Jaan ist einen besonderer, 14 Jähriger, Na'vi-Jungen vom Reiter-Clan der Steppe. Seil Leben könnte so normal verlaufen, würde nicht Jake Sully in sein Clan kommen und Krieger für sein Kampf gegen die Himmelsmenschen einfordern. Sein Vater kommt um und sein Bruder bringt ihm ein Gewehr mit. Jaan lernt das effektive Jagtinstrument kennen, mit samt all seine verbundenen Nebenwirkungen. Jake bekommt davon irgendwann Schimmer und will eine vermeidliche Katastrophe abwenden. (Er Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten und sich an die Wand hängen.)
Jaan ist der Sohn von Pe´gau. Er lebt im Reiter-Clan der Steppe. Nach Erdjahren wäre er 14 Jahre alt. Jaan lebe zusammen mit seinem Vater Pe´gau, seiner Mutter Liam, seinem etwa 4 Jahre älterem Bruder Taou und seiner etwa 7 Jahre ältere Schwester Neynat.
Taou ist der geschickteste Jäger des Clans.
Neynat wird die nächste Tsahìk und ist dem Häuptlingssohn Delé versprochen. Pe´gau ist gut mit dem Olo´eyktan Akwey befreundet. So kam es auch dazu das Neynat Delé heiratet.
Jaan muss ständig mit seinem Vater und seinem Bruder das Jagen mit Pfeil und Bogen üben, aber er ist einfach zu ungeschickt.
Liam ist eine Sammlerin.
Die Morgensonne scheint Jaan ins Gesicht und er versuche sich von der Sonne abzuwenden, doch plötzlich fällt er aus seiner Hängematte. Ein Glück, dass er nur kniehoch über dem Boden schläft. Er landet mit dem Gesicht auf den sandigen Boden und kratzt sich dann den Sand aus dem Gesicht und aus dem Ohr. Durch sein Plumpsen hat er seine Eltern und seine Schwester geweckt. Nur Taou, der viel zu spät schlafen ging, schläft noch tief und fest über ihn.
Jaan rupft sich ein Tibor Blatt vom Ast ab und kaue drauf rum, um mit der Minze den tauben Geschmack von der Nacht aus seinem Mund zu kriegen. Er sieht, dass nur noch 2 Blätter übrig sind und geht raus um ein neuen Ast zu holen.
Da sagt seine Mutter: „Jaan? Holst du einen neuen Tibor Ast?“
„Ich bin schon auf dem Weg.“
Nur wenige vom Clan sind schon auf den Beinen.
Der Tiborbusch ist nur eine halbe Minute von seiner Hütte entfernt. Mit Leichtigkeit schneidet Jaan mit seinem Messer einen Ast ab und auf dem Rückweg nimmt er sich ein Stück Trockenfleisch aus seiner Tasche und kaut darauf rum. Zurück, sind inzwischen alle aus den Federn, nur Taou hat die Arme über den Kopf geschlagen.
Da sagt sein Vater zu Jaan: „Sieht wohl so aus, als müssten wir beide allein die Schießübungen machen.“
Neynat verdreht die Augen während sie sich ihre Halskette umlegt.
Der Übungsplatz ist ein alter abgestorbener Baum, in dessen morschem Holz die Pfeile prima stecken bleiben. Auf dem Stamm ist ein faustgroßer, roter Punkt aufgemalt, den es zu treffen gilt. Jaan steht 20 Schritte vom Baum entfernt, zieht den Bogen, lässt los und der Pfeil bohrt sich 1 Meter vor dem Stamm in den Boden. Drum herum liegen 7 andere Pfeile mit ähnlich schlechten Ergebnissen.
Jaan nimmt den letzten Pfeil aus sein Köcher, während sein Vater sagt: „Ziehe die Hand an die Backe!“
„Entschuldigung, ich kann nun den Bogen nicht lang genug gespannt halten!“, antwortet er gereizt.
„Ich sehe was dein Problem ist und es ist nicht die Kraft. Du machst immer irgendwas falsch. Sei es dein Stand, der Arm oder das Anvisieren. Los, noch mal!“
Mit Wut zieht Jaan den Bogen, ohne die Ratschläge seines Vaters zu berücksichtigen. Er lässt los und sieht wie ein Pfeil nahe der Markierung in dem Stamm fliegt. Jaan dreht sich um und sieht wie zwei aus dem Jägerpack wegrennen. Nicht er, sondern sie haben den Pfeil geschossen.
„Ihr seid so doof.“ Ruft er ihnen hinter her.
„Los, hol die Pfeile und übe weiter!“
Es ist Früher Mittag. Die Sonne scheint hell auf die Heudächer des Dorfes. Die Köchinnen bereiten das Essen zu und Jaan sitzt in der Hütte von Ra´on. Dem ältestem unserem Clans. Ein alter, weiser, schwacher Mann. Der letzte Zeuge von Toruk Makto. Er erzählt gerne Geschichten und Legenden aus alter Zeit. Er erzählte mal Jaan, dass Toruk Makto ihm eine Flöte geschenkt hat und er im Gegenzug ihm seine Fleischkeule. Jaan weis alles von Ra´on, was es sonst alles auf Pandora gibt.
Dann ist das Essen fertig. Jaan bekommt die Suppenschüssel für Ra´on in die Hand gedrückt und bringe sie zu ihm.
„Danke, Jaan und übe weiter das Bogenschießen.“
Es gibt heute gekochte Kroc Rohre mit Fleischstückchen. Den Pfeil von den Jungs hat Jaan immer noch bei sich. Als er seinen Teller leer hat, kriecht er zu ihnen rüber und frage: „Wollt ihr den Pfeil wieder haben?“
„Danke, aber den hättest du ruhig behalten können!“
Dann geht er zu seinen Eltern und Taou, der inzwischen aufgestanden ist.
Pe´gau zu ihm: „Du hast also ihnen den Pfeil wieder gegeben? Du weißt doch das sie genug davon haben.“
„Ja. Aber er war zu lang für mich.“
„Aber für mich hat er doch gepasst.“
„Na gut, aber jetzt ist er weg.“
Da wendet sein Bruder ein: „Und, Wie war das Schießtraining, ohne mich?“
„So schlecht wie immer… Und die Jungs haben mir zwischenrein geschossen.“
„Genau die 2 von Oka?“
„Ja, einer von beiden.“
Es ist Abend und Jaan sitzt auf den Übungsbaum und betrachtet, wie die Sonne hinter dem Horizont noch den Himmel erleuchtet. Nach kurzer Zeit, als vom Leuchten nichts mehr zu sehen war, entdecke er die Umrisse 4 Ikrans am Horizont. Nur einer war wesentlich größer als die anderen 3. Jaan rännt zum Dorf um den Anderen davon zu erzählen.
Er ruft: „Sie kommen. Ikrans sind im Anflug. Ein großer und Drei kleine.“
Olo´eyktan Akwey fragt ihn wo er sie gesehen hat.
Inzwischen waren die Ikrans nah genug um im Mondschein zu erkennen, dass jeder Ikran bemannt ist. In diesem Augenblick schießt es Jaan durch den Kopf: Das ist ein Toruk, mit Toruk Makto.
Laut verkündet er: „Das ist Toruk Makto! Er ist auf dem Weg zu uns!“
Als Toruk Makto dann landet hat sich das gesamte Dorf versammelt, um die wieder auferstandene Legende zu begrüßen.
„Ich bin mit einem Anliegen höchster Wichtigkeit hier.“
Selbst die Köchinnen, sind von der Feuerstelle weg, zum Helden gegangen.
Toruk Makto alias Jake hat Neytiri an seiner Seite. Jake spricht auf Englisch weiter und Jaan versteht kein Wort. Neytiri übersetzt: „Die Himmelsmenschen sind gekommen und haben unsere Heimat zerstört.“
Jaan hört auf ihr zu zuhören und konzentriert sich auch Jakes Worte. Für ihn ist es ein unverständliches Gebrabbel.
Die Leute schrieen jubelnd auf, doch Jaan weis nicht warum, weil er nicht zu hörte. Seine Aufmerksamkeit war wieder bei der Frau.
„Um den Himmelsmenschen zu zeigen, dass sie hier nichts verloren haben, brauchen wir eure Hilfe, um sie in die Flucht zu schlagen.“
Dieses Mal jubelt er mit. Doch dann verfängt Jaan sich wieder in Jakes Worten. Ab da jubelt er immer dann, wenn die Anderen jubelten, um nicht aufzufallen.
Jake wendet sich an Akwey, und sagt ihm etwas auf Na´vi.
Dann wendet Akwey sich wieder zum Clan und ruft: „Last Toruk Makro hier quartieren!“
Es geht weiter zum Essen, wo schon 1/3 verkocht und verbrannt ist. Jaan erhast ein gutes Stück Fleisch.
Niemand spricht, als die Omaticaya Gäste ihr Essen entgegen nehmen. Alle 5 bewegten sich auf die Lücke zu, die neber Jaan war. Jaan kann es gar nicht fassen als Toruk Makto sich neben ihm setzt. Jake spricht wieder etwas auf Englisch und Neytiri fängt an zu kichern.
Jaan traut sich nicht, ihm was zu fragen, doch er überwindet seine Furcht: „Was ist das für eine Sprache die du da sprichst?“
Jake überlegt einen Augenblick lang. Nach monatelangem Vokabelntraining spricht er immer noch kein akzentfreies Na´vi. Schließlich sagt er: „Das ist die Sprache der Himmelsmenschen. Du musst wissen, dass ich bei ihnen aufgewachsen bin. Schau, ich habe 5 Finger an der Hand. Diese 2 extra Finger und Zehen habe ich nur ihnen zu verdanken.“
Er streckt seine Hände und Füße zu Jaan, dass er sie sich ansehen kann, doch er rutscht nervös von ihm weg. Wie zwei verkrüppelte Hände betrachtet er sie. Geekelt und fasziniert zu gleich fasst er seine Hand an. Sie fühlt sich trotzdem an wie jede andere Hand.
Ein Mann, in der Reihe hinter ihnen, verschluckt sich, als er beobachtet, dass er Toruk Maktos 5 Finger anfasst. Auf einmal sind alle Blicke auf die beide gerichtet.
Jaan rutsche rückwärts bis er auf Widerstand einer anderen Person trifft.
Die Blicke lösen sich allmählich und alle essen weiter.
Jaan sagt: „Entschuldigung.“
„Du brauchst dich nicht zu Entschuldigen. Wofür willst du denn dich entschuldigen?“
Jaan hört das Getuschel: „Toruk Makto hat ja 5 Finger an der Hand.“ und antwortet auf seine Frage nicht.
Als Jaan dann seinen Teller lehr hat, kriechet er so unauffällig wie möglich zu seinen Bruder und Vater.
„War ich sehr auffällig?“ will Jaan wissen.
„Ja, du bist jetzt der neue Freund von Toruk Makto.“ Antwortet Taou.
Da kommt jemand fremdes und klopfte auf Pe´gau´s Schulter: „Pe´gau, was hast du nur für Manieren deinen Sohn beigebracht?“
Jaan schleicht zur Hütte zurück.
Da sieht ihn Ra´on an der Tür vorbei gehen. „Jaan! Toruk Makto ist hier! Bitte hol Hilfe damit ich ihn sehen kann.“
„Geht in Ordnung.“ Erwidert er.
Den ersten den Jaan sieht ist Taou. Er rennt zu ihm und bittet mit zu kommen.
„Was ist los?“
„Ra´on will Toruk Makto sehen.“
Jaan und Taou laufen in seine Hütte zurück und tragen ihn raus. Taou hält ihm um den Bauch umklammert, Jaan hat seine Beine. Für alle Drei ist es anstrengend, Ra´on zu transportieren. Sie bewegen sich in Richtung Essensplatz, doch Jake ist schon weg.
Taou frage Mutter wo er ist.
„Er ist in der Gästehütte. Er will schnell weiter Reisen.“
Und schon bewegen sie sich in Richtung Gästehütte.
Dort angelangt, sagt Taou: „Unser Dorfältester will Toruk Makto sehen.“
Seine Begleiterin, in der Hängematte unter ihm, klopft von unten gegen seine Matte und sagt etwas auf Englisch.
„Zu spät. Er ist schon weg.“ Antwortet sie.
„Wie bitte?“ fragt Jaan.
„Nein, er ist schon noch da, aber schläft so tief, dass noch nicht einmal die lautesten Himmelsmenschen ihn wecken können.“
„Wirklich nicht?“ fragt Ra´on.
„Wirklich unmöglich.“
Enttäuscht bringen Jaan und Taou, Ra´on wieder zurück.
„Echt zu dumm.“ Sagen Taou und Jaan wie aus einem Mund, als sie ihn wieder in die Matte legen.
„Komm Bruder. Wir sollten jetzt schlafen gehen.“ Sagt Taou.
Als die Beiden in ihren Hängematten liegen will Taou wissen: „Stimmt das, dass Toruk Makto 10 Finger hat?“
„Ja, Er hat sogar mir seine 2 extra Zehen gezeigt.“
„Wie bitte?“ sagt Taou amüsiert.
„Ja, das kommt weil er bei den Himmelsmenschen aufgewachsen ist.“
„Aha. Und genau diese will er verbannen?“
„Genau die.“
Es wird morgen im Dorf und Jake füttert seinen Toruk. Der Toruk lässt einen Schrei und Jake sagt zu ihm: „Sei ruhig! Es schlafen noch einige.“
Jaan wurde von dem Schrei geweckt und hüpft vorsichtig aus der Matte, um nachzusehen. Jake füttert sein Tier mit Proviant, welches er, von Besuchen in anderen Clans, bekommen hat.
„Du gehst schon?“ fragt ihn Jaan
„Ja. Ich muss schnell meine Armee bilden. Die Himmelsmenschen werden alles daran setzen mich aus zu schalten.“ Jake läst einen Seufzer „Aber ich bleibe noch eine Stunde.“
„Stunde? Was ist denn das?“ Jaan ist von seiner Wortwahl verwirt.
„Ja so nennen die Himmelsmenschen einen Zeitabschnitt.“
Immer mehr Leute kommen heraus weil sie vom Toruk geweckt wurden.
„Wie wirst du den gehen? Allein oder mit den anderen zusammen?“ will Jaan wissen.
„Ich, meine Begleiterin Neytiri, und die anderen Zwei fliegen zum nächsten Clan und der letzte, der hier bleibt, führt eure Krieger zum Baum der Seelen.“ Jaan ist weiter von seinem Akzent fasziniert.
„Da fällt mir ein: Es gibt da Jemand der dich unbedingt sehen will.“ Jaan rennt schnell zu Ra´ons Hütte. „Ra´on, Toruk Makto ist wieder wach.“
„Schnell, hol jemand der… Nein, schicke ihn am besten gleich zu mir.“ Ra´on hat keine Lust wieder getragen zu werden.
Jaan rennt so schnell wie möglich zurück und sage: „Toruk Makto? Ra´on, unser Clanältester, will dich sehen.“ Er ist von der Rennerei einwenig außer Atem.
Jake sagt wieder was auf Englisch zu Neytiri und fragt Jaan: „Wo ist er?“
Beide laufen zur Hütte doch, auf halben weg, bleibt Jaan stehen. Jaan denkt, Ra´on will allein mit ihm reden.
Als Jake in die Hütte geht, läuft Jaan zu seiner Begleiterin zurück. „Du bist Neytiri, richtig?“
„Richtig. Und du bist der junge, der gestern neber uns saß.“ erinnert sie sich.
„Was haben die Himmelsmenschen dir alles angetan?“ fragt Jaan.
„Sie haben Wald, unsere Bäume der Stimmen und unseren Heimatbaum zerstört. Ich musste mit ansehen wie sie meine Schwester, meinen Vater und die hälfte meines Folkes getötet haben. Das Gleiche werden sie auch dir antun, wenn wir sie nicht stoppen.“
Jaan schluckt. „Er hat mir erzählt, dass er bei den Himmelsmenschen aufgewachsen ist. Ist er ein bisschen wie sie?“
„Nein. Die Himmelsmenschen zerstören und zerstören und er kämpft dafür, dass das aufhört. Es steckt noch viel Gutes in ihm.“
In diesem Augenblick kommt Jake wieder aus der Hütte. Er spricht zu Neytiri, was Jaan wieder nicht verstehen kann, doch er entschlüsselt dass er beleidigt ist.
Die beiden Männer sitzen schon auf ihren Ikrans, während Jake sich auf sein Toruk setzt. Neytiri setzte sich jetzt auch in gang und Jaan gehe ein par Schritte zurück. Zwei drittel des Clans hat sich bereits versammelt um sich von ihm zu verabschieden, doch es kommen immer noch welche nach.
Der Toruk lässt einen Schrei und fliegt los. Alle rufen: „Auf wieder sehen.“ Er versuchte auch „Auf wieder sehen.“ zu rufen, aber richtig gehört haben sie es nicht.
Jaan läuft in Ra´ons Hütte zurück. Er will wissen was passiert ist. „Und? Wie war’s? Was ist passiert?“
„Ein Scheiß ist passiert.“
Jaan setzt sich zu ihm.
„Ich habe ihn darauf angesprochen, weshalb er 10 Finger hat und er sagte „Ich bin bei den Himmelsmenschen aufgewachsen“ und ich sagte „Jemand der bei ihnen aufgewachsen ist, will sie bekämpfen? Dir ist es gelungen den Toruk zu bändigen? Das kann doch nichts werden.“ da erwiderte er „Ich habe aber den Segen Eywas.“ „Oh, das auch noch.“ .“
„Wie bitte? Nur weil er bei den Feinden aufgewachsen ist, hast du ihn vergrault?“
„Ja.“
„Was sollte das? Seine Frau hat mir erzählt, wenn er die Himmelsmenschen nicht aufhält, dass sie auch uns töten werden.“
Anscheinend hat Jaan einen wunden Punkt getroffen und Ra´on läuft eine Träne über seine Wange.
Jaan geht raus und suche den Horizont ab, aber es ist nichts mehr von Toruk Makto zu sehen.
Es ist nicht mehr Morgen aber auch noch nicht Vormittag. Wirklich alle Krieger haben sich entschieden für Toruk Makto zu kämpfen. Ein Glück, dass das Lager randvoll ist. Das reicht für alle die dableiben für 20 – 24 Tage. Alle die gehen packen sich Proviant, Haarbänder und Lendenschürze zum wechseln ein. Auf einmal sind alle Pfeile und die 2 Bögen von Pe´gau und Taou aus der Hütte verschwunden. Jaan findet diese Leere gar nicht gemütlich. Die Pferde wirken nervös. Sie ahnen das was passieren wird. Der Führer, den Jake da gelassen hat, tut sich schwer, jetzt schon den Weg zu erklären.
Jaan fragt seinen Bruder: „Taou, bringst du mir etwas von den Himmelsmenschen mit?“
„Ja, versprochen.“
Jetzt sind alle abreisebereit. Vater und Taou sitzen schon auf, während sie sich von uns verabschieden. Liam sagt „Bitte komm lebendig zurück.“
„Was werden wir! Als Helden werden wir zurück kehren. Jaan. Übe bitte weiter das Bogenschießen.“
Da kommt Neynats Verlobter, Delé, vorbei geritten: „Tschüß, meine Liebe.“
„Tschüß und komm lebendig und siegreich zurück.“ und sie wirft ihm ein Handkuss zu.
Da lässt der Ikran einen Schrei und die Herde setzt sich in gang. Wir alle winken ihnen hinterher und sie winken zurück. Alle schauen ihnen hinterher, bis sie hinter den Horizont verschwinden sind. Nur noch der Führer kann man am Himmel schwach erkennen. Als auch er verschwunden ist, geht Jaan in seine Hütte zurück.
Er sieht sich um und überlege, wie lange sie noch leer bleiben wird. 5 Tage? 7 Tage? 21 Tage? Doch weiter denkt er auch mehr nach. Er überlege wie noch mal der Knoten von Taous Hängematte aufgeht.
Liam kommt in die Hütte und fragt: „Willst du die Matte abhängen?“
„Ja. Vielleicht können wir etwas machen während sie weg sind.“
Ich steige auf meine Matte um besser an den Knoten ran zu kommen.
„Komm Jaan. Lass mich die Knoten lösen bevor du wieder aus deiner Matte fällst.“ Sagt sie und hilf ihm, damit er wieder sicher runter komme.
Jaan geht zu Papas Matte die unten hängt. „Was hellst du davon wenn wir meine Matte, an die Stelle von Papas, hängen. So hätten wir gleich eine ganze Wand frei.“ schlägt er vor.
„Das ist eine gute Idee.“
Er löst den Knoten vom Vaters Fußende. Als Jaan auch noch die Oberen 2 Enden gelöst hat, hatte Liam erst die 2 oberen Enden von Taous Matte gelöst. Zeit genug für ihn, für einen kleinen Snack.
Er nimmt ein Stück Trockenfleisch aus der Tasche, doch seine Mutter mahnt ihn: „Denk dran, auch was zu trinken.“
Jaan nimmt sich einen Schluck aus der Wasserschale.
Als sie dann mit seiner und Taous Matten fertig war, sagte sie zu mir: „Hilfst du mir beim wieder Aufhängen, damit deine Matter gerade hängt?“
„Ja, klar.“
Jaan knotet zuerst die oberen Enden fest, während sie nur das untere Ende hält.
„Jaan, schau mal ob es so gerade hängt!“
Er geht zurück, mache nur einen kurzen Blick und sage: „Ja, so hängt sie gut.“
Während Liam noch knotet kommt Neynat in die Hütte und merkt sofort was sie gemacht haben. „Schläft Jaan jetzt in der Matte unter dir, solange die anderen Männer weg sind?“
„Ja. Wir wollen mehr Platz schaffen, um etwas Besonderes die nächsten Tage zu machen.“ Sagt Jaan und hat seinen Blick fest auf Neynat fixiert.
„Wie wäre es, die Wand bunt anzumalen?“ schlägt Neynat vor und richtet ihren Blick von Jaan auf Mama.
„Das ist eine ausgezeichnete Idee, nur woher kriegen wir die Farbe?“ fragt sich Jaan und kratzt sich am Kopf.
„Na, die stellen wir uns selber her.“ sagt Liam.
Neynat hüpft begeistert auf und ab und klatscht dabei in die Hände. „Oh, darf ich mit machen?“
„Was? Du willst uns beim Farbeanrühren helfen, anstatt den ganzen Tag mit deinen Freundinnen über Sachen zu tratschen die eh schon jeder weis?“ Jaan hält den Kopf schräg und die Arme in die Hüfte gestützt.
„Naja irgendwie schon.“
„Jetzt lass sie doch mit machen! Sie kann doch überlegen woher wir die Farben bekommen.“ Sagt Liam in einem ernsten Ton „Zuerst brauchen wir Schalen für die Farben.“
„Wie wären die Teller von Vater und Taou?“ schlägt Neynat vor.
„Nein, die Farbe bekommen wir nie wieder ganz raus.“ sagt Liam dann.
„Und wenn wir neue Teller machen?“
„Nein. Das wäre zu viel Aufwand. Wir können Teller von Gerümpelberg nehmen. Die Makel können wir mit Blättern und anderen Sachen stopfen, dann erfüllen sie auch ihren Zweck.“ Sagt Jaan.
Den Gerümpelberg seht man immer von Ra´ons Hütte aus.
Dabei fällt Jaan ein: Ich wollte wieder nach Ra´on schauen.
„Los, lasst uns gehen.“ Sagt Liam und die Drei laufen zum Gerümpelberg.
Jaan bleibt an Ra´ons Hütte stehen. „Lauft ihr schon mal vor. Ich will nach Ra´on schauen.“
„Geht in Ordnung.“
Er geht in die Hütte rein und Ra´on liegt mit dem Gesicht zur Wand in seiner Hängematte. Er fragt „Wer kommt da?“ während er sich zu ihm dreht.
„Ich bin’s.“
„Schön dass du kommst. Bist du immer noch wütend auf mich, weil ich zu Toruk Makto so patzig war.“
„Nein. Nichtmehr so arg. Trotz dem würde ich gerne wissen warum du so warst.“
„Das weis ich auch nicht mehr genau. Es war wohl eine unüberlegte Reaktion.“
„Gut.“ Jaan nimmt neber seiner Hängematte Platz. „Weil Taou und Vater jetzt weg sind, wollen wir unsere Hütte etwas anstreichen.“ Als sie eine Weile schweigen, steht Jaan wider auf und gehe „Auf weder sehen.“
„Tschüss.“
Wie gut, dass sie einen Gerümpelberg haben, wo sie die Sachen aufbewahren, die zurzeit nicht gebraucht werden. Alles andere wie Essensabfälle, wird verbrannt. Der Berg ist nach Größe sortiert. Es sind in Wirklichkeit 3 Berge. Auf dem ersten kommen alle Sachen, die so groß sind wie Hängematten oder größeres. Dann alles Mittlere, Hocker, Bretter, Pfähle und so. Zuletzt die kleinen Sachen, Teller, Becher und vor allem, Materialien für Schmuck.
Mama und Neynat haben schon 2 Schalen, die wir nehmen können. Ich greife tief in den Berg hinein und ziehe nur einen halben Teller zum Vorschein. „Ich glaube 6 werden genügen.“
Liam richtet sich auf und sagt zu ihm: „3 Schalen reichen. Wir suchen nur noch eine letzte.“
In diesen Augenblick sieht Jaan, dass Neynat mit der Suche nach Geschirr noch gar nicht begonnen hat. Stattdessen hat sie nur nach Schmuck gesucht. „Du hast die ganze Zeit nur nach Schmuck gesucht?!“
„Reg dich wieder ab!“ Faucht Neynat ihn an.
Wütend wühlt er weiter. Hin und wieder stößt Jaan auf Sachen, die bestimmt schon seit Ra´ons Zeiten da liegen. Da findet er eine ganze Schale mit einem dicken Riss bis zur Mitte. „Ich habe die Letzte gefunden.“
„Gut.“, sagt seine Mutter und zeigt mit dem Finger auf die anderen, dass er seinen dazu legen soll.
Beim vorbeigehen riskiert er einen Blick, um zu sehen was Neynat gefunden hat. Sie hat Federn, Perlen und Lederbänder in ihrer Tasche. Beim Anblick wird Jaan ganz sauer, weil Neynat doch anfangs helfen wollte. Er nimmt sich ein Stück Trockenfleisch um meine Nerven zu beruhigen.
Liam wendet sich an Neynat und sagt: „Wir machen uns jetzt die Farbrohmasse. Bleibst du hier?“
„Ja, ja.“ Sie sind schon ein par Schritte gelaufen als plötzlich Neynat sagt: „Denk dran, Jaan an seine Schießübungen zu erinnern. Würde es nach ihm gehen, würde er noch nicht einmal wissen was Schießübungen sind.“
Jaan sieht in Neynat ein rotes Tuch. „Oh man! Warum hast du das gesagt? Ich habe keine Lust auf Schießübungen.“
Liam legt ihre Hand auf seine Schulter und sagt: „Jaan. Dein Vater hat es sich so sehr gewünscht dass du Jäger wirst. Bitte erfülle ihm doch diesen Wunsch.“
„Na gut. Kann ich die Übungen nicht nach dem Essen machen?“
Doch sie durchschaut seine List. „Jetzt geh schon.“, sagt sie mit einem Lächeln.
Jaan entfernt sich und Flucht leise vor sich hin.
Er geht in die Hütte um seinen Bogen und die Pfeile zu holen. Durst schnürt ihm die Kehle zu und nimmt sich Wasser aus der Wasserschale. Er blickt auf die Wand, wo gewöhnlicher weise das Jagtwerkzeug von Taou und seinem Vater hängt. Sie hangen an, aus Knochen bestehenden Haken, an der Wand. Taous Bogen hängt über dem Bogen von Pe´gau. Für viele aus unserem Dorf ist es Brauch den Bogen, des Besseren, höher auf zu hängen. Und da Jaan richtig miserabel ist hänge er seinen erst gar nicht auf.
Er begibt sich auf den Weg, zum Übungsbaum. Da wo einst reger Betrieb war, ist es jetzt richtig still.
Die Sonne scheint und es ist fast wolkenfreier Himmel. Nur am Horizont schweben einzelne Wolken.
Er musste mit Vater, aus allen möglichen Richtungen auf den Baum schießen. Mit der Sonne im Rücken, mit der Sonne rechts von ihm und sogar direkt entgegen die Sonne. Sein Vater sagt ihm immer, dass man auf der Jagt die Richtung auch nicht bestimmen kann. Man muss immer sich gegen den Wind anschleichen, damit die Tiere sie nicht riechen können.
Taou hat ihm erklärt wie es auf der Jagt abläuft.
Entweder jagt man allein oder zu zweit, zu fünft oder auch zu zehnt. Die Gruppe sucht sich z.B. eine Gruppe weidender Antilopen (Pandora Antilopen). Man checkt ab aus welcher Richtung der Wind kommt und dann sucht man, den Bedingungen entsprechend, einen Weg wie man sich anpirscht.
Um unentdeckt an die Herde zu kommen muss man durch das hohe Gras. Damit ihre blaue Haut keinen Kontrast zur Wiese hat, binden die Jäger sich Heu um. Die Jäger schleichen sich so nah wie nötig an die Herde heran. Dabei sollte man es nicht riskieren, zu nah sich heran zu schleichen, weil Antilopen aufmerksame Tiere sind. Wenn dann die Jäger nah genug sind, einigen sie sich lautlos mit Handzeichen, auf welches Tier sie schießen, damit auf kein Tier zweimal geschossen wird. Wenn man alleine jagt fällt diese Prozedur weg. Wenn dann alle bereit sind, schießen alle gleichzeitig. Allein mit nur einem Schuss sind alle Antilopen alarmiert und suchen so schnell wie der Wind das Weite, so dass ein zweiter Schuss nichts mehr bringt. Sinnvoll ist es in Gruppen zu jagen weil allein man nur einen schießen kann bis alle verscheucht sind. Wenn all das klappt, trifft nur jeder vierte Schuss. Wenn dann geschossen wurde, begeben sich alle ins Feld um die Tiere die nur verletzt wurden schnell von ihrem Schmerz zu befreien.
Das Training beendet Jaan als es Mittag essen gibt.
Jaan muss lachen als er hört, dass die Köchinnen trotz Kalkulation immer noch zu viel gekocht haben. Er holt sein Teller ab und setzt sich neben seiner Mutter. Neynat hat sich zu den anderen jungen Frauen gesetzt.
Liam fragt ihn mit halb leerem Mund: „Und, gab es was besonderes beim Bogenschießen?“
Er schluckt runter und sage: „Nein.“ Er betrachtet sie genauer und merkt, dass sie immer noch weiße Farbe unter den Nägeln hat. Auch zwischen den Fingern ist sie noch ein wenig weiß. „Mein Arm ist noch ganz schlapp vom Schießen. Und wie weit seit ihr mit der Farbe?“
„Ganz gut. Nur den einen Teller konnten wir noch nicht füllen, weil die Rohmasse noch zu dünnflüssig ist und auslaufen würde.“
„Du hast sogar noch Farbe an den Fingern.“
„Ja ich habe mir noch nicht die Zeit genommen.“
Nach einer Sprechpause sagt er dann: „Echt doof dass die Köchinnen immer noch zu viel gekocht haben.“
„Das ist auch nicht weiter tragisch, weil wir das ganze Fleisch nicht lange genug aufbewahren können, um es zu verarbeiten.“
Er nickt verständlich, sag aber nichts und kaue weiter. Nach dem Jaan seinen Teller bis auf ein paar Brösel aufgegessen hat, fragt er: „Wo habt ihr jetzt die Farbe hin?“
„Neber unserer Hütte. Sie müssen 1 Tag da stehen bleiben damit sie nicht mehr so dünnflüssig ist.“ Sie weist mit einer kurzen Handbewegung in Richtung Hütte, während Jaan auch in diese Richtung schaut. Leider kann man sie von hier aus nicht sehen weil die Sicht von anderen Hütten versperrt wird. „In welcher Farbe wolltest du die Hütte haben?“, fragt ihn Mama.
„Ach, ich wollte die Wände rot streichen.“, antwortet er, während er sich aus dem Schneidersitz, auf den Rücken legt.
„Rot? Ich dachte wir könnten die Wände in allen möglichen Farben gestreift malen.“
Jaan macht eine nachdenkliche Mine und versucht sich das bildlich vorzustellen. „Nein, so kunterbunt wollte ich das nicht haben. Ich wollte es einheitlicher haben.“
„Aber nur eine Farbe finde ich zu langweilig.“
Er richtet sich wieder auf und sagt: „Aber findest du quietschbunt nicht auch hässlich?“
„Ja du hast recht. Total bunt ist schlecht, aber so einheitlich ist doch auch nicht das Wahre.“ Jaan streckt den Rücken, weil er ihn weh tut. „Wie währe es wenn wir nur einzelne Wände in einer Farbe streichen?“ schlägt sie dann vor.
