Biografien & Erinnerungen
Anekdoten eines medizinischen Abklärungsdschungels

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"Anekdoten eines medizinischen Abklärungsdschungels"
Veröffentlicht am 13. Oktober 2010, 18 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Anekdoten eines medizinischen Abklärungsdschungels

Anekdoten eines medizinischen Abklärungsdschungels

Beschreibung

Anekdoten und Erlebnisse während jahrelang dauernden medizinischer Abklärungen und Therapieversuchen.

 

Auf der Notfallstation

Einweisung ins Spital zu einer genauen stationären Abklärung der Beschwerden. Auf der Notfallstation werden die üblichen Abklärungen durchgeführt. Alle Untersuchungsresultate sind normal, die Laborwerte gut. Die Schlussfolgerung der Oberärztin: „man kann auch mit guten Werten sterben...“ Man tut gut daran, diese Aussage nicht zu wörtlich zu nehmen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rückweisung an die Hausärztin

Weiterführende Untersuchungen können ambulant durchgeführt werden und sollen durch die Hausärztin in die Wege geleitet werden. Der Schlusssatz der Rückweisung lautet „um ein Feedback nach erfolgten Abklärungen wären wir in diesem interessanten und zur Zeit noch unklaren Fall sehr dankbar.“! Das war ja wohl nicht die Idee der Spitaleinweisung!

 

 

 

 

Beim Lungenspezialisten

„ Ich verlasse mich auf die medizinischen Resultate, die sind objektiv. Ihr Befinden ist subjektiv und damit sozusagen ihr Problem....“! So kann man‘s auch sehen!

 

Beim Herzspezialisten

Alle kardiologischen Abklärungen bringen gute Resultate. Nach einer Weile die unvermittelte Frage: „Haben Sie Wellensittiche? Dann haben Sie eine Vogelzüchterkrankheit, das heisst eine Alveolitis durch von Vögel übertragene Viren. Das führt zu belastungsabhängiger Atemnot, trockenem Husten und subfebrilen Temperaturen! Ohne weiteren Kontakt zu den Vögeln heilt es innert zweier Wochen ab. Sicherheitshalber machen wir noch eine Blutuntersuchung.“

Was für eine Erleichterung, endlich eine Diagnose zu haben, und zudem noch so einfach zu behandeln! Die Wellensittiche werden umgehend verschenkt, die Umgebung gereinigt. Nach zwei Wochen ohne Besserung der Laborbefund: alle Blutwerte sind normal, es ist keine Vogelzüchterkrankheit.....dann muss es doch etwas anderes sein! Die Enttäuschung ist riesig, es wäre ja auch zu einfach gewesen....

 

 

Bei der Drogistin

Nach einer einstündigen Abklärung bei einer Drogistin, meint sie am Schluss „ so wie ihr heutiger Zustand ist, passt er überhaupt nicht ins Bild, das ich mir von ihnen in normalen Zeiten mache. Ich sehe keine Ursache in ihrer Lebensführung und Lebenseinstellung und kann mir nicht erklären, woher dieser Energieverlust kommt.“ Das hab ich doch schon irgendwo mal gehört?!?!?

 

 

 

Einhellige Meinung

In einem sind sich sämtliche Mediziner einig: „ etwas stimmt nicht, das ist klar ersichtlich, aber WAS hab ich keine Ahnung, ich kann nur sagen was es alles nicht ist.“ Und „Mit dem heutigen Stand der Medizin ist zum jetzigen Zeitpunkt keine Krankheit nachweisbar“. So bleibt alles offen, und entweder entwickelt sich die Medizin weiter oder aber die Krankheit...

Also doch ein interessanter Fall! Nur hab ich davon nicht all zu viel!

 

 

 

Im China Med Zentrum

Nach einem halbstündigen Anamnesegespräch meint die westliche Ärztin: „ich bin froh, muss ich keine Diagnose oder Therapie erstellen, ich hätte keine Ahnung, was es sein könnte! Aber immerhin haben sie keine ernsthafte Erkrankung im Hintergrund, und so können sie alle möglichen Therapien ausprobieren, vielleicht hilft einmal etwas.....und bis in 20 Jahren haben vielleicht viele Leute die gleichen Beschwerden wie sie, und dann hat es einen Namen und sie wissen was sie haben....“ Im Grunde genommen eine richtige Aussage, doch will ich die nächsten 20 Jahre tatsächlich eine Vorreiterrolle spielen? Schöne Aussichten!

