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 7. Kapitel : Aubergè du Rhinè
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Als Ludolf und Wilhelm von Ribeauvillè zurückkehrten, kommt ihnen ein Gespann in vollem Tempo entgegen. Der Kutscher stand auf dem Fuhrwerk und knallte unaufhörlich mit der Peitsch auf sein Pferd ein.
„Der hat es aber eilig!“, sagt Ludolf zu einem neben ihm sitzenden Mann.
Es ist der Zigeunerkönig Ferdinand Rose, der dort sitzt.
Ludolf und Wilhelm hatten den Zigeunerkönig zufällig in der Stadt Ribeauvillè auf dem Marktplatz getroffen. Sie kannten sich schon seit vielen Jahren und waren gute Freunde. Es war genau der Mann, mit dessen Sippe sie sich im Elsass verabredet hatten
Sie begegneten sich auf ihren Reisen immer wieder mal wieder hier und dort zufällig, jeweils in einer anderen Gegend. Doch das Treffen im Forèt Domaniale de Marckolsheim war geplant.
Dass sie Ferdinand heute in Ribeauvillè angetroffen haben, dass war wirklich purer Zufall. Bei ihrer letzten Begegnung wollten die Roses eigentlich ins Böhmerland, wo ihre angestammte Heimat war. Daneben wollten sie auch noch einige Verwandtschaft in der Gegend um Bayreuth besuchen. Ihr Treffen im Elsass war eigentlich erst einige Tage später zu erwarten gewesen.
„Es sieht so aus, als sei er auf der Flucht!“, antwortet Ferdinand, der das Gespann scharf im Auge behielt.
„He, den kenn ich doch! Das ist der Fremde der sich Raoul nennt, von dem ich dir erzählt habe! Es wundert mich jetzt aber sehr, dass er uns entgegen kommt, denn er war uns schon längst weit voraus. Und nun kommt er aus Richtung unseres Lagers. Hoffentlich ist dort nichts passiert!“
Gespannt sieht Ludolf dem Fuhrwerk entgegen. In seinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Der Fremde nähert sich dem ihm entgegenkommenden Fuhrwerk und erkennt Ludolf auf dem Bock.
„Scheiße, dieser Wittich!“, ruft Raoul erschrocken. Dabei zügelte er sein Pferd zur langsameren Gangart.
Bei Ludolf Wittich angekommen, fragt dieser: Wo kommen sie denn jetzt her? Sie waren uns doch schon lange voraus!“
„Diesen Mann kenne ich!“, unterbricht Ferdinand Rose, Ludolf. „Der hat letzte Nacht mit seinem Partner in unserem Lager campiert!
Wo wollen Sie denn nun hin?“, spricht Ferdinand den Mann misstrauisch an, „Sie sagten doch, dass Sie mit ihrem Kumpan ins Rheinland fahren wollten. Doch dieser Weg hier führt genau entgegengesetzt? Wo ist er eigentlich ihr Freund, der sich Marcel Herzberger nennt?“, fragt er weiter.
Da geht der Verschlag des Kastenwagens auf und der Fremde kommt hervor.
„Warum haltet ihr uns hier auf? Wir haben mit Euch nichts zu tun, und wir können hinfahren wohin wir wollen!“
„Mal nur nicht so Batzig Bursche! Wenn du mit mir sprichst, dann sprichst du höflich, verstanden?“, donnert Ferdinand den vermeintlichen Marcel Herzberger an.
„Ach, ist das etwa ihr Geschäftsfreund mit dem Sie einen Weinhandel betreiben wollen?“, fragt Ludolf den nun sehr eingeschüchterten Raoul.
„Ja“, gibt dieser zögernd zur Antwort.
„Nun lasst uns endlich vorbei, wir müssen weiter!“, drängelt Raoul und versuchte seinen Wagen an dem Fuhrwerk von Ludolf vorbei zu lenken.
Doch Ludolf weigerte sich ihn weiterfahren zu lassen, denn er wusste schließlich noch nicht, was mit seiner Familie los ist.
„Lass sie fahren Bruder!“, mischt sich Ferdinand Rose dazwischen. „Wenn sie was angestellt haben, kommen sie nicht sehr weit!“
„Nun gut, ihr könnt weiter fahren!“, gibt Ludolf den Beiden die Erlaubnis zur Weiterfahrt und rangiert sein Gespann seitlich auf eine Grasfläche.
