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8. Kapitel: Auf dem Weingut der Urslingen
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In einigen Tagen war mal wieder im Elsass das traditionelle Pfifferfest von Rappoltsweiler angesagt, wo Schausteller und allerlei fahrendes Volk den Marktplatz und den Schlossgarten, sowie die ganze Altstadt mit ihren Wahren und Attraktionen bevölkerten. Dort erinnerten die Pfeifervereinigungen über das Pfeiferrecht der Herren von Rappoltstein als Lehenherren aus dem Jahre 1431. Traditionelle Minnesänger und Pfeifer spielten zum Tanze auf. Auch unsere Familie Wittich will in diesem Jahr an diesem Fest teilnehmen, aber nicht als Pfiffer, sondern um ihre Pfannen, Töpfe, Seifen, Körbe, Knöpfe und allerlei Handwerkskunst feilzubieten. Daher hatten sie in diesem Jahr nicht nur ihren Wagen, sondern zusätzlich auch ihre beiden Esel voll mit Waren aller Art beladen.
Auf dem Weingut der Urslingen ging es inzwischen ebenfalls lebhaft zu, alles war in Vorbereitung für das kommende Pfifferfest.
Neben ihrer Winzerei und Weinhandlung betreibt die Familie von Urslingen in diesem Jahr
einen Weinstand auf dem Festgelände. Dafür hatten sie noch einige Vorbereitungen zu treffen. Bis zum Fest war schließlich nicht mehr viel Zeit und so ergab es sich, dass Bernadette nicht weiter mit ihrem Bruder Frederik über die Fahrensleute sprach. Sie glaubte nämlich in Ludolf den Vater von Emma wiedererkannt zu haben.
Frederik seinerseits war froh, dass seine Schwester mit den Vorbereitungen fürs Fest beschäftigt war und nicht weiter mit ihren brenzligen Fragen in ihn dringen konnte.
Als Ludolf gegangen war ahnte Frederik nicht, dass Emma sich mit ihrer Sippe keine 15 Kilometer von ihm entfernt aufhielt.
Tags darauf kommt Ludolf mit seinem Sohn Wilhelm beim Weingut der Urslingen, genannt „Vigneron le Urslingen du Muehlbach“, vorbei und liefert die versprochenen 12 Körbe.
Wie üblich gibt die Weingutsbesitzerin Ludolf zusätzlich zur Bezahlung noch einige Flaschen ihre guten Weins und Champagners für den eigenen Bedarf mit. Bevor Ludolf und Wilhelm jedoch aufbrechen sagt Agatha von Urslingen:
„Herr Wittich, sie können sich mit ihrem Wagen vor dem Schlosspark aufstellen, direkt neben dem Hauptportal. Der Marktleiter kam gestern noch zu Besuch, so dass ich ihn danach fragen konnte. Wenn Sie möchten können Sie einen unserer alten Leiterwagen als Verkaufsstand nutzen!“
„Merci, et au revoir, Madame de Urslingen, ich hole morgen den Leiterwagen ab und wir sehen uns dann spätestens auf dem Fest!“
Damit verabschieden sich Ludolf und Wilhelm und fahren zurück zu ihrem Lagerplatz. Zunächst jedoch machen sie einen Abstecher nach Ribeauvillè, um dort ihren Platz zu besichtigen. Dabei treffen sie zufällig den Zigeunerkönig Ferdinand Rose.
Nachdem sie gemeinsam zu ihrem Lager zurückgefahren waren, feierten sie das besagte Zigeunerfest.
Am anderen Morgen, in aller Herrgottsfrühe, verlassen die Wittichs ihr Lager im Forèt Domaniale de Marckolsheim und fahren entlang der Rue du Rhin zur Stadt Ribeauvillè. Vorher baten sie ihre Freunde von der Zigeunersippe der Familie Rose ihren Lagerplatz frei zu halten und aufzupassen, dass kein anderer diesen während ihrer Abwesenheit in Beschlag nimmt.
Ihr erster Weg führte sie zu dem Weingut der Familie von Urslingen, um dort den alten Leiterwagen in Empfang zu nehmen. Wie aber einen Leiterwagen von dort vor das Tor am Schlosspark transportieren?
