Romane & Erzählungen
22. Das Erbe der Rappoltstein - 22. Kapitel: Das Verhör

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"22. Das Erbe der Rappoltstein - 22. Kapitel: Das Verhör"
Veröffentlicht am 20. Oktober 2010, 24 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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22. Das Erbe der Rappoltstein - 22. Kapitel: Das Verhör

22. Das Erbe der Rappoltstein - 22. Kapitel: Das Verhör

 

22. Kapitel: Das Verhör

 

 

Philippe Cardinale und Kommissar Anderlech folgen Ludolf und Wilhelm in den Salon des Schlosses und nehmen im Kaminzimmer an einer großen Tafel platz. Notburga und Hedewig folgen hinterher und setzten sich neben Ludolf und Wilhelm. Sie sind neugierig, was jetzt wieder auf sie zukommt, hatten sie doch von offizieller Seite, vor allem durch Chabrol schon genug Ärger gehabt.

„Wo sind die beiden Mädchen und Großvater?“, fragt Ludolf seine Frau.

„Maria und Emma sind oben in den Zimmern und Opa, ist wie immer in der Scheuer beim Körbeflechten!“, antwortet Hedewig.

„Rufe die beiden Kinder herunter Hedewig, und du Wilhelm holst unseren Großvater hierher, bei offiziellen Gesprächen soll immer die ganze Familie zusammen sein, weil es uns alle angeht!“

„Ja Vater!“, sagt Wilhelm und begibt sich in die Scheune, wo Gunther beim Flechten der Körbe sitzt.

„Wir haben offiziellen Besuch Großvater, komm mit in den Salon!“

Einige Minuten darauf sitzen die Drei, Opa und die beiden Mädchen am Tisch.

„Was gibt’s Papa?“, fragen Emma und Maria.

„Das sind Herr Cardinale und Herr Anderlech!“, eröffnet Ludolf das Gespräch. „Es geht um Raoul und Marcel Herzberger, ich habe dem Herrn Kommissar bereits gesagt, dass wir die beiden Strolche gekannt haben!“

„Wir haben mit dem Tod dieser Verbrecher nichts zu tun!“, wendet Maria ein und schaut die beiden Herren mit funkelnden Augen an.

„Das glauben wir Ihnen gerne Mademoiselle, wir müssen Sie aber dennoch Fragen, woher Sie die Beiden kennen und in welchem Verhältnis Sie zu ihnen stehen!“ Philippe Cardinale blickte Maria bei diesen Worten freundlich lächelnd an.

„Diese Verbrecher kennen wir überhaupt nicht näher“, sagte Emma, „sie haben sich unterwegs unserem Wagen angeschlossen und wollten uns sogar überfallen, vielleicht auch töten!“

Da mischte sich Ludolf ins Gespräch und sagte: „Meine beiden Töchter haben absolut Recht Herr Kommissar, wir haben mit diesen Ganoven nichts zu tun!“

„Das glauben wir Ihnen gerne Monsieur, nur erzählen Sie uns, woher Sie die beiden Toten kennen?“

„Also, das fing so an“, begann Ludolf die Geschichte zu erzählen, „dass wir in Trier Rast machten und auf dem Viehmarkt Scheren und Messe schliffen. Da kam dieser Raoul zu uns und fragte, ob er sich mit seinem Fuhrwerk uns anschließen könne. Er hatte zu diesem Zeitpunkt kein Fuhrwerk dabei und war alleine. Unterwegs muss er wohl diesen Marcel Herzberger irgendwo aufgegabelt haben!“

„Aha, Sie kennen also diesen Herrn mit Namen?“, fragte Anderlech.

„Der wurde uns später von unseren Freunden, einer uns bekannten Zigeunersippe, genannt!“

„Handelt es sich etwa um die Zigeunerfamilie Rose?“, fragte Anderlech interessiert.