Als Beide Fahrzüge aneinander vorüber sind, fuhr jeder in der entgegengesetzte Richtung davon.
Ludolf beeilte sich nun sehr zu seinem Lagerplatz zu kommen. Er wollte wissen, ob im Lager alles in Ordnung ist. Dort angekommen findet er die Seinen bei bester Gesundheit. Also hatten die beiden Strolche seine Familie nicht überfallen. Hier fiel Ludolf ein Stein vom Herzen
Die beiden Ganoven hingegen hatten es mit einmal noch eiliger als zuvor und jagten ihren einspännigen Kastenwagen den Rheinuferweg entlag. Nach etwa einem Kilometer erreichen sie die Rheinbrücke und lenken das Gefährt über die Brücke auf die andere Rheinseite. Dort angekommen fahren sie Rue du Rhine entlang und biegen kurz vor Marckolsheim rechts in die Rue de la Volga, um schleunigst die bewohnte Gegend zu verlassen.
An der Ortsgrenze von Marckolsheim angekommen halten sie an und stellen ihr Gespann unter einer Trauerweide ab. Hier konnte ihr Gefährt von keinem fremden Augen so leicht entdeckt werden.
„Diese Hunde!“, schimpft Raoul. „Dass sie ausgerechnet uns jetzt über den Weg fahren mussten! Wenn ich diesen jungen Zigeuner erwische, der mich mit meiner eigenen Peitsche geschlagen hat, zahle ich es ihm heim!“
„Komm mit!“, antwortete Marcel ihm nur, und geht ein Stück des Weges zurück. Nach einigen hundert Metern kommen sie zu einem halb verfallenes Haus.
„Aubergè du Rhinè“, Herberge am Rhein, prangt in verrotteten Lettern der Name dieses Etablissements von der Wand.
„Diese Herberge findet so schnell niemand, hier sind wir absolut sicher!“, erklärt Marcel seinem Spießgesellen Raoul.
Gemeinsam betreten sie die Gaststube. Eine Wolke beizender Zigarrenqualm kommt ihnen von dort entgegen. Die Stube ist in ein halb dunkel gehüllt und an den Tischen sitzen verwahrloste Gestallten beim Wein und Kartenspiel. Es geht ziemlich lauthals zu und man merkt den Gästen an, dass sie nicht erst seit kurzem dort sitzen. Diese Spelunke ist im wahrsten Sinne eine Räuberhöhle.
Marcel und Raoul begeben sich zur hintersten Ecke und setzen sich dort an einen runden Tisch. Hier fühlen sie sich einigermaßen ungestört und können heimlich miteinander sprechen.
Nachdem die Wirtin nach ihrem Begehr gefragt hatte, bestellte jeder für sich eine Flasche billigen Rouge. Als die Wirtin den verlangte Rotwein gebracht hatte, warfen sie ihr ein paar Centimes auf den Tisch und gaben ihr durch ein Handzeichen zu verstehen, dass sie nicht gestört sein wollten.
„Ich weiß jetzt hinter welchen Dokument du her bist!“, eröffnet Raoul das Gespräch.
„Na, hinter welchem denn?“
„Hinter der Urkunde, über das Lehensrecht der Wittichs, dass sie im Mittelalter erhalten haben! Der Alte von den Wittichs besitzt nämlich so eine Urkunde, ich hab sie gesehen!“
„Soso, bist du da sicher?“
„Na klar doch. Ich habe diese Zigeuner am Abend belauscht, als der Alte anfing auf seiner komischen Flöte zu spielen. Dann ist er in den Wagen gestiegen und brachte diese Urkunde mit heraus. Der junge Wittich, ich glaube Wilhelm heißt er, las sie dann laut vor. Ich konnte jedes Wort sehr genau verstehen!“
„Diese Urkunde interessiert mich nicht! Aber ich dachte du wolltest an diesem Abend unbemerkt in den Wagen der Wittichs steigen, um nach Geld zu suchen?“
„Das hab ich auch versucht, doch dieser Köter lag auf der Lauer, dieses Mistvieh!“
„Ich muss diese Urkunde unbedingt haben“, sprach Marcel halb zu sich selbst, „aber nicht die, die du meinst, die hat gar keinen Wert!“, sagte er zu Raoul. „Die Wittichs besitzen noch eine Zweite Urkunde, die viel wertvoller ist. Die will ich haben!“
„Aha, welche den? Was steht denn da drin?