Ludolf hatte auch hier mal wieder an alles gedacht und kurzerhand ihre beiden Esel dafür vorgesehen. Die Eseln wollte er ohnehin nicht unbeaufsichtigt auf dem Lagerplatz zurücklassen, zumal sie ja auch eine Menge Ware transportieren mussten.
Auf dem Weg zu den Urslingen meinte Emma:
„Papa, ich brauch doch nicht unbedingt dabei zu sein, wenn ihr den Leiterwagen auf dem Weingut abholt. Ich möchte heute gerne nach Ribeauvillè, um mir die Stadt anzusehen. Ich warte dann beim Schlossgarten auf Euch!“
Da es vom Weingut der Urslingen bis zur Stadt nur etwa vier Kilometer entfernt war erklärte sich Ludolf mit dem Wunsch seiner Tochter einverstanden.
„Na gut Emma, dann sieh dir die Stadt an, die du ja noch vom letzten Jahr her kennen dürftest. Es hat sich dort nicht viel verändert. Außer den vielen bunten Fähnchen und den geschmückten Häusern für das Pfifferfest ist alles gleich geblieben!“
„Danke Papa!“, sagt Emma und küsst ihren Vater auf die linke Wange.
Ludolf fuhr, anstatt zum Vigneron le Urslingen du Muehlbach abzubiegen, an der Ortschaft Guèmar vorüber nach Ribeauvillè. Dort angekommen steigt Emma im Stadtzentrum aus, soweit man von dieser knapp 2800 Seelengemeinde überhaupt von einem Stadtzentrum sprechen konnte. Emma hoffte natürlich insgeheim Frederik zufällig irgendwo in der Stadt zu begegnen, so sehr waren ihre Gedanken auf ihn eingestellt. Hätte sie gewusst, wer Frederik eigentlich war, so wäre sie ganz sicher sofort mit zu der Familie von Urslingen gefahren.
Nachdem Emma vom Kutschbock abgestiegen war, geht sie spazierend durch die Gassen der Unterstadt und blickt jedem Passanten aufmerksam ins Gesicht. Doch keiner der jungen Männer, die ihr entgegenkamen, hatte Ähnlichkeit mit ihrem Frederik.
In einer Gasse angekommen, die zur Oberstadt führte, kommen stattdessen Raoul und Marcel leicht angeheitert die Straße herunter geschlendert. Schnell versteck sich Emma in einem der Hauseingänge und hoffte, dass die Beiden sie noch nicht bemerkt haben. Marcel und Raoul gehen nichts ahnend an dem Haus vorüber, in dem Emma sich hinter einer Tür versteckt hielt und bemerken zum Glück von ihrer Anwesenheit nichts. Vorsichtig blickt sie ihnen, um die Eingangsecke lugend, hinterher und sieht, wie sie am Restaurants Au Cheval Noir, dem nobelsten Gasthaus von Ribeauvillè, vorübergehen und dann ihren Blicken entschwinden.
Was Emma nicht wusste, Marcel Herzberger hatte einen geheimen Spießgesellen in der Stadt, den er soeben aufgesucht hatte, um diesem von der wertvollen Urkunde der Wittichs zu berichten. Dieser Mann war nicht ohne Einfluss in Ribeauvillè und versprach, soweit es in seiner Macht läge, seinem ehemaligen Kampfgefährten Herzberger bei der Beschaffung der Urkunde behilflich zu sein. Nun waren die Beiden auf dem Weg zurück zu ihrer Unterkunft im Aubergè du Rhin. Ihr auffälliges Gefährt hatten sie sicherheitshalber außerhalb der Stadt abgestellt.
„Gott sei Dank!“, dachte sie sich und machte drei Kreuze. Schnell entwich sie in die entgegengesetzte Richtung. Das war gerade noch mal gut gegangen, sagt sie zu sich selbst. Noch war ihr nicht mehr ganz Wohl in ihrer Haut, die Strolche konnten schließlich noch einmal zurückkehren. Darum blickte sie des Öfteren hinter sich, um zu sehen, ob sie verfolgt wird.