„Ja, das finde ich schon besser. Wie währen die Farben Grün, Gelb und Rot?“
„Ja vielleicht. Bevor wir uns festlegen sollten wir noch Neynat fragen.“
Der Tag beginnt wieder mit dem ersten Sonnenstrahlen.
Jaan öffnet die Augen und wundert sich wo er aufwacht. Er reibt sich die Augen, sieht sich noch mal um und dann fällt es ihm wieder ein, dass er ja die Plätze getauscht hat.
Schlaftrunken wie er ist, dreht er sich um und versuch weiter zu schlafen. Doch nach kurzer Zeit wird er doch wieder von Mamas quietschender Matte geweckt. Jaan sieht wie sie runter steigt. Mit schweren Gliedern richtet er sich auf und setzt ein Fuß nach den anderen auf den Boden.
Liam macht „Hm!“ während sie mit ausgestreckter Hand ihn ein Tibor Blatt anbietet. Sie hat bereits ihr Blatt im Mund.
Bevor Jaan sich sein Blatt in den Mund steckt fragt er: „Wie sieht es jetzt mit der Farbe aus?“
Sie zuckt nur mit den Axeln und schaut zur Tür raus. Er nimmt sein Blatt in den Mund, steht auf und geht zu den Schalen raus. Er nimmt den Rührstab und rührt die ersten Schalen um. Er nimmt den Stab wieder raus und beobachtet wie die weiße Farbe runter tropft. Es hat genau die richtige Konsistenz. Dann macht er das Gleiche bei der zweiten Schale noch mal. Ebenfalls ist die Konsistenz ausgezeichnet.
Jaan spuckt das zerkaute Blatt auf die Wiese, legt den Rührstab auf die Kante der Schale und kehrt in die Hütte zurück.
Neynat steht in diesem Augenblick aus ihrer Hängematte auf. Er begrüßt sie: „Guten Morgen.“
„Guten Morgen.“
„Guten Morgen.“ Kommt es zu erst von Neynat und dann von Mama.
„Und wie ist die Farbe?“ fragt Neynat.
„Sie ist so weit!“ antwortet er.
Neynat schaut auf Jaan rechte Hand. Jaan merkt dass er Farbe an ihr hat. Er versucht sie am Bein abzustreifen, was ihm nur mittelmäßig gelingt.
Toll. Jetzt habe ich einen fetten weißen Fleck am Bein! Denkt er gereizt, während er weiter versucht die Farbe weg zu wischen.
Liam reibt sich die Hände und sagt: „Kommt, lasst uns Frühstücken und dann fahren wir mit der Farbe fort.“
Zum Frühstück gibt es Tabri Früchte. Diese haben die Sammlerinnen gestern gepflückt.
Tabris sind handliche, birnenförmige Früchte. Sie sind grün und gelb und sehr saftig. Sie haben ein weißes Fruchtfleisch und einen großen, schwarzen, harten Kern. Sie schmecken süß und haben einen schön sauren Nachgeschmack. Die Tabris reifen unregelmäßig, weil die Sonne sie nicht von allen Seiten bescheinen kann. Die unreifere, gelbe Seite schmeckt saurer und kann auch mal bitter schmecken. Wenn man die Tabri anbeißt wird sie nach einiger Zeit unappetitlich braun. Nur wenige vom Clan essen diese dann trotzdem noch. Jaan kann nicht verstehen wie sie das machen.
Es gibt immer zum Frühstück Obst und Gemüse und dazu trinken sie Wasser. Alle warten bis alle mit dem Essen fertig sind, damit Miranat, die Tsahìk, das Tagesgebet sprechen kann.
„Eywa, der wir alle verdanken. Du große Mutter, die alles gedeihen lässt. Beschütze uns und unsere tapferen Krieger, die mit Toruk Makto, gegen die Himmelsmenschen kämpfen. Wir bitten: führe sie zum Sieg und geleite sie unversehrt wieder zurück. Und wir danken dir für die Rückkehr von Toruk Makto.“
Extra für dieses Gebet kommt Ra´on regelmäßig aus seiner Hütte. Ansonsten kommt er nur für die wichtigsten Sachen raus.
Nachdem das Tagesgebet gesprochen wurde stehen die Drei auf und Liam und Neynat gehen zur Hütte zurück.
Jaan sagt: „Ich gehe mein Bein waschen.“ Währen er den weißen Fleck betrachtet der inzwischen mein halben Oberschenkel bedeckt. Wie peinlich.
In Mitten des Dorfes fließt ein Bach. Er ist schmal genug um drüber zu springen. Trotzdem führen 3 Brücken, aus Brettern, über ihn. Aus ihm bekommt das Dorf immer sauberes Wasser zum Trinken, zum Kochen, zum Waschen und zum Baden. Fluss abwärts, am Rande des Dorfes, ist eine Grube in den Bach gegraben worden. In dieser Grube baden sie sich. Sie ist groß genug, dass 3 Erwachsene gleichzeitig untertauchen können.
Jaan steht vor der Grube und streckt ein Fuß ins Wasser. Das Wasser ist ganz kalt. Mittag wäre das Wasser wärmer. Nur leider ist sein Bein jetzt dreckig und der Fleck sieht echt nicht schön aus.
Er öffnet den Knoten von seinem Lendenschurz, hinten am Schwanz. Der Lendenschurz darf nicht nass werden, weil da die Tasche mit Proviant und sein Messer integriert sind.
Er steigt langsam in das kalte Wasser. Es ist so kalt, dass es schon fast weh tut. Um sich schneller an die Kälte zu gewöhnen, lässt er sich hüfttief ins Wasser fallen, doch es ist zu kalt. Jaan springt wieder Hoch und fängt an zu zittern. Er reibt die Farbe ab und beobachtet wie sich das Wasser weiß färbt. Jaan taucht wieder mit der Hüfte ein und reibt schnell die restliche Farbe ab. Er springt aus dem Wasser raus und legt sich ins Gras. Wegen diesem Kälteschock atmet er schwer. Jaan geht in die Hocke und reibt sich kräftig die Beine, damit sie wieder warm werden. Das einst klare Wasser ist jetzt leicht trüb. Jaan friert noch am ganzen Unterleib, als er ein großes Grasbüschel abreiße, um sich abzutrocknen. Er zieht seinen Lendenschurz wieder an und läuft zurück zur Hütte.
Der Tag beginnt wieder mit dem ersten Sonnenstrahlen. Jaan öffnet die Augen und wundert sich wo er aufwacht. Er reibt sich die Augen, sieht sich noch mal um und dann fällt es ihm wieder ein, dass er ja die Plätze getauscht hat. Schlaftrunken wie er ist, dreht er sich um und versuch weiter zu schlafen. Doch nach kurzer Zeit wird er doch wieder von Mamas quietschender Matte geweckt. Jaan sieht wie sie runter steigt. Mit schweren Gliedern richtet er sich auf und setzt ein Fuß nach den anderen auf den Boden.
Liam macht „Hm!“ während sie mit ausgestreckter Hand ihn ein Tibor Blatt anbietet. Sie hat bereits ihr Blatt im Mund. Bevor Jaan sich sein Blatt in den Mund steckt fragt er: „Wie sieht es jetzt mit der Farbe aus?“
Sie zuckt nur mit den Axeln und schaut zur Tür raus. Er nimmt sein Blatt in den Mund, steht auf und geht zu den Schalen raus. Er nimmt den Rührstab und rührt die ersten Schalen um. Er nimmt den Stab wieder raus und beobachtet wie die weiße Farbe runter tropft. Es hat genau die richtige Konsistenz. Dann macht er das Gleiche bei der zweiten Schale noch mal. Ebenfalls ist die Konsistenz ausgezeichnet. Jaan spuckt das zerkaute Blatt auf die Wiese, legt den Rührstab auf die Kante der Schale und kehrt in die Hütte zurück. Neynat steht in diesem Augenblick aus ihrer Hängematte auf.
Er begrüßt sie: „Guten Morgen.“
„Guten Morgen.“
„Guten Morgen.“ Kommt es zu erst von Neynat und dann von Mama.
„Und wie ist die Farbe?“ fragt Neynat.
„Sie ist so weit!“ antwortet er. Neynat schaut auf Jaan rechte Hand. Jaan merkt dass er Farbe an ihr hat. Er versucht sie am Bein abzustreifen, was ihm nur mittelmäßig gelingt.
Toll. Jetzt habe ich einen fetten weißen Fleck am Bein! Denkt er gereizt, während er weiter versucht die Farbe weg zu wischen.
Liam reibt sich die Hände und sagt: „Kommt, lasst uns Frühstücken und dann fahren wir mit der Farbe fort.“
Zum Frühstück gibt es Tabri Früchte. Diese haben die Sammlerinnen gestern gepflückt.
Tabris sind handliche, birnenförmige Früchte. Sie sind grün und gelb und sehr saftig. Sie haben ein weißes Fruchtfleisch und einen großen, schwarzen, harten Kern. Sie schmecken süß und haben einen schön sauren Nachgeschmack. Die Tabris reifen unregelmäßig, weil die Sonne sie nicht von allen Seiten bescheinen kann. Die unreifere, gelbe Seite schmeckt saurer und kann auch mal bitter schmecken. Wenn man die Tabri anbeißt wird sie nach einiger Zeit unappetitlich braun. Nur wenige vom Clan essen diese dann trotzdem noch. Jaan kann nicht verstehen wie sie das machen.
Es gibt immer zum Frühstück Obst und Gemüse und dazu trinken sie Wasser.
Alle warten bis alle mit dem Essen fertig sind, damit Miranat, die Tsahìk, das Tagesgebet sprechen kann. „Eywa, der wir alle verdanken. Du große Mutter, die alles gedeihen lässt. Beschütze uns und unsere tapferen Krieger, die mit Toruk Makto, gegen die Himmelsmenschen kämpfen. Wir bitten: führe sie zum Sieg und geleite sie unversehrt wieder zurück. Und wir danken dir für die Rückkehr von Toruk Makto.“
Extra für dieses Gebet kommt Ra´on regelmäßig aus seiner Hütte. Ansonsten kommt er nur für die wichtigsten Sachen raus.
Nachdem das Tagesgebet gesprochen wurde stehen die Drei auf und Liam und Neynat gehen zur Hütte zurück.
Jaan sagt: „Ich gehe mein Bein waschen.“ Währen er den weißen Fleck betrachtet der inzwischen mein halben Oberschenkel bedeckt. Wie peinlich.
In Mitten des Dorfes fließt ein Bach. Er ist schmal genug um drüber zu springen. Trotzdem führen 3 Brücken, aus Brettern, über ihn. Aus ihm bekommt das Dorf immer sauberes Wasser zum Trinken, zum Kochen, zum Waschen und zum Baden. Fluss abwärts, am Rande des Dorfes, ist eine Grube in den Bach gegraben worden. In dieser Grube baden sie sich. Sie ist groß genug, dass 3 Erwachsene gleichzeitig untertauchen können.
Jaan steht vor der Grube und streckt ein Fuß ins Wasser. Das Wasser ist ganz kalt. Mittag wäre das Wasser wärmer. Nur leider ist sein Bein jetzt dreckig und der Fleck sieht echt nicht schön aus.
Er öffnet den Knoten von seinem Lendenschurz, hinten am Schwanz. Der Lendenschurz darf nicht nass werden, weil da die Tasche mit Proviant und sein Messer integriert sind.
Er steigt langsam in das kalte Wasser. Es ist so kalt, dass es schon fast weh tut. Um sich schneller an die Kälte zu gewöhnen, lässt er sich hüfttief ins Wasser fallen, doch es ist zu kalt. Jaan springt wieder Hoch und fängt an zu zittern. Er reibt die Farbe ab und beobachtet wie sich das Wasser weiß färbt. Jaan taucht wieder mit der Hüfte ein und reibt schnell die restliche Farbe ab. Er springt aus dem Wasser raus und legt sich ins Gras. Wegen diesem Kälteschock atmet er schwer. Jaan geht in die Hocke und reibt sich kräftig die Beine, damit sie wieder warm werden. Das einst klare Wasser ist jetzt leicht trüb. Jaan friert noch am ganzen Unterleib, als er ein großes Grasbüschel abreiße, um sich abzutrocknen. Er zieht seinen Lendenschurz wieder an und läuft zurück zur Hütte.
Als er dann um die Ecke kommt, ist die weiße Farbe schon in die drei Schalen verteilt.
„In was für Farben wollen wir unsere Hütte streichen?“ sagt Liam.
Die drei setzen sich im Kreis hin.
„Ich wollte eine Wand rot haben.“, schlägt Jaan vor.
„Warum nur eine Wand? Warum nicht gleich die ganze Fassade?“, fragt Neynat.
„Na weil die Farbe, wie ich gerade merke, nicht für innen und außen reichen wird. Übrigens finde ich nur eine Farbe langweilig. Ich wollte was Auffälliges.“, antwortet Jaan´s Mutter für ihn.
„Wie währe eine Kombination mit Gelb und Rot?“, schlägt Neynat vor „Und zwar in Diagonal gestreift.“
Jaan verzieht das Gesicht. Doch Mama scheint begeistert zu sein.
Dann kommt er an die Reihe: „Ich wollte eine Wand mit Handabdrücken machen.“
„Das ist ausgezeichnet. Los, was fällt euch noch ein.“
„Wir malen Bilder und Figuren innen an die Wände.“, fährt Jaan fort. „Bilder von unserem Dorf, Bilder von Pferden…“
„oder Bilder von der Jagt.“, fügt Neynat hinzu.
Jaan überlegt, warum Neynat gerade „Jagt“ sagt: Glaubt sie etwa, dass ich die Jagt verabscheue? „Nur zur deiner Information: ich habe nichts gegen die Jagt.“
Neynat verdreht die Augen.
„Ich finde wir sollten die Idee mit dem diagonalen Muster weiter spinnen und noch eine Wand gelb, grün malen.“, sagt dann Liam.
Darauf Jaan dann: „Die dritte Wand wird dann grün, rot. Wir kombinieren also alle drei Farben die wir an Rühren.“
Seine Mutter nickt: „So hätten wir das jetzt? Unsere Türfront bekommt Handabdrücke, die anderen drei Wände bemalen wir diagonal und mit der Farbe die übrig bleibt malen wir was uns gerade einfällt.“
Er fügt noch hinzu: „Wir könnten doch schon mal mit den Händen anfangen, da wir jetzt noch weiße Farbe haben“
„Ja gut.“, meint Neynat.
Alle Drei freuen sich jetzt schon ihre Hütte bunt zu sehen.
Sie tauchen ihre Hände nur leicht in die Farbe und drücken sie dann auf den Türrahmen. Am Ende haben sie dann die gesamte Tür umrahmt. Was auffällt, ist dass alle Handabdrücke mit den Fingern nach Außen zeigend und mit der rechten gemacht worden sind.
Dann gehen sie los um Sachen zu sammeln, mit denen sie die Rohmasse einfärben.
Mit Gras färben sie grün. Viel Gras findet man am Bach. Gesammelt werden nur die Gräser die keine Stiele haben, weil sie nachts leuchten und dann später eher braun färben. Das gesammelte Gras wird mit dem Mörser zerstampft und kommt dann in die Rohmasse.
Für Gelb sammeln sie orangene Trauben. Die Trauben müssen vor dem Zerstampfen entkernen werden. Mit der weißen Rohmasse, gibt das dann Gelb.
Für Rot benötigt man rote Dekorsteine. Sie haben zwar so einen, doch der reicht ihnen nicht aus. Diese Steine müssen von der Küste importiert werden. Zum Glück hat die Tsahìk noch welche, die Neynat schwerem Herzen gegen ihren Lieblingsschmuck eintauscht. Zerstampft und in der Rohmasse gibt das dann ein schönes Rot.
Als Pinsel benutzen sie Tierhaare, die sie an einem Stock fest binden.
Neynat mahlt zuerst die Linien vor und Jaan und Liam mahlen die Streifen dann aus.
Als sie dann damit fertig sind, ist die Farbe leer, die Drei bunt und erschöpft, die Hütte auffällig wie keine zweite und der Tag vorbei.
Geschafft lässt sich Jaan in seine Hängematte fallen. Heute sich noch mal zu Baden währe zu viel für ihn. Mama und Neynat sind zum Abendessen gegangen, während Jaan nur das Trockenfleisch aus seiner Tasche isst. Er hat sogar die Schießübungen ausfallen lassen, um beim Malen zu helfen.
Bunt und Müde schläft er auch dann ein.
Es ist Vormittag und schon der siebte Tag nachdem die Krieger weg sind.
Jaan vermisst sein Vater und Taou. Er fängt an zu zweifeln, dass sie überhaupt noch am leben sind. Seit tagen betet er ständig dafür, dass sie noch leben. Jeden Abend steckt er sein Tsahaylu in den Boden und bete mit aller Kraft zu Eywa, dass sie doch lebend zurück kommen. Gestern hat er sogar dabei geweint. Seine Mutter hat das gehört und ihn getröstet und ihm erzählt, dass sie sich auch Sorgen macht.
In diesem Augenblick sitzt Jaan wieder in der Badegrube, weint und spiele mit den Gedanken selbst los zu gehen um sie zu suchen. Sein größtes Problem dabei ist, dass er den Weg nicht kenne. Fragen geht schlecht, weil dann Liam davon Wind bekäme und ihm es verbieten würde.
Er steigt aus der Grube, trocknet sich ab und ziehe meinen Lendenschurz wieder an.
Da hört er eine Frauenstimme rufen: „Unsere Krieger kommen zurück! Sie sind wieder da!“
Eine Welle von Glückgefühlen überschwemmt ihn. Er kann es noch gar nicht fassen. „Sie sind wieder zurück!“ Alle Zweifel sind wie weg geblasen. Das Dorf scheint zum neuen Leben zu erwachen. Alle sind auf den Beinen und laufen in die Richtung er Frauenstimme.
Geschockt bleibt er stehen, als er seht, dass es nur 12 Pferde sind die kommen.
Die Zweifel kommen wieder und Jaan lässt sich zu Boden sinken. Vor sieben Tagen waren es noch 48, die gingen.
Im Galopp kommen sie näher und man erkennt, dass auf acht Pferden gleich zwei sitzen.
Er fängt an zu zählen: „4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20“ Es sind 20 Krieger die wieder kommen.
Er sieht Neynat, wie sie die Augen zusammen kneift, um die Gesichter zu erkennen. Das gleiche versucht er auch. Er sieht Delé, wie er Akwey hinter sich sitzen hat. Weiter erkennt er Taou, der ebenfalls jemanden hinter sich sitzen hat.
Taou schaut niedergeschlagen nach unten. Jaan schwant übles und umso länger er nach denkt, des so klarer wird ihm, dass Vater nicht kommen wird.
Die ersten Frauen laufen ihnen entgegen, während Jaan mit Tränen weg läuft. Er läuft in die Hütte und lässt sich auf den Boden fallen. Er presst sein Gesicht in die Armbeuge und weint bitterlich. Die ganze Welt scheint für ihn zusammen zu stürzen und er fühle sich für umsonst geboren.
Seine Mama kommt rein und versucht ihn in den Arm zu nehmen, doch er wehrt sich. Schluchzend versuch er ihr zu sagen, dass sie verschwinden soll. Er zeiht sich in die staubige Ecke zurück und weine in die Hände rein. Durch die Finger erkennt er, dass Taou rein kommt. „Verschwindet! Verschwindet alle! Ich will keinen von euch sehen!“
Taou geht, doch Liam lässt nicht locker. Sie streichelt seine Schulter und nimmt ihn in den Arm. Jaan weint dicke Tränen, in ihre Schulter und ein par ihrer Tränen landen auf ihm. Sie tröstet ihn: „Du musst jetzt ganz stark sein, Daddy ist jetzt bei Eywa.“
„Ich möchte nicht dass Daddy weg ist. Ich möchte dass Daddy hier ist!“
„Aber schau doch. Taou ist noch hier.“
Noch fester presst er das Gesicht, gegen ihre Brust. „Taou ist mir egal. Ich will Papa wieder haben.“
Mama streichelt sein Kopf doch sein Schmerz will nicht mehr aufhören. Taou kommt mit einer neuen Wasserschale rein und Liam sagt zu Jaan: „Trink doch was. Dann geht es dir bestimmt besser.“
Er löst sich aus Mamas Armen und nimmt, mit zitternden Händen, die Schale entgegen.
„Ich erinnere mich noch an den Tag genau, wo ich meinen Vater verloren hab. Er war krank an dem Tag und trotz dem ging er mit zwei Freunden auf die Jagt. Ihn hat ein Steppenwolf angefallen und er konnte sich nicht ausreichend wehren. Der Wolf hat ihn blutig gebissen und erst als seine Freunde eingreifen konnten, war er schon tot. Später hab ich mit einem Messer auf den Wolf eingestochen und ihn zerstümmelt. Als ich mit ihm fertig war, hab ich, blutverschmiert, meinen toten Vater umklammert und wollte ihn nie wieder los lassen.“
Jaan hat aufgehört zu weinen und zieht seine triefende Nase hoch. „Und dann?“
„Meine Mutter und der eine Freund mussten mich weg zerren.“
Jetzt war es Liam die weint und Taou und Jaan nehmen sie in den Arm.
Die beiden wussten schon, dass ihr Großvater von einem Steppenwolf getötet wurde, aber dass Mama sich so an dem Tier gerecht hat, hatte sie bisher verschwiegen.
Durch ihre Geschichte hat Jaan wieder Kraft gefasst.
Taou geht raus und kommt mit einem schwarzen, metallischen Gegenstand wieder rein. „Jaan, ich hab dir was mitgebracht. Dies ist eine dieser Waffen der Himmelsmenschen. Ich hab sie einem Toten weg genommen.“ Jaan steht auf und nimmt es mit zittrigen Händen entgegen. „Ich hab mich nicht getraut heraus zu finden wie es funktioniert. Ich wollte, dass du es heraus findest.“
„Danke Taou.“ Er wünscht, er könnte mehr Freude über das Geschenk zeigen.
„Mama, für dich hab ich diese Schale mit gebracht. Sie war wiederum ein Geschenk von anderen Kriegern. Für Neynat habe ich Haarschmuck mitgebracht.“
Die neue Schale, aus der Jaan vorhin getrunken hat, hat ein viel schöneres Muster, als die Schalen die sie aus ihrem Holz machen.
„Danke Taou.“ Bedankt sich Liam.
Jaan studiert das Äußere der Waffe. Sie fühlt sich kalt an und ist sehr schwer, für ihre Größe. So etwas Ähnliches hatte er noch nie in der Hand.
Er geht mit dem Ding nach Draußen, wo Taou ihm einen Gürtel gibt. „Sei vorsichtig mit dem Teil. Es könnte gefährlich sein. Dieser Gürtel und die Waffe gehören bestimmt zusammen.“
Jaan geht zum Übungsbaum, weil Taou gesagt hat das es gefährlich sei und er niemanden gefährden wollte. Doch als er auf einem Hügel steht, von dem aus ich den Baum und das Dorf sehen kann, kommt ihm ein Gewissenskonflikt. „Mich tut es brennend interessieren, wie das Ding funktioniert, aber ich kann jetzt nicht abhauen, wo ja unsere Krieger zurück sind.“
Er setzt sich hin und betrachtet die Waffe. Er atmet tief ein und beschließt, wieder zurück zu gehen.
Alle sind zum Essensplatz gegangen um die Geschichten der Krieger zu hören. Die Zuhörer sitzen im Halbkreis um die erzählenden Krieger.
Jaan setzt sich zu Liam und hat die Waffe auf dem Schoß. „Was habe ich verpasst?“ fragt er flüsternd.
„Sie haben eineinhalb Tage gebraucht um anzukommen, sie haben ihre Quartiere mit anderen Clans geteilt und es gab sogar Frauen die gekämpft haben.“
Jaan hat schon mal von Amazonen gehört aber Emanzipation ist hier ein Fremdwort.
Delé hat das Wort: „Am dritten Tag nach unsere Abreise, hieß es dann: „die Himmelsmenschen greifen uns Morgen früh an.“ Wir bekamen die Kampfstrategien gesagt. Die Himmelsmenschen greifen in der Luft und zu Boden an. Die Menschen in der Luft arbeiten offensiv und die Menschen am Boden defensiv. Für uns am Boden wird das ein Kamikazekommando. Wir sollten hin reiten, auf sie schießen und wenn wir unser Pferd verlieren, uns zurück ziehen.“
So eine doofe Strategie. denkt Jaan.
Delé setzt sich wieder und Taou setzt fort: „Wir mussten am Tag des Kampfes früh aufstehen und uns vorbereiten. Als die Sonne aufgegangen war hörten wir die kommenden Himmelsmenschen in ihren Maschinen. Wir hatten uns schon auf ein breites Feld verteilt, als wir gesagt bekamen, dass wir uns neu verteilen müssen, um ihre Linie auch zu treffen. So haben wir uns vermischt und uns aus den Augen verloren.“
Taou setzt sich wieder und ein Dritter erzählte weiter: „Wir ritten los, und unsere Kampfschreie waren ohrenbetäubend. Dann begann der Lärm der Himmelsmenschen. Es war ein Geratter, ein Zischen und es hörte sich einfach nur nach Tot an. Mein Pferd wurde abgeschossen, ich habe mich in einer Grube versteckt und musste mit ansehen wie es einen nach den anderen es von Pferd gerissen hat. Der Lärm des Totes wurde lauter, als noch Explosionen* dazu kamen. Ich sah, wie die Menschen mit Feuer geschossen haben und es hat tote Ikrans und Na´vi geregnet. Ich saß nur in meinem Loch und hab gehofft, dass der Lärm ab nimmt, doch es kam schlimmer. Ich sah eins dieser Explosionen* spuckender Monster und als noch ein zweites auf mich zu kam, hab ich die Flucht ergriffen, ein herrenloses Pferd genommen und bin ohne zurück zu schauen weg geritten. Ich bin unaufhaltsam geflüchtet, bis ich einen hellen Blitz sah. Ich habe eine gigantische Explosionswolke* gesehen und Augenblicke später hat ein mächtiger Luftstoß mich weit von Pferd gerissen.“
„Diese Explosion haben wir alle mit gekriegt.“ Fügt Taou hinzu.
Dann gibt es endlich Essen.
Taou, Liam und Jaan sitzen zusammen. Nur Neynat kuschelt mit ihrem Delé. Wie das Jaan ankotzt. Taou ist wieder da und sie würdigt es nicht mit ihnen zu Essen.
Jaan entdeckt, dass Olo´eyktan Akwey seine rechte Hand verloren hat. Er hält sein Teller in der linken Hand, während Miranat ihm füttert.
„Was ist denn mit Akweys Hand passiert?“ fragt er Taou entsetzt.
„Seine Hand wurde von den Himmelsmenschen getroffen. Danach war von ihr nicht mehr viel übrig. Ein Menschenarzt, von Toruk Makto, sagte, dass es am besten sei sie ganz abzumachen. Er hat sie auch für ihn gleich verbunden und hat gesagt, dass der Verband einige Tage dranbleiben muss.“
„Wie sehen die Himmelsmenschen aus?“ will er wissen.
„Die Menschen sind klein, beinah alle haben weiße Haut und ihre Haare sind entweder rot, braun, schwatz oder hell. Alle verdecken ihre Haut, mit Kleidern. Vielleicht haben die Menschen auch schreckliche Haut, dass sie sie verstecken. Von Kopf bis Fuß sieht man nur ihre Hände und das Gesicht und selbst vor dem Gesicht tragen sie eine durchsichtige Masken zum atmen.“
„Was habt ihr dann gemacht, dass ihr nicht gleich nach Hause gegangen seid?“, will Jaan weiter wissen.
„Wir haben darauf geachtet, dass auch alle Himmelsmenschen wirklich in ihre Maschine gehen und weg fliegen. Ein par von uns wurden noch gebeten bei einem Tanz mit zu machen.“
„Was für einem Tanz?“, fragt Liam wissbegierig.
„Es war ein Tanz vor dem Baum der Seelen. Wir waren auf den Knien und haben uns mit den Armen und mit dem Oberkörper bewegt. Ich sollte die Bewegungen der Anderen nach machen“ Taou versucht die Bewegungen noch mal zu machen. Jaan findet es lustig. „Oben, am Baum, stand die Tsahìk der Omaticaya. Sie sagte etwas wie: Eywa, nimm die Seele in dir auf und bring sie zu uns zurück, damit er unter uns weilen kann. oder so was in der Art. Oben lag Toruk Makto und nach dem Tanz hat er einen toten Mensch weg getragen. Was dieser Tanz sollte hab ich immer noch nicht verstanden.“
„Und weiter?“ will Jaan wissen.
„Am nächsten Tag, haben wir das Schlachtfeld aufgeräumt. Wir haben Waffen der Himmelsmenschen aufgesammelt und in ihr Quartier gebracht und wir haben 2 Tage lang…“ Taou schluckt „…Tote Na´vi aufgesammelt müssen und in einem Massengrab bestattet.“
„Hast du Vater gesehen?“ fragt er Taou.
„Nein, bedaure, hab ich nicht.“
Nach dem Essen kann Jaan sich endlich seinem Gewehr* hingeben.
Ihm wird schnell klar, wie er es halten muss. Er legt seine Hand um den Griff und den Finger auf den Abzug*.
Am Gewehr ist ein Drehschalter. Er rastet immer drei verschiedenen Symbolen ein.
Am Gürtel, sind 10 Täschchen, wo in jedem ein Munitionsmagazin* steckt. Im Gewehr steckt noch ein Leeres. Er taust es mit einem Vollem aus, doch es passiert immer noch nichts.
Da ist noch ein Hebel, den er mit einem Klackgeräusch zieht und von alleine wieder zurück springt.
Als dann immer noch nichts passiert dreht er den Schalter auf ein rotes Symbol und plötzlich will ihm das Ding aus der Hand fliegen.
Geschockt denkt er, Heurika.
Er hält das Gewehr am Lauf* fest und schießt noch einmal. Den Rückstoß kann er dieses Mal besser abfangen. Er schießt mehrfach auf den Baum und die Schüsse, reißen Löcher in den Stamm.
Jaan fühlt sich, als hätte er eben ein Wunder vollbracht.
Er dreht den Symbolschalter erneut weiter und es feuert schnell hintereinander.
Patronenhülsen* fliegen, beim Schießen, aus der Maschine. Komisch. Jaan findet, dass Neynat aus diesen Dingern Schmuck machen würde. Sie glänzen schön in der Sonne.
Nach mehreren Salven* auf den Baum hört es auf zu schießen. Er drückt noch mal ab, doch es geschieht nichts.
Aus dem Lauf* kommt Rauch raus und er fest es an, doch Jaan verbrennt sich den Finger. „Scheiße, ist das heiß!“ flucht er und leckt ihn.
Taou, Mama, Neynat und Zwei Fremde kommen angerannt.
„Was ist Passiert? Was war das für ein Radau?“, fragt ihn Liam.
„Ich habe heraus gefunden, wie das Gewehr funktioniert und habe mir dabei den Finger verbrannt.“
„Ich hab dir doch gesagt, du sollst vorsichtig sein! Und was zum Toruk Makto ist mit dem Baum passiert?“ mahnt ihn Taou. Der Stamm ist richtig zerfetzt.
„Ich habe auf den Baum geschossen. Es tut mir leid.“
„Das war’s mein Junge! Du wirst nie wieder mit diesem Ding spielen! Ist das klar?“ schimpft Liam und nimmt das Gewehr an sich.
Das kann es doch jetzt nicht geben. Er hat etwas gefunden was ihm liegt und Mama nimmt es ihm weg. Er fleht sie an: „Mama, nimm es mir nicht weg! Ich weis jetzt wie es funktioniert, ich bin vorsichtig.“
Liam drückt es Taou in die Hand. „Taou, nimm es und tu es weg, wo Jaan nicht mehr ran kommt. Nicht auszudenken, was wäre wenn das mit dem Baum, Jaan passiert wäre.“
Zögernd sagt Taou dann: „OK, ich tu es weg.“
Jaan bettelt sie weiter an: „Mama, nein! Ich könnte ein super Jäger werden.“
„Nein, und dabei bleibt es auch.“, und mit diesem Satz verschwinden die Fünf wieder.
Niedergeschlagen und wütend betrachtet er den Munitionsgürtel*, den sie ihm wenigstens gelassen hat. Er nimmt das leere Magazin und stecke die Patronenhülsen wieder rein.
