Bilder, die meinen Weg durch meine Krankheit mit Erschöpfung und Schwäche begleiten.
Die Rasenschere
Schon seit einigen Jahren ist die Schere in Gebrauch, der Akku ist langsam alt. Wenn er frisch geladen ist, funktioniert die Schere sehr gut und schneidet den Rasen zuverlässig, ein absolut brauchbares Gerät. Doch schon nach kurzem Einsatz bewegen sich die Scherenblätter immer langsamer, verklemmen das Gras. Nach einer kurzen Pause scheint sie in der Luft wieder gut zu laufen, doch sobald wieder Gras dazwischen ist, erstirbt sie vollkommen. Es ist ärgerlich, so wird die Arbeit nie fertig! Die Schere sollte ersetzt werden! So folgt notgedrungen eine längere Ladezeit – und siehe da, wieder arbeitet sie zuverlässig, also doch kein Grund sie zu ersetzten! Doch wiederum nur für kurze Zeit....
Das gepflegte Auto
Da steht es, strahlend vor Sauberkeit, eine Augenweide! Innen und aussen ist alles blitzblank geputzt und poliert, selbst die Felgen glänzen im Sonnenlicht. Die Pneus sind aufgepumpt, das Motorenöl erneuert, das Scheibenwischwasser aufgefüllt und die Scheibenwischblätter ersetzt. Auch die Zündkerzen und die Bremsbeläge sind ausgewechselt, der Motorenraum gewaschen und der Auspuff ist intakt..... und trotzdem, schon nach wenigen Metern fahrt stottert der Motor, das Auto bleibt stehen....
Im Benzintank hat es undichte Stellen und der Motor ist falsch eingestellt, sodass er viel zu viel Benzin verbraucht. Und so muss das Auto immer wieder neu betankt werden und bleibt doch nach kurzer Fahrt wieder stehen. Was nützt ein sauber glänzendes Auto wenn es nicht fährt?
Das stürmische Meer
Mit allen Kräften versuche ich, in den hohen Wellen des Meeres zu meinem Ziel zu schwimmen. Immer wieder überrollen mich die Wellen, unter Wasser bleibt mir nichts anderes übrig, als die Luft anzuhalten und weiter zu schwimmen, denn sonst gehe ich unter. Sobald ich wieder oben auf einer Welle bin, atme ich tief ein, versuche mich zu orientieren in welcher Richtung der Strand ist. Dann überspült mich bereits die nächste Welle. Ich halte die Luft an, versuche mit aller Kraft in der ausgewählten Richtung weiter zu schwimmen. Inbrünstig hoffe ich, dass die Luft bis zum nächsten Auftauchen reicht, dass die Wellen irgendwann kleiner werden, dass meine Kraft zum Schwimmen reicht bis ich das rettende Ufer erreichen kann.
Die Gratwanderung
Der Weg über den Grat ist schmal und steinig. Auf beiden Seiten geht es steil hinunter. Vorsichtig setze ich einen Fuss vor den anderen, versuche das Gleichgewicht zu halten, den Fuss nicht an einem Stein anzuschlagen. Es gibt keine Möglichkeit des Haltens, keine Möglichkeit nach vorne zu schauen, ich muss mich auf den Meter vor mir konzentrieren. Schon der kleinste Windstoss wirft mich vom Grat! Auf einem normalen Weg würde ein kleiner Schritt zur Seite reichen, um mich wieder aufzufangen. Doch hier stürze ich vom Grat! Mühsam versuche ich, wieder hochzuklettern, ein weiteres Mal aufzustehen, wieder einige Schritte zu gehen. Es braucht viel Kraft. Wann endlich wird der Weg breiter, weniger mühsam, weniger gefährlich!
Wintermärchen
Schon seit einer Ewigkeit tobt dieser Schneesturm, rundherum ist alles gleich grau, kein Weg und kein Ziel sind zu sehen. Ich ziehe die Kapuze tief ins Gesicht und stapfe Schritt für Schritt weiter durch den tiefen Schnee, wenn ich stehen bleibe, werde ich zugeschneit! So bleibt mir nichts anderes übrig, als weiter zu laufen, in der Hoffnung, auf dem richtigen Weg geführt zu werden und im Wissen, dass jeder Schneesturm einmal zu Ende geht.
