Humor & Satire
Fix und Fox

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"Fix und Fox"
Veröffentlicht am 07. Oktober 2010, 10 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Bisher von mir erschienen im Verlag neun9zig Liebe mbH ISBN 978-3-944907-00-0 Querfeldein ISBN 978-3-944907-02-4 Beide Bücher leider komplett ausverkauft. Noch erhältlich bei Amazon, Verlag neun9zig oder direkt bei mir: Quertextein und hinterm Komma links ISBN 978-3944907215 Kontaktaufnahme über meine Homepage: http://quertextein.jimdo.com/
Fix und Fox

Fix und Fox

Beschreibung

Eine weitestgehend wahre Geschichte, lediglich aus dramaturgischen Gründen um einige Details aufgehübscht ... Und die Namen sind natürlich frei erfunden :o)

 

„Nun schwing die Hufe!“


Entgegen der landläufigen Meinung, die Schuld für das zu späte Erscheinen eines Paares bei irgendwelchen Feierlichkeiten läge grundsätzlich im Schminkverhalten der Frau begründet, ist es in unserer Beziehung der männliche Teil, der eben noch mal schnell unter die Dusche springen muss, während frau bereits perfekt gestylt und mit dem Blumenstrauß in der Hand ungeduldig in der Diele vor sich hinpfeift und mit den Fingern auf dem Garderobentischchen trommelt.

Demonstrativ blickte ich mit gerunzelter Stirn auf die Uhr, als mein Gatte endlich geruhte, mit noch halb feuchtem Haar die Treppe herunterzukommen.

 

„Was denn? Müggefelds sind auch nie pünktlich!“

Wenn ich eines überhaupt nicht ausstehen kann, dann den Versuch, anderen ihr Fehlverhalten vor Augen zu führen, indem man es imitiert. So etwas kann nur nach hinten losgehen.

 

Acht Minuten Fahrt lagen vor uns und etwa ebenso viel Zeit waren wir bereits jetzt zu spät dran. Den Dialog, der sich im Auto zwischen Fahrer ('“Ich hin – du zurück. Ist doch fair, oder?“) und Beifahrerin („grummel“) entwickelte, erspare ich dem Leser. Den kann sich ohnehin jeder ausmalen, der mindestens in eheähnlicher Gemeinschaft mit jemandem zusammenlebt, der nicht dem eigenen Geschlecht angehört.

 

„Da seid ihr ja endlich. Na, ihr habt Glück, dass noch etwas zu essen übrig ist.“

 

Mit hochrotem Gesicht öffnete unsere Freundin Lydia uns die Eingangstür ihres neuen Hauses und ließ sich von uns je ein Küsschen links und rechts neben das Ohr hauchen. Erwin und ich tauschten einen verwunderten Blick. Hatten wir etwa den Hinweis „Achtung, Essen pünktlich 19.00 Uhr und nur solange Vorrat reicht“ auf der Einladung zur „Housewarmingparty“ übersehen? Eine Viertelstunde Verspätung war ja nun wirklich nicht die Welt ...

Lydia dackelte vor uns her in Richtung Esszimmer, aus dem uns bereits vielstimmiges Geplapper und Gelächter entgegenschlugen. Nach gefräßiger Stille klang das ja nun irgendwie auch nicht. Hatten die anderen etwa das Buffet bereits geplündert und waren nunmehr zum gemütlichen Teil des Abends übergegangen?

Weit gefehlt. Bestecke und Teller lagen noch unbenutzt auf dem Esstisch und die Gäste standen locker plaudernd in kleinen Gruppen herum.

 

„Es ist nämlich so ...“, begann Lydia und lief schon wieder rot an. Es stand ihr entzückend.

„... dass Fix und Foxi, äh, ich meine Fix und Fox, also dass ...“ Sie stotterte und ich warf einen schnellen Seitenblick auf die Setter des Ehepaares Meyerhoff (er Philosoph … wie auch immer man damit Geld verdienen kann … sie Grundschullehrerin). Die beiden Vierbeiner standen dicht aneinandergedrängt in einer Ecke des Esszimmers über einen Trinknapf gebeugt und schlabberten, was das Zeug hielt. Patricia, kapriziöse Siamdame und eindeutig die verhätschelte Prinzessin im Hause Müggefeld, hatte sich klugerweise in einen anderen Raum verzogen.