*Es ist zwar unwahrscheinlich, dass die Na´vi diesen Gegenstand so nennen, aber für die Geschichte ist es einfacher diese Übersetzung zu benutzen.
Heute Nacht hat Jaan kein Auge zu getan. Alles hat sich in seinem Kopf gedreht.
Taou hat das Gewehr von einem totem Himmelsmensch stibitzt, er hat es ihm geschenkt und Liam hat es ihm wieder weg genommen, im Prinzip geklaut. Er ist doch der rechtmäßige Besitzer. Für solche Konflikte gibt es den Olo´eyktan, der entscheidet wer Recht hat. Aber Liam ist seine Mutter und Akwey wird ihr bestimmt Recht geben. Jaan muss beweisen, dass das Gewehr eine super effektive Jagtwaffe ist, damit er es zurück bekommt.
Inzwischen ist das Frühstück vorbei.
„Das ist so unfair.“, sagt Jaan zu Taou, während sie durch das Dorf spazieren.
„Was? Etwa dass dir Mama das Gewehr weg genommen hat?“
„Ganz genau. Du hast es mir doch geschenkt. Oder? Das ist Diebstahl.“, wütend tritt er in den Staub
„Ich fand es auch nicht schön, dass sie das gemacht hat. Von 48 Jägern sind nur noch 19 jagtfähig. Vorher hat es gereicht, dass jeder nur jeden zweiten Tag auf die Jagt geht. Jetzt müssen wir uns richtig anstrengen um unsere Quote zu halten. Es wäre an der Zeit, dass du auch ein Jäger wirst.“
„Wir brauchen einen Plan, wie wir Akweys Zustimmung bekommen, dass ich gegen Mamas Willen, mit dem Gewehr jagen darf.“
„Wir warten einfach, bis sie sammeln geht und wir uns das Gewehr nehmen können. Wir jagen ruckzuck 4,8,12 Tiere und Akwey muss dir das Ding zusprechen.“
Wir beide bleiben stehen um uns zu vergewissern dass uns niemand belauscht hat. Jaan sagt dann zu Taou: „Gut, machen wir das.“
Nach kurzer Zeit war es auch so weit. Liam ist weg und Taou hat seine Tarnung schon an.
Sie gehen hurtig in die Hütte, doch Neynat liegt in ihrer Matte. „Was macht ihr denn hier?“
„Wir verschaffen deinem Delé mehr Freizeit.“ Antwortet Taou.
Das Gewehr hängt ganz oben im Dach. Taou hilft Jaan, mit einer Räuberleiter, auf seine Schultern und er zieht am Gewehr, welches auf den Boden fällt.
„Ihr holt euch das Gewehr?!“, stellt sie entsetzt fest.
„Ja, wir wollen damit Jagen.“, sagt Jaan der wieder runtersteigt.
„Mama wird ausflippen!“
„Reg dich nicht auf! Alles wird glatt laufen. Endlich kann ich allen zeigen was ich drauf habe und den letzten Wunsch von Vater erfüllen.“, versucht Jaan sie wieder zu beruhigen.
„Und was wird dann sein? Glaubst du, dass Mama dich weiter mit diesem Höllending jagen lässt?“
„Zu erst beweisen wir Akwey wie gut man damit jagen kann und dann muss Mama ihn jagen lassen.“, erklärt Taou während Jaan das Gewehr auf „Sicher“ stellt
„Guter Plan. Viel Glück.“ Neynat scheint noch ihre Bedenken zu haben.
Die Beiden gehen zu den Pferden, wo sie auf offener Weide laufen. Sie suchen sich zwei Pferde. Bei ihnen gibt es kein „Mein-Pferd“ oder „Dein-Pferd“. Es reitet jeder auf jedem Pferd.
Taou gibt Jaan ein Seil damit er das Gewehr nicht in den Händen tragen muss.
Sie reiten los und halten Ausschau nach Tieren die sie jagen können. Beim Reiten rutscht ihm immer das Gewehr weg. Irgendwann muss er sich eine Halterung dafür bauen.
Da sehen sie eine Antilopenherde. Sie steigen ab und Taou hilft Jaan beim Tarnen. Er bindet sich Gras an die Stirn und Taou schmiert ihm Dreck ins Gesicht. Sie binden ihm Gras an die Arme und auf den Rücken. Bauch und Beine sieht man beim Schleichen nicht.
Jaan wechselt das Magazin aus und zieht langsam den Ladebolzen*. Hinten macht es „klack“ und beide zucken zusammen. Taou sieht vorsichtig nach, ob dass die Antilopen verscheucht hat. Erleichtert gibt er das OK. Langsam lässt er den Bolzen wieder zurück gleiten, was ihm leise gelingt.
Taou testet mit dem Finger, aus welcher Richtung der Wind kommt. „Es ist windstill.“, sagt er zu Jaan.
Das Gras ist überall hüfthoch. Besser könnten die Bedingungen nicht sein. Sie schleichen sich auf 20 Schritte an sie ran. Jaan wollte noch näher, doch Taou zeigt ihm mit der Faust, dass es reicht, „Nicht näher ran!“
Jaan hat von ihm schon das Handalphabet gelehrt. Er zeigt Taou die offene Hand, dass er das erste Tier wählen darf, doch er zeigt zwei Finger. Das heißt, dass er nicht schießen kann oder nicht schießen will.
Jaan´s Gewehr steht immer noch auf „Aus“ und er überlegt, ob er ihn langsam und leise oder schnell drehen soll. Er dreht schnell auf „Auto“ und ohne zu zögern ballert er los. Die ersten Schüsse erledigen eine Antilope und er sieht sie zu Boden fallen. Schnell schießt er weiter und zielt hin und her. So trifft er weitere fünf Antilopen bis sie weg laufen. Er zielt durch das Visier weiter auf die davon laufenden Tiere und trifft so nur eine Antilope, bis das Magazin leer ist.
Taou liegt wie versteinert auf dem Boden mit den Fingern in den Ohren. Jaan tritt leicht gegen ihn und sagt: „Es ist vorbei. Ich glaube, ich hab sieben Stück getroffen. Sechs hier vorne und eins da hinten.“
Jaan rennt dahin wo er das Letzte vermutet, während Taou für ihn die anderen Sechs erlöst. Die Suche ist schwer, weil es schon tot ist und nicht mehr schreit. Schließlich findet er es doch. „Ich sehe dich, mein Bruder. Du gehörst jetzt mir.“, er nimmt sein Messer und sticht damit in seine Brust. Sicher ist sicher. „Deine Seele geht zu Eywa, dein Körper bleibt hier.“
Er schleppt das Tier zu Taou, der schon fertig ist. Jaan sieht sich die sieben Kadaver an und sagt stolz: „Meine erste Beute.“ Er spürt es kribbeln in seinem Bauch.
Taou ruft die Pferde mit einem Vogelschrei herbei, um sie zu beladen. Sie binden immer Zwei an den Beine fest und lassen sie links und rechst an den Pferden runterbaumeln. Das letzte Tier liegt einfach so auf dem Rücken.
„Reiten wir jetzt zurück?“, fragt Jaan, während er die Patronenhülsen* aufsammelt.
„Nein. Es läuft gut! Wir sollten nicht aufhören.“
Sie reiten mit Tarnung weiter und Jaan lädt schon mal nach. Lange Zeit finden sie nichts und Jaan kriegt ein schlechtes Gewissen, weil Mutter bestimmt schon krank vor Sorge ist.
Erst als dann Mittag ist, machen sie eine Pause. Sie essen wieder Trockenfleisch. Die ganzen letzten Tage hat es nur noch Trockenfleisch gegeben. Jaan kommt es bald aus den Ohren raus.
„Gibt es oft Tage, wo ihr nichts Findet?“, fragt Jaan Taou.
„Nein, das kommt eher selten vor?“
Nach dem Essen finden sie dann endlich eine Spur. Steppenwölfe haben erst vor kurzem eine Antilope gerissen. Die Wölfe sind nach Westen weiter, aber Steppenwölfe jagen sie nicht. Steppenwölfe sind wie Natterwölfe, nur besser an die Steppe angepasst. Sie sind aggressiver, Na´vi gegenüber, und in Rudeln eine echte Gefahr. Nur zur Verteidigung, werden sie gejagt.
Frisch gestärkt scheinen sie mehr Glück zu haben. Sie finden eine Herde von ca. 60 Antilopen.
Sie steigen ab und Jaan schaltet schon vor dem Anschleichen auf „Auto“. Mit bedacht, dass das Gewehr jetzt scharf ist, schleichen sie sich an.
Taou sucht sich ein Tier, rechts abseits. Plötzlich und unerwartet schreckt die Herde auf.
Sie kommt genau auf sie zu und Jaan befielt Taou: „Ducken!“ Er richtet sich auf und schießt auf die Antilopen, die in unmittelbarer Nähe an ihm vorbei rennenden. Er gibt kurze Salven* ab und jede scheint etwas zu treffen. Schnell ist die Herde vorbei und Jaan schießt erfolglos hinter ihnen her.
Volle Adrenalin steht er da, mit leerem Gewehr, und hat Lust noch mehr Schüsse ab zu geben. Taou rappelt sich auf und fragt: „Was hat sie nur aufgeschreckt?“ Rings um sie liegen neun Antilopen, keine mehr als sechs Schritte entfernt.
„Hallo. Ist da wer?“, ruft Taou und schnell tauchen sechs ihrer Jäger auf.
„Taou! Zum Glück, du bist es. Wir dachten es seien Himmelsmenschen.“, sagt Delé erleichtert.
„Nein, die Schüsse kamen von mir.“, ruft Jaan und winkt mit dem Gewehr.
Die Sechs kommen angerannt und Delé sagt: „Jaan, gut dass mir dich finden. Deine Mutter macht sich große Sorgen um dich.“
Taou und Jaan schauen sich schuldig an. Jaan erklärt ihnen: „Wir waren auf unglaublich erfolgreicher Jagt. Ich habe 16 Antilopen erledigt.“ 16 Antilopen. Das ist für die Sechs eine wirklich unglaubliche Zahl. „Könnt ihr mir helfen sie ins Dorf zu bringen?“
Stolz und glücklich reitet Jaan mit den anderen zurück. Jeder von ihnen hat zwei Antilopen aufgeladen. Jaan fragt sich, ob seine Mutter ihn mit Freude, dass es ihm noch gut geht oder mit Wut, weil er sich ihr widersetzt hat, empfangen wird.
Als dann das Dorf in Sicht ist, befiehlt Taou den anderen, die Tiere vor Akwey´s Hütte ab zu laden.
Im Dorf steigt Jaan ab, um seine Mutter zu suchen. Mit Tränen in den Augen, kommt sie aus der Hütte gerannt und schließt ihn in die Arme. „Warum hast du das deiner Mutter angetan?“
„Ich wollte jagen, so wie es sich Vater gewünscht hat.“
Taou kommt zu Fuß und kratzt sich die Tarnschminke aus dem Gesicht. Liam kommt auf ihn zu und schlägt ihm ins Gesicht. Diese Ohrfeige hat auch bei Jaan gesessen. „Warum hast du ihm das erlaubt?“ Als er nicht antwortet bekommt er nicht mal eine Gewischt.
Neynat kommt raus und Jaan fragt sie: „Hast du es ihr erzählt?“
„Nein. Sie hat gesehen dass das Gewehr weg ist und ist selber drauf gekommen.“
Er geht zu Akwey´s Hütte, wo schon alles bereit liegt.
„Ich sehe dich, Olo´eyktan Akwey. Ich bringe dir hier meine Jagdbeute, die ich an nur einem Tag mit dieser Waffe, gejagt habe.“
„Ich sehe dich, Jaan. Doch was willst du von mir?“
„Ich möchte dein Einverständnis, mit diesem Gewehr, auf allezeit jagen zu dürfen.“
Viele Leute sind gekommen und starren ungläubig auf seinen Berg. Noch nie, in der Geschichte des Clans, hat ein Mann, annähernd die Hälfte an Antilopen, an nur einem Tag, erlegt, wie Jaan.
„Jaan, der Sohn von Pe´gau, so lange du solche Resultate bringst, gebe ich dir hiermit diese Erlaubnis.“
Weiter ging es für Jaan mit einem berauschenden Fest. Er wurde als Held gefeiert. Er hat so viel Anerkennung bekommen, wie er noch nie wollte.
Sein Gewehr durfte er an die Stelle, von Taou´s Bogen, hängen. So mickrig wie das Gewehr in Gegensatz zu Taou´s Bogen war, so groß hat es jetzt an symbolischer Bedeutung gewonnen.
Das Einsigste was er noch wollte, war die Anerkennung seiner Mutter. Sie hat ihm noch gar nicht für das Wunder gratuliert. Zu groß war ihre Furcht, dass ihrem Kleinen etwas passieren könnte.
*Es ist zwar unwahrscheinlich, dass die Na´vi diesen Gegenstand so nennen, aber für die Geschichte ist es einfacher diese Übersetzung zu benutzen.
Es ist tiefste Nacht und eigentlich müssten alle schlafen. Polyphemus ist auf der Tagseite von Pandora und das Einsigste das die Nacht erleuchtet ist das grün glimmende Moos.
Delé, der Wicht, schleicht sich zur Hütte von Jaan. Er will das Gewehr klauen, um selbst auf große Jagt zu gehen.
Mit leisen schritten geht er auf das Gewehr zu. Er hat zwar keinen Dunst, wie es funktioniert, aber weiß, dass man den Gürtel dazu braucht. Diesen trägt nur leider Jaan um Hals und Schulter und es scheint keinen Weg zu geben, ihn ihm weg zu nehmen.
Delé nimmt zuerst das Gewehr vom Haken und geht dann zu Jaans Hängematte. Das Gewehr legt er beiseite und kniet sich vor Jaan. Delé kann nur schwer etwas erkennen, doch tastet er sich vorsichtig heran. Der Gürtel hat statt einer Gürtelschnalle, einen Klickverschluss, den er öffnet.
Jaan dreht sich plötzlich um, so dass es noch schwieriger wird ihm den Gürtel weg zu ziehen.
Delé überlegt eine weile und fängt an, ihm die Magazine, aus den Täschchen zu ziehen. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier. Das Fünfte liegt halb unter ihm begraben, doch er riskiert den Versuch. Seine grün leuchtenden Augen funkeln als er es zur hälfte raus gezogen hat, doch Jaan dreht sicht wieder und seine Hand fällt auf seinen Arm. Delé erschrickt, zuckt weg und weckt somit Jaan. Reflexartig rennt er, mit nur vier Magazinen weg.
Jaan ruft: „Diebe!“, und fällt aus der Matte raus. Er landet neber seinem Gewehr und ruft: „Man bestielt mich!“ Dadurch weckt er alle anderen in der Hütte.
Jaan konnte nicht erkennen wer es war, nicht einmal ob es Männlein oder Weiblein war.
Er nimmt das Gewehr, rennt hinterher, erkennt die Umrisse der Gestalt und zieht den Ladebolzen. „Keine Bewegung!“, befielt Jaan. Er weiß zwar, dass es leer ist, aber das Ladegeräusch hat ihn so überzeugend klingen lassen, dass Delé augenblicklich stehen bleibt. Er blickt durch das Visier und erkennt, durch das Nachtsichtbild, Delés Halsschmuck.
Nur der Olo´eyktan Nachfolger darf diesen Halsschmuck tragen.
„Umdrehen!“, befielt Jaan. Delé horcht still und wirft die Magazine auf den Boden.
„Wer ist es?“, will Neynat wissen.
„Es ist Delé.“
Geistesgegenwärtig packt Neynat das Gewehr. „Erschieß ihn nicht!“
Delé nutzt diese Chance und flüchtet um die Ecke. „Na toll. Jetzt ist er weg.“, und Jaan nimmt sein Gewehr wieder an sich.
„Es tut mir leid. Ich…“
Doch Jaan unterbricht sie: „Das Gewehr war noch nicht einmal geladen und selbst wenn, ich hätte nicht geschossen. Morgen, knöpfe ich ihn mir vor.“
Der Morgen kommt und noch vor dem Frühstück gehen Taou und Jaan, unbewaffnet, in Delés eigene Hütte.
„Aufwachen, Langfinger!“, ruft Jaan lautstark.
„Oh man! Was wollt ihr?!“ Sie haben ihn knallhart geweckt.
„Du wolltest gestern Nacht sein Gewehr klauen.“, versucht Taou ihm wieder ins Gedächtnis zu rufen.
„Ich habe keine Ahnung, von was ihr da sprecht.“
Mit einem Kopfzucken sagt Jaan Taou, er solle ihn aus der Matte schmeißen. Taou dreht und Delé landet hart auf dem Boden.
„Au! Na gut, ich war´s. Jetzt lasst mich gefälligst weiter schlafen!“
Taou packt ihn, zerrt ihn auf die Beine und drückt ihn an die Wand.
„Weist du was für eine Strafe auf dich wartet?“, sagt Jaan energisch und drückt seinen Finger auf seine Nase. „Ich darf dir ein Ohr abschneiden.“
„Na und? Wie wollt ihr das beweisen?“, entgegnet er und macht sich aus Taous Griff frei. „Jetzt seit gefälligst so nett und lasst mich weiter schlafen!“
Die Beiden gehen raus und noch in der Tür sagt Jaan: „Ich kriege dich noch. Man hört sich.“ Taou kichert über seine zweideutige Bemerkung und sie gehen zum Frühstück.
Sie setzen sich und Neynat fragt: „Und? Was war?“
„Er war total platt. Seine Müdigkeit hat man ihm richtig angesehen.“, erklärt Taou „Uns hat er gestanden, aber er wird es wahrscheinlich weiter leugnen.“
Nach dem Gebet geht es für sie gleich weiter zu Akwey. „Ich sehe dich, Olo´eyktan Akwey.“, begrüßt ihn Taou „Wir haben eine Klage einzureichen.“
„Euer Sohn hat heute Nacht versucht mein Gewehr zu klauen.“, setzt Jaan fort.
„Was hat er? - Seid ihr da ganz sicher?“
„Ja. Ich habe ihn ganz klar erkannt.“
Akwey ist geschockt. Es ist eine Verletzung der Ehre, einen Dieb in der Familie zu haben. Das könnte den Prozess allerdings interessanter machen.
Wenn er, Delé als Dieb verurteilt, wird er schändlicher weise nur noch ein Ohr haben.
Spricht er ihn unschuldig, wird er als schlechter Olo´eyktan in unsere Geschichte eingehen.
Zum Prozess versammeln sich alle Clanmitglieder auf dem Essensplatz. Es herrscht Anwesenheitspflicht. Nur Ra´on ist, wegen seiner Gelähmtheit, entschuldigt.
Alle sitzen in einer Richtung und schauen den Olo´eyktan an. Die wichtigsten Personen ganz vorne.
Delé, die wohl wichtigste Person, musste extra gerufen werden.
Der Prozess beginnt. „Mitglieder des Clans. Wir haben uns versammelt um uns die Klage von Jaan anzuhören.“
Jaan erhebt sich und geht, samt Tatgegenständen, nach vorne. „Gestern Nacht habe ich selig ruhig geschlafen, als Delé sich in unsere Hütte geschlichen hat und meine Jagtwaffe stehlen wollte. Zum bedienen des Gewehrs, benötigt man Munition. Diese, hat er versucht mir im Schlaf zu klauen. Dabei bin ich aufgewacht und Delé ist ohne Gewehr geflüchtet. Auf frischer Tat ertappt, habe ich mein Gewehr genommen und ihm befohlen, stehen zu bleiben.“
„Du wolltest mich erschießen!“, unterbricht Delé.
„Delé, du bist noch nicht dran! Lass bitte Jaan fertig erzählen!“, befielt Akwey und Jaan setzt fort.
„Ich hatte nicht vor, auf Delé zu schießen. Ich habe in lediglich durch das Visier erkannt.
Das Gewehr war noch nicht einmal nachgeladen. Dann kam Neynat, die auch dachte dass ich schieße, und hat mir das Gewehr weg gerissen. So hat dann Delé die Flucht ergriffen und ich habe ihn verloren.“
„Wie sicher bist du dir dass es Delé war?“ erkundigt sich Akwey.
„Todsicher. Ich habe sein Halsschmuck und sein Gesicht deutlich erkannt.“
„Wie konntest du nur sein Gesicht erkennen? Es war gestern stockfinster.“
„Wie gesagt.“, antwortet Jaan, „Ich habe ihn durch das Visier gesehen. Es kann mir alles zeigen. Egal wie dunkel es ist.“
„War es das?“
„Ja, ich bin fertig.“, und er nimmt wieder Platz.
Akwey ruft Delé nach vorne, damit er seine Geschichte erzählt. „Mein Sohn. Was hast du letzte Nacht gemacht?“
„Ich habe nichts gemacht. Ich war die ganze Zeit in meiner Hütte.“
Unruhe macht sich breit und Jaan wollte etwas sagen, doch er ist schlau und lässt ihn ausreden.
„Alle Anschuldigungen sind falsch!“ Delé dreht sich zu Akwey um und schaut ihn mit ernstem Blick an.
Das ist Jaans Zeichen. „Hattest du nicht vorhin noch gesagt, dass ich auf dich schießen wollte?“
Das war für Delé ein schweres Wort. „Äh, äh? Das habe ich nie gesagt.“ Seine Glaubwürdigkeit ist dahin. „Ich hab das Gewehr nicht klauen wollen!“
„Vorhin hast du uns aber was anderes erzählt.“, ruft Taou.
„Jetzt gestehe schon!“, fordert Jaan und die Unruhe unter den Leuten wird mehr als deutlich.
„Ruhe!“, ruft Akwey „Delé, hast du jetzt das Gewehr stehlen wollen oder nicht?“
„Ja, ich habe es stehlen wollen! Ich wollte diese Wunderwaffe haben! Ich wollte doch der beste Jäger sein, weil ich doch der Häuptlingssohn bin.“ Man merkt Delés Verzweiflung an. Der Druck auf ihn, hat ihn dazu gezwungen und er wollte diese Aussage am liebsten wieder rückgängig machen.
Akwey wollte sein Gesicht in den Händen vergraben, obwohl er ja nur noch eine hat.
Alle anwesenden wissen was als nächstes kommt.
„Hiermit gebe ich, nach den Regeln unserer Vorfahren, Jaan die Erlaubnis Delé ein Ohr ab zu schneiden.“ Dieser Satz viel Akwey sichtlich schwer und Delé sieht Jaan verzweifelt an.
Er weiß auch nicht was er jetzt tun soll. Soll er es jetzt auf der Stelle erledigen oder soll er es besser später machen.
Neynat, die neben ihm sitzt, fleht ihn an: „Tu es nicht! Bitte tu es nicht! Vergiss doch einfach was er getan hat oder schneide ihm wenigstens nur das Halbe ab.“
Jaan bekommt Mitleid mit Delé. Vom Aufstehen bis zum Prozess war er so entschlossen und jetzt kneift er?
Taou nimmt ihm die Entscheidung ab, steht auf und packt ihn hinten an den Haaren. Ohne Widerstand, geht Delé mit ihm.
Jaan steht auf, drückt sein Gewehr Neynat in die Hand und kommt ihnen entgegen.
Delé lässt sich auf die Knie fallen und sieht ihn mit glasigen Augen an. Alle hat er enttäuscht. Vater, Mutter, Verlobte, Freunde.
Mit dem knienden Delé vor sich, dreht Jaan sich noch einmal um.
Er sieht die Leute. - Die Leute, die mit schwingenden Fäusten „Tu es!“ rufen.- die Leute, die entsetzt die Hand vor dem Mund halten und er sieht Neynat, die auf dem Boden sitzt,
wegschaut und weint. Vor kurzem hat sie erst ihren Vater verloren und jetzt wird wieder ein Mann, der ihr nahe steht, verletzt.
Jaan hält sein linkes Ohr fest und setzt die Messerklinge an.
Delé zittert ängstlich und unkontrolliert als er die Messerspitze spürt.
Jaan erinnert sich an Neynats Worte „schneide ihm wenigstens nur das Halbe ab.“ Er setzt das Messer an die Hälfte an und lauscht ein letztes Mal den Zurufen der Leute.
Delé spürt ein Schnitt und dass Jaan ihn los lässt. Aufgelöst fällt er zu Boden und presst die Hand gegen sein verletztes Ohr.
Jaan hat ihm nur eine Kerbe in sein Ohr geschnitten. Die Leute verstummen, als er sich zu ihm runter beugt. „Ich begnadige dich und lasse dein Ohr dran. Nur diese Kerbe soll dich immer an meine Gnade erinnern.“
Delé konnte immer noch nicht realisieren was geschehen ist.
Neynat kommt angerannt um ihn zu trösten.
Taou hat alles gesehen. Sein Zittern, den Schnitt und der Fall Delés.
Delé weint, als Neynat sein Ohr betrachtet und ihm auf die Wange küsst.
Jaan will nur noch weg. Weg von den Leuten, weg von dem Trubel. Der wirft das Messer auf den Boden, hebt sein Gewehr auf und geht zum Übungsbaum. Um sich abzuregen, versucht er aus sehr weiter Distanz das Ziel zu treffen.
Ein Tag ist es inzwischen her, dass Jaan Delé zu einem Schlitzohr gemacht hat.
Gejagt hat er an dem Tag nicht, nur am Baum hat er das Schießen geübt. Außerdem musste er diese neue Erfahrung verdauen, dass er jetzt weiß, welche Verantwortung er für das Gewehr zu tragen hat.
Er muss Tag und Nacht auf der Hut sein, dass ihm seine Waffe nicht geklaut wird, wobei nach dieser Vorstellung das nicht mehr vorkommen sollte.
Und er muss ab sofort jeden Tag auf die Jagt um Tiere zu erlegen. So lebhaft war sein Alltag noch nie.
In diesem Augenblick befinden sie sich zu zwölft auf der Jagt und wollen den Trick mit der Stampede wiederholen.
Elf, inklusive Taou, schleichen sich von Süden* an die Antilopenherde. Der Wind kommt leicht von Osten*. Vor zwei tagen hat das noch keine Rolle gespielt weil es windstill war. So muss jetzt Jaan, westlich* an der Herde vorbei, sich an die Nordseite* schleichen.
Das Gras bietet ihm schlechte Deckung, so dass er sich vorsichtig anschleichen muss.
Die anderen haben keine Ahnung, wie weit er schon ist. Sie können nur raten.
Er robbt über den Boden und hofft auch, dass die anderen nicht zu früh anfangen. Seine Tarnung juckt am Rücken wie verrückt, doch er verkneift es sich und robbt mutig weiter.
Plötzlich wird der Wind stärker und einer der lauernden Jäger nimmt das als Zeichen zu Schießen. Er schlägt mit zwei Fingern in die Luft und gibt so das Zeichen.
Jaan ist aber noch nicht auf Position und es fehlen ihm noch 50 Fuß zum Ziel.
Die Jäger richten sich auf, ziehen ihre Bögen und
*Die Himmelsrichtungen sind an die Sonne gekoppelt. Im Osten geht sie auf und im Weste geht sie unter. Sie dienen zur Orientierung für den Leser.
schießen.
Die Stampede rennt an ihm vorbei doch er versucht sein Glück. Im Auto-Modus gibt er wenige, kurze Feuerstöße ab die ausreichen, dass die Herde ihren Kurs wechselt. Sein Herz rast und er versucht aus Distanz Antilopen anzuvisieren, doch er zittert zu sehr. Er hält für ein paar Sekunden inne und sichert dann wieder das Gewehr.
Vier Jäger kommen auf ihn zu, die er wegen der Tarnung nicht identifizieren kann.
„Bist du okay?“, hört er Taous Stimme, „Das war wohl nichts.“
„Ja. Das müssen wir besser timen!“ Jaans Herzschlag nimmt nur langsam ab.
„Wie viele hast du getroffen?“, will einer der Vier wissen.
„Nur drei, schätze ich.“ Man entdeckt die Antilopen leicht, im niedrigen Gras. Nur noch eines schreit bekümmernd. Eine Antilope hat er sofort mit einem Kopfschuss getötet.
Ein echt unappetitlicher Anblick, wie die Kugel seine Schädel durchbohrt hat. Einer der Jäger hat es mit den Nerven und muss weg schauen, bevor er sich übergeben muss. Zu sehr erinnert ihn das Bild, an die brutale Schlacht gegen die Himmelsmenschen.
Gemütlich reiten sie weiter. Zusammen haben sie nur sechs Antilopen erlegt.
Plötzlich ruft einer von ihnen: „Da! Goletare! Fünf Stück!“
Goletare sind riesige, starke Tiere, die es nicht so oft zu sehen gibt. Goletare sind im Gegensatz zu Antilopen nicht scheu. Eher würden diese Pflanzenfresser einen zertrampeln, wenn man ihnen zu nahe kommt. Mit ihren schnabelförmigen Mündern fressen sie den ganzen Tag Gras oder knabbern Blätter von Bäumen. Sie haben eine dicke Haut, keinen Panzer.
„Oka, hast du die Knochenaxt dabei?“, fragt ihn Taou. Diese brauchen sie, um sie zum Transport zu zerkleinern.
Jaan hält sein Gewehr hoch und ruft: „Die jagen wir locker.“
Optimistisch reiten sie auf die vier Ausgewachsenen und das Jungtier zu. Jaan an der Spitze ruft: „Wir nehmen das Männchen links!“
Die Goletare schließen instinktiv einen Kreis um das Jungtier, als sie die Reiter kommen sehen.
Im vorbeireiten schießt Jaan einhändig auf den Bullen und trifft ihn in Bauch und Kopf. Es fällt zu Boden und das Goletarweibchen stellt sich schützend in die Schussbahn der Jäger und Taou ruft zu den anderen: „Verschont sie! Wir sind nur an den Bullen interessiert.“
Sie umkreisen die Tiere und es fliegen hin und wieder Pfeile und ein Speer.
Die Goletare wollen das Opfer nicht rausrücken und es muss eine neue Strategie her. Die Jäger geben aus einer Richtung Warnschüsse auf sie ab und es scheint zu klappen. Als Jaan noch mit der übrigen Munition in die Luft schießt nehmen sie endgültig Reißaus.
Sie steigen ab und Taou gibt ihm ein großes Messer. Jaan tastet den Fleischberg ab um die Hauptschlagader zu finden. Als er sie gefunden hat warnt Taou: „Vorsicht! Es kann spritzen.“
Er schlitzt sie auf und das Blut fliest in strömen. Die noch warme Blutlache fließt genau auf seine Füße und er geht zurück.
Taou nimmt seinen Trinkbeutel und hält ihn in unter den Blutstrahl. Bei den Jägern ist Blut ein gewöhnungsbedürftiges Energiegetränk. Jaan darf den ersten Schluck nehmen und verzieht das Gesicht. Die anderen sind von seinem Gesicht amüsiert und dann müssen sie auch trinken, bis die Pulle wieder leer ist.
Nachdem der Goletar ausgeblutet war, geht es ans Zerteilen. Zuerst wird das Fleisch aufgeschnitten und der so freigelegte Knochen mit der Axt zerteilt. So in Stücken, wird der Goletar auf die Pferde geladen. Manche Teile, wie der Kopf, müssen an Seilen hinterher gezogen werden.
Jaan ahnt schon, was ihn im Dorf erwartet. Noch ein Festessen, noch mehr Anerkennung und was die Höhe wäre, dass Liam schon nach einer Frau Ausschau hält die er eines Tages heiraten soll.
13 Tage ist nun schon die Rückkehr der Jäger her. In den vergangenen neun Tagen ging Jaan furchtbar sparsam mit der Munition um. Auf der Jagt benutzte er überwiegend nur den Halbautomatik Modus, um wirklich nur einen Schuss pro Tier zu benutzen.
Jaan hat sich auch endlich einen eigenen Sattel, mit Gewehrhalterung, gemacht. Neynat, die begabte Bastlerin, hatte ihm dabei geholfen. Allerdings nur für eine Gegenleistung. Er musste ihr ein Magazin mit leeren Hülsen geben. Aus diesen kleinen, glänzenden Metallzylindern hat die sich natürlich gleich Schmuck gemacht.
Trotz seiner Sparmaßnamen ging ihn irgendwann die Munition aus. Nach so viel Erfolg drohte ihm der senkrechte Abstieg. … Nein! So dramatisch sah es für ihn doch nicht aus. Sein Lichtblick war, dass Taou noch mal nach Hell´s Gate reitet und neue Munition besorgt. Er bekam Werkzeuge, Antilopenleder und Goletarzähne mit um sie gegen die begehrten Patronen einzutauschen.
Eineinhalb Tage hat es gedauert und nun steht er wieder vor den Toren von Hell´s Gate.