 

 

Beim Chinesischen Arzt

„Sie haben eindeutig einen Energie- und Blutmangel, Leber-, Nieren- und Milzmeridian sind geschwächt. Aber weshalb weiss ich nicht, und das kommt in der chinesischen Medizin relativ selten vor. Klären sie also weiterhin klassisch ab, ob eine organische Erkrankung vorliegen könnte. Wenn dem nicht so ist, dann ist die Ursache beim vegetativen Nervensystem, und das ist harmlos...“

 

 

 

In der Bioresonanz

Nach monatelangen Abklärungen und Therapien auf allen Ebenen ohne sichtbaren Erfolg, frage ich mich, weshalb es nicht bessert. Die Antwort: „wenn mir nicht immer jemand dreinpfuschen würde, wäre es schon lange besser.....“ Ich kann mir nicht vorstellen, dass Massnahmen, bei welchen ich das Gefühl habe, sie helfen mir, mich im Heilungsprozess hindern.....brauch ich das? So alleinseeligmachend ist diese Therapie nun auch nicht.....

 

 

Der Draht nach oben

Mehrere telefonische Kontakte mit einer Klosterfrau, welche alte Blockaden auflöste und meine Energien wieder zum Laufen brachte, haben mir zu Beginn jedes Mal geholfen. Ich fühlte mich erleichtert, konnte befreiter Atmen und hörte die Vögel wieder singen. Doch zu einer länger dauernden Besserung kam es auch damit nicht.

Nach einigen Telefonaten meinte sie „sie sind in die 5. Dimension aufgestiegen, ihr Licht strahlt 25km weit. Sie haben nun direkten Zugang zur göttlichen Quelle und brauchen daher meine Hilfe nicht mehr.“ Entweder ich rufe zu wenig laut, oder höre schlecht, .....oder habe einfach noch zu wenig Geduld....

 

 

Auf dem Laufband

Laktatleistungstest in der Aeskulapklinik. Auf dem Laufband wird die Geschwindigkeit von 3 km/h alle drei Minuten gesteigert bis 7 km/h, dazwischen werden Blutdruck und Puls, Sauerstoffgehalt des Blutes und Laktat gemessen. Zum Schluss bin ich völlig erschöpft, habe Mühe mit Atmen und Schwindel und kann mich kaum auf den Beinen halten, den Rest des Tages habe ich Kopfschmerzen. Auch nach Belastungsende steigt das Laktat weiterhin an als Folge eines Sauerstoffmangels. Der durchführende Physiotherapeut meint darauf hin, das deute auf ein Anstrengungsasthma hin, das hätten auch viele Spitzensportler (?!?), das lasse sich einfach mit Therapie und Atemübungen behandeln....allerdings führt ein Anstrengungsasthma nicht zu Müdigkeit und Erschöpfung.....ganz so einfach ist es leider nicht!

 

 

Neurologische Uniklinik

Zur genaueren neuromuskulären Abklärung werde ich an die Neurologische Uniklinik überwiesen. Der Arzt befragt und untersucht mich, bespricht es mit dem Oberarzt, welcher mich ebenfalls befragt und untersucht. Bei diesen Untersuchungen sei keine Ursache feststellbar, ebenfalls hätten die Abklärungen vor 1 ½ Jahren nichts ergeben. Ob ich trotzdem genauere Abklärungen wolle oder lieber zuwarten, die Wahrscheinlichkeit, dass eine Erklärung für meine Beschwerden gefunden werde, sei gering! Weshalb wohl wurde ich überwiesen? Zum Zuwarten? Oder weil eine Diagnose offenkundig ist?

 

 

In der Aeskulapklinik

Nach einem Jahr in der Aeskulapklinik mit vielen Abklärungen und Therapien, aber leider ohne sichtbare Verbesserung meint die Ärztin „ etwas verschleiert sich, ihr Körper hat auf Überleben geschaltet und ist zu keiner zusätzlichen Leistung bereit, und bisher haben wir es nicht geschafft, ihn aus seiner Reaktionsstarre zu reissen. Ein Krebsleiden ist einfacher zu behandeln, da weiss man wenigstens, was es ist und welche Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen....!“ Ich bin trotzdem froh, keine lebensbedrohliche Krankheit im Hintergrund zu haben...

