Die Geschichte vom Kater der über seinen
eigenen Schatten springen konnte.
Vom kleinen Kater, der über seinen eigenen Schatten sprang
Es war einmal ein kleiner Kater, der lebte mit seiner Mutter und seinen 5 Geschwistern auf einem Hof auf dem Heuboden.
Der kleine Kater verbrachte seine ersten Tage wie alle kleinen Katzenkinder mit fressen, schlafen, schmusen, wachsen und natürlich spielen. Am liebsten raufte er sich mit seinen beiden Brüdern oder überlegte gemeinsam mit ihnen, wie sie die kleinen Schwestern am besten überfallen konnten.
Als der kleine Kater etwas älter war, entdeckte er ein neues Spiel für sich: das Springen!
Er sprang für sein Leben gern. Er sprang über seine Geschwister hinweg und über seine Katzenmama, wenn sie auf dem Boden lag und schlief. Er sprang von den großen Heuballen herunter und wieder hinauf.
Manchmal sprang er hinter den Mäusen her, die in der hinteren Ecke ihr Nest hatten. Und wenn Mutter Katze gerade nicht aufpasste, oder gar zu beschäftigt war mit der Wäsche seiner Geschwister, dann sprang er die Stufen der Tenne hinauf und besuchte Großmutter Eule, die dort auf einem Dachbalken wohnte.
Die alte Eule lebte schon sehr lange dort und manchmal, in stürmischen Nächten, wenn der kleine Kater und seine Geschwister sich ängstlich ins Stroh kuschelten und auf ihre Futter suchende Mutter warteten, flog sie hinunter und erzählte den Katzenkindern Geschichten von anderen Tieren oder den kleinen Naturgeistern, denen sie manchmal auf ihren Rundflügen begegnete. Dann hatten die kleinen Kätzchen ein bisschen weniger Angst und wenn Mutter Katze nach Hause kam, flog die Eule in die
Nacht hinaus, um sich selbst ein Abendessen zu holen.
Das Schönste für den kleinen Kater an den heimlichen Besuchen war aber, dass man hinterher die vielen Stufen der Treppe wieder herunter springen konnte. Das machte so einen tollen Radau, wenn der kleine Kater sich mit Schwung von einer Stufe zur nächsten stürzte! Natürlich nicht ohne jedes Mal erneut einen großen Schwung zu nehmen.
„Pock Pock Pock“ machte es, wenn er die Stufen hinauf und hinunter sprang.
Eines Abends sah die Eule ihm bei seinen Sprüngen zu. Sie machte ihre Augen groß und ließ den Kopf in einem atemberaubenden Winkel kreisen. Dann
schuhuute sie: "Buhuu, das sind ja tolle Hüpper, die du da machst. Buuhuuu, aber eines kannst du nicht schuhuu!"
Der kleine Kater hielt inne und miaute erstaunt: "Miii was? Was kann ich nicht? Sags mir bitte! Bitte Miiouuu."
„Buhuuu“ sagte die Eule und ihre Augen glühten schelmisch. „Du kannst nicht über deinen eigenen Schatten springen. Schuuuhuuuuu!"
Mit großen Augen sah der kleine Kater die Eule an. " Miii was ist das - ein Schatten?"
„Buhuu, was bist du doch ein Dummerchen," Und wieder rollte Sie mit den Augen. "Alles hat einen Schatten, mein Liebchen. Der Schatten steht immer
hinter uns und stärkt uns den Rücken. Schuhuu, und wenn ich liege ist er auch manchmal unter mir und passt auf, damit ich nicht vom Himmel falle. Buhuu und weil unser Schatten immer hinter uns steht, schuhuu, kannst du nicht über ihn hinüber springen. Buhuu!“ Und ihr Kopf drehte sich fast einmal um sich selbst, denn sie hatte gerade eine Maus erspäht, die vor dem Hof draußen herumflitzte.
Das alles hatte den kleinen Kater sehr nachdenklich gemacht,
"Miou, warum sollte ich nicht über meinen Schatten springen können? Schließlich kann man mit ein bisschen Übung alles schaffen, miouu."
Also übte er fortan, über Schatten zu
springen.
Er sprang über die Schatten seiner Geschwister, wenn er sie entdeckte.
Nach einer Weile steigerte er sich, indem er nicht nur die Schatten ansprang, wenn er mucksmäuschenstill hinter den Geschwistern saß und aufpasste - sondern auch, wenn er hinter ihnen herlief. Aber seinen eigenen Schatten, den erwischte er nie, so sehr er sich auch bemühte. Er war immer hinter unserem kleinen Kater.
Auf dem Hof lebte auch eine alte weise Ratte, die sich das Treiben des kleinen Katers eine Weile ansah und ihn dann fragte: " Hey du! Was machst du da eigentlich? Was bezweckst du bloß mit
der ewigen Hüpperei?"
Der kleine Kater erklärte ihr alles und die Ratte strich sich mit einem nachdenklichen aber auch schelmischen Blick über den Bart. "Komm heute Abend wieder. Ich glaube, ich kann dir helfen.“
So geschah es. Der Abend kam und als es dunkel war, ging der kleine Kater wieder zu der Ratte.
Die hatte sich unterdessen aus der Werkzeugkiste des Bauern eine Taschenlampe geholt. Diese schaltete sie ein und hielt sie so auf den kleinen Kater, dass sein Schatten nun deutlich sichtbar hinter ihm an der weißen Stallwand zu sehen war.
"Pass auf, wenn ich JETZT sage, dann springst du so hoch, wie du noch nie gesprungen bist! Ich denke, damit kannst du deinen Schatten überlisten und über ihn hinweg springen." sagte die Ratte zu dem Katerchen.
Gesagt, getan - der kleine Kater nahm Schwung und sprang so hoch wie noch nie in seinem Leben. Die Ratte aber nahm blitzschnell die Taschenlampe und stellte sich auf die andere Seite, also hinter den Kater.
Als der kleine Kater wieder auf dem Boden landete, hatte er den Strahl der Taschenlampe samt Ratte hinter sich und vor sich an der weißen Stallwand prangte
dunkel sein Schatten.
Völlig verdutzt guckte der kleine Kater den dunklen Fleck vor sich an. Dann schnupperte er daran, grinste breit und lief, so schnell er konnte, zu seinen Geschwistern und seiner Mutter nach Hause.
Der alten Eule aber erzählte er, dass er der erste Kater sei, der über seinen eigenen Schatten springen konnte.
ENDE