„Also jedenfalls hat Olaf die Küchentür einen Spalt offengelassen“, fuhr Lydia nun hastig fort, „und die Hunde haben das ausgenutzt und sich über das Kassler hergemacht. Ich hatte doch die Platte auf den Boden gestellt, weil auf dem Küchentisch kein Platz mehr war und … na, nur gut, dass der Schweinebraten oben auf der Anrichte stand, sonst ...“

 

Der Rest ging in undeutliches Gemurmel über und Lydia war die Peinlichkeit, uns eventuell nicht satt zu bekommen, deutlich anzusehen. Die Viecher hatten sich also an dem Kassler gütlich getan und soffen deshalb jetzt literweise Wasser, als gäbe es kein Morgen mehr.

Etwas, das auf Olaf vermutlich zutreffen würde, wenn ich Lydias Blick richtig deutete, mit dem sie ihren Mann bedachte.

 

„Nehmt doch bitte Platz!“

Der an dem ganzen Dilemma Schuldige balancierte etwas ungeschickt zwei Glasteller mit appetitlich anmutenden Vorspeisen, bevor er sie auf den Tisch stellte. Hmmm … geräucherte Forelle und Heilbutt und Knoblauchgarnelen, verziert mit Zitronenscheiben, auf denen Häufchen von Kaviar thronten … Und eine Eierplatte, bei der mir das Herz aufging: Gefüllte oder mit Remouladetupfen garnierte, von Olivenscheibchen und Petersilienblättchen gekrönte Eihälften waren auf einem zartrosa Spiegel von Lachsmousse angerichtet.

 

Wir setzten uns. So weit, so gut.

 

Dann kam Lydia.

 

Mit dem Schweinebraten.

 

Dachziegelförmig waren die Bratenscheiben auf der Platte angeordnet und einige Pfirsichschnitze, zu einer Blüte drapiert, schmückten die eine Ecke der Servierplatte, dekorativ umgeben von drei rötlichen Fleischstücken, die nicht recht zum Rest des Bratens passten.

 

„Das ist alles, was Fix und Fox vom Kassler noch übriggelassen haben“, piepste Lydia.

 

Ich schluckte trocken und blickte zu Erwin, der große Mühe hatte, seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten. Rasch griffen wir zu zwei der am weitesten von dem Kasslerrest entfernt liegenden Schweinebratenscheiben und hielten uns ansonsten an die wirklich leckeren Vorspeisen und Salate.

 

Der Rest des Abends verlief in angenehmer Atmosphäre. Gegen Mitternacht brachen die ersten Gäste auf und auch ich begann, auffordernd mit dem Autoschlüssel zu spielen. Oh Wunder, mein Mann verstand die versteckten Zeichen …

 

„Un imma dran denken, schschschööön die Küchentür sssumachen“, nuschelte er undeutlich und blies Lydia zum Abschied seinen Whiskey geschwängerten Atem ins Gesicht. „Nich, dass Patrisssia uns beim nächsten Mal das Hähnchen wechfrissst ...“

 

„Ach wo“, strahlte Lydia. „So etwas macht unsere Patricia nicht. Die leckt höchstens die Remoulade von den Eiern.“

 

Unsere Freunde sind seitdem wesentlich häufiger bei uns zu Gast als umgekehrt.

 

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Über den Autor

Gunda



Bisher von mir erschienen im Verlag neun9zig

Liebe mbH
ISBN 978-3-944907-00-0
Querfeldein
ISBN 978-3-944907-02-4

Beide Bücher leider komplett ausverkauft.

Noch erhältlich bei Amazon, Verlag neun9zig oder direkt bei mir:
Quertextein und hinterm Komma links
ISBN 978-3944907215

Kontaktaufnahme über meine Homepage: http://quertextein.jimdo.com/

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Gunda Re: Oh... -
Zitat: (Original von Christina_Maverik am 13.01.2011 - 16:02 Uhr) Du ärmste... wahrscheinlich hast Du die Eierhälften nachher freiwillig wieder von Dir gegeben? Aber mal ganz im Ernst.. welche halbwegs gescheite Frau, die ein Haustier hat, lässt einen Braten auf dem Küchenboden stehen..
Hab mich superköstlich amüsiert.. toll geschrieben.
LG Christa-tina



Das Schlimme ist, die Geschichte ist nicht erfunden, Christa ...

