Fantasy & Horror
Im Auge des Sehers

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"Im Auge des Sehers"
Veröffentlicht am 04. Oktober 2010, 10 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

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Im Auge des Sehers

Im Auge des Sehers

Beschreibung

Ein junger Seher, der sehen kann, was sonst kein anderer sieht, gefangen in den Umständen seiner Geburt. Verachtet und geächtet fristet er sein Dasein, Verlust und Stolz sind seine einzigen Begleiter. Und doch obliegt es ihm die Gefahren der Schatten zu bannen und das Übel zu vertreiben. *Überarbeitet*

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Ich hatte gewusst, ich war nicht beliebt. Ganz im Gegenteil. Wahrscheinlich hegte ein jeder Bewohner des Hafenviertels einen tiefen, so wie auch unbegründeten Groll gegen mich.

Daher war es für mich auch schwer, ja schon fast unmöglich, sie von meiner Unschuld zu überzeugen.

Insbesondere wenn die aufgebrachte Menge mit schartigen Macheten, blitzenden Säbeln, blutigen Fleischermessern und grausamen Todesflüchen auf den Lippen hinter mir her jagte.

 

Keuchend kauerte ich mich in die Ecke eines kleinen Boots. Irgendwie hatte ich es geschafft, mich den Blicken meiner Verfolger zu entziehen und mich dort zu verstecken. Mein Herz hämmerte, meine Lungen brannten und mein Körper zitterte. Die alte Decke, die mir als Blickschutz diente, stank nach altem Fisch, was die höllischen Schmerzen beim Atmen nur noch verstärkte. Auch wenn ich das Gefühl hatte, dass mein Brustkorb kurz vorm Bersten war, zwang ich mich ruhig und flach zu atmen. Das Rauschen des Meeres übertönte wahrscheinlich meine Atmung, dennoch befürchtete ich, dass sie das dumpfe Hämmern meines Herzens hören würden.

Das Geschrei kam näher. Verzweifelt drückte ich mich gegen das Holz der Kisten in meinem Rücken. Als könnte ich mich in den Schatten zwischen den Kisten und der Reling verkriechen. Zur Sicherheit presste ich mir die Hand auf Mund und Nase. Meine Lunge protestierte mit höllischen Schmerzen, Schwindel ergriff mich, doch ich wagte nicht zu atmen. Niemals würde ich ihnen in die Hände spielen! Niemals würde ich mich einfach so gefangen nehmen und richten lassen! Ich hatte ein Versprechen gegeben und ich hatte nicht vor dies zu brechen.

Doch diese Zuversichtlichkeit, die ich mir selbst eingeredet hatte, wurde schlagartig zerstört. Das Boot schwankte verdächtig und ich vernahm einen dumpfen Schritt auf dem morschen Holz. „Ich schau auf den Booten nach. Sucht ihr dort drüben weiter nach diesem Stück Dreck!“ ertönte eine tiefe Männerstimme. Entmutigt sackte mir mein Herz in die Kniekehlen. Der Sauerstoffmangel trieb mich über meine Grenzen und zwang mich dazu wieder zu atmen. Ich betete inständig, dass es mein Verfolger nicht hören würde, obwohl mir mein Atem so laut wie ein tosender Sturm erschien. Die Schritte kamen immer näher. Ich spannte meine schmerzenden Muskeln an, bereit jederzeit aufzuspringen und zu fliehen. Aufgeben hatte ich noch nicht. Plötzlich stieß der Mann ein siegreiches Grunzen aus und tat einen Schritt auf mein Versteck unter der Decke zu.

Schwer schluckte ich den Kloß in meinem Hals herunter. Erneut brach mir der Angstschweiß aus und tränkte meine zerrissene Kleidung. Es folgte ein weiterer schwerfälliger Schritt in meine Richtung. Jeden Moment könnte er mich in meinem provisorischen Versteck entdecken. Er würde die Decke wegreißen, mich an der Gurgel packen. Wenn ich Glück hatte, würde er mich sofort umbringen. Wenn nicht, dann würde ich mitten in der Stadt am Pranger hängen, was einen langsamen und überaus grausamen Tod bedeutet hätte.