„Genau, diese Zigeunerfamilie meine ich. Jedenfalls hat sich dieser Raoul uns am anderen Morgen angeschlossen und ist stets hinter uns hergefahren. Meist blieb er sehr weit zurück. Als wir vor den Toren der Stadt Ribeauvillè ankommen, und auf der rechtrheinischen Seite unser Lager machten, war dieser Marcel Herzberger auf einmal auch da. Mein Sohn Wilhelm hatte ihn und Raoul belauscht und gehört, dass sie beabsichtigten uns zu überfallen! Er schlich nämlich diesem angeblichen fahrenden Händler Raoul hinterher, als der mit versteckter Drohung unser Lager verlassen hatte und wieder zurück, in Richtung Ribeauvillè fuhr. Wilhelm ist diesem Raoul nur ein Stück nachgeschlichen und, als Raoul außerhalb der Sichtweite unseres Lager war, hat Wilhelm beobachtet, wie dieser Marcel hinten aus dem Wagen von Raoul hervor kletterte!“

„Sie sprechen da von einem Wagen, von einem Pferdefuhrwerk nehme ich an?“, unterbricht Philippe Cardinale den Bericht Ludolfs.   

„Wir haben aber keinen Wagen dieser Art gefunden, der diesen beiden Toten zugeordnet werden konnte!“, mischte sich Kommissar Anderlech ins Gespräch.

„Dieser Wagen steht hier bei uns auf dem Gelände in einem Schober, er ist mit einer Segelplane abgedeckt“, erklärt Ludolf. „Doch war der Wagen schon hier, als wir das Jagdschloss vor etwas über einer Wochen bezogen haben!“

„Warum haben Sie das nicht der hiesigen Behörde gemeldet?“

„Ganz einfach, weil wir diesem Commissairè Chabrol aus Ribeauvillè nicht trauen, er hatte uns bereits genug Schwierigkeiten wegen unserer Eigentumsurkunde über das Erbe der Rappoltstein gemacht!“

 „Erzählen Sie uns zunächst, wie das mit den beiden Verbrechern weiter ging. Wir werden den Wagen nachher ansehen und untersuchen. Welche Schwierigkeiten Sie mit Commissairè Chabrol hatten, können Sie uns auch später erzählen!“

Die Wittichs waren erstaunt über die Freundlichkeit der beiden Beamten. Sollte das nur Verstellung sein?

Nein, das Gefühl hatte Ludolf nicht, dazu kannte er sich aufgrund seiner vielen Reisen viel zu gut aus, als das man ihn mit gestellter Freundlichkeit hinters Licht führen konnte.

„Ich fuhr dann am anderen Tag mit meinem Sohn Wilhelm in die Stadt Ribeauvillè, dort trafen wir dann Ferdinand Rose, mit dem wir gut befreundet sind. Natürlich nahmen wir ihn von der Stadt mit zurück zu seinem Lager, dass er einige hundert Meter oberhalb des Rheins aufgeschlagen hatte. Da kommen uns diese beiden mit ihrem Gespann im Galopp entgegen und fuhren über die Rheinbrücke nach Ribeauvillè. Wohin sie dann sind, das wissen wir nicht!“

„Ich aber weiß es!“, erklärte Cardinale. „Sie mieteten sich in einer Aubergè am Rheinufer ein, unweit der Stelle, wo ihre Leichen ins Wasser geworfen wurden!“

„Wie ging es dann weiter?“, will Anderlech wissen.

„Es war so, wir kamen ursprünglich nach Ribeauvillè, um am Pfifferfest teilzunehmen. Doch meine Tochter Emma lernte bereits vor einem Jahr hier einen Frederik von Urslingen zu Rappoltstein kennen. Sie hatten sich ineinander verliebt und sind inzwischen miteinander verlobt. Dabei lernten wir die Familie von Urslingen kennen.