„Davon will ich jetzt nicht sprechen, nur soviel, sie ist sehr, sehr wertvoll!“
„Ach, und da sagst du mir jetzt erst?“
„Warum sollte ich mit dir darüber sprechen? Sie gehört doch mir!“
„Jetzt nicht mehr, jetzt gehört sie uns! Uns beiden, verstehst Du?“, sagte da Raoul zu Marcel im bestimmenden Ton. Man konnte nun deutlich die Gier in Raouls Augen erkennen.
„Das denkst aber nur du! Du bekommst schon deinen Anteil, wie versprochen!“
Ja, wenn du mir aber nicht ehrlich sagst, was die Urkunde wert ist, muss ich davon ausgehen, dass sie viel mehr Wert hat als du mir verraten willst! Ich verhelfe dir schließlich dazu, dass du sie überhaupt bekommst! Ohne meine Hilfe bekämst du sie nicht. Also gehört sie uns beiden zu gleichen Teilen!“
Das Gespräch verlief von jetzt an ziemlich hitzig. Man konnte sich nicht darüber einig werden, wem die Urkunde gehört. In der Zwischenzeit hatten sie bereits die zweite Flasche Rotwein geleert.
Die Wirtin brachte unaufgefordert weiteren Wein an den Tisch und goss die Gläser Randvoll, bis sie überliefen.
Da meinte Marcel mit leicht lallender Stimme zu Raoul: „Nun gut, du bist mein Freund, ich will dich in mein Geheimnis einweihen, aber zu keinem ein Wort!“
„Nun red doch endlich!“, forderte Raoul seine Kumpan Marcel Herzberger auf und nimmt einen kräftigen Schluck aus der Flasche.
Marcel neigt sich zu Raoul hinüber und flüstert ihm ins Ohr:
„Diese Urkunde ist ein altes Erbstück, ein Pergament über eine Grundstücksschenkung. Sie wurde damals von einem gewissen Herrn, ach wie hieß er doch gleich; von einem Grafen Johann Jakob von Rappoldstein, an die damalige Familie Wittich, ihres Zeichens hoheitliche Flötenspieler ausgestellt! Das Ding ist noch original von einem Kaiser unterzeichnet und mit seinem Siegel versehen! Jeder der diese Urkunde besitzt, ist Eigentümer sehr großer Ländereien hier im Elsass!“
„Mensch, dann sind wir beide ja Reich!“, ruft Raoul voller Begeisterung laut!“
„Schrei doch nicht so, es muss doch keiner wissen, und noch haben wir diese Urkunde noch nicht in Händen!“
„Die werden wir uns ganz sicher holen und wenn ich dieser Sippschaft alle die Hälse durchschneiden müsste!“, beteuert Raoul. Die Vorstellung bald Reich zu sein, ließ ihn alle Moral vergessen
Daraufhin setzt er sich seine Weinflasche an den Hals und leert den Rest in einem Zug.
„Zwei Flaschen Rouge du Vin, tout de suite!“, ruft Raoul der Wirtin im Befehlston zu. Diese bringt auch sofort die bestellten Weinflaschen und stellt sie auf den Tisch.
„Sie können hier ruhig deutsch sprechen, Monsieur. Meine Gäste kommen fast alle von der Rechten Seite des Rheins herüber. A la votre santè!“, sagte sie kurz und verschwand schnell wieder hinter ihrem Tresen.
Nachdem Raoul nun wusste, um welchen Reichtum es bei ihrem Coup ging, war er nicht mehr zu bremsen. Er erging sich in alle möglichen Überlegungen, wie er und Marcel in den Besitz dieser Urkunde gelangen konnten. Am Schluss kamen sie beide überein, dass sie am Besten die jüngste Tochter Emma entführen wollten.
Zur gleichen Zeit im Lager der Wittichs, feiern diese mit den Sinti und Roma ein rauschendes Zigeunerfest.