Ganz schwach schüttelte ich den Kopf. Das waren eindeutig die falschen Gedanken. Ich presste meine Zähne angespannt aufeinander. Vielleicht würde ich es schaffen ihn zu überraschen und über Bord zu werfen. Das würde mir wenigstens ein paar Sekunden Zeit verschaffen.

 

Und dann hörte ich den letzten Schritt. Er war nun genau vor mir. Ich sah schon sein hasserfülltes Gesicht, roch seinen verfaulten Atem, erkannte das wütende Funkeln in seinen stechenden Augen und spürte die brennenden Schläge auf meiner Haut.

Und tatsächlich griff er nach der Decke. Nur ein kleines Stückchen neben meinem Kopf krallten sich seine Finger in den alten Stoff. Ich spannte meine Muskeln an. Ich würde losstürmen, sobald er sie wegriss. „Habe ich dich...“ knurrte er gefährlich. Doch bevor mein letzter Schutz weggerissen wurde, ertönte hinter ihm eine ruhige, aber schneidende Frauenstimme. „Was bei den Heiligen tust du dort? Runter vom Boot und bring dich in Sicherheit! Was ist so schwer daran zu verstehen, dass ein Dämon hier sein Unwesen treibt? Ich habe es nach dem letzten Todesfall überall verkünden lassen!“ „Gesandte... Und wir haben Ihnen schon gesagt, dass es dieses Monster war. Hier gibt es keine Dämonen!“ brummte der Mann nur missmutig und verunsichert. Doch ich bemerkte nur, dass sich sein Griff gelockert hatte. Vielleicht kam ich ja doch noch davon. „Ihr habt doch alle keine Ahnung! Allein die Tatsache, dass ihr einer Magierin nicht geglaubt habt, könnte euer gesamtes Dorf in Schwierigkeiten bringen. Also rette dein Leben, folge meinen Worten und bringe eine sichere Entfernung zwischen dich und den Hafen. Dann wirst du auch sogleich das Wesen sehen, welches wirklich für den Tod des Bürgermeisters verantwortlich ist!“

Der Mann zögerte eine Sekunde, ließ löste dann aber seinen Griff und verließ fluchend das kleine Boot. Ich konnte nicht fassen, dass ich noch einmal davon gekommen war. Doch eine Garantie, dass ich den Tag überleben würde, war dies noch lange nicht. Immerhin musste ich noch einen Weg aus der Stadt finden.

Aber ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als die Decke plötzlich ein Stück zur Seite geschoben wurde. Ich war zu geschockt um zu reagieren. Weder hatte ich ihre Schritte nahen hören, noch hatte ich gespürt, als sie das Boot betrat. Unfähig zu handeln blinzelte ich ein paar Mal, um meine Augen an das Sonnenlicht zu gewöhnen. Langsam zeichnete sich aus den bunten Lichtflecken ein junges, hübsches Frauengesicht ab. Klare blaue Augen musterten mich, während ich nur still zurück starren konnte. Plötzlich seufzte sie und flüsterte: „Es ist besser, wenn du vorerst versteckst bleibst. Diese Hafenbewohner haben doch echt einen Schaden... Wenn ich dich jetzt rausschmeiße, wirst du deren sinnlosen Zorn keine zwei Minuten überleben. Also sei brav Junge und reg dich nicht, bis ich dir sage, dass du raus kannst... Und fang schon einmal an zu beten, dass du diesen Tag überleben wirst.“ Dann schenkte sie mir ein schwaches Lächeln und zog mir die Decke über mein verdutztes Gesicht.  

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Hörbuch

Über den Autor

Arrix
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Ein kleines, aber feines Forum für junge Schriftsteller, die dort einige Gleichgesinnte finden werden.
Das Forum beschränkt sich nicht nur auf das Autorenhandwerk, sondern bietet auch andere Möglichkeiten wie Rollenspiele oder Diskussionen über das hier und jetzt.
Schaut einfach mal vorbei, registriert euch und werdet Teil unser kleinen Community. :-)

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Arrix Re: Sprachlich glänzend -
Zitat: (Original von Kenshin am 18.10.2010 - 08:35 Uhr) Es ist wie immer super geschrieben von. Man ist in der Geschichte und kann sich die Szene bildhaft vorstellen. Spannug kommt dabei ganz von selber auf^^
Wenn du das Niveau halten kannst ist es mal wieder eine Top Geschichte!

