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11. Kapitel: Gaunerzinken
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Raoul verfolgt die beiden Familien im Abstand von etwa 50 Metern, dabei sieht er, wie die Wittichs und Agatha mit ihren Kindern das Restaurant Au Cheval Noir betreten. Den Hund Balduin hatte Ludolf mitgenommen und ihn vor dem Restaurant angeleint.
„Die scheinen zuviel Geld zu besitzen, diese Wittichs!“, murmelt Raoul halblaut vor sich hin.
Raoul nähert sich vorsichtig dem Lokal und blickt durch das Fenster. Durch die Scheibe sieht er, wie Tische zusammen gestellt werden und beiden Sippen Platz nehmen.
Balduin verfolgt jede Bewegungen von Raoul und rümpfte die Nase. Am liebsten hätte der Hund sich auf Raoul gestürzt, doch seine Leine hinderte ihn leider daran. Raoul bemerkte dies zu seiner Genugtuung und raunte dem Hund hämisch zu; „Blödes Vieh, hättest mich wohl gern gebissen!“
Nachdem er eine Weile durch das Fenster geblickt hatte, wurde er von Frederik entdeckt, der mit der Hand zum Fenster deutet.
„Mist!“, zischt Raoul durch die Zähne.
Schnell zieht er seinen Kopf zurück und verschwand um die nächste Ecke.
Da rumpelt er mit jemanden zusammen.
„He, pass doch auf du Idiot!“, wird er von dem anderen zornig angesprochen.
„Was...was?“ , er blieb mitten im Satz stecken.
„Wen haben wir denn da? Ist das nicht der famose Raoul, der Spitzbube? Wohin wollen wir denn so eilig? Ich dachte du wärest mit deinem Kumpan längst auf dem Weg in den Norden?“, sagte der Fremde und hielt Raoul beim Kragen fest. Es war der Zigeunerkönig Ferdinand Rose, den Raoul angerempelt hatte.
„Entschuldigung!“, stammelt dieser und versucht sich aus dem festen Griff von Ferdinand zu befreien..
„Mach, dass du weiterkommst, du Dinnelo! Wer weiß, was du wieder ausgeheckt hast?“ Damit gibt er Raoul einen Stoss vor die Brust, dass dieser fast nach hinten fällt.
Langsamen Schrittes verschwindet Ferdinand um die nächste Ecke. Raoul blickte ihm zornig hinterher, hebt die Faust und knurrt zornig:
„Na warte, du Zigeuner, mich als Spitzbuben zu bezeichnen und selbst als „ziehende Gauner“ (Bedeutung von Zigeuner) verschrien sein!“
Ferdinand Rose kommt nach einigen Minuten Fußweg bei seinem Fuhrwerk an, steigt auf den Kutschbock und fährt in Richtung Rheinauen davon.
Die Roses hatten ihre Gespanne an der Rheinuferpromenade aufgestellt und verkauften dort Teppiche, Bürsten und Besen.
Ich möchte jetzt doch zu gerne wissen, was die Beiden Ganoven hier vorhaben, sprach Ferdinand in Gedanken zu sich selbst. Aber Ribeauvillè ist ja nicht groß, da wird mir der Wicht sicher noch mal über den Weg laufen, dachte er sich! Bei seiner Sippe angelangt sieht er, dass seine Leute bereits beim Einpacken waren.
„Jungs, haltet Eure Augen auf, hier ist irgend was im Busche. Wenn ihr einen der beiden folgenden Männer seht, gebt ihr mir sofort Bescheid!“ Ferdinand gibt darauf eine kurze Beschreibung von Raoul und Marcel ab.
Die Wittichs und auch die Familie von Urslingen hatten am Nachmittag noch recht gute Geschäfte getätigt und konnten mit dem Ergebnis des Tages sehr zufrieden sein.
Nachdem das Fest sich allmählich zu seinem Ende neigte, wurde die nicht verkauften Waren alle sorgfältig verpackt und auf dem Fuhrwerk verladen. Die beiden Esel hatten nun nicht mehr soviel zu schleppen, wie auf ihrem Weg hierher.
Balduin, der Hund folge Emma mal hierhin und mal dorthin, als wüsste er genau, dass er auf Emma aufzupassen habe.
