Biografien & Erinnerungen
Herbsturlaub zum Zweiten ...

Herbsturlaub zum Zweiten ...

Suuuuper Wetter … in der Woche VOR unserem Herbsturlaub.

Selbstverständlich auch in der Woche DANACH.

Wäre schon praktisch, wenn man seine Urlaubsplanung mit Petrus abstimmen könnte, aber ob dessen Konzept für das Ganzjahreswetter auch immer schon so frühzeitig steht, wie die Vorgesetzten in der Regel über unsere Urlaubspläne informiert werden wollen? Na, im Prinzip ist „Wetter“ ja auch kein Thema. Vorausgesetzt, man hat die richtige Kleidung (kein Problem) und die Möglichkeit, diese nach dem Tragen während einer Phase feuchten Niederschlags wieder zu trocknen. Das war dann schon eher der Punkt denn – hurra – wir probierten zum ersten Mal Herbsturlaub mit unserem heißgeliebten Wohnwagen, dafür ohne Kind. Denn erstens ist dieses Kind nämlich genau DAS nicht mehr und zweitens steht es kurz vor dem Abi und hat daher im Herbst anderes zu tun, als mit den Eltern mit Wanderkleidung ausstaffiert durch Feld und Flur zu stapfen, ohnehin nicht gerade das Nonplusultra beim Thema töchterlicher Urlaubsgestaltung.

Tja, so war das also. Bekannte hatten uns mit warmen Worten „ihr“ Camping-Vereinsgelände ans Herz gelegt. Gäste immer herzlich willkommen, schaut doch mal vorbei. Also auf in Richtung Spessart. Um es vorwegzunehmen: Das Campinggelände war wunderschön angelegt, mit einer Sauna und einem Freiluftswimmingpool (nicht unbedingt der Renner im Herbst), einem großzügig gebauten Vereinsheim und absolut sauberen sanitären Anlagen sowie einem Kühlschrank, aus dem man sich gegen geringe Gebühr mit Getränken versorgen konnte, ausgestattet und … absolut menschenleer. Bis auf ein Ehepaar, das mehr oder weniger ständig dort haust, waren nur das Wochenende über einige Dauercamper anwesend, ansonsten hätten wir auf dem rund halben Quadratkilometer AC/DC in Konzertlautstärke abspielen können, ohne dass sich jemand beschwert hätte.

Anreisetag: Regen.

Die erste Nacht: Regen.

Der nächste Vormittag: Regen.

Aber dann, jippieee, zumindest trocken. Also auf, die erste Unternehmung wartet. Der Ausflug zu irgendsoeinem Kloster fand allerdings ein schnelles Ende. Nachdem wir 321 Stufen (nee, ist jetzt kein Witz, ich habe sie wirklich gezählt, beim Aufstieg ebenso wie beim Abstieg) erklommen hatten, klingelte mein Handy. An und für sich nichts Besonderes, wenn man ohne Kind in den Urlaub fährt. Aber Mütter haben wohl einen besonderen Instinkt. Schon vor dem Drücken der grünen Anrufannahmetaste wusste ich's … Panische weibliche Stimme … Unsere Tochter berichtete uns – sozusagen life – vom dem ersten Autounfall (unverschuldet) ihres Lebens, nach gerade mal sechswöchigem Führerscheinbesitz. Jemand hatte das Ende einer Schlange übersehen und Annikas (Name von der Autorin geändert ;o)) vom Opa übernommenes Auto, zwanzig Jahre unfallfrei gefahren, hatte nur noch Schrottwert. Schock, Schleudertrauma, gestauchte Arme, Zittern … Und keine Mama da zum In-den-Arm-Nehmen. Ich mache es kurz: Annika und ihr Freund waren nicht ernsthaft verletzt, Freunde sorgten dafür, dass beide samt Auto wieder gut nach Hause kamen, und den Rest regeln wir schon noch.

Obwohl wir das Thema „Sind wir Rabeneltern, wenn wir nicht sofort nach Hause fahren?“ zur allseitigen Befriedigung mit einem klaren „Nein“ beantwortet hatten, verlief der Rest des Urlaubs dennoch eher schaumgebremst. Oder sollte ich sagen regengebremst? Egal, im Herbst gibt es ohnehin nichts Schöneres als den Besuch einer Therme mit großzügiger Saunaanlage. Wunderherrlich. Aber dreimal innerhalb einer Woche?

Auch egal. Urlaub ist Urlaub. Und dann noch in einer Weingegend. Genau das Richtige für Mutters Tochter. Bloß dumm, dass meine Laryngitis phänomenalis keineswegs fiktiv war. Und Antibiotikum verträgt sich nun mal nicht so besonders gut mit einem fränkischen Rotling. Ich gebe zu: Ab dem dritten Tag habe ich gemogelt und die Abendration Medizin zugunsten eines Schoppens, oder auch zweier, gestrichen.

Ach, ich will übrigens nicht verhehlen, dass wir einen ganzen Tag lang Sonnenschein hatten. Schon morgens verwandelte er die Landschaft in die Kopie eines Gemäldes von Caspar David Friedrich. Der Frühnebel lag wie ein silberdurchwirktes Gespinst über den Feldern, Tannenspitzen ragten dunkel daraus hervor, rotgolden leuchtete das Herbstlaub (das musste jetzt einfach sein ;o)) zwischen den Wohnwagen und der Tau auf dem Gras funkelte mit meinen Strass besetzten Badelatschen um die Wette. (Öhm, die sind jetzt frei erfunden, aber es passte gerade so schön.) Einziger Nachteil: Die Wolkendecke, die die Lufttemperatur immer noch auf einem angenehmen Niveau von etwa zwölf Grad Celsius gehalten hatte, war verschwunden. Erfrischende fünf Grad empfingen uns beim Rauskrabbeln aus unserem Schlafsack, und da wir die Nasszelle unseres Wohnwagens noch nie ihrer eigentlichen Bestimmung gemäß genutzt hatten („Wozu brauchen wir eine Toilette? Die muss man nur reinigen und außerdem sind wir noch jung genug, um es ohne Inkontinenzprobleme bis zu den sanitären Einrichtungen des jeweiligen Campingplatzes zu schaffen und irgendwo muss man schließlich sein Getränkelager haben.“) … Nun ja, jedenfalls waren wir spätestens nach dem ersten Schritt vor die Wohnwagentür hellwach. Erwähnte ich schon die Entfernung zwischen unserem Campingheim und den Duschen? Nicht? Kommt richtig gut, bei fünf Grad, Bademantel gewandet, mit Zehentretern (das Anziehen jeder anderen Art von Schuhwerk hätte einfach zu lange gedauert) etwa 100 Meter durch taufeuchtes Gras zu schliddern, verbunden mit dem ganz furchtbar dringenden Wunsch nach einer Toilette …

Also, ich sag's euch: Campingurlaub im Herbst habe ich jetzt genau ZWEImal gemacht: Das ERSTE und das LETZTE Mal.

Aber ansonsten war es sehr schön ...