Es hat sich viel getan. Der Maschendrahtzaun glänzt zwar noch wie neu aber der Abfall der Menschen wurde beseitigt. Von den Schornsteinen der Raffinerie sind nur noch zwei die Rauch ausstoßen.
Nach einen Hupsignal schiebt sich das Tor bei Seite. Eine Na´vi Frau hatte für ihn den Knopf zum Aufmachen betätigt. Sie saß zugedeckt und krank auf einen Stuhl. Ohne dass ihn jemand fragt, was er hier will, kann Taou rein. Drinnen entdeckt er immer mehr Na´vi, Kranke und Gesunde. Die Atmosphäre war unheimlich. Von den Kranken sprach keiner ein Wort und es fängt auch noch an zu regnen.
Er reitet auf eine Gruppe gesunder Na´vi zu.
„He, Fremder! Was suchst du hier?“
Taou steigt ab: „Ich bin auf der Suche nach Jemand, der mir Munition eintauscht.“, er zeigt ein Magazin, was Jaan ihm als Anschauungsobjekt mitgegeben hat.
Man weist ihn zu einem Gebäude und Taou reitet dort hin. Er kommt an eine überdachte Luftschleuse wo ein scheinbar gesunder Na´vi mit Mundschutz sitzt „Wenn du rein willst, musst du einen Mundschutz tragen.“, weist ihn der Mann hin und holt einen Eingeschweißten hervor. Mit einer Schere schneidet er die Tüte auf und Taou setzt sich den Schutz auf. „Drinnen darfst du ihn nicht mehr absetzen.“
Taou nickt und ohne weiter unnötige Fragen zu stellen öffnet er zischend die Schleusentür. Nun befindet er sich in der Reparaturhalle und die Luft hier hat eine ganz andere Qualität. Er entdeckt Avatare die sich auf englisch mit anderen Menschen unterhalten.
„Hallo, kann mich einer von euch verstehen?“ Alle Avatare bejahen und einer löst sich für ihn aus der Gesprächsrunde.
„Was kann ich für dich tun?“
„Ich möchte Munition haben.“, und Taou zeigt ihm das Model.
Er sieht sich es an und murmelt etwas auf Englisch. Dann gibt er es ihm zurück und sagt: „Komm mit!“
Taou folgt ihm und fragt: „Warum muss ich das hier tragen?“
„Hast du die Kranken gesehen? Daran sind nur die Menschen schuld. Sie machen euch krank und der Mundschutz dient dazu, euch davor zu bewahren.“
„Und du wirst nicht krank?“
„Nein, wir Avatare nicht.“, er deutet auf seine zwei kleine Finger, „Hier sind wir. Warte bitte hier. Es kommt gleich Jemand.“
Taou steht an einer Wand. Auf Menschenhöhe ist ein großes Fenster. Auf der anderen Seite sitzt eine Frau die in einem Buch liest. Taou beugt sich runter und klopft neugierig gegen die Scheibe. Die Frau erschrickt und klappt aus versehen das Buch zu. Sie sieht den großen Taou vor dem Fenster stehen und spricht in ein Mikrofon. Aus einem Lautsprecher, über dem Fenster, ertönt ihre Stimme: „Was willst du?“
„Ich kann sie nicht verstehen. Ich kann ihre Sprache nicht.“
Viel zu laut kommt seine Stimme aus dem Kopfhörer wieder bei ihr an. Leider versteht sie auch kein Na´vi und beendet aus diesem Grund wieder die Verbindung.
Enttäuscht sieht sich Taou weiter um. Die Halle ist riesig und es stehen nur vier intakte Helikopter und zwei vollkommen zerbeulte MPAs herum. Alles ist so geometrisch und fremd für ihn.
Da sieht er Jake kommen. „Bist du der, der Munition will?“
Ihm fällt seine neue Frisur auf. „Genau der bin ich.“
„Komm bitte mit.“ Sie gehen in die Richtung, aus der Jake kam. Sie kriechen zuerst durch eine Luftschleuse und dann weiter durch die Gänge. Taou glaubt, dass er ihn in die Schatzkammer führt, wo er sich so viel Munition nehmen kann wie er will. - Weit gefehlt. Sie gehen in den alten Konferenzraum, der in eine Krankenstation umfunktioniert wurde. Es liegen überall schwerkranke Na´vi auf Matratzen und Decken. Die Jalousien wurden heraus gerissen und Fenster ausmontiert, damit Luft herein kommt. Es regnet inzwischen wie aus Kübeln.
„Toruk Makto, ich kann selbstverständlich Sachen für die Munition eintauschen.“
„Stopp!“, unterbricht ihn Jake, „Du willst also Munition haben und hast ein Gewehr dafür?“
„Ich nicht, aber mein Bruder.“
„Kann ich mal das Magazin sehen?“ Taou zieht es hervor und Jake sieht es sich Prüfend an. Es steckt noch eine einzelne Patrone drin. Er zieht sie raus und fragt: „Und wo ist in diesem Augenblick dein Bruder?
Es ist Nachmittag und Jaan sieht den Kindern beim Spielen zu. Nebenbei schnitzt er mit einem Extramesser an einem Stück Holz. Sein Jagdmesser ist zum schnitzen nicht geeignet und viel zu schade.
Die Kinder spielen Spiele wie 5 in einer Reihe, Makumb und sogar Fangen.
Inoffiziell Spielt Jaan den Babysitter. Er kennt zwar nicht alle Kinder beim Namen aber dafür kennen alle ihn.
In diesem Augenblick denkt er an Taou. Er stellt sich vor wie er zurück kommt, mit allen Taschen voller Munition. Naja, so viel wird er wohl auch nicht mit bringen. korrigiert sich Jaan, doch dann wird er wieder abschweifend. Er sieht sich, wie er durch ein Hippe-Blumenbeet läuft und es Patronen, Magazine und Gürtel regnet.
Als ihm plötzlich Neynat an die Schulter klopft, wacht er aus seiner Fantasiewelt auf. „Jaan? Jaan.“
„Wa…Was ist?“
„Jaan, du bist voll weggetreten.“
Er sieht ihren Patronenohrring und erinnert sich noch einmal an seinen Traum und muss lachen. „Ja. Ich bin voll weg gewesen.“
„Jetzt was ernstes. Ein Toruk wurde gesichtet. Es muss sich um Toruk Makto handeln.“
Jaan steht auf, „Ich hol mein Gewehr und dann sehe ich ihn mir an.“
Mit Waffe folgt er ihr an den Dorfrand wo sie den roten Drachen fliegen sehen.
„Der fliegt schon eine Weile im Kreis.“, bemerkt Neynat.
Jaan sucht sich einen Baum, auf dessen Ast er das Gewehr auflegen kann. Er schaut durch das Visier, dreht an einem Rädchen, um zu zoomen, und an einem Anderen, um scharf zu stellen. Er erkennt den Reiter des Vogels, und auf dem Boden ein Pferd. „Taou kommt zurück“, verkündet er, „und dass Toruk Makto mit ihm kommt, hat bestimmt nichts Gutes zu bedeuten.“
„Was kann er nur hier wollen?“, fragt Neynat und es wird Jaan schlagartig klar.
„Er will sich das Gewehr zurück holen. Taou hat es sich von einem Menschen genommen und Toruk Makto will es wieder haben.“
„Er will sich das Gewehr holen? Warum?“, fragt eine stillende Frau, „Ich dachte, er hat genügend davon.“
„Keine Ahnung. Für mich klingt das am aller logischsten. Neynat, wir sollten Akwey um Rat fragen.“
Das tun die Beide dann auch.
Als Neynat ihm den Stand der Dinge erklärt hat, reagiert er: „Was? Toruk Makto will sich das Gewehr holen?“
„Ja. Wir wissen nicht genau warum, aber wenn das der Fall sein sollte, haben wir drei Möglichkeiten. 1. wir verteidigen es mit Gewalt 2. wir verstecken es vor ihm oder 3. wir rücken es freiwillig heraus.“
Bei Akwey herrscht nachdenkliches Schweigen, doch Neynat drängt ihn: „Schnell, wir wissen nicht wie viel Zeit uns noch bleibt.“
„Gut“, er ist aus seiner Gedankenphase wieder aufgewacht, „Wir empfangen ihn wie ein Gast, als ob nichts wäre und ihr versteckt derweil das Gewehr!“
„So sei es.“, bestätigt Jaan.
„Bruder, hast du schon einen Plan.“, fragt Neynat.
„Ja. Du nimmst das Gewehr, versteckst dich in Ra´ons Hütte und wenn Toruk Makto im Dorf ist, gehst du zum Gerümpelberg und versteckst es dort. Mach es unauffällig! Umso weniger wissen wo das Gewehr ist, desto besser.“
In Zwischen ist Jake´s Kragen geplatzt. Taou kommt nur langsam voran. Er behauptet, dass sein Pferd nicht schneller reiten will, doch Jake hat sein Plan durchschaut. Schnell fliegt er auf das Dorf zu und Taou kann ihm nur noch hinterher schauen.
Er landet am Dorfrand und marschiert schnurstracks zur Hütte von Akwey. Leider befinden sich Leute auf dem Platz, die den ganzen Überraschungseffekt zerstören.
„Ich sehe dich, Toruk Makto. Was für eine Ehre, euch wieder bei uns begrüßen zu dürfen.“
Jake entdeckt seinen Armstummel und erinnert sich an seine Verletzung. „Ich sehe dich, Olo´eyktan vom Reiter-Clans der Steppe. Ich fürchte ihnen sagen zu müssen, dass ihr etwas habt, was ihr nicht haben dürft.“
Akwey spielt weiter den Ahnungslosen. „Ich weiß nicht von was ihr sprecht.“
„Ihr habt eine Waffe die mir gehört, die ihr unbedingt zurück geben müsst.“
„Ich bedaure, wir haben einen exzellenten Jäger, der mit seinen Jagdkünsten unseren Clan ernährt.“
Jaan hält sich versteckt unter den Leuten auf und hofft, dass Neynat ihre Arbeit gut macht.
„Ich weiß. Euer Jäger Taou hat mir alles erzählt. Sein Bruder Jaan muss das Gewehr wieder zurück geben. Ihm es zu überlassen wäre unverantwortlich.“
Jaan tritt aus der Menge hervor, um sich zu stellen. Alle schauen wie gebannt und Akwey stellt ihn vor: „Hier, dass ist Jaan.“
Jake hatte mit einem großen Bruder gerechnet aber nicht mit einem Jugendlichen. Nicht mit dem, den er sein Menschengeheimnis anvertraut hat und der ihn zum Dorfältesten geführt hatte. Er spricht mit ausgebreiteten Händen, ein englisches Stoßgebet in den Himmel.
Da kommen Taou und Neynat zurück. Jaan schaut Neynat fragend an, die dann zufrieden nickt.
„Olo´eyktan, ich würde das liebend gern im kleineren Kreis besprechen.“ Jake fällt Akweys Name nicht ein.
Unter „kleineren Kreis“ versteht man: Olo´eyktan, Tsahìk und die Zusatzpersonen Jake, Taou und Jaan.
Vor die Hüttentür wird ein Tuch gehängt, zu einer Art Vorhang. Dieser zeigt von außen „Nicht stören! Kein Eintritt!“. Trotzdem lässt er genügend Licht herein, damit man die Leute noch erkennen kann. Diese düstere Atmosphäre betont die Leuchtpunkte im Gesicht.
Zu so einer Art Konferenz gehört es sich zu entwaffnen. Jake und Taou legen ihren Pfeile und Bögen und jeweils ein Messer in die Mitte. Jaan und Akwey besitzen nur ein Messer und Miranat ihre Nadel und eine Rassel. Na gut, eine Rassel ist zwar keine Waffe aber sie hat es trotz dem Gemacht.
Jake fängt an: „Wenn ich zu allererst die Formalitäten klären dürfte, ich bevorzuge es Jake genannt zu werden.“
Alle versuchen den Namen richtig auszusprechen. „Jake,“
„Jake,“
„Jake.“
„Jake,“
„Jake“
„Jake.“
„Genau richtig. Jake.“
„Akwey.“
„Miranat.“
„Jaan.“
„Taou.“ Alle sagen plötzlich reihum ihre Namen. Ein neues Ritual ist geboren.
„Warum willst du mein Gewehr haben?“, fragt Jaan.
Jake überlegt und antwortet: „Gewehre sind gefährlich. Sie sind zum Beispiel ein Grund dafür, weshalb die Menschen so boßhaft sind. Sie haben mit ihnen Kriege geführt. 512mal* schlimmere als der, den ihr erlebt habt. Jaan, du hättest jemand töten können. Stell dir das mal vor!“
Jaan tut dem folge leisten und stellt sich vor er hätte Delé wirklich erschossen. Wie groß das Theater gewesen wäre, ein Mörder zu sein. Er könnte nie wieder seiner Mutter, geschweige seiner Schwester, unter die Augen treten. Er müsste das Dorf verlassen, es sei denn, er wolle hingerichtet werden, wie es die harte Justiz seines Clan verlangt. Entsetzt steht er auf. „Das ist nicht war! So was könnte ich nie machen!“
Jake lässt einen Seufzer. „Mein Zwillingsbruder wurde erschossen. Es liegt in meiner Verantwortung, dass das niemals wieder passiert.“
„Jake, sie müssen wissen, dass wir Jaan mit seinem Gewehr brauchen.“, erklärt Miranat, „Nach deinen Kampf waren von 48 nur noch 19 jagtfähig. Jaan hat an seinem allerersten Jagdtag 18 Antilopen erlegt. Später einen Goletar.“
„Um es besser auszudrücken: Er jagt so viel, dass die anderen überhaupt nicht mehr Jagen müssen.“, fügt Taou hinzu. Jake ist verblüfft, was dieser Junge alles geleistet hat. „Wie sollen wir sonst über die Runden kommen?“
Für eine Weile herrscht Stille.
„Bekommen wir nun Munition?“, will Akwey wissen.
Jake spürte schon etwas Mitleid aufkommen, dennoch… „Nein! Ich kann und werde euch keine Munition geben. Bei euch ist sie einfach nicht sicher.“
Dann herrscht wieder Schweigen. Sie haben keine
*512 hat auf Na´vi die gleiche Aussagekraft wie 1000. Mit nur acht Fingern ist ihr Zahlenschatz entsprechend klein.
Argumente mehr.
„Kann ich endlich das Gewehr haben?“
Jaan guckt Akwey herausfordernd an. „Nein. Wenn wir keine Munition haben, bekommst du auch nicht das Gewehr.“
„Was nützt euch denn ein Gewehr ohne Munition?“
Da kontert Jaan: „Was macht den ein munitionsloses Gewehr so gefährlich?“
Mit dem Satz hat es Jaan auf den Punkt gebracht. Warum will Jake das Gewehr immer noch haben?
Jake sucht eine Antwort auf Jaan´s letzte Frage und sagt: „Es kann immer noch Munition im Dschungel gefunden werden.“
Taou fühlt sich angesprochen. „Ach wirklich…….“
„Nein! Wenn ich euch erwische, dass ihr den Dschungel durchsucht, werde ich mir was Schlimmes ausdenken müssen. Wenn ihr mir nicht sofort das Gewehr gebt sehe ich mich gezwungen, hier zubleiben und dir nicht mehr von der Seite zu weichen.“ Jake sieht dabei Jaan streng an.
„Gut, wenn dass das letzte Wort ist.“ Er steht auf und geht. Jake nimmt noch sein Jagdwerkzeug wieder an sich und folgt ihm. Als Jaan den Vorhang beiseite hebt, blendet das die Anderen.
Ohne ein Wort, ohne sich zu verabschieden sind sie gegangen.
Taou sagt zu Akwey und Miranat: „Das war wohl nicht das, was wir erwartet hatten.“
„Habe ich das jetzt richtig verstanden? Toruk Makto bleibt so lange hier, bis er das Gewehr hat.“, fragt Akwey.
Jake folgt Jaan zu seiner Hütte und er staunt nicht schlecht, als er die Villa Kunterbunt sieht. „Wow! Und da drinnen wohnt ihr?“
Jaan hat keine andere Reaktion von ihm erwartet. „Ja. Es war unsere Idee, während die Männer weg waren, sie anzumalen.“
Da kommt Liam aus der Hütte. „Jaan, zu welchem Ergebnis seid ihr gekommen?“
„Es sieht wohl so aus, dass unser Gast eine Weile bei uns wohnen wird.“
„Was heißt das?“, möchte sie wissen.
„Das heißt, dass wir zu keinem Ergebnis gekommen sind.“, erklärt Jake, „Ihr wollt von mir Munition aber ich will das Gewehr zurück und solange ich es nicht habe, verfolge ich ihren Sohn auf Schritt und Tritt.“
Jetzt erst versteht sie, wo der Haken ist. „Gut - dürfte ich Sie dann in unsere Hütte einladen?“
Jake streicht noch mit der Hand über die Fassade. Es bleiben nur kleine Farbspuren an seinen Fingern haften.
Der Innenraum macht einen hübschen Eindruck auf ihn. Die Wände sind dezent und die Hängematten schaffen ein häusliches Klima.
„Wo möchte sie denn schlafen?“, bietet Liam ihn an.
„Sehr nett. Ich schlafe unter Jaan.“
Doch Jaan schüttelt den Kopf. „Ganz schlechte Idee. Ich falle immer noch ab und zu aus der Hängematte.“
Jake bedenkt dies. Er wollte ihn so besser überwachen können. „Gut - dann nehme ich eben die Matte über dir.“
In diesem Augenblick kommt Taou zurück. Er hat Jaan´s Messer mitgebracht.
„Taou, da bist du ja wieder.“, Liam hatte noch nicht die Gelegenheit, ihren zurück gekehrten Sohn in die Arme zu schließen.
„Ich habe keine Munition bekommen.“
„Das ist doch jetzt auch egal.“
Jake möchte ihr Wiedersehen nicht stören und fragt deshalb Jaan: „Um noch mal zurück zu kommen: Wo schläfst du? - Wo schlafe ich?“
„Ich schlafe da, Mama hier, das ist die Matte von meinem verstorbenen Vater und hier schläft Neynat.“, erklärt Jaan und zeigt mit den Finger auf die entsprechenden Hängematten, „Taou, du könntest über Neynat schlafen, so lange Jake über mir schläft.“
So wäre die Verteilung geklärt, doch Jake fragt sich noch: „Und in welcher Matte schlafe ich?“
Da fällt Jaan ein, dass die gebrauchten Hängematten am Gerümpelberg sind und dass dort auch sein Gewehr versteckt liegt. „ACH! Da würde ich sagen, dass IHR beide zum Gerümpelberg geht und eine Matte holt, während ICH etwas das Bogenschießen übe.“
Taou versteht worauf er hinaus will, doch Liam schaut nur verwirrt. „Komm Mutter! WIR kümmern uns darum.“
Als nur noch Jake und Jaan in der Hütte sind, entdeckt der Ex- Marien den Munitionsgürtel an der Wand. „Du hast einen Munitionsgürtel?“
Jaan überlegt, ob es wohl besser gewesen wäre, ihn auch verstecken zu lassen.
Jake nimmt ihn vom Haken, sieht sich ein Magazin an und zieht zwei leere Patronen raus. „Hast du alle Hülsen wieder aufgesammelt?“
„Ja, es sind fast alle wieder drin.“
„Hattest du dafür einen bestimmten Grund?“ Jake steckt sie wieder zurück.
„Meine Schwester ist bereit dafür gute Tauschgeschäfte zu machen.“
„In Ordnung, die leeren Magazine kannst du behalten.“
Jaan ist erleichtert und atmet durch. Er hebt seinen Bogen auf, der neben seinen Sattel liegt. Seit Tagen hat er ihn nicht mehr angerührt. Ein wenig widerstrebt es ihn, das Bogenschießen wieder anzufangen, aber das Gewehr scheint wohl für ihn endgültig abgehakt zu sein.
Jake ist verblüfft, als er von weiten, den Übungsbaum sieht. Er wusste noch nicht, dass es so etwas gibt.
Um einem Kommentar vorzubeugen, weshalb Einschüsse vom Gewehr im Baum sind, sagt Jaan: „Ich erzähl es dir besser gleich, dass ich mit dem Gewehr auf ihn geschossen habe.“
Doch Jake wundert das gar nicht. „Worauf hättest du den sonst schießen sollen?“
„Gewöhnlicher Weise hab ich immer mit meinem Vater und meinem Bruder, mit dem Bogen, geübt.“
„Und, waren sie gute Lehrer?“
„Nein! Mein Vater wollte, dass ich so früh wie möglich mit dem Bogenschießen anfange. Taou hat, nur um ihm nicht zu widersprechen, dabei mitgespielt. Aber ich bin ein miserabler Schütze. Sieh dir das an!“ Sie stehen etwa 15 Schritte entfernt und er will schießen.
Doch Jake unterbricht ihn: „Warte noch! Ich möchte mir zuerst deine Ergebnisse, mit dem Gewehr ansehen.“
Jaan steckt seinen Pfeil in den Köcher zurück und geht mit zum Baum.
„Von wo aus hast du den geschossen?“, will Jake wissen.
„Tja, ein Magazin habe ich gleich hier verschossen“ die Schüsse sind deutlich auf eine Stelle konzentriert. Jake pult ein paar Kugeln wieder aus dem Holz heraus. „und auf diesen roten Punkt, da an der Seite, habe ich von weit hinten geschossen.“ Diese Einschusslöcher sind verstreut aber immer noch zahlreich.
„Von wo genau, hast du geschossen?“
„Zuerst aus 50 Schrittdistanz, dann aus 60 und immerweiter bis 100 Schrittdistanz. Da war es aber schon verdammt schwer zu Treffen.“
„Was??“, Jake kann es einfach nicht fassen, aus welcher Entfernung er geschossen hat.
„Ist das sehr gut?“
„Das ist verdammt gut! Du bist ein Anfänger und kannst schon so gut schießen. Ein Mensch benötigt wochenlange Praxis, um so gut zu sein wie du.“
Jaan fühlt sich sehr geschmeichelt. So schwer wie es Jake schildert, war es für ihn eigentlich nicht. „Und schau dir jetzt an wie schlecht ich mit dem Bogen bin.“ Er geht wieder zurück, nimmt einen Pfeil und atmet tief durch. Er zieht den Bogen, lässt los und der Pfeil fliegt weit über den anvisierten Punkt vorbei.
„Probier es noch mal, aber achte dieses Mal auf deinen Stand! Das war nämlich total falsch.“, empfiehlt ihm Jake, aber viel geduldiger als er es von seinem Vater gewohnt war, doch er trifft wieder nicht. „Zieh noch mal den Pfeil richtig an dein Auge ran!“
Mit Mühe versucht er seinen Ratschlag zu befolgen, doch seine Kraft reicht wieder nicht ganz um zu zielen, doch immerhin kommt er dieses Mal näher ran.
Jake schaut ihm noch beim vieren Versuch zu und stellt sich dann direkt hinter ihn, um ihm genau auf die Finger schauen zu können. „Sag mal, wie zielst du den?“
„Ähm! Mit dem rechten Auge. Übrigens ist die größte Schwierigkeit für mich, dass ich nicht genügend Kraft habe, um ihn lange genug gespannt zu halten.“
„Zeig mir mal dein Bogen!“ Er sieht sich ihn genau an. Er überprüft die Sehne und versucht sie auch mal zu spannen „Hast du ihn selbst gemacht?“
„Nein, das war mein Vater. Ich durfte ihn nur dabei zusehen.“
Na so was aber auch. Jake kann ein Lächeln nicht unterdrücken. „Wenn es dir an Kraft fehlt, warum hast du dann keine längere Sehne genommen?“
„Mein Vater vertrat die Meinung, gut gespannte Bögen seien besser. Er ist nie auf meine Wünsche eingegangen. Immer musste ich tun, was er sagte.“
„Oh! Verstehe.“, und er gibt ihm sein Bogen zurück.
„Jake, Toruk Makto!“ Jaan´s Ohren zucken nach Hinten, als er Delé aus der Ferne rufen hört. Dass Jake den Namen „Toruk Makto“ abgelegt hat, ist ihm entgangen. Er ruft: „Da seid ihr ja. Ich habe mich überall durchfragen müssen, um euch Beiden zu finden.“
„Wer ist das?“ fragt Jake.
„Das ist Delé. Er ist der Häuptlingssohn von Akwey und ist mit meiner Schwester verlobt.“
Delé kommt auf sie zu und Jaan fragt ihn: „Ich sehe dich. Was willst du den?“
„Mit deinem Klotz am Bein reden. Toruk Makto, haben sie eine Ahnung was dieser Junge mir angetan hat?“
Jake schüttelt den Kopf.
„Er hat mich verstümmelt.“
„Verstümmelt?“, fragt Jaan empört, „Verstümmelt? Verstümmelt ist doch was ganz anderes, dein Vater zu Beispiel.“
„Hüte deine Zunge und ich lass sie heil!“, droht ihm Delé und Jake greift ein, um schlimmeres zu verhindern.
„Howowow! Jetzt werden wir bitte nicht ausfallend! Erzählt mir einfach was passiert ist.“
Jaan läst einen tiefen Seufzer. „Also, Delé wollte mir das Gewehr in der Nacht klauen und ich habe ihn dabei erwischt.“
Jake ist enttäuscht, dass zu hören. Genau das hatte er befürchtet, dass es passiert. „Seht ihr, zu was das Gewehr aus euch gemacht hat? Zu Dieben!“
„Und dann hat er mir dafür diese Kerbe ins Ohr gemacht.“ Delé schaut Jaan vorwurfsvoll an.
„Aber nur weil mir das Akwey erlaubt hat, um dich zu bestrafen.“
Delé faucht ihn an, dass Jake glaubt, ihm sei jemand auf den Schwanz getreten. Dann sieht Delé ihn mit einem finsteren Blick an. Er sieht in Jake den Schuldigen, weil es ja wohl sein Gewehr ist.
„Schau mich nicht so an! Wenn dein Vater das entschieden hat, wird er wohl auch einen guten Grund gehabt haben.“
„Grund?! Grund!“; Delé ist von Jake´s Stichelei in Rage. Mit erhobenen Finger versucht er was zu sagen, doch es kommt nichts. Jaan geht vorsichtshalber in Deckung, weil es so aussieht, als ob er gleich abheben würde. „Das wird ein Nachspiel haben!“ Delé dreht sich um und geht.
Jake und Jaan schauen den vor Wut kochenden Prinzen hinter her, bis er hinter dem Hügel verschwunden ist.
„Ist er denn immer so egoistisch?“
„Ja, den Eindruck habe ich auch.“
Es wird Abend und Jake und Jaan haben sich wirklich kein Abstand gegönnt. Egal ob Jake sein Flugtier füttert, Jaan wieder schnitzt oder Neynat über den nächsten Satz Patronen verhandelt, sie machen alles zusammen. Noch nicht einmal, wenn sie ihr Geschäft erledigen, weichen sie sich von der Seite.
Jake hat ihm erklärt, dass er es „gegenwärtiger Widerstand“ nennt. Irgendwann muss einer von ihnen nachgeben und der Forderung des anderem nachgeben. Nebenbei hält Jake noch nach der Waffe Ausschau.
In diesem Augenblick sitzen sie Beide am Übungsbaum und betrachten den Sonnenuntergang.
Jake hat dazu einen Trinkbeutel Wasser mitgenommen.
Jaan lässt den Horizont auf sich wirken. Ihm schwirren 1000 Fragen im Kopf. Zögernd fragt er dann: „Erzähl mir doch etwas von den Himmelsmenschen.“
„Oh. Da gibt es viel zu erzählen. Was möchtest du denn hören?“
„Mich interessiert, wohin sie jetzt verschwunden sind.“
„OK. Es ist nicht so, dass es keine Menschen mehr gibt. Sie fliegen in ihre eigene Welt zurück, die weit, weit, weit weg ist.“
„Wie sieht denn ihre Welt aus?“
„Naja“, Jake überlegt wie er es erklären kann, „Sie leben in gigantischen Kolonien. Nicht in Bäumen oder in Hütten so wie du es kennst…“, er muss sich noch mal neu ordnen – er erzählt dann weiter „sondern in riesigen Bauwerken. Da leben von oben bis unten nur Menschen. Diese Kolonien bestehen nicht nur aus einem dieser Gebäude, sondern gleich aus 256.“
Jaan kann sich diese Dimensionen nicht vorstellen, wie dort so viele Menschen leben können. „Wie sind denn die Menschen?“
„Wie die Menschen sind? Meinst du wie sie aussehen?“
„Nein, wie ihr Verhalten ist.“
Jake denkt an die Zeit zurück, als er noch auf der Erde war. Gab es etwas Schönes, Nennenswertes über die Menschen zu erzählen. Doch seine Erinnerungen sind zu sehr von schlechten Schlagzeilen und dem Asiatischen Atomkrieg geprägt. Vor allem muss er daran denken, was die RDA alles getan hat. „Sie sind habgierig. Sie alle wollen nur das Beste für sich. Das Schlimmste an ihnen ist, dass ihnen das Leid anderer nicht interessiert.“
„Was hat das zum Beispiel zu heißen?“
„Angenommen, ein Himmelsmensch möchte etwas haben was du hast.“
„Mein Gewehr zum Beispiel?“
„Ja oder so etwas in der Art. Er würde kommen und es dir einfach wegnehmen ohne sich zu rechtfertigen.“
Jaan schaut Jake an, der dann auch seinen Blick erwidert. „Und du bist nicht so wie sie?“, bemerkt er.
„Mm, nein. Ich habe ja noch mit euch verhandelt. Mir geht es darum, euch vor dem Gewehr zu schützen. Ein Mensch bräuchte noch nicht einmal einen richtigen Grund.“
Beide richten wieder ihren Blick auf den Sonnenuntergang.
Jaan überlegt was er ihn als nächstes fragen kann. Da fällt ihn ein: „Du bist doch sicherlich auch Olo´eyktan, nehme ich an.“
„Richtig.“, bestätigt Jake.
„Wenn du hier bist, wer kümmert sich dann um den Clan?“
Jake macht große Augen. Er hatte Norm, Max und Neytiri die Kontrolle gegeben, so langer er weg ist. Nur hat er damit gerechnet, dass er nur zwei Tage weg bleibt. „Ich habe mich um eine Vertretung gekümmert.“
In diesem Augenblick berührt die Sonne den Horizont.
Jake holt eine Plastikdose hervor und öffnet sie. Durch ihr klicken wird Jaan auf sie aufmerksam. In ihr befinden sich lauter braunweiße Tabletten. Jake nimmt gleich 10 raus und gibt sie in den Trinkbeutel.
„Was ist das?“, will Jaan wissen.
„Das sind so genante Brausetabletten. Mit ihnen gibt man dem Wasser etwas Geschmack.“
„Das geht wirklich?“ Jaan fixiert interessiert den Beutel. Was wohl in ihm vorgeht?
„Ja, du kannst auch gleich mal probieren.“ Jake schüttelt den Beutel hin und her, damit sich die Tabletten schneller auflösen.
Er gibt dann Jaan den Beutel und der erst vorsichtig nippt. Es schmeckt süß und lecker. So etwas Leckeres hatte er in seinem Leben noch nicht getrunken. Gierig nimmt er einen zweiten Schluck und Jake freut es, dass es ihm so gut schmeckt.
Es ist Tag 4 von Jake´s „Experiment“, wenn man es so nennen will.
Akwey hat Jake gesagt, dass er für seinen Toruk kein Futter mehr bekommt. Soll er sich doch sein Essen selber holen.
Deshalb entsatteln Jake und Jaan wieder mal das Tier, um es so frei zu lassen. Jake sitzt auf und löst einen Stoffriemen während Jaan daneben steht und mit anpackt. Als der Sattel dann unten ist, will er wissen: „Sag mal, ist er denn jetzt zahm?“
„Das weiß ich nicht genau.“ Mit einem Satz hopst er vom Drachen wieder runter. „Das konnte mir keiner sagen. Aber ich weiß, dass viele Na´vi Leo stressen.“
Leo ist übrigens sein Name, den er von Jake bekommen hat.
„Stress, wie äußert sich das bei ihm?“, möchte Jaan wissen.
„Also, er fängt an zu knurren und über das Tsahaylu weiß ich, dass er sich dann in seinem Revier verletzt fühlt.“ Am Sattel ist eine große Tasche an großen Knöpfen befestigt, die Jake jetzt öffnet. „Es hilft ihm aber von den Leuten Abstand zu nehmen.“
Jaan nimmt die Tasche auf den Rücken, während Jake sein Sattel schultert, um die Sachen in Jaan´s Hütte zu bringen.