Frederik und Bernadette von Urslingen luden inzwischen ihre Sachen ebenso in ihren Citroën und Emma half natürlich ihrem Frederik wo sie nur konnte. Seit ihrem Wiederfinden war sie nicht mehr von Frederiks Seite gewichen. Ihre Familie hatte dagegen nichts einzuwenden. Im Gegenteil, sie freuten sich über diese Fügung, zumal ihnen die Familie von Urslingen sehr symphatisch war.
Nachdem alles eingepackt war, verabredete man sich am folgenden Tag, für 11 Uhr im Weingut der Agatha von Urslingen.
Die Wittichs fuhren wieder zurück zu ihrem Lagerplatz auf die rechte Seite des Rheins, während Agatha nebst Frederik und Bernadette zu ihrem Weingut fuhren.
Der Abschied von Emma und Frederik, obwohl er doch nur bis zum nächsten Tag war, dauerte natürlich etwas länger, da man voneinander nicht loslassen konnte. Nachdem die beiden sich endlich zum Abschied nochmals zärtlich geküsst hatten fuhr man los.
An der Rheinbrücke angelangt, kommen ihnen von Rechts die Roses mit ihren Wagen entgegen.
„Brr!“, hält Ludolf sein Gespann an. „Rechts vor Links!“, ruft er Ferdinand zu.
„Hahiho!“, knallt dieser mit der Peitsche. „Wir treffen uns bei unserem Lagerplatz!“ Dann lenkt er sein Gespann rechts über die Rheinbrücke.
Nachdem alle Gespanne der Roses hinter Ferdinand aufgeschlossen hatten, folgt Ludolf mit seinem Doppelgespann hinterher.
Im Lager war alles in Ordnung. Ferdinand hatte einige seiner Leute zur Bewachung der beiden Lagerplätze zurück gelassen.
Von der Sippe der Herzberger war weit und breit nichts mehr zu sehen. Auch auf dem Pfifferfest war keiner von ihnen zugegen gewesen. Vermutlich waren sie wieder abgereist, da auf dem Fest alle Standplätze vermietet gewesen waren.
Nachdem die Wittichs ihren Lagerplatz wieder eingenommen hatten begaben sie sich zu den Roses. Nur Notburga und Gunther blieben zusammen mit dem Hund Balduin in ihrem Lager zurück. Zur Sicherheit hat sich Notburga den Karabiner von Ludolf geben lassen und diesen Schussbereit im Wagen neben sich liegen.
„Hallo Ferdinand, wie liefen deine Geschäfte dort unten am Rheinufer?“, begrüßt Ludolf den Zigeunerkönig Ferdinand bei seiner Ankunft im Lager der Roses.
„Bestimmt nicht so gut wie bei Euch! Euer Wagen ist ja fast leer!“
„Ja, wir hatten einen sehr guten Standplatz, direkt vor dem Schloss von Ribeauvillè!“
Wie seid ihr denn dazu gekommen?“
„Durch eine alte Kundin von mir, einer Frau von Urslingen!“
„Kommt her und nehmt Platz, es ist genug zum Essen da!“ Bei diesen Worten beißt Ferdinand ein Stück Fleisch von seiner Hühnerkeule ab.
„Es gibt heute Kachny!“ (von romani kaxni, kahni, „Huhn“)
„Wo habt ihr denn die Hennen her? Doch nicht etwa irgendwo als Sore mitgehen lassen?“
„Setzt dich her du Dinnelo, chi kalo sore!“ (chi kalo sore = wir essen kein Diebesgut)
Damit nahmen Ludolf, sein Frau Hedewig, Wilhelm, Maria und Emma am Feuer der Sinti platz.
Fernando deutet auf einen, über der Esse hängendem Topf und sagt: „Greift zu, es ist genug für alle da!“ Darauf greift er hinter sich und bringt eine 5 Literflasche Rotwein, in einem Bastkorb zum Vorschein.
„Prost!“, sagt er zu Ludolf und hält sich die Flasche selbst an den Hals. Nachdem er einen ordentlichen Schluck daraus genommen hatte, rülpst er kurz und gibt die Flasche weiter an Ludolf. Dieser nimmt ebenfalls eine Schluck aus der Flasche, rülpst ebenfalls kurz, was natürlich Sitte war und gibt die Flasche weiter an seinen Sohn Wilhelm. Auch dieser rülpst, nachdem er getrunken hatte
„Ich habe heute übrigens diesem komischen Kauz getroffen, diesen Raoul. Hätte mich beinahe umgerannt, der Idiot!“
„Wo hast du den denn angetroffen?“, fragt Ludolf.