Als Ludolf seiner Familie mitgeteilt hatte, wie gut seine Vorbereitung für den Verkauf auf dem Pfifferfest gelaufen waren, freuten sich alle sehr darüber. Nur Emma war in ihren Gedanken ganz woanders.
Nachdem Großvater, wie versprochen, über die Geschichte der Pfiffer und die Rappoltstein vorgelesen hatte und Maralda ganz begeistert davon sprach, dass ihre Zigeunersprache bereits im Mittelalter gesprochen wurde, saß Emma danach wieder für sich alleine und sinnierte vor sich hin.
Da fordert Wilhelm sein Schwester Maria auf: „Komm, lass uns mit den anderen tanzen!“
Beide schlossen sich dem bunten Treiben der Sinti und Roma an und tanzten Hände klatschend in den Reigen der Zigeuner. Emma starrte indessen ins Feuer und ließ ihre Gedanken auf Wanderschaft gehen.
„Willst du mit mir tanzen, Emma?“, hört sie jemanden fragen. Es war Marco, der Bruder von Maralda Rose, der sie aus ihren Träumen riss.
„Tanzen? Ja, ich möchte Tanzen, den ganzen Tag tanzen, nur tanzen möchte ich jetzt!“
Abrupt steht Emma vom Feuer auf und fängt auf ihre eigen Art und Weise zu tanzen an. Ihre Arme strecken sich gen Himmel und halten dabei ihre Hände, wie zum Gebet über ihrem Kopf verschlungen. Sie drehte sich nun mit grazilen Körperbewegungen im Kreise und ihre Hüften schwingen rhythmisch zur Gitarrenmusik. Ein extra Trommelwirbel ist zu hören.
Wie verzückt tanzte Emma über die Wiesenfläche dahin, als sei die Welt um sie herum verschwunden. Alle Augen der anwesenden Sippen sind nur noch auf sie gerichtet.
„Ja Emma, tanze! Du bist eine wahre Zigeunerin, tanze weiter!”, rufen die Zuschauer ihr aufmunternd zu.
Und Emma tanzte wie wild vor sich hin. Sie tanzte sich sprichwörtlich in Extase.
Marco versuchte mit Emma tänzerisch Schritt zu halten, doch mehr als ein paar unrhythmische Bewegungen brachte er nicht zustande. Dennoch folgte er ihr auf Schritt und Tritt und umwarb sie mit seinen männlichen Signalen. Als Marco jedoch Emma während ihres Tanzes zu küssen versuchte, brach sie ihren Tanz abrupt ab, und gibt Marco eine schallende Ohrfeige.
„He lass das, ich bin bereits vergeben!“, Bei diesen Worten blitzten und funkelten Emmas Augen wie eine Furie.
Marco hält diesem Blick nicht lange stand und begibt sich beschämt zurück in die Reihen seiner Sippe. Maralda empfängt ihn dort und sagte tröstend zu ihrem Bruder: „Mach dir nichts draus!“
Maria hatte das ganze aus der Nähe mitgehört und blickt Emma ungläubig an. Was hat meine Schwester da gerade gesagt, sie ist bereits vergeben?
Gegen Spätnachmittag neigte sich das Zigeunerfest seinem Ende zu. Die einzelnen Sippen kehrten zu ihren jeweiligen Lagerplätzen zurück.
Es dunkelte allmählich und die Nacht brach herein. Ludolf und Wilhelm räumten die Spuren des Festes beiseite und Großmutter Notburga sorgte für das Abendessen. Es war noch reichlich Fleisch von dem Hammel übrig geblieben.
Emma und Maria sitzen nebeneinander am Lagerfeuer, wobei Maria ihre Schwester fragend von der Seite her ansieht.
„Sag mal Emma, verschweigst du mir da was?“
„Was meinst du?“
„Weißt du nicht mehr, was du zu Marco gesagt hattest, als er dich zu küssen versuchte?“
„Was habe ich denn gesagt?“, fragt Emma nichts wissend zurück.