Auf den Weg dort hin bekommen sie die üblichen Blicke zugeworfen. Ein mal die Blicke von Leuten, die nicht wollen, dass er das Gewehr nimmt und einmal die Blicke von Leuten, die sich darüber freuen, dass eine so berühmte Person bei ihnen lebt.
Stöhnend legt Jaan die Tasche ab. „Wow. Was hast du den eigentlich alles in der Tasche drin?“
„Diverses Menschenkrimskrams, aber auch leer ist die Tasche noch schwer.“
„Ach versteckst du etwa da drin auch die Brausetabletten vor mir?“
Er hat das Versteck gefunden. „Ja, aber Finger weg von ihnen! Ich hab dir ja gesagt, dass du sie nur haben kannst, wenn du mir dafür das Gewehr gibst!“
Jaan ärgert sich, dass Jake seine Schwäche für Süßigkeiten so ausnutzt. Er hat schon versucht ihm andere Sachen für die Tabletten anzudrehen aber er beharrt weiter auf das Geschütz.
Bekümmert schaut Jaan auf die Stelle, wo Taou´s Bogen eigentlich hängt. Er ist jagen um am Abend erschöpft wieder zu kommen. Der Ärmste muss sogar zu Mittag das rohe Fleisch seiner Ausbeute essen.
Jaan überlegt weiter, was er heute tun kann. Seine Mutter war wieder Sammeln und was Neynat gerade macht ist ihm total schnuppe. „Jake, was hälst du davon, wenn wir Ra´on besuchen gehen?“ Der liegt wohl jetzt auch allein in seiner Hütte und langweilt sich zu tode.
„Wer ist Ra´on?“
„Unser Clanältester. Du erinnerst dich doch bestimmt an ihn. Du hattest ihn doch mal besucht.“
Jake sieht zur Tür hinaus. Er erinnert sich sehr wohl an den alten, schrulligen Mann der ihn für unwürdig gehalten hat. „Ja richtig. Dieser alte Sack der mich ein Hochstapler genannt hat.“
„He! So kannst du nicht über ihn reden! Schließlich war er ein Freund deines Vorgängers.“
Jake denkt darüber nach, ihm eine zweite Change zu geben. Er nimmt noch mal seinen Sattel und deckt mit ihm die Tasche ab. „In Ordnung. Dann gehen wir mal Ra´on besuchen.“
Sie gehen an seine Hütte und Jaan ist auch gespannt, wie er dieses Mal Jake begrüßen wird.
Man hört wie er ächzent atmet und Jake fragt leise: „Schläft er?“
Als dann Jaan rein geht bekommt Ra´on ein Hustanfall. Er wartet bis Ra´on fertig ist und sagt dann: „Ich sehe dich Ra´on, ich hab dir Jemand mitgebracht.“
„Jaan, schön dass du gekommen bist.“
Jake kommt, auf die Lippe beißend, rein und Jaan stellt ihn noch mal vor: „Das ist Jake, von dem du bestimmt schon gehört hast.“
Ra´on mustert ihn. „Oh, Toruk Makto. Was für eine Ehre.”, von Sarkasmus in seiner Stimme ist keine Spur. Jaan ballt seine Faust und fixiert Ra´on mit einem ersten Blick. Dann fährt er fort: „Ich möchte mich für mein schlechtes Benehmen bei ihnen entschuldigen.“
„Ist schon in Ordnung.“, sagt Jake höflich, „Ich verzeihe ihnen.“
Jaan atmet wieder auf. Das wäre endlich geklärt!
Beide nehmen sich einen Hocker und setzen sich dann zu Ra´on. Jake wollte anfangen über sich zu erzählen doch da fängt Ra´on schon an zu erzählen: „Ich erinnere mich genau, Sie müssen wissen, dass ich als junger Mann viel auf Pilgerschaft war, an die Geschichte, wo sich ein Prinz in ein Mädchen des feindlichen Clan´s verliebt hatte. Ich war dort auf Durchreise und der Prinz hat, gegen den strikten Willen seines Vaters, um ihre Hand angehalten. Noch in der Nacht ist sein Vater gekommen und hat ihn aus seinem Liebesnest gezerrt. Am nächsten Morgen haben sich beide mit Pfeil und Bogen duelliert und so hatte sich der Prinz seine Liebe erkämpft…“
Jaan holt ein paar Fleischsnacks aus seiner Lendenschurztasche raus und gibt Jake welche. Dieser ahnt erst jetzt, dass das noch ein langer Tag wird, wenn er es nicht raus schafft.
Delé hat sich unerlaubter Weise von der Jagd frei genommen und schleicht jetzt um die Hütten. Er hat bei Ra´on vorbei geschaut und weiß, dass Jake eine Weile verhindert sein wird. Trotz dem muss er aufpassen, dass er nicht von anderen verpetzt wird, dass er die Jagd schwänzt.
Er huscht geschwind in Jaan´s Hütte, wo er hoffentlich nicht mehr entdeckt wird. Nicht ohne Grund hat er dieses Versteck gewählt, weil er herum schnüffeln will. Er sucht nach Material, mit dem er Jake um eine Waffe erpressen kann.
Nach kurzen Umschauen entdeckt er auch schon seine Tasche. Mit Spannung öffnet er sie und das Erste das er findet ist ein Tablett-PC. Sein Display ist aufgeplatzt und hat einen dicken Riss. Es muss sich wohl jemand drauf gesetzt haben.
Als nächstes holt er Jake´s Olo´eyktanhalsschmuck raus. Er sieht nicht sicht so aus, als ob er der erste gewesen war der ihn tragen durfte und riecht auch nicht so.
Er sucht weiter und findet ein Ikranbändiger, ein lila Frauenarmband und einen kleinen Stapel Fotos. Delé kann sich nicht erklären was er gerade in den Händen hält. Das erste Bild zeigt Jake und Neytiri auf den Toruk küssend. Delé wendet es immer wieder vor und zurück doch seine Verblüffung wird immer größer. Die Rückseite ist zwar noch flach aber aus dem dreidimensionalen Motiv wird er einfach nicht schlau. Er kratzt mit dem Finger über das Bild und versucht rein zu greifen aber die Oberfläche ist ebenfalls flach.
Delé schlussfolgert, dass es verhext ist und sieht sich die restlichen Fotos an. Das Gruppenfoto von Graces Schule, Neytiri, Helikopter, Jake´s Bruder Tommy, Neytiri und Mo´at, Neytiri als süßes Baby, toter Quaritch, Neytiri, das Frack vom Dragon Gunship, noch mal Neytiri und Jake beim Küssen, ein peinliches Foto von Jake beim Essen und – „Oh.“, bemerkt Delé – ein Nacktbild von Neytiri.
Das ist wohl das, wonach er gesucht hat. Ab da fängt die Bilderreihe wieder von vorne an und Delé nimmt sich den Quaritch, das peinliche Bild und das Nacktfoto raus und steckt sie sich in seinen Lendenschurz.
Ohne noch einen Gedanken zu verschwenden, dass Jake zurück kommen könnte, sucht er weiter und findet – eine Handgranate. Er hatte schon mal bei den Aufräumarbeiten, in der Hand gehabt, doch sie waren ihm immer noch nicht geheuer. Trotzdem legt er sie bei Seite, schließlich könnte sie für ihn noch nützlich sein.
Weiter findet er ein Feuerzeug und eine Digitalkamera. Die Kamera ähnelt vom Design her einem Gewehr aber Delé hat nicht gesehen, dass mit so etwas auf ihn geschossen wurde.
Er drückt auf den Knöpfen rum und schaltet sie so ein. Das elektrische Surren des ausfahrenden Objektivs machen Delé sehr misstrauisch. Als die Kamera auch noch sein Gesicht erkennt löst sie aus. Der Blitz läst Delé für den Augenblick erblinden und er schleudert die Kamera weg. „Aaa! Verflucht!“
Zurück zu Jake und Jaan.
Jake sitzt schon eine gefühlte Ewigkeit bei Ra´on. Schon gleich zu Anfang hat er aufgehört sein Geschwätze zu übersetzen. Er wird auch langsam durstig und verspürt schon einen leichten Harndrang. Das größte Problem aber ist, dass Ra´on´s Gequassel sich langsam wie ein Akkubohrer in seinen Kopf bohrt.
Jaan hingegen schaut inzwischen nur noch ins Leere und Jake überlegt, welchen Trick er wohl hat.
Jake versucht es mit Meditation, faltet die Hände und schleißt die Augen – ohne Erfolg.
Es reißt sein Geduldsfaden und er steht einfach auf: „Gut. Tolle Geschichte. Wir müssen jetzt weg!“, was Jake nicht gemerkt hat ist, dass er das auf englisch gesagt hat.
Jaan muss erst aus seiner Trance wieder aufwachen, um Jake zu folgen: „Warte Ra´on! Ich kläre das.“
Jake reckt sich draußen, weil er vom Sitzen auch noch Rückenschmerzen bekommen hat.
„Ist alles in Ordnung mit dir, Jake?“
„Man, wolltest du mich etwa foltern?“ Er spricht immer noch Englisch.
Jaan versucht ihn wach zu schütteln, damit er wieder auf den Boden kommt. „Hallo, Jake. Komm erst einmal wieder zu dir und sprich dann bitte wieder unsere Sprache! Ja?“
Jake reibt sich die Schläfen und er kommt auch langsam wieder ins Na´vi zurück. „Okay, was ist gerade passiert?“
„Äh? Ich soll dir erzählen was passiert ist?“ Ra´on muss ihn wohl schwer getroffen haben.
„Ja, das wäre mir sehr leib.“
„Du warst ganz schön lange bei Ra´on, der dich vollgelabert hat. Setzt man sich einmal zu ihm, hört er nicht mehr auf. Einmal war Jemand bei ihm und ist eingeschlafen. Ra´on hätte die ganze Nacht durchgeredet, hätten nicht seine Nachbarn ihn zum Schweigen gebracht.“
Jake schaut ihn wütend an, weil er ihn auch noch zu ihm geschleppt hat.
„Ach komm Jake. Ich… Du versuchst mir das Gewehr mit seinen Süßigkeiten raus zu locken und ich wollte dir einfach was entgegensetzen.“
Gerissener, kleiner Junge. denkt Jake, doch es gibt noch was das ihn interessiert. „Wie hälst du es eigentlich mit Ra´on aus?“
Das hat Jaan noch niemand gefragt. „Ähm! Es ist Gewöhnungssache. Anfangs höre ich zwar noch zu aber irgendwann schalte ich einfach meine Sinne ab.“
Da hören sie jemand in Jaan´s Hütte: „Aaa! Verflucht!“
Beide rennen hin und Jake kommentiert: „Oh, shit!“, als er Delé mit der Granate sieht.
„Keine Bewegung“, befiel er aber der Ex-Marine packt blitzschnell seine Hand und dreht ihm den Arm um. Schmerzverzerrt fällt der Prinz zu Boden und Jake drückt ihm nachträglich mit dem Fuß auf den Boden.
Jaan sieht, was Delé alles rausgekramt hat und sagt: „Jetzt bin ich aber gespannt, was du dir dieses Mal dabei gedacht hast.“
„Was hast du sonst noch alles entwendet?“, will Jake wissen und hält ihn die Granate vor die Nase.
Ein letztes Mal presst Jake Delé dein Fuß in den Bauch und lässt ihn dann wieder hoch kommen. „Nur die hier.“, antwortet er demütigst und holt die Fotos aus seinem Schurz. Jake überfliegt diese kurz und klappt dann eines, mit der Rückseite nach außen, um.
„Delé, Delé, Delé. Wo soll das alles noch mit dir enden?“, sagt Jaan mit verschränkten Armen. „Wollen wir zu Akwey gehen und fragen was dieses mal auf dich wartet? Wie wäre es, ich darf dir alle Wimpern auszupfen oder Jake reißt dir einen Zehnagel aus?“
Doch Jake schüttelt den Kopf. „Nein. So kann es nicht weiter gehen. Ich sag dir was wir machen werden.“
Delé schaut zu ihm auf.
„Geh!“
„Was!/?“, sagen Jaan und Delé wie aus einem Mund. Beide glauben, sie hören nicht recht.
„Ich möchte, dass du gehst und schaust, dass du uns nicht mehr in die Quere kommst.“
Delé steht auf und kann es noch nicht so richtig fassen. An der Tür dreht er sich noch einmal um und sagt: „Jake, sie sind sehr großzugig.“
Als dann Delé weg ist sagt Jaan verärgert: „Ich weiß zwar nicht, was dass eben sollte, aber ich schätze, dass du einen Grund dafür hattest, Delé gehen zu lassen.“
„Jaan, es gibt ein Wort, das nennt sich Verhandeln. Ich hatte nicht wirklich einen Grund, Delé anzuprangern. Desshalb hebe ich mir das, was er getan hat, auf für das nächste Mal wenn er Probleme macht.“
Für Jaan klingt das sehr klug.
„Ich kann dir sogar noch ein Beispiel von Verhandlung nennen. Ich verspreche dir, meine Brausetabletten dir nicht mehr unter die Nase zu reiben, wenn ich dafür Ra´on nicht mehr besuchen muss.“
Traumsequenz:
Jake träumt von seinem Leben auf der Erde und davon, wie schlecht so mancher ihn, wegen seiner Behinderung behandelt hat.
Einmal wurde er von Jugendlichen überfallen. Es waren Fünf, zwischen 14 und 16 Jahren, die ihn mitten in der Fußgängerzone in eine Sackgasse schoben. Er rief aber keiner der Passanten kam ihm zu Hilfe.
In der Gasse wurde er aus dem Rollstuhl geworfen, um seine Wertsachen erleichtert, getreten und sie warfen zum Schluss seinen Rollstuhl in den Müllcontainer. Ein Obdachloser holte ihn wieder raus und half Jake auch wieder rein.
Weiter träumt Jake, als er noch ein voll körperfunktionstüchtiger Marien war. Er läuft durch den Dschungel Pandora´s, ohne Exopack nur mit seiner damaligen Uniform.
Immer wieder schießt er ins Gebüsch und hat Angst, dass ihn ein blutrünstiges Tier anfallen könnte. Da entdeckt er - 10 Meter von sich entfernt - seinen Avatar.
Er richtet seinen Bogen auf ihn und Marien Jake versucht zu schießen aber sein Gewehr löst nicht mehr aus. Er will weglaufen doch da kommt schon der Pfeil.
Das Bild wird schwarz doch dann öffnet er, immer noch im Traum, seine Augen.
Neytiri liegt neben ihm, er versucht sie aufzuwecken doch sie wacht nicht auf. Ihr Körper wirkt leblos. Ein Toter Na´vi hätte dunkelblaue Haut, das ist aber bei ihr nicht der Fall. War Neytiri zu einem Avatar geworden?
Entsetzt geht Jake ein paar Schritte zurück, dreht sich um und sieht, dass ein Shuttle gelandet war.
Der Himmel ist feuerrot und alles andere, die Bäume, die Berge, das Shuttle, sind in Schatten getaucht.
Jake hält plötzlich ein Lightning-MG im Anschlag und ballert ununterbrochen auf ein zweites landendes Shuttle – ohne Erfolg.
Die Luke öffnet sich und es stürmen MPAs und Soldaten heraus. Jake´s MG scheint ihre Feuerkraft verdoppelt zu haben doch es reicht nicht aus, die auf ihn zukommenden Truppen aufzuhalten.
Ihre Kugeln treffen Jake zuerst nicht, doch als sie es dann doch tun, wird das Bild wieder schwarz.
Als nächstes sieht er sich auf einem Stuhl gefesselt und er wird von 5 Scorpions umkreist.
Die Kulisse ist noch die Gleiche, nur dass jetzt ganz Hell´s Gate und der Dschungel in Flammen steht.
Wie aus dem Nichts taucht Parker Selfridge auf und kommt auf Jake zu. Er lacht wie ein Psychopath und holt eine Pistole aus seiner Innentasche.
„Selfridge, nein!“ Er versucht sich vom Stuhl los zu reißen, als Parker die Pistole auf ihn richtet. Am Ende des Laufes kann er die glänzende Kugel erkennen.
Ein beißender Schmerz reißt ihn aus seiner Welt und Jake merkt erst jetzt, dass alles nur ein Traum war.
Er sieht Jaan vor seiner Matte der „Pscht, pscht! Nicht so laut!“ macht. Er legt seine Hand auf seine Stirn und sagt leise: „Hast du vielleicht Fieber oder fühlst du dich irgendwie anders krank?“
„Nein – ich hatte nur einen Albtraum.“ Jake steht noch immer unter Schock.
Jaan schaut zur Tür und sagt: „Polyphemus scheint auch ganz schön hell.
Da können auch nur die allerwenigsten schlafen.“ Er nimmt einen Lappen, gibt ihn in eine Wasserschale, wringt ihn wieder aus und reicht ihn Jake. „Hier, wisch dir damit das Gesicht ab. Das hilft dir vielleicht.“
Das macht er und wischt sich zusätzlich noch über die Brust. Jaan nimmt dann wieder den Lappen und wirft ihn einfach auf den Boden. „Und jetzt versuch bitte weiter zu schlafen, denn mein Bruder braucht seinen Schlaf.“
Jake schließt die Augen und hofft, dass die Alpträume nicht wieder kehren.
Jaan geht noch mal zur Tür und nimmt den Vorhang von der Wand. Es hat heut niemand daran gedacht, ihn vor die Tür zu hängen. Wegen Polyphemus scheint der Himmel taghell zu sein.
Dann geht auch er wieder schlafen.
Jake und Jaan sind mit den Männern auf der Jagt.
Die Jäger haben, nach Jaan´s Pleite eine raffinierte Idee gehabt. Sie haben die Jäger in zwei Gruppen aufgeteilt. Diese zählen ihre Erträge und wer nach 8 Tagen das Meiste gejagt hat, werden zu Siegern gekürt. Nach dem werden die Gruppen neu gemischt und der nächste Durchgang beginnt.
Jake und Jaan helfen im Team von Taou aus. Am Morgen stand Delé´s Team mit vier Steppenwölfen in Führung.
Im Augenblick pirschen sie sich an eine neunköpfige Antilopenherde heran.
Für Jake ist es das erste Mal, dass er in der Steppe jagen geht.
Jaan hat endlich eine längere Sehne für seinen Bogen, dass ihm das Schießen leichter fällt. Allerdings leidet dadurch seine Pfeilflugkurve.
Sie sind jetzt auf Distanz. Die Bögen werden gespannt, die Pfeile fliegen und es laufen sechs Antilopen davon. Nur eine humpelt, weil es am linken, vorderen Vorderbein getroffen wurde.
„Jungs, seht euch das an!“, sagt Taou amüsiert als drei Männer ihm hinterher laufen.
Das Tier stolpert und sie fallen unkoordiniert darüber her. Da müssen auch alle anderen lachen.
Taou und Jake haben zufällig dasselbe Tier getroffen und sie sehen sich fragend an. „Nimm du es! Es gehört dir.“, bietet Jake ihm an und Taou nimmt es an.
Jaan hatte wieder kein Glück und hebt seinen Pfeil auf. Er sieht Jake, der in die Ferne guckt und Jaan schaut nach was es zu sehen gibt. – Nichts.
Jake bekommt seinen Pfeil vor die Füße geworfen und er hebt ihn nur zögernd auf.
Sie Reiten weiter und Jake scheint immer noch nicht bei der Sache zu sein. Den ganzen Tag schaut er schon so nachdenklich.
„He, Jake! Stimmt was nicht mit dir?“, fragt ihn Jaan.
„Was? Ja ich denke nach.“
„Über was denn?“, bohrt Jaan nach.
„Ich möchte mit dir über was reden.“
Nach einer kleinen Sprechpause fragt Jaan wieder: „Über was denn?“
„Das möchte ich lieber mit dir, deiner Mutter und Akwey besprechen.“
„Ist es wichtig? Wollen wir gleich nach Hause Reiten?“ Man muss ihm wohl alles aus der Nase ziehen.
„Ja, das währe wohl am besten.“
Jaan nickt und ruft dann: „Bruder, wir gehen. Jake will mit mir was besprechen.“
„Geht klar“, kommt es zurück und Jaan und Jake nehmen neuen Kurs.
Geschwind reiten sie ins Dorf.
Zum Glück treffen sie gleich auf die Sammlerinnen. Sie haben sich gesammelt um gleich los zu gehen.
„Mama!“, ruft Jaan und Liam tritt gleich aus der Menge hervor.
„Was gibt es?“
„Hast du für uns Zeit?“
Liam zögert, doch sagt dann: „Das geht in Ordnung.“, und gibt ihren Korb weiter.
„Ich sehe dich, Olo´eyktan Akwey.“, begrüßt ihn Jake, „Wir haben was zu besprechen.“
Akwey hat nicht damit gerechnet, dass Jake schon zurück ist. „Ja, ich habe gerade Zeit.“
Sie gehen in die Hütte, es kommt der Vorhang vor die Tür, es wird sich entwaffnet und vorgestellt.
„Ich möchte mich inständigst für meinen Sohn entschuldigen.“, beginnt Akwey.
„Was? Nein! Darüber wollte ich mich nicht unterhalten.“, sagt Jake verwirrt, „Es geht um ihren Jäger, Jaan. Ich habe lang darüber nachgedacht und mich entschlossen, ihm doch Munition zu geben.“
„Ja!“, Jaan macht einen halben Hüpfer in die Luft,
„Erst musst du den richtigen Umgang mit dem Gewehr lernen.“
doch seine gute Laune ist auch schnell wieder gebremst. „Das soll das wieder heißen?“
„Das hat zu heißen“, antwortet Jake, „dass du zu mir ziehst und ich dich dort unterrichten werde. Ich habe Munition, den Platz zum Üben, im Dschungel hat es Tiere und ich teile alle meine Erfahrungen mit dir.“
„Sie nehmen ihn mir weg?“, sagt Liam und zieht Jaan zu sich. „Wie lange wird denn diese Lehre dauern?“
„Ich schätze wohl bis er erwachsen sein wird.“ Jake merkt, dass sie ganz und gar nicht begeistert ist.
Für Akwey jedoch ist es die Change, worauf er die ganze Zeit gewartet hat. „Ausgezeichnet. Toll! Wann fangt ihr an?“
„Nein!“, faucht Liam Akwey an, „Sie werden Jaan nirgendwo mit nehmen!“
Jake hat Verständnis für sie. Keine allein erziehende Mutter würde ihr Kind freiwillig weg geben und deshalb gilt es für ihn, sie vom Vorteil zu überzeugen: „Jaan hat ein besonderes Talent und ich möchte, dass er sein Potenzial nutzt. Er währe auch eine große Bereicherung für sein Folk.“
„Mama, bitte!! Mit Pfeil und Bogen wird aus mir nichts. Ich glaub, ich bin dazu bestimmt.“, sagt Jaan offen und ehrlich. Es ist wirklich das, was er sich gewünscht hat.
Doch Liam hält ihn weiter fest und es laufen Tränen über ihr Gesicht.
„Liam“, redet Akwey auf sie ein, „Wir brauchen sein Talent. Jaan würde zu einer großen Persönlichkeit werden, so könnten wir sogar in den Fleischhandel aufsteigen.“
Liam hält ihn immer noch fest, dass sie nicht merkt „Achtung Mama! Du erdrückst mich ja.“
„Liam, passen sie auf! Ich kann ihm ein Zuhause bieten, ihn ernähren, ich werde mich wie ein Vater um ihn kümmern und er wird auch euch besuchen können. Versprochen.“, erklärt Jake.
Liam lässt sich das ernsthaft durch den Kopf gehen. Kann sie wirklich diesem Mann vertrauen?
„Mama, schau doch, ich bin doch dann nicht für immer weg. Ich bin zwar eine Weile nicht da aber wenn das zu Ende ist, habe ich unheimlich viel gelernt.“, sagt Jaan und Liam antwortet:
„OK. Wenn es das ist, was du unbedingt willst? Ich möchte aber, dass weißt, dass ich sehr traurig sein werde, wenn du gehst.“
Jaan steht langsam auf und sieht Jake nachdenklich an. Dann nimmt er seine Ausrüstung wieder und geht. Er macht einen Spaziergang um über Jake´s Angebot nachzudenken.
Jake und Liam sind in ihrer Hütte.
Jake hat sich einen Tibor Tee gemacht und fischt gerade die Blätter wieder aus dem Becher. Der Tee ist noch zu heiß und er muss pusten. „Was meinen Sie? Wird Jaan zusagen?“, fragt er.
„Darauf könnte man wetten. Er war von Anfang an von diesem Ding verzaubert. Ich hingegen hatte Angst, dass ihm etwas zustoßen könnte und hab es ihm weg genommen. Aber schon am nächsten Tag hat er es sich wiedergeholt und ist jagen gegangen.“
„Haben sie nicht versucht, es ihm weiter auszutreiben?“
„Nein. Er hatte dann bewiesen, was das Gewehr kann.“
Jake pustet noch mal am Tee und nimmt dann einen vorsichtigen Schluck. Er schmeckt nach Kamille und Pfefferminze. Jake wollte ihn zuckern aber so was haben sie nicht.
Da erzählt Liam: „Jaan´s Vater wollte immer, dass er ein Jäger wird und seit seinem Tod nimmt er seinen Wunsch ernst.“
In diesem Augenblick kommt Jaan zurück. „Mutter“ Liam nimmt ihn in den Arm. „Du wirst mich doch noch lieb haben, wenn ich gehe?“
„Ja. Ich werde dich immer und ewig lieb haben.“
Da kommt auch Neynat in die Hütte. Sie war Jaan gefolgt. „Jaan, wenn du gehst, kann ich dann die restlichen Patronen haben?“
„Darüber wollte ich später mit dir reden.“, sagt Jaan, „Zeig uns erst mal, wo das Gewehr liegt.“
Neynat führt die Jungs zum Gerümpelberg.
Endlich erfährt Jake, wo das Gewehr die ganze Zeit war.
Sie zeigt in den ersten Berg und sagt: „Da habe ich es unter den Hängematten vergraben - hoffe ich.“
Jake und Jaan fangen an, die Matten beiseite zu legen und schließlich kommt das gute Stück zum Vorschein.
Wie auf dem Präsentierteller liegt es da und wartet darauf, von Jaan aufgehoben zu werden.
Endlich kann er es wieder in den Händen halten. Es gibt ihm das Gefühl von Macht und Verantwortung, was er so vermisst hat.
„Kann ich es jetzt auch mal haben?“, fragt Jake und Jaan gibt es ihm bereitwillig.
Jake montiert zuerst das Visier ab und Jaan erschrickt, weil er noch nicht herausgefunden hatte, dass das geht.
„Ein T9 Visier mit fünffachen optischem Zoom und Nachtsichtfunktion. Ein fabelhaftes Visier.“
Jaan nickt nur. Bis auf „fabelhaft“ hat er kein Wort verstanden.
„Ich glaub, ich lass euch jetzt mal allein.“, sagt Neynat und geht, doch Jaan beobachtet weiter schockiert, wie Jake immer weiter sein Gewehr zerlegt.
Er hat schon Teile der Verkleidung abgemacht, dass man jetzt sein Innenleben sehen kann.
„In aller Welt´s Namen, hör auf!“, ruft Jaan, „Was soll das?“
„Ich sehe nach, in welchem Zustand das Gewehr ist.“
„Ja aber dafür muss man es doch nicht gleich kaputt machen!“
„OK, es tut mir leid, aber es gehört mehr dazu, als nur Munition.“, erklärt ihm Jake in aller Ruhe. „Man muss noch Luftdruck dazu geben, die innere Mechanik kontrollieren, doch das alles wirst du noch lernen.“
„In Ordnung, aber du kriegst es doch noch wieder zusammen?“
„Sicherlich. Das habe ich tagelang in meiner Ausbildung gelernt.“ Jake hebt die Teile wieder auf und macht sich schon ans Werk.
„Und Jake, sprich bitte weniger in Menschenworte! Das verwirrt mich.“
„Sorry, geht klar.“
Nur wenige geübte Handgriffe später ist das Gewehr wieder zusammen und in Jaan´s Händen.
Auf dem Weg zurück ins Dorf, kommt Leo geflogen und landet genau vor Jake und Jaan.
„Erinnerst du dich an das Teil, welches ich dir gezeigt hab? Es hatte das Bild von Delé eingefangen!“, sagt Jake und Jaan nickt. „Das Gleiche kann man auch mit allen anderen machen.“
„Und DAS geht?“
Jake streicht dem Toruk über den Rücken, steigt auf und wühlt in der Tasche. „Klar. So hast du immer ein Teil von deinen Freunden bei dir.“
Jaan strahlt über das ganze Gesicht. Er möchte gleich bei seiner Mutter anfangen.
Es ist Abend und der Toruk fertig gepackt.
Jake hat für Jaan schon Fotos von Neynat und seiner Mutter geschossen. Es fehlt nur noch Taou, dann würden sie abreisen.
Sie haben vor die Nacht durch zu fliegen. Es schein wieder Polyphemus, sodass es nicht besonderst dunkel sein wird.
Akwey lies zum Abschied extra für die Beiden ein Mahl anrichten, das inzwischen beendet ist.
„Jaan, wann können wir denn über die letzten fünf Magazine reden?“, fragt ihn Neynat.
„Schon gut. Wenn du unbedingt willst…“, Jaan überlegt, was er zum Tausch von ihr haben kann, „…dann gib mir dein Armband und…das Fußband, das mir so gefällt!“
„Einverstanden.“ Sie nehmen sich gegenseitig am Handgelenk und schütteln sich so ihre Hände, um ihren Handel zu besiegeln.
Für Neynat war das ein Spitzengeschäft.
Sie zieht ihr Armband vom Oberarm, das aus seitlich aufgefädelten Patronhülsen besteht, und gibt es Jaan. Er gibt ihr im Gegenzug die versprochenen Magazine.
„Ich möchte zwar nicht drängen, aber dein Bruder sollte bald kommen.“, sagt Jake.
Die Sonne geht unter und jetzt müssten eigentlich die Jäger zurück kommen. Und tatsächlich: Zumindest Delé´s Gruppe ist zurück.
„Eine gute Nachricht: Wir bekommen unsere Munition.“, empfängt sie Akwey.
Doch Delé geht entschlossen auf Jake zu, „Toruk Makto, dein Toruk hat mein Pferd und meine Beute auf dem Gewissen.“
Oh jemine. Das auch noch, denkt Jaan.
„Wie konnte das passieren?“, will Jake wissen.
„Ich hatte es mit zweieinhalb Antilopen beladen und dein Toruk fällt einfach darüber her.“
Jake entschuldigt sich: „Es tut mir schrecklich leid. Wie kann ich das nur wieder gut machen?“
„Und meinen Sattel hat er auch noch zerkaut!“
Da ergreift Akwey das Wort: „Delé, hör auf! Jake will Jaan unterrichten und uns dann Munition geben.“ Er ahnt, wohin seine Anmaßungen hinführen und er will nicht riskieren, dass Jake es sich noch mal überlegt.
Der Prinz geht zu Akwey, um mit ihm zu reden: „Vater, er ist Schuld daran, dass mein Pferd gestorben ist.“
„Nein, keine Widerrede! Immer wenn du dich in was verwickelst, kommst du nur haarscharf davon.“
Delé findet das unfair. Für Jake´s Fahrlässigkeit hätte er ihn dran gekriegt, doch er besitzt nicht den Mumm, sich seinem Vater zu widersetzen. Stattdessen faucht er Jake scharf an und geht.
Neynat, die gerade zurück gekommen ist, um Jaan´s Fußband zu holen, läuft ihm hinterher. Vorher wirft sie aber das Band noch Jaan zu, „Bitte sehr!“
„Nein, warte! Wenn Taou zurück ist, wollte ich doch noch ein Bild von uns Vier haben.“
Sie bleibt stehen und sieht, wie ihr Verlobter um die Ecke verschwindet.
Taou reitet Heim. Er und alle andere sind müde und erschöpft und freuen sich auf ihr warmes Abendessen. Die einzige warme Mahlzeit die sie noch bekommen.
Es sind alle am Essensplatz, eigentlich nichts Ungewöhnliches.
Delé kommt ihm entgegen und Taou fragt: „Und, wie war deine Jagd?“
„Geh mir gefälligst aus dem Weg!“, entgegnet er ohne ihn ein Blick zu würdigen.
Wenige Schritte weiter ruft Jake: „Hurra, da ist er ja.“
Alle anderen scheinen ihn auch erwartet zu haben.
„Was ist denn los?“, fragt er und da entdeckt Taou das Gewehr. „Oh nein! Er hat es gefunden.“
„Nicht ganz Taou.“, entwarnt Jaan, „Jake will mich im Gewehrschießen unterweisen.“
„Unterweisen? Was heißt das?“, er kann ihm nicht ganz folgen.
