Beschreibung
"Was habe ich getan ?", dieses Satz schwirrte Makura immer wieder durch den Kopf. Doch er wusste es nicht mehr... Konnte sich nicht mehr daran erinnern. Seine ganze Vergangenheit war nur noch ein schwarzer dunkler Schleier aus dem manchmal ein Funken Erinnerung heraus sprang und ihn noch mehr quälte. Sein Name war Makura Felmor und er war 21 Jahre alt. Soviel war ihm noch klar. Doch alles andere in ihm schien verloren und vergessen.
Kapitel 1: Memoria Vestri
„Was habe ich getan“, dieses Satz schwirrte Makura immer wieder durch den Kopf. Doch er wusste es nicht mehr... Konnte sich nicht mehr daran erinnern. Seine ganze Vergangenheit war nur noch ein schwarzer dunkler Schleier aus dem manchmal ein Funken Erinnerung heraus sprang und ihn noch mehr quälte. Sein Name war Makura Felmor und er war 21 Jahre alt. Soviel war ihm noch klar. Doch alles andere in ihm schien verloren und vergessen.
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Die Nacht brach langsam heran und in der Zelle wurde es kalt und feucht. Decken oder wärme Quellen gab es nicht. Wieso sollten es auch ? Jene armen Seelen die man hier gefangen hielt waren sowieso Abschaum... Abschaum der auf seinen Tot elend warten musste. Die meisten Gefangenen hatten sich mit ihrem Schicksal bereits abgefunden und warteten in alle Stille auf ihre Erlösung. Aber bei Makura war dies anderes. Ihn quälte die Vergangenheit, die Zeit vor diesem Albtraum, jenes was verloren gegangen war. Manchmal, in der Nacht, wenn er denn endlich Schlaf gefunden hatte, sah er in seinen Träumen Geschichten. Geschichten von Abenteuern, Geschichten voller Glück und wundervoller Zeit. Ob jenes was er sah seiner Vergangenheit entsprach, oder ob es nur Lügen waren die sein Geist erfunden hatte um die Leere in ihm zu füllen wusste er nicht. Aber es war ihm auch egal. Denn jene Momente im Schlaf gaben ihm Hoffnung und Halt. Sie bewahrten ihn vor dem Wahnsinn der mit beißender Hand nach ihm griff, Sekunde um Sekunde, jeden Moment ein wenig stärker. Sie füllten die dunkle schwarze Masse der absoluten Leere in ihm und gaben ihm somit die Gewissheit dass er noch immer ein Mensch sei.
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Wie jede Nacht, in der er versuchte zu schlafen, durchforstete er seinen Gedanken immer wieder und wieder nach etwas, das vielleicht nur darauf wartete gefunden zu werden... Nach dem Schlüssel zu diesem Rätsel. Vielleicht tat er dies um sich selber zu beruhigen, vielleicht aber auch, weil er so an diese Einsamkeit gewönnt war dass er nicht mehr in der Lage war damit aufzuhören. Fast hatte er seine Augen geschlossen, fast wäre er in die Freiheit seiner Träume geflüchtet, da passierte etwas das er kaum glauben konnte und doch war es real. Er hörte eine Stimme. Die meisten Menschen hätten dies für banal und unwichtig gehalten. Doch in seiner Situation war dies anders, denn die Stimme die er hörte bot seinem Geist Hoffnung. Makura war sich auf einmal sicher... Er hörte wirklich eine Stimme. Jemanden nach ihm rufen... Jemanden der ihn daran erinnerte dass er nicht alleine in dieser Vorhölle war, denn unter der Ewigkeit der Stille die er bereits dort unten in diesem dunklen kalten und feuchten Kerker verbracht hatte, hatte er diese Erkenntnis bereits verloren. „He du, Junge ?“, rief die Stimme, die in seinen Ohren wie der Klang eines wunderschönen Musikinstrumentes war. „Du bist noch sehr jung, oder ?“, fragte sie ihn. Wahrscheinlich gehörte sie einem alten und gebrechlichen Mann. „Was geht sie das an“, wollte Makura schon im ersten Moment zurück fauchen, doch dann besonnte er sich einen kurzem Moment und antwortete mit einem stumpfen „ja“. „Bisher habe ich nie viel auf Lord Polmor oder seiner angeblich so freien Regierung gehalten... Aber dass er jetzt schon Kinder hinrichten lässt, erschreckt mich sogar...“, hallte die Stimme in deutlich erregtem Ton durch die kalten dunklen Räume der Zellen. Makura ließ ein kurzes Seufzen erklingen. „Sitzen sie auch in der Todeszelle ?“, fragte er den Unbekannten schließlich. „Tun wir das nicht alle ?“ Diese Antwort verwundert Makura allerdings sehr. „Ich... Ich verstehe nicht ?“, gab er nach kurzer Bedenkzeit zu. „Eingemauert in unserem kleinen Raum den wir Leben nennen, warten wir doch alle auf den Tod“, erläutert die Stimme ihm genauer. Makura wollte dies allerdings nicht wahrhaben. „Wenn das Leben ein Käfig ist und der Tod die Freiheit, wieso klammern sich die Menschen denn so an ihre Zellen ?“, antwortete Makura hastig und nervös. Wahrscheinlich weil ihm in diesem Moment wieder bewusst wurde dass auch sein Käfig bald zerfallen wird.
Momente der Stille... Sekunden... bis hin zu Minuten... aber keine Antwort erklang. Nichts mehr... Nur noch die Ewigkeit der Stille. „Nein... Wieder alleine...“, schwirrte Makura durch den Kopf. Er wollte es nicht wahrhaben... Nicht wahrhaben dass die einzige Person die ihn noch daran erinnern konnte dass er überhaupt noch leben würde, einfach verschwunden war. In seiner Verzweiflung lehnte er sich an die Wand um zu horchen ob er nicht vielleicht den Atem des Fremden noch hören konnte. Dies alleine hätte ihn schon beruhigen können... Aber da war nichts... Nur die Stille und die Einsamkeit... Es war als ob sein Gegenüber einfach zu Staub zerfallen war... oder vielleicht von der Leere verschluckt ? Vielleicht würde ihn das gleiche Schicksal bald ereilen ? Diese Gedanken waren wahrscheinlich nur ein weiterer Beweis dafür, dass der Wahnsinn sich immer mehr in ihm ausbreitete. Nach etwa einer Stunde des Wahnsinns und des Marterns gab Makura die Hoffnung schlussendlich auf und legte seinen Kopf auf die kalten Fliesen des Bodens nieder um zu schlafen.