„In Ribeauvillè, gleich um die Ecke eines Restaurants!“ gibt Ferdinand zur Antwort.
„Ach, dann war er es doch!“
„Was war er doch?“, fragt Ferdinand neugierig.
„Als wir zusammen mit den Urslingen zum Essen waren, hatte ihr Sohn Frederik jemanden am Fenster stehen gesehen, der uns beobachtet hatte!“
„Ja, das war mein Freund Frederik, der hat den Mann gesehen!“, mischt sich Emma ins Gespräch.
„Was sagst du da, Moß, (Moß = Mädchen, Frau, Dirne, von Mutze „Vulva“ und Musche „Hure“ je nach Betonung) du hast einen Freund?“
Da wendet Wilhelm ein:Â „Meine Schwester und dieser Frederik kennen sich bereits seit einem Jahr!“
„Also, dieser Spitzbube hat offensichtlich etwas über Euch ausbaldovert (ausgekundschaftet), das ist mir jetzt klar! Aber was?“, sagt Ferdinand.
„Um was es geht, das wissen wir auch nicht!“, meldet sich Maria schnell dazwischen, weil sie nicht wollte, dass Ferdinand etwas über ihre Urkunde erfuhr.
„Ich glaube, wir müssen diesem Gatsch (Kerl) und seinem Freund, dem falschen Herzberger, mal ordentlich auf die Finger schauen! Wenn ihr uns braucht sind wir sofort zur Stelle, Ludolf!“
Ludolf gibt Ferdinand die Hand und sagt: „Es kann gut sein, dass ich Dich und deine Mannen brauchen werde. Wie lange bleibt ihr noch in dieser Gegend?“
„Wir wollten eigentlich schon morgen Früh fort von hier, ihr doch auch, oder?“
Nein, wir bleiben ein paar Tage länger, wegen unserer Tochter und ihrem Freund!“
„Dann bleiben wir natürlich auch hier, so lange wie ihr wünscht und uns braucht! Wir lassen doch keine Familiemitglieder im Stich, auch wenn sie von der Sippe der Jenischen und keine Sinti oder Roma sind!“
Sie schlugen sich gegenseitig zum Schwur die Hände über Kreuz durch, und Ludolf konnte nun sicher sein, dass er zur jeder Tages und Nachtzeit die gesamte Sippe der Rose zur Verfügen hatte. In solchen Fällen konnte man sich auf alle Zigeuner untereinander verlassen.
Hin und wieder gab es auch Fehden unter Sinti und Roma oder mit den Jenischen, so wie er jetzt auch zwischen der Sippe der Rose und Herzberger herrschte.
Am anderen Morgen brachen die Wittichs ihr rechtsrheinisches Lager ab, gaben Ferdinand und seiner Sippe über ihren künftigen Aufenthaltsort kurz Bescheid und fuhren über den Rhein zum Weingut der Urslingen.
Agatha hatte gestern beim Mittagessen zu Ludolf gesagt, dass seine Familie bei ihr als Gast unterkommen könne so lange sie sich in Ribeauvillè aufhalten würden. Sie habe schließlich Emma in ihr Herz geschlossen, und auch ihrem Sohn Frederik zu Liebe würde sie sich darüber freuen die Familie Wittich bei sich zu haben. Ihre Familie besitze schließlich ein großes Haus und es seien noch genügend Zimmer vorhanden.
Pünktlich gegen 11 Uhr kommt Ludolf, wie verabredet beim Hof- und Weingut der Urslingen an.
Agatha, Bernadette und Frederik warten bereits im Torbogen auf die Ankömmlinge.
Kaum angekommen, springt Emma von dem noch fahrenden Fuhrwerk herunter und fallt, halb stolpernd, halb laufend, Frederik um den Hals.
„Willkommen meine Liebste“, begrüßt Frederik, Emma, „ich habe schon voller Ungeduld auf Dich gewartet!“ Hierbei küsst er Emma immer wieder auf den Mund.
„Hallo, ihr Zwei, wir sind auch noch da!“, unterbricht Agatha die beiden.