Dann langsam hört das Schneegestöber auf, das Wolkengrau lichtet sich, ganz vorsichtig scheint die Sonne durch. Und immer deutlicher sind die Umrisse der Umgebung sichtbar, der Weg wird erahnbar. Dann kommt die Sonne durch, die ganze Gegend präsentiert sich tief verschneit in einem strahlenden Weiss, der Schnee glitzert in der Sonne wie tausende von Kristallen. Und in der Ferne ist das Ziel sichtbar!
Noch erwartet mich ein langer beschwerlicher Weg durch den tiefen Schnee, doch das Licht und die Wärme der Sonne begleiten mich und der Anblick und die Ruhe der tiefverschneiten Landschaft erfüllen mich mit einem grossen Glücksgefühl. Und dort in der Ferne erwartet mich eine warme Stube mit einem flackernden Chemineefeuer und einem bequemen Sessel! Und ich bin dankbar dafür, dass ich den Schneesturm um eine wichtige Erfahrung reicher überstanden habe, und dass ich nun im Schein der Sonne auf mein Ziel zugehen darf.
Die Ritterrüstung
Viel zu eng ist die Ritterrüstung, in welcher ich stecke. Solange ich mich kaum oder nur ganz vorsichtig bewege, ist es zum aushalten. Doch ich möchte mich mehr bewegen können, aber die Rüstung nimmt mir den Atem. Ich versuche mit aller Kraft, sie zu sprengen, doch sie ist zu robust, ich schaffe es nicht. Das Gefühl des Eingeengt sein nimmt nur zu, wenn ich versuche rauszukommen. Es ist besser, wenn ich mich wieder möglichst wenig bewege.
Doch irgend einmal muss die Rüstung doch gesprengt werden können, muss ich doch die Kraft haben, mich davon zu befreien und wieder unbeschwert atmen und mich bewegen können!
Die Achterbahn Das Leben gleicht einer Zugfahrt. Mal geht es etwas rauf, mal etwas runter, mal nach rechts, mal nach links, mal etwas schneller, dann wieder etwas langsamer. Und die Fahrt führt durch viele verschiedene Landschaften. Doch schlussendlich geht es immer vorwärts, einem Ziel entgegen.
Ich sitze dagegen in einer Achterbahn. Auf steile Anstiege folgen rasante Abfahrten, es geht wild nach rechts und links, durch Loopings und im Kreis herum. Die Fahrt schüttelt mich durch, verwirrt mich, ich weiss nicht mehr wo mir der Kopf steht, kann mich nicht orientieren, kann die Umgebung nicht wahrnehmen. Ein Ziel ist nicht erahn bar, und nach einer wilden Fahrt hält die Bahn wieder mehr oder weniger am Ausgangspunkt und kommt nicht vorwärts.
Wolken und Tränen
So wie die Sonne zeitweise hinter den Wolken verschwindet, verbirgt sich das Lachen hinter den Tränen. Und so wie ich das Wetter nicht beeinflussen kann, kann ich auch die Stimmung nicht immer beeinflussen. Ich kann nur versuchen, das Beste daraus zu machen und zu warten, bis die Wolken abgezogen sind.
Aber so wie nach dem Regen die Luft frisch gewaschen ist und die Gegend in neuem Glanz erstrahlt, so ist auch nach den Tränen die Seele gereinigt und das Leben erstrahlt in neuem Glanz.
Der Lauf der Jahreszeiten
Der Sommer kommt, die Tage werden länger und wärmer.... und der Sommer geht vorüber. Der Herbst kommt, die Tage werden kürzer, Sonne und Wärme im Süden, farbige Wälder und Herbststürme....und der Herbst geht vorüber. Der Winter kommt, kalt, feucht und grau, aber auch Berge, Schnee und Sonne.....und der Winter geht vorüber. Der Frühling kommt, es wird wärmer, die Blumen und Blätter spriessen, die Tage werden länger....und der Frühling geht vorüber. Ein Jahr ist vorbei....wieder kommt der Sommer, lange Tage, Wärme, Sonne, Gewitter, die Kraft der Natur geniessen....und wieder ist der Sommer vorüber. Wieder kommt der Herbst, der Nebel des Morgens wird von der Sonne des Nachmittags abgelöst, kühle Temperaturen....
Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr vergehen, unentwegt dreht sich die Erde und zieht ihre Bahn, immer im gleichen Rhythmus, nichts kann sie verändern, bis in alle Unendlichkeit...
Mein Weg
Ich stehe auf einem kleinen Hügel, vor mir geht der Kiesweg ein Stück den Hügel hinunter, dann verschwindet er zwischen ein paar Bäumen und hinter einer Wegbiegung. Diesen Teil des Weges kann ich nicht einsehen, doch es hat keinen Nebel, die Sicht ist klar, wenn ich bei den Bäumen angelangt bin wird der Weg sichtbar sein. Im Hintergrund sehe ich den Gipfel, ein gerader und breiter Weg führt hinauf. Da wo ich stehe hat es auf beiden Seiten des Weges Wiesland, dahinter verläuft die Gegend im Ungewissen. Hinter mir ist ein kleines Stück Weg. Ich bin ganz allein auf dem Hügel, fühle mich aber nicht einsam.
Ich versuche, diesen Weg zu gehen, mich den Bäumen und der Wegbiegung zu nähern. Doch bei jedem Versuch werde ich wie von einem Gummiband auf den Hügel zurückgezogen, bleibe am selben Ort stehen. Weshalb kann ich nicht weitergehen?
Nach mehreren Versuchen habe ich endlich ein Wegstück geschafft! Ich bin dem Weg vom Hügel gefolgt zu den Bäumen, hinter die Wegbiegung. Nach einem kurzen Stück kommt eine Lichtung, hier ist ein wunderschöner See und ein Bächlein. Der Anblick erfüllt mich mit Freude, ich kann Kraft und Energie tanken. Dahinter ist der Berg.
Von hier aus ist er viel steiler und höher, der erste Teil des Weges ist einsehbar, danach geht er auf die andere Bergseite. Ich will weitergehen, den Weg in Angriff nehmen. Doch mein Blick kehrt immer wieder zurück zum See. Es ist zu schade, diesen schönen Ort bereits zu verlassen. Ich werde mir die Zeit geben, noch etwas am See zu verweilen, die Füsse darin zu baden, die Gegend zu geniessen.
Der Berg ist steil und hoch, ich werde die Energie, die ich hier auftanken kann, brauchen. Doch ich muss ja nicht den ganzen Berg in einem Stück bewältigen, ich darf mir immer wieder eine Pause gönnen, die Aussicht und die Gegend hinter der nächsten Ecke geniessen. Ich werde es schaffen, den Gipfel zu erreichen, ich werde mir die Zeit zugestehen. Der Weg ist das Ziel!
Wie ich so in Gedanken versunken am See sitze, höre ich plötzlich bekannte Stimmen nach mir rufen. Ich stehe auf, laufe den Berg hoch. Hinter der nächsten Biegung sehe ich meine Familie, meine Eltern, meine Freunde. Mit offenen Armen kommen sie mir entgegen, ich laufe mit offenen Armen auf sie zu. Wir begrüssen und umarmen uns! Fröhlich plaudernd und singend, hüpfend und springend laufen wir gemeinsam weiter. Der Weg ist eben, auf der rechten Seite ist der Berg. Doch muss ich diesen Gipfel erklimmen?
Lieber laufe ich mit meinen Freunden den ebenen Weg, weiter vorne hat es weitere Hügel, Berge und Gipfel.... auch von dort wird die Rundsicht schön sein!
Nach einer Weile gemeinsamen fröhlichen Laufens mit meinen Freunden kann ich nicht mehr mithalten, es ist zu anstrengend. Erschöpft lege ich mich an den Wegrand, schliesse die Augen. Munter zieht die Gruppe weiter, verstummt in der Ferne. Wieder bin ich allein, fühle mich einsam. Es ist dunkel und kalt. Ich möchte schlafen.