Da kommt ihr ein Mann die Straße entgegen, der eine große Ähnlichkeit mit Napoleon Bonaparte hatte. Der Herr war sehr elegant gekleidet. Sein dunkelbraune Haar war kurz geschnitten und nach vorne gekämmt. die hohe Stirn und die leichten Geheimratsecken verstärkten den Blick seiner braunen stechenden Augen. Ein Grübchen am Kinn unterstrich zudem seinen harten Gesichtsausdruck. Die Nase war exakt die Napoleons. Auch die Körpergröße entsprach der, dieses ehemaligen Feldherren.
„Bonjour Mademoiselle!“, spricht der Fremde Herr sie an. „Vous parlez Francaise?“
« Non Monsieur, je parlez Aleman!“, antwortet Emma, die nur einige wenige Brocken französisch verstand.
„Pardon, haben Sie zwei Herren hier die Straße herunter gehen gesehen?“, fragte der Fremde. Er beschrieb ihr Marcel Herzberger und Raoul.
„Oui Monsieur, sie sind vor einigen Minuten dort an diesem Restaurant vorbei gelaufen!“, dabei zeigte Emma mit der Hand in Richtung des Restaurants Au Cheval Noir.
„Sind die Herren vielleicht dort eingekehrt?“, will der Fremde wissen.
„Das weiß ich nicht!“, antwortete Emma, da sie sich nicht dadurch verraten wollte, dass sie den Beiden scheinbar hinterher geschaut hatte.
„Merci et au revoir Mademoiselle!“, bedankte sich der Fremde und ging in die Richtung Au Cheval Noir davon.
Emma geht weiter durch die Gassen von Ribeauvillè, ohne etwas aufregendes für sich zu entdecken. Dabei war sie stets auf der Hut. Irgendwann erreichte sie den Schlossgarten und betritt durch das Tor den Park. Hier konnte sie sich eventuell vor den Beiden rechtzeitig verstecken, falls Marcel und Raoul doch wieder auftauchen sollten. Was hatte der gut gekleidete Fremde mit diesen beiden Verbrechern zu tun, fragte sie sich?
Das Warten im Schlosspark wurde ihr allmählich lang. Nun wünschte sie doch lieber mit ihrer Sippe zusammen zu dem Weingut gefahren zu sein.
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Am Morgen fährt Frederik mit dem vollbeladenen Citroën H, in Richtung Ribeauvillè. Er sollte in der Herberge „Aubergè du Rhin“ 10 Kisten billigen Wein anliefern, den sie aus der Gegend um Marcon Villèfrench zusätzlich eingekauft hatten. Es handelte sich dabei um einen sogenannten „Linken Wein“. Linker Wein wurde er deshalb genannt, weil auf der Strecke nach Süden zwischen Marcon und Dijon der Wein der linken Straßenseite weniger Sonne abbekommt als auf der Rechten, und darum sehr trocken und sauer war. Diesen gab es überall für nur ein paar Centimes zu erstehen. Das Aubergè du Rhin war somit einer der häufigsten Abnehmer dieser billigen Weinsorte.
Als Frederik von ihrem Weingut losfuhr, machten sich auf der anderen Rheinseite auch die Familie Wittichs zum Aufbruch bereit, um nach Ribeauvillè zu fahren.
Auf der Rue du Rhin begegneten sich die beiden Fahrzeuge im Gegenverkehr. Doch jeder hatte nur sein Ziel vor Augen und so erkannte man sich nicht.
Frederik kommt nach kurzer Fahrt bei der Kaschemme „Aubergè du Rinè“ an und betritt die Gaststube.
„Madame, ich bringe Ihnen die 10 Kisten Vin Rouge!“
„Carson!“, ruft die Wirtin einem ihrer Gäste zu. „Helfen Sie dem Herrn von Urslingen, die Weinkisten hereinzutragen!“
„Oui Madame!“, antwortet dieser und geht mit Frederik zum Wagen.