 

 

Eine weitere frustrierte Aussage bezüglich meiner immer wiederkehrenden Erschöpfung und Atemprobleme schon bei kleinster Anstrengung: „Man kann sie doch nicht nur noch im Rollstuhl herum schieben, nur dass sie sich nicht allenfalls überanstrengen könnten!“

 

Einige Monate und erfolglose Therapieversuche später meint die Ärztin, „ich habe mit meinen Kollegen alle erdenklichen und noch so seltenen Möglichkeiten durchdiskutiert, wir haben alles versucht ohne dass ihr Körper darauf positiv reagiert hätte, ich weiss nicht wo ich sie noch hinschicken kann, wir haben ihnen nichts mehr zu bieten!“ Übrig bleibt grosse Ratlosigkeit, wenn nicht hier, wo sollte mir sonst geholfen werden können?!?

 

Erneute neurologische Abklärungen

Auch nach drei Jahren haben sich meine Beschwerden trotz verschiedener intensiver Behandlungen weiterhin langsam aber kontinuierlich verschlechtert, sodass mich meine Hausärztin zu einer weiteren neurologischen Abklärung stationär ins Spital einweist. Nach den Grunduntersuchungen, die sich über mehrere Tage dahinziehen und nachdem immer wieder ein anderer Arzt zuständig ist, meint die Oberärztin, alle Untersuchungen seien gut und sie hätten dadurch auch keinen Grund nach selteneren Erkrankungen zu suchen. Ich könne sicher sein, dass ich organisch gesund sei und brauche mir nun deswegen keine Sorgen mehr zu machen. Aber es sei ihnen aufgefallen, dass ich häufig müde sei und viel schlafe – ach ja? Hab ich noch gar nicht bemerkt...!! – ich solle doch einfach das Psychopharmaka erhöhen, dann sei ich bestimmt weniger müde!

 

 

Paffff, das sitzt! Ich erkläre ihnen, das hätten wir natürlich längst versucht, zudem sei ja die Müdigkeit eines meiner Hauptsymptome, und ich hätte die ganzen Untersuchungen bestimmt nicht auf mich genommen, wenn meine Probleme mit der Erhöhung des Psychopharmakas behoben werden könnten. Darauf meinten sie lapidar, sie hätten nur den Auftrag gehabt, auf eine neurologische Erkrankung zu untersuchen, sie hätten ihre Aufgabe erfüllt, sie würden sich nicht mehr in die weiteren Therapien einmischen, das sei Sache meiner Hausärztin...!

Da wird jedes Auto, das zu einem Service mit Ölwechsel in die Garage gebracht wird, liebevoller behandelt!!!

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climbim

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climbim Oh HImmel... - Liebe Gunda
ja, die ganzen Vorkomnisse sind - leider - autobiographisch... Es ist toll, organisch gesund zu sein, nur schade wenn man nichts davon bemerkt - jedenfalls fühlte sich das "gesund sein" früher ganz anders an... Den Humor konnten sie mir zum Glück bisher grösstenteils nicht nehmen, an etwas muss man sich ja noch festhalten können ;)
Danke für dein Mitgefühl, auch wenn ich mir tatsächlich davon nichts kaufen kann, so hilft es trotzdem über die Runden zu kommen!
liebe Grüsse
Climbim
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Oh Himmel ... - ... das klingt ja furchtbar.
Aber das Verrückte daran ist, dass ich (allerdings nur als mittelbar Betroffener) deinen Frust absolut nachvollziehen kann, Climbim. Meine Mutter ist seit 50 Jahren krank ... und alle medizinischen Abklärungsversuche enden mit der gleichen Aussage: Freuen Sie sich, organisch sind sie völlig gesund ... Das tröstet natürlich ungemein, wenn man jeden Tag meint, der Kopf könnte einem platzen wie eine Melone und der darin befindliche, laut rauschende Ozean sich seinen Weg suchen ... Und manchmal liegt dann sogar die Hoffnung darin, die Schmerzen wären dann endlich vorbei ...
Ich vermute mal, dein Text hat einen autobiografischen Hintergrund. Du hast mein tiefstes Mitgefühl - auch wenn du dir damit nichts kaufen kannst. :o)

Zum Schreibstil: Trotz des ernsten Inhaltes konnte ich mir bei deinen trockenen Bemerkungen jeweils am Ende der einzelnen "Diagnosen" ein Schmunzeln nicht verkneifen. Deinen Humor hast du im Dschungel offensichtlich nicht verloren :o)) Lieben Gruß
Gundae
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