„Du hast gesagt, dass du bereits vergeben bist!“
„Das soll ich gesagt haben? Davon weiß ich nichts!“
„Bisher haben wir über alles miteinander reden können, warum verschweigst du mir, dass du einen Freund hast. Wie heißt er eigentlich, kenne ich ihn?“
„Ach, das hab ich do nur so dahin gesagt, damit Marco nicht weiter versucht mir nachzustellen!“
„Das glaube ich dir nicht, das war ernst gemeint! Ich kenne dich zu gut, als das ich mich da irren könnte. Also, wie heißt er?“
„Na gut, dir sag ich`s. Ich habe da im letzten Jahr jemanden kennen gelernt, der heißt Frederik!“
„Wo hast du ihn denn kennen gelernt?“, will Maria neugierig wissen.
„Hier in Ribeauvillè, im letzten Jahr! Ich weiß aber nicht, ob er sich noch an mich erinnern wird! Es ist ja auch schon sehr lange her! Nur ich denke die ganz Zeit an ihn, er will mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen!“
„Habt ihr Euch denn geküsst?“
„Ja, es war das Erstemal, dass ich einen Mann geküsst habe!“
„Oh, dann bist du ja richtig verliebt. Wie schön!“
Maria nimmt ihre Schwester in den Arm und streichelt ihr übers Haar.
„Vielleicht siehst du ihn ja in diesem Jahr wieder!“, sagt sie zu ihrer Schwester, die sie weiter umarmt hält.
„Ich hoffe das sehr!“, gibt Emma ihr zur Antwort. „Aber nichts den Eltern erzählen, versprichst du mir das?“
„Ja, das verspreche ich dir, es bleibt unser beider Geheimnis!“
„Na, was habt ihr da zu tuscheln, ihr Beiden? Ihr spracht gerade von einem Geheimnis!“ Es war ihr Bruder Wilhelm der gerade hinzu gekommen war, als Maria ihrer Schwester Emma versprach, dass sie ihr Geheimnis wahren wollte.
„Wollt ihr mich nicht einweihen, von welchem Geheimnis ihr da sprecht?“
Da gibt Emma, Wilhelm zur Antwort: „Es gibt kein Geheimnis, wir sprachen nur von gestern, wo uns Opa über die Geschichte der Rappoldsteinern und unserer Sippe aufgeklärt hatte. Aber das ist ja auch ein großes Geheimnis, stimmts lieber Bruder Wilhelm?“
Emma schaute ihren Bruder dabei schelmisch an, um herauszufinden ob Wilhelm diese Geschichte geschluckt hatte.
„Ja“, sagt dieser, „mir geht die Geschichte auch nicht mehr aus dem Kopf! Aber das ist jetzt Nebensache. Die Hauptsache ist, wir fahren morgen Früh in die Stadt und bauen dort unseren Stand auf. Dazu müssen wir alle Hände zur Verfügung haben. Eine Frau Agatha von Urslingen hilft uns mit einem Leiterwagen aus, den wir bei ihr noch abholen müssen. Also legt euch rechtzeitig zum schlafen, damit ihr morgen frisch und munter seid!“
Während die Zigeunersippen im Forèt Domaniale de Marckolsheim fröhlich feierten, sitzen Raoul und Marcel Herzberger im Aubergè du Rhinè und saufen eine Flasche Rouge nach der anderen.
„Also, ich sage dir, die Besitzurkunde wird Unsere!“; lallt Marcel und prostete seinem Freund Raoul mit einer halb vollen Flasche Wein zu.
„Wir brauchen noch unbedingt ein Versteck, wo wir die Kleine verschwinden lassen können!“, sagt Raoul und nimmt einen tüchtigen Schluck aus der Flasche.
„Das lass mal meine Sorge sein! Madame, haben Sie zwei Zimmer für uns frei, la Chambre d`hotèl?“
Die Wirtin des Etablissement kommt an den Tisch und sagt:
 „Ich habe sogar mehrere Zimmer im Haus, die alle nach hinten hinaus gelegen sind, Monsieurs. Dort sind Sie bestimmt total ungestört. Wie lange möchten Sie denn hier im Aubergè du Rhinè logieren?“
„Solange es uns gefällt und es uns hier bei Ihnen und in diesem Kaff nicht zu langweilig wird!“, lacht Marcel laut.
„Möchten die Herren denn noch etwas trinken?“, fragt die Wirtin, ohne auf die Bemerkung von Marcel Herzberger einzugehen.
„Bringen Sie uns noch zwei Flaschen von diesem Rouuuuge, wir nehmen die Zimmer!“
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