Die Wirtin sprach den typischen elsässerischen alemannische Dialekt. Sie war sehr hager und ihr Gesicht zeigte tiefe Falten, welche ihrem starken Rauchkonsum zuzurechnen waren. Und tatsächlich, in der Hand hält sie die unvermeidliche Zigarette der Marke Gitanes Mais, welche im Plural auch als „Gitanes – Zigeunerin“ bezeichnet wurde. Man konnte aber auch die Wirtin auf Grund ihrer schwarzen Haare und der dunklen Augen für eine solche halten. Doch sie war eine originale Marckolsheimerin und wurde von ihren Gästen Madame Undill genannt.
Es war gut, dass die Wirtin nicht den Namen Rappoldstein erwähnte, sondern nur Herr von Urslingen zu Frederik sagte, denn just in diesem Moment kommen Raoul und Marcel zur Türe herein.
Frederik sieht die Beiden und denkt sich, „der Abschaum in dieser Aubergè wird auch immer schlimmer.“ Unterbewusst prägte er sich die Gesichter der Beiden ein.
Nachdem die Kisten mit dem Wein ausgeladen sind fährt Frederik sofort zurück zu ihrem Weingut.
Er kommt gerade dort an, als die Wittichs mit ihrem Fuhrwerk durch das Tor zum Hofe fahren. Diese hatten zuvor Emma in der Stadt abgesetzt.
„Hallo!“, begrüßte Agatha die Wittichs freundlich, nachdem diese ihr Fuhrwerk angehalten hatten.
„Hallo, Frau von Urslingen!“, begrüßt Ludolf, Agatha vom Kutschbock herunter.
Frederik kommt just auf den Hof gefahren, als Ludolf sein Gefährt anhielt. Auch Frederik stellt sein Fahrzeug ab und schaltet den Motor aus. Dann begibt er sich zu Ludolf und dessen Familie, um nun auch seinerseits die Familie Wittich zu begrüßen.
Da steigt Maria aus dem Wagen und Frederik tritt einen Schritt zurück. Er schaut Maria verblüfft an. Emma, fragte er sich? Nein, das konnte nicht sein, das ist nicht Emma, aber diese Ähnlichkeit!
„Frederik, was schaust du so verwirrt?“, frag Bernadette, die gerade dazu kommt als Maria aus dem Wagen stieg.
Auch sie blickte Maria erstaunt an und erkennt sofort die Ähnlichkeit mit dieser Emma vom letzten Jahr.
„Bonjour!“, begrüßte Bernadette die Familie und gibt Maria zuerst die Hand.
„Je m` appelle Bernadette!“, sagt sie zu ihr.
„Je m` appelle Marie!“ , gibt Maria ihr im exelenden Französisch zur Antwort.
„Das ist schön, endlich weibliche Verstärkung hier zu bekommen!“, sagt Bernadette und blickt ihren Bruder Frederik herausfordernd an, der immer noch verblüfft da steht. .
Bernadette nimmt Maria kurzentschlossen bei der Hand und fragt: „Hilfst du mir beim Schmücken unserer Presentkörbe, Maria?“
„Ja gerne!“, antwortet diese und blickt dabei ihren Vater fragend an.
„Geh nur Maria, wir kommen hier gut allein zurecht!“
Hand in Hand verschwanden die Beiden in einem Schuppen, um Presentkörbe für das Fest zu Schmücken. Es dauerte nicht lange, da hörte man lautes Kichern zweier Frauenstimmen aus dem Schuppen kommen.
Frederik hilf indes Ludolf und Wilhelm beim anschirren des Esels an den Leiterwagen. Währenddessen sitzen Großmutter Notburga, Opa Gunther und Hedewig mit Agatha in der Stube und trinken Kaffee.
„Sag mal Maria, hast du eigentlich eine Schwester?“, fragt Bernadette unverhofft.
„Ja, warum?“
„Heißt sie zufällig Emma?“
„Ja, woher weißt du das!“, fragte nun Maria ihrerseits sehr erstaunt zurück.
„Hm, wie soll ich dir das sagen? Ihr wart im letzen Jahr wohl auch hier in Ribeauvillè, und mein Bruder Frederik...!“
„Frederik?“, unterbricht Maria die Worte Bernadettes. „Heißt der junge hübsch Mann da draußen vielleicht Frederik und ist dein Bruder?“
„Ja“, lächelt Bernadette.
