie war wirklich erschöpft.
Während sie auf ihrem Bett lag und die weiße Decke anstarrte, musste sie an Alexej denken. Harmann würde ihn sich sicher zur Brust nehmen. Wenn ihn jemand zum Reden brachte, dann Harmann. Obwohl Alexej Leila mehrfach betrogen und in Schwierigkeiten gebracht hatte, hatte sie jetzt Mitleid mit ihm. Sie konnte nicht erklären wieso, aber sie fühlte sich verantwortlich.
„Hör auf Leila“, befahl sie sich selbst.
Sie hatte nur ihren Job gemacht und Alexej hatte sie auch oft genug verraten. Warum fühlte sie sich so schuldig? Lag es an dem Blick den er ihr zugeworfen hatte? Dieser kurze Moment, in dem er so verletzlich gewirkt hatte? Oder lag es daran, dass er sie zu verstehen schien. Er hatte mehr als einmal gesagt, dass sie sich ähnlich waren und damit hatte er ja vielleicht sogar Recht.
Nein. Leila war nicht so wie er. Er war ein Terrorist. Er tat das alles um seiner Gunst willen und nicht für die Sicherheit der Welt. Er war ein schlechter Mensch, Punkt, Aus, Ende.
Seufzend drehte sich Leila auf die Seite und legte ihren Kopf auf ihre Hände. Nachdenklich starrte sie aus dem großen Fenster zum Garten. Es war noch immer helllichter Tag, ein paar Vögel zwitscherten und ein Eichhörnchen vergrub seine Nuss unter einem Baum.
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Hörbuch

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Cheza
Fröhlich, lustig, ein bisschen schüchtern, sarkastisch, kreativ, meistens ganz lüp, eigentlich immer gut drauf und BERLINERIN!!! ^_^

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flohuels äääh.. - bei mir zeigt der in der flash-version gar nichts an?!?
Vor langer Zeit - Antworten
Dragonfly *deleted* Moin auch! - Ich habe mir die ersten Seiten deiner Story in Ruhe betrachtet, und habe heute Nacht auch noch vor diese Geschichte zu ende zu lesen.
Doch...
Was mir fehlt (neben Deinem unzweifelhaft anwesenden Talent! lächel...) ist so ein wenig die Farbe im Geschehen... ein bisschen das Räumliche erfahren. Bisher klingt es noch ein wenig nach einer Tatsachenschilderung. Aber ich werde erst mal zu ende lesen ja?

LG Stefan alias Dragonfly
Vor langer Zeit - Antworten
Nera200 einmalig - hat mir gefallen
super wietr so
Vor langer Zeit - Antworten
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