„Ich werde bei Jake leben und er bringt mir den richtigen Umgang mit dem Gewehr bei.“
Für Taou kommt das sehr plötzlich. Er ist erst von der Jagd zurückgekommen und es heißt auf einmal: Jaan geht.
„Jake hat da so ein Ding, mit dem man Bilder machen kann.“, sagt Jaan und Jake hält es in der Hand. „Ich wollte zum Abschied noch ein Bild von uns haben.“
Taou ist immer noch perplex.
Er wird von Jaan an der Hand aus dem Dorf gezogen und dort stellen sie sich mit Neynat und Liam auf. Sie haben nun die Steppenlandschaft im Hintergrund und sie schauen geradewegs auf den Sonnenuntergang.
Jake sieht sich das Motiv schon mal an. „Liam, stell du dich mal links von Jaan! Neynat, du kommst neben Liam!“
„Also du gehst professionelles Schießen lernen.“, fragt Taou noch mal Jaan. Er findet, dass man ihm noch eine Erklärung schuldig ist.
„Taou, jetzt stell du dich noch neben Jaan!“, navigiert ihn Jake. Als dann alle bereit stehen sagt er: „OK, gleich gibt es Blitze, also nicht erschrecken!“
Jake drückt auf Aufnahme und die Kamera startet. Sie sucht sich selber aus, wann sie ein Foto schießt und zwar immer dann, wenn alle ein nettes Gesicht machen.
Die Kamera blitzt sechs Mal und dann hat es Jake. „Danke, das war´s.“
Jaan verabschiedet sich von Neynat: „Tschüss, Schwester. Ich sehe dich.“
Taou wartet immer noch auf seine Erklärung. „Bitte warum gehst du und warum so plötzlich?“
„Na ich darf doch dann wieder schießen. Ich kann dann jagen.“ Jaan nimmt Taou kurz in den Arm, „Ich sehe dich.“
Liam weint eine Mischung aus Freuden- und Abschiedstränen doch die Mischung geht eher in Richtung Abschied. Ein letztes Mal nimmt sie ihren Sohn in den Arm. „Machs gut Jaan und pass bitte auf dich auf.“, verabschiedet sie sich.
„Ich werde jeden Tag an dich denken.“, verspricht ihr Jaan, „Ich sehe dich.“
„Ich sehe dich.“ Liam´s Tränen gehen ins Schluchzen über.
Ein letzter Blitz lässt sie noch Mal zusammenzucken. Jake hat ein Foto gemacht und es fällt Jaan schwer sich von seiner Mutter zu lösen.
Jake reicht ihm sein Gewehr und sie gehen gemeinsam zum Toruk. Jaan steckt das Gewehr in seine Tasche und Jake hilft ihm auf.
Fast der ganze Clan hat sich versammelt um ihnen beim Abflug zuzusehen.
Endlich kann Jake wieder nach Hause.
Jake winkt ihnen zu doch sie zeigen ihn nur die Ich-sehe-dich-Geste.
Jaan kommt sich zwar komisch vor aber irgendwie winkt er auf einmal mit.
Er sieht noch seine weinende Mutter und dann setzt sich Leo in Gang.
Jaan merkt, dass ihn nichts mehr mit dem Boden verbindet, kein Galopp wie er es gewohnt war. Sie gewinnen immer mehr an Höhe und sie sind schon bestimmt 200 Fuß über dem Boden.
Jaan bekommt es mit der Angst zu tun, „Jake, wir werden ja immer höher!“
„Oh, stimmt. Du bist ja noch nie geflogen.“
Jaan klammert sich panisch an Jake´s Bauch. „Ich will wieder runter!“
„In Ordnung. Wir fliegen tiefer.“, versucht Jake ihn zu beruhigen, „Versuch dich zu entspannen! Schließ die Augen und denk einfach nicht mehr daran, dass wir fliegen.“
„Das versuch ich doch schon.“, erklärt Jaan. Allein wenn er daran denkt, runter zu schauen, kriegt er schiss.
„Kannst du nicht deine Sinne abschalten, so wie du es immer bei Ra´on tust?“, fragt Jake.
„Ich glaube nicht. Ich weiß noch nicht einmal wie ich das mache. Es passiert einfach.“
„Und würde es dir was ausmachen, sich an meinen Schultern fest zu halten?“, klagt Jake. Jaan hat sich ganz schön in seinen Bauch gekrallt.
„Entschuldigung. Tut mir leid.“
Nach kurzer Zeit versucht Jaan noch einmal ein Auge auf zu machen. Seine Flugangst ist schon einwenig verflogen.
Er sieht den Boden unter ihnen hinweg gleiten, die roten Flügel des Toruk´s und hin und wieder Jake´s Haarschmuck, welches ihm ins Gesicht schlägt.
„Und, wie ist es jetzt mit deiner Angst?“, fragt Jake.
„Ich fange an es zu genießen.“
Jake und Jaan haben die Hälfte ihrer Strecke geschafft und bevor sie zur letzten Etappe aufbrechen, machen sie noch einen Zwischenstopp.
Leo landet sanft und Jaan springt als erster ab. Er legt sich hin, denn fester Boden ist ihm immer noch am liebsten.
Jake massiert sich den Hintern, der ihm von den ganzen Sitzen wehtut.
Jaan steht auf und sagt: „Ich geh mal kurz ins Gebüsch.“
„Ja, mach doch. Wir verfolgen uns ja nicht mehr.“
Jake ist müde und wollte sich schlafen legen. Er kramt in seiner Tasche und findet, zwischen Halsschmuck und Taschenlampe, einen Energy drink.
Mit 0,5l war er zwar ursprünglich für einen Menschen gedacht aber es ist genau das was er gerade braucht.
Mit seinem Messer pfriemelt er die Lasche nach oben und kippt sie sich mit einem Mal in den Mund. Dann presst er die Dose mit der Hand zusammen und steckt sie in die Tasche zurück.
Jaan ist noch ausgeruht. Er war von den sanften Schwüngen des Toruk´s eingenickt.
Sie befinden sich in einem dünn bewachsenen Wald und in der Ferne kann man eine kleine Horde wilder Pferde sehen.
Jaan kommt zurück und sieht sich staunend um. Zum ersten Mal sieht er die Farbenpracht des Dschungels in Bodennähe.
Da fliegt ein Atokirina. Dieses quallenartige Wesen hatte er noch nie gesehen. „Jake, was ist das?“, will er wissen.
„DAS ist die heilige Saat.“
Jaan erinnert sich wieder. Ihre Tsahìk hatte davon erzählt, wobei Miranat selbst noch nie eins gesehen hat.
Jaan nähert sich ihm, doch es fliegt weg.
„Äm Jake, kann ich mal die Bilder sehen, die wir gemacht haben?“, fragt Jaan und Jake holt die Kamera aus der Tasche. Vorher schaltet er sie noch auf Ansicht und gibt sie dann Jaan.
Er weiß schon wie man sich durch die Galerie Schaltet. Mutter, Mutter, Mutter und Neynat, Mutter Neynat, nur Neynat, ihre Hütte – alles Bilder die er schon gesehen hat – doch dann kommt ihr Gruppenfoto.
Er erkennt zwar Taou, seine Mutter und Neynat aber die vierte Person erkennt er nicht. „Hilfe Jake! Wer ist das?“
Er hält ihm die Kamera hin und Jake muss kräftig schmunzeln. „Weißt du Jaan, das bist du.“
Jaan sieht es sich noch mal an. Er trägt seinen Ländenschurz, seinen Munitionsgürtel und das Armband von Neynat. Logisch, das ist er selbst.
Jaan streicht sich durchs Gesicht und fühlt seine Nase, seinen Mund und seine Ohren. Das ist also mein Gesicht? fragt er sich selbst.
Mit zwei Fingern vergrößert er das Bild von sich und sieht sich das Gesicht von diesem glücklichen Jungen an.
Eine Träne rinnt ihm über die Wange. Wie konnte es nur sein, dass er sein eigenes Gesicht nicht kennt?
Jake nimmt ihm behutsam die Kamera aus der Hand und tröstet ihn: „Jetzt wein doch nicht. Ich wusste ja gar nicht, dass es dir so nahe geht, ein Bild von dir zu sehen.“
„Warum weiß ich nicht wie ich aussehe Jake?“, jammert Jaan.
Leo beobachtet sie. Für Jake scheint es peinlich, hier mit Jaan zu stehen.
„Jaan.“, tröstet ihn Jake, „Jaan. Ich weiß auch nicht, wie ich aussehe.“ Gut, das war eine dicke Lüge von ihm aber es hilft.
Jaan sieht hoch. „Wirklich?“
„Ja, komm und jetzt lass uns weiter fliegen.“ Vorher verschwindet Jake aber noch im Gebüsch.
Jaan rappelt sich auf und steigt mit Mühe auf den Toruk. Er holt sein Gewehr raus und betrachtet die Landschaft durch das Visier.
Die Nachtsichtoptik sieht nur noch halb so schön aus wie das Original.
Da fängt der Toruk an zu laufen und Jaan muss sich an seinem Tsahaylu festhalten. Er trägt ihn zu Jake, der gerade fertig geworden ist und sich noch sein Schurz zurecht zupft.
„Hey! Warte doch wo du bist!“, sagt Jake zum Toruk. Er holt sich sein Olo´eyktanhalsschmuck aus der Tasche raus und legt ihn sich um.
„Sag mal, es ist das erste Mal, dass ich sehe, wie du diesen Halsschmuck trägst.“, bemerkt Jaan.
„Stimmt. Ich ziehe ihn an, weil wir bald in meinem Clan sind und ich dort einen gewissen Standard halten muss.“, erklärt Jake und steigt auf.
Jaan steckt noch geschwind sein Gewehr zurück und hält sich dann wieder an Jake fest.
Jake ruft: „Nächster Halt: Hell´s Gate.” und sie heben ab.
Sie Fliegen über den dichten Dschungel und Jake sieht einen Heimatbaum. Da fällt ihm wieder ein: „Jaan, bist du wach?“
„Ja, ich bin wach.“
Jake muss über die Schulter mit ihm reden: „Ich hab da eine wichtige Aufgabe, wofür ich dich brauche.“
„Aha, und die wäre?“
„Unser Kelutral wurde zerstört und ich habe Probleme, einen neuen zu finden. Alle sind bereits belegt – von Natterwölfen, Reptilvögeln und so. Ich brauche dich, dass du uns hilfst, ihn bewohnbar zu machen.“
„Klar helfe ich euch dabei.“ Jaan wüsste nichts, was ihn davon abhalten sollte. „Wenn ihr ja kein Zuhause mehr habt, wo lebt ihr dann?“
„Im alten Quartier der Himmelsmenschen. Da gibt es aber ein Haken. Es wurde von den Menschen verseucht.“
„Verseucht?!“ Jaan kriegt so seine Bedenken dabei.
„Ja, ähm…“, Jake muss wieder nachdenken, wie er es am besten erklärt. „Die Menschen tragen viele Krankheiten in sich, gegen die sie selbst resistent sind. Die Na’vi dagegen sind sehr anfällig für diese Krankheiten können Hautausschläge und ähnliches bekommen.“
Jaan schluckt.
„Aber es wurden Vorkehrungen getroffen, damit du dich nicht so leicht ansteckst. Hey, jetzt schau da! Wir sind gleich am Ziel.“
Jaan schaut. In der Ferne tauchten plötzlich zwei riesige schwarze Löcher auf. Sie scheinen immer größer zu werden, je näher Jake und Jaan ihnen kommen.
Jaan sieht, dass das erste Loch tatsächlich aus einem Krater besteht. Das Zweite ist eine einfache Lichtung, in der sich die Himmelsmenschen breit gemacht hatten.
Der Toruk lässt einen ohrenbetäubenden Schrei, den man auf dem ganzen Gelände hören kann.
Jaan erkennt, dass die Lichtung größten Teils aus einer schwarzen, nicht leuchtenden Oberfläche besteht doch es gibt auch Grün.
In früher Morgensonne landen sie auf dem Rasen und Jaan krabbelt Leo den Rücken runter.
Alles kommt ihm so merkwürdig vor. Er sieht einen großen Garten, in dem das ganze Gewächs in Reihen gewachsen ist, Gebäude, die grau und kalt aussehen und überall ist ringsum dieser Zaun.
Jaan fragt: „Was ist das hier für ein Ort?“
„Hier haben die Menschen gelebt. Sie haben den Dschungel platt gemacht, ihre Häuser erbaut und jedes Stückchen Natur verbannt.“
Da kommt eine Frau angerannt.
„Neytiri!“, ruft Jake.
„Jake!“, Neytiri muss sich ihren Weg durch die Gartenreihen bahnen.
Mit offenen Armen fängt Jake sie auf. Sie küssen sich. Neytiri sagt auf Na’vi: „Ich sehe dich.“
Doch Jake setzt auf Englisch fort: „Tut mir leid, dass ich so lang weg war. Es gab Komplikationen.“
Er hält ihr Becken umklammert und küsst sie wieder auf den Mund. Neytiri zieht aber zurück: „Halt Jake! Ich muss dir was sagen.“
„Was denn?“, will Jake wissen.
„Wir haben es nicht geschafft, Grace wieder zu beleben. Wir haben es alle ganz lang versucht, sogar alle Avatare haben geholfen, aber Eywa rückt sie einfach nicht raus.“
Jake reagiert niedergeschlagen. Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass es nicht klappt.
Neytiri erzählt weiter: „Ihren Avatar haben wir dann still legen lassen und an der Schule beerdigt.“
Jake bedenkt dies. „Und ich habe eine gute Nachricht für dich: Übermorgen können wir unseren neuen Heimatbaum beziehen.“, Jake setzt auf Na’vi fort, „Mein kleiner Freund hier hilft uns dabei.“
Jetzt fühlt sich Jaan auch wieder angesprochen.
Neytiri mustert ihn und erkennt ihn wieder, „Das ist der Junge aus dem Reiter-Clan.“
„Gestatten, Jaan.“, stellt er sich selbst vor.
„Du bist doch auch der mit der Menschenwaffe!“ Für sie wird jetzt alles klar.
„Jaan, du musst dich erst einmal Impfen lassen – gegen diese Krankheiten, von denen ich dir erzählt hab.“, erklärt ihm Jake. „Du gehst jetzt geradeaus, zu diesem Gebäude da und dann links die Wand entlang. Die aller erste Tür, die groß genug für ein Na’vi ist, an der klopfst du und wartest, dis Jemand kommt. Die machen dann diese Impfung mit dir.“
Jaan folgt seiner Beschreibung. Die Tür ist nicht zu verfehlen und er klopft. Er ist gespannt seinem ersten Himmelsmenschen zu begegnen.
Die Tür öffnet sich und es kommt ein kleiner, in weiß gehüllter Mensch zum Vorschein.
Er redet mit ihm, doch Jaan versteht keins seiner Worte.
„Hallo, ich bin Jaan und bin eben mit Jake gekommen.“
Der Mensch sieht ihn nur schief an und ruft dann ins Gebäude rein.
Eine zweite Menschenstimme antwortet dann auf Na’vi: „Wie bist du gekommen?“ Die Stimme spricht akzentfrei, nicht so wie Jake.
„Mit Toruk Makto – Jake.“
Es herrscht kurz Stille bis der Mensch wieder zur Stimme spricht. Dieser übersetzt dann: „Warte hier! Es kommt gleich Jemand.“
Der Mensch verschwindet drinnen und lässt die Tür offen stehen. Jaan will einen Blick riskieren doch die Stimme hält ihn zurück: „Stopp! Für Na’vi ist im gesamten Gebäude kein Zutritt! Tut mir leid.“
Jaan gehorcht. Die Stimme ist ihm einfach unheimlich.
Zeit führ ihn, sich anderweitig umzusehen. Er sieht ein rechteckiges Feld mit weißen Linien und Kreisen. An beiden Feldenden sind Gestelle mit Netzkörben.
Jaan hält es für eine Ritualstätte und betritt es lieber nicht.
Da kommt ein Avatar. Er trägt Schuhe, Jeans, ein T-Shirt und eine für Na’vi untypische Frisur.
„Bist du der Neue?“, fragt er ihn.
„Ja, der bin ich.“
„Rick.“, stellt er sich vor und reicht Jaan die Hand. Er weiß nichts damit anzufangen und erst als Rick merkt, dass das Unsinn ist, zieht er seine Hand zurück. „Ich soll die Bluttransfusion bei dir machen.“
„Die was? Jake sagte ich bekomme eine Impfung!“
„Ja. Die Bluttransfusion ist die Impfung. Du bekommst Blut mit Antikörpern, die dich vor den Krankheiten schützen sollen.“
Jetzt ist Jaan genau so schlau wie vorher.
Der Avatar geht zur Tür und ruft etwas auf Englisch. Der Mensch kommt mit einem Koffer heraus und Rick fordert Jaan auf, sich zu setzen. „Wie heißt du noch mal gleich?“
„Jaan.“
Er setzt sich ihm gegenüber. „Und woher kommst du?“
„Vom Reiter-Clan der Steppe. Mein Vater ist im Kampf gestorben und mein Bruder hat mir ein Gewehr mitgebracht.“
Rick kneift ein Auge zu und nickt.
„Dann hab ich weiter mit meinem Bruder, meiner Schwester und meiner Mutter gelebt. Als Jake kam musste ich das Gewehr verstecken. Später hat er mir das Angebot gemacht, von ihm zu lernen und jetzt bin ich hier.“
Somit hätte Rick das Eis gebrochen. „Streck mal dein Arm aus!“
Jaan macht das und der Avatar sieht sich seine Armbeuge an.
Der Mensch öffnet seinen Koffer und holt für Rick eine Sprühflasche und ein Tuch raus.
„So, jetzt reinige ich deinen Arm.“, sagt er und sprüht die Flüssigkeit auf Jaan´s Arm. Sie hat den Typischen Sterilalkoholgeruch.
Rick bekommt die Spritze und fragt dann: „Was isst du denn gerne?“
„Ich liebe Trauben.“
Er zieht den Deckel von der Kanüle. „Was für ein Zufall. Die haben wir hier auch.“ Vorsichtig sticht er in Jaan´s Arm und nimmt ihm etwas Blut ab.
„Ahe!“, beschwert sich Jaan, doch er behält die Ruhe.
„Gut.“, lobt ihn Rick, „Das wars fürs Erste.“
„Was sollte das?“, will Jaan wissen.
„Wir müssen erst herausfinden, ob du die Blutprobe verträgst, die du bekommen sollst.“
Während Rick sich noch weiter mit Jaan unterhält, untersucht der Mensch sein Blut.
Er gibt es in einen durchsichtigen Rührbehälter, wo bereits das Spenderblut drin ist. Wenn sich die Blutgruppen tolerieren, dürften sie sich nicht verklumpen – und es glückt.
Rick bekommt den Bluttransfusionsbehälter. „So, aufgepasst! Du bekommst jetzt das Blut und dieses Mal dauert der Pieks länger und er wird am anderen Arm gemacht.“
„Aha?“ Jaan macht sich auf was gefasst.
„Dafür musst du dich jetzt hinlegen.“
Er tut es und Rick desinfiziert sein Arm. Dann öffnet er die Verschweißung der Fusionsnadel und sticht die in Jaan´s Arm. Die Nadel wird dann nur noch mit einem Pflaster befestigt und – „Fertig. Jaan, jetzt brauchst du dich nur noch zu entspannen.“
„Wie lange denn?“, Jaan hat ein unwohles Gefühl.
„Solange, bis dieser Beutel leer ist.“, erklärt Rick und hält ihn hoch, damit das Blut abfliest.
Um Jaan weiter von der Prozedur abzulenken fragt er ihn: „Was für eine Aufgabe hat deine Schwester im Clan?“
„Sie wird unsere nächste Tsahìk. Wenn sie sich dann mit dem Häuptlingssohn vereint hat, muss sie einiges von Miranat lernen.“
Der Beutel ist schon halbleer.
„Und was macht deine Mutter?“
Langsam werden seine Fragen lästig. „Sie ist eine Sammlerin.“
„Und wie fand sie das, dass du gegangen bist?“
Jaan rümpft die Nase. „Sie war sehr traurig darüber.“
„Warum hat sie dich dann trotzdem gehen lassen?“
Jetzt reichts! „Sag mal, was soll die Fragerei eigentlich?!“
„Entschuldigung.“ Rick hatte gar nicht gemerkt, dass seine Fragen ihn nerven. „Es ist nur so: Nicht alle Na’vi reagieren so gelassen wie du, wenn sie von uns behandelt werden. Da verwickeln wir sie in ein Gespräch.“
Darauf sagt Jaan nichts mehr. Er wartet nur noch darauf, dass der Beutel leer wird.
Der Avatar macht das Pflaster runter und zieht die Nadel raus. Er gibt Jaan noch ein Tuch auf seinen Arm und sagt: „Halt das hier kurz fest! Wenn du dich komisch fühlst, - macht nichts. Das geht vorüber.“
Jaan steht auf und fühlt sich tatsächlich etwas schwummrig.
Da redet der Mensch zu ihm und Rick übersetzt: „Er sagt: Du bist jetzt der am bestgeschützte Na’vi von ganz Hell's Gate.“
Jaan ist sich nicht sicher, was das zu heißen hat, aber er nickt einfach mal. „Danke auch.“
„Nichts zu danken. Das ist unsere Arbeit.“
Er geht in die Richtung, wo er meint hergekommen zu sein, doch Jaan hat kein Plan.
Er überlegt, wo Jake sein könnte doch eine noch wichtigere Frage für ihn ist, wo er sein Gewehr gelassen hat. „Aaa, verflixt! Ich habe es beim Toruk vergessen.“
Wo fliegt der wohl wieder rum?
Neytiri und Jake liegen liebkosend zusammen zwischen dem Garten und dem Zaun.
Jake streicht ihr zärtlich durchs Gesicht und sagt: „Weißt du, was ich die Zeit am aller meisten vermisst hab?“
„Was denn?“, fragt Neytiri
„Dich.“
Sie lächelt ihn an und sag: „Und was hast du die Zeit ohne mich gemacht – Ich meine, als du so lange weg warst?“
„Also ich komme im Reiter-Clan an und da stellt sich heraus, dass Jaan dieser Junge ist. Ein noch Jugendlicher mit einer Schusswaffe. Ich hatte ihnen erklärt, warum sie das Gewehr nicht behalten können, doch sie hatten es vor mir versteckt. Da hab ich versucht sie zu erpressen und hab mich an Jaan gehängt.“
Und was sollte das bringen?, fragt ihn Neytiri mental über das Tsahaylu.
„Irgendwann sollte Jaan das satt haben und erkennen, dass das nichts bringt und mir das Gewehr aushändigt.“
Sie küsst Jake am Hals und denkt: Und was ist dann passiert?
„Ich hab gesehen wie gut er geschossen hat und er ist verdammt gut.“ Besser als so manch ein Mensch., fügt er hinzu. „Mit seiner Hilfe, glaub ich, können wir es wagen, unseren neuen Heimatbaum zu erobern.“ Er küsst Neytiri´s Schulter und wandert so an ihrem Arm entlang. „Im Gegenzug habe ich ihm versprochen das Schießen beizubringen.“
„Wie lange wird diese Lehre dauern?“
„Drei Jahre.“
„Drei Jahre? Du hast ihn adoptiert?!“
„Nein, nein, nein! Wie kommst du nur darauf? Jaan ist nur ein Gast, ein Lehrling, weiter nichts.“, versucht Jake richtig zu stellen. „Wir werden uns zwar um ihn kümmern, aber er wird doch nie ein Sohn für uns sein!“
Wie bitte?! WIR!, denkt sie verärgert und trennt das Tsahaylu.
„Oh Neytiri. So hab ich das nicht gemeint. Natürlich habe nur ich mich dazu verpflichtet, mich um ihn zu kümmern.“, entschuldigt sich Jake und sieht ihr Verständnis suchend in die Augen – doch sie wendet sich ab. „Jetzt sieh doch das Positive. Übermorgen sind wir hier draußen.“
Er zeigt ihr seinen Arm, als Baumbeispiel. Den Unterarm senkrecht nach Oben und die Finger ausgespreizt. „Morgen starten wir die Operation "Kelutral 4". Ich lande zuerst mit meinem Toruk in der Baumkrone und verscheuche alle Ikrane. Dann folgen meine Menschenfreunde und wir kämpfen uns den Weg von Oben nach Unten frei. Wir räumen den Schweinestall auf, halten die Natterwölfe draußen und am nächsten Tag zieht ihr ein.“
Für Jake ist das so leicht gesagt, aber vor Neytiri waren die letzten Tage ganz schön erdrückend. Jake kuschelt sich wieder an sie und fragt zärtlich: „Und wie war deine Zeit ohne mich?“
„Nicht so prickelnd. Ich hab eine totale Ausgehsperre für die Menschen verhängen lassen, damit sich niemand mehr ansteckt.“
„Eine Quarantäne also. Wie streng hast du die Quarantäne durchziehen lassen?“, will Jake wissen.
„Keiner durfte mehr das Hauptgebäude verlassen.“
Jake überlegt wie groß das RDA-Center war.
Eigentlich nicht viel Platz. „Du hast sie eingesperrt?“
„Dadurch gab es keine Infizierungen mehr.“
„Nein Neytiri, das geht gar nicht. Menschen brauchen auch Freiraum.“ Jake verbindet sich wieder mit ihr. „Ich muss dann schauen wie es ihnen ergangen ist.“
Durch ihre Gedankenverbindung, merkt Neytiri erst, wie ernst es ihm ist.
Jetzt mach dir doch keine Sorgen. Wie schlimm konnte es ihnen nur ergangen sein?, denkt sie. „Mit ihren Avataren sind sie ja immer noch raus gekommen.“
„So wird es wohl sein.“, meint Jake und Neytiri kuschelt sich ganz, ganz nah an ihn. Sie küsst ihm den Hals, die Brust und leckt ihm dann lagiel den Bauch runter…
Nachdem Jaan sich in die Raffinerie verirrt hatte, von der unheimlichen Menschenstimme wieder rausgelotst wurde, die Omaticaya gefunden hatte, hatte er sich ein wenig mit den Kindern bekannt gemacht. Einige von ihnen hatten beide Eltern verloren und leben jetzt bei ihren Großeltern, Onkel oder Tante.
Als er seinen Namen und das mit der Waffe erwähnt hatte, kannten ihn mehr oder weniger alle. Nur wegen ihm, war ihr Olo'eyktan für sieben Tage weg.
Als er Jake gefunden hat, erfuhr Jaan, das er den Spitznamen „Jakesule“ hat. Jake erklärte ihm aber, dass er erst gar nicht anfangen soll, ihn so zu nennen.
Da der Toruk immer noch weg war, hat Jake ein kleines Arsenal an Waffen besorgt. Dick bepackt kam er mit MGs, Gewehren, Granaten und Taschenweise unterschiedlicher Munition zurück.
Jaan war verwundert, als Jake ihm ein passgleiches Model, seines Gewehrs, gebracht hatte. Er dachte, sein Gewehr sein ein Unikat, genau wie jeder Bogen einzigartig ist. Tja, so kann man sich irren.
Als Jaan auf eine Wand schießen durfte, kamen Neytiri und andere Na'vi um sich über den Lärm zu beschweren. Sie verbinden das Geratter immer noch mit dem "Lärm des Todes".
Da hat Jake entschieden, in einer Mine weiter mit Jaan zu üben. Sie haben sich zwei Pferde genommen, sie beladen und nun reiten sie zu diesem Ort.
Die zweispurige Straße läuft kerzengerade, dass man vom einen Tor zum anderen sehen kann. Der Belag besteht nur aus Betonsteinplatten, wo zwischen den Fugen etwas Grün heraus schaut.
Jaan ärgert es, dass er seinen Sattel, den er eingepackt hatte, beim Toruk gelassen hat. Einfach alles hat er beim Toruk gelassen.
Jaan reitet ein wenig schneller als Jake und muss sich ständig drosseln. Das macht ihn ungeduldig, denn ihr Weg ist bestimmt noch 4000 Fuß weit. „Jake, jetzt mach mal Galopp! Es dauert sonst so lang.“
Sie haben es schon fast geschafft als die Wegschneise auf einmal breiter wird.
Jake hält an und steigt ab.
„Was ist? Warum halten wir an?“, fragt Jaan.
„Das hier ist das Massengrab, in dem wir die Opfer, der Schlacht gegen die Himmelsmenschen, begraben haben.“, erklärt Jake und Jaan steigt auch ab, um vor dem Grab zu gedenken. „Es gab drei Möglichkeiten, die Toten zu bestatten. Entweder man hat sie hier her gebracht oder man hat sie wo anders, ihrer Clankultur entsprechend begraben oder es war ein Clanführer, den man in seine Heimat gebracht hat.“
Vater, denkt Jaan, du musst doch auch hier irgendwo sein.
Beide bleiben noch eine ganze Weile stehen. Dann laufen sie weiter, verbinden sich mit ihren Pferden und laufen wortlos neben ihnen her – weiter in Richtung Mine.
Jaan sieht durch den Zaun, was auf ihn wartet. Vom Boden auf ist das Loch noch mal doppelt so groß. Es ist ein wahrer Canyon. Ihm steht der Mund offen.
In der Zeit versucht Jake das Tor zu öffnen. Er hat ein Dog Tag was er an ein Scanner hält.
Zutritt verwehrt
„Hey, was soll das?“ Er versucht es noch mal.
Zutritt verwehrt
„Verdammt, das ist doch der Torschlüssel!“
Zutritt verwehrt
Neben dran ist ein Freisprechtelefon mit einem Touchscreen, mit dem gesamten Telefonbuch aller Telefone von Pandora. Die Liste ist zwar nach Orten sortiert, aber Jake kommt nicht zurecht. Die Schrift ist für ihn zu klein.
Mit zusammengekniffenen Augen versucht er zu entziffern – doch er hat keine Change.
Jake sieht eine Überwachungskamera und fängt an mit ihr zu sprechen: „Mike, du Obernerd, ich weiß das du mich beobachtest. Schalte meinen Schlüssel wieder frei!“
Da klingelt das Telefon. Jake drückt auf den grünen Knopf und der Anrufer meldet sich mit: „Hallo?“
„Mike, aktiviere meine Schlüssel wieder und mach mir auch gleich noch das Tor auf!“
„Das Zauberwort?“, sagt er auch noch frech.
„Zauberwort: Ich tret dir in den Arsch! Ich bin dein Vorgesetzter und du machst mir jetzt das Tor auf!“
Mike hat aufgelegt.
Es gibt ein Hupsignal und das Tor öffnet sich.
Jake flucht: „Auf Dauer tut mir dieser Spinner nicht gut.“
Hinter dem Zaun gibt es noch mal 50 Meter Wiese, bevor es in die Mine ab geht.
Gleich nach der Torschleuse führen zwei Erdrampen in die Grube, eine gerade aus und eine steilere am Rand entlang. Sie nehmen die Steilere weil sie auch kürzer ist.
Für Jaan ist es unbegreiflich, welche Macht dahinter stecken muss, um so etwas auszuheben. Er ist fasziniert und erstaunt.
Unten ist eine Drahtleine aufgehängt.
Jake holt aus einer Papprolle einen großen Papierstreifen, auf dem die Zielscheiben gedruckt sind. Er und Jaan hängen den Bogen an der Leine auf und befestigen die Ecken noch mit Gewichtklammern, weil sie sich sonst zusammenrollen würden.
Alles auf der Karte wurde in schwarz-weiß gedruckt. Es gibt zwei ganz große 10 Ringe Zielscheiben, mit schwarzer Mitte; drei mal drei kleinere; 20 Zielkreise die komplett durcheinander sind und einen schwarzen Umriss von einem Na'vi.
„Oha, was ist das?“, fragt Jaan entsetzt.
„Tja, die Umrisse eines Na'vi. Die Menschen haben darauf geübt.“, erklärt Jake.
Jaan widert das an.
Jake geht zum Pferd und holt zwei schnittige Schutzbrillen aus der Tasche. In dieser Tasche hat er noch mehr Menschenschnickschnack.
Er setzt sich eine Brille auf und Jaan fragt ihn: „Was ist das?“
„Das nennt sich "Brille" und sie schützt die Augen, vor herumfliegenden Teilen. “, sagt Jake und reicht ihm eine.
Die Brille drückt auf seine Nase, die Bügel haben sich unter seine Ohren geklemmt und das Blickfeld ist auch nicht mehr das Gleiche. Ein noch ungewohntes Gefühl für ihn.
Jake holt ein Schrotgewehr und vier Magazine. „Lektion Nr. 1: Was die Lagerung angeht – werden Waffen und Munition immer getrennt aufbewahrt – die Waffe immer im gesicherten Zustand.“
Was Gewehr ist schwarzgrün und sieht eindrucksvoller aus als seines.