„Jetzt wird mir einiges klar!“, gibt Maria, Bernadette als Antwort.
„Was wird dir jetzt klar?“, will Bernadette wissen.
„Meine Schwester Emma erzählte mir gestern, dass sie letztes Jahr hier einen jungen Mann kennen gelernt hatte, der Frederik heißt. Seit dem ist sie total verliebt in ihn!“
„In meinen Bruder Frederik?“, fragte Bernadette scheinheilig. Ihr war inzwischen auch ein Licht aufgegangen und sie erkannte die Zusammenhänge.
„Stell dir vor, sogar geküsst haben die sich!“
„Ich weiß!“
„Wie, du weißt?
„Ich habe die Zwei im letzten Jahr zufällig in Ribeauvillè beobachten können und gesehen, wie sie sich innig geküsst haben!“
„Erzähl mir mehr davon!“ fordert Maria, Bernadette wissbegierig auf.
„Wie ich dir schon sagte, ich habe die Beiden im letzten Jahr beim Tete a Tete erwischt, als sie sich gerade geküsst haben. Nur dass mein Bruder dies nicht zugeben will. Ich habe ihn erst vor kurzem darauf angesprochen. Doch stellte er sich unwissend und dumm und tut so, als ob er nicht wüsste wovon ich gesprochen habe. Aber ich kenne meinen Bruder nur zu gut und weiß, dass auch er sich damals richtig verliebt hat!“
Hier hörte man die Beiden wieder laut aus dem Schuppen heraus kichern.
„Du Maria, das bleibt unser Geheimnis!“, gibt Bernadette ihr leise zu verstehen. „Wir wissen jetzt mehr als die anderen.
„Natürlich bleibt das unser Geheimnis, wie könnte ich das ausplaudern?“
„Nun gut, dann werden wir mal sehen, ob wir die Zwei nicht zusammen bringen können!“
„Das wird ein spannendes Spiel werden!“, lachte Maria. „Ich weiß jetzt mehr als meine Schwester ahnt!“
„Wo ist sie denn überhaupt?“, will Bernadette wissen.
„Die läuft gerade in der Stadt herum und hofft dort zufällig auf Frederik zu treffen!“
„Hat sie dir das gesagt?“
„Nein das nicht, aber ich kenne meine Schwester!“
„Dann wäre sie wohl besser mit hierher gefahren!“
„Das macht gar nichts, wir fahren ja nachher so wie so in die Stadt, dann werden sich die Beiden ja treffen!“
„Nein, ich werde meine Bruder dazu überreden heute hier auf dem Hof zu bleiben. Es gibt da noch soviel an Vorbereitungen zu tun. Erst morgen auf dem Pfifferfest sollen sie sich dann wie zufällig begegnen!“
„Trägt man denn beim Pfifferfest eigentlich auch Masken, wie beim Karneval?“, fragt Maria.
„Einige Zünfte der Pfeifer tragen Vogelmasken, wie beim Karneval in Venedig!“, sinnierte Bernadette laut.
„Dann überreden wir die Beiden eben sich traditionsgemäß zum Fest zu Maskieren. Dann erkennen Emma und Frederik sich nicht zu früh und wir können unser Spiel spielen!“
Damit war das Ganze zwischen Bernadette und Maria abgemacht.
Nach einer Stunde hatten sie die zwölf weiteren Körbe mit Weinlaschen, Sekt und landwirtschaftlichen Erzeugnissen Dekoriert und begeben sich wieder zu den Ihrigen.
Bernadette kommt, gefolgt von Maria, aus dem Schuppen und geht über den Hof zu ihrem Bruder.
Maria betrachtete jetzt Frederik mit ganz anderen Augen. Ein schöner Mann, denkt sie sich.
Bernadette blickt ihren Bruder von der Seite herausfordernd an, worauf dieser reagiert.