Als ich erwache, scheint die Sonne wieder. Langsam stehe ich auf, schlendere dem Weg entlang, betrachte hier eine Blume, setze mich dort auf einen Felsen. Der Weg ist breit und eben, auf der rechten Seite erhebt sich ein Berggipfel nach dem anderen. Sie sind nicht erreichbar, es führt kein Weg hinauf. Langsam gehe ich weiter. Ich laufe ziellos hin und her, setze mich wieder, mache wieder einige Schritte. Ich fühle mich ratlos, verwirrt, drehe mich im Kreis.
Nach längerer Zeit raffe ich mich wieder auf. Zielstrebig laufe ich den Weg entlang, in einem Stück Entfernung ist ein runder Platz, darauf scheint die Sonne wie eine helle Lichtsäule! Ich stelle mich in das strahlende Licht, werde erleuchtet und durchleuchtet. Immer mehr durchdringt mich das Licht, von innen her löse ich mich langsam auf, bis nur noch eine durchsichtige Hülle bleibt und sich darauf auch diese auflöst. Die Lichtsäule bleibt bestehen!
Auf dem Fluss des Lebens
Ich liege auf einem Floss mitten im Fluss und lasse mich vom Wasser tragen. Gemächlich treibt das Floss dahin, der Fluss ist ruhig und breit, ich geniesse die vorbeiziehende Landschaft. Dann ändert sich das Bild, der Fluss führt durch eine Schlucht. Enge Stellen, Felsblöcke die aus dem Fluss ragen, Stromschnellen. Wild sucht sich das Wasser seinen Weg durch die Schlucht. Ich kann nicht gegen die Wellen ankämpfen. Die Richtung, in welcher das Wasser und damit mein Floss fliessen, ist vorgegeben. Ich kann nur versuchen, mein Floss zwischen den Felsblöcken hindurch zu steuern, diese Turbulenzen ohne Schaden zu überstehen. Und darauf hoffen, dass bald wieder ein ruhigerer Flussabschnitt kommt.
Das Fliessband
Ich stehe vor dem laufenden Fliessband, darauf liegen viele Früchte und Beeren, herrlich reife und saftige, aber auch unreife und faule. Ich konzentriere mich auf den Teil des Bandes direkt vor mir, versuche die schönsten und reifsten Früchte vom laufenden Band zu pflücken und sie zu geniessen. Die unreifen und faulen lass ich vorbei ziehen. Es ist sinnlos, wenn ich dem Band nachschaue und den reifen Früchten, welche noch darauf liegen , nachtraure: Ebenso wenig macht es Sinn, vorauszuschauen um zu sehen, was alles noch auf dem Band kommt. In dieser Zeit verpasse ich sonst, was direkt vor mir ist, das was ich tatsächlich greifen kann.
Das Puzzle Ich sitze vor einer Schachtel mit hunderten von Puzzleteilen, alle scheinen gleich auszusehen. Ich habe keine Vorlage für das Puzzle, weiss nicht ob es eine Landschaft, Berge, Seen oder sonst ein Bild darstellt. Ich weiss nicht einmal, ob alle Teile zum gleichen Puzzle gehören.
Vor mir liegen fünf Teile, bei welchen ich das Gefühl habe, sie könnten zusammen gehören, aber es ergibt sich längstens kein Anhaltspunkt für ein Bild.
Wo soll ich nur weiter suchen? Welche Teile soll ich probieren ob sie dazu gehören? Wie kann ich in dem ganzen Haufen jemals herausfinden, was zusammen gehört und was für ein Bild es ergeben soll? Lohnt es sich überhaupt es zu versuchen? Oder ist ob der grossen Zahl der Teile und der fehlenden Anhaltspunkte ohnehin kein Erfolg möglich?
Längere Zeit sitze ich ratlos vor dem Haufen. Da kommt plötzlich eine unsichtbare Hand und zieht wie mit einem Magneten immer mehr Teile aus dem Haufen und legt sie an den richtigen Ort vor mich hin. Langsam wird ein Bild erahn bar! Erfreut nehme ich ein Teil nach dem anderen und muss es nur noch richtig zusammenfügen. Immer klarer wird das Bild, bis das ganze Puzzle fertig zusammengesetzt ist! Glücklich und voller Freude umarme ich das Unsichtbare, welches mir die entsprechenden Teile an den richtigen Ort gelegt hat.
