Beschreibung
Kate erzählt ihre Geschichte
Hier nun, verehrter Leser, schreibe ich auf, was Kate mir erzählt.
Aus dem Nähkästlein
Ein Paar strahlende Augen sahen mich an.
Was für ein Morgen nach dieser durchlittenen Nacht.
"Gestern hast du mich sicher für eine dumme Ziege gehalten". sprach sie plötzlich und sah mich fragend an.
Aber was sollte ich darauf antworten?. Nach dem gestrigen Erlebnis wusste ich ohnehin nicht mehr, was ich denken sollte.
Sie jedoch sprach weiter:  "Ich war auch echt verzweifelt, doch als ich dich sah, da warst du für mich wie ein Hoffnungsschimmer. Aber als ich dann in deinem Auto saß, kam mir alles so aussichtslos vor und da wusste ich nicht was ich tun sollte. Es überkam mich mit Macht".
Ich sah sie an.
Sie sprach weiter: "Es kam so überraschend und schien so endgültig. Da stürzte für mich eine Welt ein".
"Wie das"?, frage ich.
"Ja, das ist eine längere Geschichte", begann sie weiter zu erzählen, "Du kennst doch Heribert Gingster"?.
Damit konnte ich schon was anfangen. Dieser Typ war mir einige Male über den Weg gelaufen. Meistens in der Kneipe gegenüber, Schlössers Weinhaus. Dort hatte ich mit Kate manchmal einen Schoppen getrunken und wir haben uns dabei unterhalten.
Er tauchte dort häufiger auf. So ein richtiger Angeber in einem etwas auffälligem Autfit. Ein Haufen blonder Haare auf dem Kopf, die wohl mit Schmierseife gestriegelt waren. Jedes Mal mit einer anderen Mieze, mal blond, mal dunkel oder auch rot und klopfte große Sprüche. Ein Angeber halt. Ich kann nicht behaupten, dass er mir sympatisch ist.
Sie sprach weiter: "Eigentlich war es ja nur wegen dem Haus von meiner Tante Frieda. Richtig Großtante, sie war die Schwester von meinem Großvater. Na ja, der und meine Großmutter waren schon früh gestorben, ich habe sie eigentlich nicht richtig gekannt. So nahm sie die Rolle der Großmutter bei mir ein. Und als Kind durfte ich in den Ferien in ihrem Haus bei ihr wohnen".
"Wie schön", fügte ich ein, nur um überhaupt etwas zu sagen.
Aber schon sprach sie weiter: "Später dann hab ich sie lange nicht gesehen. Du weist schon, wegen des Studiums und dann wegen der Arbeit und so.
Naja, dann bekam ich den Job hier in der Stadt. Der wurde auch ordentlich bezahlt.
Was lag es da näher auch Tante Frieda zu besuchen. Allerdings lebte sie da schon in der "Herberge für alte Jungfern". So jedenfalls hat sie das Stift immer bezeichnet".
Sie erzählt weiter
Sie machte eine Pause und sah mich an, als wolle sie wissen, ob ich denn auch zuhöhre.
Ich war ganz Ohr.
So fuhr sie fort: "Dann, so Anfang des Jahres wurde sie Krank. Ich wollte da öfter bei ihr sein. Ich gab meine Stellung auf. Ich habe da gut verdient, und das kam meinem Konto zugute. Eine ordentliche Abfindung habe ich auch noch ausgehandelt.
Mit einem Male aber wünschte sich meine Tante zurück in ihr Haus. Ich wusste gar nicht, dass es ihr noch gehört oder auch nicht. Egal, wir zogen dort ein.
Du musst dir vorstellen, es stand die ganze Zeit leer. Das waren einige Jahre und dem entsprechend sah es auch aus und vieles war auch im Argen.
Also geschrubbt und geputzt, gemacht und getan und dann konnte man sich einigermaßen darin aufhalten.
Tante Frieda blühte richtig auf, und ich dachte, es kehrt sich alles zum Guten. Natürlich barg das Haus auch für mich eine Reihe von Kindheitserinnerungen. Ich denke Sie hatte glückliche Tage. Sie erzählte mir auch viel von ihrer Vergangenheit".
Sie blickte auf.
Und ich sah, wie ihre Augen feucht wurden.
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Der Gangster
Eine einsame Träne rollte auf ihrer Wange entlang.
"Dann, als im Park die ersten Blätter gelb wurden", berichtete sie weiter, "ist Tante Frieda eingeschlafen".
Sie seufzte.
"Nun, da hatte ich eine Menge zu tun, das kannst du dir ja denken".
Ich nickte ihr zustimmend zu.
"Doch dann, als ich etwas wieder zur Ruhe kam, musste ich mich um die Post kümmern, die ich in dieser Zeit vernachlässigt hatte. Es waren doch eine Menge Beileidsbekundungen eingegangen von mehr oder weniger wichtigen Leuten, die aber alle eine Danksagung erhalten sollten.
Ja, und da war er nun. Der Brief vom Stift. Ganz schön dick und viel Papier. Viele Seiten mit ellenlangen Zahlenkolonnen und dann stand da noch was von dem übertragenem Haus als Sicherung und am Ende, "den verbleibenden Betrag bitte ich unverzüglich anzuweisen". Aber soviel Geld hatte ich ja nicht.
Ich rief beim Stift an und sagte, dass ich das nicht bezahlen kann, die aber bestanden darauf.Â
Ach was sollte ich nur machen.