„Guten Morgen alle zusammen!“, sagt Agatha wobei sie von einem zum anderen geht und jeden herzlich mit einem Händedruck begrüßt. Bernadette begrüßte ebenfalls jeden einzeln. Frederik schließt sich dem an, nachdem Emma mit einer Umarmung von Agatha und Bernadette extra willkommen geheißen wurde.
„Kommt alle mit ins Haus, wir haben heute Sonntag, ich habe reichlich für uns aufgetischt!“
Gemeinsam gehen sie zum Haupthaus.
Emma blickte sich auf dem kurzen Weg dorthin überall um, denn sie ist heute zum ersten Mal auf dem Weingut von Urslingen.
„Das alles hier gehört Euch?“, fragt Emma erstaunt.
„Ja“, antwortet Frederik. „Das ist aber noch nicht alles, was du siehst, Emma. Wir besitzen hier rundherum Weinberge und Ländereien. Das ist das letzte verbliebene Erbe der Rappoltstein!
Siehst du dort hinten den Weinberg am Ausläufer der Vogesen? Das gehört auch zu unserem Weingut. Mutter hat es im letzten Jahr einer alleinstehenden Witwe abgekauft. Und daneben erstrecken sich Äcker und Weinberge von denen niemand weiß, wem sie gehören. Auch ein verlassenes Kastell liegt dort versteckt, ein Jagdschloss hinter einem Hügel. Die Eigentümer sind niemandem bekannt, obwohl die Markierungssteine alle mit dem Wappen der Rappoltstein versehen sind. Mutter hatte einmal in der Registratur der Stadt Ribeauvillè nachgefragt und man hat ihr gesagt, dass einer unserer Vorfahren diese Ländereien verschenkt haben soll. Eine Kopie dieser Urkunde befindet sich im Stadtarchiv!“
Inzwischen waren auch Emma und Frederik als letzte im Haupthaus angekommen.
„Wo bleibt ihr denn so lange? Wir haben Hunger und warten schon auf Euch. Oder wollt ihr Euch nur noch von Luft und Liebe ernähren?“
Es ist Bernadette, die dies mit spitzer Zunge sagte. Sie konnte es mal wieder nicht lassen, ihren Bruder Frederik wegen Emma zu foppen.
Das Essen war reichhaltig und Agatha schien alles aufgetischt zu haben, was es im Hause zu finden gab.
„Ihr seid mir sehr willkommene Gäste, eröffnet Agatha das Tischgespräch. Vorgestern waren wir noch Fremde und heute...? Ach, ihr wisst nicht, wie sehr ich mich darüber freue, dass Frederik und Emma sich gefunden haben!“
Maria und Bernadette klatschten hierauf Beifall, worauf auch die anderen in die Hände klatschten. Dann begann man mit dem Essen.
„Bon Appetit!“, sagte man sich Reihum.
Während des Essens fragte Ludolf:
„Eine Frage Frau von Urslingen, ich meine natürlich Agatha, kommen hier in letzter Zeit häufiger Fremde vorbei?“
„Wie meinen Sie das Herr Wittich, entschuldigung ich meine natürlich Ludolf. Man muss sich erst an den vertrauten Ton gewöhnen, Ludolf. Wie meinst Du das Ludolf?“
Ich meine, ob hier in letzter Zeit häufig Tippelbrüder, Wandergesellen auch Berber, sprich Landstreicher bei Ihnen vorsprechen?“
„Ja, woher wissen Sie das, oder woher weißt Du das Ludolf?“
„Ich habe die Zeichen an Deinem Haus gesehen!“
„Welche Zeichen?“
„Die Zeichen, die sich am Baum vor dem Haus befinden und die Zeichen die an dem Zaun gemalt sind!“
„Ach diese? Das sind Zeichen des Kaminkehrers, denke ich! Vielleicht ist es auch nur Krickelkrakel von Kindern!“
„Nein, das sind keine Zeichen des Kaminkehrers oder Kindermalereien, das sind eindeutig Zinken!“
„Wie, was, Zinken?“
„Gaunerzinken, um es genau zu sagen!“
„Davon habe ich ja noch nie gehört, Ludolf!. Was bedeuten diese Zeichen denn?“
„Sie bedeuten, dass man bei Ihnen jederzeit etwas zum Essen bekommt, eventuell auch eine kostenlose Ãœbernachtung oder sogar Geld!“
„Das alles sagen dir diese Zeichen?“, fragt Agatha jetzt ganz überrascht. „Ja, es stimmt! Ich gebe vorbeikommenden armen Wanderern ein Obdach, etwas zu essen und hin und wieder auch Geld für ihre Weiterreise!“
„Woher weißt Du denn das alles?“
„Wie Du weißt Agatha, gehören wir zum fahrenden Volk,!“, lächelt Ludolf die Hausherrin wissend an. „Da kennt man alle Tricks, die einem unterwegs von Nutzen sein können!“
Agatha, Bernadette und auch Frederik waren ganz erstaunt darüber, was Ludolf ihnen da erzählte.