Die Schneelandschaft
Dicht fällt der Schnee, alles ist tief verschneit. Unter dem Schnee macht es keinen Unterschied, ob Strasse, Felsen, Wiesen, Blumen oder Büsche liegen. Alles ist einheitlich weiss, friedlich, rein. Zugedeckt ist alles Graue, aller Schmutz, alles Traurige. Ich möchte mich hineinlegen in diese stille Geborgenheit des Schnees, mich zuschneien lassen und Teil dieser friedlichen Einheit werden.
Unter Ägyptens Sonne
Ich liege am Strand, spüre wie die Sonne auf meiner Haut brennt. Ich nehme die ganze Energie der Sonne in mir auf. Ihre Strahlen verbrennen alles, was mich schwächt, all meine Sorgen und Nöte. Der Wind weht die Asche übers Meer, die Wellen des Meeres tragen sie weit weg, dahin wo sie niemandem mehr schaden können.
Disput zwischen Kopf und Körper
Die Sonne scheint, es ist herrlich warm. Der Kopf ist voller Tatendrang: die Wäsche aufhängen, die Rosen vom Winterschutz befreien, Stiefmütterchen zwischen die Gartenzwerge pflanzen, frisches Gras für die Kaninchen schneiden, einen Spaziergang im Wald machen... Voller Enthusiasmus versucht er, den Körper davon zu überzeugen, was alles gemacht werden könnte...
Doch der Körper will nicht, mag nicht. Er will sich hinlegen und ausruhen. Mit Atemnot, Schwäche und Schwindel zwingt er den Kopf, zu kapitulieren. Der Körper legt sich hin, schliesst die Augen, bewegt sich nicht mehr. Selbst eine unbequeme Lage bringt ihn nicht dazu, eine weitere Bewegung zu machen. Am liebsten würde er auch aufhören zu atmen, doch das geht nicht, er MUSS weiteratmen!!!
Währenddessen hört der Kopf den Geräuschen der Umgebung zu, dem Zwitschern der Vögel, den Stimmen von Nachbarn, dem Lärm der Strasse. Er lässt die Gedanken schweifen. Träumt davon, was er alles machen möchte. Träumt von den Zeiten, als der Körper begeistert mitmachte beim Arbeiten, beim Sport, beim Singen, beim normalen alltäglichen Leben....Traurigkeit steigt auf, die Tränen lassen sich nicht zurückhalten....
Nach geraumer Zeit macht der Kopf wieder einen Versuch, den Körper davon zu überzeugen, dass er genügend lange Pause hatte. Dass es schon bald wieder Abend wird und kühler. Widerwillig öffnen sich die Augen, der Körper beginnt sich langsam zu bewegen, setzt sich vorsichtig auf. Nach einer Weile ist er wieder in Schwung.
Gemütlich werden die Stiefmütterchen gepflanzt, die Rosen vom Winterschutz befreit, Gras für die Kaninchen geschnitten. Freude und Befriedigung kommen auf, es ist schön, etwas zu arbeiten, sich zu bewegen! Doch nach einer Weile findet der Körper, es sei nun genug. Er macht nur noch das Nötigste, muss zu jedem Schritt überredet werden, bewegt sich langsam von der Küche in die Stube, setzt sich hin....
Passiv lässt er das Leben an sich vorbei ziehen, schaut ihm nur zu...
Der Kopf ist froh, dass sie wenigstens während einer gewissen Zeit eine Arbeit erledigt haben, einer aktiven Tätigkeit nachgegangen sind. Nun kommt die Nacht, Zeit für Ruhe, Entspannung, schlafen. Und morgen ist wieder ein Tag, vielleicht geht dann mehr, vielleicht wird das Leben dann aktiver. Oder sonst übermorgen. Oder nächste Woche....
Frühling
Wie herrlich ist die Natur, die saftig grünen Wiesen, übersät mit den gelben Blüten des Löwenzahn, die vielen Obstbäume in ihrem strahlenden weissen Blütenkleid, das zarte hellgrün der neu spriessenden Blättchen der Laubbäume und über allem das Licht und die Wärme der strahlenden Sonne! Wie viel Energie die Natur nach dem langen Winter doch aufbringt, sie explodiert förmlich in unbändiger Lebenslust!