Ich war verzweifelt und wusste nicht ein noch aus. Ich fuhr in die Stadt und wollte einen Fragen. Doch aber wen?. So landete ich in dem Weinhaus.
Hinten in der Ecke starrte ich recht depressiv in mein Glas und da kam Heribert und wollte mich trösten.
Na ja, da habe ich ihm von dem Brief erzählt, und dass ich das eben nicht zahlen könne.
"Zeig mal her"1., sagte er und meinte dann, das wäre ja so schlimm auch nicht. Er wolle das für mich regeln. Allerdings müsse ich ihm eine entsprechende Vollmacht unterschreiben.
Anderntags kam er und ließ mich einige Blätter unterschreiben und ich musste ihm sagen wie viel Geld ich denn zur Verfügung hätte.
"Na das ist ja auch ordentlich was", sagte er, "damit lässt sich ja so einiges regeln",
Darüber sollte ich ihm einen Scheck geben. Alles was ich hatte setzte ich ein und war froh, dass es so seine Erledigung fand.Â
Nach einigen Tagen erschien er wieder und verkündete mir, dass es auf dieser Basis wohl gelingen könnte.
Nun Gestern kam er wieder und verkündete die frohe Botschaft und dass nun gegen mich keine weitere Forderung mehr bestehe. Gab mir auch den Brief wieder, den ich vom Stift erhalten hatte. Er legte ihn auf den Tisch und dann ging er wieder".
Sie machte eine Pause.
"Und weiter"? fragte ich darauf.
Da brach es aus ihr heraus.
"Dieser Gangster, dieser Elendige, der will sich alles unter den Nagel reißen und ich hab das ganze Desaster weiter am Hals. Es ist zum Verzweifeln. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll, ich bin am Ende".
"Wie das"?, fragte ich überrascht.
"Nun, er hatte wohl einen zweiten Brief, der aber nicht für meine Augen bestimmt war, aus versehen mit auf den Tisch gelegt. Es war ein Schreiben eines Notars an ihn persönlich. Dieser schrieb, nachdem er eine Quittung von mir über seine die Zahlung des Kaufpreises bei ihm hinterlegt hätte, wäre der Kauf nur noch Formsache und er schicke einen Entwurf des Vertrages gleich mit.
Hier, lies selbst".
Sie kramte in ihrer Tasche und nach einer Weile brachte sie den Brief hervor.
Retten, was zu retten ist
Nun hatte ich das besagte Schreiben in der Hand.
Es war ein ganz normaler Kaufvertrag des Heribert Gingster für das Haus der Tante worauf  bereits der Kaufpreis von mehr als einer halben Million Euro geflossen ist.
"Hast du den anderen Brief auch"?, fragte ich und streckte meine Hand über den Tisch.
Wieder ein Gesuche in der Tasche. Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, was Frauen darin unterbringen.
Doch dann kam der besagte Brief zutage. Es war schon ein sehr umfangreiches Schriftstück. Es war nur ein kurzes Anschreiben in dem unter anderem mitgeteilt wurde, dass das Wohnstift auf die dingliche Sicherung des Hauses künftig verzichten wird und die Voraussetzungen zur Löschung dieser Eintragung schaffen wird.
Dann folgte akribisch aufgelistet über mehrere Seiten das das Konto von Tante Frieda vom ersten bis zum letzten Tag der Berechnung. Der  mit einem erheblichen Betrag abschloss.
Auf der letzten Seite wurde dann die Bitte geäußert, für einen Ausgleich des noch ausstehenden Betrages zu sorgen.
Nun sah es auf den ersten Blick tatsächlich so aus, als sei dieser Betrag noch zu entrichten. Doch nach genauer Betrachtung stelle ich fest, das ein oder gar zwei Seiten fehlten. Die aber könnten des Rätsels Lösung enthalten.
Ich griff zum Telefon. Die Stifftsverwaltung klärte mich auf. Es seien einige Zusätzliche Medizin-kosten angefallen, die noch zu erstatten währen und ich schrieb mir diesen Betrag auf.Â
Auf dem Zettel standen 1.263,94 €.
Dann wählte ich die Nummer des Notars und teilte ihm mit, dass ein Verkauf des Hauses nicht stattfindet.
Kate sah mich fragend an.
Ich schob den Zettel über den Tisch.
"Was ist das"? fragte sie.
"Das ist der Betrag den du nicht bezahlen konntest".
"Das Bisschen"!, war ihr Ausspruch.
Da der Tag nun schon fortgeschritten war, beschlossen wir den Fresstempel aufzusuchen. Als wir dann endlich gehen konnten klingelt das Telefon. Es war Egon. Wir verabredeten uns für den Abend  im Weinhaus.
Nachdem wir dort etwas verspätet dort eintrafen, denn wir mussten ja auch zu dem Haus, damit Kate sich neu einkleiden konnte, war Egon schon da.
Natürlich sollte er erfahren was Kate geschehen war und er bekam eine Kurzfassung von Kate, die dann aber erwähnte, dass nun auch gerne ihren Scheck wieder bekommen möchte.
Als er dann erfuhr, dass es sich dabei an die 300.000,00 € handeln würde, wurde er richtig erbost über den Gingster.
Während er sich noch darüber ausließ kam der Kerl herein und war wieder in Begleitung.Â
Er war nicht zu halten. Flugs hatte er ihn am Jackett. Es gab eine ordentliche Rangelei. Der Wirt blickte schon sorgenvoll in die Richtung. Aber strahlend kam Egon zurück. Er legte, wenn auch arg zerknittert, Kate den besagten Scheck auf den Tisch.
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