„Lektion 2: Erst wenn man das Gewehr hat, gibt man die Munition dazu.“, und Jake ladet. „Beim Laden bleibt die Waffe gesichert und es wird noch keine Patrone in den Lauf geladen. Erst wenn man schießt oder unmittelbar davor steht, wird der Schlagbolzen betätigt.“ Das macht er und es gibt ein deutliches Ka-Chack! „Dann kann entsichert und geschossen werden.“ Jake legt auf das Ziel an und Baam!
Jaan zuckt heftig zusammen. Das Schrotgewehr ist auch viel lauter als seins.
„Eine Pumpgun funktioniert ein bisschen anders als dein Gewehr. Nach jedem Schuss muss nachgeladen werden.“ Ka-Chack „Dann kann man wieder einen Schuss abgeben.“ Baam!
Jaan geht zur Karte, um sich Jake´s Schüsse anzusehen. Er hatte auf die 20 Ziele geschossen aber anscheinend auf keins gezielt. Die Schüsse haben große zerfetzte Löcher hinterlassen.
„Jake, wie kriegt man nur so große Löcher hin?“; will Jaan wissen und Jake lacht.
„Das macht die Waffe. Sie schießt anders. Nicht mit einer einzelnen Kugel sondern mit vielen Metallpartikeln.“, Jake nimmt ein Magazin und zieht eine rote Patrone raus. Jaan kommt näher. Jake nimmt sein Messer, schneidet die Patrone auf und das schwarze Pulver kommt zum Vorschein. „Da, nimm!“, sagt er und gibt die aufgeschnittene Patrone Jaan in die Hand. Das Schrot fühlt sich wie Sand an.
„Lektion 3:“, führt Jake fort, „Wenn man zur Probe schießt, darf niemand links und rechts stehen.“
Jaan geht die paar Schritte zurück und wirft sein Schrot auf den Boden.
Jake prüft, ob auch wirklich niemand vor ihm steht und schießt munter weiter. Ka-Chack! Baam! Ka-Chack! Baam! Jaan muss bei jedem Schuss blinzeln Ka-Chack! Baam! Ka-Chack! Baam! Er sieht auch, dass bei jedem Laden eine Patrone wegfliegt. Ka-Chack! Baam! Ka-Chack! Baam!
Jake setzt ab und sagt: „Gut. Da ist noch eine Menge Munition drin. Hast du gesehen wie man das macht?“
„Hm-hmM!“, antwortet Jaan.
„Jetzt bist du dran.“ Jake reicht ihm das Gewehr und er will es sich auch nehmen, doch Jake zieht es im letzten Moment weg. „Hoppla! Bevor ich es vergesse: Lektion Nr. 4 lautet: Übergib eine Waffe immer gesichert!“
„Warum immer gesichert?“, will Jaan wissen.
„Das dient zur Sicherheit. Sollte etwas passieren, kann man sich oder Andere schwer verletzen.“
„Verstanden.“, antwortet er.
Jake sichert die Pumpgun und überreicht sie ihm. Jaan richtet sie auf die Karte doch was ihm sofort auffällt, ist dass er nicht weiß wie man mit ihm zielen soll. „Jake, ich weiß nicht wie man mit diesem Gewehr zielt. Das Visier fehlt.“
„Oh, ich zeig dir wie man ohne schießt.“ Schließlich gehört das auch dazu, das zu wissen.
Jake nimmt wieder das Gewehr, so, dass Jaan sie gut sehen kann. „Siehst du diese kleine Kante mit der Kerbe da?“
„Ja.“
„Und diese Spitze am Ende des Laufes?“
„Jaaa.“
„Diese beiden Teile bringst du in eine Linie, vor dein Auge und auf diesen Punkt zielst du dann.“
Eigentlich ganz einfach, wie Jaan findet. „Okay, verstanden.“ Er entsichert, lädt nach – Ka-Chack! – bringt die beiden Teile in eine Linie und wird wieder von Jake ausgebremst.
„Warte! Da gibt es noch was, beim schießen, zu beachten.“
„Ach!“ Erregt und unaufgefordert sichert Jaan wieder die Pumpgun.
„Deine Haltung ist schon mal gut. Wie beim Bogenschießen sind die Füße parallel und auseinander, der Oberkörper aufrecht und man steht seitlich zum Ziel.“
„Na und? Ich hatte doch dann alles richtig!“ Jaan versteht nicht, warum er ihn deswegen aufgehalten hat.
„Es ist wichtig, das zu wissen, weil es auch zum Unterricht gehört.“
Jaan entsichert wieder das Gewehr, zielt und Baam! Ka-Chack! Baam! Ka-Chack! Baam! Jaan muss immer noch Blinzeln Ka-Chack! Baam! Ka-Chack! Baam! Ka-Chack! Baam! Der Rückstoß ist auch stärker. Ka-Chack! Baam! Ka-Chack! Baam! Ka-Chack! Baam! Im Gegensatz zu Jake, zielt er und trifft fast immer in die Mitte. Ka-Chack! Baam! Ka-Chack! Baam! Ka-Chack! Baam! Jaan drückt ab doch das Magazin ist leer.
„Excelent!“, lobt ihn Jake, „Du hast auch immer getroffen.“
„Ach ich habe ja auch immer gezielt.“, sagt Jaan ganz verlegen.
„Nein, du warst richtig gut. Mich interessiert noch, wie du den Abzug betätigt hast. So kämen wir zur nächsten Lektion.“
Jaan denkt nach, wie er abgedrückt hat. „Da gibt es auch was zu beachten?“
„Ja ich habe den Verdacht, dass du ihn von ganz Vorne abdrückst.“
Er überlegt wie man ihn sonst drücken soll.
„Lade bitte mal!“, sagt Jake doch dieses Mal bleibt das Typische "Ka-Chack" aus. „Jetzt drück langsam den Abzug, bis du einen Widerstand spürst.“
„Hab ihn. Und jetzt?“
„Jetzt drück ihn durch.“
Es gibt einen leisen Klick. Jaan drückt noch mal dann Abzug, doch der Widerstand ist weg. Er lädt noch mal und siehe da, der Widerstand ist wieder da.
„Gut Jaan, jetzt weißt du alle Grundlagen. Jetzt lasst uns noch andere Waffen ausprobieren.“
„Ähm Jake, wie nennt sich dieses Gewehr?“, will Jaan wissen.
„Die Himmelsmenschen nennen sie Pumpgun.“
„Bitte wie?“ Er konnte sich das Wort so noch nicht einprägen.
„Pump-gun.“, wiederholt Jake langsam und deutlich.
„Pumpgun, Pumpgun, Pumpgun.“, Jaan möchte das Wort nicht wieder vergessen.
Jake holt die nächsten zwei Gewehre. „So, probier mal mit denen zu schießen. Ich bin mir nicht sicher, ob du mit diesem hier umgehen kannst.“
Jaan nimmt sich das Gerät. Es ist schwarz, klein und er weiß echt nicht, wie er es am besten halten soll. Nah vorm Gesicht, seitlich mit ausgestrecktem Arm, mit dem gleichem Arm nur auf der anderen Seite oder gleich mit beiden Händen. Nichts scheint zu passen, es ist einfach zu klein. „Tut mir leid Jake. Dieses Gewehr ist nichts für mich.“
„Dann wäre das abgehakt. Mach dich vielleicht schon mal mit dem hier vertraut.“, und Jake drückt ihm das Nächste in die Hand. „Ich hol dafür schon mal die Munition.“
Dieses Gewehr ist schon mal handlicher, größer und es hat einen grünen Aufsatz, dass man es noch mal festhalten kann. Es ist eine zusätzliche Kanone.
„Jake kann ich jetzt mal mit Visier schießen?“, fragt Jaan.
„Gerne, warum nicht? Ich hol es.“, ruft Jake, während er die Pumpgun zurück steckt.
Jaan probiert das Zielen, auf die neun mittleren Scheiben. Er will noch weiter weg, dass er ungefähr auf der Entfernung, wie beim Jagen, ist.
Da kommt Jake, mit einem halben Dutzend Magazinen und dem Visier, zurück. „Jetzt zeig ich dir mal, wie man ein Visier aufsetzt.“ Oh, das interessiert Jaan sehr, wie das geht. „Gib mir mal das Gewehr und ich zeigs dir.
Das Visier wird auf diese Schiene gesteckt.“
„Was, so einfach?“, wundert dich Jaan.
„Wichtig ist, dass es beim Aufsetzen Vorne und Hinten Klick machen muss.“ Klick-Klick! „Dann darf es auch nicht mehr wackeln.“
Jaan bekommt das Gewehr zurück und Jake deutet, mit Handzeichen, darauf hin, dass er das Visier testen soll – und es sitzt bombenfest.
„Wieder ab kriegt man es, indem man unten am dem Ding zieht.“, erklärt Jake und Jaan probiert es gleich mal aus. Es fällt ihm erst schwer, weil die ganze Apparatur so klein ist, aber er schafft es.
„Da, es ist ab.“
„Gut, jetzt mach es dran und dann scheißen wir.“ Klick-Klick!
Jaan lädt das Magazin und orientiert sich mit dem neuen Visier. Das Fadenkreuz sieht ganz anders aus. Die Striche sind fetter und anstatt einem Punkt hat es einen kleinen Kreis, zum Zielen.
„Jaan, bist du dir sicher, dass du aus dieser Entfernung schießen willst?“, fragt Jake, doch Jaan sieht ihn nur mit einem Blick an, der sagt: Machst du Witze? „Schon gut, wenn du willst.
Jetzt hätte ich gern, dass du auf die neun Scheiben schießt, immer achtmal.“
„Okay, verstanden.“, sagt Jaan, schaltet auch Halbautomatik und legt los. Fast in einem Sekundentakt gibt er immer einen Schuss ab.
Jake bereut, ihm gesagt zu haben, er solle immer acht Schüsse auf eine Scheibe geben. Bei dieser Disziplin werden eigentlich immer 10 Schüsse abgegeben. So wollte er ein vergleichbares Ergebnis von Jaan bekommen. Dann muss er eben aus seinen Punkten ein Durchschnitt errechnen, diesen mal 10 nehmen und dann mit den Ergebnissen, von den Menschen, vergleichen. Wie sehr Jake die Mathematik hasst.
Nachdem Jaan einige Magazine verballern durfte, hat ihm Jake das AV-MG gezeigt. Das größte Geschütz, das Jake eingepackt hatte. Mit ihm und dem passendem Visier hat Jaan seine größte Stärke gefunden. Bis aus ca. 300 Schritt Distanz konnte er immer noch die Ziele treffen.
Eben versuchen sie das Visier gegen die letzten Faktoren auszurichten. Jake hat die Windverhältnisse gemessen und erklärt jetzt Jaan wie der die Schrauben verdrehen soll. Er hat extra dafür einen Achtkantschraubenschlüssel bekommen.
„Drehe die linke Schraube eine halbe Umdrehung und einen Strich nach rechts!“
Auf den Schraubenkopf ist ein weißer Pfeil, der genau auf diesen Strich zeigen muss.
„Fertig, und jetzt?“
„Die andere Schraube 12 Striche nach links.“
Jaan konzentriert sich, dass er sich bei den Strichen nicht verzählt. „9, 10, 11, 12.“
„Prima. Das Visier hätten wir ka-li-briert.“
„Ach so nennt sich das?“ Und schon wieder hat Jaan etwas gelernt.
Er steckt die Patronenauffangtrommel ab, ersetzt sie durch das leere Magazin und nimmt sich ein volles von Jake. Jaan nimmt sich den Anfang des Magazinbandes, zieht den Schlagbolzen zurück, steckt den Anfang hinein und lässt den Schlagbolzen zurück schnalzen.
Er legt sich mit dem Gewehr auf die Lauer, während Jake das Ziel mit einem Fernglas im Auge behält. „Jaan, denk dran, dass du jetzt direkt zielen musst.“
Sie befinden sich jetzt sogar 400 Schritte vom Ziel entfernt. Geschossen wird auf einen roten Kürbis. Das ist ihr vierter und letzter, den sie heute schon beschießen.
Jaan entsichert und sagt: „Bereit.“
„Bereit.“, bestätigt Jake und Jaan legt los. Er gibt einen Feuerstoß ab und Jake sieht, wie die Schüsse die Erde aufwirbeln.
Zwei Salven weiter sagt dann Jake: „Du hast ihn noch nicht ganz.“
Für Jaan ist der Kürbis nur ein roter Punkt und es verlangt ihm einiges an Konzentration ab, das MG ruhig zu halten.
Da – Jake sieht, dass der Kürbis sich ein wenig bewegt hat. Das muss ein Streifschuss gewesen sein. „Du hattest ihn fast gehabt.“, doch Jaan registriert das gar nicht. Viel zu sehr konzentriert er sich auf seinen Kürbis und er hat auch noch Ohrenstöpsel bekommen.
Jaan drückt den Abzug, doch mitten in der Salve ist das Magazin leer. Noch während die Kugeln fliegen sieht er sich gescheitert – zu früh. Sekunden später prasseln die Schüsse ein und Jake sieht, wie sie den Kürbis zersprengen.
„Getroffen! Du hast getroffen!“
„Was? Heyaaa! How, how, how!“, jubelt Jaan. Er hat doch tatsächlich aus dieser unfassbaren Distanz getroffen.
„Komm, sieh dir das an!“, sagt Jake und reicht Jaan das Fernglas.
Er muss erst suchen und; da ist er. Der Kürbis ist nur noch Matsch.
„Cool. Das grenzt fast an…“, Glück wollte Jake sagen doch er spricht es nicht aus.
„Sagenhaft. Davon werde ich noch erzählen, wenn ich alt bin.“, sagt Jaan während er sich noch die Stöpsel aus den Ohren pult.
Beide tanzen innerlich vor Freude als Jake sein Toruk entdeckt. „Siehe da, Leo ist zurück.“
Jaan meint zum Spaß: „Soll ich ihn auf uns aufmerksam machen?“, und richtet sein Gewehr auf ihn.
„Hey!“, erschrocken hält Jake ihn zurück. „Nächste Lektion: Man zielt nicht auf andere, seien es Na'vi, Tiere oder Menschen und sei es aus Spaß, aus Ernst oder aus Versehen. Noch nicht einmal, wenn das Gewehr geladen, leer oder gesichert ist!“
„Tut mir leid.“, entschuldigt sich Jaan.
„Ich rufe ihn auf meine Weise!“ Jake versucht einen Vogelschrei: „Ei! Ei!“, doch es gelingt ihm nicht. Er schluckt, räuspert sich und dann – Wie eine wunderschöne, heisere Nachtigal ruft er und Leo kommt.
Im Sturzflug kommt er auf sie zu und bremst. Der Luftstoß fegt ihnen durch die Haare.
„Oh, ich will meinen Sattel wieder haben, bitte, bitte!“ Jaan will nicht, dass seine Sachen wieder weg kommen.
„Gut, ich hol ihn. Pack du schon mal die Waffen wieder auf die Pferde. Wir reiten zurück.“ Jake verbindet sich mit seinem Drachen und meint dann: Na? Hast du wieder was angesellt?
Er steigt auf und durchsucht die Taschen. Es scheint nichts zu fehlen.
Er löst die Riemen von Jaan´s Sattel und zieht ihn dann auf den Boden. Jake sucht sich noch Jaan´s Gewehr, die Digitalkamera und die Brausetablettenbox zusammen. Diese kleine Nascherei hat Jaan sich verdient.
Jake steigt ab und sieht dem Toruk in die Augen. „Hör mir jetzt genau zu! Ich will, dass du, ohne mich, allein, nach Hell´s Gate fliegst und dort auf mich wartest. Comprende?“
Leo knurrt. Das nimmt er mal als ein Ja und schickt ihn los. „Na hoffentlich macht er das auch.“
Jake und Jaan reiten im Trab zurück. Jaan hatte Brausetabletten bekommen, die er sich jetzt eine nach der anderen auf der Zunge zergehen lässt.
„Kannst du schwimmen?“, fragt ihn Jake.
„Schwimmen? Im Wasser?“ In einer Badegrube kann man ja kein Schwimmen lernen.
„Ja, schwimmen - im Wasser!“
„Nein, kann ich nicht.“
„Wenn du willst, kann ich dir das auch beibringen.“
„Wow, toll! Gibt es noch mehr das ich lernen kann?“
Jake´s wegen könnte er sogar den gleichen Unterricht wie er bekommen. „Du kannst sogar die Menschensprache lernen, wenn du magst.“
Für Jaan ist das so aufregend. Er kann Schießen, Schwimmen und eine neue Sprache lernen.
Da sind sie auch schon am Tor. Jake zuckt mit dem Kopf in Richtung zu Überwachungskamera und das Tor öffnet sich von allein.
Als sie durch die Torschleuse sind, sehen sie, dass Leo Jake´s Befehl tatsächlich ausgeführt hat.
Da kommt ein Geländebuggy angefahren und Jaan geht hinter Jake in Deckung. „Jake, was ist das?“
„Das ist ein Fahrzeug der Menschen. Hab keine Angst! Es wird dich schon nicht beißen.“
In einen Affenzahn kommt das Elektroauto auf sie zu und bremst quietschend.
„Hallo Norm, ich bin zurück. Wie geht es dir?“
Norm steigt aus. „Hallo Jake, ich muss mit dir reden.“
Jake sieht zu Jaan und sagt: „Jaan, mein Freund hier, will sich mit mir unterhalten. Ich will, dass du alle Waffen zurück bringst, und setz bitte die Brille ab.“
„Ups!“ Beide haben ja immer noch ihre Schutzbrillen auf. „Okay, ja, mach ich.“
Jake steigt vom Pferd. „Ich vertraue dir. Wirklich alle Waffen müssen zurück, auch deine.“
Jaan nimmt Jake´s Pferd am Tsahaylu und reitet zum RDA-Center.
„Jake“, beginnt Norm, „Was machst du mit dem Jungen?“
„Tja, Jaan und ich schießen.“
„Gut, das habe ich mit den Überwachungskameras beobachtet. Ich habs sogar als Video.“ Jake setzt sich. Es wirkt komisch, mit jemanden, von oben herab, zu reden. „Trotzdem frage ich mich, warum du mit einem Na'vijungen in der Gegend herum ballerst.“, sagt Norm entsetzt.
„Ich ballere nicht mit ihm rum! Ich bringe ihm das Jagen bei und er hilft mir, unseren neuen Baum zu erobern.“, verteidigt sich Jake.
„Ach so ist das. Du bringst ihm das Jaaaagen bei.“, sagt Norm höhnisch. „Ich weiß doch, was in deinem blauen Carbonschädel vor sich geht. Du machst ihn zu deinem Soldat! Du hast Angst, dass die Menschen zurückkommen und ein Kind soll es für dich ausfechten!“
„Nein!!!“ Jake fährt die Hand aus und schubst Norm, sodass er gegen das Auto fällt.
„Au! Pass auf, was du machst!“ Es hat ihm rückwärts in den Fahrersitz geworfen. Noch bevor Jake sich entschuldigen konnte lenkt er auf sein Thema zurück: „Das ist Kinderkrieg, was du da machst, unterste Schublade.“
„Verdammt noch mal, ich mach ihn nicht zu meinem Soldat. Und wenn, - die RDA kommt erst in frühestens 10 Jahren zurück.“
„Ja und? Er ist jetzt schon dem Tode geweiht. Ich stell ihn mir vor, wie er seinen ersten Menschen vor die Linse bekommt und dann sein Leben für dich lässt.“
„Du hast doch einen Vogel.“ Jake denkt ernsthaft darüber nach, ob Norm wirklich den Verstand verloren hat.
„Jake, du hast den Verstand verloren. Ich will dich vor einem Fehler bewahren.“, redet er auf Jake ein, doch der steht auf und wirkt jetzt auf Norm ein wenig bedrohlich.
„Tu mir einen Gefallen und halt dich da raus!“ Die neue Haltung zeigt Wirkung. Norm steigt in sein Vehikel zurück. Er fährt los, dreht eine halbe Runde um Jake und fährt davon.
Jake denkt über Norm´s Worte nach: Kinderkrieg, dem Tode geweiht, Verstand verloren. „Was ist nur mit ihm passiert?“
Jaan steht vor der Luftschleuse, durch der es angeblich zum Waffenlager gehen soll. Er klopft an der kleinen Tür und wartet. Es kommt niemand und er klopft noch mal fester. Dann tut sich was. Als sich die Tür öffnet kommt eine blonde Frau raus. Blond, das hatte Jaan noch nie gesehen.
„Hallo?“
„Hallo. Ich ähmm… bring die Gewehre zurück.“
Die Frau spricht leicht gebrochen: „Gut, die kannst du mir geben. Ich kümmre mich drum.“ Jaan findet die Frau sympathisch, anders, als er es bisher erzählt bekam.
Er gibt ihr immer zwei, die sie dann sauber geordnet nebeneinander an die Schleusenwand stellt. Zuletzt nimmt er dann sein eigenes Gewehr aus der Sattelhalterung. Jake hat ihm ein rotes Gummiband um den Lauf gemacht, dass Jaan es wieder finden kann. „Achtest du drauf, dass dieses Band drum bleibt?“
„Mach ich. Wozu ist es denn?“
„Eine Markierung. Ich will es wieder finden.“
Da sind noch drei Taschen von Jake, die bestimmt auch zurück müssen. Eine mit den Brillen, Visieren und ähnlichem Firlefanz, eine mit den vollen und leeren Magazinen und noch eine mit Handgranaten. „Ich denke doch, dass diese Taschen auch zurück gehören.“
„Nur her damit.“, antwortet die Frau und breitet die Arme aus, als wollte sie sie fangen.
Jaan nimmt die Granatentasche und wirft sie ihr doch tatsächlich zu. Leider unterschätzt er die Dimensionen und die Tasche, die für ihn noch so leicht ist, muss die Frau stöhnend auffangen, „Uff! Hilfe! So hab ich das nicht gemeint.“
„Schuldigung.“
„Sag mal, habt ihr die Dinger auch benutzt?“
„Nein.“, antwortet Jaan. Der Frau kommt das reichlich komisch vor. Sie nehmen so viele Granaten und Attrappen mit und benutzen keine? „Bitte sehr.“ Sie bekommt die letzten Taschen. „Wohin soll ich die Pferde bringen?“
„Die kannst du so lassen. Sie finden sich von alleine zurecht. Du kannst die Omaticaya suchen.“, die Frau weist in die Richtung, „Sie essen gleich.“
„Danke, mach ich.“ Jaan steigt auf sein Pferd und reitet los. Sie sind leicht zu finden, weil von ihrem Feuer Rauch aufsteigt.
Sie sitzen in mehreren Reihen, um das Feuer. An einem Ende spielt ein Mann Flöte, ein anderer spielt dazu auf Trommeln und eine Frau singt. Sie singt von Frieden und Heimat – der Heimat, in der sie hoffentlich bald einziehen werden. Doch ihr Text ist improvisiert, dass sie oft nur „la-di-da-di-da“ singt.
Jaan sattelt sein Pferd ab und legt ihn irgendwo ins Gras. Lauter fremde Gesichter sehen ihn an, doch die Musikgruppe spielt weiter. Bekannt kommt ihn nur Neytiri vor. Er setzt sich neben sie, „Hallo.“
„Hallo.“, antwortet sie lächelnd.
Die Tsahìk neben ihr fragt: „Ist er das?“
„Ja ja.“, erwidert sie beschwichtigend.
Am Feuer ist das Fleisch aufgespießt, es liegt Gemüse bereit, es gibt einen Stapel Blätter und Jaan fragt sich, worauf die anderen noch warten. „Warum beginnen wir nicht?“
„Wir fangen erst an, wenn der Olo'eyktan anwesend ist.“, erklärt die Tsahìk
und Jaan erklärt: „Jake? Der wollte sich noch mit einem Menschen unterhalten.“
Da kommt er auch schon angerannt. Außer Atem setzt Jake sich zwischen Jaan und Neytiri, während sich die Ersten endlich bedienen. „Tut mir leid. Habt ihr lange auf mich warten müssen?“
Doch Neytiri ermahnt ihn: „Jake, du weißt doch, dass du unter uns Na'vi sprechen sollst.“
„Tut mir leid. Kommt auch nicht mehr vor.“
Nach und nach wird es vorne leerer und nie nächsten kommen, um sich zu bedienen. Eine Frau sitzt am Feuer, tranchiert das Fleisch und verteilt es unter denen, die kommen.
Jaan wartet den richtigen Moment ab, um selbst aufzustehen, doch Jake kommt ihm zuvor. Er nimmt sich ein Blatt, nimmt sich ein wenig vom Gemüse und sagt zur Fleischfrau: „Für mich, Jaan und Neytiri das Gerippe, bitte.“ Die Frau schneidet ihm die Rippen ab und Jake nimmt es sich mit dem Blatt, wie mit einer Serviette. „Da, für euch.“
„Danke.“, bedankt sich Neytiri.
„Danke.“ Jaan hätte es sich vielleicht selber holen wollen, aber Jake war jetzt nur mal so nett.
Jake teilt die Rippen noch mal in drei teile und verteilt die dann an seine Sitznachbarn.
„Was ist das?“, will Jaan wissen.
„Yerik.“, kommt es von Jake und Neytiri gleichzeitig.
So kulinarisch hatte er noch nie gegessen. Jaan schneidet nicht noch mal eine Rippe ab, um sie abnagen zu können. Sie ist noch blutig, so mag er es.
Jaan ist mit Essen fertig und wie die anderen, bleibt er sitzen. Bei ihm konnte man vom Mittagessen einfach aufstehen.
„Du,“, er redet mit Neytiri, „was stört euch, wenn ich schieße?“ Damit spricht er einen wunden Punkt an.
Sie sieht sich ärgerlich um und antwortet: „Wir wollen es einfach nicht. Es sind die Waffen der Himmelsmenschen und die Himmelsmenschen…sind böse.“
Da ergänzt Jake: „Ihre Schwester wurde erschossen.“
Neytiri ächzt. Das wollte sie vermeiden, zu erwähnen.
„Ist das so?“, fragt Jaan und Neytiri nickt. Er sieht sich vorsichtig um und fragt Jake: „Gibt es noch mehr, die schlechtes mit Gewehren erlebt haben?“
„Ja, aber vertief das bitte nicht. Viele wollen nicht darüber reden. Wegen ihnen können wir ja in der Mine weiter schießen.“
Das Gras hier ist ganz anders. Es ist grüner, dichter und auf eine Höhe gestutzt – eigenartig. Da steht ein Haus. Für Jaan sieht es aus wie eine Mischung aus einem Menschengebäude und einer Hütte. Es ist aus Holz und in Na'vigröße, aber damit hören schon die Na'viähnlichkeiten auf.
„Wollen wir es uns von innen ansehen?“, fragt Jake.
Und Jaan antwortet: „Oh ja, gerne.“
Es geht eine Treppe hinauf, die Jaan vorsichtig betritt und dann ins Haus. Es gibt kaum Wände, eher nur Fenster. Für Jaan ist das ein riesiger Fortschritt, denn dann ist es drinnen nicht mehr so dunkel, als wenn man nur eine Tür hat. Da stellt sich die Frage: „Was macht man, damit es Nachts nicht so hell ist?“
„Da kann man das hier runter lassen.“, sagt Jake und lässt eine Jalousie runter. Das Fenster lässt jetzt kaum noch durch.
Während Jake die Jalousie wieder hoch tut, entdeckt Jaan die nächste Kuriosität – eine Liege. Er streicht über sie und Jake erklärt: „Auf so ein Ding schlafen die Menschen – oder ihre Avatare.“
„Darf ich mich mal drauf setzen?“, fragt Jaan.
„Du darfst dich sogar drauf legen.“
Er setzt sich und legt sich dann hin, mit dem Kopf auf dem Kissen. Herrlich, es schaukelt noch nicht einmal. Endlich braucht Jaan keine Angst mehr haben, im Schlaf auf den Boden zu fallen.
Jake setzt sich auf eine andere Liege, neben ihn, als Jaan die Augen zu macht. Er lässt ihn zwar eine Weile in Ruhe, doch dann denkt er: Döst er mir etwa weg? „Hey Jaan, wollen wir uns weiter umsehen?“
„Oh ja, gern.“ Jaan steht auf und sieht sich um. Da sind doch noch Wände, die ihn interessieren. „Was ist das dort?“
„Da ist zum Beispiel eine Umkleide drin.“
„Aha! Und was macht das?“
„Da zeiht man sich um. Die Menschen zeigen nicht gerne Haut“, erklärt Jake. Also ein Raum zum Umziehen, das leuchtet Jaan ein.
Er klopft an der Tür und als sich niemand meldet, geht Jake rein. Zuerst ist es dunkel, doch als, durch Bewegungsmelder, das Licht angeht, erschrickt Jaan. „Hah! Woher kommt das Licht?!?“
Jake lacht. „Von da oben.“
Für ihn ist das der helle Wahnsinn. Daheim wird ihm das keiner glauben. – „Licht in Häusern!?“ – Keine Hütte müsste mehr dunkel sein. Jaan staunt wie hell das leuchten kann.
Jake entdeckt eine Minicam. „Okay, das geht zu weit! Nicht in der Umkleide!“ Kurzerhand reißt er sie, mitsamt dem Kabel aus der Ecke und wirft sie in den Müllkorb.
„Was war das?“, fragt Jaan.
„Abfall!“
Sie gehen wieder raus und Jake knipst, mit einem Schalter, das Licht wieder aus. „Der nächste Raum ist was ganz besonderes. Ich weiß nicht, wie du gleich reagieren wirst.“
Es geht um die Ecke, zur nächsten Tür. Jake macht sie auf und geht hinein. Jaan macht sich auf etwas gefasst und folgt ihm vorsichtig. Da ist ein Waschbecken mit einem Spiegel und er kann schon Jake sehen, bevor er dann selbst vor ihn tritt.
Da ist es wieder – sein Gesicht – mit allen Konturen und Einzelheiten in Lebensgröße. Jaan prägt sich alles ein – Haare, Ohren, Augen, Nase, Mund, Blaumaserung – damit er dieses Gesicht nie wieder vergisst.
Auf einmal gibt es ein Rauschen und Jaan erschrickt heftig. „Aaah! Was war das?!?“ War er etwa für das Rauschen verantwortlich?
Eine Tür geht auf und ein Avatar kommt heraus. „Hi, Jake.“
„Hallo Rick. Ich zeige gerade Jaan, was ein Spiegel ist.“
„Wir beide kennen uns ja schon. Entschuldigung Jaan, falls ich dich erschreckt habe.“
So eine doofe Frage. Natürlich hat er ihn erschreckt. „Was hat da gerauscht?“, will Jaan wissen.
„Das war dieses…“, Jake sucht nach einem passendem Wort auf Na'vi.
„Klo.“, setzt Rick fort. Auf Na'vi hätte Jake auch lange suchen können.
„Darf ich mal da hin?“, fragt Rick und schiebt sich zwischen Jaan und dem Spiegel.
Nächste Errungenschaft: Fließendes Wasser.
Rick hält die Hände ins Becken, aus dem Hahn kommt Wasser raus, er macht sich die Hände nass und wäscht sie sicht mit Flüssigseife.
Und Jaan dachte, ihn könnte nichts mehr wundern, nach all dem was er schon gesehen hat.
Rick wäscht sich die Hände wieder ab und hält sie in einen Windtrockner, wo sie mit Luftdruck trocken geblasen werden. „Tschüss und noch eine schöne Entdeckungstour.“, sagt Rick leicht kindlich. Jaan findet, dass er sich den letzten Teil hätte sparen können. Für was hält er ihn denn eigentlich.
„Kann ich das auch mal machen?“, fragt Jaan und zeigt aufs Waschbecken.
„Ja, klar.“
Er probiert es. Jaan zuckt zwar beim ersten Mal zurück, als das Wasser fließt, doch beim zweiten Mal hält er sie unter den Strahl. Das Wasser ist warm!
„Und jetzt hältst du eine Hand unter den Spender und mit dem Handrücken drückst du diesen Hebel.“ Jake drückt für ihn auf den Hebel „Und jetzt reiben.“
Jaan reibt. Seine Finger sind jetzt ganz glitschig. „Und jetzt, Jake?“
„Jetzt wäschst du das wieder ab und hältst die Hände da rein, bis sie wieder trocken sind.“
Der Windtrockner macht ein beunruhigendes Geräusch, doch Jaan bemüht sich, nicht wieder weg zu zucken. Seine Hände fühlen sich jetzt ganz komisch an. Noch nie waren sie so sauber. Jaan lässt dieses Gefühl auf sich wirken.