Ich bin zutiefst dankbar, dass ich die Schönheit und Vollkommenheit der Natur so intensiv erleben darf. Um wie vieles wertvoller ist das doch als körperliche Stärke und Leistungsfähigkeit.
Möge der Herrgott allen Menschen die Augen und Herzen für diese Wunder öffnen. Möge nicht bei so vielen Menschen Unzufriedenheit und Ärger, negative Meldungen in den Medien und Krisen in der Wirtschaft den Alltag dominieren und ihre Herzen für das Schöne verschliessen. Möge ihnen die Kraft und die Schönheit des Frühlings Wärme und Licht ins Herzen bringen und damit den Alltag erhellen.
Apriltag
Wenige Wochen später haben die Obstbäume ihr strahlend-weisses Blütenkleid gegen das sanfte Grün der Blätter getauscht. Der Löwenzahn ist verblüht, stattdessen bedecken da und dort feine gelbe Blütenteppiche des Hahnenfusses die grünen Wiesen. Vereinzelt weiden sich Kühe oder Schafe am frischen Gras. Dunkel und schwer hangen die Wolken an den Berghängen, deren Gipfel wieder weiss verschneit sind. Das düstere Grau der Wolken spiegelt sich im Grau des Sees, die Regentropfen zeichnen feine Kreise auf die Wasseroberfläche. Ein kalter Wind bläst durch die Gegend.
Ein unfreundlicher Apriltag, der zu meiner Müdigkeit passt und es schwierig macht, das Licht und die Wärme im Herzen nicht absterben zu lassen.
Auf dem Ozean
Ich liege auf dem Liegestuhl auf Deck im 15. Stock des Kreuzfahrtsschiffes und lasse mich von der Sonne bescheinen. Rund um mich sind nur Meer und Himmel, einige vorbeiziehende Wolken bilden interessante Gebilde. Sanft gleitet das Schiff durch die Wellen, schaukelt mal etwas mehr, dann wieder weniger. Vom Bug des Schiffes dehnen sich hellblaue Wasserströmungen mit weissen Schaumkronen darauf aus. Zwischendurch ist in der Ferne die Silhouette einer Insel sichtbar, dann wieder ist ein anderes Schiff auszumachen.
So schwimmen wir während Tagen über den Ozean, dann entlang der Küste des Festlandes. Schroffe Felsklippen wechseln sich mit sanft abfallenden Stränden ab, bewaldete Hügel mit landwirtschaftlich genutzten Wiesen und Feldern. Und immer wieder kleinere und grössere Dörfer und Städte. Zwischendurch werden wir von Möven begleitet, einmal zieht sogar ein Schwarm Delfine vorbei. Die ganze Welt zieht an mir vorüber, während ich immer noch bequem im Liegestuhl liege und alle Eindrücke und Bilder in mir aufnehme. Es ist ein Sinnbild meines derzeitigen Lebens, in dem ich dasitze während das Leben an mir vorüber zieht und ich es passiv geniesse. Eingeschränkt in einer aktiven Teilnahme und in der Möglichkeit einer bewussten Beeinflussung.
Wind und Wellen
Heftig bläst der Wind über das aufgewühlte Meer, die hohen Wellen sind von weissen Schaumkronen bedeckt. Mühsam bahnt sich das riesige Schiff seinen Weg durchs Wasser, wird von einer Welle hochgehoben um im nächsten Moment wieder in ein Wellental zu krachen. Wie ein Spielzeug schwankt es auf und ab, hin und her. Rauschend und tosend schlagen die Wellen an den Rumpf, immer wieder wird das Schiff hochgehoben und fällt mit einem dumpfen Knall in die nächste Welle, weisse Gischt spritzt auf und verteilt sich wie ein riesiger Schaumteppich entlang des Schiffes, der Wind trägt die Gischt gleich einer Fahne bis über das Schiff. Und im ganzen Schauspiel spiegelt sich zwischen den Wellen das goldene Licht der untergehenden Sonne.
Ich sitze im 15. Stock auf dem Balkon und schaue dem Naturschauspiel unter mir zu, lasse mich mit dem Schiff rauf und runter treiben, gebe mich ganz den Bewegungen des Schiffes hin und sauge die ganze Kraft dieser Naturgewalten, des Windes und der Wellen in mich auf.