Vor etwa zehn Tagen wurde dann Frau Agatha von Urslingen von diesem Raoul und Marcel Herzberger entführt und sie verlangten die Herausgabe der Besitzurkunde über das Land, worauf Sie sich jetzt befinden!“

„Woher wussten diese Leute, dass Sie eine solche Urkunde haben?“

„Diese Frage kann ich Ihnen beantworten Herr Kommissar!“, meldet sich Opa dazwischen.

„Dann erzählen Sie uns bitte mal, was es mit der Urkunde auf sich hat. Diese scheint ja irgendwie der Schlüssel zu den beiden Morden zu sein!“, bat Philippe Cardinale Opa freundlich.

Auch Opa Wittich war mit allen Wassern gewaschen und wusste, dass dieser Beamte vor ihm es ehrlich mit ihm und seiner Familie meinte. Darum antwortete er ihm:

„Mein Vater erzählte mir, dass mein Großvater an einen der Herzberger viel Geld beim Kartenspielen verloren hatte. Da hat er ihm von der Urkunde erzählt. Dieser junge Herzberger konnte es also von niemandem anderen erfahren haben, als wiederum von seinem Großvater!“

„Wenn Ihre Urkunde soviel wert besaß, wie Sie uns das gerade schildern, dann wundert es mich nicht mehr, dass dieser Marcel Herzberger sprichwörtlich dahinter her war, wie der Teufel hinter der armen Seele!“, meinte Philippe Cardinale. Dabei warf er einen Kennerblick auf die Stuckdecke des Salons, die im Alten gotischem Stil gehalten war.

„Schauen Sie sich doch um, meine Herren. Aufgrund dieser Urkunde gehört uns nun alles Land hier und das Schloss dazu, in dem wir uns gerade befinden!“

„Aha!“, lässt Cardinale sich laut vernehmen. „Wer diese Urkunde im Besitz hat, war automatisch mit einem Schlag reich!“

„Sehr richtig, Monsieur!“, mischt Großmutter Notburga ins Gespräch. „Darf ich den Herren einen Kaffee anbieten?“

Auch sie hatte bemerkt, dass ihre Familie nicht mehr unter Verdacht stand, Marcel Herzberger und Raoul ermordet zu haben.

„Sie haben Kaffee?“

„Jawohl Monsieur. Wir Reisende haben fast immer alles. Das liegt so in der Natur, wenn man ständig unterwegs ist, und alles irgendwie Organisieren muss!“

„Merci Madame, wir nehmen gerne einen Kaffee!“, bedankt sich Philippe Cardinale und auch der deutsche Kommissar Anderlech nahm das Angebot danken an.

„Ich vermute Herr Wittich, Sie sind mit ihrer Urkunde zur Präfektur gegangen, um Ihr Eigentum einzufordern und Commissairè Chabrol verweigerte Ihnen die Herausgabe des Landes sowie dieses schönen Schlosses, in dem wir uns im Moment aufhalten? Habe ich Recht mit meiner Vermutung?“

„Genau, Sie haben vollkommen Recht mit Ihrer Vermutung. Dieser komische Beamte von Ribeauvillè, Monsieur Chabrol behauptete zuerst, die Urkunde gehöre der Stadt, weil dort das Stattwappen auf der Urkunde zu sehen war. Später behauptete er, die Urkunde wäre eine Fälschung, er müsse sie einbehalten und auf ihre Echtheit prüfen lassen!“

„Es war gut und richtig von Ihnen, dass Sie ihm die Urkunde nicht gelassen haben, Sie hätten sie nämlich nie wiedergesehen!“, behauptete Philippe Cardinale.

Der deutsche Kommissar blickte Cardinale verwundert an.

„Dann muss er von dem Wert der Urkunde gewusst haben!“, meldet sich Anderlech zu Wort.