Lg Kenshin


Ai,
das hört man doch gerne.:D
Hoffen wirs mal. ^^ Die Fortsetzung dauert deswegen seine Zeit... Mein größter Feind sind noch immer Kampfszenen. -.-

Liebe Grüße
Arrix
Vor langer Zeit - Antworten
Kenshin Sprachlich glänzend - Es ist wie immer super geschrieben von. Man ist in der Geschichte und kann sich die Szene bildhaft vorstellen. Spannug kommt dabei ganz von selber auf^^
Wenn du das Niveau halten kannst ist es mal wieder eine Top Geschichte!

Lg Kenshin
Vor langer Zeit - Antworten
Arrix Re: könnte so abgedruckt werden! -
Zitat: (Original von Leos am 10.10.2010 - 01:53 Uhr) Liest sich gut, wie die Einleitung oder das Leseprobenheftchen eines neuerschienenen Romans:)

mfg Leos


Vielen Dank fürs Lesen. :-)
Hoffen wir einfach mal, dass es genau das irgendwann einmal sein wird. :-)

Liebe Grüße
Arrix.
Vor langer Zeit - Antworten
Leos könnte so abgedruckt werden! - Liest sich gut, wie die Einleitung oder das Leseprobenheftchen eines neuerschienenen Romans:)

mfg Leos
Vor langer Zeit - Antworten
Arrix Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Schreibstil -
Zitat: (Original von Bonnie am 09.10.2010 - 22:20 Uhr)
Du bist soooo gemein, wirklich! xD
Dann such deine Samthandschuhe! Ich vermisse sie. :)


*Gähn* Das den Leuten nicht mal langsam was neues einfällt. Das kriege ich ständig zu hören. xD

Nähh heute nicht mehr... Eindeutig zu faul und müde. ^^
Vor langer Zeit - Antworten
Arrix Re: Re: Re: Re: Re: Schreibstil -
Zitat: (Original von Bonnie am 09.10.2010 - 21:45 Uhr)

Menno! Du bist gemein. xD Mit mir kann man sich sehr wohl streiten und es ist auch gar nicht anstrengend! xD


Das man sich mit dir streiten kann steht außer Frage... xD
Doch wenn, dann wirds ausgiebig, anstrengend und man muss ständig damit rechnen von irgendwelchen Krankheiten angesteckt zu werden. *gg*

Jaja ich glaube meine Samthandschuhe habe ich heute irgendwo verlegt. ^^
Vor langer Zeit - Antworten
Arrix Re: Re: Re: -
Zitat: (Original von neunzehn am 09.10.2010 - 18:31 Uhr)
Jo, geht mir auch so. Aber ich krieg lange Geschichten nie hin, weil
ich so an geballte Handlung gewöhnt bin. Ich hab dann schon nach 20 Seiten alles reingehauen was ich hab ^^.

+Werbung:: Lies doch mal meine Geschichten. Ich mach Fortsetzuhgsromane, das ist am einfachsten.



Das Problem habe ich teilweise. Zwar nie wirklich stark, aber ab und zu muss ich mich doch zügeln alles nicht viel zu schnell voran zu treiben. ^^
Und dabei muss ich dann wieder aufpassen nicht zu langsam zu werden.... *gg*

Werde ich mir die nächsten Tage vielleicht mal ansehen. Aber bitte rechne nicht vor Dienstag damit... Bin die nächsten Tage auf Achse.
Vor langer Zeit - Antworten
Arrix Re: Re: Re: Schreibstil -
Zitat: (Original von Bonnie am 09.10.2010 - 19:54 Uhr)
Nein: Ich übertreibe nicht.
Ja: Ich habe deinen Kommentar gelesen.
=)


Uh uh ich geb mich geschlagen... Mit dir zu streiten ist erfahrungsgemäß sehr anstrengend... xD

Jut, hatte mich das nur gefragt, weil ich keine Rückmeldung bekommen habe. ^^
Vor langer Zeit - Antworten
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