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Christina_Maverik Oh... - Du ärmste... wahrscheinlich hast Du die Eierhälften nachher freiwillig wieder von Dir gegeben? Aber mal ganz im Ernst.. welche halbwegs gescheite Frau, die ein Haustier hat, lässt einen Braten auf dem Küchenboden stehen..
Hab mich superköstlich amüsiert.. toll geschrieben.
LG Christa-tina
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Öfters mal was anderes! -
Zitat: (Original von Joker am 27.10.2010 - 20:36 Uhr) Mit Fastfood wäre das wohl nicht passiert! So ein "Hot Dog" bellt nicht und ist garantiert stubenrein, außer wenn manchmal was neben raus läuft...

Joker xD


*kicher*
Dir fällt auch überall was zu ein, was?

Danke und lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: +++++ -
Zitat: (Original von Quatscha am 14.10.2010 - 01:57 Uhr) Nice.



lach ... Ich liebe derart ausführliche Kommentare.
lg
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Quatscha +++++ - Nice.
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Re: Re: Hhhmmm, das klang aber alles lecker -
Zitat: (Original von Gunda am 08.10.2010 - 12:05 Uhr)
Zitat: (Original von baesta am 07.10.2010 - 22:35 Uhr) ein Glück, dass ich keinen Hund habe und mein Kater mag solche Sachen gar nicht. Aber so wird man auch Gäste los..........
Nett geschrieben.

Liebe Grüße
Bärbel



... da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht ... Vllt sollte ich das nächste Mal bei unliebsamen Gästen einfach darauf hinweisen, dass mir beim Plattenzubereiten ... eine Kakerlake über den Schinken gelaufen ist? Ähm ,,. ;o)

Danke und lieben Gruß
Gunda




Auch ne Idee, jetzt, wo alles immer teurer wird (lach)......
Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: hallo gunda -
Zitat: (Original von raimund am 08.10.2010 - 12:22 Uhr) nun brauchte ich schon zwei tage um deine geschichte zu lesen ,
manches braucht seine zeit .
ungewöhnlich finde ich , dass dein mann länger braucht als du , möglich dass du früher angefangen hast dich in schale zu legen .
egal .
das essen nun ja ich glaube ich selbst hätte nichts gegessen , weil ich mir bestimmt gedacht hätte , wenn einer so blöd ist und essen auf den boden stellt wo hunde im haus sind , der achtet auch nicht auf das andere .
aber noch schlimmer ist es andere zu erzählen .
nun ja , ich denke die eier haben dir geschmeckt oder hattest du doch ein leichtes unbehagen im magen .

so meine liebe gunda mein kommi ist nicht so lang .
aber du hast es wie immer immer wieder
gundahaft
gebracht .
lieben gruß zu dir rainer



Grins: Ich habe auch extra ewas langsamer geschrieben, damit du dir beim Lesen mehr Zeit lassen kannst ;o)))

Nee, ich meinte nicht, dass Männer u.U. LÄNGER brauchen als ihre Frauen, sie planen einfach kurzfristiger - und damit hin und wieder außerhalb des verfügbaren Zeitrahmens :o)

Lach ... der Spruch mit der Remoulade kam ja erst am ENDE der Veranstaltung, lieber Rainer! Und was das "Erzählen" angeht, hast du wohl Recht ...

Lieben Gruß und Dank
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Ach lass ma, Junda, ... -
Zitat: (Original von pekaberlin am 08.10.2010 - 11:52 Uhr) ... Katzenspucke iss nich so eeklich wie Hundesabba! Und außadem ooch antiseptisch - also keene Jefahr - (watt meenste warum Katzen nich so stinken wie Hunde).
Also fahrt ma wieda hin, zurückfressen, watt Euch wegjefressen wurde!

Liebe Grüße Peter



Na ja, diese Anekdote liegt schon über 20 Jahre zurück, Peter. Inzwischen haben sich die gemeinsamen Horizonte ein wenig verschoben.

Lieben Gruß
Gunda

PS: Gut angekommen???
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Wie aus dem Leben! -
Zitat: (Original von Epilog am 08.10.2010 - 04:21 Uhr) Erinnert mich an unseren Foxterrier Ben (Friede seiner armen Seele) der bei einem Besuch bei meiner Mutter ihren so beliebten Käsekuchen aufgefressen hatte. Der Kuchen stand leider etwas tief im Regal der geöffneten Speisekammer.
Liebe Grüße
Rainer




Also ... ich habe bis zur Veröffentlichung meiner Geschichte eigentlich gedacht, das sei etwas, das man eigentlich nur selbst erlebt, aber die Anekdoten, die mir hier in den Kommentaren nachgereicht werden, liefern ja schon wieder Stoff für neue Geschichten ;o)

Lieben Gruß und Dank
Gunda
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