„Das denke ich auch!“, pflichtet im Cardinale bei. „Er muss auch diesen Marcel Herzberger gekannt haben!“

„Und wenn er ihn gekannt hat“, überlegte Kommissar Anderlech weiter, „dann gehört er zum Kreis der Verdächtigen!“

„Und nicht nur das, meine Herren!“, erklärte der Abgesante von Paris.

„Wir suchen schon seit langem einen Kriegsverbrecher namens Caprice. Dieser war ein Fremdenlegionär, der sich während des Krieges als Spion der Deutschen Wehrmacht, genauer gesagt der Lgion Condor anschloss und sich als Schlächter von Toledo einen Namen machte. Dieser Mann kannte während des Krieges keine Gnade!“

„Von der Geheimnisumwitterten Legion Condor habe ich bereits gehört, doch was hat das mit unserem Fall zu tun?“, warf Kommissar Anderlech die Frage in den Raum.

„Das will ich Ihnen gerne erklären, Monsieur Anderlech!“

Während des Gesprächs hörte die gesamte Familie Wittich den beiden Ermittlern aufmerksam zu, hatten sie doch ebenfalls von der Legendären Legion Condor sprechen gehört.

„Das Ganze hat mit Ihrer Urkunde zu tun, Herr Wittich!“, wendete sich Philippe Cardinale an Ludolf, worauf dieser ihn  erstaunt ins Gesicht blickte.

„Mit unserer Urkunde?“

„Ich will offen zu Ihnen sprechen. Man hat mich nicht nur wegen der beiden Morde hierher geschickt, sondern ich bin eigentlich mit dem Fall der Legion Condor beschäftigt. Ich las vor kurzem in einem Dosier einen Bericht über die Resitance, eine Widerstandsgruppe gegen die Deutsche Wehrmach. Daraus ging hervor, dass dieses Schloss hier am Strengbach als Unterschlupf für die Resistance gedient haben soll. Jedoch alle meine Recherchen ergaben keinen Hinweis darauf, dass diese jemals hier gewesen waren. Dennoch wurden hier aus dieser Gegend damals Funksprüche abgesandt. Als wir dann von den deutschen Behörden um Amtshilfe gebeten wurden und es dabei um Mord ging, sah ich hier einen Zusammenhang!“

„Das ist ja nun eine sehr interessante Geschichte, Monseur Cardinale!“, sagte Anderlech, nicht wenig erstaunt. „Dann sind wir hier ja mitten in einen Spionagefall!“

„So könnte man es sehen, Herr Kommissar!“, bestätigte Cardinale.

„Eine Frage Monsieur Wittich, haben Sie schon alle Ihre Kellergewölbe hier im Schloss untersucht?“

„Meine Tochter Maria war desöfteren unten in den Gewölben. Sie hoffte dort geheime Aufzeichnungen über Hexenkunst zu finden. Jedoch haben wir dort noch kein Licht und so stöberte sie bisher umsonst! Warum fragen Sie?“

„Es könnte sich in Ihren Kellergewölben wirklich ein Geheimnis verbergen, aber nicht über Hexenkunst!“

Hier mischt sich Maria ins Gespräch: „Ich bin ganz sicher, dass diese alten Gewölbe ein Geheimnis bewahren. Ich spürte es jedesmal, wenn ich Unten war. Es war so ein gruseliges Gefühl, das mich immer beschlich. Alle Türen ließen sich mit unserem einzigen Schlüssel öffnen, nur die letzte hintere Türe ging nicht aufzusperren!“

„Wahrscheinlich, weil das Schloß kaputt ist!“, erklärte Ludolf seiner Tochter.

„Nein Papa, der Schlüssel passte überhaupt nicht!“, widersprach Maria.

„Da könnte was dran sein. Wir sollten diesen Raum auf jeden Fall untersuchen!“, übernahm Cardinale wieder die Gesprächsführung.