„Was gibt`s Schwesterlein?“
„Frederik, du weißt doch sicherlich, dass wir hier auf dem Hof noch eine ganze Menge Vorbereitungen für das Pfifferfest zu treffen haben!“
„Ja, warum?“
„Dann wäre es besser, wenn du nachher hier bleibst, und wir den Stand im Schlossgarten alleine aufbauen. Maria und ihr Bruder können uns ja dabei helfen! Wir helfen ihnen danach beim Aufstellen ihres Verkaufsstands vor dem Schlossgarten!“
„Ja, das ist eine gute Idee. Dann kann ich hier ungestört weiter machen!“, gibt Frederik nichts ahnend zur Antwort.
Die beiden jungen Frauen blicken sich vielsagend an, worauf Wilhelm meint:
„Ihr Zwei habt Euch ja gleich ganz gut angefreundet! Dann kommt Bernadette wohl mit in die Stadt? Da wird sich Emm....!“
Rasch fällt Bernadette, Wilhelm ins Wort. „Ja, ich komme ganz sicher mit in die Stadt!“
„Trottel!“, entfährt es Maria aus ihrem Mund.
Wilhelm sie seine Schwester verduzt an.
„Wieso bin ich ein Trottel?“
„Ach das verstehst du nicht!“, gibt Maria ihm zur Antwort und geht in Richtung des Hauses.
Wilhelm verstand im Moment überhaupt nichts mehr.
„Oma, Opa, Mama, wollt ihr hier bleiben oder fahrt ihr mit nach Ribeauvillè?“, ruft Maria in den Hausflur hinein.
„Wir kommen selbstverständlich mit!“, ertönt es von Innen. „Frau von Urslingen will nur noch ein paar Sachen einpacken!“
Kurz darauf erscheinen die drei Frauen mit Opa in der Türe.
Nachdem nun alle Vorbereitungen getroffen waren, machte man sich gemeinsam mit zwei Leiterwagen auf den Weg zur Stadt.
Frau von Urslingen fährt mit ihrem Wagen voran und Ludolf folgt ihr hinterher. Nach einer halben Stunde haben sie die Unterstadt erreicht.
„Wo wird Emma auf uns warten!“, fragt Mutter Hedewig ihren Mann.
„Sie sagte, sie wartet auf uns im Schlossgarten!“
Dort angekommen erblicken sie ihre Tochter auch sofort im Torbogen zum Schlossgarten wartend stehen.
Bei ihr angekommen wird sie von Agatha von Urslingen und Bernadette herzlich begrüßt.
„Willkommen in Ribeauvillè, Mademoiselle! Du bist bestimmt Emma, von der wir schon so viel gehört haben? Ich heiße Agatha von Urslingen und das“, dabei deutet sie auf Bernadette“, ist meine Tochter!“
„Hallo, ich heiße Bernadette!“, sagt sie zu ihr und schaut Emma voller Neugierde ins Gesicht.
Nach dem sie sich gegenseitig begrüßt hatten ging es ans Aufbauen der Stände. Bernadette hatte dabei genug Gelegenheit Emma bei der Arbeit zu beobachten. Ihr gefiel das Mädchen außerordentlich gut. Frederik hat wirklich einen vortrefflichen Geschmack, sagte sie sich.
Nach dem Aufbau, es war inzwischen später Nachmittag geworden, meinte Wilhelm zu seinem Vater:
„Ich werde mit Frau von Urslingen und Bernadette zurück zum Weingut laufen und unser Wohngespann abholen. Ihr könnt solange hier auf mich warten!“
Damit machte er sich mit Agatha und Bernadette zu Fuß auf den Weg zum vier Kilometer entfernten Vigneron le Urslingen du Muehlbach. Das Pferd der Urslingen am Halfter führend läuft Wilhelm neben Bernadette her. Ihm gefiel die junge Frau von Urslingen. Bernadette hingegen ließ sich die heimlichen Blicke von Wilhelm nicht anmerken. Insgeheim gestand sie sich jedoch ein, dass ihr dieser Wilhelm sehr gefiel.
Beim Weingut angekommen verabschiedet Wilhelm sich von Bernadette und Agatha von Urslingen zu Rappoltstein mit den Worten:
„Wir sehen uns morgen auf dem Fest, au revoir!“