Kurzgeschichte
Liebe?

Es war ein schöner sonniger Morgen als ich mit meiner Labradorhündin Trixi zum täglichen "Gassi-Gang" aufbrach. Wie immer gingen wir zuerst Richtung Park um die nötigsten "Geschäfte" zu erledigen, hielten kurz bei Ali, den Kioskbesitzer an um mir meinen morgendlichen Kaffe zu besorgen und um mich über den neusten Klatsch und Tratsch der High Society zu Informieren. Anschließend kam das High Light für Trixi. Ab zum Strand!!! Gerüstet mit einem XXL Cappuccino und der neuen Glamour, machte ich es mir, im schon von der Sonne gewärmten Sand gemütlich, während Trixi lebensmüde in das eiskalte Meer sprang. Als Trixi sich scheinbar ausgetobt hatte, legte sie sich neben mich und badete zur Abwechslung nicht im kalten Wasser sondern in der warmen Morgensonne. Auch ich konnte mich nun endlich entspannen und fing an in meiner Glamour zu blättern.


Ganz vertieft in den neusten Gerüchten über Britney und Co. bemerkte ich nicht wie sich ein zweiter Labrador zu uns gesellte. Als ich unseren Besuch bemerkte, hatten sich Trixi und unser Gast schon angefreundet und nun bemerkte ich auch sein großgewachsenes, sehr gutaussehendes Herrchen auf uns zu kommen. "Aus Rocky!" befahl er mit strenger Stimme. " Ach lassen Sie die beiden doch, is´ doch niedlich" sagte ich und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Ich hätte heute zur Abwechslung ein neues T-Shirt anziehen sollen und „Harre-waschen“ wäre auch nicht schlecht gewesen. Ich versuchte so gut es ging meine Fettigen Strähnen zu ordnen aber bei der Briese vom Meer half nichts mehr und ich musste mich meinem Schicksal hingeben und hoffen das es ihm nicht auffiel wie ungepflegt ich aussah.


Scheinbar war dieser Adonis sehr gutaussehend aber blind. Er setzte sich zu mir und wir flirteten wie wild miteinander. Er hieß Tom, war Automechaniker, 34 Jahre alt, hatte keine Geschwister und ist vor kurzem erst in die Gegend gezogen. Ich konnte mir bildlich vorstellen wie er mit seinen zerrissenen mit Öl befleckten Jeans und seinem kleinen verschwitzen Hemd, aus einer Coca-Cola-light Dose trank. Aber hier am Strand war er ehr ordentlich gekleidet, die Jeans und das dunkel Blaue T-Shirt waren Blitz Blank und ganz.


Wir unterhielten uns über Gott und die Welt.


Als uns langsam die Mittagssonne zu verbrennen drohte, suchten wir Schutz im Schatten eines überdimensionalen Sonnenschirms in einem Café an der Strandpromenade. Die Hunde verstanden sich super und wir nahmen alle einen kleinen Snack zu uns. Auch hier erzählten wir uns unsere Lebensgeschichten und ich hatte das Gefühl diesen Mann mit seinen hypnotisierenden blauen Augen schon eine Ewigkeit zu kennen.


Dabei wusste ich nicht mal seinen Nachnahmen. Wir redeten und redeten und vergasen dabei völlig die Zeit. Als es zu dämmern begann, gingen wir noch einmal zum Strand.


"Ich fand es war ein absolut verrückter Tag. Mir ist noch nie jemand wie dir begegnet." Sagte er mit heisere Stimme. Mein Herz fing an wie wild zu schlagen und ich hatte keine passende Antwort parat außer ihn zu küssen. Wir küssten uns sehr lange und innig. Und ich wollte um nichts auf der Welt das dieses Gefühl der Glückseligkeit und der Geborgenheit endet. Aber das Schicksal wollte es anders.


Als es schon dunkel und kühl wurde beschlossen wir unsere Telefonnummern zu tauschen und verabredeten uns zu einem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen. Wir gingen noch ein Stück zusammen und trennten uns dann schließlich am Park.


Ich blieb noch einige Zeit auf der Parkbank sitzen um mir diesen wunderschönen Tag, mit diesen wunderschönen Menschen durch den Kopf gehen zu lassen. Als ich von der Bank aufstand um den Heimweg einzuschlagen hörte ich einen heftigen Knall und lautes Geschrei einer Frau. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter und die Angst war genauso überwältigend wie das Glücksgefühl das ich noch vor einer Sekunde spürte.


Ich rannte so schnell ich konnte zur Unfallstelle, aber als ich ankam war Tom und sein Labradorrüde schon tot. Sie wurden von einer Straßenbahn erfasst und waren auf der Stelle gestorben.


Ich werde diesen Tag mit den kurzen, glücklichen Momenten und den langen Schmerz im Herzen nach dem Unfall nie vergessen. Aber eine Frage geht mir seit dem nicht mehr aus dem Kopf.


War das die große Liebe?