„Kann man nicht irgendwie für Licht dort unten sorgen?“

„Das übernimmt am besten mein Sohn Wilhelm. Der hat erst vor zwei Tagen mehrere Oellampren, in irgendeinem der vielen Nebengebäude, gefunden!“

„Das eruzählst du mir erst jetzt, Papa?“

„Ich wollte es dir noch sagen, Maria!“, antwortet Wilhelm seiner Schwester. „Doch habe ich es wegen der vielen Arbeit völlig vergessen!“

„Dann kann ich ja endlich nach alten geheimen Büchern und Schriften, aus früheren Zeiten suchen!“, freute sich Maria, endlich nicht mehr im Dunklen tappen zu müssen.

„Ihre Tochter hat Recht Herr Wittich, Sie sollten Ihr Kellergewölbe bei ausreichender Beleuchtung, in Augenschein nehmen. Wenn Sie uns erlauben würden, mit dabei zu sein, müsste ich für später keine Durchsuchung beantragen!“, sagte der Beamte aus Paris.

„Ich glaube, wir können Ihnen unser Vertrauen schenken, Monsieur Cardinale. Sie meinen es schließlich gut mit uns!“, antwortet Ludolf.

„Eine Frage interessiert mich noch, was ist aus dieser entführten Frau geworden? Sie sagten, Agatha von Urslingen hieß sie?“

„Wir haben sie zusammen mit der Sippe der Rose im Aubergè du Rhin aufgespürt und befreit, Herr Kommissar. Die Wirtin dieses Etablissements schien davon jedoch nichts gewusst zu haben, so beteuerte sie uns!“

„Was, geschah dann?“, fragte Anderlech. Der deutsche Kommissar schien wieder das Verhör zu führen.

„Wir gingen, wie vereinbarten zum Ãœbergabeort in den Schlosspark von Ribeauvillè, hatten jedoch vorher den Beiden eine Falle gestellt, indem die Sippe der Familie Rose die Ausgänge versperrte. Doch leider sind sie uns entkommen. Daraufhin sind wir als geschlossene Gruppe zur Aubergè und haben uns dort voll laufen lassen. Während wir die Befreiung der Agatha von Urslingen feierten, müssen sich die Beiden herangeschlichen haben und mit ihrem Fuhrwerk heimlich davongefahren sein! Die Urkunde hatten sie jedenfalls nicht!“

„Ich denke, wir haben genug gehört!“, wendet sich Anderlech an Philippe Cardinale.

„Dann lasst und mal zunächst den Wagen untersuchen!“, meinte dieser und stand von seinem Stuhl auf. Auch Anderlech erhob sich von seinem Platz und so ging man gemeinsam zu Raouls Wagen.

Mit kriminalistischer Sorgfalt durchsuchte Anderlech Raouls Wagen. Außer zwei Holzbänken, einer Pritsche und einem Tisch befand sich nichts darin, was ins Auge hätte fallen können. Auf dem Boden lagen mehrere schmutzige Kleidungsstücke und ein paar alte Zeitungen.

Da tritt der Kommissar auf einen harten Gegenstand, hob ihn auf und sagte: „Da haben wir ja die Tatwaffe!“

Anderlech hielt ein Messer zwischen Daumen und Zeigefinger, an dem deutlich Blutspuren zu sehen waren.

„Ich vermute, der Täter hat die Waffe im Handgemenge verloren, als er Raoul erstach. Dieser wird sich vermutlich mit Leibeskräften gewehrt haben und als der Täter zustach ihm das Messer aus der Hand geschlagen haben. Dabei fiel es zu Boden und rutschte zwischen zwei Zeitungen, wo ich es gefunden habe!“

„Dann werden wir den Täter ja bald Dingfest machen. Es befinden sich bestimmt Fingerspuren an der Tatwaffe!“

„Damit haben Sie sicherlich Recht Monsieur Cardinale. Dazu müsste dieses Messer aber zur Untersuchung nach Paris gebracht werden! Aber sehen Sie sich das Messer einmal genauer an, da steht etwas in französischer Schrift drauf!“

Anderlech hält Cardinale das Messer hin. Dieser betrachtete das Messer, worauf einige Buchstaben zu sehen waren.