„Geh Emma, hol doch mal die Liste der Zinken aus meiner Schatulle. Sie befindet sich im Wagen ganz hinten bei meinen Sachen!“
Emma geht wie geheißen zu ihrem Wagen und kommt mit besagter Liste zurück.
„Hier ist sie, Papa!“
Ludolf übereicht Frau Agatha von Urslingen die Liste, worauf diese erschrocken zurückfährt und sagt: „Das sind ja genau dieselben Zeichen, wie bei uns am Haus! Hier schau. Frederik, schau, Bernadette!“
Was sie sahen verschlug ihnen die Sprache. Es war eine Liste mit der Ãœberschrift, die da lautet: GAUNERZINKEN:
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Es sind verschieden Symbole und Zeichen darauf zu sehen:
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Ein Gitter                                                               Bedeutung: Gefährlich, Hände weg
1 senkrecht, 3 waagerechte Striche                       Bedeutung: Hier wohnt Polizei
Rechteck mit Wellenlinien innen                          Bedeutung: grobe, unfreundliche Leute
Drei Zacken hintereinander                                    Bedeutung: Vorsicht, bissiger Hund
Rechteck mit schwarzem Punkt                         Bedeutung: Prügelgefahr
Kreis mit zwei Querstrichen                                     Bedeutung: Leute rufen Polizei
Leerer Kreis                                                            Bedeutung: Leute geben nichts
Axt mit Schneide nach oben                                     Bedeutung: Für Arbeit gibt es etwas
Kruzifix                                                                    Bedeutung: Fromm tun lohnt sich
Schnurrende Katze                                                Bedeutung: Ruhig aufdringlich werden
Ein Haken von links nach rechts                         Bedeutung: Krank spielen lohnt sich
Kreis mit zwei Pfeilen nach rechts                         Bedeutung: Abhauen
Stich in Form liegender Bettstatt                                Bedeutung: Hier gibt es Nachtlager
Kreis mit Fadenkreuz, wie ein Laib Brot               Bedeutung: Hier gibt es Essen
Oben drei, drunter zwei kleine Kreise, als Taler           Bedeutung: Hier gibt es Geld
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Darunter war zu lesen:
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An Türen, Wänden,, Hauszäunen und Bäumen findet man die „Gaunerzinken“, Geheimzeichen der Bettler, Zigeuner und fahrenden Gesellen, um sich gegenseitig über Gefahren und gute Gelegenheiten zu unterrichten.
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„Hat man denn so was schon gesehen?“, fragt Agatha ganz bestürzt. „Da handelt man im guten Glauben und in Wahrheit wird man von den Leuten schamlos ausgenutzt und hintergangen!“
Da nimmt Emma die ehemalige Gräfin zu Rappoltstein in den Arm und tröstet sie mit den Worten: „Mein Vater erklärt dir gleich, wie du dich künftig vor diesen Zeichen schützen kannst.
Wenn man eine Gefahr kennt, Agatha, ist sie schon halb vorbei!“
„Du bist für dein Alter sehr weise, mein Kind!“, schluchzte Agatha und fängt vor Rührung laut an zu weinen.
„Diese geheimen Zeichen“, erklärte nun Ludolf“, sind schon einige hundert Jahre alt, liebe Agatha und nur noch wenig kennen ihre Bedeutung. Du kannst sie aber jederzeit löschen, oder besser noch in deinem Sinn verändern! Sei also ganz beruhigt, Agatha und bleiben Sie auch weiterhin die fürstliche Dame, die wir in dir kennen gelernt haben, gnädige Frau Gräfin Agatha von Urslingen zu Rappoltstein!“
Die letzten Worte betonte Ludolf extra laut.
Hier horchte Emma auf. Gräfin von Rappoltstein? Der Name Rappoltstein stand doch auch auf der Urkunde, die Großvater Gunther im Besitz hat.
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