Da schlägt Jake vor: „Wollen wir uns jetzt anschauen, was da so gerauscht hat?“
„Oh ja, gern!“
„Okay, das Klo beschreiben die Himmelsmenschen als ihr größtes Privileg. Keiner wollte drauf verzichten müssen…“
Jake, Jaan, Neytiri und Mo'at Tsahìk fliegen auf dem Toruk zum Vitraya Ramunong, dem Baum der Seelen. Jaan will dort seinen Vater kontaktieren, Jake und Neytiri gehen spazieren und Mo'at ist einfach so mitgekommen.
Jaan durfte sich vor Jake setzen und Mo'at hat sich zwischen Jake und Neytiri gezwängt.
Das ärgert Jake.
Jaan sieht nun das erste Mal, die fliegenden Berge. Er hatte von Ra'on von ihnen gehört und jetzt sieht er sie selbst. Hier und da sind Spuren vom Kampf zu sehen. Hier mal ein Helikopter Wrack und da von Explosionen gezeichnete Bäume und Felsen.
Da sind Steinbögen und Jaan weiß, dass da der Baum sein muss. Mit weißen Ranken steht er da, umkreist von großen Steinstufen.
Sie landen nahe einer alten Feuerstelle. So ziemlich überall sieht man, wo die Jäger ihre Lager aufgeschlagen hatten. Da hängt noch eine Strickleiter, Tierknochen liegen verstreut und immer wieder sind da aus Blättern gemachte Regendächer. Jaan wollte sich das mit Jake und Neytiri näher ansehen, aber der Baum der Seelen ist ihm viel wichtiger.
„Tschüß, Jake.“, sagt Jaan.
„Bis später und viel Spaß.“, betont Mo'at zweideutig. Sie ist mit Neytiri´s Wahl immer noch unzufrieden. Ihr währe jeder andere Na'vi lieber gewesen als Jake. Manchmal denkt Mo'at, das Neytiri sie mit diesem Idiot bestrafen will.
Jaan hüpft Steinstufe für Steinstufe runter. Er hält seine Hand schützend über seine Lendenschurztasche, weil er dort die Fotos drin hat.
Er sucht nach einer geeigneten Stelle zum beten und findet ein kleines Rankenbündel, bei dem man gut stehen und knien kann. „Und wie macht man das Tsahaylu jetzt?“, fragt Jaan Mo'at. Es ist das erste Mal, dass er es an einem Stimmenbaum macht.
„Da gibt es nichts Besonderes! Einfach zusammenstecken.“
Jaan nimmt sein Tsahaylu und das Erste, was er hört, ist ein rauschender Wasserfall von Stimmen. Ein kleiner Schauer durchzieht seinen Körper, im Moment des ersten Kontakts. Rein akustisch befindet Jaan sich in einem Stimmengetümmel. Aber es ist nicht so, dass die Stimmen ihn umkreisen, er befindet sich in einem Stimmenbecken. Von oben, von hinten, von unten und aus sämtlichen Richtungen kommt das Geflüster und Zischen.
Da scheint ihn jemand direkt anzusprechen. Wie eine Mutter zum Kind sagt sie: Bist du etwa schon mit Weben fertig? Warum bist du denn so verdreckt?
Jaan trennt das Tsahaylu und wie eine platzende Blase verstummt das Stimmenmeer.
Mo'at sitzt da, an den Baum gelehnt, und sieht der Sonne hinterher. Der Gedanke an ihre Tochter quält sie.
„Mo'at, können sie mir helfen?“, fragt Jaan verlegen.
„Ja, was für ein Problem gibt es?“
„Ich… Wie finde ich jetzt meinen Vater?“
Ohne von ihrer Stelle aufzustehen, sagt sie: „Man kann nicht erwarten, den zu finden, den man sucht.“
Jaan ist ein wenig enttäuscht. „Aber wie kann man dann mit den Ahnen reden?“
„Man kann mit ihnen reden, aber man kann keine Antwort erwarten.“
Jaan sucht sich eine neue Stelle und verbindet sich: Hallo Vater. Mir geht es gut. Ich weiß nicht ob du es weißt, aber Taou lebt und ich bin ein Jäger geworden – oder ich bin noch dabei einer zu werden.
Taou hat mir ein Gewehr von den Himmelsmenschen mitgebracht und ich hab damit sehr, sehr viel gejagt. Leider kann Toruk Makto und wollte es sich zurückholen, aber jetzt unterrichtet er mich. Hörst du? Du kannst stolz auf mich sein!
Jaan wartet einen Augenblick. Vielleicht hat er doch das unverhoffte Glück und er antwortet doch – nichts.
Er hört nur das Flüstern anderer Stimmen. Es gibt auch welche die einen na'viischen Akzent sprechen: Isch sasch´nen dir, du sosch´nen fern halten!, mahnt ein Vater.
„Was soll er fern halten?“, fragt Jaan, doch es gibt keine Reaktion.
Er holt die Fotos aus seiner Schurztasche: Vater, schau her! Ich hab Bilder mitgebracht. Mutter, Taou und Neynat geht es gut. Wir alle sind so traurig, dass du jetzt bei Eywa bist.
Von Pe´gau gibt es immer noch keine Antwort. „Bitte Vater, kannst du mir wirklich nicht antworten?!“ Er hat Tränen in den Augen.
Er konzentriert sich, auf den Klang, von Vaters Stimme. Wie hatte er sich angehört, wie hatte er etwas gesagt, wie war seine Betonung. Jaan trennt sich, um sich besser zu konzentrieren. Wir gehen Bogenschießen, Bogenschießen, Booogenschießen, ich bin stolz, stolz, stolz.
Jaan macht sein Tsahaylu wieder und lauscht. Da singt ein großer Chor ein festliches Lied. Leider ist der Chor so groß, dass man den Text nicht mehr verstehen kann.
Ganz unbewusst denkt Jaan immer die Worte: Vater, Vater, Vater, Vater.
Da scheint von fern ein Kind zu rufen, keine vier Jahre alt: Papa! Papa!! Papa hilf mir!, ruft es. PapaAAA!!!, die letzte Silbe war nur noch ein panisches Kreischen und das Kind verstummt.
Die Stimmen werden immer lauter und aufgewühlter. Jaan verkrampft sich, um weiter nach seinem Vater zu suchen, doch seine Haltung verstärkt das Stimmenchaos. Er nimmt die Ranken weg, dass er nur noch eine hat, aber es hat kein Effekt. Er muss sich ganz trennen.
Mo'at kommt und sagt: „Du hast doch versucht, ihn zu hören!“
Jaan weiß nicht ob er sich ertappt fühlen soll. „Warum kann er nicht mit mir reden?“
„Das haben sich schon viele vor dir gefragt. Die Stimmen kommen und gehen wieder, und niemand weiß genau, wie und warum. Manche sagen, es gibt Stimmen die oft zu hören sind, andere sagen, dass genau ihre Verwandten oft zu hören sind und es gibt welche, die überhaupt kein System drin sehen.“
Jaan ist enttäuscht. Er ist so weit gekommen und jetzt kann er doch nicht mit seinem Vater sprechen. Er will zurück nach Hell´s Gate.
„Wohin gehst du?“, will Mo'at wissen.
„Ich suche Jake.“
„Moment!“, sie hat keine Lust, dass Jaan ihn mit Neytiri inflagranti erwischt. „Ich würde gern wissen, wie Jake sich bei euch angestellt hat.“
„Tja, er war bei uns zu Gast, er hat in unserer Hütte geschlafen und er hat mit uns gegessen.“
Mo'at lädt ihn mit einer Handgeste zum Sitzen. „Und wie hat er sich benommen?“
„Hmm.. Wie soll er sich benommen haben? Er hat versucht, mir mit Süßigkeiten das Gewehr zu entlocken. Unser Häuptlingssohn wollte sich mit ihm anlegen.“
„Ha!?“, stellt sie fest.
„Aber daraus ist nichts wüstes geworden. Ansonsten war Jake sehr nett zu allen.“
Mo'at lässt eine Sprechpause. „Aber hat er sich nicht auch etwas komisch benommen?“
„Ja, manchmal auch. Sein Akzent und Redensweise, manchmal hat er Menschenworte benutzt, sein Aussehen… Das war eigentlich ganz interessant an ihm.“
Interessant? So hatte Mo'at das noch nie gesehen. Für ihr war das immer ein Makel. „Aha! Wie oft hat er denn Menschenworte benutzt?“
„Ganz selten eben, hin und wieder. Meistens nur dann, wenn es um Dinge von den Menschen ging.“
Mo'at schweigt wieder. Sie will weiter Zeit schinden. „Was hat er denn so unternommen?“
„Er ist mir gefolgt. Er hat die Sachen gemacht, die ich gemacht hab. Die Jagdbeute ausweiden, wir sind mit den Sammlerinnen geritten und so.“
„Man könnte also sagen, dass das ein erholsamer Ausflug für ihn war.“
„Mmm, nicht ganz!“, widerspricht Jaan. „Unser Prinz hat ihn oft angepöbelt und ein Mal hat er seine Sachen durchwühlt. Am letzten Tag kam es leider dazu, dass Jake´s Toruk das Pferd von ihm angefallen hat.“
„Oh je, das tut mir aber für den Prinz leid“ Für Mo'at ist das eine Schande, wie das nur passieren konnte. Ihr gehen die Fragen über Jake aus. „Erzähl mal, wer ist deine Familie?“
Oh nein, Jaan sieht, wohin das wieder führt. Er muss was über seine Mutter, Schwester und Bruder erzählen. Ist das hier Sitte?
Es ist nach Mitternacht und Jaan schläft bei den Avataren in der Baracke. Er wollte unbedingt ausprobieren wie es ist, auf einer Liege zu schlafen. Es ist weich, warm und das aller beste ist, dass es nicht schaukelt.
Er spürt, dass ihn etwas betatscht und er peitscht es mit seinem Schwanz weg. Etwas sagt: „Autsch!“, doch Jaan macht das immer noch nicht wach. Es rüttelt an seinem Arm und er muss einfach schauen, was da ist. „Jaan, wach auf!“, sagt eine dunkle Menschengestallt.
„Wer bist du?“, fragt Jaan und nimmt seinen Arm, mit dem er noch an ihm gerüttelt hat.
„Ich bin ein guter Freund von Jake. Ich bin gekommen, um dich zu retten.“
„Retten?“, fragt Jaan völlig schlaftrunken.
„Ja, retten! Es ist wichtig, dass du mir jetzt vertraust!“
„Wo vor willst du mich retten?“
„Ich will dich vor einem Fehler bewahren. Es ist nicht gut, dass du hier bist. Du musst verschwinden!“
Jaan kann nicht recht folgen. „Verschwinden? Ich muss aber das Jagen lernen.“
„Ich hab hier dein Gewehr und Munition mitgebracht. Bitte folge mir.“
Jaan schließt wieder die Augen und will weiter schlafen – auch wenn es nur für eine Sekunde ist. Doch der Mensch zerrt an seinem Arm: „Bitte, es geht hier um dein Leben!“
Jaan kann nur schwer aufstehen, doch dem Mensch scheint es ernst zu sein. Mit müden Gliedern zieht er seinen Sattel und seine Tasche unter der Liege hervor. Nur träge kann er sich orientieren und folgt dem Mensch zur Tür.
Draußen steht Polyphemus am Horizont, dass Jaan die Augen zusammen kneifen muss. Der Mensch reicht ihm sein Gewehr und er begutachtet es kurz. Das Gummiband fehlt. „Ist das wirklich mein Gewehr?“
„War es das mit dem Gummiband? Ich hab das Band entfernt.“ Der Mensch springt Stufe für Stufe runter und sein Rucksack scheppert. Da muss er die Munition drinnen haben.
Jaan hängt sich die Tasche um, tut das Gewehr in die Halterung und trägt sein Sattel vor sich her. Er läuft dem Mensch hinterher, während der rennen muss.
„Wer bist du?“, fragt Jaan.
„Ich heiße Norm. Ich kenne Jake sehr gut.“
Jaan erinnert sich wieder. Er war der Mensch aus dem Fahrzeug. „Und wer bist du – also ich meine, wer du bist?“
„Ich gehöre zu dem Menschen, die auf Pandora bleiben durften. Ich hab auch gegen die Himmelsmenschen gekämpft.“
Jaan kommt ein unwohles Gefühl, jetzt abzuhauen. Er sieht in der Ferne ein Feuer brennen, wo Jake und die Omaticaya schlafen. Vielleicht ist es falsch zu gehen. Vielleicht führt dieser Mensch ihn in eine Falle. „Warum muss ich verschwinden?“, will Jaan wissen.
Schon leicht außer Atem antwortet er: „Du willst das Schießen lernen? ...Jake kann es…und er wird dir noch…viel mehr beibringen.“ Jaan denkt das an die Menschensprache. „Er wird dir…Disziplin lehren…das Töten…Kooperation…das Stellen von Fallen…und sonst noch alles. …Jaan,…die Wahrheit ist,…dass die Menschen…Ah!“ Norm bricht zusammen. Er hatte sich beim Rennen zu sehr überschätzt und sein Seitenstechen ist zu stark geworden. Er atmet so stark, dass seine Maske zischt.
„Hey, was ist los? Brauchst du Hilfe?“, wendet Jaan sich zu ihm.
„Nein nein! …Ich bin nur zu schnell gelaufen.“
Was ist mit den Menschen?“, bohrt Jaan nach.
Norm steht auf und läuft langsam weiter. „Wir müssen zu Tor!“
„Was ist mit den Menschen?!“, will er wissen.
„Die Menschen werden wieder kommen und Jake macht dich zu einem von denen, die sie aufhalten sollen.“
Jaan kann das nicht glauben, was er da hört. „Die Menschen kommen wieder?!“
„Ich will dich vor diesem Schicksal bewahren und dafür musst du verschwinden.“
„Nein! Das kann nicht sein! Jake hat sie verbannt.“
„Ich schätze, dass es leider so ist. …Alle Menschen, hier in Hell´s Gate, wissen, dass dieser Tag kommen wird.“
Jaan kann das immer noch nicht glauben. Das kann nicht wahr sein. Das darf nicht wahr sein!
Sie sind schon fast am Tor. Jaan fragt sich, warum sie keine Hilfsmittel benutzt haben, um hier her zu kommen.
Norm wändet sich an die Torsteuerung. Unter einer durchsichtigen Klappe befindet sich ein großer, roter Knopf. Er drückt ihn aber auf dem Display erscheint: Nächtliche Torsperre. Zutritt verwehrt
Norm flucht: „Fuck! Die Torsperre!“ Die hatte er vergessen. Er nimmt seinen Persönlichen Dog Tag und scannt ihn ein. Es öffnet sich sein RDA-Profil und Norm schaltet noch mal ins Tormenü zurück. Norm gibt ein geheimen Code ein "/98842" doch nichts tut sich. "/89942" nichts. "/99842" nichts. "/88942" „Warum mussten es auch so komplizierte Codes sein?“, ergert er sich.
„Wie kommen wir jetzt über den Zaun?“, fragt Jaan.
„Wir klettern drüber!“ Norm steigt eine Leiter hoch doch Jaan sieht ihm ratlos hinterher. „Was ist? Schaffst du es nicht hoch?“
„Ich glaube schon, nur weiß ich nicht, ob ich meinen Sattel auch hoch krieg.“
Er überlegt, wie sie das Problem lösen können. „Jaan, nimm dein Sattel irgendwie auf den Rücken und das, was du unten lassen musst, holen wir uns später noch mal.“
„In Ordnung?“ Jaan hält die Strategie, eine Hälfte unten zu lassen, nicht für die aller beste – aber gut, er nimmt sein Sattel auf den Rücken und klettert die Leiter hoch.
Er kommt sie zwar gut rauf aber die Sprossen sind, von der Auflage her, für ihn zu klein. Oben legt er den Sattel ab und der Mensch sagt zu ihn: „Schnell, jetzt hohl noch deine Tasche rauf!“ Er steigt noch mal runter und die Sprossen tun ganzschön auf seine Füße weh.
Oben ist ein Laufgitter, das ebenfalls unfreundlich auf seine Fußsolen ist. Rechts und links ist ein Geländer, auf Menschengröße und sie bewegen sich auf einer Höhe, dass Jaan ungut zu Mute wird.
Norm läuft voraus. „Hast du mir ein Munitionsgürtel eingepackt?“, fragt Jaan.
„Oh! Nein. Hab ich nicht.“
Jaan bleibt stehen. „Du hast kein Munitionsgürtel eingepackt?! Wie soll ich dann auf die Jagd gehen?“
„Jaan bitte, das ist jetzt nicht wichtig. Du musst hier weg!“
„Aber ich brauch ihn.“
„Wir haben wirklich nicht die Zeit dazu. Du musst mir vertrauen!“
Da steht ein Wachschießturm und er folgt sogar Jaan´s Blick. Er duckt sich und die Kanone zielt weiter auf ihn. „Was macht das da?“, will er wissen.
„Keine Sorge, es wird nicht schießen.“, versichert ihm Norm.
Jaan wirft dem trotzdem misstrauische Blicke zu. Sollte man denn nicht niemals auf andere zielen? Er haut gegen die Maschine, doch da geht auf einmal das Licht an.
„Fuck, fuck, fuck, fuck, fuuuck!“, ruft Norm.
„Oh nein, das tut mir Leid! Tut mir Leid!“
Lichtfluter am Zaun gehen an. Zuerst die bei ihnen und dann der Reihe nach, in Richtung, wo die Omaticaya schlafen. Sie alle zucken zusammen und Jake sagt: „Was zum Himmel soll die Scheiße hier?!“ Er hat seine Haarspange nicht drin und seine eigentliche Irokesenfrisur hängt ihm kreuz und quer im Gesicht.
Aus einem Lautsprecher ertönt: „Alarm! Am Tor findet eine Entführung statt!“
Und Jake ahnt es schon. „Jaan!!“
„Das wollte ich nicht.“, entschuldigt sich Jaan.
„Macht nichts. Du musst nur noch da runter!“
Auf dem Zaun ist ein dicker Stacheldraht, der weg muss. Norm hat zwar kein Drahtcutter dabei aber er weiß sich schon anders zu helfen. „Jaan, ich brauch das Gewehr.“ Er nimmt sich ein Magazin aus dem Rucksack und lädt damit die Waffe. Er will den Stacheldraht durchschießen. Mit kurzen Salven durchtrennt er ihn und der Draht fällt entweder den Zaun runter oder landet auf dem Laufbalkon. Jaan gefällt das gar nicht, was er da mit seinem Gewehr treibt. Er verballert seine Munition. Norm fischt mit der Waffe die letzten Drähte über den Zaun, damit sie auch außen runter hängen.
Sie hören Jake rufen: „Jaan! Jaan!“, der auf einem Pferd geritten kommt.
„Du musst nur noch da runter!“, sagt Norm.
Jaan sieht sich das an, doch er findet es zu hoch. „Ich kann da nicht runter. Ich schaff das nicht.“
„Doch, du musst! Unten bist du frei. Unten musst du dann sofort nachhause gehen.“ Norm nimmt den Rucksack und wirft ihn runter. Jaan sieht wie er auf dem erdigen Boden landet und die Magazine aus dem offenen Reißverschluss purzeln. Das macht ihn nicht gerade zuversichtlicher. „Wenn dir Jemand folgt, häng ihn ab!“
„Wie finde ich nachhause?“
„Folge einfach diesem Sternenbild.“, das Sternenbild, was für uns die Waage ist, „Es führt dich zu deinem Clan. Tagsüber kannst du diesem Mond folgen.“, ein gelber, mittlerer Planet.
„Und wie finde ich hier her zurück?“
„Nein, finde nicht zurück! Halte dich vor diesen Ort fern und jetzt geh!“
Jaan traut sich aber nicht und der Zaun ist für seine Verhältnisse sehr feinmaschig.
Jake erreicht soeben die Leiter und Norm brüllt ihn an: „Mach! Mach! Mach!!“
Jaan steht unter Druck und setzt vorsichtig ein Fuß auf den Zaun.
Jake ruft ihnen zu: „Tu es nicht! Du fällst runter und ich hab deiner Mutter fest versprochen, dass dir nichts passiert!“
Jaan belastet sein Fuß einwenig mehr doch dann rutscht er ab. In der Schrecksekunde scheint sein Hertz still zu stehen. Reflexartig krallt er sich am Zaun fest und baumelt nun zwischen Leben und Tot. „Jake, HILF MIR!!!“ Er will sich mit den Füßen wieder nach oben strampeln, aber er findet keinen Halt.
Jake eilt schnell herbei doch Norm sieht nur hilflos zu. Er zieht Jaan wieder hoch, der dann vom Schock gelähmt ihm zu Füßen liegt. Er zittert regelrecht und Jake tröstet ihn: „Ist ja gut. Es ist vorbei.“
Norm sieht sie sich enttäuscht an. Vor allem ist er von sich enttäuscht. Er hatte versagt. „Norm, was währe wohl passiert, wenn ich nicht gekommen währe?“, schimpft Jake mit ihm. Von Norm kommt keine Antwort.
„Das habe ich nicht gewollt.“, entschuldigt sich Jaan.
Und Jake fragt: „Warum bist du auch abgehauen?“
„Bist du jetzt zufrieden?“, sagt Norm auf Na'vi, „Du hast dein Kind wieder.“ Von Jake kommt keine Antwort.
„Jake, er hat mir gesagt, dass die Himmelsmenschen zurück kommen werden.“, erzählt Jaan.
Er ist darüber erschüttert: „Oh Norm, wie konntest du nur so was sagen!?“ Jake setzt auf Englisch fort: „Die Zeit ist noch nicht reif, dass die Na'vi das erfahren!“
Die Lichter gehen wieder aus, nur die Scheinwerfer am Tor bleiben an.
Eine Zeit lang, sagt niemand mehr was, biss dann Jaan wieder Kraft findet und aufsteht. Norm nimmt die Tasche von Jaan und Jake den Sattel und das Gewehr. Die Munition lassen sie einfach unten liegen.
Jake und Jaan klettern die Leiter runter, bevor dann Norm ihnen dann die Tasche runter wirft. Er steigt auch runter, doch bevor er unten ankommt, wird er von Jake gepackt. „Üag! Jake, nicht! Lass mich zu Fuß laufen, du erdrückst mich!“
Er setzt ihn wieder ab: „So du kleiner Drecksack! Für diese Aktion setze ich dich jetzt unter Gewahrsam.“
„Warum?“
„Das nehme ich als Sabotage. Ich brauche diesen Jungen, um mein Kelutral zu erobern. Wie würde ich vor meinem Volk stehen, wenn ich sagen müsste, dass Jaan leider von Norm entführt wurde?“
So weit hatte er noch nicht gedacht. „Es ist so leicht, ein Kind mit Süßigkeiten zu umgarnen.“, wirft Norm ihm vor.
„Wer hat dir das mit den Süßigkeiten gesagt?!“ Er sieht Jake nur von der Seite an. „Hast du uns ausspioniert? Was willst du von mir?“ Er hält Norm am Arm fest.
„Ich will, dass du Jaan wieder nachhause lässt und ihn nicht mehr schießen lässt.“
„Das geht nicht. Ich hab seinem Clan versprochen, ihn zu unterrichten und wenn er nur so zurückkommt, wird er vielleicht ausgestoßen.“
„Oh du Armer! Los, bring mich in Gewahrsam und geh wieder Schlafen! Du hast morgen Großes vor.“
Im Keller geht die Aufzugtür auf und Norm und Glan kommen raus. „Danke Glan, dass du die Aufsicht über mich übernimmst.“
Glan gähnt: „Üah! Das mach ich doch gern für dich.“
Sie befinden sich nun bei den Arrestzellen oder besser gesagt bei den "Gefängniszellen". Beide haben sich Schlafmatten mitgebracht und Norm hat auch noch einen Computer dabei.
„Eine echte Glanzleistung, die du dir da geleistet hast.“
„Echt, findest du?“, sagt Norm.
„Wie kamst du nur darauf, das Kind zu entführen?“
„Noch mal, ich hab es nicht entführen sondern retten wollen.“ Norm steigt in die Zelle, „Du hast doch auch die Aufnahmen gesehen. Das ist doch absehbar, was mit Jaan in ein paar Jahren sein wird.“
„Du hast ja Recht.“, Glan macht über die Konsole seine Zellentür zu, „Aber deswegen kann man sich doch nicht gegen Sully stellen.“
Norm lässt das mal kurz so im Raum stehen und macht sich eine Zigarette an. Während der Quarantäne hatte er viel Zeit, um mit dem Rauchen anzufangen. Seine Stimme kommt nur noch gedämpft durch die Tür: „Aber jemand muss ihn Einhalt bieten. Er kann keine unschuldige Eingeborene zur Waffe bitten, vor allem keine Kinder.“
„Weißt du, wie lange du jetzt noch in Gewahrsam bleiben wirst?“, fragt Glan.
„Nein.“
„Ein Tag, eine Woche oder einen Monat? Ich kenn Jake dafür nicht genug. Das ist jetzt nicht auf dich bezogen aber ich will nicht auch in der Zelle landen“
„Schade, dass du nicht so viel Engagement zeigst wie ich.“ Norm rollt seine Matte aus und legt sie auf die Bank. „Was glaubst du, wie viele Na'vi noch kommen werden, um für Jake zu lernen?“
„Keine Ahnung, ich hoffen nicht viele. Ich glaube auch nicht, dass welche in näherer Zeit kommen werden. Ist es nicht zu früh, um sich so zu wappnen?“ Glan nimmt ein Stuhl und tut ihn in die Angel einer anderen Zellentür. Wer weiß, ob sich jemand in die Tür hackt und sie verschließt.
Sie breitet ihre Matte aus und geht noch mal zur Konsole zurück. „Ich will schlafen. Ich mach jetzt das Licht aus, ja?“
Norm wollte aber noch ein Video Log machen. Dann macht er es eben in einem nicht so guten Licht. „Ich wollte zwar noch ein Log machen, aber schalte es ruhig aus.“
„Schön“, bedankt sich Glan.
Auf dem ganzen Stockwerk dimmt sich das Licht runter, bis es ganz aus ist. Nur noch ein paar Displays an der Wand und Norm´s Zigarette leuchten noch.
Sie legt sich auf die Bank und sagt: „Gute Nacht, Norm.“
„Gute Nacht, Glan.“ Norm stellt den PC auf die Bank, ihm gegenüber und schaltet ihn ein. Der Bildschirm ist doppelt so hell wie alles andere und er stellt ihn dunkler ein. Norm drückt auf ein kleines Fenster und die Datei zum Video Log aufnehmen öffnet sich. Sein Name, der Ort und die Zeit sind bereits eingegeben. Er drückt auf "Start" und es geht los: „So! Das ist heute schon mein zweites Video, aus folgendem Grund: Ein Log zuvor hatte ich erzählt, dass ich beobachtet hab, wie Jake mit einem Jungen geschossen hat. Mein Verdacht hatte sich bestätigt und es kam raus, dass er "Jaan" versprochen hat, ihn zu einem Jäger zu machen. Ich weiß doch was die Wahrheit ist und deswegen hab ich eben versucht Jaan daraus zu befreien. Leider hab ich vergessen, dass nachts die Tore geschlossen sind und hab versucht mit ihm über den Zaun zu kommen. Doch wir wurden verpfiffen. Ich schätze dass Mike, das Drecksschwein, die Scheinwerfer angemacht und Jake gewarnt hat.“, Norm zieht an seiner Zigarette. „Jake, ich weiß, dass du dir dieses Video Log irgendwann ansehen wirst und deswegen sage ich dir, dass du nicht das Recht hast, irgendwelche Andere in dein Krieg zu ziehen!
Ich will, dass du an dem Tag, wo Jaan stirbt, dir dieses Video noch mal ansiehst und ich dir sage, dass ich von Anfang an Recht hatte!“
Jaan ist in der Avatar Baracke und trifft die letzten mentalen Vorbereitungen. Er denkt an Zuhause und an seine Familie. Mutter weiß bestimmt nicht, was er gleich machen wird.
Er hält das Fußband von Neynat in der Hand. Ein derartiges Abschiedsgeschenk hat er von niemanden bekommen. Es ist ein Lederband mit einem schönen Perlenmuster. Jaan legt es sich ans rechte Bein an.
Neben ihm, auf der Liege, liegen alle seine Waffen. Ein neuer Munitionsgürtel, mit 18 Magazinen, den er sich um die Hüfte schnallt. Am Gürtel ist eine Machete, Jake sagte, dass er sie gebrauchen wird.
Dann nimmt er sich das Walki-Talki-Set, legte sich die Kette um den Hals und steckt sich den Hörer ins Ohr. Mit einem Druck auf den Knopf macht es Piep und der Knopf im Ohr ist mit dem Sender verbunden.
Jaan nimmt sich die Schutzbrille und setzt sie sich auf. Sie gibt ihm das Gefühl von Sicherheit.
Da liegen die Bilder von Zuhause und er sieht sie sich noch mal an. Er schiebt sie wieder auf einen Haufen, dass das Foto, auf dem er Mutter das letzte Mal umarmt hat, oben liegt. Sie beide sehen so glücklich darauf aus. Laut denkend spricht Jaan die Worte: „Ich sehe dich.“, und tut sie sich in seine Schurztasche.
Er nimmt das Sturmgewehr, das mit dem grünen Aufsatz. Jake meinte, dass das, die geeignetste Waffe für ihn sei.
Er sieht durch das Visier. Das besondere an ihm ist, dass es Infrarot (Wärmebild) hat.
Da währe noch eine Taschenlampe. Jaan nimmt sie und schaltet sie ein. Er bewundert die Menschentechnologien. Er steckt die Lampe ans Gewehr und schaltet sie wieder aus.
Somit währe Jaan jetzt bereit. „RED 2: bist du fertig?“, hört er Jake´s Stimme aus dem Funk.
„Ja, ich komme jetzt.“, antwortet Jaan.
Er geht aus dem Haus, steigt die Treppen runter und geht zum Start/Landeplatz, wo alle stehen. Die Avatare und die Menschen stehen alle beisammen bei den Helikoptern und der Olo'eyktan verabschiedet sich noch von seinem Clan. Dann stellen sich alle, die mit kämpfen, wie für ein Gruppenfoto auf. Zu den kämpfenden Omaticaya gehören, neben Jake, nur drei dazu. Wegen der Abneigung, zu den Menschenwaffen, haben sich nicht mehr gemeldet.
Es erfüllt Jaan mit Stolz, bei einer so großen Aufgabe mit zu helfen.
Die Tsahìk kommt, um allen einen Segen zu sprechen: „Unsere große Mutter schütze und behüte die Himmelsmenschen und die tapferen Krieger, die unseren neuen Heimatbaum erobern. Schenke ihnen Mut“
„Mut!“, wiederholen alle Na'vi.
„Scharfsinn“
„Scharfsinn!“, geht es im Chor weiter.
„Kraft“
„Kraft!“
„Ein waches Auge“
„Ein waches Auge!“
„Und schnelle Reaktion.“
„Schnelle Reaktion!“
Da gehen Englische Kommandos durch, die Jaan alle nicht versteht: „BIG EYE an Schwalben: Alle Motore starten.“
„Schwalbe 0-8: Verstanden.“
„Schwalbe 0-9: Verstanden.“
„Schwalbe 2-5: Verstanden.“
„Schwalbe 3-7: Verstanden.“
„Komm Jaan, wir fliegen los.“, sagt Jake zu ihm.
Die Helikopterrotoren fangen an, sich zu drehen und alle steigen ein – auch die Na'vikrieger. Die vier Samson Maschinen machen viel Wind.
Die blauen Riesen setzen sich weiter in die Hubschrauber rein während die Menschen zwischen ihnen und vor ihnen Platz nehmen. Fast alle Avatare haben AV-MGs wehrend die Menschen eher leichter bewaffnet sind, so auch haben sie ein paar Flammenwerfer. Die Na'vi haben nur ihre Bögen.
Jake und Jaan steigen auf Leo drauf, der dann imposant die Flügel ausbreitet und einen Schrei lässt.
Die Omaticaya rufen ihnen Glückwünsche und Sachen wie „Eywa sei mit euch.“, zu aber unter dem Helikopterlärm gehen diese Rufe unter. Jake und Jaan und fast alle andere zeigen die "Ich sehe dich" Geste und der Toruk hebt ab. Auch Die Helikopter fliegen los und Hell´s Gate wird wieder ganz klein.
Durch den Funk spricht wieder eine Stimme – dieses Mal auf Na'vi: „Hier ist BIG EYE: Nehmt alle Kurs auf Kelutral 4.“
David_Kazinski Ich habe nur Das Gewehr gelesen, aber las sich sehr geschmeidig. :) |