„Voila!“, sagt dieser. „Da haben wir es ja, wir suchen nach einem Mann, der in der französischen Legion gedient hat. Auf dem Schaft steht; Légion Étrangère!“

„Also war der Täter ein Franzose?“

„Nicht unbedingt Monsieur! In der Legion haben viele Ausländer, auch deutsche Soldaten gekämpft! Mit der französischen - Légion Étrangère - kenne ich mich übrigens aus!“

„Haben Sie selbst dort gedient, Monsieur Cardinale?“

„Non Monsieur Anderlech, mein Vater war in der Legion le Nationale, und gab mir den Namen seines Gründers, König Louis-Philippe. Ich heiße mit Vornamen Philippe!“

„Da Sie gerade die Legion erwähnen, Monsieur Philippe?“

Kommissar Anderlech überlegte einen Augenblick und kramte in der Tasche seines Mantels herum.

„Da hätte ich ja beinahe etwa vergessen, Monsieur. Wir haben in der Rocktasche dieses Herzberger ein Lederetui eingenäht gefunden. Darin befanden sich, neben einem Liedtext oder Gedicht, in französischer und deutscher Sprache, mehrere Fotos. Leider sind die Bilder durch das Rheinwasser ein wenig verschwommen. Dennoch kann man einige Männer darauf in Uniform erkennen!“

Anderlech zog die Fotos aus seiner Rocktasche und gab sie Philippe Cardinale. Dieser betrachtete die Fotos sehr aufmerksam und meinte nach kurzer Zeit;

„Die Fotos sind wirklich sehr verwässert. Einzig an der Uniform lässt sich einigermaßen erkennen, dass es sich um die Fremdenlegion handeln muss. Ich kenne keine Armee, die diese typischen weißen Kepi trägt und rote Schulterklappen hat. Das Rot kann man auf diesen Fotos zwar nicht erkennen, doch weiß ich, wie die Uniform der Légion Étrangère aussieht. Hätte ich da noch Zweifel, würde ich sie an der siebenflammigen Granate, dem Abzeichen der Légion Étrangère erkennen! Im Ãœbrigen wurden alle Fremdenlegionäre, nach einer gewissen Dienstzeit, automatisch französische Staatsbürger! Haben Sie das Gedicht auch dabei, Monsieur Anderlech? Es würde nämlich beweisen, ob dieser Marcel Herzberger wirklich ein Fremdenlegionär war!“

„Ich habe natürlich das Lederetui mitgebracht und trage es hier in meiner Tasche!“ Anderlech holte das Etui hervor und entnahm ihm ein gefaltetes Papier. Hier, Monsieur Cardinale, ist das Gedicht!“

Es war, wie Anderlech sagte, in Französisch und deutsch abgefasst und lautete:

 

„Qui sait si l'inconnu qui dort sous l'Arche immense,

Mêlant sa gloire épique aux orgueils du passé,

N'est pas cet étranger devenu fils de France

Non par le sang reçu mais par le sang versé ?

 

„Wer weiß, ob der Unbekannte,

der unter dem gewaltigen Himmelsbogen ruht,

Jener Fremde ist, der seine Ehre mit dem Dünkel der.

Vergangenheit vermischte, ein Sohn Frankreichs wurde.

Nicht durch empfangenes, sondern durch vergossenes Blut?“

 

„Hier haben Sie den Beweis, dass ihr Marcel Herzberger in der Fremdenlegion war!“, sagte Philippe Cardinale zu Anderlech. „Alle Legionäre tragen die gleichen Zeilen immer bei sich, was sie später als Angehörige Frankreichs ausweisen soll, wenn sie im Kampf gefallen sind!“

Während sich Kommissar Anderlech die ganze Zeit mit Philippe Cardinale unterhielt, warteten die Wittichs außerhalb des Wagens gespannt auf das Ergebnis der Untersuchung.

Cardinale und Anderlech klettern wieder vom Wagen herunter und sehen die Wittichs unruhig wartend vor dem Wagen stehen. Beide blicken sich vielsagend an und schütteln leicht die Köpfe.

„Haben die Herren etwas gefunden, was unsere Unschuld beweist?“, will Ludolf wissen.

„Wir haben die Tatwaffe gefunden, Herr Wittich! Es handelt sich um ein Messer, an dem sich Blut befindet und sich wahrscheinlich Fingerabdrücke feststellen lassen. Noch ist Ihre Unschuld also nicht erwiesen, Monsieur!“

„Ich habe Ihnen bereits gesagt, und ich beschwöre es bei allem, was mir heilig ist, dass ich und meine Familie nichts mit den Morden zu tun haben, verdammt!“, sagte Ludolf vor Zorn schon rot werdend im Gesicht mit Nachdruck, und stellt sich breitbeinig schützend vor seine Sippe.

„Dann haben Sie und Ihre Familie auch nichts zu befürchten!“, sagte Philippe Cardinale, als er die feurig funkelnden Blicke von Maria und Emma Wittich auf sich gerichtet sah.

Nach Auffassung des deutschen Kommissars Monsieur Anderlech“, dabei blickte Philippe Cardinale Emma und Maria besonders an, „und auch nach meiner Auffassung, dürfte der Täter anderweitig zu suchen sein!“

Darauf nahmen die Blicke von Emma und Maria einen entspannteren Ausdruck an und Ludolf nahm wieder eine normale Haltung ein.

„Würden Sie sich mal diese Fotos betrachten, Monsieur Wittich? Kennen Sie jemanden darauf?“

Ludolf nimmt die Fotos von Kommissar Anderlech entgegen und betrachtete sie aufmerksam.

„Viel kann man nicht erkennen. Es sind Soldaten in Uniform zu sehen, wovon der eine der Figur nach Marcel Herzberger sein könnte. Ein anderer der Soldaten hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Figur von Monsieur Chabrol. Leider sind die Bilder zu undeutlich!“

Ludolf gibt die Fotos weiter an Wilhelm, und auch der sagt: „Der eine könnte wirklich Chabrol sein!“ Wilhelm gibt die Fotos ebenso an seine Sippe weiter und einer nach dem anderen kommt zum gleichen Ergebnis, einer der Soldaten könnte tatsächlich Commissairè Chabrol darstellen, allerdings um Jahre jünger.

Gemeinsam gehen sie zum Haupthaus zurück und sehen ein zweites Fahrzeug, eine alten Peugeot, vor dem Haus parken. Daneben, wartend an die offene Fahrzeugtür gelehnt, steht Chabrol.

„Bonjour Monsieurs!“, ruft Chabrol, als er Philippe Cardinale auf sich zukommen sieht. Bei ihm angekommen sagt er, halb triumphierend: „Wie ich sehe Monsieur, haben Sie die Mörder von diesem Herzberger und dem anderen Verbrecher endlich gefasst!“ Dabei blickte er die Wittichs feindselig und böse an.

„Herzberger, Verbrecher!?“, fragte Philippe Cardinale erstaunt und blickte dabei Kommissar Anderlech vielsagend ins Gesicht.

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Ernst

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Ernst Re: meine Emma ist fertig, endlich -
Zitat: (Original von UteSchuster am 20.10.2010 - 21:56 Uhr) Liebe Grüße deine Ute



Hallo liebe Ute,

dann gratuliere ich dir ganz herzlich für deinen Erfolg.

liebe Grüße aus der verregneten Stadt Hamburg
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster meine Emma ist fertig, endlich - Liebe Grüße deine Ute
Vor langer Zeit - Antworten
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